Schicksal
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Freigeisterhaus -> Kultur und Gesellschaft

#1: Schicksal Autor: Nergal BeitragVerfasst am: 23.04.2006, 00:08
    —
Frage zu den Interpretationen der QM, also MWI, CI, und HVI.

Welche lässt so etwas wie "selbstbestimmung" dh das Fehlen von Determinismus zu?

Denkt ihr das Universum ist determiniert?

Wäre in der MWI alles determiniert, hätten wir in diesem Fall irgendeine Möglichkeit etwas selbst zu lenken?

#2: Re: Schicksal Autor: Tarvoc BeitragVerfasst am: 23.04.2006, 00:21
    —
Nergal hat folgendes geschrieben:
HVI

Was bedeutet diese Abkürzung?

#3:  Autor: Nergal BeitragVerfasst am: 23.04.2006, 00:46
    —
hidden variables (von Einstein)

#4:  Autor: Nergal BeitragVerfasst am: 23.04.2006, 00:47
    —
Eigentlich keine brauchbare Theorie sondern nur eine Art Platzhalter Mit den Augen rollen

#5:  Autor: Scout2001 BeitragVerfasst am: 23.04.2006, 02:03
    —
Ich bin ein Indeterminist.
Weil ich beim besten Willen nicht vorstellen kann, dass das zufällige Treffen eines Bekannten im Urlaubsort, der ich Zeit meiner Kindheit nicht mehr gesehen haben, kein Zufall gewesen sein soll. Und zahlreiche ähnliche Beispiele.

Auch finde ich die bekannte Moral hinter Determinismus schwachsinnig. Der Täter konnte nichts zu seiner Schuld. Es geschah durch Beeinflussung........

Ich bin auch gegen den Freien Willen, weil er bedingt dadurch, dass es determinierte Prozesse einfach auch gibt unsinnig ist.

Was das Weltall und seine tote Objekte angeht, gehe ich davon aus, dass sie in den meisten Fällen determinierte sind.

P.S.: In Physik gibt es Indeterminismus.

#6: Re: Schicksal Autor: Sehwolf BeitragVerfasst am: 23.04.2006, 02:20
    —
Nergal hat folgendes geschrieben:
Frage zu den Interpretationen der QM, also MWI, CI, und HVI.

Welche lässt so etwas wie "selbstbestimmung" dh das Fehlen von Determinismus zu?

Denkt ihr das Universum ist determiniert?

Wäre in der MWI alles determiniert, hätten wir in diesem Fall irgendeine Möglichkeit etwas selbst zu lenken?

HVi hatte ja letzendlich den Sinn (Zitat Wiki) "nichtdeterministische Charakter von Messergebnissen in der Quantenmechanik auf eine deterministische Theorie zurückgeführt werden.". Welche Rolle MW für Determinismus spielt? Keine Ahnung, muss ich zugeben, kann es mir aber kaum vorstellen. Es passiert ja "praktisch" ALLES. Deine MW-alter-Egos verhalten sich auf alle denkbaren Weisen, dürfte also schwer sein von Lenkung zu sprechen.
Bezüglich der QM spricht Hawking von 50%Determinismus, dh da ist noch bisschen Platz zum lenken, wobei ich auch nicht von einem unbedigten freien Willen ausgehe. Ist ein Widerspruch in sich, denke ich.


T

#7:  Autor: Nergal BeitragVerfasst am: 23.04.2006, 02:57
    —
Zitat:
wobei ich auch nicht von einem unbedigten freien Willen ausgeh


Den Freien Willen als Ding aus einer anderen Dimension das einfach mir nichts dir nichts über uns kommt gibt es wohl nur in den Köpfen div. Esoterikspinner.
Aber dass alles, dh die Zukunft, unverrückbar und fest vorgegeben ist und wir nichts mehr beeinflussen können, also praktisch so als ob alles auf VHS drauf wäre und das Ende bereits feststeht bevor das Band überhaupt eingelegt ist, nun das klingt enorm beunruhigend.

Um ehrlich zu sein finde ich die MWI sehr, sehr beunruhigend, und hofffe dass diese in der Form in der sie von Deutsch vertretten wird nicht in der wirklichkeit eine nachprüfbare Entsprechung findet.
Das heißt nicht dass so etwas etwa zu leugnen wäre, nein sondern einfach dass es, so richtig, verdammt erschreckend und erschütternd wäre.

#8:  Autor: Sehwolf BeitragVerfasst am: 23.04.2006, 03:02
    —
Nergal hat folgendes geschrieben:
Das heißt nicht dass so etwas etwa zu leugnen wäre, nein sondern einfach dass es, so richtig, verdammt erschreckend und erschütternd wäre.


Wieso das? Mit den Augen rollen

Kann dir doch am Arsch vorbeigehen. Du verhälst dich hier so und antwortest vernünftig und in der nächsten Welt, schüttelst du ob der Blödheit dieses meines Beitrages den Kopf und gehts schlafen und in der dritten da materialsiert sich gleich eine heisse Brünette in deinem Schlafgemach und bringt deinen unausgleglichenen Hormonhaushalt wieder in Ordnung (wahlweise Blond, Glatzköpfig, Rot oder ganz ohne Haar)

T.

#9:  Autor: Nergal BeitragVerfasst am: 23.04.2006, 03:16
    —
Zitat:
Wieso das?


Es gäbe keine Entscheidungen sondern nur die wahrscheinlichkeiten die sich in den unzähligen Welten verwirklichen würden, unausweichlich!
So würde ich zB in einer Zukunft zum Massenmörder, Diktator, Guru etc. die wahrscheinlichkeit ist klein aber sie würde realität werden.

Ebenso ist der Gedanke, unablässig aufgesplittet zu werden ziemlich erschreckend.
Wer bin ich dann genau?

#10:  Autor: Sehwolf BeitragVerfasst am: 23.04.2006, 03:21
    —
Nergal hat folgendes geschrieben:

Wer bin ich dann genau?

Du triffst diese die anderen andere Entscheidungen. Außerdem:
Du bist Nergal#1. Die anderen sind nur billiger Abklatsch.
Klar ist aber das die Sehwolfs#2 bis #227829702 ihren jeweiligen Nergals dasselbe schreiben.
zwinkern

T.

#11:  Autor: Tarvoc BeitragVerfasst am: 23.04.2006, 06:40
    —
Nergal hat folgendes geschrieben:
Eigentlich keine brauchbare Theorie sondern nur eine Art Platzhalter. Mit den Augen rollen

Die Hidden Variables Interpretation kenne ich natürlich auch (obwohl mir die Abkürzung nicht geläufig war). Im Grunde hast du mit den Platzhaltern m.E. gar nicht 'mal so Unrecht. Letztendlich sehe ich die KI und die MWI als Teilmengen der HVI: Bei ersterer ist die Verborgene Variable eben der sogenannte 'Zufall' (nun, was könnte 'variabler' sein als der Zufall? *g*) und bei zweiterer sind die vielen Welten, bzw. der Moment der Aufspaltung, eine Art Verborgene Variable. Interessant jedoch finde ich, dass nach Bells Theorem jede deterministische Theorie innerhalb einer einzigen Welt dadurch, dass sie nichtlokale und nichttemporale Ereignisse zuließe, zur Aufgabe der linearen Kausalität führen muss. Das heißt: Ereignis A könnte dann Ereignis B beeinflussen, obwohl Ereignis A erst nach Ereignis B geschieht. Spontan fühle ich mich dabei an einen David-Lynch-Film erinnert. Lachen

Ich selbst würde mich, soweit ich etwas von der Materie verstehe, als undogmatischen Kopenhagenianer bezeichnen.

#12: Re: Schicksal Autor: Evilbert BeitragVerfasst am: 23.04.2006, 06:43
    —
Nergal hat folgendes geschrieben:
Frage zu den Interpretationen der QM, also MWI, CI, und HVI.

Welche lässt so etwas wie "selbstbestimmung" dh das Fehlen von Determinismus zu?

Denkt ihr das Universum ist determiniert?

Wäre in der MWI alles determiniert, hätten wir in diesem Fall irgendeine Möglichkeit etwas selbst zu lenken?


Was bedeuten die Abkürzungen?

#13: Re: Schicksal Autor: Tarvoc BeitragVerfasst am: 23.04.2006, 06:45
    —
Evilbert hat folgendes geschrieben:
Was bedeuten die Abkürzungen?

QM = Quantenmechanik
CI = Copenhagen-Interpretation
MWI = Mehrwelteninterpretation
HVI = Hidden Variable Interpretation

#14: Re: Schicksal Autor: Tarvoc BeitragVerfasst am: 23.04.2006, 06:46
    —
Nergal hat folgendes geschrieben:
Wäre in der MWI alles determiniert, hätten wir in diesem Fall irgendeine Möglichkeit etwas selbst zu lenken?

Ich bin kein Experte, aber wäre es nicht denkbar, dass unsere Gehirne irgendwie mit dafür verantwortlich sind, welches Universum wir wahrnehmen?
(Dass also unsere Existenz in einem bestimmten Universum weniger ein physikalisches, sondern mehr ein neurologisches Faktum darstellt.)

#15:  Autor: Scout2001 BeitragVerfasst am: 23.04.2006, 08:39
    —
Nergal hat folgendes geschrieben:
Zitat:
wobei ich auch nicht von einem unbedigten freien Willen ausgeh


Den Freien Willen als Ding aus einer anderen Dimension das einfach mir nichts dir nichts über uns kommt gibt es wohl nur in den Köpfen div. Esoterikspinner.


Im Esoterik gibt es kein Zufall. Sondern es ist alles vom Schicksal, Sternen, Karten, Energie etc. bestimmt. Geschockt
In der Religion ist mal wieder Doppeldenk gefragt. Es ist alles Gottes Wille und der Mensch hat sein Freien Willen.

Determinismus ist ein Pro der Esoterikbranche. Nummerologie wird es danach am genausten deine VHS - Kassette vorspulen und mal kurz reinschauen können. Lachen

#16:  Autor: JohnnyboyWohnort: Babylon BeitragVerfasst am: 23.04.2006, 10:14
    —
Das Wort "Selbstbestimmung" ist hier fehl am Platz. Ein absoluter Zufall würde nur die Ergebnismenge erhöhen. Außerdem: Wenn unser "Selbst" etwas bestimmt, wann haben wir unser "Selbst" bestimmt?

Zu Hawking: Es gibt ja dieses kleine Hawking Büchlein von RoRoRo (den Namen habe ich leider vergessen), ich glaube sowas wie "An die Grenzen der Raumzeit". Dort äußert er sich vielmehr so, das man tatsächlich davon ausgehen kann, das alles vorherbestimmt sei, allerdings kennt man nicht alle phyikalischen Gesetze, deswegen wäre eine solche Aussage verfrüht. Zum philosophischen Aspekt der "Willensfreiheit" äußert er sich meines Wissens nach nicht. Das ändert aber nichts an der Tatsache, das dieselbe, so wie wie Sehwolf angemerkt hat, unlogisch ist.

Es ist auch schwachsinnig, so zu leben: Es ist alles determiniert! Wir können die Zukunft nicht änern! Der Punkt nämlich ist, das wir gar nicht wssen können was vorherbestimmt ist, sodas dieser Gedanke müßig wird.

@ Scout2001:
1. Was ist Schuld?
2. Was ist ein Verbrechen?
3. Wie kommst du auf die witzige Idee, das Zufall irgendwas mit "Freiheit" zu tun hat? Bzw. wie schaffst du es daraus die Verantwortlichkeit eines Menschen für sein Handeln ablesen zu können?

#17:  Autor: Deus ex Machina BeitragVerfasst am: 23.04.2006, 14:24
    —
Du nimmst mir die Worte aus dem Mund, Johnnyboy.

#18:  Autor: Nergal BeitragVerfasst am: 23.04.2006, 21:11
    —
Zitat:
Es ist auch schwachsinnig, so zu leben: Es ist alles determiniert! Wir können die Zukunft nicht änern! Der Punkt nämlich ist, das wir gar nicht wissen können was vorherbestimmt ist, sodas dieser Gedanke müßig wird.


Natürlich sind wir durch die Zustände in bestimmmten Grenzen gehalten, aber genau dass meinet Hawking soweit ich mich erinnern kann, also die sache mit unserem Denken und unserer Biologie etc.

Aber dass ist in diesem Zusammenhang nicht interessant.
Interessant ist ob die Zukunft, nachdem wir alle Voraussetzungen zu einem Zeitpunkt kennen, sich so entwickeln wird wie erwartet (gut ich weiß es gibt keine 1:1 wiederholbaren Experimente, die Voraussetzungen sind nie die selben) also ob alles wie auf einem Videoband dahinrolllt oder ob die Zukunft nicht völlig klar ist.

#19:  Autor: Scout2001 BeitragVerfasst am: 23.04.2006, 22:37
    —
Johnnyboy hat folgendes geschrieben:

1. Was ist Schuld?
2. Was ist ein Verbrechen?


Schau im Duden nach. Über klar ausgelegte Begriffe philosophiere ich nicht.


Johnnyboy hat folgendes geschrieben:

Bzw. wie schaffst du es daraus die Verantwortlichkeit eines Menschen für sein Handeln ablesen zu können?

In Deutschland gibt es sehr wenige Diebe, die aus bestimmten Gründen stehlen müssen (Hunger, Existenzgründe usw. usf.), und somit hatten die meisten eine Wahl.
Manche stehlen wegen einem Kick. Andere um sich kostenlos sich leicht zu bereichern, z.B. einfach nur aus Geiz, Gier, Missgunst. Andere aus Langesweile. Etc. pp.
Die meisten Diebe in Deutschland hatten eine Wahl und die meisten "wägen auch ab" und riskieren aus diversen Gründen ihre Tat.

Zu behaupten, Sie könnten nichts dazu, ist ein sehr naives denken und eigentlich auch realitätsfremd. Das sie damit anderen schaden, somit ein Verbrechen begehen, somit schuldig sind, sollte undiskutabel sein. Das wägt auch ein Dieb mit ab und ist ihm nicht nur bewusst, wenn er erwischt wurde und jemanden ihn aufklärt.

Tschuldige, für die deutlichen Begriffe, aber der Hammer musste mal fallen.
Und hoffentlich kommst du nicht mit Dingern aus der Jugend. Unüberlegtes Handeln spreche ich den Jugendliche zu.

#20:  Autor: JohnnyboyWohnort: Babylon BeitragVerfasst am: 23.04.2006, 22:43
    —
Definiere den Begriff: Freiheit
Definiere den Begriff: Verantwortung

Vielleicht geht dann dir ein Lichtchen auf. Ansonsten muss ich mit der Kleinarbeit für Idioten anfangen. Meine Fresse das es solche Leute noch gibt.

#21: Re: Schicksal Autor: narziss BeitragVerfasst am: 23.04.2006, 22:45
    —
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Nergal hat folgendes geschrieben:
Wäre in der MWI alles determiniert, hätten wir in diesem Fall irgendeine Möglichkeit etwas selbst zu lenken?

Ich bin kein Experte, aber wäre es nicht denkbar, dass unsere Gehirne irgendwie mit dafür verantwortlich sind, welches Universum wir wahrnehmen?
(Dass also unsere Existenz in einem bestimmten Universum weniger ein physikalisches, sondern mehr ein neurologisches Faktum darstellt.)

http://space.mit.edu/home/tegmark/everett.html

Das sollte deine Frage eigentlich beantworten, so ich sie verstanden habe.

#22:  Autor: Sehwolf BeitragVerfasst am: 23.04.2006, 22:47
    —
Scout2001 hat folgendes geschrieben:
Johnnyboy hat folgendes geschrieben:

1. Was ist Schuld?
2. Was ist ein Verbrechen?


Schau im Duden nach. Über klar ausgelegte Begriffe philosophiere ich nicht.


Johnnyboy hat folgendes geschrieben:

Bzw. wie schaffst du es daraus die Verantwortlichkeit eines Menschen für sein Handeln ablesen zu können?

In Deutschland gibt es sehr wenige Diebe, die aus bestimmten Gründen stehlen müssen (Hunger, Existenzgründe usw. usf.), und somit hatten die meisten eine Wahl. .


naja so einfach isses ja nu auch wieder nicht.
Rechtlich ist der Begriff Schuld wohl klar.

Aber es gibt ja inzwischen sogar Neurologen die einen "freien Willen" für nicht existent halten und deshalb für eine neue Moral/Ethik/Justiz plädieren.

Und wenn besipielsweise 100% physikalischer Determismus bewiesen würde (was mE nicht geht) dann wäre es unmoralisch und zutiefst verwerflich jemanden für etwas zu bestrafen, für das er nicht verantwortlich ist udn ncith sein kann. Der begriff "Verantwortung" hätte schlicht keinen Sinn mehr also ebensowenig "Schuld" oder irgendeine rechtliche Kategorie, weil es einfach keine Wahl gibt.



T.


Zuletzt bearbeitet von Sehwolf am 23.04.2006, 22:50, insgesamt einmal bearbeitet

#23:  Autor: Xamanoth BeitragVerfasst am: 23.04.2006, 22:50
    —
Scout2001 hat folgendes geschrieben:
Johnnyboy hat folgendes geschrieben:

1. Was ist Schuld?
2. Was ist ein Verbrechen?


Schau im Duden nach. Über klar ausgelegte Begriffe philosophiere ich nicht.


Verbrechen ist im StGb legaldefiniert. SChuld ist aber mehr als ein juristischer Begriff, so klar ist das also nicht. Über den Begriff gibt es einiges in der Philosophie, auch über den Zusammenhang zwischen freiem Willen und Schuld.

Scout2001 hat folgendes geschrieben:
Johnnyboy hat folgendes geschrieben:
]
Bzw. wie schaffst du es daraus die Verantwortlichkeit eines Menschen für sein Handeln ablesen zu können?

In Deutschland gibt es sehr wenige Diebe, die aus bestimmten Gründen stehlen müssen (Hunger, Existenzgründe usw. usf.), und somit hatten die meisten eine Wahl.
Manche stehlen wegen einem Kick. Andere um sich kostenlos sich leicht zu bereichern, z.B. einfach nur aus Geiz, Gier, Missgunst. Andere aus Langesweile. Etc. pp.
Die meisten Diebe in Deutschland hatten eine Wahl und die meisten "wägen auch ab" und riskieren aus diversen Gründen ihre Tat.

Was solll uns das jetzt sagen?

Zitat:

Zu behaupten, Sie könnten nichts dazu, ist ein sehr naives denken und eigentlich auch realitätsfremd. Das sie damit anderen schaden, somit ein Verbrechen begehen, somit schuldig sind, sollte undiskutabel sein. Das wägt auch ein Dieb mit ab und ist ihm nicht nur bewusst, wenn er erwischt wurde und jemanden ihn aufklärt.


Wenn es keinen reien wWillen gibt, gibt es demnach auch keine Verantwortlichkeit. (Die ich aber für eine unvermeidliche jur. Annahme halte).

Zitat:
Tschuldige, für die deutlichen Begriffe, aber der Hammer musste mal fallen.
Und hoffentlich kommst du nicht mit Dingern aus der Jugend. Unüberlegtes Handeln spreche ich den Jugendliche zu.

Das hat damit nichts zu tun, jugendliche und kindliche Prägung kann Dinge erklären, nicht entschuldigen.
Das war kein Hammer, das war eine Feder, ein nichts.

#24:  Autor: JohnnyboyWohnort: Babylon BeitragVerfasst am: 23.04.2006, 22:50
    —
Sehwolf hat folgendes geschrieben:

naja so einfach isses ja nu auch wieder nicht.
Rechtlich ist der Begriff Schuld wohl klar.


Das interessiert mich einen Dreck. Du weisst worauf ich hinaus will.

Das Problem bei Grünlingen wie Scout2001 ist, dass sie sich über grundlegende logische Probleme bei dem irrsinigen Begriff "Willensfreiheit" nicht klar sind und ihre Blauäugigkeit dann auch noch benutzen um andere als "naiv" zu bezeichnen.

#25:  Autor: Sehwolf BeitragVerfasst am: 23.04.2006, 22:56
    —
Johnnyboy hat folgendes geschrieben:
Sehwolf hat folgendes geschrieben:

naja so einfach isses ja nu auch wieder nicht.
Rechtlich ist der Begriff Schuld wohl klar.


Das interessiert mich einen Dreck. Du weisst worauf ich hinaus will.

Das Problem bei Grünlingen wie Scout2001 ist, dass sie sich über grundlegende logische Probleme bei dem irrsinigen Begriff "Willensfreiheit" nicht klar sind und ihre Blauäugigkeit dann auch noch benutzen um andere als "naiv" zu bezeichnen.


Klaro weiss ich ...

... ich wollte es halt nur netter für Scout formulieren. zwinkern


T.

#26:  Autor: Xamanoth BeitragVerfasst am: 23.04.2006, 23:01
    —
Sehwolf hat folgendes geschrieben:

naja so einfach isses ja nu auch wieder nicht.
Rechtlich ist der Begriff Schuld wohl klar.


Zitat:
Schuld bedeutet die Vorwerfbarkeit der Tat im Hinblick auf die ihr zu grunde liegende rechtlich tadelnswerte Gesinnung. So wie der Unrechtsgehalt der Tat von ihrem Handlungsunwert abhängt, wird ihr Schuldhgeehalt durch den auf die konkrete Tatbestandsverwirklichung bezogenen Gesinnungsunwert bestimmt. Grundlage der Schuld ist die Fähigkeit des Menschen sich frei und richtig zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden. Nur wenn diese Entscheidungsfreiheit existiert, hat es Sinn, einen Schuldvorwurf gegen einen Täter zu erheben.

Wessels, Strafrecht allgemeiner Teil, Rn. 397, S. 131

Zitat:
Das STGB bestimmt den Begriff der Schuld nicht, §29 begnügt isch mit dem Hinweiß, das jeder Täter nach siener Schuld zu bestrafen ist.
1. Der psychologische Schuldbegriff
Die psychologische Auffassung erblickte das Wesen der SChuld in der subjektiv-seelischen Beziehung des Täters zur Tat. Sie identifizierte den Schuldbegriff mit dem psychischen Sachverhalt , sah Vorsatz und Fahrlässigkeit also als Schulddarten an.

2. Der normative Schuldbegriff
Das Wesen der SChuld liegt in der Vorwerfbarkeit der Weillensbildung und Willensbetätigung, also in der normativen Beertung eines psychischen Sachverhatls.

Wessels, Strafrecht allgemeiner Teil, Rn. 406ff

Zitat repariert - kolja

#27:  Autor: Scout2001 BeitragVerfasst am: 24.04.2006, 03:21
    —
Zuerst mal müsst ihr erstmal aufhören den Determinismus damit zu belegen, dass ihr den Freien Willen widerlegen könnt.

In diesem Zusammenhang hat es was von Kreationisten, die nicht die Schöpfungsgeschichte belegen, aber einige Punkte des ETs in Frage stellen oder widerlegen können. Kommt mir bei diesem Thema einfach so vor.

Ich bin ein Indeterminist, der den Freien Willen ablegt. Der Freie Wille ist grob nur ein Antwort auf die Theodizee - Frage gewesen, der am Ende nur nach einer Ausrede klang. Wieso ist euch ja bestens bekannt. Darauf brauchen wir eigentlich nicht mehr einzugehen.

Das Problem, der Widerspruch ist der Begriff Frei. Im Gegenteil zu Zwang, gang Frei nur Relativ erreicht werden. Aber ob es euch gefällt oder nicht, nicht jede Entscheidung eines Menschens wird durch feststehenden Gesetzen verursacht und ist demnach keineswegs (jetzt wird's esoterisch) vorherbestimmt.


Zuletzt bearbeitet von Scout2001 am 24.04.2006, 03:44, insgesamt einmal bearbeitet

#28:  Autor: Sehwolf BeitragVerfasst am: 24.04.2006, 03:43
    —
Scout2001 hat folgendes geschrieben:
Zuerst mal müsst ihr erstmal aufhören den Determinismus damit zu belegen, dass ihr den Freien Willen widerlegen könnt.
    Am Kopf kratzen

Scout2001 hat folgendes geschrieben:
In diesem Zusammenhang hat es was von Kreationisten, die nicht die Schöpfungsgeschichte belegen, aber einige Punkte des ETs in Frage stellen oder widerlegen können. Kommt mir bei diesem Thema einfach so vor.
    Geschockt

Scout2001 hat folgendes geschrieben:
Ich bin ein Indeterminist, der den Freien Willen ablegt. Der Freie Wille ist grob nur ein Antwort auf die Theodizee - Frage gewesen, der am Ende nur nach einer Ausrede klang. Wieso ist euch ja bestens bekannt. Darauf bauen wir eigentlich nicht mehr einzugehen.
    Schulterzucken

Scout2001 hat folgendes geschrieben:
Das Problem, der Widerspruch ist der Begriff Frei. Im Gegenteil zu Zwang, gang Frei nur Relativ erreicht werden. Aber ob es euch gefällt oder nicht, nicht jede Entscheidung eines Menschens wird aus feststehenden Gesetzen verursacht und ist bedingt keineswegs (jetzt wird's esoterisch) vorherbestimmt.
    Komplett von der Rolle





T.

#29:  Autor: Scout2001 BeitragVerfasst am: 24.04.2006, 03:46
    —
Sehwolf hat folgendes geschrieben:
    Schulterzucken


Problem in der Grauzone?

Bitte ->
http://de.wikipedia.org/wiki/Determinismus


Hmm, danach bin ich ein Mitglied des Schwachen Determinismus

#30:  Autor: Sehwolf BeitragVerfasst am: 24.04.2006, 04:10
    —
Scout2001 hat folgendes geschrieben:
Ich bin auch gegen den Freien Willen

Scout2001 hat folgendes geschrieben:
Ich bin ein Indeterminist

Scout2001 hat folgendes geschrieben:
Ich bin ...der den Freien Willen ablegt
.
Scout2001 hat folgendes geschrieben:
Hmm, danach bin ich ein Mitglied des Schwachen Determinismus


ähhhhmmm, ja also ähhhh idee
Scout2001 hat folgendes geschrieben:
Schau im Duden nach

ja genau.... gute Idee, mach das mal zwinkern


T.

#31:  Autor: koljaWohnort: NRW BeitragVerfasst am: 24.04.2006, 09:02
    —
Einen absoluten Determinismus kann man derzeit wohl kaum vertreten, da es nach aktuellem Kenntnisstand in der Quantenmechanik sowas wie einen "echten Zufall" gibt. Allerdings hat dieser auf die makroskopischen Vorgänge um uns herum kaum Einfluss. Die für uns bedeutungsvollen Vorgänge in der Welt laufen zumindest näherungsweise deterministisch ab. Das gilt auch für die Vorgänge in unseren Gehirnen.

Scout2001 hat folgendes geschrieben:
Aber ob es euch gefällt oder nicht, nicht jede Entscheidung eines Menschens wird durch feststehenden Gesetzen verursacht und ist demnach keineswegs (jetzt wird's esoterisch) vorherbestimmt.

Selbst wenn der QM-Zufall einen gewissen Einfluss auf unsere Entscheidungen hätte, so wären diese dadurch nicht "frei", sondern höchstens ein wenig "zufällig".


Zuletzt bearbeitet von kolja am 24.04.2006, 09:09, insgesamt einmal bearbeitet

#32:  Autor: Ralf Rudolfy BeitragVerfasst am: 24.04.2006, 09:07
    —
Scout2001 hat folgendes geschrieben:
Ich bin ein Indeterminist.
Weil ich beim besten Willen nicht vorstellen kann, dass das zufällige Treffen eines Bekannten im Urlaubsort, der ich Zeit meiner Kindheit nicht mehr gesehen haben, kein Zufall gewesen sein soll. Und zahlreiche ähnliche Beispiele.

Ob etwas ist, ist nicht davon abhängig, ob du es dir vorstellen kannst.
Was soll es denn sonst gewesen sein, wenn kein Zufall?

#33:  Autor: koljaWohnort: NRW BeitragVerfasst am: 24.04.2006, 09:11
    —
Scout2001 hat folgendes geschrieben:
Ich bin ein Indeterminist. Weil ich beim besten Willen nicht vorstellen kann, dass das zufällige Treffen eines Bekannten im Urlaubsort, der ich Zeit meiner Kindheit nicht mehr gesehen haben, kein Zufall gewesen sein soll.
Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
Ob etwas ist, ist nicht davon abhängig, ob du es dir vorstellen kannst. Was soll es denn sonst gewesen sein, wenn kein Zufall?

Genau genommen war das auch kein Zufall, es erscheint uns nur so, weil wir ein extrem komplexes und chaotisches System beobachten und alle beteiligten Variablen niemals kennen können. Ähnlich wie beim Wetter.

#34:  Autor: Ralf Rudolfy BeitragVerfasst am: 24.04.2006, 09:12
    —
kolja hat folgendes geschrieben:
Scout2001 hat folgendes geschrieben:
Ich bin ein Indeterminist. Weil ich beim besten Willen nicht vorstellen kann, dass das zufällige Treffen eines Bekannten im Urlaubsort, der ich Zeit meiner Kindheit nicht mehr gesehen haben, kein Zufall gewesen sein soll.
Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
Ob etwas ist, ist nicht davon abhängig, ob du es dir vorstellen kannst. Was soll es denn sonst gewesen sein, wenn kein Zufall?

Genau genommen war das auch kein Zufall, es erscheint uns nur so, weil wir ein extrem komplexes und chaotisches System beobachten und alle beteiligten Variablen niemals kennen können. Ähnlich wie beim Wetter.

Dann ist der Begriff aber sinnlos.

#35:  Autor: AntagonisTWohnort: 2 Meter über dem Boden BeitragVerfasst am: 24.04.2006, 09:16
    —
Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
kolja hat folgendes geschrieben:
Scout2001 hat folgendes geschrieben:
Ich bin ein Indeterminist. Weil ich beim besten Willen nicht vorstellen kann, dass das zufällige Treffen eines Bekannten im Urlaubsort, der ich Zeit meiner Kindheit nicht mehr gesehen haben, kein Zufall gewesen sein soll.
Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
Ob etwas ist, ist nicht davon abhängig, ob du es dir vorstellen kannst. Was soll es denn sonst gewesen sein, wenn kein Zufall?

Genau genommen war das auch kein Zufall, es erscheint uns nur so, weil wir ein extrem komplexes und chaotisches System beobachten und alle beteiligten Variablen niemals kennen können. Ähnlich wie beim Wetter.

Dann ist der Begriff aber sinnlos.


Vom Alltagsgebrauch abgesehen, schon.

Kann man nicht sagen, dass 'die Dinge einfach geschehen'? Also weder "Zufall"
noch "Determinismus"?

#36:  Autor: Ralf Rudolfy BeitragVerfasst am: 24.04.2006, 09:18
    —
AntagonisT hat folgendes geschrieben:
Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
kolja hat folgendes geschrieben:
Scout2001 hat folgendes geschrieben:
Ich bin ein Indeterminist. Weil ich beim besten Willen nicht vorstellen kann, dass das zufällige Treffen eines Bekannten im Urlaubsort, der ich Zeit meiner Kindheit nicht mehr gesehen haben, kein Zufall gewesen sein soll.
Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
Ob etwas ist, ist nicht davon abhängig, ob du es dir vorstellen kannst. Was soll es denn sonst gewesen sein, wenn kein Zufall?

Genau genommen war das auch kein Zufall, es erscheint uns nur so, weil wir ein extrem komplexes und chaotisches System beobachten und alle beteiligten Variablen niemals kennen können. Ähnlich wie beim Wetter.

Dann ist der Begriff aber sinnlos.


Vom Alltagsgebrauch abgesehen, schon.

Kann man nicht sagen, dass 'die Dinge einfach geschehen'? Also weder "Zufall"
noch "Determinismus"?

Nicht, wenn man wissen will, ob es eine kausale Verknüpfung zwischen Ereignissen gibt, und, wenn ja, wie sie beschaffen ist.

#37:  Autor: koljaWohnort: NRW BeitragVerfasst am: 24.04.2006, 09:54
    —
kolja hat folgendes geschrieben:
Genau genommen war das auch kein Zufall, es erscheint uns nur so, weil wir ein extrem komplexes und chaotisches System beobachten und alle beteiligten Variablen niemals kennen können. Ähnlich wie beim Wetter.
Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
Dann ist der Begriff aber sinnlos.

Wieso? Wie nennst Du es denn, wenn Du würfelst?

#38:  Autor: Nergal BeitragVerfasst am: 24.04.2006, 09:55
    —
Zitat:
Selbst wenn der QM-Zufall einen gewissen Einfluss auf unsere Entscheidungen hätte, so wären diese dadurch nicht "frei", sondern höchstens ein wenig "zufällig".


Existiert der echte Zufall wirklich dann gibt es auch kein Schicksal, zwar wäre unser Handeln durch Umwelt usw. Eingegrenzt aber nicht vorherbestimmbar/berechenbar, damit zwar nicht frei (frei würde ja in letzter Konsequenz bedeuten dass es losgelöst wäre von Erfahrung und Umwelt, sogar irrational) aber mit allen "Freiheitsgraden" in die Zukunft dh unbeschränktes Handeln im Vergleich zur newtonschen, descartschen Weltmschine bzw meinem VHS-Szenario.



Heiliger Hugo ist das wieder kompliziert rübergebracht Mit den Augen rollen

#39:  Autor: Ralf Rudolfy BeitragVerfasst am: 24.04.2006, 09:58
    —
kolja hat folgendes geschrieben:
kolja hat folgendes geschrieben:
Genau genommen war das auch kein Zufall, es erscheint uns nur so, weil wir ein extrem komplexes und chaotisches System beobachten und alle beteiligten Variablen niemals kennen können. Ähnlich wie beim Wetter.
Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
Dann ist der Begriff aber sinnlos.

Wieso? Wie nennst Du es denn, wenn Du würfelst?

Na, ich nenne es Zufall. Nach deiner Ansicht ist es das aber nicht, denn die gewürfelte Zahl ist letzlich auch determiniert, wenn auch außerhalb der Einwirkmöglichkeit des Würflers. Welche Zahl kommt, ist abhängig von: kinetische Energie des Würfels, Drall, Aufprallwinkel, Oberflächenbeschaffenheit des Tischs u.v.m., ist also des Ergebnis des Zusammenwirkens mehrer Variablen, das dem Würfler als Zufall erscheint, weil er keinen Einfluß nehmen kann.

#40:  Autor: koljaWohnort: NRW BeitragVerfasst am: 24.04.2006, 10:04
    —
Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
Welche Zahl kommt, ist abhängig von: kinetische Energie des Würfels, Drall, Aufprallwinkel, Oberflächenbeschaffenheit des Tischs u.v.m., ist also des Ergebnis des Zusammenwirkens mehrer Variablen, das dem Würfler als Zufall erscheint, weil er keinen Einfluß nehmen kann.

Im Alltag nenne ich das natürlich auch "Zufall". Aber wenn wir uns in eine Determinismus-Diskussion verstricken, wird der Alltagsbegriff missverständlich, und dann nenne ich sowas eher "Pseudo-Zufall", um es vom "echten Zufall" der QM abzugrenzen.

#41:  Autor: koljaWohnort: NRW BeitragVerfasst am: 24.04.2006, 10:11
    —
Nergal hat folgendes geschrieben:
Existiert der echte Zufall wirklich dann gibt es auch kein Schicksal, zwar wäre unser Handeln durch Umwelt usw. Eingegrenzt aber nicht vorherbestimmbar/berechenbar, damit zwar nicht frei (frei würde ja in letzter Konsequenz bedeuten dass es losgelöst wäre von Erfahrung und Umwelt, sogar irrational) aber mit allen "Freiheitsgraden" in die Zukunft dh unbeschränktes Handeln im Vergleich zur newtonschen, descartschen Weltmschine bzw meinem VHS-Szenario.

Unser Handeln wäre auch in einem streng deterministischem Universum nicht "vorherbestimmbar/berechenbar", die Zukunft bleibt uns so oder so unbekannt. Daher ist die Unterscheidung zwischen einem streng deterministischem und einem teilweise zufälligen Universum sowie die Verknüpfung mit Kategorien wie "Schicksal" und "frei" müßig und sinnlos.

#42:  Autor: Nergal BeitragVerfasst am: 24.04.2006, 12:07
    —
Eigentlich nicht!
Ist ja nicht egal ob man auf einem VHS-Band lebt oder nicht, nur weil man nicht weiß wie der Film ausgeht.

#43:  Autor: koljaWohnort: NRW BeitragVerfasst am: 24.04.2006, 13:19
    —
Nergal hat folgendes geschrieben:
Eigentlich nicht! Ist ja nicht egal ob man auf einem VHS-Band lebt oder nicht, nur weil man nicht weiß wie der Film ausgeht.

Wo ist der Unterschied für uns?

Und vor allem, warum sollte es sich "weniger schicksalshaft" anfühlen, wenn Zufall im Spiel ist?

Ich kann das nicht nachvollziehen, mir kommt es wie ein "Scheinproblem" vor. Schulterzucken

#44:  Autor: JohnnyboyWohnort: Babylon BeitragVerfasst am: 24.04.2006, 14:26
    —
Die Widerlegung des freien Willens reicht aus, um nicht an "Schuld" zu glauben. zwinkern

Und nochmal zum Mitschreiben: Zufall hat nichts mit "Freiheit" zu tun.

Und ein "relativ" freier Wille ist genauso schwachsinnig wie ein kompletter, da er letzendlich das selbe "Freiheitsprinzip"( das sich lustigerweise gar nicht darstellen lässt) voraussetzt, nur eben in verkleinerter Form.

Das ein Mensch eine "freie Wahl" haben kann ist klar, nur das die Entscheidung die er trifft "frei" ist, das ist gelinde gesagt schwachsinnig.

#45:  Autor: Nergal BeitragVerfasst am: 24.04.2006, 17:20
    —
Das ist klar, interessant ist es aber in der Hinsicht ob alles schon fix auf der Schiene liegt oder ob der echte Zufall im Microkosmos den Makrokosmos beeinflussen kann.
Ok du hast recht es ist eigentlich nicht interessant für das handeln, aber sehr für das Verständniss der Welt, bzw für das verständniss des Menschen von sich selbst, auch wenn man unter bestimmten Umständen nach Muster handelt, so wird ein vollkommenes vorgegeben sein als problematisch empfunden, nich wegen des freien willens der durch den Zufall auch nicht gerettet wird, sondern wegen des sich daraus ergebenden Fatalismus dh der sich ergebenden "unabwendbarkeit".
Dies ist eher eine emotionale Sichtweise und somit bei der Frage nach ihrer Sinnhaftigkeit in diesem Zusammenhang weiter uninteressant, aber ich würdde es zumindest angenehmer empfinden wenn die Zukunft nicht festbetonieert ist Mit den Augen rollen

#46:  Autor: CriticWohnort: Arena of Air BeitragVerfasst am: 25.04.2006, 00:00
    —
Nergal hat folgendes geschrieben:
Eigentlich nicht!
Ist ja nicht egal ob man auf einem VHS-Band lebt oder nicht, nur weil man nicht weiß wie der Film ausgeht.


Die Analogie mit dem VHS-Band hat ja schon was von der Heisenbergschen Unschärferelation: Jede Kopie wird schlechter, da man nicht exakt messen kann und sich daher von Exemplar zu Exemplar Fehler einschleichen. Wenn sich dann also die Abweichungen vom Determinismus dadurch ergeben... Am Kopf kratzen?

#47:  Autor: Scout2001 BeitragVerfasst am: 25.04.2006, 08:12
    —
Hallo kolja, ich stimme dir in allem zu.
Aber das finde ich interessant.

kolja hat folgendes geschrieben:
"Pseudo-Zufall", um es vom "echten Zufall" der QM abzugrenzen.


Wo ist der Knackpunkt, das beide für dich differenziert?

Johnnyboy hat folgendes geschrieben:

Und nochmal zum Mitschreiben: Zufall hat nichts mit "Freiheit" zu tun.


Das behauptet auch keiner.

Johnnyboy hat folgendes geschrieben:

Die Widerlegung des freien Willens reicht aus, um nicht an "Schuld" zu glauben.


Ich glaube nicht an das Böse, an Sünden etc. Aber an Schuld im Sinne der Anklage.

#48: Strafrecht und Schuld Autor: morituraWohnort: Berlin BeitragVerfasst am: 25.04.2006, 08:36
    —
Ich finde es etwas vorschnell, zu meinen das Strafrecht sei aufzugeben wenn sich der Determinismus als gegeben heraus stellt.

Meines Erachtens wird beim Strafrecht viel zu sehr die moralische Seite gesehen.
Sinn des Strafrechtes ist es aber eigentlich gesellschaftliche Regeln durchzusetzen,
und das die Mehrzahl der Leute, dies auch als nützlich einsieht.

Das heißt auch das Strafrecht ist eine Determinante im Determinismus und könnte nicht einfach aufgegeben werden, ohne Folgen.
(Wobei das Einstellen des Strafrechts ja auch wieder determiniert wäre)

Unabhängig von der Realität des Determinismuses, bleibt uns meines Erachtens nichts weiter, als so zu tun, als hätten wir einen freien Willen, (auch wenn unsere Entscheidungen auf Grund unserer Vorerfahrungen bereits determiniert sind)
Die Weigerung diese Entscheidungen zu treffen wäre ja auch wieder determiniert usw.

D.h. für den praktischen Alltag hilft es einfach so zu tun, als könnte man Entscheidungen treffen, sonst blockiert man sich nur selbst. (bekommt dann ganz determiniert Depressionen)

#49: Re: Strafrecht und Schuld Autor: Xamanoth BeitragVerfasst am: 25.04.2006, 09:02
    —
moritura hat folgendes geschrieben:
Ich finde es etwas vorschnell, zu meinen das Strafrecht sei aufzugeben wenn sich der Determinismus als gegeben heraus stellt.

Meines Erachtens wird beim Strafrecht viel zu sehr die moralische Seite gesehen.
Sinn des Strafrechtes ist es aber eigentlich gesellschaftliche Regeln durchzusetzen,
und das die Mehrzahl der Leute, dies auch als nützlich einsieht.

Das heißt auch das Strafrecht ist eine Determinante im Determinismus und könnte nicht einfach aufgegeben werden, ohne Folgen.
(Wobei das Einstellen des Strafrechts ja auch wieder determiniert wäre)

Unabhängig von der Realität des Determinismuses, bleibt uns meines Erachtens nichts weiter, als so zu tun, als hätten wir einen freien Willen, (auch wenn unsere Entscheidungen auf Grund unserer Vorerfahrungen bereits determiniert sind)
Die Weigerung diese Entscheidungen zu treffen wäre ja auch wieder determiniert usw.

D.h. für den praktischen Alltag hilft es einfach so zu tun, als könnte man Entscheidungen treffen, sonst blockiert man sich nur selbst. (bekommt dann ganz determiniert Depressionen)

Bzgl des Strafrecht gebe ich dir Recht (dazu gibt es übrigens scohn enen kleinen Thread...) Aber nicht mit den sonstigen Konsequenzen. Die Annahme des Determinismus kann statt zu Depressionen eher zu Gelassenheit und Toleranz führen.

#50:  Autor: koljaWohnort: NRW BeitragVerfasst am: 25.04.2006, 10:10
    —
kolja hat folgendes geschrieben:
"Pseudo-Zufall", um es vom "echten Zufall" der QM abzugrenzen.
Scout2001 hat folgendes geschrieben:
Wo ist der Knackpunkt, das beide für dich differenziert?

Beim Pseudo-Zufall ist es nur meine Unkenntnis des Anfangszustands (bzw. meine Unfähigkeit, ihn vollständig zu erfassen), die das Ergebnis für mich zufällig erscheinen lässt. Pseudo-zufällig verhalten sich chaotische und komplexe Systeme (Wetter, Flüssigkeiten, fallende Würfel), allerdings lassen sich solche Systeme immer genauer berechnen, je genauer wir ihren Anfangszustand kennen.

#51: Re: Strafrecht und Schuld Autor: koljaWohnort: NRW BeitragVerfasst am: 25.04.2006, 10:18
    —
Xamanoth hat folgendes geschrieben:
Die Annahme des Determinismus kann statt zu Depressionen eher zu Gelassenheit und Toleranz führen.

So empfinde ich das auch. Man regt sich weniger über vergangene Entscheidungen auf und konzentriert sich mehr auf das Beeinflussen zukünftiger Entscheidungen.

#52: Re: Strafrecht und Schuld Autor: AgentProvocateurWohnort: Berlin BeitragVerfasst am: 25.04.2006, 11:15
    —
moritura hat folgendes geschrieben:
Ich finde es etwas vorschnell, zu meinen das Strafrecht sei aufzugeben wenn sich der Determinismus als gegeben heraus stellt.

Meines Erachtens wird beim Strafrecht viel zu sehr die moralische Seite gesehen.
Sinn des Strafrechtes ist es aber eigentlich gesellschaftliche Regeln durchzusetzen,
und das die Mehrzahl der Leute, dies auch als nützlich einsieht.

Hmm, setze doch mal statt "Strafrecht" das Wort "Religion" ein. Würdest Du das dann noch genauso behaupten wollen?

moritura hat folgendes geschrieben:
Unabhängig von der Realität des Determinismuses, bleibt uns meines Erachtens nichts weiter, als so zu tun, als hätten wir einen freien Willen, (auch wenn unsere Entscheidungen auf Grund unserer Vorerfahrungen bereits determiniert sind)

Ich will mich nicht wieder in diese Diskussion über den Determinismus reinhängen, aber ich möchte trotzdem mal zu Protokoll geben, wie erstaunt ich in diesem Forum immer wieder bin, wie treuherzig bekennende Atheisten plötzlich tief und fest an etwas glauben können, das prinzipiell nicht beweisbar ist (nämlich der Determinismus).

Was ich auch noch nicht verstanden habe: was genau ist nochmal dieser freie Wille, von dem hier mit 100%iger Sicherheit behauptet wird, er könne nicht existieren? (MMn gibt es keine 2 Leute, die dasselbe darunter verstehen, deswegen wundert mich diese kollektive Ablehnung des freien Willens auch jedesmal wieder. Erst müsste man doch definieren, was man darunter versteht, bevor man sich echauffiert, oder?)

#53: Re: Strafrecht und Schuld Autor: koljaWohnort: NRW BeitragVerfasst am: 25.04.2006, 11:58
    —
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ich will mich nicht wieder in diese Diskussion über den Determinismus reinhängen, aber ich möchte trotzdem mal zu Protokoll geben, wie erstaunt ich in diesem Forum immer wieder bin, wie treuherzig bekennende Atheisten plötzlich tief und fest an etwas glauben können, das prinzipiell nicht beweisbar ist (nämlich der Determinismus).

Überinterpretierst Du vielleicht die "Bekenntnisse" zum Determinismus? Erinnere Dich an unsere Diskussion zum Stichwort "näherungsweise deterministisch". Und was bringt dieses Hervorheben der prinzipiellen Nicht-Beweisbarkeit? Wir haben überhaupt kein Wissen über die Welt, welches diese Schwäche nicht aufweist.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Was ich auch noch nicht verstanden habe: was genau ist nochmal dieser freie Wille, von dem hier mit 100%iger Sicherheit behauptet wird, er könne nicht existieren? (MMn gibt es keine 2 Leute, die dasselbe darunter verstehen, deswegen wundert mich diese kollektive Ablehnung des freien Willens auch jedesmal wieder. Erst müsste man doch definieren, was man darunter versteht, bevor man sich echauffiert, oder?)

Es läuft im wesentlichen auf folgendes hinaus:

Wer einen freien Willen vertritt, nimmt gewöhnlich an, dass eine konkrete Person in einer ganz konkreten Situation auch anders entscheiden könnte (hätte anders entscheiden können), als sie letztendlich entscheidet (entschieden hat). Und damit ist gewöhnlich gemeint, dass die bewusste Abwägung im Kopf der Person anders verlaufen könnte, und nicht, dass diese Abwägung durch Zufall so oder so ausfällt.

(Dass andere Personen in der gleichen Situation anders entscheiden könnten, ist unbestritten. Dass die gleiche Person in einer ähnlichen Situation oder in einer Wiederholung der Situation anders entscheiden könnte, ist ebenfalls unbestritten.)

#54: Re: Strafrecht und Schuld Autor: Deus ex Machina BeitragVerfasst am: 25.04.2006, 12:25
    —
kolja hat folgendes geschrieben:
Xamanoth hat folgendes geschrieben:
Die Annahme des Determinismus kann statt zu Depressionen eher zu Gelassenheit und Toleranz führen.

So empfinde ich das auch. Man regt sich weniger über vergangene Entscheidungen auf und konzentriert sich mehr auf das Beeinflussen zukünftiger Entscheidungen.


Hm, ja, dazu gibt es ein schönes Zitat von Einstein, ich finds grad nicht... Aber dennoch besteht die Gefahr, dass man sich nicht nur Misserfolge zurecht redet "Konnte ja nicht anders kommen..." (und deshalb nicht die nötigen Lehren daraus zieht) sondern sich sogar für zukünftige Herausforderungen schon im Vorraus auf Misserfolg einstellt "Wenn ich das nicht schaff', schaff ichs halt nicht, es kommt, wie es kommen muss, wie es bestimmt ist".

Insofern gebe ich Moritura recht: Im Alltag lieber an einem naiven freien Willen festhalten, als die falschen Konsequenzen aus dem Determinismus ziehen. Denn es sind wirklich falsche Konsequenzen, die auf einem fatalen Denkfehler beruhen.

#55: Re: Strafrecht und Schuld Autor: Xamanoth BeitragVerfasst am: 25.04.2006, 12:30
    —
Deus ex Machina hat folgendes geschrieben:
kolja hat folgendes geschrieben:
Xamanoth hat folgendes geschrieben:
Die Annahme des Determinismus kann statt zu Depressionen eher zu Gelassenheit und Toleranz führen.

So empfinde ich das auch. Man regt sich weniger über vergangene Entscheidungen auf und konzentriert sich mehr auf das Beeinflussen zukünftiger Entscheidungen.


Hm, ja, dazu gibt es ein schönes Zitat von Einstein, ich finds grad nicht... Aber dennoch besteht die Gefahr, dass man sich nicht nur Misserfolge zurecht redet "Konnte ja nicht anders kommen..." (und deshalb nicht die nötigen Lehren daraus zieht) sondern sich sogar für zukünftige Herausforderungen schon im Vorraus auf Misserfolg einstellt "Wenn ich das nicht schaff', schaff ichs halt nicht, es kommt, wie es kommen muss, wie es bestimmt ist".

Insofern gebe ich Moritura recht: Im Alltag lieber an einem naiven freien Willen festhalten, als die falschen Konsequenzen aus dem Determinismus ziehen. Denn es sind wirklich falsche Konsequenzen, die auf einem fatalen Denkfehler beruhen.

Ließ mal bei den Stoikern (speziell Seneca ud Marc Aurel nach, da wird die Idee des Determinismus ganz ohne Psychologie und Gehirnforschung schon vorweggenommen. Und aus dieser Ideee folgt eben keine Passivität , sondern gerade deer Wunsch nach Engagement, Pflichterfüllung (Leistung) und Tugend. (Wobei die stoischen Tugendidale denen der Preußen fast genau entsprechen). Schicksalsschläge werden jedoch als unvermeidbar angesehen udn klaglos hingenommen. Ich mag die Stoiker.

#56: Re: Strafrecht und Schuld Autor: AgentProvocateurWohnort: Berlin BeitragVerfasst am: 25.04.2006, 12:44
    —
kolja hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ich will mich nicht wieder in diese Diskussion über den Determinismus reinhängen, aber ich möchte trotzdem mal zu Protokoll geben, wie erstaunt ich in diesem Forum immer wieder bin, wie treuherzig bekennende Atheisten plötzlich tief und fest an etwas glauben können, das prinzipiell nicht beweisbar ist (nämlich der Determinismus).

Überinterpretierst Du vielleicht die "Bekenntnisse" zum Determinismus?

Mag sein. Nur scheint es mir einfach, als ob hier immer wieder davon ausgegangen würde, als seien die Vorgänge in der realen Welt, zum Beispiel der Wurf eines Würfels oder das Wetter determiniert. Meiner Meinung nach wissen wir aber nicht, ob dem wirklich so ist.

kolja hat folgendes geschrieben:
Und was bringt dieses Hervorheben der prinzipiellen Nicht-Beweisbarkeit? Wir haben überhaupt kein Wissen über die Welt, welches diese Schwäche nicht aufweist.

Es gibt Dinge, die man intersubjektiv nachvollziehbar belegen kann. Determinismus gehört nicht dazu. Ob unsere Welt determiniert ist oder ob es echten Zufall gibt, ist nicht entscheidbar. Falls nun jemand gerne an den Determinismus glaubt, weil er sich dann besser fühlt, dann sei ihm das unbenommen. Jeder soll nach seiner Fasson selig werden. Problematisch wird es aber mMn genau dann, wenn aus diesem Glauben heraus irgend etwas weiterführendes begründet werden soll, wenn z.B. gesagt wird, der freie Wille könne nicht existieren, da die Welt ja deterministisch sei. Das ist einfach in meinen Augen eine unzulässige Schlussfolgerung, da sie auf einem Glaubenssatz beruht, deswegen habe ich das prinzipell nicht beweisbar hervorgehoben.

kolja hat folgendes geschrieben:
Wer einen freien Willen vertritt, nimmt gewöhnlich an, dass eine konkrete Person in einer ganz konkreten Situation auch anders entscheiden könnte (hätte anders entscheiden können), als sie letztendlich entscheidet (entschieden hat). Und damit ist gewöhnlich gemeint, dass die bewusste Abwägung im Kopf der Person anders verlaufen könnte, und nicht, dass diese Abwägung durch Zufall so oder so ausfällt.

Klar, wenn die Person will, dann kann sie sich anders entscheiden. Die Person ist meiner Auffassung nach ein autonomes Wesen, d.h. sie wird nicht komplett von außerhalb gesteuert. Deswegen kann man ihr die Entscheidungen, die sie trifft, auch zuschreiben.

Im Nachhinein betrachtet ist genau das passiert, was passiert ist, und nichts anderes. Das ist aber zu banal, um sich überhaupt darüber zu unterhalten.

Aber das hatten wir ja auch schon mehrfach.

Interessanter finde ich gerade, wie schon gesagt, dass mMn hier manchmal in bestimmten Dingen eine gewisse Wissenschaftsgläubigkeit auftritt, die dann teilweise auch sehr aggressiv vertreten wird. (Lies' mal die Beiträge von Johnnyboy oder eingeschränkt auch Sehwolf in diesem Thread, vielleicht weißt Du dann, was ich meine.)

#57: Re: Schicksal Autor: nothing BeitragVerfasst am: 25.04.2006, 12:56
    —
Nergal hat folgendes geschrieben:
Frage zu den Interpretationen der QM, also MWI, CI, und HVI.

Welche lässt so etwas wie "selbstbestimmung" dh das Fehlen von Determinismus zu?

Denkt ihr das Universum ist determiniert?

Wäre in der MWI alles determiniert, hätten wir in diesem Fall irgendeine Möglichkeit etwas selbst zu lenken?

was isn das alles?
QM MMI CI HIV?

also - ich denke schon dass es ein schiksal gibt
wenn du z.b. draufkommst dass du mehr und mehr deiner Mutter ähnlich siehst
oder die selben sprüche benützt ( die du gehasst hast ) wie dein Vater

#58:  Autor: koljaWohnort: NRW BeitragVerfasst am: 25.04.2006, 13:32
    —
Deus ex Machina hat folgendes geschrieben:
Hm, ja, dazu gibt es ein schönes Zitat von Einstein, ich finds grad nicht... Aber dennoch besteht die Gefahr, dass man sich nicht nur Misserfolge zurecht redet "Konnte ja nicht anders kommen..." (und deshalb nicht die nötigen Lehren daraus zieht) sondern sich sogar für zukünftige Herausforderungen schon im Vorraus auf Misserfolg einstellt "Wenn ich das nicht schaff', schaff ichs halt nicht, es kommt, wie es kommen muss, wie es bestimmt ist".

Auf diese Weise können noch jede Menge anderer Konzepte missbraucht werden, z.B. Schicksal, Gott, Karma ...

Deus ex Machina hat folgendes geschrieben:
Insofern gebe ich Moritura recht: Im Alltag lieber an einem naiven freien Willen festhalten, als die falschen Konsequenzen aus dem Determinismus ziehen. Denn es sind wirklich falsche Konsequenzen, die auf einem fatalen Denkfehler beruhen.

Falsche Schlussfolgerungen vermeiden indem man an anderen fehlerhaften Konzepten festhält? Nö, nicht mit mir.

#59:  Autor: nothing BeitragVerfasst am: 25.04.2006, 13:51
    —
das is doch alles hergeholter quatsch - kolja!
kein mensch ist frei!

hast schonma den mit vielen auszeichnungen prämierten film über die huren in Kalkutta gesehen?
über die kinder der huren?

#60:  Autor: koljaWohnort: NRW BeitragVerfasst am: 25.04.2006, 14:27
    —
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Nur scheint es mir einfach, als ob hier immer wieder davon ausgegangen würde, als seien die Vorgänge in der realen Welt, zum Beispiel der Wurf eines Würfels oder das Wetter determiniert. Meiner Meinung nach wissen wir aber nicht, ob dem wirklich so ist.

Stimmt, wir wissen ja nichtmal, ob es überhaupt eine "reale Welt" gibt. Wir haben nur mehr oder weniger gut begründete Vermutungen, auch bzgl. des Würfels und des Wetters.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Es gibt Dinge, die man intersubjektiv nachvollziehbar belegen kann.

Zustimmung, wenn damit gemeint ist, dass Du andere vermutlich reale Subjekte davon überzeugen kannst, Deine an der vermuteten Wirklichkeit noch nicht gescheiterten Vermutungen als wohlbegründet zu erkennen.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Determinismus gehört nicht dazu. Ob unsere Welt determiniert ist oder ob es echten Zufall gibt, ist nicht entscheidbar. Falls nun jemand gerne an den Determinismus glaubt, weil er sich dann besser fühlt, dann sei ihm das unbenommen. Jeder soll nach seiner Fasson selig werden. Problematisch wird es aber mMn genau dann, wenn aus diesem Glauben heraus irgend etwas weiterführendes begründet werden soll, wenn z.B. gesagt wird, der freie Wille könne nicht existieren, da die Welt ja deterministisch sei. Das ist einfach in meinen Augen eine unzulässige Schlussfolgerung, da sie auf einem Glaubenssatz beruht, deswegen habe ich das prinzipell nicht beweisbar hervorgehoben.

Hier versuchst Du, einen prinzipiellen Unterschied zu konstruieren, wo eigentlich keiner ist, und attackierst damit letztlich nur einen Strohmann.

An deterministisches Verhalten der Materie in unserem Universum muss man nicht glauben, man kann aufgrund einer gewaltigen Menge von beobachteten Stichproben die begründete Vermutung vertreten, dass dies in für uns relevanten Bereichen so ist. Nichts spricht dafür, dass unser Gehirn eine Ausnahme darstellt - außer ein zum Dogma erhobenes Menschenbild mit dem darin enthaltenen Konzept "freier Wille".

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Klar, wenn die Person will, dann kann sie sich anders entscheiden.

Wenn das Wörtchen "wenn" nicht wär, wär mein Vater Millionär ...

Wenn die Person etwas anderes will dann will sie etwas anderes, so einfach, so trivial. Aber vielleicht könnte sie nur dann etwas anderes wollen, wenn irgendein Detail ihrer Vorgeschichte anders verlaufen wäre?

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Die Person ist meiner Auffassung nach ein autonomes Wesen, d.h. sie wird nicht komplett von außerhalb gesteuert.

Klar, denn das Gehirn liegt innerhalb des Schädels und steuert. Aber das Gehirn fällt nicht vom Himmel, sondern wird von der persönlichen Vorgeschichte geformt.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Deswegen kann man ihr die Entscheidungen, die sie trifft, auch zuschreiben.

Das ist kein Argument, sondern eine normative Setzung, die man so oder auch anders begründen kann.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Aber das hatten wir ja auch schon mehrfach.

Ja, und wie immer weichst Du der wesentlichen Frage aus ... zwinkern

Was spricht für die Annahme, dass eine Person unter exakt gleichen Umständen bei exakt gleicher Vorgeschichte zu verschiedenen Entscheidungen oder Willensbildungen kommen könnte? Kann man diese Annahme testen? Wenn nein, warum sollte man diese Auffassung vertreten?


Zuletzt bearbeitet von kolja am 25.04.2006, 14:40, insgesamt 4-mal bearbeitet

#61:  Autor: JohnnyboyWohnort: Babylon BeitragVerfasst am: 25.04.2006, 14:30
    —
nothing hat folgendes geschrieben:
das is doch alles hergeholter quatsch - kolja!
kein mensch ist frei!

hast schonma den mit vielen auszeichnungen prämierten film über die huren in Kalkutta gesehen?
über die kinder der huren?


Kolja hat nicht behauptet, das der Mensch frei ist.

@ Scout2001:

Zitat:
Ich glaube nicht an das Böse, an Sünden etc. Aber an Schuld im Sinne der Anklage.


Das ist jetzt aber drollig.


Zuletzt bearbeitet von Johnnyboy am 25.04.2006, 14:35, insgesamt einmal bearbeitet

#62:  Autor: koljaWohnort: NRW BeitragVerfasst am: 25.04.2006, 14:32
    —
nothing hat folgendes geschrieben:
das is doch alles hergeholter quatsch - kolja!
kein mensch ist frei!

Du musst mich missverstanden haben, ich hab' das auch nicht behauptet. Schulterzucken

#63:  Autor: Deus ex Machina BeitragVerfasst am: 25.04.2006, 15:03
    —
Xamanoth hat folgendes geschrieben:
Und aus dieser Ideee [Determinismus] folgt eben keine Passivität , sondern gerade deer Wunsch nach Engagement, Pflichterfüllung (Leistung) und Tugend. ... Schicksalsschläge werden jedoch als unvermeidbar angesehen udn klaglos hingenommen. Ich mag die Stoiker.


Das Problem ist eben, ob man etwas als unabänderlichen Schicksalsschlag oder als bewältigbare Herausforderung ansieht. Siehe den letzten Punkt in diesem Zitat, das verschiedenen Urhebern zugeschrieben wird:

Herr, gib mir die Kraft, das zu ändern, was ich ändern
kann, gib mir die Gelassenheit, das anzunehmen, was ich nicht
ändern kann, und gib mir die Weisheit, das eine vom andern zu
unterscheiden.


Wenn man seine Alltagseinstellung all zu sehr vom Determinismus leiten lässt besteht eben die Gefahr, dass man als Schicksalsschlag hinstellt und damit akzeptiert, was man sonst eventuell bewältigen könnte.


Zitat:
(Wobei die stoischen Tugendidale denen der Preußen fast genau entsprechen).


Weshalb es auch kein Wunder ist, dass die Stoiker für angehende preussische Offiziere Pflichtlektüre waren.

#64:  Autor: AgentProvocateurWohnort: Berlin BeitragVerfasst am: 25.04.2006, 15:30
    —
kolja hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Determinismus gehört nicht dazu. Ob unsere Welt determiniert ist oder ob es echten Zufall gibt, ist nicht entscheidbar. Falls nun jemand gerne an den Determinismus glaubt, weil er sich dann besser fühlt, dann sei ihm das unbenommen. Jeder soll nach seiner Fasson selig werden. Problematisch wird es aber mMn genau dann, wenn aus diesem Glauben heraus irgend etwas weiterführendes begründet werden soll, wenn z.B. gesagt wird, der freie Wille könne nicht existieren, da die Welt ja deterministisch sei. Das ist einfach in meinen Augen eine unzulässige Schlussfolgerung, da sie auf einem Glaubenssatz beruht, deswegen habe ich das prinzipell nicht beweisbar hervorgehoben.

Hier versuchst Du, einen prinzipiellen Unterschied zu konstruieren, wo eigentlich keiner ist, und attackierst damit letztlich nur einen Strohmann.

Was ich attackiere, ist die Behauptung, es gäbe keinen echten Zufall. Ein Würfelwurf sei prinzipiell vorhersagbar, wenn man alle Variablen kennen würde, die Lottomaschine sei prinzipiell vorhersehbar, wenn man alle Variablen kennen würde, das Wetter sei prinzipiell vorhersagbar, wenn man alle Variablen kennen würde. Ich meine, dass wir das heutzutage nicht wissen können; die Frage ob es einen echten Zufall gibt oder nicht, muss daher offen bleiben.

kolja hat folgendes geschrieben:
An deterministisches Verhalten der Materie in unserem Universum muss man nicht glauben, man kann aufgrund einer gewaltigen Menge von beobachteten Stichproben die begründete Vermutung vertreten, dass dies in für uns relevanten Bereichen so ist.

Daraus kann man schließen, dass es Gesetzmäßigkeiten gibt, dass unsere Welt also nicht komplett dem Zufall unterworfen ist. Einen allgemeinen Determinismus kann man daraus aber nicht ableiten.

kolja hat folgendes geschrieben:
Nichts spricht dafür, dass unser Gehirn eine Ausnahme darstellt - außer ein zum Dogma erhobenes Menschenbild mit dem darin enthaltenen Konzept "freier Wille".

Dazu unten mehr.

kolja hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Aber das hatten wir ja auch schon mehrfach.

Ja, und wie immer weichst Du der wesentlichen Frage aus ... zwinkern

Was spricht für die Annahme, dass eine Person unter exakt gleichen Umständen bei exakt gleicher Vorgeschichte zu verschiedenen Entscheidungen oder Willensbildungen kommen könnte? Kann man diese Annahme testen? Wenn nein, warum sollte man diese Auffassung vertreten?

Ah, so langsam verstehe ich vielleicht doch noch, was Du unter einem "freien Willen" verstehst. Sorry, aber das ist nun für mich ein Strohmann. Ein Ablauf von Geschehnissen läuft immer so ab, wie er nun mal abläuft und er läuft nicht anders ab, als er abläuft. Das ist reichlich banal und ich habe noch nie jemanden getroffen, der etwas anderes behauptet hätte.

Mal angenommen, wir hätten die Möglichkeit, die Zeit zurückzudrehen und ein und denselben Ablauf zweimal zu beobachten. Wir würden dabei die Entscheidungen eines bestimmten Individuums betrachten. Wenn es jetzt tatsächlich so sein sollte, dass das Individuum beim ersten Mal anders entscheidet als beim zweiten Durchlauf, dann würde das aus meiner Sicht gegen eine freie Willensentscheidung sprechen, denn eine Willensentscheidung muss mMn durch Überlegung und Abwägung der aktuellen Umstände entstehen. Wäre sie jedesmal anders, dann würde das für eine Zufallsentscheidung sprechen.

#65:  Autor: morituraWohnort: Berlin BeitragVerfasst am: 25.04.2006, 17:42
    —
@AgentProvocateur

Da du dich auf meinen Beitrag bezogen hast, als du meintest viele Atheisten würden gläubig dem Determinismus anhängen hast du mich falsch verstanden. Obwohl einige Argumente für den Determinismus sprechen, finde ich die Frage nicht entschieden.

Bei deiner Kritik, das ähnliches was ich über den Indeterminismus gesagt habe, das das auch so über eine Religion gesagt werden könne, das es für mich reicht, das die Religion nützlich sei, so hast du mich erwischt.
Ja, die Realität als solche ist für mich nicht voll erfassbar, und unter den widerstreitenden Theorien zur Realität, suche ich mir diejenigen aus, die mir nützlich erscheinen. Natürlich muss diese Nützlichkeit immer wieder überprüft werden.

Wenn nun Kolja meint, das wäre keine Art an ein lila Einhorn zu glauben, nur weil es gerade nützt, so muß ich sagen, doch für mich schon. Allerdings ist mir das auch bewußt, deswegen kann ich solche Annahmen in meinem Gehirn leicht kippen, sobald eine dazu im Widerstreit stehende nützlicher sein sollte.
Insofern bin ich nur bedingt Atheist.

Bis jetzt stehe ich dem Determinismus daher eher kritisch gegenüber, da er meines Erachtens zu Denkschleifen führt. (Dies ist zwar kein Kriterium ob etwas real ist oder nicht, aber ob ich damit etwas anfangen kann oder nicht.)
Letztendlich sind alle Theorien Abstraktionen der Realität und nie die Realität. Ob wir den freien Willen für real oder Determinismus für real halten, beides ist nicht die Realität. ( Erbrechen Jetzt wirds übelst philosophisch, und da klinke ich mich aus)

#66:  Autor: JohnnyboyWohnort: Babylon BeitragVerfasst am: 25.04.2006, 17:50
    —
@ moritura:

Zitat:
Ich finde es etwas vorschnell, zu meinen das Strafrecht sei aufzugeben wenn sich der Determinismus als gegeben heraus stellt.


Nicht weil der Determinismus gegeben ist, sondern weil die Theorie der "Willensfreiheit" unsinnig ist. Wie bereits oft erwähnt: Man muss nicht Determinist sein um nicht an den sog. "freien Willen" zu glauben. Man kann auch einen absoluten Zufall für möglich halten.

Ich finde diese Unterscheidung wichtig, weil viele "Freiheitstheoretiker" oft die Leugnung der Willensfreiheit mit einer absoluten Determination gleichsetzen und meinen so jedes Argument gegen den Determinismus sei automatisch auch ein Argument für den "Freien Willen".

Was natürlicher abartigster Schwachsinn ist.

#67:  Autor: Scout2001 BeitragVerfasst am: 25.04.2006, 23:39
    —
Johnnyboy hat folgendes geschrieben:

Das ist jetzt aber drollig.


Sehe ich von dir, durch deine faktlose Parolen, als lob an.

Nehm es einfach hin, meine Gedanken passen nicht in deine "2" vorhandene" Schubladen.


Zuletzt bearbeitet von Scout2001 am 26.04.2006, 00:02, insgesamt einmal bearbeitet

#68:  Autor: Scout2001 BeitragVerfasst am: 25.04.2006, 23:57
    —
kolja hat folgendes geschrieben:
(fallende Würfel), allerdings lassen sich solche Systeme immer genauer berechnen, je genauer wir ihren Anfangszustand kennen.


Und umso mehr Einflüsse wir neutralisieren. Worüber wir aber eine künstliche Umwelt bauen, um an das Ergebnis, die Mathmatik dahinter, "näher" heran kommen "zu können".
Die Welt läuft aber nicht wie im Idealfall der Physikbücher.
Sicherheitszuschläge sind in Berufsfächer der Physik, z.B. Statik, gang und gebe.


@ alle
Über HVI = Hidden Variable Interpretation
http://de.wikipedia.org/wiki/Bellsche_Ungleichung


Zuletzt bearbeitet von Scout2001 am 26.04.2006, 05:18, insgesamt einmal bearbeitet

#69:  Autor: Sehwolf BeitragVerfasst am: 26.04.2006, 11:13
    —
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Was ich auch noch nicht verstanden habe: was genau ist nochmal dieser freie Wille, von dem hier mit 100%iger Sicherheit behauptet wird, er könne nicht existieren? (MMn gibt es keine 2 Leute, die dasselbe darunter verstehen, deswegen wundert mich diese kollektive Ablehnung des freien Willens auch jedesmal wieder. Erst müsste man doch definieren, was man darunter versteht, bevor man sich echauffiert, oder?)


Umgekehrt wird ein Schuh draus:
Präsentiere DU deine Formulierung des "freien Willens" anstatt über dich die Ablehnung von erkennbar unlogischen Gedankenkonstrukten (wie sie bisher hier zum Ausdruck kamen) zu echauffieren.

Grüße T.

#70:  Autor: Sehwolf BeitragVerfasst am: 26.04.2006, 11:13
    —
Deus ex Machina hat folgendes geschrieben:
Hm, ja, dazu gibt es ein schönes Zitat von Einstein, ich finds grad nicht...


Meintest du das:
Einstein hat folgendes geschrieben:
Ich weiß ehrlich nicht, was die Leute meinen, wenn sie von der Freiheit des menschlichen Willens sprechen. Ich spüre, dass ich meine Pfeife anzünden will und tue das auch; aber wie kann ich das mit der Idee der Freiheit verbinden? Was liegt hinter dem Willensakt, dass ich meine Pfeife anzünden will? Ein anderer Willensakt? Ich glaube nicht an die Freiheit des Willens. Schopenhauers Wort: »Der Mensch kann wohl tun was er will, aber er kann nicht wollen, was er will.« begleitet mich in allen Lebenslagen und versöhnt mich mit den Handlungen der Menschen, auch wenn sie mir recht schmerzlich sind. Diese Erkenntnis von der Unfreiheit des Willens schützt mich davor, mich selbst und die Mitmenschen als handelnde und urteilende Individuen allzu ernst zu nehmen und den guten Humor zu verlieren.



Grüße T.

#71:  Autor: AgentProvocateurWohnort: Berlin BeitragVerfasst am: 26.04.2006, 12:05
    —
Sehwolf hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Was ich auch noch nicht verstanden habe: was genau ist nochmal dieser freie Wille, von dem hier mit 100%iger Sicherheit behauptet wird, er könne nicht existieren? (MMn gibt es keine 2 Leute, die dasselbe darunter verstehen, deswegen wundert mich diese kollektive Ablehnung des freien Willens auch jedesmal wieder. Erst müsste man doch definieren, was man darunter versteht, bevor man sich echauffiert, oder?)

Umgekehrt wird ein Schuh draus:
Präsentiere DU deine Formulierung des "freien Willens" anstatt über dich die Ablehnung von erkennbar unlogischen Gedankenkonstrukten (wie sie bisher hier zum Ausdruck kamen) zu echauffieren.

Grüße T.

Ich soll Dir erklären, was genau das Ding ist, das Du im Brustton der Überzeugung ein erkennbar unlogisches Gedankenkonstrukt nennst? Warum? Das erscheint mir eine mehr als seltsame Forderung zu sein. Wenn Du tatsächlich diese starke Überzeugung hast, dann musst Du unter dem "freien Willen" etwas ganz bestimmtes verstehen.

Da ich mich schon öfter über den freien Willen unterhalten habe, weiß ich zufällig, dass es keine allgemeingültige Definition der Willensfreiheit gibt. Deswegen finde ich es merkwürdig, wenn hier immer wieder so getan wird, als gäbe es sie.

Ich denke einfach, es wäre in einem Gespräch, in einer Diskussion vielleicht in einem solchen Falle ganz sinnvoll, mal festzulegen, über was man redet, bevor man aufgeregt auf nicht existierende Strohmänner einprügelt.

#72:  Autor: Sehwolf BeitragVerfasst am: 26.04.2006, 12:13
    —
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Interessanter finde ich gerade, wie schon gesagt, dass mMn hier manchmal in bestimmten Dingen eine gewisse Wissenschaftsgläubigkeit auftritt, die dann teilweise auch sehr aggressiv vertreten wird. (Lies' mal die Beiträge von Johnnyboy oder eingeschränkt auch Sehwolf in diesem Thread, vielleicht weißt Du dann, was ich meine.)


Verwundert
ganz übersehen

Würdest du lieber AP, die Freundlichkeit besitzen zunächst einmal den Begriff "Wissenschaftsgläubig" definieren und mir danach bitte belegen wo ich in diesem Thread diese Def. erfüllt habe und sie zudem aggressiv vertreten habe. Auch wenn mich Vorwurf nur "eingeschränkt" trifft.

#73:  Autor: Sehwolf BeitragVerfasst am: 26.04.2006, 12:28
    —
@AP Ich hab mir jetzt noch alle Postings von Dir angesehen. Ich glaube herausgefunden zu haben, wo der Haken bei dir hängt (Zumindest einer)

Deine Argumentation ist folgende (korrigier mich, wenn ich das falsch wiedergebe):
Die Ablehnung des freien Willens erfolgt aus der Annahme des Determinismus. Determinismus ist nicht beweisbar, daraus schlussfolgerst du: der freier Wille existiert.

Ich kürze jetzt mal ab: "Freier Wille=B und Determinismus=A
Du glaubst also:
Sehwolf schließt: A => ¬B
also schließt du: [ ¬(A => B) ] => [ ¬A => B ] => B
Das ist ein typischer "Falscher Umkehrschluss" (auch e.f.q), sieh mal in Wiki unter "Aussagenlogik" nach.





Grüße T.

#74:  Autor: AgentProvocateurWohnort: Berlin BeitragVerfasst am: 26.04.2006, 12:29
    —
Sehwolf hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Interessanter finde ich gerade, wie schon gesagt, dass mMn hier manchmal in bestimmten Dingen eine gewisse Wissenschaftsgläubigkeit auftritt, die dann teilweise auch sehr aggressiv vertreten wird. (Lies' mal die Beiträge von Johnnyboy oder eingeschränkt auch Sehwolf in diesem Thread, vielleicht weißt Du dann, was ich meine.)

Verwundert
ganz übersehen

Würdest du lieber AP, die Freundlichkeit besitzen zunächst einmal den Begriff "Wissenschaftsgläubig" definieren

Wissenschaftsgläubig ist für mich z.B. jemand dann, wenn er Einsteins Meinung zitiert und meint, er habe nun dadurch eine Wahrheit und keine Meinung präsentiert.

Sehwolf hat folgendes geschrieben:
und mir danach bitte belegen wo ich in diesem Thread diese Def. erfüllt habe und sie zudem aggressiv vertreten habe. Auch wenn mich Vorwurf nur "eingeschränkt" trifft.

Oh, ich meine dieses hier:

Sehwolf hat folgendes geschrieben:
Johnnyboy hat folgendes geschrieben:
Das Problem bei Grünlingen wie Scout2001 ist, dass sie sich über grundlegende logische Probleme bei dem irrsinigen Begriff "Willensfreiheit" nicht klar sind und ihre Blauäugigkeit dann auch noch benutzen um andere als "naiv" zu bezeichnen.

Klaro weiss ich ...

... ich wollte es halt nur netter für Scout formulieren. zwinkern

Aggressiv ist hier Johnnyboy, allerdings stimmst Du ihm vorbehaltlos zu, deswegen habe ich das "eingeschränkt" genannt.

#75:  Autor: AgentProvocateurWohnort: Berlin BeitragVerfasst am: 26.04.2006, 12:46
    —
Sehwolf hat folgendes geschrieben:
@AP Ich hab mir jetzt noch alle Postings von Dir angesehen.

Geschockt Bist Du ein Masochist?

Sehwolf hat folgendes geschrieben:
Ich glaube herausgefunden zu haben, wo der Haken bei dir hängt (Zumindest einer)

Deine Argumentation ist folgende (korrigier mich, wenn ich das falsch wiedergebe):
Die Ablehnung des freien Willens erfolgt aus der Annahme des Determinismus.

Nein, das denke ich nicht. Ich denke inzwischen, das sind zwei unterschiedliche Dinge, die nicht unbedingt etwas miteinander zu tun haben.

Allerdings ist es so, dass ich

1. die Postulierung eines absoluten Determinismus als Wissenschaftsglauben ansehe (ich denke, man kann diese Frage nicht entscheiden)
2. die pauschale Ablehnung der Willensfreiheit mit einer solchen Absolutheit, wie es hier immer wieder vorgenommen wird, nicht nachvollziehen kann (es sei denn, man würde unter Willensfreiheit etwas völlig anderes verstehen als ich und z.B. die Wikipedia)

An dieser Stelle mal meine Definition: Freier Wille ist für mich, wenn selbstbestimmt aus eigener Einsicht unter Abwägung der Vor- und Nachteile eine Entscheidung für oder gegen etwas getroffen wird.

#76:  Autor: koljaWohnort: NRW BeitragVerfasst am: 26.04.2006, 15:35
    —
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Was ich attackiere, ist die Behauptung, es gäbe keinen echten Zufall.

Wer hat das behauptet? Habe ich nicht im Gegenteil behauptet, dass es nach bestem derzeitigem Wissen so etwas wie "echten Zufall" zu geben scheint?

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ein Würfelwurf sei prinzipiell vorhersagbar, wenn man alle Variablen kennen würde, die Lottomaschine sei prinzipiell vorhersehbar, wenn man alle Variablen kennen würde, das Wetter sei prinzipiell vorhersagbar, wenn man alle Variablen kennen würde. Ich meine, dass wir das heutzutage nicht wissen können; die Frage ob es einen echten Zufall gibt oder nicht, muss daher offen bleiben.

Na und, wir wissen auch nicht sicher, ob morgen die Sonne aufgehen wird.

Natürlich kann man beim Fall des Würfels die Ausgangsbedingungen niemals vollständig kennen, das ist nach derzeitigem Wissen schon wegen der Quantenunschärfe unmöglich. Allerdings können wir aufgrund unserer derzeitigen Theorien sagen, das der "echte Zufall" aus der QM bei mechanischer Wechselwirkung zwischen festen Körpern fast keine Rolle spielt, so dass wir den Fall eines Würfels bei steigender Meßgenauigkeit immer genauer vorhersagen könnten. Vermutlich würden wir niemals eine Vorhersagegenauigkeit von 100% erreichen, aber wir könnten immer näher herankommen. Daher scheint mir die Aussage, das Würfelergebnis wäre im wesentlichen nur scheinbar zufällig, durchaus berechtigt.

Wenn Du solche Aussagen im Sinne einer absoluten Gewissheit bzw. eines absoluten Determinismus deutest und dann attackierst, fackelst Du immer wieder den gleichen Strohmann ab. Aber eigentlich haben wir diese Thematik in unserer vergangenen Diskussion um die Bezeichnung "näherungsweise deterministisch" bereits exzessiv diskutiert ...

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Mal angenommen, wir hätten die Möglichkeit, die Zeit zurückzudrehen und ein und denselben Ablauf zweimal zu beobachten. Wir würden dabei die Entscheidungen eines bestimmten Individuums betrachten. Wenn es jetzt tatsächlich so sein sollte, dass das Individuum beim ersten Mal anders entscheidet als beim zweiten Durchlauf, dann würde das aus meiner Sicht gegen eine freie Willensentscheidung sprechen, denn eine Willensentscheidung muss mMn durch Überlegung und Abwägung der aktuellen Umstände entstehen. Wäre sie jedesmal anders, dann würde das für eine Zufallsentscheidung sprechen.

Du stimmst zu, dass Entscheidungen durch die aktuellen Umstände und die Vorgeschichte der Person bedingt werden? Dass einer bestimmten Person unter gegebenen Umständen keine andere Entscheidung möglich ist, auch wenn diese Entscheidung bewusst und reflektiert gefällt wird?

#77:  Autor: JohnnyboyWohnort: Babylon BeitragVerfasst am: 26.04.2006, 15:46
    —
Zitat:
An dieser Stelle mal meine Definition: Freier Wille ist für mich, wenn selbstbestimmt aus eigener Einsicht unter Abwägung der Vor- und Nachteile eine Entscheidung für oder gegen etwas getroffen wird.


Das ist auch durchaus korrekt. Nur hast du dein Selbst kaum selbst bestimmt. Deswegen gibt es im weitesten Sinne keine Willsenfreiheit, wenn Freiheit für dich etwas anderes ist als Zufall. Es ist logisch das der Mensch tun kann was er will, aber nicht das er wollen kann was er will, da ihm dazu die Kriterien fehlen (also sein Wollen ohne Kriterien zu bestimmen ist unsinnig). Dementsprechend ist ein freier Wille expilzit unlogisch.

Man kann das auch weiter ausformulieren, aber ich sehe dazu keinen Sinn. Jemand der nicht von selbst darauf kommt wie sinnentleert der Begriff "Freiheit" im weitesten Sinne ist - zumindest in Bezug auf Verantwortung - dem kann ich auch nicht helfen.

Zitat:
Sehe ich von dir, durch deine faktlose Parolen, als lob an.

Nehm es einfach hin, meine Gedanken passen nicht in deine "2" vorhandene" Schubladen.


Entschuldige, aber wer war das hier mit dem "Duden"?

Und abgesehen davon: Richtig. Unsinniges Gequatsche passt nicht in meine "Schubladen" und das geht nicht nur mir so, immerhin hat Einstein offensichtlich an der selben "Beschränktheit" gelitten wie ich.

@ AP

Zitat:
Interessanter finde ich gerade, wie schon gesagt, dass mMn hier manchmal in bestimmten Dingen eine gewisse Wissenschaftsgläubigkeit auftritt, die dann teilweise auch sehr aggressiv vertreten wird. (Lies' mal die Beiträge von Johnnyboy oder eingeschränkt auch Sehwolf in diesem Thread, vielleicht weißt Du dann, was ich meine.)


Das ist keine "Wissenschaftsgläubigkeit". Jeder Mensch der ein wenig über den Begriff "Freiheit" reflektiert wird über kurz oder lang auf Probleme stoßen. Schoppenhauer z.b. schloss die Willesfreiheit allein aufgrund seiner logischen Überlegungen aus. Und welchen Sinn macht es an etwas zu glauben das unlogisch und zudem gar nicht beweisbar ist?

Ein Modell a la "Willensfreiheit" lässt sich gar nicht darstellen ohne das es zu Problemen kommt. Du kannst ja gerne versuchen mir das Gegenteil zu beweisen.


Zuletzt bearbeitet von Johnnyboy am 26.04.2006, 16:07, insgesamt 2-mal bearbeitet

#78:  Autor: AgentProvocateurWohnort: Berlin BeitragVerfasst am: 26.04.2006, 16:00
    —
kolja hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Was ich attackiere, ist die Behauptung, es gäbe keinen echten Zufall.

Wer hat das behauptet? Habe ich nicht im Gegenteil behauptet, dass es nach bestem derzeitigem Wissen so etwas wie "echten Zufall" zu geben scheint?

Ja, Du schon.

kolja hat folgendes geschrieben:
Wenn Du solche Aussagen im Sinne einer absoluten Gewissheit bzw. eines absoluten Determinismus deutest und dann attackierst, fackelst Du immer wieder den gleichen Strohmann ab. Aber eigentlich haben wir diese Thematik in unserer vergangenen Diskussion um die Bezeichnung "näherungsweise deterministisch" bereits exzessiv diskutiert ...

Richtig, das haben wir und ich bin eigentlich Deiner Meinung. Jedoch glaube ich, dass für Andere das Wort "Determinismus" eine andere Bedeutung hat als für Dich, nämlich eine absolutere.

kolja hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Mal angenommen, wir hätten die Möglichkeit, die Zeit zurückzudrehen und ein und denselben Ablauf zweimal zu beobachten. Wir würden dabei die Entscheidungen eines bestimmten Individuums betrachten. Wenn es jetzt tatsächlich so sein sollte, dass das Individuum beim ersten Mal anders entscheidet als beim zweiten Durchlauf, dann würde das aus meiner Sicht gegen eine freie Willensentscheidung sprechen, denn eine Willensentscheidung muss mMn durch Überlegung und Abwägung der aktuellen Umstände entstehen. Wäre sie jedesmal anders, dann würde das für eine Zufallsentscheidung sprechen.

Du stimmst zu, dass Entscheidungen durch die aktuellen Umstände und die Vorgeschichte der Person bedingt werden?

Das ist seltsam ausgedrückt und zwar so, als ob die Person selber keinen Einfluss auf ihre Entscheidung hätte. Das hat sie aber mMn schon, da sie ja Teil des Entscheidungsprozesses ist. Dieser Entscheidungsprozess wird durch aktuelle Umstände und die Vorgeschichte beeinflusst, natürlich.

kolja hat folgendes geschrieben:
Dass einer bestimmten Person unter gegebenen Umständen keine andere Entscheidung möglich ist, auch wenn diese Entscheidung bewusst und reflektiert gefällt wird?

Es wird eine bestimmte Entscheidung getroffen, ja. Was heißt aber: "möglich ist"? Warum soll man eine andere Entscheidung treffen, als die, die man treffen will?

#79:  Autor: Katatonia BeitragVerfasst am: 26.04.2006, 16:30
    —
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:

An dieser Stelle mal meine Definition: Freier Wille ist für mich, wenn selbstbestimmt aus eigener Einsicht unter Abwägung der Vor- und Nachteile eine Entscheidung für oder gegen etwas getroffen wird.

Würdest du sagen, diese Definition stünde im Gegensatz zum Determinismus? Wenn ja, inwiefern?

#80:  Autor: AgentProvocateurWohnort: Berlin BeitragVerfasst am: 26.04.2006, 16:41
    —
Katatonia hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
An dieser Stelle mal meine Definition: Freier Wille ist für mich, wenn selbstbestimmt aus eigener Einsicht unter Abwägung der Vor- und Nachteile eine Entscheidung für oder gegen etwas getroffen wird.

Würdest du sagen, diese Definition stünde im Gegensatz zum Determinismus? Wenn ja, inwiefern?

Nein, steht sie mMn nicht. Habe ich früher gedacht, inzwischen sehe ich keinen Gegensatz mehr zwischen Determinismus und Willensfreiheit, bin also ein Kompatibilist.

#81:  Autor: JohnnyboyWohnort: Babylon BeitragVerfasst am: 26.04.2006, 16:54
    —
@ AP: ich glaube wie kolja übrigens, das du Strohmänner abfackelst. Das du selbst entscheidungen triffst, ist klar. Aber du hast dein selbst nicht selbst bestimmt (habe ich übrigens oben schon geschrieben). Deswegen bist du im weitesten Sinne nicht "frei". Selbst wenn es einen absoluten Zufall gibt übrigens( und dementsprechend nicht alles determiniert ist).

Ein banales Besipiel: Du stehst beim Eisverkäufer und kannst dich zwischen Schokoladeneis und Erdbeereis entscheiden. Du entscheidest dich für Erdbeereis. Warum? Richtig, weils dir besser schmeckt (nur ein Beispiel).

Du hast also "Selbst" entschieden. Aber wann hast du den entschieden das dir Erdbeereis besser schmeckt als Schokoladeneis? Gar nicht, das ist einfach so.

Und übrigens: Das was Hume hier als Willensfreheit verkauft, ist wohl eher eine theoretische Willensfreiheit ( wenn das früeher so oder so gewesen wäre, dann wäre das so oder so passiert). Aber so eine "Willensfreheit" ist zumindest im Bezug auf die entscheidende Frage: Ist der Mensch für sein tun und Handeln verantwortlich, irrelevant.

#82:  Autor: AgentProvocateurWohnort: Berlin BeitragVerfasst am: 26.04.2006, 17:30
    —
Johnnyboy hat folgendes geschrieben:
Aber du hast dein selbst nicht selbst bestimmt (habe ich übrigens oben schon geschrieben).

Wenn es einen freien Willen gibt, dann bestimmt man durchaus teilweise sein Selbst.

Johnnyboy hat folgendes geschrieben:
Deswegen bist du im weitesten Sinne nicht "frei".

Was heißt "im weitesten Sinne"? Und was bedeutet für Dich "frei"? Meinst Du, es wäre sinnvoll, für die Freiheit zu kämpfen?

Johnnyboy hat folgendes geschrieben:
Und übrigens: Das was Hume hier als Willensfreheit verkauft, ist wohl eher eine theoretische Willensfreiheit ( wenn das früeher so oder so gewesen wäre, dann wäre das so oder so passiert). Aber so eine "Willensfreheit" ist zumindest im Bezug auf die entscheidende Frage: Ist der Mensch für sein tun und Handeln verantwortlich, irrelevant.

Finde ich nicht. Du hast Recht, das ist die eigentlich entscheidende Frage, nur komme ich eben zum entgegengesetzten Schluss wie Du.

#83:  Autor: JohnnyboyWohnort: Babylon BeitragVerfasst am: 26.04.2006, 17:46
    —
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Johnnyboy hat folgendes geschrieben:
Aber du hast dein selbst nicht selbst bestimmt (habe ich übrigens oben schon geschrieben).

Wenn es einen freien Willen gibt, dann bestimmt man durchaus teilweise sein Selbst.

Johnnyboy hat folgendes geschrieben:
Deswegen bist du im weitesten Sinne nicht "frei".

Was heißt "im weitesten Sinne"? Und was bedeutet für Dich "frei"? Meinst Du, es wäre sinnvoll, für die Freiheit zu kämpfen?

Johnnyboy hat folgendes geschrieben:
Und übrigens: Das was Hume hier als Willensfreheit verkauft, ist wohl eher eine theoretische Willensfreiheit ( wenn das früeher so oder so gewesen wäre, dann wäre das so oder so passiert). Aber so eine "Willensfreheit" ist zumindest im Bezug auf die entscheidende Frage: Ist der Mensch für sein tun und Handeln verantwortlich, irrelevant.

Finde ich nicht. Du hast Recht, das ist die eigentlich entscheidende Frage, nur komme ich eben zum entgegengesetzten Schluss wie Du.


Aber nach festen Kriterien. zwinkern

Und im weitesten Sinne ist man eben deswegen nicht frei. "Frei" ist ein tautologischer Begriff.
Wenn du dich selbst dazu entscheidest, dein selbst zu ändern, hast du nie entschieden, das dein selbst sich dazu entscheidet, sich ändern zu wollen. Es ist wie bei dem Eis: Du entscheidest dich für das Erdbeereis, weil du es magst, bzw. willst. Aber du hast nie entschieden das dir Erdbeereis besser schmeckt. Es ist unsinnig davon auszugehen das ein Mensch wollen kann was er will. Also quasi die Maximen seines Willens selbst zu setzen, da das wieder einen anderen Willen voraussetzt, da hat Einstein durchaus Recht. Da verennt man sich schlichtweg in Widersinnigkeiten.

#84:  Autor: Deus ex Machina BeitragVerfasst am: 27.04.2006, 00:21
    —
[OT]
@Sehwolf: Ja, dieses Zitat habe ich gemeint. Danke.
Kann mir jemand die Bedeutung der Redensart "Umgekehrt wird ein Schuh draus" erläutern? In bestimmten Sprachregionen scheint die sehr ungebräuchlich zu sein, ich habe sie jedenfalls ausserhalb des FGH noch nie gehört.
[/OT]

#85:  Autor: koljaWohnort: NRW BeitragVerfasst am: 27.04.2006, 09:53
    —
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Jedoch glaube ich, dass für Andere das Wort "Determinismus" eine andere Bedeutung hat als für Dich, nämlich eine absolutere.

Was bringt Dich zu dieser Annahme?

Da diese Auffassung mit den derzeit besten Theorien eher schlecht vereinbar ist, passt sie nichtmal sonderlich gut zu der von Dir ebenfalls unterstellten "Wissenschaftsgläubigkeit" ... zwinkern

kolja hat folgendes geschrieben:
Du stimmst zu, dass Entscheidungen durch die aktuellen Umstände und die Vorgeschichte der Person bedingt werden?
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Das ist seltsam ausgedrückt und zwar so, als ob die Person selber keinen Einfluss auf ihre Entscheidung hätte. Das hat sie aber mMn schon, da sie ja Teil des Entscheidungsprozesses ist. Dieser Entscheidungsprozess wird durch aktuelle Umstände und die Vorgeschichte beeinflusst, natürlich.

Für meinen Geschmack wird bei Deiner Formulierung ein wesentlicher Punkt (den auch JohnnyBoy schon hervorgehoben hat) nicht deutlich genug artikuliert - nämlich, dass die Person keine unabhängige Instanz ist, sondern wiederum vollständig ein Produkt ihrer Vorgeschichte ist.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
[...] inzwischen sehe ich keinen Gegensatz mehr zwischen Determinismus und Willensfreiheit, bin also ein Kompatibilist.

Hmmmm. Der Kompatibilismus erscheint mir eher wie der Versuch von Philosophen, den liebgewonnenen Begriff "freier Wille" durch passende Umdeutung zu retten. Dabei muss aber der wesentliche Kern, den dieser Begriff ursprünglich mal hatte, aufgegeben werden. Dieser wesentliche Kern ist die Annahme, dass die Person eine unabhängige Instanz sei, deren Entscheidungen wie unverursachte Ursachen außerhalb der Naturgesetze liegen können.

Die Inhalte der neuen Deutung des Begriffs "freier Wille" möchte ich aber, um Verwechslungen zu vermeiden, lieber mit anderen Worten beschreiben. Ich rede z.B. lieber von freien Handlungen im Gegensatz zu erzwungenen Handlungen, oder von reflektierten Entscheidungen im Gegensatz zu Affekten und Reflexen.

#86:  Autor: koljaWohnort: NRW BeitragVerfasst am: 27.04.2006, 10:25
    —
Übrigens, im Wikipedia-Artikel Kompatibilismus und Inkompatibilismus findet sich ein interessanter Link:

Philosophie verständlich - Haben wir einen freien Willen?

Dort werden die verschiedenen Positionen und Argumentationen zur Willensfreiheit sowie zum Kompatibilismus und zum Inkompatibilismus recht ausführlich dargelegt. Ein Auszug:

philosophieverstaendlich.de/freiheit hat folgendes geschrieben:
[...]

Freiheit und Verantwortlichkeit – Freiheits- bzw. Verantwortlichkeitspessimismus

Dass die Idee der Letzturheberschaft inkohärent ist, ist, wie mir scheint, das letzte und vielleicht entscheidende Argument gegen den Inkompatibilismus. Doch welche Schlüsse man aus dieser Tatsache ziehen kann, das hängt davon ab, ob man glaubt, dass Freiheit im Sinne von Willentlichkeit (kompatibilistische Freiheit) für Verantwortlichkeit ausreicht, oder ob man der Meinung ist, dass wirkliche Verantwortlichkeit Freiheit im Sinne von Letzturheberschaft (libertarianische Freiheit) voraussetzt. Obwohl sowohl die juristische als auch unsere Alltagspraxis für die erste Möglichkeit sprechen, meinen auch heute noch viele Philosophinnen und Philosophen, dass wir nur dann für etwas verantwortlich gemacht werden können, dass wir nur dann wirklich Belohung und Strafe verdienen, wenn wir im libertarianischen Sinne frei sind. Wegen der Stärke der Argumente gegen den Libertarianismus neigt ein Großteil dieser Philosophinnen und Philosophen jedoch dazu zu leugnen, dass wir jemals für etwas wirklich verantwortlich sind. Aber kann man wirklich der Meinung sein, dass wir für unsere Entscheidungen und Handlungen nie verantwortlich sind?

Gegen diese Position hat Peter Strawson folgendermaßen argumentiert (P. Strawson 1962). Wenn wir annehmen, dass wir nie frei und daher auch nie verantwortlich sind, dann bedeutet das nicht nur, dass wir die gesamte Praxis juristischer Verurteilung und Bestrafung neu überdenken müssen, dann gerät auch das alltägliche Verständnis unserer zwischenmenschlichen Beziehungen ins Wanken. Gegenüber unseren Mitmenschen nehmen wir nämlich ganz andere Einstellungen ein als unbelebten Dingen oder Maschinen gegenüber. Strawson nennt diese spezifisch personalen Einstellungen reaktive Einstellungen. Wir sind dankbar dafür, wenn uns jemand etwas Gutes tun; wir nehmen es übel, wenn er uns schadet oder nicht den nötigen Respekt entgegenbringt. Und nur Menschen können wir wirklich lieben und hassen. Nur mit Menschen können wir argumentieren; nur Menschen können wir zu überzeugen versuchen. Wenn wir jemandem etwas übel nehmen, setzt das aber voraus, dass wir ihn dafür verantwortlich machen können. Ich kann jemandem nicht übel nehmen, dass er mir auf den Fuß getreten ist, wenn ich feststelle, dass er gestoßen wurde und deshalb nichts dafür konnte. Und ich kann jemandem seine Taten nicht übel nehmen, wenn ich merke, dass er unter einer schweren psychischen Störung leidet, die es ihm grundsätzlich unmöglich macht, sein Verhalten zu kontrollieren. Diese Erkenntnis führt jedoch nicht nur im Einzelfall zu einer anderen Beurteilung des Verhaltens der betreffenden Person; sie führt dazu, dass ich meine Einstellung dieser Person gegenüber grundsätzlich ändere, dass ich beginne, sie nicht mehr als eine verantwortliche Person, sondern als einen Mitmenschen zu betrachten, der der Behandlung bedarf und dem gegenüber normale reaktive Einstellungen grundsätzlich unangemessen sind. Mit anderen Worten, ich beginne dieser Person gegenüber eine objektive Einstellung einzunehmen. Strawson sagt nun, dass es für uns eigentlich unmöglich ist, unseren Mitmenschen gegenüber immer nur die objektive Einstellung einzunehmen und niemals dankbar zu sein, nie jemandem etwas übel zu nehmen, keinen wirklich zu lieben oder wirklich zu hassen. Und selbst wenn es möglich wäre, wäre es in Strawsons Augen irrational, die normalen reaktiven Einstellungen aufzugeben. Denn dadurch würden wir mehr verlieren als gewinnen.

Gegen diese Argumentation hat Derk Pereboom eingewandt, dass man, wenn man der Meinung ist, dass niemand je wirklich verantwortlich sei, nicht alle, sondern nur einige reaktive Einstellungen aufgeben müsse. Empörung gehöre sicher zu den Einstellungen, die man legitimerweise nur Personen gegenüber haben könne, die wirklich verantwortlich sind. Aber das gilt nicht für Sich-verletzt-Fühlen und Besorgt- oder Beunruhigt-Sein. Auch bestimmte Aspekte des Vergebens werden durch die Annahme eines Verantwortlichkeitspessimismus nicht berührt. Und dasselbe gilt für Aspekte des Dankbarseins. Sicher wird es nicht länger möglich sein, sich schuldig zu fühlen oder Reue zu empfinden. Aber natürlich kann man auch als Verantwortlichkeitspessimist einsehen, dass man etwas Falsches getan hat, und man kann weiterhin traurig darüber sein, dass man es getan hat; man kann sogar seine Taten ernsthaft bedauern und sich vornehmen, sie nicht wieder zu begehen. Alles in allem: Für den Verantwortlichkeitspessimisten bleiben eine ganze Reihe reaktiver Einstellungen übrig, und diese sind, so Pereboom, für ein vernünftiges Zusammenleben völlig ausreichend. Außerdem meint Pereboom, dass die Aufgabe der Idee, wir seien wirklich verantwortlich, sogar zu einer Humanisierung unseres Zusammenlebens beitragen könne. Moralischer Zorn etwa verliert seine rationale Grundlage, wenn es keine Verantwortlichkeit gibt. Aber moralischer Zorn hat eine ganze Reihe negativer Auswirkungen. Er kann unsere Neigung erhöhen, anderen als Strafe psychische und physische Schmerzen zufügen, und im Extremfall kann er uns dazu bringen, vermeintlich Schuldige zu foltern oder sogar zu töten. Gerade destruktiver moralischer Zorn wird aber durch die Überzeugung verstärkt, andere verdienten eine ernsthafte Bestrafung. Wenn wir diese Annahme aufgeben, sollte dadurch also überschießender moralischer Zorn eingedämmt werden.

[...]


Insbesondere im letzten Absatz (Argumentation von Pereboom) finde ich mich wieder.

#87:  Autor: goldberg BeitragVerfasst am: 27.04.2006, 10:26
    —
Deus ex Machina hat folgendes geschrieben:
Kann mir jemand die Bedeutung der Redensart "Umgekehrt wird ein Schuh draus" erläutern?
Sinngemäß etwa: "Das Gegenteil ist (eher) der Fall."
Johnnyboy hat folgendes geschrieben:
Man muss nicht Determinist sein um nicht an den sog. "freien Willen" zu glauben.
Stimmt: Es reicht schon, Medizin zu studieren - immerhin verwirft die moderne Hirnforschung die Idee eines Ich-Kerns und eines freien Willens. Schade nur, dass die Philosophie erst mit arger Verspätung darauf reagiert hat.

#88:  Autor: Tarvoc BeitragVerfasst am: 27.04.2006, 12:15
    —
Jau. Shunyata roolz. Let's Rock Mr. Green

#89:  Autor: JohnnyboyWohnort: Babylon BeitragVerfasst am: 27.04.2006, 15:26
    —
@ goldberg:

Zitat:
Stimmt: Es reicht schon, Medizin zu studieren - immerhin verwirft die moderne Hirnforschung die Idee eines Ich-Kerns und eines freien Willens. Schade nur, dass die Philosophie erst mit arger Verspätung darauf reagiert hat.


Schoppenhauer hatte diese Idee schon recht früh. Allersings hast du sonst ziemlich recht. Wenn ich mir die Schriften mancher Exestentialisten gebe...*würg*, *kotz*. Frei nach dem Motto: kompliziert geschrieben, einfach gedacht...

Ahja: Und mit Wissenschaft darfst du einem "Philosophen" dieser Kategorie nicht kommen, den das seinen ja nur Theorien, behaupten sie. Und damit haben sie prinzipiell recht. Man muss ihnen also auf rein logischem Weg zeigen wie schwachsinnig ihre "Thesen" sind.

#90:  Autor: AgentProvocateurWohnort: Berlin BeitragVerfasst am: 27.04.2006, 16:45
    —
kolja hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Jedoch glaube ich, dass für Andere das Wort "Determinismus" eine andere Bedeutung hat als für Dich, nämlich eine absolutere.

Was bringt Dich zu dieser Annahme?

Mein Sprachgefühl, bzw. eben das, was ich unter "Determinismus" verstehe. Wikipedia: "Er [der Determinismus] geht davon aus, alle Ereignisse liefen nach feststehenden Gesetzen ab und seien durch diese vollständig bestimmt bzw. determiniert."

Das, was Du unter "näherungsweise deterministisch" verstehst, entspricht nicht dieser Definition, daher halte ich Deine Verwendung des Wortes für ungebräuchlich.

kolja hat folgendes geschrieben:
kolja hat folgendes geschrieben:
Du stimmst zu, dass Entscheidungen durch die aktuellen Umstände und die Vorgeschichte der Person bedingt werden?
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Das ist seltsam ausgedrückt und zwar so, als ob die Person selber keinen Einfluss auf ihre Entscheidung hätte. Das hat sie aber mMn schon, da sie ja Teil des Entscheidungsprozesses ist. Dieser Entscheidungsprozess wird durch aktuelle Umstände und die Vorgeschichte beeinflusst, natürlich.

Für meinen Geschmack wird bei Deiner Formulierung ein wesentlicher Punkt (den auch JohnnyBoy schon hervorgehoben hat) nicht deutlich genug artikuliert - nämlich, dass die Person keine unabhängige Instanz ist, sondern wiederum vollständig ein Produkt ihrer Vorgeschichte ist.

Bei dieser Formulierung verschwindet die Person, das "Selbst", das "Ich" aber vollständig, ist einfach wegdefiniert.

kolja hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
[...] inzwischen sehe ich keinen Gegensatz mehr zwischen Determinismus und Willensfreiheit, bin also ein Kompatibilist.

Hmmmm. Der Kompatibilismus erscheint mir eher wie der Versuch von Philosophen, den liebgewonnenen Begriff "freier Wille" durch passende Umdeutung zu retten. Dabei muss aber der wesentliche Kern, den dieser Begriff ursprünglich mal hatte, aufgegeben werden. Dieser wesentliche Kern ist die Annahme, dass die Person eine unabhängige Instanz sei, deren Entscheidungen wie unverursachte Ursachen außerhalb der Naturgesetze liegen können.

Für Dich mag das der wesentliche Kern sein, für mich ist das nicht der wesentliche Kern. Der wesentliche Kern für mich ist, dass es eine Person gibt, ein Individuum, ein Subjekt und dass dieses Subjekt etwas Eigenständiges ist, etwas, das nicht vollständig wegdefiniert und in neurologische Prozesse aufgelöst werden kann. Das bedeutet aber nicht, dass diese Person außerhalb der Naturgesetze existiert oder von den Naturgesetzen unabhängig sein muss.

kolja hat folgendes geschrieben:
Die Inhalte der neuen Deutung des Begriffs "freier Wille" möchte ich aber, um Verwechslungen zu vermeiden, lieber mit anderen Worten beschreiben. Ich rede z.B. lieber von freien Handlungen im Gegensatz zu erzwungenen Handlungen, oder von reflektierten Entscheidungen im Gegensatz zu Affekten und Reflexen.

Mir egal, wie wir es nennen. Allerdings denke ich immer noch, dass auch Deine Vorstellung, was ein "freier Wille" sein soll, (etwas, das außerhalb unserer Welt existiert und völlig unabhängig davon sein soll), dass diese Vorstellung nicht unbedingt die gebräuchliche ist. Für mich ist es aber vollkommen unerheblich, ob wir es "freier Wille" oder "freie Handlung" nennen.

#91:  Autor: JohnnyboyWohnort: Babylon BeitragVerfasst am: 27.04.2006, 16:53
    —
Niemand sagt das es kein "Selbst" gibt, nur kann dieses Selbst mE nicht "frei" sein. Das hat im Grunde weniger mit Physik zu tun, als mit banaler Logik. Führe dir doch noch einmal Einsteins Zitat zu Gemüte:

Zitat:
Ich weiß ehrlich nicht, was die Leute meinen, wenn sie von der Freiheit des menschlichen Willens sprechen. Ich spüre, dass ich meine Pfeife anzünden will und tue das auch; aber wie kann ich das mit der Idee der Freiheit verbinden? Was liegt hinter dem Willensakt, dass ich meine Pfeife anzünden will? Ein anderer Willensakt?


Dein Wollen z.b. zu ändern setzt ein anderes Wollen voraus. Verstehst du den nicht, wie leer der Begriff "Freiheit" im Grunde ist? Was ist eine "freie" Entscheidung für dich? Ein sinnfreie Entscheidung? Oder eine Entscheidung in der man prinzipiell eine "freie" Wahl hat?

#92:  Autor: AgentProvocateurWohnort: Berlin BeitragVerfasst am: 27.04.2006, 17:02
    —
Johnnyboy hat folgendes geschrieben:
Niemand sagt das es kein "Selbst" gibt, nur kann dieses Selbst mE nicht "frei" sein. Das hat im Grunde weniger mit Physik zu tun, als mit banaler Logik.

Ja, sicher, wenn man, wie Du, behauptet, dass es Freiheit nicht gäbe, dass sie eine Tautologie sei, dann folgt daraus logisch, dass das Selbst nicht frei sein kann.

Johnnyboy hat folgendes geschrieben:
Verstehst du den nicht, wie leer der Begriff "Freiheit" im Grunde ist?

Wenn man ihn so versteht wie Du vielleicht. Für mich ist der Begriff keineswegs leer.

Johnnyboy hat folgendes geschrieben:
Oder eine Entscheidung in der man prinzipiell eine "freie" Wahl hat?

Richtig.

#93:  Autor: JohnnyboyWohnort: Babylon BeitragVerfasst am: 27.04.2006, 17:06
    —
Zitat:
Wenn man ihn so versteht wie Du vielleicht. Für mich ist der Begriff keineswegs leer.


Wie definierst du den den Begriff "Freiheit". So expizit? Rationalisiere zum Spass mal alle Determinanten, alles Wollen, alle Triebe weg und lass nur mal deine "Freiheit" stehen. Was soll diese Freiheit anderes sein als ein zufälliges "Dum-Dum Prinzip"?

#94:  Autor: AgentProvocateurWohnort: Berlin BeitragVerfasst am: 27.04.2006, 17:16
    —
Johnnyboy hat folgendes geschrieben:
Zitat:
Wenn man ihn so versteht wie Du vielleicht. Für mich ist der Begriff keineswegs leer.

Wie definierst du den den Begriff "Freiheit". So expizit? Rationalisiere zum Spass mal alle Determinanten, alles Wollen, alle Triebe weg und lass nur mal deine "Freiheit" stehen. Was soll diese Freiheit anderes sein als ein zufälliges "Dum-Dum Prinzip"?

Keine Ahnung, wovon Du redest oder worauf Du hinauswillst.

#95:  Autor: JohnnyboyWohnort: Babylon BeitragVerfasst am: 27.04.2006, 17:28
    —
Oh Mann ich geb's auf. Vielleicht siehst du eines Tages selbst ein, wie problematisch der Begriff "Willensfreiheit" ist.

#96:  Autor: koljaWohnort: NRW BeitragVerfasst am: 27.04.2006, 21:08
    —
kolja hat folgendes geschrieben:
[...] dass die Person keine unabhängige Instanz ist, sondern wiederum vollständig ein Produkt ihrer Vorgeschichte ist.
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Bei dieser Formulierung verschwindet die Person, das "Selbst", das "Ich" aber vollständig, ist einfach wegdefiniert.

Die "Person" verschwindet nicht, sondern wird als Glied einer Kausalkette gesehen.

kolja hat folgendes geschrieben:
[...] Dieser wesentliche Kern ist die Annahme, dass die Person eine unabhängige Instanz sei, deren Entscheidungen wie unverursachte Ursachen außerhalb der Naturgesetze liegen können.
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Für Dich mag das der wesentliche Kern sein, für mich ist das nicht der wesentliche Kern. Der wesentliche Kern für mich ist, dass es eine Person gibt, ein Individuum, ein Subjekt und dass dieses Subjekt etwas Eigenständiges ist, etwas, das nicht vollständig wegdefiniert und in neurologische Prozesse aufgelöst werden kann. Das bedeutet aber nicht, dass diese Person außerhalb der Naturgesetze existiert oder von den Naturgesetzen unabhängig sein muss.

Einerseits stimmst Du zu, dass es sich bei der "Person" um ein aus der Materie des Gehirns emergierendes Phänomen handelt, aber andererseits forderst Du, auf die Dekonstruktion dieses Phänomens zu verzichten, weil Dir die Konsequenzen nicht gefallen?

kolja hat folgendes geschrieben:
[...] Ich rede z.B. lieber von freien Handlungen im Gegensatz zu erzwungenen Handlungen, oder von reflektierten Entscheidungen im Gegensatz zu Affekten und Reflexen.
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Mir egal, wie wir es nennen. Allerdings denke ich immer noch, dass auch Deine Vorstellung, was ein "freier Wille" sein soll, (etwas, das außerhalb unserer Welt existiert und völlig unabhängig davon sein soll), dass diese Vorstellung nicht unbedingt die gebräuchliche ist.

Das hab' ich mir nicht ausgedacht, das ist der wesentliche Unterschied, mit dem sich die Inkompatibilisten von den Kompatibilisten abgrenzen lassen. (Siehe auch den zuvor verlinkten Artikel, der scheint mir diesbezüglich sehr verständnisfördernd.) Nach meinem Verständnis ist es auch die Vorstellung religiöser Menschen, die an übernatürliche Dinge wie Seelen und Götter glauben.

Und mein Eindruck war bisher, dass es in früheren Diskussionen auch auch Deine Vorstellung war, warum sonst hättest Du früher einen Widerspruch zwischen Determinismus und Willensfreiheit sehen sollen? Eigentlich bist Du vom Inkompatibilismus zum Kompatibilismus übergewechselt, schleppst aber noch diverse Altlasten mit Dir herum. zwinkern

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Für mich ist es aber vollkommen unerheblich, ob wir es "freier Wille" oder "freie Handlung" nennen.

Wenn es Dir egal ist, warum regst Du Dich jedesmal auf, wenn jemand den "freien Willen" ablehnt? Mr. Green

#97:  Autor: koljaWohnort: NRW BeitragVerfasst am: 27.04.2006, 21:27
    —
AgentProvocateur (an JohnnyBoy) hat folgendes geschrieben:
Keine Ahnung, wovon Du redest oder worauf Du hinauswillst.

Er wollte wohl zeigen, dass jeder Wille auf unkontrollierbare Wünsche, Triebe, Impulse usw. zurückgeht. Selbst ein Willen, dem eine wohlüberlegte und reflektierte Entscheidung vorangeht, kann nur entstehen, weil Du zuvor den Willen hattest, eine wohlüberlegte und reflektierte Entscheidung zu treffen ... so kannst Du jedes bewusste und reflektierte Wollen letztlich auf ein ursprüngliches Wollen zurückführen, welches keine rationalen Gründe mehr hat sondern einfach nur plötzlich "da" war.

#98:  Autor: JohnnyboyWohnort: Babylon BeitragVerfasst am: 27.04.2006, 21:33
    —
Dito.

#99:  Autor: YrsinWohnort: St.Gallen BeitragVerfasst am: 27.04.2006, 21:55
    —
Kennt jemand von euch Peter Bieri?
Sein wohl bekanntestes Buch (Handwerk der Freiheit) beschäftigt sich ebenfalls mit der Willensfreiheit. Seine These beruht darauf, dass unser Handeln, auch wenn dieses bedingt ist, frei ist. Wir sind geenau dann frei, wenn wir gemäss unseren eigenen Überzeugungen handeln können.

#100:  Autor: koljaWohnort: NRW BeitragVerfasst am: 27.04.2006, 22:06
    —
Yrsin hat folgendes geschrieben:
Wir sind geenau dann frei, wenn wir gemäss unseren eigenen Überzeugungen handeln können.

Damit hat er was über Handlungsfreiheit gesagt, aber nicht über Willensfreiheit. zwinkern

PS: Willkommen im Forum!

#101:  Autor: YrsinWohnort: St.Gallen BeitragVerfasst am: 27.04.2006, 22:16
    —
Hi! Smilie

Naja, der Wille und die Handlung sind in diesem Fall eigentlich fast dasselbe. Der Wille macht uns handlungswirksam.

#102:  Autor: AgentProvocateurWohnort: Berlin BeitragVerfasst am: 27.04.2006, 23:58
    —
kolja hat folgendes geschrieben:
kolja hat folgendes geschrieben:
[...] dass die Person keine unabhängige Instanz ist, sondern wiederum vollständig ein Produkt ihrer Vorgeschichte ist.
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Bei dieser Formulierung verschwindet die Person, das "Selbst", das "Ich" aber vollständig, ist einfach wegdefiniert.

Die "Person" verschwindet nicht, sondern wird als Glied einer Kausalkette gesehen.

Nein, mMn nicht, wenn man sagt, dass sie "vollständig" ein Produkt ihrer Vorgeschichte ist. Das bedeutet nämlich, dass die Person selber keinen Anteil an ihrer Vorgeschichte hat (bzw. man könnte es so verstehen, ich denke, dass Du es anders meinst).

kolja hat folgendes geschrieben:
kolja hat folgendes geschrieben:
[...] Dieser wesentliche Kern ist die Annahme, dass die Person eine unabhängige Instanz sei, deren Entscheidungen wie unverursachte Ursachen außerhalb der Naturgesetze liegen können.
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Für Dich mag das der wesentliche Kern sein, für mich ist das nicht der wesentliche Kern. Der wesentliche Kern für mich ist, dass es eine Person gibt, ein Individuum, ein Subjekt und dass dieses Subjekt etwas Eigenständiges ist, etwas, das nicht vollständig wegdefiniert und in neurologische Prozesse aufgelöst werden kann. Das bedeutet aber nicht, dass diese Person außerhalb der Naturgesetze existiert oder von den Naturgesetzen unabhängig sein muss.

Einerseits stimmst Du zu, dass es sich bei der "Person" um ein aus der Materie des Gehirns emergierendes Phänomen handelt, aber andererseits forderst Du, auf die Dekonstruktion dieses Phänomens zu verzichten, weil Dir die Konsequenzen nicht gefallen?

Nein, das hat nichts damit zu tun, dass mir die Konsequenzen nicht gefallen würden. Eine Emergenz kann man mMn nicht reduzieren (jedenfalls nicht hier) oder, anders gesagt, wenn man reduziert, dann verschwindet die Emergenz. Das Selbst mag erzeugt werden durch neuronale Reflexe, jedoch bekommt man keine Erklärung für das Selbst, wenn man nur die neuronalen Reflexe beobachtet.

kolja hat folgendes geschrieben:
kolja hat folgendes geschrieben:
[...] Ich rede z.B. lieber von freien Handlungen im Gegensatz zu erzwungenen Handlungen, oder von reflektierten Entscheidungen im Gegensatz zu Affekten und Reflexen.
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Mir egal, wie wir es nennen. Allerdings denke ich immer noch, dass auch Deine Vorstellung, was ein "freier Wille" sein soll, (etwas, das außerhalb unserer Welt existiert und völlig unabhängig davon sein soll), dass diese Vorstellung nicht unbedingt die gebräuchliche ist.

Das hab' ich mir nicht ausgedacht, das ist der wesentliche Unterschied, mit dem sich die Inkompatibilisten von den Kompatibilisten abgrenzen lassen. (Siehe auch den zuvor verlinkten Artikel, der scheint mir diesbezüglich sehr verständnisfördernd.)

Ja, der Artikel ist in der Tat sehr interessant. Willensfreiheit wird dort aber anders definiert und zwar folgendermaßen:

Zitat:
1. Die Person muss eine Wahl zwischen Alternativen haben; sie muss anders handeln bzw. sich anders entscheiden können, als sie es tatsächlich tut. (Die Bedingung des Anders-Handeln- oder Anders-Entscheiden-Könnens)
2. Welche Wahl getroffen wird, muss entscheidend von der Person selbst abhängen. (Urheberschaftsbedingung)
3. Wie die Person handelt oder entscheidet, muss ihrer Kontrolle unterliegen. Diese Kontrolle darf nicht durch Zwang ausgeschlossen sein. (Kontrollbedingung)

Diese Definition sagt nichts darüber aus, ob der freie Wille außerhalb der Naturgesetze existieren muss oder nicht. Deine Definition vertreten hingegen eher die im Artikel sogenannten Libertarier.

kolja hat folgendes geschrieben:
Nach meinem Verständnis ist es auch die Vorstellung religiöser Menschen, die an übernatürliche Dinge wie Seelen und Götter glauben.

Das weiß ich nicht, aber ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass dem so ist.

kolja hat folgendes geschrieben:
Und mein Eindruck war bisher, dass es in früheren Diskussionen auch auch Deine Vorstellung war, warum sonst hättest Du früher einen Widerspruch zwischen Determinismus und Willensfreiheit sehen sollen? Eigentlich bist Du vom Inkompatibilismus zum Kompatibilismus übergewechselt, schleppst aber noch diverse Altlasten mit Dir herum. zwinkern

Ja, mag sein, dass ich meine Meinung inzwischen ein wenig geändert habe. Ich habe aber gerade keine Lust, meine alten Beiträge noch mal durchzulesen.

kolja hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Für mich ist es aber vollkommen unerheblich, ob wir es "freier Wille" oder "freie Handlung" nennen.

Wenn es Dir egal ist, warum regst Du Dich jedesmal auf, wenn jemand den "freien Willen" ablehnt? Mr. Green

Nein, so ist das nicht. Wenn jemand einer Meinung ist und dies auch als Meinung darstellt, dann ist das doch sein gutes Recht. Ich ärgere mich aber zugegenermaßen dann, wenn jemand behauptet, die Vorstellung eines freien Willens sei "schwachsinnig", "natürlich" könne ein solcher nicht existieren, "bekanntlich" sei inzwischen erwiesen, dass der freie Wille "wissenschaftlich widerlegt" sei. Wenn es dann zusätzlich nicht für nötig gehalten wird, zu definieren, was man genau unter dem freien Willen versteht und man es auch nicht für nötig hält, diese Ansicht zu begründen, dann finde ich das schon etwas merkwürdig.

#103:  Autor: AgentProvocateurWohnort: Berlin BeitragVerfasst am: 28.04.2006, 00:08
    —
kolja hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur (an JohnnyBoy) hat folgendes geschrieben:
Keine Ahnung, wovon Du redest oder worauf Du hinauswillst.

Er wollte wohl zeigen, dass jeder Wille auf unkontrollierbare Wünsche, Triebe, Impulse usw. zurückgeht. Selbst ein Willen, dem eine wohlüberlegte und reflektierte Entscheidung vorangeht, kann nur entstehen, weil Du zuvor den Willen hattest, eine wohlüberlegte und reflektierte Entscheidung zu treffen ... so kannst Du jedes bewusste und reflektierte Wollen letztlich auf ein ursprüngliches Wollen zurückführen, welches keine rationalen Gründe mehr hat sondern einfach nur plötzlich "da" war.

Naja, das ist genau das, was ich unter "wegdefinieren des Selbst" verstehe. Wenn man das so definiert, dann kann man keinen Unterschied mehr machen zwischen einem Willen, den "ich" habe, den ich mir zuschreibe und einem Willen, den ich nicht als meinen eigenen Willen empfinde. In dem Artikel war das das Beispiel des Drogenabhängigen, der, auch wenn er den Wunsch verspürt, von seiner Droge wegzukommen, einen "inneren Zwang" verspürt, die Droge immer wieder zu nehmen, sie dann also sozusagen gegen seinen Willen nimmt.

#104:  Autor: koljaWohnort: NRW BeitragVerfasst am: 28.04.2006, 01:41
    —
kolja hat folgendes geschrieben:
Die "Person" verschwindet nicht, sondern wird als Glied einer Kausalkette gesehen.
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Nein, mMn nicht, wenn man sagt, dass sie "vollständig" ein Produkt ihrer Vorgeschichte ist. Das bedeutet nämlich, dass die Person selber keinen Anteil an ihrer Vorgeschichte hat (bzw. man könnte es so verstehen, ich denke, dass Du es anders meinst).

Du meinst vermutlich, dass die Person aufgrund von eingehender Reflektion sich selbst ändern kann, ihre Präferenzen verschieben kann, eingefahrene Handlungsmuster durchbrechen kann, usw. Aber auch diese Veränderungen muss die Person erstmal wollen, sie muss die Notwendigkeit erkennen, und das kann nur aufgrund geeigneter Umwelteinflüsse und Vorgeschichte geschehen ... daher bleibt "vollständiges Produkt der Vorgeschichte" auch dann richtig, wenn das Selbst sich selbst modifiziert.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Das Selbst mag erzeugt werden durch neuronale Reflexe, jedoch bekommt man keine Erklärung für das Selbst, wenn man nur die neuronalen Reflexe beobachtet.

Das trifft vielleicht derzeit zu, könnte sich aber noch ändern. Aber unabhängig davon brauchen wir keine vollständige Erklärung um gewisse Eigenschaften ausschließen zu können.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ja, der Artikel ist in der Tat sehr interessant. Willensfreiheit wird dort aber anders definiert und zwar folgendermaßen: [...] Diese Definition sagt nichts darüber aus, ob der freie Wille außerhalb der Naturgesetze existieren muss oder nicht.

Diese Definition definiert leider nichts konkretes, sondern verlagert das Problem auf andere Begrifflichkeiten wie z.B. "Urheberschaft", die ohne genauere Definition genauso leere Hülsen bleiben, wie die Worte "frei" oder "eigenständig". Daher wird der Konflikt mit den Naturgesetzen auch erst später im Artikel deutlich, wenn über die konkrete Bedeutung dieser Begriffe gestritten wird.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Deine Definition vertreten hingegen eher die im Artikel sogenannten Libertarier.

Nicht nur die. Auch die Freiheitspessimisten halten Unabhängigkeit von den Naturgesetzen für notwendig, um den Begriff "freier Wille" aufrecht zu erhalten, im Gegensatz zu den Libertariern glauben sie aber nicht, dass es diese Unabhängigkeit gibt. Beide Gruppen eint die Auffassung, dass der "freie Wille" nicht kompatibel mit dem Naturalismus ist, sie sind also Inkompatibilisten.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ja, mag sein, dass ich meine Meinung inzwischen ein wenig geändert habe. Ich habe aber gerade keine Lust, meine alten Beiträge noch mal durchzulesen.

Macht nix, das hab ich schon gemacht ... Mr. Green

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ich ärgere mich aber zugegenermaßen dann, wenn jemand behauptet, die Vorstellung eines freien Willens sei "schwachsinnig", "natürlich" könne ein solcher nicht existieren, "bekanntlich" sei inzwischen erwiesen, dass der freie Wille "wissenschaftlich widerlegt" sei. Wenn es dann zusätzlich nicht für nötig gehalten wird, zu definieren, was man genau unter dem freien Willen versteht und man es auch nicht für nötig hält, diese Ansicht zu begründen, dann finde ich das schon etwas merkwürdig.

Bezogen auf den "freien Willen" im religiösen/inkompatibilistischen Sinne halte ich diese Aussagen für richtig.

Und vom "freien Willen" im Sinne der Kompatibilisten halte ich wie gesagt wenig. Hier wird ein komplett umgedeuteter Freiheitsbegriff unter altem Etikett verkauft ohne explizit auf die wesentlichen Unterschiede hinzuweisen. So können die Vertreter beider Varianten hübsch an einem Strang ziehen was die Rechtfertigung von Konsequenzen angeht, und das ärgert wiederum mich ...

kolja hat folgendes geschrieben:
[...] dass jeder Wille auf unkontrollierbare Wünsche, Triebe, Impulse usw. zurückgeht. Selbst ein Willen, dem eine wohlüberlegte und reflektierte Entscheidung vorangeht, kann nur entstehen, weil Du zuvor den Willen hattest, eine wohlüberlegte und reflektierte Entscheidung zu treffen ... so kannst Du jedes bewusste und reflektierte Wollen letztlich auf ein ursprüngliches Wollen zurückführen, welches keine rationalen Gründe mehr hat sondern einfach nur plötzlich "da" war.
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Naja, das ist genau das, was ich unter "wegdefinieren des Selbst" verstehe. Wenn man das so definiert, dann kann man keinen Unterschied mehr machen zwischen einem Willen, den "ich" habe, den ich mir zuschreibe und einem Willen, den ich nicht als meinen eigenen Willen empfinde. In dem Artikel war das das Beispiel des Drogenabhängigen, der, auch wenn er den Wunsch verspürt, von seiner Droge wegzukommen, einen "inneren Zwang" verspürt, die Droge immer wieder zu nehmen, sie dann also sozusagen gegen seinen Willen nimmt.

Naja, dieses Selbstbild verstehe ich nicht. Für mich wäre auch der innere Zwang ein echter Teil von mir und somit mein eigenes Wollen, welches evtl. in Konflikt mit anderen Wünschen und Zielen steht. In meinem eigenen Körper entstehende Regungen nicht als Teil von mir selbst aufzufassen empfände ich jedenfalls als schizophren, aber das ist wohl eher eine Geschmacksfrage.

Unabhängig davon verstehe ich Deinen Einwand nicht, denn die Unterscheidung zwischen unerwünschtem und erwünschtem Wollen, zwischen ursprünglichem Wollen ohne bewusste Ursache und reflektiertem Wollen, bleibt doch weiterghin möglich? Und Du könntest nach Belieben entscheiden, welches davon Du als Deinem "Selbst" zugehörig empfinden willst?

#105:  Autor: AgentProvocateurWohnort: Berlin BeitragVerfasst am: 28.04.2006, 16:45
    —
kolja hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ich ärgere mich aber zugegenermaßen dann, wenn jemand behauptet, die Vorstellung eines freien Willens sei "schwachsinnig", "natürlich" könne ein solcher nicht existieren, "bekanntlich" sei inzwischen erwiesen, dass der freie Wille "wissenschaftlich widerlegt" sei. Wenn es dann zusätzlich nicht für nötig gehalten wird, zu definieren, was man genau unter dem freien Willen versteht und man es auch nicht für nötig hält, diese Ansicht zu begründen, dann finde ich das schon etwas merkwürdig.

Bezogen auf den "freien Willen" im religiösen/inkompatibilistischen Sinne halte ich diese Aussagen für richtig.

Und vom "freien Willen" im Sinne der Kompatibilisten halte ich wie gesagt wenig. Hier wird ein komplett umgedeuteter Freiheitsbegriff unter altem Etikett verkauft ohne explizit auf die wesentlichen Unterschiede hinzuweisen. So können die Vertreter beider Varianten hübsch an einem Strang ziehen was die Rechtfertigung von Konsequenzen angeht, und das ärgert wiederum mich ...

Es gibt keine "wahre" Bedeutung von Begriffen. Gerade so abstrakte Begriffe wie "Freiheit" oder "Selbst" haben keine allgemein übereinstimmende Bedeutung, daher muss man versuchen, jeweils zu verstehen, was der Andere meint. Jedoch die Deutungshoheit für sich alleine zu beanspruchen und zu behaupten, der Andere hätte einen "komplett umgedeuteten Freiheitsbegriff" und verkaufe ihn unter "altem Etikett" finde ich an dieser Stelle ziemlich überheblich.

Was die Rechtfertigung von Konsequenzen angeht, bin ich der Meinung, dass, wenn man ein "Verantwortlichkeitspessimist" ist, also eine Verantwortlichkeit komplett ablehnt, man dadurch den Subjektstatus des Individuums negiert. Und dies würde mMn keineswegs zur "Humanisierung unseres Zusammenlebens beitragen", wie Derk Pereboom argumentiert, sondern hätte mMn einige Auswirkungen zum Beispiel im Strafrecht, die ich als inhuman empfinden würde.

kolja hat folgendes geschrieben:
kolja hat folgendes geschrieben:
[...] dass jeder Wille auf unkontrollierbare Wünsche, Triebe, Impulse usw. zurückgeht. Selbst ein Willen, dem eine wohlüberlegte und reflektierte Entscheidung vorangeht, kann nur entstehen, weil Du zuvor den Willen hattest, eine wohlüberlegte und reflektierte Entscheidung zu treffen ... so kannst Du jedes bewusste und reflektierte Wollen letztlich auf ein ursprüngliches Wollen zurückführen, welches keine rationalen Gründe mehr hat sondern einfach nur plötzlich "da" war.
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Naja, das ist genau das, was ich unter "wegdefinieren des Selbst" verstehe. Wenn man das so definiert, dann kann man keinen Unterschied mehr machen zwischen einem Willen, den "ich" habe, den ich mir zuschreibe und einem Willen, den ich nicht als meinen eigenen Willen empfinde. In dem Artikel war das das Beispiel des Drogenabhängigen, der, auch wenn er den Wunsch verspürt, von seiner Droge wegzukommen, einen "inneren Zwang" verspürt, die Droge immer wieder zu nehmen, sie dann also sozusagen gegen seinen Willen nimmt.

Naja, dieses Selbstbild verstehe ich nicht. Für mich wäre auch der innere Zwang ein echter Teil von mir und somit mein eigenes Wollen, welches evtl. in Konflikt mit anderen Wünschen und Zielen steht. In meinem eigenen Körper entstehende Regungen nicht als Teil von mir selbst aufzufassen empfände ich jedenfalls als schizophren, aber das ist wohl eher eine Geschmacksfrage.

Interessant, ja, dann haben wir ein unterschiedliches Selbstbild. Ich habe übrigens auch ein anderes Selbstbild als das, was Einstein zu haben scheint, wenn man seinen Ausspruch mit der Pfeife betrachtet. Dort scheint er sich zu sehen, als jemand, der über allem schwebt und sich selber dabei zusieht, wie er etwas tut. Das kann ich zwar in dem konkreten Beispiel mit der Pfeife nachempfinden, denn Rauchen ist eine Sucht und eine solche kann man eben mMn als unerwünschte Regung wahrnehmen. Wenn Einstein aber nicht speziell eine Sucht meint, sondern es als allgemeines Beispiel für alle seine Wünsche und seine Handlungen genommen hat, dann ist sein Selbstbild für mich etwas merkwürdig.

kolja hat folgendes geschrieben:
Unabhängig davon verstehe ich Deinen Einwand nicht, denn die Unterscheidung zwischen unerwünschtem und erwünschtem Wollen, zwischen ursprünglichem Wollen ohne bewusste Ursache und reflektiertem Wollen, bleibt doch weiterghin möglich? Und Du könntest nach Belieben entscheiden, welches davon Du als Deinem "Selbst" zugehörig empfinden willst?

Wieso kann ich auf einmal "nach Belieben entscheiden"? Egal, das, was Du oben gesagt hast, bedeutet doch mal wieder, (falls man nicht das Selbst wegdefinieren will), dass es immer eine Vorgeschichte und eine Umwelt und Vorbedingungen gibt. Das ist ja unbestritten, hat aber eben für mich nicht so viel mit dem freien Willen zu tun.

#106:  Autor: JohnnyboyWohnort: Babylon BeitragVerfasst am: 28.04.2006, 18:20
    —
Wieso erklärst du uns den nicht einfach was für dich ein freier Wille? So ganz genau definiert?

Und wenn die die Aussage stört: "Ein freier Wille ist schwachsinnig, weil das wissenschaftlich widerlegt ist."

Formulieren wir das ganze um in: " Ein freier Wille ist schwachsinnig, weil er unlogisch ist".

Dann stimmt der Satz auch.

Denn wie oben schon gesagt: Jeder möglichen Willensänderung durch dich selbst muss ein anderer Wille vorausgehen. Und das ist einfachste, banalste Logik. Und diese Aussage steht explizit im Wiederspruch zur Vorstellung eiens "freien Willens".

Dementsprechend musst du erst das Gegenteil beweisen, wenn du meinst das eine Aussage wie "die Willenfreiheit ist unlogisch" überheblich ist.

Alles andere ist Glaube.

#107:  Autor: AgentProvocateurWohnort: Berlin BeitragVerfasst am: 28.04.2006, 19:20
    —
Johnnyboy hat folgendes geschrieben:
Wieso erklärst du uns den nicht einfach was für dich ein freier Wille? So ganz genau definiert?

Weil ich das schon mehrfach getan habe? Warum tust Du das eigentlich nicht?

Johnnyboy hat folgendes geschrieben:
Und wenn die die Aussage stört: "Ein freier Wille ist schwachsinnig, weil das wissenschaftlich widerlegt ist."

Formulieren wir das ganze um in: " Ein freier Wille ist schwachsinnig, weil er unlogisch ist".

Dann stimmt der Satz auch.

Selbstredend. Logisch. Gar keine Frage. Mehr als 2.500 Jahre Philosophie in einen einzigen Satz gepackt. Sehr beeindruckend. Respekt.

Johnnyboy hat folgendes geschrieben:
Denn wie oben schon gesagt: Jeder möglichen Willensänderung durch dich selbst muss ein anderer Wille vorausgehen. Und das ist einfachste, banalste Logik. Und diese Aussage steht explizit im Wiederspruch zur Vorstellung eiens "freien Willens".

Aha. Kommt vielleicht aber auch ein bisschen darauf an, was man unter einem "freien Willen" versteht, oder nicht?

Johnnyboy hat folgendes geschrieben:
Dementsprechend musst du erst das Gegenteil beweisen, wenn du meinst das eine Aussage wie "die Willenfreiheit ist unlogisch" überheblich ist.

Du wirst lachen: aber ich muss gar nix.

Johnnyboy hat folgendes geschrieben:
Alles andere ist Glaube.

Ich glaube, ich habe keine Lust, mich weiter mit Dir zu unterhalten.

#108:  Autor: JohnnyboyWohnort: Babylon BeitragVerfasst am: 28.04.2006, 19:22
    —
Nun dann bleibst du eben ignorant. Ist ja nicht mein Bier. zwinkern

#109: Re: Strafrecht und Schuld Autor: YrsinWohnort: St.Gallen BeitragVerfasst am: 29.04.2006, 13:29
    —
kolja hat folgendes geschrieben:

Wer einen freien Willen vertritt, nimmt gewöhnlich an, dass eine konkrete Person in einer ganz konkreten Situation auch anders entscheiden könnte (hätte anders entscheiden können), als sie letztendlich entscheidet (entschieden hat). Und damit ist gewöhnlich gemeint, dass die bewusste Abwägung im Kopf der Person anders verlaufen könnte, und nicht, dass diese Abwägung durch Zufall so oder so ausfällt.


Muss ich dies als "Die Person hätte etwas Beliebiges anderes wollen und tun können!" auffassen?

Weshalb gibt es eurer Meinung nach keine freien Willen? Bzw. weshalb ist die Idee des freien Willens zu verwerfen?

#110:  Autor: koljaWohnort: NRW BeitragVerfasst am: 11.05.2006, 22:18
    —
kolja hat folgendes geschrieben:
Und vom "freien Willen" im Sinne der Kompatibilisten halte ich wie gesagt wenig. Hier wird ein komplett umgedeuteter Freiheitsbegriff unter altem Etikett verkauft ohne explizit auf die wesentlichen Unterschiede hinzuweisen. So können die Vertreter beider Varianten hübsch an einem Strang ziehen was die Rechtfertigung von Konsequenzen angeht, und das ärgert wiederum mich ...
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Es gibt keine "wahre" Bedeutung von Begriffen. Gerade so abstrakte Begriffe wie "Freiheit" oder "Selbst" haben keine allgemein übereinstimmende Bedeutung, daher muss man versuchen, jeweils zu verstehen, was der Andere meint. Jedoch die Deutungshoheit für sich alleine zu beanspruchen und zu behaupten, der Andere hätte einen "komplett umgedeuteten Freiheitsbegriff" und verkaufe ihn unter "altem Etikett" finde ich an dieser Stelle ziemlich überheblich.

Mir scheint, es ist durchaus der inkompatibilistische "freie Wille", der die öffentliche Diskussion, Interviews, Kommentare und dergleichen in den Medien beherrscht. Ansonsten würden sich die Verfechter wohl kaum mit Hirnforschern wegen ihrer Erkenntnisse streiten. Auch Du hast in früheren Diskussionen genauso argumentiert. Und an den Konsequenzen, für deren Rechtfertigung Du den "freien Willen" anführst, hat sich nichts geändert, obwohl Du zwischenzeitlich zu den Kompatibilisten gewechselt bist. Daher finde ich meinen obige Kritik höchstens zu scharf formuliert, aber nicht inhaltlich falsch.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Was die Rechtfertigung von Konsequenzen angeht, bin ich der Meinung, dass, wenn man ein "Verantwortlichkeitspessimist" ist, also eine Verantwortlichkeit komplett ablehnt, man dadurch den Subjektstatus des Individuums negiert.

Das sehe ich nicht so. Aus meiner Sicht bleiben die Begriffe "Verantwortung" und "Subjekt" im alltäglichen Umgang miteinander sinnvoll und notwendig, doch möglicherweise taugen sie nur noch sehr eingeschränkt als Rechtfertigung für schwerwiegende Konsequenzen.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Und dies würde mMn keineswegs zur "Humanisierung unseres Zusammenlebens beitragen", wie Derk Pereboom argumentiert, sondern hätte mMn einige Auswirkungen zum Beispiel im Strafrecht, die ich als inhuman empfinden würde.

Das kann ich nicht nachvollziehen, ich empfinde es eher umgekehrt.


Zuletzt bearbeitet von kolja am 11.05.2006, 22:36, insgesamt 2-mal bearbeitet

#111:  Autor: koljaWohnort: NRW BeitragVerfasst am: 11.05.2006, 22:30
    —
Ysrin hat folgendes geschrieben:
Weshalb gibt es eurer Meinung nach keine freien Willen? Bzw. weshalb ist die Idee des freien Willens zu verwerfen?

Weil ich das Konzept für unlogisch halte und es meinem Selbstbild widerspricht. Auch die Ergebnisse meiner bewussten und reflektierten Willensbildungen sind zwangsläufig, weil ich aufgrund der mir vorliegenden Informationen und meiner Prägungen, Präferenzen und Erfahrungen nur zu der Entscheidung kommen kann, zu der ich letztendlich komme. Mir scheint es sinnlos zu sagen, ich war "frei", anders zu entscheiden, denn das wäre nur der Fall, wenn die Umstände, die zu der Entscheidung geführt hätten, anders gewesen wären, oder wenn die Summe meiner Erfahrungen, die mich die Umstände bewerten ließen, anders gewesen wären. Letztlich sind also meine Entscheidungen vollständig ein Produkt meiner Vergangenheit.

#112:  Autor: AgentProvocateurWohnort: Berlin BeitragVerfasst am: 12.05.2006, 00:40
    —
kolja hat folgendes geschrieben:
Mir scheint, es ist durchaus der inkompatibilistische "freie Wille", der die öffentliche Diskussion, Interviews, Kommentare und dergleichen in den Medien beherrscht.

Mir eben nicht.

kolja hat folgendes geschrieben:
Ansonsten würden sich die Verfechter wohl kaum mit Hirnforschern wegen ihrer Erkenntnisse streiten.

Naja, mit den Hirnforschern ist das wieder eine andere Sache. Einige Hirnforscher sind neben ihrem eigentlichen Fachgebiet auch noch Philosophen und teilweise erscheint mir deren Philosophie durchaus fragwürdig. Ich habe auch nicht den Eindruck, dass sich mit den Hirnforschern wegen ihrer wissenschaftlichen Ergebnisse gestritten wird, sondern nur wegen ihrer philosophischen Schlussfolgerungen, die sie daraus ziehen.

kolja hat folgendes geschrieben:
Auch Du hast in früheren Diskussionen genauso argumentiert. Und an den Konsequenzen, für deren Rechtfertigung Du den "freien Willen" anführst, hat sich nichts geändert, obwohl Du zwischenzeitlich zu den Kompatibilisten gewechselt bist. Daher finde ich meinen obige Kritik höchstens zu scharf formuliert, aber nicht inhaltlich falsch.

Wir verstehen unter dem "freiem Willen" etwas unterschiedliches. Das ist alles. Du behauptest nun, dass Deine Definition die Richtige sei. Ich behaupte nicht, dass meine Definition die Richtige sein, ich möchte lediglich behaupten, dass es a) unterschiedliche Definitionen gibt und b) ich mit meiner Definition nicht alleine dastehe.

kolja hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Was die Rechtfertigung von Konsequenzen angeht, bin ich der Meinung, dass, wenn man ein "Verantwortlichkeitspessimist" ist, also eine Verantwortlichkeit komplett ablehnt, man dadurch den Subjektstatus des Individuums negiert.

Das sehe ich nicht so. Aus meiner Sicht bleiben die Begriffe "Verantwortung" und "Subjekt" im alltäglichen Umgang miteinander sinnvoll und notwendig, doch möglicherweise taugen sie nur noch sehr eingeschränkt als Rechtfertigung für schwerwiegende Konsequenzen.

Hm, wahrscheinlich verstehen wir auch etwas anderes unter "Verantwortung". Du hattest gesagt, dass Du Dich in der Argumentation des "Verantwortungspessimisten" wiederfindest. Diese bedeutet aber eben, dass es keine wirkliche Verantwortung gibt. Jetzt sagst Du jedoch, dass der Begriff sinnvoll und notwendig bleibt, daher verstehe ich noch nicht, was für Dich Verantwortung ist.

Was unterscheidet zum Beispiel die Beleidigung eines Polizisten, wenn sie 1. von einem "normalen" Menschen erfolgt und 2. wenn sie von einem Tourette-Betroffenen erfolgt? Würdest Du in diesem Falle unterschiedliche Verantwortlichkeiten zumessen?

kolja hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Und dies würde mMn keineswegs zur "Humanisierung unseres Zusammenlebens beitragen", wie Derk Pereboom argumentiert, sondern hätte mMn einige Auswirkungen zum Beispiel im Strafrecht, die ich als inhuman empfinden würde.

Das kann ich nicht nachvollziehen, ich empfinde es eher umgekehrt.

Meine Anmerkung bezieht sich nur auf die Auffassung, dass es keine Verantwortung und damit auch keine Schuld mehr gibt. Ich bin mir noch nicht so sicher, ob Du diese Auffassung wirklich teilst; so wie ich Dich bisher eingeschätzt habe, tust Du das nicht.

#113:  Autor: Chattox BeitragVerfasst am: 14.01.2012, 11:00
    —
Ich weiß, der Thread ist schon sehr alt, aber da das Thema immer aktuelle ist und man so direkt sieht worauf ich Bezug nehme, schreibe ich einfach hier wieder rein.

Besonders interessant finde ich in diesem Thread zwei Aussagen, von Leuten die sich ganz klar sind, dass es keinen freien Willen gibt und alles determiniert ist:

kolja hat folgendes geschrieben:
Xamanoth hat folgendes geschrieben:
Die Annahme des Determinismus kann statt zu Depressionen eher zu Gelassenheit und Toleranz führen.

So empfinde ich das auch. Man regt sich weniger über vergangene Entscheidungen auf und konzentriert sich mehr auf das Beeinflussen zukünftiger Entscheidungen.


Meine Frage ist jetzt, in wiefern man sich auf die Beeinflussung zukünftiger Entscheidungen konzentrieren soll? Hier deutet jemand ja doch wieder gewisse Freiheit an (die es aber überhaupt nicht gibt laut Verständnis der beiden User). Denn wie ich weiterhin denke, nachdem ich erkannt habe, dass alles determiniert ist, ist doch wieder determiniert, sprich "man" kann nicht zukünftige Entscheidungen beeinflussen - man tut es oder nicht?

LG Chattox

#114:  Autor: RohrspatzWohnort: NRW BeitragVerfasst am: 14.01.2012, 11:31
    —
Chattox hat folgendes geschrieben:
Ich weiß, der Thread ist schon sehr alt, aber da das Thema immer aktuelle ist und man so direkt sieht worauf ich Bezug nehme, schreibe ich einfach hier wieder rein.

Besonders interessant finde ich in diesem Thread zwei Aussagen, von Leuten die sich ganz klar sind, dass es keinen freien Willen gibt und alles determiniert ist:

kolja hat folgendes geschrieben:
Xamanoth hat folgendes geschrieben:
Die Annahme des Determinismus kann statt zu Depressionen eher zu Gelassenheit und Toleranz führen.

So empfinde ich das auch. Man regt sich weniger über vergangene Entscheidungen auf und konzentriert sich mehr auf das Beeinflussen zukünftiger Entscheidungen.


Meine Frage ist jetzt, in wiefern man sich auf die Beeinflussung zukünftiger Entscheidungen konzentrieren soll? Hier deutet jemand ja doch wieder gewisse Freiheit an (die es aber überhaupt nicht gibt laut Verständnis der beiden User). Denn wie ich weiterhin denke, nachdem ich erkannt habe, dass alles determiniert ist, ist doch wieder determiniert, sprich "man" kann nicht zukünftige Entscheidungen beeinflussen - man tut es oder nicht?

LG Chattox


Gedanken sind Teil des Determinismus. Wenn man sich Gedanken über die Zukunft macht, Optionen geistig durchspielt, verändert auch das neuronale Zustände. Auch das kann also ein bestimmtes Verhalten wahrscheinlicher oder unwahrscheinlicher werden lassen.
"Gedanken sind Teil des Determinismus" bedeutet natürlich auch, dass auch unsere Gedanken determiniert sind. Aber auch das hat keine praktische Konsequenz. Der Gedanke an den Determinismus kann zwar zu Resignation führen, aber der Determinismus bedingt keine Resignation.
Ich neige selbst auch stark dem Determinismus zu, aber ich weiß, dass sich nicht nur äußere Erfahrungen auf mein Verhalten auswirken, sondern auch die zuvor gedachten Gedanken. Daher gibt es keine "unnützen" Gedanken. Was ich auch weiß ist, dass das Nachdenken über die Zukunft zu besseren Voraussagen dieser führen kann und zu Handlungsoptionen, die mir nicht gleich offensichtlich waren. Also auch, wenn dieses Nachdenken selbst determiniert ist, hat es einen Effekt. Und der ist im Mittel positiv. Alles in allem gibt es also keinen Grund als Determinist das Nachdenken über die Zukunft zu verwerfen.

#115:  Autor: Chattox BeitragVerfasst am: 14.01.2012, 11:47
    —
Naja selber tust du ja gar nichts. Du hast einfach Glück, dass du diese Sache automatisch so erkannt hast oder?
Weil nach dem reinen Determinismus denken wir ja nicht, sondern wir werden gedacht.
Das Einzige, was wir in dieser Hinsicht noch selber "tun" sind Gefühle. Ich tue zwar eine Frau nicht bewusst lieben, aber ich BIN diese Liebe quasi.

#116:  Autor: fwoWohnort: im Speckgürtel BeitragVerfasst am: 14.01.2012, 11:50
    —
@Chattox: Willkommen im Forum.

kolja hat folgendes geschrieben:
Ysrin hat folgendes geschrieben:
Weshalb gibt es eurer Meinung nach keine freien Willen? Bzw. weshalb ist die Idee des freien Willens zu verwerfen?

Weil ich das Konzept für unlogisch halte und es meinem Selbstbild widerspricht. Auch die Ergebnisse meiner bewussten und reflektierten Willensbildungen sind zwangsläufig, weil ich aufgrund der mir vorliegenden Informationen und meiner Prägungen, Präferenzen und Erfahrungen nur zu der Entscheidung kommen kann, zu der ich letztendlich komme. Mir scheint es sinnlos zu sagen, ich war "frei", anders zu entscheiden, denn das wäre nur der Fall, wenn die Umstände, die zu der Entscheidung geführt hätten, anders gewesen wären, oder wenn die Summe meiner Erfahrungen, die mich die Umstände bewerten ließen, anders gewesen wären. Letztlich sind also meine Entscheidungen vollständig ein Produkt meiner Vergangenheit.

Wenn Du Koljas Antwort hierüber nimmst, siehst Du, dass das keine Determinierung im Sinne von "alles ist vorherbestimmt" ist, sondern sich auf die spezielle Vorgeschichte der einzelnen Person bezieht, die immer hinreichend Zufallsgeneratoren enthält, um nicht wirklich vorbestimmt zu sein. So ist deine Entscheidung, heute nachmittag Sport zu treiben, neben der Information, die Du im Bewusstsein wälzt, z.B. auch davon abhängig, was Du gegessen hast und wie Du das verdaust. Das 2. kann davon abhängig sein, welche Bakterien dir gestern oder heute vormittag begegnet sind, und wie Du dieses Begegnungen verarbeitet hast usw..

Die Unfreiheit ist also keine im Sinne der absoluten Vorbestimmung, sondern eine im Sinne deiner Abhängigkeit von deiner Geschichte. Was Du tun kannst, um deine zukünftigen Entscheidungen zu verändern, ist deinen Erfahrungsschatz zu dieser anfallenden Entscheidung zu ändern, z.B. indem Du dich informierst. Die Entscheidung selbst ist immer das Produkt aus der dir zu Verfügung stehenden Information und deiner spezifischen Verarbeitung, die aber nur z.T. im Bewusstsein abläuft.

fwo

#117:  Autor: Arcanis BeitragVerfasst am: 14.01.2012, 12:03
    —
Du meine Güte. Nun habe ich den Thread tatsächlich bis zum Ende gelesen. Verstanden habe ich ab Seite 2 nichts mehr aber nun weiß ich wenigstens was ehemalige Philosophiestudenten machen, wenn sie gerade nicht Taxifahren.

#118:  Autor: RohrspatzWohnort: NRW BeitragVerfasst am: 14.01.2012, 12:13
    —
Chattox hat folgendes geschrieben:
Naja selber tust du ja gar nichts. Du hast einfach Glück, dass du diese Sache automatisch so erkannt hast oder?
Weil nach dem reinen Determinismus denken wir ja nicht, sondern wir werden gedacht.
Das Einzige, was wir in dieser Hinsicht noch selber "tun" sind Gefühle. Ich tue zwar eine Frau nicht bewusst lieben, aber ich BIN diese Liebe quasi.


Hm, das ist natürlich ein wenig Definitionssache. Definition von "tun", Definition von "Ich".

Mal meine Sicht der Dinge als Gegenüberstellung (nicht als Gegenargument):
Ich definiere Tun als das, wenn Lebewesen zielgerichtet (muss nicht bewusst sein) auf ihre Umwelt einwirken. Und das "Ich" halte ich selbst nur für ein Konstrukt.

Meine Person, das biologische Etwas, das ich bewusst also noch nicht einmal ansatzweise begreifen kann, tut, liebt, denkt. Und dieses Etwas, das aus dessen Selbstreflexion hervor geht, dieses "Ich", hält sich für gewöhnlich für dieses biologische Etwas, da es ja eben der selbstreflektierende Teil des biologischen Etwas ist.
Die relevante Ebene ist aber die, auf der wirklich getan wird. Die biologische (bzw. letztendlich physikalische) Ebene. Nicht dessen selbstreflektierendes "Modul". Definiere ich mich als dieses Modul, werde ich tatsächlich nur gedacht. Aber ich begreife mich lieber als die Gesamtheit, die Person. Auch wenn ich mir meiner selbst halt nur zu einem (erschreckend kleinen) Teil bewusst werden kann.

#119:  Autor: Tom der Dino BeitragVerfasst am: 14.01.2012, 13:18
    —
An dieser Stelle verweise ich auf folgenden Thread QM und Willensfreiheit

#120:  Autor: Chattox BeitragVerfasst am: 14.01.2012, 13:40
    —
fwo hat folgendes geschrieben:
@Chattox: Willkommen im Forum.

kolja hat folgendes geschrieben:
Ysrin hat folgendes geschrieben:
Weshalb gibt es eurer Meinung nach keine freien Willen? Bzw. weshalb ist die Idee des freien Willens zu verwerfen?

Weil ich das Konzept für unlogisch halte und es meinem Selbstbild widerspricht. Auch die Ergebnisse meiner bewussten und reflektierten Willensbildungen sind zwangsläufig, weil ich aufgrund der mir vorliegenden Informationen und meiner Prägungen, Präferenzen und Erfahrungen nur zu der Entscheidung kommen kann, zu der ich letztendlich komme. Mir scheint es sinnlos zu sagen, ich war "frei", anders zu entscheiden, denn das wäre nur der Fall, wenn die Umstände, die zu der Entscheidung geführt hätten, anders gewesen wären, oder wenn die Summe meiner Erfahrungen, die mich die Umstände bewerten ließen, anders gewesen wären. Letztlich sind also meine Entscheidungen vollständig ein Produkt meiner Vergangenheit.

Wenn Du Koljas Antwort hierüber nimmst, siehst Du, dass das keine Determinierung im Sinne von "alles ist vorherbestimmt" ist, sondern sich auf die spezielle Vorgeschichte der einzelnen Person bezieht, die immer hinreichend Zufallsgeneratoren enthält, um nicht wirklich vorbestimmt zu sein. So ist deine Entscheidung, heute nachmittag Sport zu treiben, neben der Information, die Du im Bewusstsein wälzt, z.B. auch davon abhängig, was Du gegessen hast und wie Du das verdaust. Das 2. kann davon abhängig sein, welche Bakterien dir gestern oder heute vormittag begegnet sind, und wie Du dieses Begegnungen verarbeitet hast usw..

Die Unfreiheit ist also keine im Sinne der absoluten Vorbestimmung, sondern eine im Sinne deiner Abhängigkeit von deiner Geschichte. Was Du tun kannst, um deine zukünftigen Entscheidungen zu verändern, ist deinen Erfahrungsschatz zu dieser anfallenden Entscheidung zu ändern, z.B. indem Du dich informierst. Die Entscheidung selbst ist immer das Produkt aus der dir zu Verfügung stehenden Information und deiner spezifischen Verarbeitung, die aber nur z.T. im Bewusstsein abläuft.

fwo

Ja, da hast du Recht. Ob aber in der Zukunft schon fest steht, was wir tun und denken, oder das immer im aktuellen Moment selber durch Dinge wie Ernährung oder Zufälle (Quantenmechanik/Chaosforschung) zu Stande kommt ist am Ende nur völlig egal.

Die Grundaussage bleibt ja bestehen: Ich tue, denke und fühle weil ich aktuell nicht anders tun, denken und fühlen KANN.

#121:  Autor: Chattox BeitragVerfasst am: 14.01.2012, 13:47
    —
Rohrspatz hat folgendes geschrieben:

Meine Person, das biologische Etwas, das ich bewusst also noch nicht einmal ansatzweise begreifen kann, tut, liebt, denkt.

Also stimmst du meiner Überlegung bei, dass wir nicht selber denken, sondern gedacht werden? Wir somit auch nicht unsere Gedanken bestimmen können sondern die sich automatisch ändern eben z.B. dass wir hier jetzt einen Gedankengang lesen und dem folgen.

#122:  Autor: LarifariWohnort: NDS + NRW BeitragVerfasst am: 23.02.2012, 23:47
    —
hm. also ich kann gezielt dinge denken, ohne dass mir jemand ein denkthema vorgibt.



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