Christenverfolgung - oder wenn Christen wieder mal nur sich sehen.
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Freigeisterhaus -> Politik und Geschichte

#1: Christenverfolgung - oder wenn Christen wieder mal nur sich sehen. Autor: Religionskritik-WiesbadenWohnort: Wiesbaden BeitragVerfasst am: 05.01.2011, 14:28
    —
Die Medien berichten von Anschlägen gegen Christen, gezielten Anschlägen gegen Christen.

Nun dem ist so, aber es gibt ja auch gezielte Anschläge gegen Schiiten oder Gläubige anderer Religionen.

Mir scheint, dass die Führer von C-Parteien und die Kirchenfunktionäre hier ein Thema gefunden haben, womit sie wieder ihre Stellung aufzuwerten versuchen.
Selbstverständlich können sie sich für ihre verfolgten Glaubensbrüder einsetzen - wer tut dies nicht - jedoch fordern sie häufig die Umsetzung von Religionsfreiheit in den Ländern mit vermeintlicher Christenverfolgung. Sie sprechen dann von Menschenrechten, jedoch geht es ihnen eben nur um die Verfolgung ihrer Glaubensbrüder.
Gegen die Verfolgung von Atheisten, Agnostiker und säkularen Religiösen tuen sie meiner Erfahrung nach nichts, eher das Gegenteil dürfte der Fall sein.
So treten sie ja bezeichnender Weise nur für Reformen von Blasphemiegesetzen ein, nicht aber für deren Abschaffung! Christen sollen geschützt werden, nicht Atheisten!

Aktuelles Beispiel:

Quelle, Wk, vom 05.01.2010

Bischöfe besorgt über Gewalt gegen Christen

Zitat:
Prälat Karl Jüsten, sagte der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung» (Dienstag): «Wir fordern, dass Christen und andere religiöse Minderheiten in ihren Heimatländern, in denen sie und ihre Vorfahren seit Jahrhunderten, ja Jahrtausenden wohnen, in Sicherheit und Würde leben können.»



Zitat:
Der «Frankfurter Rundschau» sagte der EKD-Ratschef, die Lage von Christen im Nahen Osten sei besorgniserregend. «Es ist leider so, dass Christen dort um ihr Leben fürchten müssen.»


Zitat:
Unions-Fraktionschef Volker Kauder (CDU) schlug in der «Passauer Neuen Presse» als Konsequenz aus dem Anschlag vor, Entwicklungshilfe gezielt dorthin zu geben, wo Christen unterdrückt werden. (...)
«Sanktionen helfen uns hier nicht weiter. Entwicklungshilfe sollte vielmehr gezielt zur Förderung von christlichen Projekten in Ländern eingesetzt werden, in denen Christen unter Druck stehen.»


Kauder forder nichts anderes als eine verstärkte Subventionierung von christlichen Missionswerken, wie Schulen, deren Aufgabe ja nicht nur ist, die Bildung zu Mehren, sondern eben auch den christlichen Glauben.

Dem WK - Artikel habe ich heute Morgen noch schnell einen Kommentar beigefügt, der erfreulicher Weise angenommen wurde, trotz der Länge zwinkern

ja ich weiß,
es gibt schon einen Thread hierzu, nämlich von York und zwar hier:
http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?t=29886&start=0&postdays=0&postorder=asc&highlight=christenverfolgung, aber das Thema sollte nicht unter Sonstiges und Groteskes diskutiert werden.

#2:  Autor: blakkiWohnort: Im wilden Süden BeitragVerfasst am: 05.01.2011, 16:03
    —
Interessanterweise wird fast jedesmal, wenn ein Christ in der Türkei oder dem Nahen Osten einem Verbrechen zum Opfer fällt, dies auf seine Religionszugehörigkeit zurückgeführt.

In Deutschland ist dies ganz ähnlich, wenn ich in Bayern von der Polizei eine Geldstrasse bekomme, liegt das daran, dass ich weder Bayer noch Katholik bin, und nicht etwa daran, dass ich ein Verkehrsgebot übertreten habe. Lachen

Als Nichtbayer und Nichtkatholik fühle ich mich auf bayrischen Hoheitgebiet schon irgendwie verfolgt. Lachen

#3: Re: Christenverfolgung - oder wenn Christen wieder mal nur sich sehen. Autor: Keller BeitragVerfasst am: 06.01.2011, 01:05
    —
Religionskritik-Wiesbaden hat folgendes geschrieben:
Die Medien berichten von Anschlägen gegen Christen, gezielten Anschlägen gegen Christen.

Nun dem ist so, aber es gibt ja auch gezielte Anschläge gegen Schiiten oder Gläubige anderer Religionen.

Mir scheint, dass die Führer von C-Parteien und die Kirchenfunktionäre hier ein Thema gefunden haben, womit sie wieder ihre Stellung aufzuwerten versuchen.
Selbstverständlich können sie sich für ihre verfolgten Glaubensbrüder einsetzen - wer tut dies nicht - jedoch fordern sie häufig die Umsetzung von Religionsfreiheit in den Ländern mit vermeintlicher Christenverfolgung. Sie sprechen dann von Menschenrechten, jedoch geht es ihnen eben nur um die Verfolgung ihrer Glaubensbrüder.
Gegen die Verfolgung von Atheisten, Agnostiker und säkularen Religiösen tuen sie meiner Erfahrung nach nichts, eher das Gegenteil dürfte der Fall sein.
So treten sie ja bezeichnender Weise nur für Reformen von Blasphemiegesetzen ein, nicht aber für deren Abschaffung! Christen sollen geschützt werden, nicht Atheisten!

Aktuelles Beispiel:

Quelle, Wk, vom 05.01.2010

Bischöfe besorgt über Gewalt gegen Christen

Zitat:
Prälat Karl Jüsten, sagte der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung» (Dienstag): «Wir fordern, dass Christen und andere religiöse Minderheiten in ihren Heimatländern, in denen sie und ihre Vorfahren seit Jahrhunderten, ja Jahrtausenden wohnen, in Sicherheit und Würde leben können.»



Zitat:
Der «Frankfurter Rundschau» sagte der EKD-Ratschef, die Lage von Christen im Nahen Osten sei besorgniserregend. «Es ist leider so, dass Christen dort um ihr Leben fürchten müssen.»


Zitat:
Unions-Fraktionschef Volker Kauder (CDU) schlug in der «Passauer Neuen Presse» als Konsequenz aus dem Anschlag vor, Entwicklungshilfe gezielt dorthin zu geben, wo Christen unterdrückt werden. (...)
«Sanktionen helfen uns hier nicht weiter. Entwicklungshilfe sollte vielmehr gezielt zur Förderung von christlichen Projekten in Ländern eingesetzt werden, in denen Christen unter Druck stehen.»


Kauder forder nichts anderes als eine verstärkte Subventionierung von christlichen Missionswerken, wie Schulen, deren Aufgabe ja nicht nur ist, die Bildung zu Mehren, sondern eben auch den christlichen Glauben.

Dem WK - Artikel habe ich heute Morgen noch schnell einen Kommentar beigefügt, der erfreulicher Weise angenommen wurde, trotz der Länge zwinkern

ja ich weiß,
es gibt schon einen Thread hierzu, nämlich von York und zwar hier:
http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?t=29886&start=0&postdays=0&postorder=asc&highlight=christenverfolgung, aber das Thema sollte nicht unter Sonstiges und Groteskes diskutiert werden.


Ich hege schon seit längerem die gleichen Gedanken. Tatsache ist, dass das Thema seit ner ganzen Weile am Köcheln ist und hierbei immer wieder Politiker ausschließlich die religiöse Unterdrückung von Christen thematisieren. Dabei sollte es eine demokratische Selbstverständlichkeit sein, sich für die generell für die Religionsfreiheit einzusetzen, einschließlich der Negativen.

Wäre mal ein Thema für ein PM.

#4:  Autor: Zoff BeitragVerfasst am: 06.01.2011, 02:47
    —
blakki hat folgendes geschrieben:

In Deutschland ist dies ganz ähnlich, wenn ich in Bayern von der Polizei eine Geldstrasse bekomme, liegt das daran, dass ich weder Bayer noch Katholik bin, und nicht etwa daran, dass ich ein Verkehrsgebot übertreten habe. Lachen


Wo genau bekommt man die? Geschockt

#5:  Autor: Evilbert BeitragVerfasst am: 06.01.2011, 09:08
    —
Zoff hat folgendes geschrieben:
blakki hat folgendes geschrieben:

In Deutschland ist dies ganz ähnlich, wenn ich in Bayern von der Polizei eine Geldstrasse bekomme, liegt das daran, dass ich weder Bayer noch Katholik bin, und nicht etwa daran, dass ich ein Verkehrsgebot übertreten habe. Lachen


Wo genau bekommt man die? Geschockt


Jetzt versteh ich blakkis Sicht der Dinge gleich viel besser. Lachen

#6: Religionsmonopoly Autor: Religionskritik-WiesbadenWohnort: Wiesbaden BeitragVerfasst am: 07.01.2011, 10:27
    —
was mich auf die Idee bringt,

ein Religionsmonopoly zu kreieren. Die Straßenkarten bleiben, nur Stadt Hotels baut man Kirchen, Synagogen, Moscheen oder sonstige Tempel (incl. Iglus zwinkern). Stadt ins Gefängnis würfelt man sich in die Hölle.

Wir können das dann auch Spielen. Bei uns wäre die Religion das Gefängnis. Und wir bauen dann mit fortschreitendem Erfolg im Spiele die Gebäude der anderen ab. Für jedes abgeräumte Kirchlein und Moscheelein gibt es dann Geld.

Bin schon gespannt auf die "Risiko" - Variante mit der Auftragskarte: Befreie die Welt von der Religion.

Wunsch für 2011: Hoffentlich liest das jemand von Ravensburger Smilie

#7: Re: Religionsmonopoly Autor: Baldur BeitragVerfasst am: 07.01.2011, 10:37
    —
Religionskritik-Wiesbaden hat folgendes geschrieben:
was mich auf die Idee bringt,

ein Religionsmonopoly zu kreieren. Die Straßenkarten bleiben, nur Stadt Hotels baut man Kirchen, Synagogen, Moscheen oder sonstige Tempel (incl. Iglus zwinkern). Stadt ins Gefängnis würfelt man sich in die Hölle.

Wir können das dann auch Spielen. Bei uns wäre die Religion das Gefängnis. Und wir bauen dann mit fortschreitendem Erfolg im Spiele die Gebäude der anderen ab. Für jedes abgeräumte Kirchlein und Moscheelein gibt es dann Geld.

Bin schon gespannt auf die "Risiko" - Variante mit der Auftragskarte: Befreie die Welt von der Religion.

Wunsch für 2011: Hoffentlich liest das jemand von Ravensburger Smilie


Finde ich eine prima Idee. Erstell doch mal ein Konzept und leg es einem Spiele-Verlag vor.
Ich weiß aber nicht, wie das mit den Rechten an den Spielen ausieht, die hier als Grundlage dienen sollen.

Da muss man doch bestimmt auch eine Genehmigung von dem Verlag bekommen, der die Rechte an den Spielen hat, und Tantiemen muss man garantert auch abdrücken.

#8: Kopten wollen verfolgt werden? Autor: Religionskritik-WiesbadenWohnort: Wiesbaden BeitragVerfasst am: 07.01.2011, 11:16
    —
Nur mal so aufgeschnappt,

Quelle Welt.de, vom 04.01.2011 (im DLF gab es von glaube ich gleicher Person eine Ähnliche Äußerung)

Ja, wir haben Angst. Alle leben in großer Angst

Das Interview mit dem hiesigen Chefkopten Anba Damian (Bischof) enthält viele Blumen, hier daher nur einige:

Zitat:
Damian: Die koptische Kirche ist eine Märtyrerkirche und aus der Verfolgung der Christen hervorgegangen. Das Blut der Märtyrer ist der Samen der Kirche. Es brachte immer Aufschwung und Belebung.

Welt Online
: Sehen Sie sich selbst als Märtyrer?

Damian: Wir sind Kinder der Märtyrer.


Mensch Anba, dann ist ja seit dem Anschlag von neulich in Ägypten die Basis für Aufschwung und vor allem "Belebung" gegeben. Mir ist daher unverständlich, wieso Deine Glaubenskomplizen dies nicht so sehen und verängstigt in Euren Weihnachtszauber einfallen oder diesmal ganz fernbleiben.

Warum dankt Ihr in Euren Koptenmetten mal nicht nett den Attentätern, die doch derzeit für soviel "Aufschwung und Belebung" sorgen.

Aber mit dem Märtyrersein haben die Kopten dann doch so ihre Probleme, denn Damian (Oh, der Antichrist im Film "Omen" hieß Damien Geschockt Smilie ) tut alles um Aufschwung und Belebung seiner Schafsherde zu verhindern:

Zitat:

Welt Online: Haben Sie Angst?

Damian: Nein. Wir vertrauen erstens auf die schützenden Hände unseres Herrn und zweitens auf die Bundespolizei. Aber wir sind besorgt. Die Atmosphäre ist nicht gesund.


Wir sollten unbedingt unsere Polizei wieder abziehen, und jeglichen Schutz wieder in die Hände ihres Herrn legen. Schließlich wollen wir ja nicht mit unserer Polizei der Belebung der Gemeinde erkauft durch das Ableben einiger im Wege stehen. Und ihr Herr ist ja sooooo stark, der braucht doch nicht die Bundespolizei, oder ?

zu letzt noch Daminans Meinung zum Kaudervorschlag, christliche Projekte im Ausland bevorzugt zu fördern:

Zitat:

Damian: Die Idee, die Entwicklungshilfe an den Menschenrechtsschutz zu knüpfen, ist vernünftig. Es ist ein wichtiges Mittel. Der Vorschlag, gezielt christliche Projekte zu fördern, ist zwar gut, aber nicht realistisch.

Welt Online: Warum nicht?

Damian: Wichtig ist, Projekte zu fördern, bei denen eine harmonische Zusammenarbeit zwischen Christen und Muslimen möglich ist.

Welt Online: Ist es den Kopten in Ägypten erlaubt, Entwicklungshilfe anzunehmen?

Damian: Wenn bekannt wird, dass wir mit staatlichen Mitteln gefördert werden, schlägt Gebern und Empfängern in Ägypten eine Hasswelle entgegen.


Fazit: Damian will nicht als Märtyrer sterben und verhindert den Märtyrertod seiner Glaugenskomplizen. Ansonsten schlägt er noch undankbar die mit Gold und Euros gefüllte Hand des Herrn Kauder aus.
Vorschlag: Damian ist als Koptenchef nicht tragbar und muss abgesetzt werden. Die Kopten müssen wieder die Anschlagsbegrüßende christliche Minderheit werden, die sie einmal waren!
Das Geld von Kauder sollte auf keinem Fall in die Hände von Kopten wandern, denn diese wollen das Geld mit den Muslimen verprassen. Besser wäre es, dass Geld den organisierten Homosexuellen, den paar Atheisten und Agnostikern und anderen zu geben. Da ist sicher, das kein rechtgläubiger Muslim von BRD - Geldern nutzniest, zu mindest ist die Hemmschwelle hoch gewählt zwinkern

nachträglich noch eine frohe koptische Weihnacht

#9: Re: Religionsmonopoly Autor: Ralf Rudolfy BeitragVerfasst am: 07.01.2011, 11:24
    —
Religionskritik-Wiesbaden hat folgendes geschrieben:
was mich auf die Idee bringt,

ein Religionsmonopoly zu kreieren. Die Straßenkarten bleiben, nur Stadt Hotels baut man Kirchen, Synagogen, Moscheen oder sonstige Tempel (incl. Iglus zwinkern). Stadt ins Gefängnis würfelt man sich in die Hölle.

Wir können das dann auch Spielen. Bei uns wäre die Religion das Gefängnis. Und wir bauen dann mit fortschreitendem Erfolg im Spiele die Gebäude der anderen ab. Für jedes abgeräumte Kirchlein und Moscheelein gibt es dann Geld.

Bin schon gespannt auf die "Risiko" - Variante mit der Auftragskarte: Befreie die Welt von der Religion.

Wunsch für 2011: Hoffentlich liest das jemand von Ravensburger Smilie

Ich fände es spennend, wenn jedem Mitspieler bei Beginn des Speils per Würfel eine Religion zugeordnet wird. Wenn dann z.B. der "Christ" auf ein Taliban-Feld mit Moschee kommt, muß er Wissensaufgaben aus dem Koran erledigen, um nicht gesteinigt zu werden (also rausfliegt).

#10: Re: Religionsmonopoly Autor: Religionskritik-WiesbadenWohnort: Wiesbaden BeitragVerfasst am: 07.01.2011, 11:34
    —
Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
Religionskritik-Wiesbaden hat folgendes geschrieben:
was mich auf die Idee bringt,

ein Religionsmonopoly zu kreieren. Die Straßenkarten bleiben, nur Stadt Hotels baut man Kirchen, Synagogen, Moscheen oder sonstige Tempel (incl. Iglus zwinkern). Stadt ins Gefängnis würfelt man sich in die Hölle.

Wir können das dann auch Spielen. Bei uns wäre die Religion das Gefängnis. Und wir bauen dann mit fortschreitendem Erfolg im Spiele die Gebäude der anderen ab. Für jedes abgeräumte Kirchlein und Moscheelein gibt es dann Geld.

Bin schon gespannt auf die "Risiko" - Variante mit der Auftragskarte: Befreie die Welt von der Religion.

Wunsch für 2011: Hoffentlich liest das jemand von Ravensburger Smilie

Ich fände es spennend, wenn jedem Mitspieler bei Beginn des Speils per Würfel eine Religion zugeordnet wird. Wenn dann z.B. der "Christ" auf ein Taliban-Feld mit Moschee kommt, muß er Wissensaufgaben aus dem Koran erledigen, um nicht gesteinigt zu werden (also rausfliegt).

jiip,
man könnte es dann auch das 'Integrationsspiel' nennen, je mehr ich weiß, desto leichter überlebe ich. Nach der Abschaffung des Reliunterrichts könnte man es in 'Lebenskunde' integrieren. So ein Grundverständnis von dem, was mich wo anders erwartet, hilft.
Die Koreaner wären dann zumindest beim Bibelverteilen in Afghanistan vorgewarnt.

#11: Christenverfolgung und wer die Daten liefert Autor: Religionskritik-WiesbadenWohnort: Wiesbaden BeitragVerfasst am: 07.01.2011, 11:54
    —
Wenn man sich fragt, woher unsere C-Partei Abgeordneten zur Christenverfolgung ihre Infos haben,

stösst man schnell auf den Begriff: Weltverfolgungsindex

hier der Link zum Index für 2011

http://www.opendoors-de.org/verfolgung/wvi2011/


Wenn man auf der Seite sich umschaut, wird schnell klar, es geht den Betreibern der Seite einzig und allein nur um die Christenverfolgung geht. Alle anderen Verfolgten tauchen wenn dann nur als Beiwerk auf.

Wie sie zu ihren Zahlen kommen, erklären sie hier (mir fehlt jetzt die Zeit, darauf einzugehen):

http://www.opendoors-de.org/verfolgung/verfolgung/

und wo haben sie ihren Sitz, praktisch bei mir um die Ecke (25km):

Quelle aus dem Kontakt:

Code:
Open Doors Deutschland e.V.
Postfach 1142
65761 Kelkheim

#12: Re: Christenverfolgung und wer die Daten liefert Autor: fwoWohnort: im Speckgürtel BeitragVerfasst am: 07.01.2011, 12:56
    —
Religionskritik-Wiesbaden hat folgendes geschrieben:
Wenn man sich fragt, woher unsere C-Partei Abgeordneten zur Christenverfolgung ihre Infos haben,

stösst man schnell auf den Begriff: Weltverfolgungsindex

hier der Link zum Index für 2011

http://www.opendoors-de.org/verfolgung/wvi2011/


Wenn man auf der Seite sich umschaut, wird schnell klar, es geht den Betreibern der Seite einzig und allein nur um die Christenverfolgung geht. Alle anderen Verfolgten tauchen wenn dann nur als Beiwerk auf......

Open Doors hat folgendes geschrieben:
...
Verfolgung herrscht auch dann, wenn Christen aufgrund ihres Glaubens beispielsweise ihre Arbeit oder ihre Lebensgrundlage verlieren, wenn Kinder aufgrund ihres Glaubens oder des Glaubens ihrer Eltern keine oder nur eine schlechte Schulbildung bekommen oder Christen aufgrund ihres Glaubens aus ihren angestammten Wohngebieten vertrieben werden. Auch wenn es Andersgläubigen gesetzlich oder zumindest gesellschaftlich nicht erlaubt ist, zum Christentum zu konvertieren und sich zum christlichen Glauben zu bekennen – wenn Gläubige also mit Konsequenzen für Familie, Besitz, Leib und Leben rechnen müssen, spricht Open Doors von Christenverfolgung.
...

Wir sollten davon ausgehen, dass für Christen andere Menschenrechte gelten. Sonst müssten wir folgern, dass es bei uns Atheistenverfolgung gibt.

fwo

#13: Re: Christenverfolgung und wer die Daten liefert Autor: Religionskritik-WiesbadenWohnort: Wiesbaden BeitragVerfasst am: 08.01.2011, 11:23
    —
fwo hat folgendes geschrieben:

Open Doors hat folgendes geschrieben:
...
(...) Auch wenn es Andersgläubigen gesetzlich oder zumindest gesellschaftlich nicht erlaubt ist, zum Christentum zu konvertieren und sich zum christlichen Glauben zu bekennen – wenn Gläubige also mit Konsequenzen für Familie, Besitz, Leib und Leben rechnen müssen, spricht Open Doors von Christenverfolgung.
...

Wir sollten davon ausgehen, dass für Christen andere Menschenrechte gelten. Sonst müssten wir folgern, dass es bei uns Atheistenverfolgung gibt.

fwo

(fett von mir)

jiip,
so kommen die auf 100 Millionen verfolgte Christen, in dem sie einfach noch etwas so weiches hinzufügen wie "gesellschaftlich nicht erlaubt". Es gibt Regionen bei uns, wo Kirchenaustritt auch nicht gerade gerne von der noch christlichen Mehrheitsgesellschaft gesehen wird, auch von der eigenen Familie nicht.

Amnesty International hat gestern auch schon gegen die einseitige Konzentrierung auf die verfolgten Christen gewettert und auf die Verfolgung von Bahai und Homosexuellen hingewiesen.

#14: Christenverfolgungskritik in der TAZ Autor: Religionskritik-WiesbadenWohnort: Wiesbaden BeitragVerfasst am: 08.01.2011, 11:30
    —
Es gibt sie noch,

die Christenverfolgungskritik in den Medien:

Hier noch ein Kommentar aus der TAZ zum Thema Christenverfolgung vom 04.01.2011

Autor ist Daniel Bax

Falscher Zungenschlag

hieraus nur das Ende, jedoch der ganze Kommentar triffts!

Zitat:
(...) Evangelikalen Gruppen wie konservativen Katholiken dient das Schlagwort von der "Christenverfolgung" zu propagandistischen Zwecken. Dass sie zugleich weltweit aktiv für den eigenen Glauben missionieren, macht sie dabei nicht nur unglaubwürdig. Es heizt auch die Rivalität zwischen den Religionen weiter an.

#15:  Autor: Lord SnowWohnort: Würzburg BeitragVerfasst am: 08.01.2011, 17:22
    —
Bei dieser Meldung von kath.net und den untenstehenden Kommentaren hätte ich auch kotzen können:

http://www.kath.net/detail.php?id=29564

Es ist in jedem Fall berechtigt für die Religionsfreiheit unterdrückter Christen zu kämpfen, keine Frage, aber gegenüber anderen Unterdrückungen stellen sie sich blind und bejubeln es noch.

#16: Re: Christenverfolgungskritik in der TAZ Autor: tillich (epigonal) BeitragVerfasst am: 08.01.2011, 17:35
    —
Religionskritik-Wiesbaden hat folgendes geschrieben:
Zitat:
(...) Evangelikalen Gruppen wie konservativen Katholiken dient das Schlagwort von der "Christenverfolgung" zu propagandistischen Zwecken. Dass sie zugleich weltweit aktiv für den eigenen Glauben missionieren, macht sie dabei nicht nur unglaubwürdig. Es heizt auch die Rivalität zwischen den Religionen weiter an.

Das davor und dahinter mag sein, das gefettete erschließt sich mir aber nicht. Wer beklagt, dass jemand wegen seiner Ansichten verfolgt wird, macht sich unglaubwürdig, wenn er seine Ansichten selbst auch verbreiten will (was jedermanns gutes Recht ist)? Wie das?

#17:  Autor: Louseign BeitragVerfasst am: 08.01.2011, 19:41
    —
Haldir hat folgendes geschrieben:
Bei dieser Meldung von kath.net und den untenstehenden Kommentaren hätte ich auch kotzen können:

http://www.kath.net/detail.php?id=29564

Es ist in jedem Fall berechtigt für die Religionsfreiheit unterdrückter Christen zu kämpfen, keine Frage, aber gegenüber anderen Unterdrückungen stellen sie sich blind und bejubeln es noch.

Was mich auch nicht mehr besonders wundert, wenn man bedenkt, dass die Christen speziell an der in Afrika bestehenden Homophobie nicht ganz unschuldig sind. Ich erinnere an dieser Stelle an einen gewissen Hassprediger. In Europa mögen einige sowas ja witzig finden; aber man achte nur einmal auf die Reaktionen des Publikums. Böse

#18:  Autor: beachbernieWohnort: Haida Gwaii BeitragVerfasst am: 09.01.2011, 01:25
    —
Louseign hat folgendes geschrieben:
Haldir hat folgendes geschrieben:
Bei dieser Meldung von kath.net und den untenstehenden Kommentaren hätte ich auch kotzen können:

http://www.kath.net/detail.php?id=29564

Es ist in jedem Fall berechtigt für die Religionsfreiheit unterdrückter Christen zu kämpfen, keine Frage, aber gegenüber anderen Unterdrückungen stellen sie sich blind und bejubeln es noch.

Was mich auch nicht mehr besonders wundert, wenn man bedenkt, dass die Christen speziell an der in Afrika bestehenden Homophobie nicht ganz unschuldig sind. Ich erinnere an dieser Stelle an einen gewissen Hassprediger. In Europa mögen einige sowas ja witzig finden; aber man achte nur einmal auf die Reaktionen des Publikums. Böse



Ich weiss ja nicht.....was koennen z.B. die koptischen Christen Aegyptens fuer die Hetze eines evangelikalen ugandischen Schwulenhassers?

Ich denke man sollte in der Lage sein die Verfolgung christlicher Minderheiten in bestimmten Laendern zu verurteilen, ohne gleichzeitig reflexhaft die Verfolgungen durch Christen in ganz anderen Laendern anzufuehren. Das riecht naemlich ganz merkwuerdig nach Relativierung.

#19:  Autor: Louseign BeitragVerfasst am: 09.01.2011, 10:31
    —
beachbernie hat folgendes geschrieben:
Louseign hat folgendes geschrieben:
Haldir hat folgendes geschrieben:
Bei dieser Meldung von kath.net und den untenstehenden Kommentaren hätte ich auch kotzen können:

http://www.kath.net/detail.php?id=29564

Es ist in jedem Fall berechtigt für die Religionsfreiheit unterdrückter Christen zu kämpfen, keine Frage, aber gegenüber anderen Unterdrückungen stellen sie sich blind und bejubeln es noch.

Was mich auch nicht mehr besonders wundert, wenn man bedenkt, dass die Christen speziell an der in Afrika bestehenden Homophobie nicht ganz unschuldig sind. Ich erinnere an dieser Stelle an einen gewissen Hassprediger. In Europa mögen einige sowas ja witzig finden; aber man achte nur einmal auf die Reaktionen des Publikums. Böse



Ich weiss ja nicht.....was koennen z.B. die koptischen Christen Aegyptens fuer die Hetze eines evangelikalen ugandischen Schwulenhassers?

Nichts... in dem von Haldir verlinkten Artikel geht es aber auch gar nicht um die koptischen Christen. Das scheinst du nur nicht bemerkt zu haben.

#20: Re: Christenverfolgungskritik in der TAZ Autor: Felix StaratschekWohnort: Radevormwald BeitragVerfasst am: 09.01.2011, 10:48
    —
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Religionskritik-Wiesbaden hat folgendes geschrieben:
Zitat:
(...) Evangelikalen Gruppen wie konservativen Katholiken dient das Schlagwort von der "Christenverfolgung" zu propagandistischen Zwecken. Dass sie zugleich weltweit aktiv für den eigenen Glauben missionieren, macht sie dabei nicht nur unglaubwürdig. Es heizt auch die Rivalität zwischen den Religionen weiter an.

Das davor und dahinter mag sein, das gefettete erschließt sich mir aber nicht. Wer beklagt, dass jemand wegen seiner Ansichten verfolgt wird, macht sich unglaubwürdig, wenn er seine Ansichten selbst auch verbreiten will (was jedermanns gutes Recht ist)? Wie das?


Grundsätzlich gehört zur Religions- und Meinungsfreiheit, dass man seine Vorstellungen darstellen darf! Keiner ist gezwungen oder darf gezwungen werden, die Ansichten der anderen Teilen zu müssen, sofern es sich nicht um Grundbestandteile der Menschenrechte handelt. Also was habt ihr gegen Mission? Ich habe schon mehrfach Missionsveranstaltung von Muslimen besucht! Ich besuche dieses Freigeisterforum. Auch hier wird für den gottfreien Glauben missioniert und Busse mit Parolen werden von einigen Vertretern der hiesigen Zunft auf die Straße geschickt!


Kommentar zu: http://www.kath.net/detail.php?id=29635

Was tut Amad al Tayyeb um das "heilige Gesetz" der Religionsfreiheit für sein Heimatland einzufordern?

Statistisch werden die Kopten heruntergerechnet, um Ägypten islamischer zu machen.

Kopten sind kaum in höheren öffentlichen Ämtern vertreten.

Wer vom Islam zu einer anderen Religion wechselt, hat schlimme Schikanen oder gar Haft und Folter zu erdulden.

Wo sind die theologisch fundierten Begründungen für die Religionsfreiheit im Islam? Diese müssen endlich mal auf den Tisch, um den Muslimbrüdern zu zeigen, dass ihr Vorgehen nicht islamisch ist.

Bedenklich finde ich die Aussage zur Toleranz in der islamischen Geschichte. Immerhin sind unter islamischer Herrschaft alle christlichen Gemeinschaften zu Minderheiten geschrumpft. Wäre da nicht mal ein Schuldbekenntnis angesagt? So wie es Johannes Paul II für die Untaten getan hat, die von Vertretern der Kirche ausgegangen sind?

Glaubt der Iman die Geschichtsklitterung selber, die er hier betreibt, oder ist dass nur eine Nebelkerze für die Europäer?

Bis zur Umsetzung des "heiligen Gesetzes" in Ägypten und anderen islamischen Ländern scheint es noch ein langer Weg zu sein, auf dem die Christen noch viel leiden müssen.

Amba Damian, koptischer Bischof sagte dazu am 8.1.11 in der Tagespost:
"Wir müssen erst einmal Kräfte sammeln, ehe wir uns wieder mit Muslimen an einen Tisch setzen. Es reicht uns nicht mehr, stets nur Appelle und Willensbekundungen der anderen Seite zu hören. Und es darf nicht passieren, dass das, was in Berlin erzählt wird, etwas anderes ist,, als was in Kairo gilt. Was wir brauchen sind eindeutige, verbindliche und schriftlich fixierte Vereinbarungen. Durch bloßes Reden allein lassen wir uns nicht länger beeindrucken."

#21: Re: Christenverfolgungskritik in der TAZ Autor: AlchemistWohnort: Hamburg BeitragVerfasst am: 09.01.2011, 11:13
    —
Religionskritik-Wiesbaden hat folgendes geschrieben:
Es gibt sie noch,

die Christenverfolgungskritik in den Medien:

Hier noch ein Kommentar aus der TAZ zum Thema Christenverfolgung vom 04.01.2011

Autor ist Daniel Bax

Falscher Zungenschlag

hieraus nur das Ende, jedoch der ganze Kommentar triffts!

Zitat:
(...) Evangelikalen Gruppen wie konservativen Katholiken dient das Schlagwort von der "Christenverfolgung" zu propagandistischen Zwecken. Dass sie zugleich weltweit aktiv für den eigenen Glauben missionieren, macht sie dabei nicht nur unglaubwürdig. Es heizt auch die Rivalität zwischen den Religionen weiter an.


Der Kommentar gefällt mir, auch weil er mir Denkanstöße in eine Richtung geliefert hat, die ich noch gar nicht in Erwägung gezogen habe.
Und in der Tat sieht es so aus, als ob gewisse Politiker hier in Deutschland die Geschehnisse in Ägypten für Popularitätszwecke nutzen würden.

Zitat:
Dabei werden die Christen in Ländern wie China, Nordkorea, Pakistan oder Ägypten ja nicht exklusiv diskriminiert. Drangsaliert werden dort alle, die anders als die Mehrheit oder die herrschende Partei denken und glauben. Deshalb greift es etwas kurz, sich in solchen Ländern nur für die Rechte der Christen einzusetzen, wie es manche Unionspolitiker tun, statt für die Menschenrechte insgesamt.

Das ist meiner Meinung nach der entscheidende Absatz und offensichtlich sind diverse Politiker eher dazu geneigt sich für verfolgte oder diskriminierte Christen einzusetzen als für anderen Gruppen

#22: Re: Christenverfolgungskritik in der TAZ Autor: AlchemistWohnort: Hamburg BeitragVerfasst am: 09.01.2011, 11:25
    —
Felix Staratschek hat folgendes geschrieben:

Bedenklich finde ich die Aussage zur Toleranz in der islamischen Geschichte. Immerhin sind unter islamischer Herrschaft alle christlichen Gemeinschaften zu Minderheiten geschrumpft. Wäre da nicht mal ein Schuldbekenntnis angesagt? So wie es Johannes Paul II für die Untaten getan hat, die von Vertretern der Kirche ausgegangen sind?

Glaubt der Iman die Geschichtsklitterung selber, die er hier betreibt, oder ist dass nur eine Nebelkerze für die Europäer?


Das ist keine Geschichtsklitterung, sondern Geschichte. Es gab tatsächlich mal eine tolerante Zeit der islamisch-wissenschaftlichen Hochkultur im frühen Mittelalter. Ich bezweifle allerdings, dass die islamische Welt gut auf Christen zu sprechen war, vor allem nachdem in regelmäßigen Abständen mordende Kreuzritterhorden einfielen, um ihr sogenanntes heiliges Land zu erobern.
Wie dem auch sei, Europa hat sich weitereintwickelt, d.h. den Einfluss von Religionen zurückgedängt und die islamische Welt leider nicht. Der Gipfel der Naivität ist allerdings zu glauben, ein Gottesstaat nach islamischen Vorbild wäre irgendwie schlechter geartet als ein christlicher.

Und wer glaubt, dass ein halbherziges mea culpa eines alten Mannes über 1500 Jahre Schreckensherrschaft wegwischen kann, der glaubt auch ein wiederauferstehende Tote. Mit den Augen rollen

#23: Re: Christenverfolgungskritik in der TAZ Autor: fwoWohnort: im Speckgürtel BeitragVerfasst am: 09.01.2011, 13:56
    —
Felix Staratschek hat folgendes geschrieben:
.....
Wer vom Islam zu einer anderen Religion wechselt, hat schlimme Schikanen oder gar Haft und Folter zu erdulden.

Wo sind die theologisch fundierten Begründungen für die Religionsfreiheit im Islam? Diese müssen endlich mal auf den Tisch, um den Muslimbrüdern zu zeigen, dass ihr Vorgehen nicht islamisch ist.
.....

Ich kann ehrlich gesagt mit dem ganzen religiösen Gedöns nicht sehr viel anfangen, deshalb sei mir eine ganz einfache Betrachtung von Außen gestattet:

In der überwiegenden Zeit des Christentums hatte schlimme Schikanen oder gar Haft und Folter zu erdulden, wer vom Christentum zu einer anderen Religion wechseln wollte (Wenn ich die "christliche" Definition von Verfolgung nehme (s.o.), kann ich eindeutig auch heute noch hier bei uns Verfolgung durch Christen feststellen).

Entweder stand also früher etwas anderes in der Bibel - das können wir ausschließen - oder unsere Religionsfreiheit stammt nicht aus der Bibel sondern kommt vom Staat und wird heute in die Bibel hineininterpretiert, um das Christentum in diesem Staat möglich zu machen, d.h. die "theologische" Begründung kann mir ziemlich egal sein - das einzige was wichtig ist, die die Trennung zwischen Staat und Kirche.

Was ich vom islamischen Klerus also fordern muss, um den Islam von Bürgerseite auf eine Stufe mit dem Christentum stellen zu können, ist in erster Linie nicht eine theologische Begründung der Religionsfreiheit, sondern das Zugeständnis eines religionsfreien Staates. Allerdings gehe ich nicht davon aus, dass sie das freiwillig machen werden - das haben die christlichen Kirchen schließlich auch nicht gemacht - dazu werden ihre eigenen Anhänger sie zwingen müssen, wie beim Christentum auch. Die theologische Begründung der Religionsfreiheit werden sie sich danach genauso aus ihrem Allzweckbuch zurechtlügen, wie die Christen es auch getan haben.

fwo

#24: Re: Christenverfolgungskritik in der TAZ Autor: stepWohnort: Germering BeitragVerfasst am: 09.01.2011, 14:00
    —
fwo hat folgendes geschrieben:
Was ich vom islamischen Klerus also fordern muss, um den Islam von Bürgerseite auf eine Stufe mit dem Christentum stellen zu können, ist in erster Linie nicht eine theologische Begründung der Religionsfreiheit, sondern das Zugeständnis eines religionsfreien Staates. Allerdings gehe ich nicht davon aus, dass sie das freiwillig machen werden - das haben die christlichen Kirchen schließlich auch nicht gemacht - dazu werden ihre eigenen Anhänger sie zwingen müssen, wie beim Christentum auch. Die theologische Begründung der Religionsfreiheit werden sie sich danach genauso aus ihrem Allzweckbuch zurechtlügen, wie die Christen es auch getan haben.

So sehe auch ich das.

#25: Zahlensalat bei Christenverfolgung Autor: Religionskritik-WiesbadenWohnort: Wiesbaden BeitragVerfasst am: 10.01.2011, 08:30
    —
Zahlensalat bei Christenverfolgung,

Open - Door oder und die Inflation


Quelle:

http://www.opendoors-de.org/verfolgung/erklaehrung_zahl/

daraus:

Zitat:
Die Zahl von weltweit 200 Millionen verfolgten Christen wurde von Dr. Paul Marshall, einem der weltweit führenden Experten auf dem Gebiet, erhoben und von den meisten Hilfswerken, Menschenrechtlern, Politikern und Religionswissenschaftlern als fundiert genutzt, so auch von Open Doors.

Allerdings spricht Open Doors seit einiger Zeit von 100 Millionen verfolgten Christen. Die Halbierung der Zahl hat nichts damit zu tun, dass die Verfolgung von Christen abgenommen hat.


sondern?

Zitat:
Unabhängig von den "Zahlen" geht es an erster Stelle aber um die Frage, wie unseren verfolgten Glaubensgeschwistern durch Einzelpersonen oder als Hilfsorganisation, aber auch auf politischer Ebene oder durch die Medien, am besten geholfen werden kann.

Die Zahl von 100 Millionen aufgrund ihres Glaubens verfolgter Christen dient in diesem Sinne vor allem zur Verdeutlichung der Wichtigkeit und Dringlichkeit der Hilfe.


Mensch, Open Door, wenn Euch nicht geholfen wird, sinds dann nächstes Jahr 1 Milliarde Frage , ach was sach ich alle Menschen Frage . Bei allen wäre auch ich dabei und dann könnte ich die Dringlichkeit Eurer Sorge auch nachvollziehen, zwinkern

Ansonsten, statt mal einfach zu halbieren, wie wäre es mit handfesten Zahlen.

Vorschlag an die säkularen Verbände, einfach mal, sagen wir mal 500 Millionen verfolgte Freidenker angeben, letztlich ist es ja egal, Hauptsache die Politik und die Medien berichten darüber. Zu Not können wir die dann ja mal bei Gelegenheit anpassen.

Vorschlag für die Kriterien: Alle Neugeborenen sind von Natur aus Atheisten. Durch Taufe, Beschneidung, etc. werden sie durch Zwang religiös - schließlich Schreien ja bei diesem Moment viele zwinkern. Wider erwarten sehe ich uns schon eher bei den 500. Millionen, als Christen bei ihren 100. Millionen.

#26:  Autor: AlchemistWohnort: Hamburg BeitragVerfasst am: 10.01.2011, 09:26
    —
toller Beitrag, fwo!

bravo

#27:  Autor: TelliamedWohnort: Wanderer zwischen den Welten BeitragVerfasst am: 10.01.2011, 18:59
    —
Also ich reagiere bei dem Durchlesen dieses Threads mit zunehmender Verärgerung.

Man kann ja alle möglichen Äußerungen von Christen und Nichtchristen nach diesem Attentat anführen.

Hier wurden Männer und Frauen umgebracht, die niemandem etwas zuleide getan haben. Die Bilder bringen Blut und Trümmer. Diese Menschen gehören der koptischen Minderheit an. Ich denke an farbige koptische Tuche, über die es ein schönes Bändchen der "Insel-Bücherei" gibt. Was mir auch der koptische Wirt eines ägyptischen Restaurants in Berlin freudig bestätigte.

Wenn schon hier Vergleiche und Assoziationen angeführt werden können, dann denke ich an die abgeschlachteten christlichen Armenier, die man die "Juden des Orients" nannte. Warum soll man eigentlich nicht gleich auch an die Juden bei Pogromen denken.

Den Beitrag von beachbernie habe ich mit Verständnis gelesen. Ich wende mich wieder ab von diesem Thread und verzichte auf ein Smiley, weil mir ziemlich ernst zumute ist.

#28:  Autor: fwoWohnort: im Speckgürtel BeitragVerfasst am: 10.01.2011, 19:41
    —
Telliamed hat folgendes geschrieben:
Also ich reagiere bei dem Durchlesen dieses Threads mit zunehmender Verärgerung.

Man kann ja alle möglichen Äußerungen von Christen und Nichtchristen nach diesem Attentat anführen.

Hier wurden Männer und Frauen umgebracht, die niemandem etwas zuleide getan haben.....

Sorry, aber nicht das ist Gegenstand dieses Threads, sondern die propagandistische Ausschlachtung und Verstärkung dieser Massaker. Und da das Thema ist, muss es schon gestattet sein, zu diesem Thema zu schreiben, ohne vor jedem Absatz Betroffenheitsübungen zu machen und sich von diesen Attentaten zu distanzieren. Wir schreiben auch in diesem Thread prinzipiell über Menschenrechte, die Empörung über Morde sollte hier so sehr als gemeinsame Basis vorausgesetzt werden können, dass man sie nicht gebetsmühlenartig vor sich her tragen muss.

fwo

#29:  Autor: Louseign BeitragVerfasst am: 11.01.2011, 15:21
    —
Telliamed hat folgendes geschrieben:
Den Beitrag von beachbernie habe ich mit Verständnis gelesen.

Nein, für den Beitrag, sowie für deinen Beitrag habe ich nicht das geringste Verständnis. Begründung: siehe Beitrag von fwo (10.1.2011, 18:41)

#30:  Autor: feuerbachmarschWohnort: weiz BeitragVerfasst am: 12.01.2011, 12:16
    —
Es ist schlimm, dass Menschen wegen einer Meinung verfolgt werden, die der Mehrheit oder den Oberen nicht gefällt.

#31: FAS - Zweifel an Christenverfolgung in Flüchtlingsheimen Autor: Religionskritik-WiesbadenWohnort: Wiesbaden BeitragVerfasst am: 23.05.2016, 01:18
    —
Open Doors hat ja zu Ostern wie zur Adventszeit immer die Christenverfolgungserzählkampagnen am Laufen.
Wie immer mit Fabelzahlen und -behauptungen jonglierend (auch wenn es tatsächlich tausende von Menschen gibt, die wegen ihrer christlichen Religion verfolgt und diskriminiert werden).

Diesmal jedoch,
haben auch andere - wie die FAS sich mal die Mühe gemacht,
sich die Behauptungen dieser Fabelbude anzuschauen:

Zitat:
Zweifel an Christenverfolgung in Flüchtlingsheimen
Muslime sollen einer Studie zufolge deutschlandweit in großem Stil christliche Flüchtlinge verfolgt haben. Doch Recherchen der F.A.S. zeigen: An der Aussagekraft dieser Studie sind erhebliche Zweifel angebracht.


http://www.faz.net/aktuell/politik/fluechtlingskrise/f-a-s-exklusiv-zweifel-an-seriositaet-der-studie-zur-christenverfolgung-in-fluechtlingsheimen-14246191.html

#32:  Autor: jdfWohnort: Nekropole E|B BeitragVerfasst am: 05.07.2016, 08:55
    —
Hier noch zwei links zum dlf:

Kontroverse
Gibt es Christenverfolgung in deutschen Flüchtlingsunterkünften?

http://www.deutschlandfunk.de/kontroverse-gibt-es-christenverfolgung-in-deutschen.886.de.html?dram:article_id=359090


Hilfswerk "Open Doors"
Zweifel an Seriosität von Studie über Gewalt an Christen

http://www.deutschlandfunk.de/hilfswerk-open-doors-zweifel-an-seriositaet-von-studie.1818.de.html?dram:article_id=354813


Es lohnt sich, auch mal in die Studie zu sehen. Da gibt es solche Perlen, wie diese aus Mexico:

Zitat:
Säkulare Intoleranz: Multilaterale Organisationen und Nichtregierungsorganisationen
sind bestrebt, alle christlichen Werte aus dem Bereich der Öffentlichkeit und speziell aus
dem staatlichen Bildungssystem zu entfernen. Die „liberale“ Gesetzgebung schränkt die
Freiheit von Christen, ihren Glauben im öffentlichen Leben frei zu zeigen, wirkungsvoll
ein. Der christliche Lebensstil wird mehr und mehr ins Lächerliche gezogen. Zwölf
Homosexuellen-Verbände erstatteten Strafanzeige gegen Kardinal Juan Sandoval
Iniguez, den pensionierten Erzbischof von Guadalajara. Dieser hatte in seiner
wöchentlichen Videoansprache verurteilt, dass der oberste Gerichtshof von Mexiko
entschieden hatte, dass das Ehe-Verbot für Schwule und Lesben gegen den
Gleichbehandlungsgrundsatz in der mexikanischen Verfassung verstoße. Kardinal
Iniguez führte an, dass die Definition des Gerichts von Ehe „abweichend“ und eine
„Verdrehung“ des wahren Wesens der Ehe sei. Homosexuellen-Verbände behaupten,
die Äußerungen des Kardinals seien diskriminierend und stifteten zu Gewalt gegen
Homosexuelle an.


Wer sich gegen die Diskriminierung durch die Kirche wehrt, ist ein Christenverfolger. So eine Umkehrung von Opfer und Täter bekommt die Kirche bestens hin.

#33:  Autor: jdfWohnort: Nekropole E|B BeitragVerfasst am: 05.07.2016, 09:25
    —
Lesenswert ist auch der wiki-Artikel zur Christenverfolgung:

https://de.wikipedia.org/wiki/Christenverfolgung


Liest sich als wäre es ein Werbetext von Open Doors. Keine Spur von Kritik an den Begriffen und der Methodik.

Open Doors ist ein evangelikaler Verein und gibt den "Bericht zum Weltverfolgungsindex" heraus. Von ihm kommt auch die Zahl der 100 Millionen verfolgten Christen, die immer wieder zu lesen ist und wahrscheinlich auch jeder Grundlage entbehrt.

#34:  Autor: Zoff BeitragVerfasst am: 05.07.2016, 11:37
    —
https://taz.de/Streit-um-Gueterbahnhof-in-Osnabrueck/%215315345/

Zitat:
Wenn es nach der „Lebensquelle“ geht, werden Christen in Osnabrück diskriminiert. Das behauptet die freikirchliche Gemeinde in einem Brief, den sie dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil geschickt hat. „Christenvertreibung in Deutschland, ein Osnabrücker Phänomen?“ steht über dem Schreiben. Die Gemeinde beklagt sich darin über die vermeintlich „systematische Diskriminierung und Bekämpfung unserer freikirchlichen christlichen Religionsgemeinschaft“.

Anlass ist der Bebauungsplan für den ehemaligen Güterbahnhof der Stadt. Dort will die Freikirche ein Gemeindezentrum bauen. Dazu sollen neben einer Kirche eine Kita, eine Schule, ein Ärztehaus und eine Seniorenwohnanlage gehören. Doch der im Frühjahr vorgelegte städtische Bebauungsplan sieht ein reines Gewerbegebiet vor. Kirche und Wohnhäuser hätten dort keinen Platz.


Link klickbar gemacht. vrolijke

#35:  Autor: vrolijkeWohnort: Stuttgart BeitragVerfasst am: 05.07.2016, 12:14
    —
jdf hat folgendes geschrieben:

Wer sich gegen die Diskriminierung durch die Kirche wehrt, ist ein Christenverfolger. So eine Umkehrung von Opfer und Täter bekommt die Kirche bestens hin.


Das machten sie schon zur Römerzeit.
Den Römern wars egal, welchen Gott man verehrte.
Erst als die Christen anfingen die andern Götter zu verbieten, schritten die Römer ein.

#36:  Autor: sünnerklaasWohnort: Da, wo noch Ruhe ist BeitragVerfasst am: 05.07.2016, 12:46
    —
Zoff hat folgendes geschrieben:
https://taz.de/Streit-um-Gueterbahnhof-in-Osnabrueck/%215315345/

Zitat:
Wenn es nach der „Lebensquelle“ geht, werden Christen in Osnabrück diskriminiert. Das behauptet die freikirchliche Gemeinde in einem Brief, den sie dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil geschickt hat. „Christenvertreibung in Deutschland, ein Osnabrücker Phänomen?“ steht über dem Schreiben. Die Gemeinde beklagt sich darin über die vermeintlich „systematische Diskriminierung und Bekämpfung unserer freikirchlichen christlichen Religionsgemeinschaft“.

Anlass ist der Bebauungsplan für den ehemaligen Güterbahnhof der Stadt. Dort will die Freikirche ein Gemeindezentrum bauen. Dazu sollen neben einer Kirche eine Kita, eine Schule, ein Ärztehaus und eine Seniorenwohnanlage gehören. Doch der im Frühjahr vorgelegte städtische Bebauungsplan sieht ein reines Gewerbegebiet vor. Kirche und Wohnhäuser hätten dort keinen Platz.


Link klickbar gemacht. vrolijke



Die "Lebensquelle e.V." und die angeschlossene "Zion GmbH" scheinen ja richtig tolle Gesprächspartner mit einem sehr christlichen Kommunikationstil zu sein:

Zitat:
Wo die Kommunikation mit der Lebensquelle abgebrochen ist, werden vermutlich die Gerichte klären müssen. Der zuständigen städtische Vorstand, Stadtbaurat Frank Otte, wurde in den vergangenen Jahren von Teilen der Eigentümerschaft mit Hausverboten belegt und wurde regelmässig mit Dienstaufsichtsbeschwerden konfrontiert
Quelle



Würde mal sagen: die "Lebensquelle" ist selber schuld. Städtebau ist kein Wünsch-Dir-Was. Da muss man schon konstruktiv mitarbeiten. Ansonsten gibt's nix. Ausser LmaA.


Zuletzt bearbeitet von sünnerklaas am 05.07.2016, 12:54, insgesamt einmal bearbeitet

#37:  Autor: tillich (epigonal) BeitragVerfasst am: 05.07.2016, 12:52
    —
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Erst als die Christen anfingen die andern Götter zu verbieten, schritten die Römer ein.

Das ist falsch.
Christenverfolgungen bei den Römern gab es schon, lange bevor die Christen in der Position waren, irgendetwas zu verbieten.

Was ja im Übrigen auch logischerweise nur dann so sein konnte, denn sobald die Christen die politische Macht so in Händen gehabt hätten, dass sie anderes verbieten konnten, konnten sie ja gar nicht mehr Opfer der Verfolgung durch die politische Macht werden.

#38:  Autor: vrolijkeWohnort: Stuttgart BeitragVerfasst am: 05.07.2016, 13:17
    —
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Erst als die Christen anfingen die andern Götter zu verbieten, schritten die Römer ein.

Das ist falsch.
Christenverfolgungen bei den Römern gab es schon, lange bevor die Christen in der Position waren, irgendetwas zu verbieten.
Sie haben es ihre Mitglieder verboten.
Sofern es in ihre Macht war, haben sie es verboten. Egal ob sie bereits die politische Macht hatten.

Die Römer ließen immer die eroberte Völker ihre eigene Götter.

#39:  Autor: tillich (epigonal) BeitragVerfasst am: 05.07.2016, 17:57
    —
vrolijke hat folgendes geschrieben:
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Erst als die Christen anfingen die andern Götter zu verbieten, schritten die Römer ein.

Das ist falsch.
Christenverfolgungen bei den Römern gab es schon, lange bevor die Christen in der Position waren, irgendetwas zu verbieten.
Sie haben es ihre Mitglieder verboten.
Sofern es in ihre Macht war, haben sie es verboten. Egal ob sie bereits die politische Macht hatten.

Ah, die Christen haben es den Christen verboten. Mit anderen Worten: Die Christen haben einfach selbst keine anderen Götter angebetet. Ja, das ist natürlich eine Ungeheuerlichkeit, gegen die der römische Staat einschreiten und Christen zum Opfer, genauer: Kaiseropfer, zwingen musste. So sahen es die Römer.

Dass man diese Auffassung, die einen zwnagsweisen Staatskult befürwortet, aus heutiger Sicht ausgerechnet im Namen der Religionsfreiheit stützen kann, finde ich nun allerdings einigermaßen gaga.

#40:  Autor: QuéribusWohnort: Avaricum BeitragVerfasst am: 05.07.2016, 18:16
    —
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Erst als die Christen anfingen die andern Götter zu verbieten, schritten die Römer ein.

Das ist falsch.
Christenverfolgungen bei den Römern gab es schon, lange bevor die Christen in der Position waren, irgendetwas zu verbieten.
Sie haben es ihre Mitglieder verboten.
Sofern es in ihre Macht war, haben sie es verboten. Egal ob sie bereits die politische Macht hatten.

Ah, die Christen haben es den Christen verboten. Mit anderen Worten: Die Christen haben einfach selbst keine anderen Götter angebetet. Ja, das ist natürlich eine Ungeheuerlichkeit, gegen die der römische Staat einschreiten und Christen zum Opfer, genauer: Kaiseropfer, zwingen musste. So sahen es die Römer.

Dass man diese Auffassung, die einen zwnagsweisen Staatskult befürwortet, aus heutiger Sicht ausgerechnet im Namen der Religionsfreiheit stützen kann, finde ich nun allerdings einigermaßen gaga.


Die römische (Staats)religion funktionierte in mancher Hinsicht etwas anders
das lief nach dem Prinzip "dargebrachtes Opfer gegen göttliche Gegenleistung (je nachdem, welche/r Gott/Göttin, konnte das gute Ernte, Kriegsglück oder einfach nur gutes Bestehen des Staats sein).

Die Verweigerung des Opfers war somit gleichzeitig Weigerung, dazu beizutragen, dass die Götter dem Staat/der Gemeinschaft beistehen. Das lief mehr oder weniger auf subversive Aktivität raus. Umso mehr als die christlichen Gemeinden im Gegensatz zu den jüdischen Gemeinden, missionierend tätig waren, also andere dazu anhielten, dasselbe zu tun.

Die jüdischen Gemeinden genossen so eine Art Ausnahmeregelung, brauchten nicht zu opfern, praktizierten jedoch auch keinen Proselytismus. Anfangs wurde den Christen (die als eine Art jüdischeSekte galten) dasselbe Privileg zuteil.

#41:  Autor: tillich (epigonal) BeitragVerfasst am: 05.07.2016, 20:27
    —
Dass die Nicht-Teilnahme an der Mehrheits- oder Staatsreligion als subversiv, staatsgefährdend o.dgl. angesehen wurde, dürfte in vielen Situationen religiöser Verfolgung deren Grund gewesen sein, auch bei Verfolgungen durch Christen (statt wie in diesem Beispiel umgekehrt). Das kann zur Erklärung der Vorgänge beitragen, sie aber wohl kaum aus aufgeklärter Perspektive rechtfertigen.

#42:  Autor: QuéribusWohnort: Avaricum BeitragVerfasst am: 05.07.2016, 21:01
    —
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Dass die Nicht-Teilnahme an der Mehrheits- oder Staatsreligion als subversiv, staatsgefährdend o.dgl. angesehen wurde, dürfte in vielen Situationen religiöser Verfolgung deren Grund gewesen sein, auch bei Verfolgungen durch Christen (statt wie in diesem Beispiel umgekehrt). Das kann zur Erklärung der Vorgänge beitragen, sie aber wohl kaum aus aufgeklärter Perspektive rechtfertigen.


Bei der römischen Religion ergab sich das subversive/staatsgefährdende aus dem Leistungs-/Gegenleistungsprinzip der Religion:

je mehr Opfer (von den Bürgern) den Göttern gebracht wurden, desto mehr Gegenleistungen kamen von den Göttern.

Das kann als eine Art Beitrag zum Allgemeinwohl angesehen werden.
Wenn sich da eine Gruppe querstellt und sagt, nein, wir geben nichts, unser Gott verbietet das und ihr anderen solltet das auch nicht tun, weil das falsch ist....
machen die sich erst mal auf jeden Fall unbeliebt
wenn dann irgend etwas, auf das man "von den Göttern" gerne gehabt hätte (egal ob Ernte, Gesundheit, Kriegsglück, etcpp) dann nicht oder nur spärlich kommt....
ist die Erklärung "da hat es wohl an Opfern gefehlt" und dann: wer wollte denn da nicht rausrücken.

Das kann man nicht mit der heutigen Glaubensperspektive sehen oder vergleichen.
Aus der Sicht der römischen Religion ergab es durchaus Sinn, die Leute, die durch ihre Weigerung dem Allgemeinwohl schadeten, dafür anzuklagen.

edith:

solang die Leute ihren Teil (in Form eines Opfers) beitrugen, war den Römern herzlichst wurscht, an welche Götter die sonst glaubten. Sie mussten nicht unbeding an die römischen "Staatsgötter" glauben, nur eine Art "Steuer" in Form eine Opfers (man könnte da fast eine Parallele zur heutigen Kirchensteuer ziehen) entrichten.

#43:  Autor: Kramer BeitragVerfasst am: 06.07.2016, 00:03
    —
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:

Ah, die Christen haben es den Christen verboten. Mit anderen Worten: Die Christen haben einfach selbst keine anderen Götter angebetet.


Nein, nicht mit anderen Worten. Was für ein Unsinn. Nur weil ein Mann mit Schnauzbart einem anderen Mann mit Schnauzbart verbietet, Erbsensuppe zu essen, heisst das nicht, dass die Schnauzbärtigen selbst beschlossen hätten, keine Erbsensuppe zu essen.

#44:  Autor: tillich (epigonal) BeitragVerfasst am: 06.07.2016, 10:50
    —
Kramer hat folgendes geschrieben:
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:

Ah, die Christen haben es den Christen verboten. Mit anderen Worten: Die Christen haben einfach selbst keine anderen Götter angebetet.

Nein, nicht mit anderen Worten. Was für ein Unsinn. Nur weil ein Mann mit Schnauzbart einem anderen Mann mit Schnauzbart verbietet, Erbsensuppe zu essen, heisst das nicht, dass die Schnauzbärtigen selbst beschlossen hätten, keine Erbsensuppe zu essen.

Erstens hat der Mann mit Schnauzbart keine politische Macht über den anderen Mann mit Schnauzbart, so dass es die Entscheidung des letzteren ist, ob er sich daran hält oder nicht. Zweitens ist "Christ sein" und "keine anderen Götter anbeten" nicht so zufällig miteinander verbunden wie "Schnauzbart" und "nix mit Erbsensuppe", sondern inhaltlich notwendig miteinander verbunden. Das "Verbot" ist also inhaltlich so zwangsläufig wie ein "Verbot" an Schnauzbärtige, sich die Oberlippe zu rasieren - wer es tut, woran ihn niemand hindern kann, ist einfach kein Schnauzbärtiger mehr. Gut, wenn der zweite Schnauzbärtige die Rasur nur unter Zwang vornimmt, den Bart wieder wachsen lassen möchte und im Verein der Schnauzbärtigen bleiben möchte, muss man freilich diskutieren, und dann mag der erste Schnauzbärtige als Despot erscheinen, wenn er auf dem Verbot beharrt. Dann ist aber meiner Meinung nach der wirkliche Bösewicht immer noch nicht der erste Schnauzbärtige, sondern der Nichtschnauzbärtige, der den zweiten Schnauzbärtigen zur Rasur zwingt.

Ich finde die unter Atheisten weit verbreitete Täter-Opfer-Umkehr bezüglich der römischen Christenverfolgungen faszinierend. Fakt ist: Der römische Staat findet die Christen als religiöse Gruppe verdächtig, verpflichtet sie deswegen zu einem religiösen Ritual, das gegen ihre Überzeugungen geht, und wer sich daran nicht hält (ohne sonst gegen Gesetze zu verstoßen), wird verfolgt. Das ist religiöse Verfolgung aus dem Lehrbuch. Und viele Atheisten finden, dass die Christen doch irgendwie selbst schuld sind.

Mit den dafür typischen Argumentationsmustern könnte man praktisch jede beliebige religiöse Verfolgung rechtfertigen (zumindest die Verfolgungen, bei denen den Opfern noch der Ausweg offensteht, sich gegen ihre Überzeugung richtenden Forderungen anzupassen und dadurch zu retten), und zwar auch Verfolgungen durch Christen.

#45:  Autor: vrolijkeWohnort: Stuttgart BeitragVerfasst am: 06.07.2016, 10:56
    —
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:

Ich finde die unter Atheisten weit verbreitete Täter-Opfer-Umkehr bezüglich der römischen Christenverfolgungen faszinierend. Fakt ist: Der römische Staat findet die Christen als religiöse Gruppe verdächtig, verpflichtet sie deswegen zu einem religiösen Ritual, das gegen ihre Überzeugungen geht, und wer sich daran nicht hält (ohne sonst gegen Gesetze zu verstoßen), wird verfolgt.


Das kenne ich aus diverse Geschichtsdokumentationen ganz anders.
Bei den Römern wurde niemand zu irgendwelche religiöse Rituale verpflichtet.

#46:  Autor: tillich (epigonal) BeitragVerfasst am: 06.07.2016, 10:57
    —
Quéribus hat folgendes geschrieben:
Bei der römischen Religion ergab sich das subversive/staatsgefährdende aus dem Leistungs-/Gegenleistungsprinzip der Religion:

je mehr Opfer (von den Bürgern) den Göttern gebracht wurden, desto mehr Gegenleistungen kamen von den Göttern.

Das kann als eine Art Beitrag zum Allgemeinwohl angesehen werden.
Wenn sich da eine Gruppe querstellt und sagt, nein, wir geben nichts, unser Gott verbietet das und ihr anderen solltet das auch nicht tun, weil das falsch ist....
machen die sich erst mal auf jeden Fall unbeliebt
wenn dann irgend etwas, auf das man "von den Göttern" gerne gehabt hätte (egal ob Ernte, Gesundheit, Kriegsglück, etcpp) dann nicht oder nur spärlich kommt....
ist die Erklärung "da hat es wohl an Opfern gefehlt" und dann: wer wollte denn da nicht rausrücken.

Das kann man nicht mit der heutigen Glaubensperspektive sehen oder vergleichen.
Aus der Sicht der römischen Religion ergab es durchaus Sinn, die Leute, die durch ihre Weigerung dem Allgemeinwohl schadeten, dafür anzuklagen.

Das mag inhaltlich anders begründet sein, aber das Phänomen, dass die Nicht-Teilnahme an der Mehrheitsreligion als "gefährlich" angesehen und deswegen verfolgt wird, ist ohne weiteres mit anderen religiösen Verfolgungen zu vergleichen. Gerade Atheismus wurde ja oft als staats- oder gesellschaftsgefährdend beurteilt und deswegen diskriminiert oder verfolgt.

#47:  Autor: tillich (epigonal) BeitragVerfasst am: 06.07.2016, 11:01
    —
vrolijke hat folgendes geschrieben:
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:

Ich finde die unter Atheisten weit verbreitete Täter-Opfer-Umkehr bezüglich der römischen Christenverfolgungen faszinierend. Fakt ist: Der römische Staat findet die Christen als religiöse Gruppe verdächtig, verpflichtet sie deswegen zu einem religiösen Ritual, das gegen ihre Überzeugungen geht, und wer sich daran nicht hält (ohne sonst gegen Gesetze zu verstoßen), wird verfolgt.

Das kenne ich aus diverse Geschichtsdokumentationen ganz anders.
Bei den Römern wurde niemand zu irgendwelche religiöse Rituale verpflichtet.

Schaust, das ist eben doch so.
In den Christenverfolgungen gab es die Verpflichtung, ein Kaiseropfer darzubringen (und das ist natürlich ein religiöses Ritual). Wer sich weigerte, wurde verurteilt. (Die Darstellung so aus dem Kopf, genaueres müsste ich nachlesen.)

#48:  Autor: schtonk BeitragVerfasst am: 06.07.2016, 13:27
    —
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:

Ich finde die unter Atheisten weit verbreitete Täter-Opfer-Umkehr bezüglich der römischen Christenverfolgungen faszinierend. Fakt ist: Der römische Staat findet die Christen als religiöse Gruppe verdächtig, verpflichtet sie deswegen zu einem religiösen Ritual, das gegen ihre Überzeugungen geht, und wer sich daran nicht hält (ohne sonst gegen Gesetze zu verstoßen), wird verfolgt.

Das kenne ich aus diverse Geschichtsdokumentationen ganz anders.
Bei den Römern wurde niemand zu irgendwelche religiöse Rituale verpflichtet.

Schaust, das ist eben doch so.
In den Christenverfolgungen gab es die Verpflichtung, ein Kaiseropfer darzubringen (und das ist natürlich ein religiöses Ritual). Wer sich weigerte, wurde verurteilt. (Die Darstellung so aus dem Kopf, genaueres müsste ich nachlesen.)

Soviel ich weiß war das Kaiseropfer eine Form des Herrscherkultes, aber kein religiöses Ritual.

#49:  Autor: tillich (epigonal) BeitragVerfasst am: 06.07.2016, 13:48
    —
schtonk hat folgendes geschrieben:
Soviel ich weiß war das Kaiseropfer eine Form des Herrscherkultes, aber kein religiöses Ritual.

Am Kopf kratzen

#50:  Autor: Kramer BeitragVerfasst am: 06.07.2016, 14:03
    —
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Kramer hat folgendes geschrieben:
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:

Ah, die Christen haben es den Christen verboten. Mit anderen Worten: Die Christen haben einfach selbst keine anderen Götter angebetet.

Nein, nicht mit anderen Worten. Was für ein Unsinn. Nur weil ein Mann mit Schnauzbart einem anderen Mann mit Schnauzbart verbietet, Erbsensuppe zu essen, heisst das nicht, dass die Schnauzbärtigen selbst beschlossen hätten, keine Erbsensuppe zu essen.

Erstens hat der Mann mit Schnauzbart keine politische Macht über den anderen Mann mit Schnauzbart, so dass es die Entscheidung des letzteren ist, ob er sich daran hält oder nicht. Zweitens ist "Christ sein" und "keine anderen Götter anbeten" nicht so zufällig miteinander verbunden wie "Schnauzbart" und "nix mit Erbsensuppe", sondern inhaltlich notwendig miteinander verbunden. Das "Verbot" ist also inhaltlich so zwangsläufig wie ein "Verbot" an Schnauzbärtige, sich die Oberlippe zu rasieren - wer es tut, woran ihn niemand hindern kann, ist einfach kein Schnauzbärtiger mehr. Gut, wenn der zweite Schnauzbärtige die Rasur nur unter Zwang vornimmt, den Bart wieder wachsen lassen möchte und im Verein der Schnauzbärtigen bleiben möchte, muss man freilich diskutieren, und dann mag der erste Schnauzbärtige als Despot erscheinen, wenn er auf dem Verbot beharrt. Dann ist aber meiner Meinung nach der wirkliche Bösewicht immer noch nicht der erste Schnauzbärtige, sondern der Nichtschnauzbärtige, der den zweiten Schnauzbärtigen zur Rasur zwingt.

Ich finde die unter Atheisten weit verbreitete Täter-Opfer-Umkehr bezüglich der römischen Christenverfolgungen faszinierend. Fakt ist: Der römische Staat findet die Christen als religiöse Gruppe verdächtig, verpflichtet sie deswegen zu einem religiösen Ritual, das gegen ihre Überzeugungen geht, und wer sich daran nicht hält (ohne sonst gegen Gesetze zu verstoßen), wird verfolgt. Das ist religiöse Verfolgung aus dem Lehrbuch. Und viele Atheisten finden, dass die Christen doch irgendwie selbst schuld sind.

Mit den dafür typischen Argumentationsmustern könnte man praktisch jede beliebige religiöse Verfolgung rechtfertigen (zumindest die Verfolgungen, bei denen den Opfern noch der Ausweg offensteht, sich gegen ihre Überzeugung richtenden Forderungen anzupassen und dadurch zu retten), und zwar auch Verfolgungen durch Christen.


Ich finde es ja nett, dass Du versuchst, meine Ansicht zu widerlegen. Aber meine Meinung ist die einzig wahre Meinung. Du sollst keine andere Meinung neben meiner haben. Denn ich bin ein eifersüchtiger Kramer und keiner kommt zur wahren Meinung, denn durch mich.

Findest Du das überzeugend? Ich nicht. Darum bin ich ja auch kein Christ.

#51:  Autor: tillich (epigonal) BeitragVerfasst am: 06.07.2016, 14:12
    —
Kramer hat folgendes geschrieben:
Ich finde es ja nett, dass Du versuchst, meine Ansicht zu widerlegen. Aber meine Meinung ist die einzig wahre Meinung. Du sollst keine andere Meinung neben meiner haben. Denn ich bin ein eifersüchtiger Kramer und keiner kommt zur wahren Meinung, denn durch mich.

Findest Du das überzeugend? Ich nicht. Darum bin ich ja auch kein Christ.

OK, wenn du von Argumenten zu Ad-Hominems (ob du nun den Diskussionsgegener meinst oder die damals Verfolgten, sei dahingestellt) übergehst, können wir's wohl lassen.

#52:  Autor: Kramer BeitragVerfasst am: 06.07.2016, 14:35
    —
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Kramer hat folgendes geschrieben:
Ich finde es ja nett, dass Du versuchst, meine Ansicht zu widerlegen. Aber meine Meinung ist die einzig wahre Meinung. Du sollst keine andere Meinung neben meiner haben. Denn ich bin ein eifersüchtiger Kramer und keiner kommt zur wahren Meinung, denn durch mich.

Findest Du das überzeugend? Ich nicht. Darum bin ich ja auch kein Christ.

OK, wenn du von Argumenten zu Ad-Hominems (ob du nun den Diskussionsgegener meinst oder die damals Verfolgten, sei dahingestellt) übergehst, können wir's wohl lassen.


Mein eigentliches Argument lieferst Du gerade selber. Du sagst nicht "Hey, super - das überzeugt mich jetzt total", sondern möchtest das Gespräch lieber abbrechen. Es gibt keinen Grund, mir zuzustimmen. Und es gibt erst recht keinen Grund, Dein Leben für die Durchsetzung meiner Meinung zu riskieren. Warum sollte sich überhaupt jemand aufgrund einer derart mageren Argumentation so sehr beeinflussen lassen? Haben die Christen also wirklich selbstbestimmt keine anderen Götter angebetet? Geht das überhaupt?

#53:  Autor: Schlumpf BeitragVerfasst am: 06.07.2016, 14:48
    —
Die ganze Jammerei über Christenverfolgung und den Märtyrerkult innerhalb der christlichen Kirchen könnte man ernst nehmen, wenn die Kirche nicht selbst den Spieß umgedreht und andere verfolgt hätte, während der Römerzeit und danach.

#54:  Autor: schtonk BeitragVerfasst am: 06.07.2016, 16:47
    —
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
schtonk hat folgendes geschrieben:
Soviel ich weiß war das Kaiseropfer eine Form des Herrscherkultes, aber kein religiöses Ritual.

Am Kopf kratzen

Eine institutionalisierte Handlung, die der Anerkennung eines real existierenden Herrschers dient, ist ein Ritual, aber kein religiöses.
Die von dir gefetteten Wortteile lassen eine solche Ableitung nicht zu, das ist zu einfach. Es gibt mannigfaltige ritualisierte Gegebenheiten in unserer Gesellschaft, die unreligiös sind.
Und mein Kulturbeutel ist es auch nicht.

#55:  Autor: vrolijkeWohnort: Stuttgart BeitragVerfasst am: 06.07.2016, 16:51
    —
schtonk hat folgendes geschrieben:
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
schtonk hat folgendes geschrieben:
Soviel ich weiß war das Kaiseropfer eine Form des Herrscherkultes, aber kein religiöses Ritual.

Am Kopf kratzen

Eine institutionalisierte Handlung, die der Anerkennung eines real existierenden Herrschers dient, ist ein Ritual, aber kein religiöses.
Die von dir gefetteten Wortteile lassen eine solche Ableitung nicht zu, das ist zu einfach. Es gibt mannigfaltige ritualisierte Gegebenheiten in unserer Gesellschaft, die unreligiös sind.
Und mein Kulturbeutel ist es auch nicht.

Die Grenzen waren da wohl fliesend.
Sie stellten einfach "Gottes Gesetzen" über die Gesetze des Staates.
So ähnlich wie alle Fundamentalisten halt. Schulterzucken

#56:  Autor: tillich (epigonal) BeitragVerfasst am: 06.07.2016, 18:20
    —
schtonk hat folgendes geschrieben:
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
schtonk hat folgendes geschrieben:
Soviel ich weiß war das Kaiseropfer eine Form des Herrscherkultes, aber kein religiöses Ritual.

Am Kopf kratzen

Eine institutionalisierte Handlung, die der Anerkennung eines real existierenden Herrschers dient, ist ein Ritual, aber kein religiöses.
Die von dir gefetteten Wortteile lassen eine solche Ableitung nicht zu, das ist zu einfach. Es gibt mannigfaltige ritualisierte Gegebenheiten in unserer Gesellschaft, die unreligiös sind.
Und mein Kulturbeutel ist es auch nicht.

Es wird in religiöser Terminologie gesprochen, nämlich vom "göttlichen Kaiser", und es werden Opfer dargebracht, entsprechend den Opfern für andere Götter. Der Grund für das spezifische Misstrauen ist die andere Religion. Da wegzureden, dass es um eine religiöse Verfolgung der Mehrheits- oder Staatsreligion gegen eine Minderheit geht, ist doch einfach albern - wie es sich an der Wortklauberei um den Kulturbeutel zeigt. Das ändert sich auch nicht dadurch, dass das religiöse Ritual einem politischen Zweck dient - das religiöse Verfolgung einen politischen Hintergrund hat, ist ja nun auch nichts ungewöhnliches.

vrolijke hat folgendes geschrieben:
schtonk hat folgendes geschrieben:
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
schtonk hat folgendes geschrieben:
Soviel ich weiß war das Kaiseropfer eine Form des Herrscherkultes, aber kein religiöses Ritual.

Am Kopf kratzen

Eine institutionalisierte Handlung, die der Anerkennung eines real existierenden Herrschers dient, ist ein Ritual, aber kein religiöses.
Die von dir gefetteten Wortteile lassen eine solche Ableitung nicht zu, das ist zu einfach. Es gibt mannigfaltige ritualisierte Gegebenheiten in unserer Gesellschaft, die unreligiös sind.
Und mein Kulturbeutel ist es auch nicht.

Die Grenzen waren da wohl fliesend.
Sie stellten einfach "Gottes Gesetzen" über die Gesetze des Staates.
So ähnlich wie alle Fundamentalisten halt. Schulterzucken

Ach. Wer sich aufgrund seiner eigenen weltanschaulichen Überzeuigungen nicht an staatlich geforderten religiösen Ritualen beteiligen mag, ist also gleich ein "Fundamentalist". Diese Perle heb' ich mir mal auf für die nächste Diskussion um irgendeine Verquickung von Religion und Staat auf, an der Atheisten nicht teilnehmen mögen. Nehmen wir Kreuze im Gerichtssaal - da muss man noch nicht einmal selbst eine religiöse Handlung vornehmen, das religiöse Symbol hängt nur da. Was müssen das für üble Fundamentalisten sein, die das nicht hinnehmen wollen.

#57:  Autor: CriticWohnort: Arena of Air BeitragVerfasst am: 06.07.2016, 18:55
    —
Ad Beitrag:

schtonk hat folgendes geschrieben:
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
schtonk hat folgendes geschrieben:
Soviel ich weiß war das Kaiseropfer eine Form des Herrscherkultes, aber kein religiöses Ritual.

Am Kopf kratzen

Eine institutionalisierte Handlung, die der Anerkennung eines real existierenden Herrschers dient, ist ein Ritual, aber kein religiöses.
Die von dir gefetteten Wortteile lassen eine solche Ableitung nicht zu, das ist zu einfach. Es gibt mannigfaltige ritualisierte Gegebenheiten in unserer Gesellschaft, die unreligiös sind.
Und mein Kulturbeutel ist es auch nicht.
Wobei in der antiken Welt Religion und Staat nicht getrennt gedacht wurden, auch die Herrschaft oder der Staat konnten in dem Sinne eine gewisse "Vergöttlichung" oder "Heiligkeit" erfahren. Die Befolgung der Rituale wurde daher als Zeichen der Loyalität gegenüber dem Staat angesehen. (Nicht zuletzt hatten die römischen Kaiser auch das Amt des pontifex maximus inne und konnten insofern auch religiöse Gesetze erlassen. Und sie haben das auch genutzt, um sich selbst da hineinzumanövrieren, sich selbst den "Schein des Göttlichen", eine auch religiöse Legitimation zu geben.) Und den Begriff des "Gottesgnadentums" oder des "cuius regio, eius religio", daß also der Herrscher sich legitimiert sah, über die Religion seiner Untertanen zu befinden und die Zugehörigkeit zu einer anderen Religion als Illoyalität oder Rebellion anzusehen, kennen wir ja bis in die Neuzeit (Begriff "Asebie", "Kaiserkult", ...).

(Nicht alle Menschen werden das Kaiseropfer mit totaler religiöser Innigkeit vollzogen haben, sondern "Dann holt man sich eben die Bescheinigung, dann hat man seine Ruhe". Christen hatten allerdings das Problem, daß ihre Theologen den Vollzug des Kaiseropfers, selbst wenn man dieses ohne innere Beteiligung verrichtete, (oft) als "Abfall" ansahen, wonach diejenigen, die das getan hatten, der ewigen Verdammnis preisgegeben seien.)

#58:  Autor: beachbernieWohnort: Haida Gwaii BeitragVerfasst am: 06.07.2016, 19:00
    —
Schlumpf hat folgendes geschrieben:
Die ganze Jammerei über Christenverfolgung und den Märtyrerkult innerhalb der christlichen Kirchen könnte man ernst nehmen, wenn die Kirche nicht selbst den Spieß umgedreht und andere verfolgt hätte, während der Römerzeit und danach.



Da konnten die Christen, die vor diesen Vorgaengen verfolgt wurden, allerdings herzlich wenig fuer. Diese Argumentationsweise ist aehnlich daneben wie Versuche den Holocaust mit Verweis auf die heutige Politik Israels zu relativieren oder Schikanen gegen Moslems in Europa mit den Zustaenden in Saudi-Arabien oder dem Iran zu begruenden.

Man kann ja auch die Verfolgung von Christen in der Roemerzeit verurteilen und sich gleichzeitig von diesem albernen Maertyrerkult durch die spaetere Amtskirche distanzieren.

#59:  Autor: beachbernieWohnort: Haida Gwaii BeitragVerfasst am: 06.07.2016, 19:03
    —
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:

Ich finde die unter Atheisten weit verbreitete Täter-Opfer-Umkehr bezüglich der römischen Christenverfolgungen faszinierend. Fakt ist: Der römische Staat findet die Christen als religiöse Gruppe verdächtig, verpflichtet sie deswegen zu einem religiösen Ritual, das gegen ihre Überzeugungen geht, und wer sich daran nicht hält (ohne sonst gegen Gesetze zu verstoßen), wird verfolgt.

Das kenne ich aus diverse Geschichtsdokumentationen ganz anders.
Bei den Römern wurde niemand zu irgendwelche religiöse Rituale verpflichtet.

Schaust, das ist eben doch so.
In den Christenverfolgungen gab es die Verpflichtung, ein Kaiseropfer darzubringen (und das ist natürlich ein religiöses Ritual). Wer sich weigerte, wurde verurteilt. (Die Darstellung so aus dem Kopf, genaueres müsste ich nachlesen.)



Diese Taktik erinnert mich stark an die Vorschlaege Moslems im heutigen Europa in Kantinen oder in Schulen in ausgrenzender Absicht Schweinefleisch vorzusetzen und ihnen hinterher vorzuwerfen sie wuerden sich selbst ausgrenzen, weil sie das nicht essen.

#60:  Autor: vrolijkeWohnort: Stuttgart BeitragVerfasst am: 06.07.2016, 19:15
    —
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:

Nehmen wir Kreuze im Gerichtssaal - da muss man noch nicht einmal selbst eine religiöse Handlung vornehmen, das religiöse Symbol hängt nur da. Was müssen das für üble Fundamentalisten sein, die das nicht hinnehmen wollen.
Wieder ein gutes Beispiel von Umkehrung.
Ich glaube übrigens, dass man keinen Atheisten finden wird, der sich dafür köpfen läßt. Nicht mal ein "fundamentalischer" Atheist.

#61:  Autor: beachbernieWohnort: Haida Gwaii BeitragVerfasst am: 06.07.2016, 19:59
    —
vrolijke hat folgendes geschrieben:
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:

Nehmen wir Kreuze im Gerichtssaal - da muss man noch nicht einmal selbst eine religiöse Handlung vornehmen, das religiöse Symbol hängt nur da. Was müssen das für üble Fundamentalisten sein, die das nicht hinnehmen wollen.
Wieder ein gutes Beispiel von Umkehrung.
Ich glaube übrigens, dass man keinen Atheisten finden wird, der sich dafür köpfen läßt. Nicht mal ein "fundamentalischer" Atheist.



Das Beispiel ist so allerdings etwas schraeg. Ein Theist mag glauben, dass sein Gott ihn bestraft, wenn er ihn leugnet oder einen anderen Gott anbetet. Ein Atheist glaubt gerade nicht an ein solches Wesen. Ergo kann ihn niemand bestrafen. Ergo duerfte es ihm leicht fallen zum Schein an einem religioesen Ritual teilzunehmen.

Schaut man etwas genauer hin, dann finden sich allerdings durchaus Beispiele dafuer, dass nicht oder wenig religioese Menschen vor eine aehnlich schwierige Wahl gestellt wurden wie besagte Christen und zwar mit einer sehr aehnlichen Absicht dahinter.

Manche Menschen (darunter auffallend viele Atheisten) glauben z.B. mit sehr fester Ueberzeugung daran, dass wissenschaftliche Erkenntnis, basierend auf nachvollziehbarer Beobachtung, besser zur Welterklaerung taugt als der blosse Glaube an Dinge, die in alten Buechern stehen. Und da gibt es schon 'ne Menge Beispiele, bei denen sich Wissenschaftler lieber foltern und umbringen liessen als ihre gesicherten Forschungsergebnisse vor einem Tribunal von Klerikern zu widerrufen.

#62:  Autor: Schlumpf BeitragVerfasst am: 06.07.2016, 20:08
    —
beachbernie hat folgendes geschrieben:

Man kann ja auch die Verfolgung von Christen in der Roemerzeit verurteilen und sich gleichzeitig von diesem albernen Maertyrerkult durch die spaetere Amtskirche distanzieren.

Es wird doch niemand eine Verfolgung von Menschen wegen deren Religion für gut heissen. Vom inzwischen sehr anrüchigen Märtyrer-Kult distanziert sich die Kirche aber nicht, obwohl sie danach, als sie die Oberhand hatte, selbst Andersgläubige verfolgte und tötete. Klar kann man die heutige Christenverfolgung beklagen, aber nicht so herausheben, als ob die Verfolgung Anders- oder Ungläubiger nicht so schlimm wäre.

#63:  Autor: smallie BeitragVerfasst am: 06.07.2016, 23:46
    —
beachbernie hat folgendes geschrieben:
Manche Menschen (darunter auffallend viele Atheisten) glauben z.B. mit sehr fester Ueberzeugung daran, dass wissenschaftliche Erkenntnis, basierend auf nachvollziehbarer Beobachtung, besser zur Welterklaerung taugt als der blosse Glaube an Dinge, die in alten Buechern stehen. Und da gibt es schon 'ne Menge Beispiele, bei denen sich Wissenschaftler lieber foltern und umbringen liessen als ihre gesicherten Forschungsergebnisse vor einem Tribunal von Klerikern zu widerrufen.

Ne' Menge Beispiele? Auf die Liste bin ich gespannt. Mir fallen genau zwei Leute ein.

Giordano Bruno. Der war Mönch und Priester. Wissenschaftler im modernen Sinne war er nicht. Den zweiten Namen habe ich vergessen, aber seine ketzerische These konnte ich mir merken. Er behauptete nämlich, der Mensch stamme vom Affen ab, weil Affen schwarze Haut haben wie auch die Afrikaner. (Kennt den jemand?)

Insgesamt stülpst du moderne Vorstellungen einer Zeit über, zu der diese Vorstellungen nicht passen. Ich nehm mal Kepler, Pascal und Newton.

    - Kepler war lutherischer Pastor und eine Art "christlicher Metaphysiker". Weil er Calvinisten für Menschen und nicht für Sünder hielt, war er in seiner Gemeinde nicht ganz wohlgelitten. Daß er für den Gregorianischen Kalender eintrat, während die Lutheraner ihn noch, ahhm, verteufelten, spricht für seine intellektuelle Redlichkeit.

    - Pascal war Jansenist und hat sich aus der Wissenschaft zurückgezogen, um seinen Glauben zu leben. Mit Descartes wollte er nicht reden, weil der von Jesuiten erzogen wurde - igitt.

    - Newton war Arianer, er glaubte nicht an die Dreifaltigkeit, was ihn mit Kepler in Konflikt gebracht hätte, der hielt nämlich die Sonne für Gott, die Fixsterne für Jesus und denn Rest für den heiligen Geist. Newton hat sein Lebtag lang nur mit einem Menschen über seinen Arianismus korrespondiert: John Locke. Die Dreifaltigkeit abzustreiten, war damals nicht ganz ungefährlich.


So war das damals. Insofern finde ich dein Argument etwas dick aufgetragen.

Außerdem finde ich die Diskussion etwas belustigend, sie hat was von "Aber die haben angefangen!" Zustimmung

Die historischen Details interessieren mich natürlich weiterhin - so wie zum Beispiel bei Quéribus -, auch wenn jetzt schon klar ist: nicht-Christen haben Christen verfolgt. Christen haben nicht-Christen verfolgt. Christen haben Christen verfolgt. Menschen haben Menschen verfolgt. Das ist die Geschichte - wie machen wir weiter?

#64:  Autor: beachbernieWohnort: Haida Gwaii BeitragVerfasst am: 06.07.2016, 23:56
    —
smallie hat folgendes geschrieben:
beachbernie hat folgendes geschrieben:
Manche Menschen (darunter auffallend viele Atheisten) glauben z.B. mit sehr fester Ueberzeugung daran, dass wissenschaftliche Erkenntnis, basierend auf nachvollziehbarer Beobachtung, besser zur Welterklaerung taugt als der blosse Glaube an Dinge, die in alten Buechern stehen. Und da gibt es schon 'ne Menge Beispiele, bei denen sich Wissenschaftler lieber foltern und umbringen liessen als ihre gesicherten Forschungsergebnisse vor einem Tribunal von Klerikern zu widerrufen.

Ne' Menge Beispiele? Auf die Liste bin ich gespannt. Mir fallen genau zwei Leute ein.

Giordano Bruno. Der war Mönch und Priester. Wissenschaftler im modernen Sinne war er nicht. Den zweiten Namen habe ich vergessen, aber seine ketzerische These konnte ich mir merken. Er behauptete nämlich, der Mensch stamme vom Affen ab, weil Affen schwarze Haut haben wie auch die Afrikaner. (Kennt den jemand?)

Insgesamt stülpst du moderne Vorstellungen einer Zeit über, zu der diese Vorstellungen nicht passen. Ich nehm mal Kepler, Pascal und Newton.

    - Kepler war lutherischer Pastor und eine Art "christlicher Metaphysiker". Weil er Calvinisten für Menschen und nicht für Sünder hielt, war er in seiner Gemeinde nicht ganz wohlgelitten. Daß er für den Gregorianischen Kalender eintrat, während die Lutheraner ihn noch, ahhm, verteufelten, spricht für seine intellektuelle Redlichkeit.

    - Pascal war Jansenist und hat sich aus der Wissenschaft zurückgezogen, um seinen Glauben zu leben. Mit Descartes wollte er nicht reden, weil der von Jesuiten erzogen wurde - igitt.

    - Newton war Arianer, er glaubte nicht an die Dreifaltigkeit, was ihn mit Kepler in Konflikt gebracht hätte, der hielt nämlich die Sonne für Gott, die Fixsterne für Jesus und denn Rest für den heiligen Geist. Newton hat sein Lebtag lang nur mit einem Menschen über seinen Arianismus korrespondiert: John Locke. Die Dreifaltigkeit abzustreiten, war damals nicht ganz ungefährlich.


So war das damals. Insofern finde ich dein Argument etwas dick aufgetragen.

Außerdem finde ich die Diskussion etwas belustigend, sie hat was von "Aber die haben angefangen!" Zustimmung

Die historischen Details interessieren mich natürlich weiterhin - so wie zum Beispiel bei Quéribus -, auch wenn jetzt schon klar ist: nicht-Christen haben Christen verfolgt. Christen haben nicht-Christen verfolgt. Christen haben Christen verfolgt. Menschen haben Menschen verfolgt. Das ist die Geschichte - wie machen wir weiter?



Am Besten wir hoeren auf mit der ganzen Verfolgerei.

#65:  Autor: CriticWohnort: Arena of Air BeitragVerfasst am: 07.07.2016, 00:29
    —
vrolijke hat folgendes geschrieben:
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:

Nehmen wir Kreuze im Gerichtssaal - da muss man noch nicht einmal selbst eine religiöse Handlung vornehmen, das religiöse Symbol hängt nur da. Was müssen das für üble Fundamentalisten sein, die das nicht hinnehmen wollen.
Wieder ein gutes Beispiel von Umkehrung.
Ich glaube übrigens, dass man keinen Atheisten finden wird, der sich dafür köpfen läßt. Nicht mal ein "fundamentalischer" Atheist.
Naja, das war ja auch so ein Fall: Da hatte doch eine muslimische angehende Juristin aus Bayern, die ein Kopftuch trägt, gegen eine Verordnung geklagt, die es ihr verbot, zumindest bei öffentlich wahrnehmbaren Handlungen im Rahmen ihres Dienstes eben dieses zu tragen. Die bayerische Justizverwaltung scheint nicht ganz schlucken zu wollen, daß das Gericht diese Verordnung kassiert hat.

Einerseits gibt es im öffentlichen Dienst ein Neutralitätsgebot. Andererseits stellt sich der Staat dort auch nicht als 100%ig "weltanschaulich neutral" dar, weil im Gerichtssaal ein Kruzifix hängt. Will man damit einmal mehr suggerieren, daß angeblich die "christlich-jüdische Werteordnung" die Grundlage der Gesetzgebung sei -- Es ist uns natürlich klar, daß hierzulande eher nicht die Scharia oder die Vorstellungen der Maya die Rechtsquellen sind. Es sollte aber auch hinlänglich bekannt sein, daß auch die "jüdisch-christlichen Vorstellungen" in vielen Aspekten den heutigen Vorstellungen widersprechen (nicht nur, was "strafbar" sei, sondern z.B. auch beim das Verhältnis von Religion und Staat gibt es Konflikte). Und noch vor relativ kurzer Zeit hätten ganz viele Christen abgestritten, daß "unsere Kultur" überhaupt jüdische Elemente habe.

#66:  Autor: DesperadoxWohnort: Hamburg BeitragVerfasst am: 07.07.2016, 02:25
    —
Ein Kreuz im Gerichtssaal?
Das wäre bei uns zum Glück undenkbar.Ich würde das auch nicht widerspruchslos hinnehmen. Schamane in Aktion

#67:  Autor: jdfWohnort: Nekropole E|B BeitragVerfasst am: 07.07.2016, 09:00
    —
Ich bin ein bisschen verwirrt, dass sich hier das Hauptaugenmerk auf die Antike beschränkt.

Noch ein Auszug aus dem Bericht. Wieder Mexiko:

Zitat:
Konfessioneller Protektionismus: Katholiken stellen sich energisch neuen religiösen
Bewegungen wie der Pfingstkirche oder der katholischen Erneuerungsbewegung
entgegen.

Wenn Christen Christen auf die Mütze hauen, werden also Christen verfolgt. Logisch! noc

Gemäß einer solchen Verwendung des Begriffs "Verfolgung" dürften gefühlte 50% der Muslime verfolgt sein, mithin also rund 800 Millionen Menschen. Dagegen wären die 100 Millionen verfolgten Christen (nicht einmal 5% der Christen) Peanuts. Komplett von der Rolle

#68:  Autor: tillich (epigonal) BeitragVerfasst am: 07.07.2016, 15:44
    —
smallie hat folgendes geschrieben:
[...] auch wenn jetzt schon klar ist: nicht-Christen haben Christen verfolgt. Christen haben nicht-Christen verfolgt. Christen haben Christen verfolgt. Menschen haben Menschen verfolgt. Das ist die Geschichte - wie machen wir weiter?

Wenn das so klar ist, ist es ja gut; dann bin ich mit dem Blick nach vorne, den du wünschst, voll und ganz einverstanden. Ich hatte nur in diesem Thread nicht den Eindruck, dass diese Feststellung so übereinstimmend geteilt wird.

#69:  Autor: Kramer BeitragVerfasst am: 08.07.2016, 00:48
    —
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Ich finde die unter Atheisten weit verbreitete Täter-Opfer-Umkehr bezüglich der römischen Christenverfolgungen faszinierend.


Ich finde die eindeutige Täter-Opfer-Zuweisung in diesem Zusammenhang schwierig. Typisches Beispiel aus der heutigen Zeit: Das Kopftuchverbot. Kopftuchverbote gibt es, weil man den Kopftuchzwang als Zeichen der Unterdrückung von Frauen sieht. Man sieht die betroffenen Frauen als Opfer eines patriarchalischen Gebotes. Durch das Verbot macht man aber die Frauen zu Täterinnen, die ein Verbot ignorieren. Die Frauen sehen sich dann wieder teilweise als Opfer eines Verbots, das ihre Religionsfreiheit einschränkt.

Anders als die Menschen im Altertum leben wir inzwischen in einer Gesellschaft, in der Selbstbestimmung ein hohes Gut ist. Wir bewerten die Selbstbestimmung so hoch, dass wir sogar Verbote in Erwägung ziehen, wenn wir denken, dass die Selbstbestimmung von Individuen durch bestimmte, gruppenspezifische Regeln eingeschränkt wird.

Die eigentliche Frage ist nicht, wer ist Täter und wer ist Opfer, sondern: Ab wann kann man davon ausgehen, dass ein Mensch selbstbestimmt handelt? Hatten die Christen im antiken Rom eine Wahl, selbstbestimmt zu entscheiden, ob sie ihr Leben für den Monotheismus opfern? Oder waren sie nur nützliche Opfer für beide Seiten?

Bis in unsere heutige Zeit herein funktionieren doch Konflikte immer nach dem selben Prinzip: Es gibt die Anführer, die die Strategie vorgeben und die Bauernopfer, die dafür ihr Leben - oder ihre Freiheit - lassen. Und es ist ja nicht so, dass der Konflikt zwischen den polytheistischen Römern und den Christen damit geendet hat, dass die Christen Frieden und Nächstenliebe für alle gebracht haben. Die christlichen Märtyrer sind nicht für eine bessere Welt gestorben, sondern für eine Welt, die genauso verkorkst war wie vorher. Die christlichen Herrscher haben ihre Untertanen genauso in Kriegen verheizt wie ihre heidnischen Vorgänger. Die christliche Lehre hat nichts geändert.

Die Opfer der römischen Christenverfolgung waren genau so Opfer der christlichen Lehre UND der Christenverfolgung, wie die deutschen Soldaten im 1. und 2. Weltkrieg Opfer des deutschen Nationalismus und Nationalsozialismus UND Opfer des Krieges/der anderen Kriegsparteien waren. Oder so wie Frauen, die wegen Verstössen gegen das Kopftuchverbot bestraft werden, gleichzeitig Opfer von religiösen Geboten und Verboten in Namen der Selbstbestimmung werden.

Die Welt ist verrückt. Das war sie schon immer. Und das Christentum ist und war kein Heilmittel, sondern ist Teil dieses Wahnsinns.

#70:  Autor: astarte BeitragVerfasst am: 08.07.2016, 11:20
    —
Kramer hat folgendes geschrieben:

[.... guter Text...]
Die Welt ist verrückt. Das war sie schon immer. Und das Christentum ist und war kein Heilmittel, sondern ist Teil dieses Wahnsinns.

Daumen hoch!

#71:  Autor: Schlumpf BeitragVerfasst am: 08.07.2016, 17:45
    —
astarte hat folgendes geschrieben:
Kramer hat folgendes geschrieben:

[.... guter Text...]
Die Welt ist verrückt. Das war sie schon immer. Und das Christentum ist und war kein Heilmittel, sondern ist Teil dieses Wahnsinns.

Daumen hoch!

Sowas würde ich mir nie schreiben trauen. Ich hätte Angst, vom Opus Dei oder von irgendwelchen fundamentalistischen Religionslehrern verfolgt zu werden.

#72:  Autor: BravopunkWohnort: Woanders BeitragVerfasst am: 08.07.2016, 17:50
    —
astarte hat folgendes geschrieben:
Kramer hat folgendes geschrieben:

[.... guter Text...]
Die Welt ist verrückt. Das war sie schon immer. Und das Christentum ist und war kein Heilmittel, sondern ist Teil dieses Wahnsinns.

Daumen hoch!


Jupp. Bestnote. Coole Sache, das...

#73:  Autor: beachbernieWohnort: Haida Gwaii BeitragVerfasst am: 08.07.2016, 19:54
    —
Kramer hat folgendes geschrieben:
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Ich finde die unter Atheisten weit verbreitete Täter-Opfer-Umkehr bezüglich der römischen Christenverfolgungen faszinierend.


Ich finde die eindeutige Täter-Opfer-Zuweisung in diesem Zusammenhang schwierig. Typisches Beispiel aus der heutigen Zeit: Das Kopftuchverbot. Kopftuchverbote gibt es, weil man den Kopftuchzwang als Zeichen der Unterdrückung von Frauen sieht. Man sieht die betroffenen Frauen als Opfer eines patriarchalischen Gebotes. ....



Dies ist einfach nur eine Rationalisierung von autoritaerem Gehabe. Sowas funktioniert umgekehrt uebrigens ganz genauso gut, mann muss nur den Zwang zur Frauenverschleierung zum Schutz vor sexistischer Ausbeutung verklaeren.

Es fuehrt kein Weg daran vorbei den Betroffenen selber das uneingeschraenkte Recht zuzugestehen ueber ihr aeusseres Erscheinungsbild selbst zu entscheiden und auch die Gruende, die sie selbst jeweils dafuer haben, ausschliesslich ihnen selber zu ueberlassen. Tut die Frau, was sie tut, weil sie das in irgendeinem alten Buch gelesen hat (wobei es gleichgueltig ist ob das jetzt der Koran, das feministische Manifest, der Talmud oder "Kramers kleines Brevier der Freiheit" ist), weil sie meint, dass ein imaginaeres Wesen das so will oder weil sie das ausgewuerfelt hat und der Wuerfel halt mal so gefallen ist, so ist dies ausschliesslich ihre eigene Angelegenheit. Alles andere ist Unfreiheit und im guenstigsten Falle hoechstens noch Paternalismus.

Insofern sehe ich die von Dir angefuehrte "Uneindeutigkeit" nicht. Das Recht auf persoenliche Freiheit ist schon etwas sehr eindeutiges. Kein Mullah und auch kein selbsternannter Frauenbefreier hat einer Frau da reinzureden.

#74:  Autor: Kramer BeitragVerfasst am: 09.07.2016, 00:46
    —
beachbernie hat folgendes geschrieben:
Es fuehrt kein Weg daran vorbei den Betroffenen selber das uneingeschraenkte Recht zuzugestehen ueber ihr aeusseres Erscheinungsbild selbst zu entscheiden und auch die Gruende, die sie selbst jeweils dafuer haben, ausschliesslich ihnen selber zu ueberlassen. Tut die Frau, was sie tut, weil sie das in irgendeinem alten Buch gelesen hat (wobei es gleichgueltig ist ob das jetzt der Koran, das feministische Manifest, der Talmud oder "Kramers kleines Brevier der Freiheit" ist), weil sie meint, dass ein imaginaeres Wesen das so will oder weil sie das ausgewuerfelt hat und der Wuerfel halt mal so gefallen ist, so ist dies ausschliesslich ihre eigene Angelegenheit.


Kann man so sehen, aber für mich klingt es zu schön, um wahr/richtig zu sein. Das Problem mit der Freiheit ist, dass nicht alle Menschen gleich gut darin sind, ihre Freiheitsrechte auszukosten. Wenn eine Frau aus religiösen Gründen ein Kopftuch trägt, kann es natürlich sein, dass es ihre eigene Entscheidung ist. Es kann aber auch sein, dass sie zwar behauptet, es sei ihre eigene Entscheidung, aber in Wirklichkeit folgt sie nur Zwängen, denen sie gar nicht entkommen kann. Zwängen, die daraus entstehen, dass andere Menschen zwar die gleichen Freiheitsrechte wie sie haben, aber viel mehr Einfluss auf sie ausüben konnten/können, als sie es selber kann.

Dein Konzept von Freiheit klingt für mich ein wenig nach: "Lasst uns die Tiere im Zoo befreien! Reisst die Zäune zwischen den Gehegen der Lämmer und der Löwen herunter! Dann sind die Löwen und Lämmer frei. Der Rest ist deren Sache."

Freiheit ist nicht etwas, was man einfach über die Menschheit ausschütten kann und dann ist alles gut, weil alle gleich frei sind. Das würde in Sozialdarwinismus enden - weil die Stärkeren ihre Freiheit dazu nutzen würden, die Schwächeren auszunutzen. Ich meine damit nicht, dass man mehr Freiheit mit Kopftuchverboten erreicht. Aber man erreicht sie auch nicht, wenn man Menschen einfach ihrem Schicksal überlässt und niemals hinterfragt, ob diese vermeintlich selbst gewählte Unfreiheit wirklich Freiheit ist. Ich glaube, die entscheidende Frage ist nicht, wie wir dieses Problem lösen, sondern: Was ist eigentlich das Problem? Irgendwas läuft falsch und viele haben eine Lösung parat. Aber was ist eigentlich das Problem?

#75:  Autor: beachbernieWohnort: Haida Gwaii BeitragVerfasst am: 09.07.2016, 00:59
    —
Kramer hat folgendes geschrieben:
beachbernie hat folgendes geschrieben:
Es fuehrt kein Weg daran vorbei den Betroffenen selber das uneingeschraenkte Recht zuzugestehen ueber ihr aeusseres Erscheinungsbild selbst zu entscheiden und auch die Gruende, die sie selbst jeweils dafuer haben, ausschliesslich ihnen selber zu ueberlassen. Tut die Frau, was sie tut, weil sie das in irgendeinem alten Buch gelesen hat (wobei es gleichgueltig ist ob das jetzt der Koran, das feministische Manifest, der Talmud oder "Kramers kleines Brevier der Freiheit" ist), weil sie meint, dass ein imaginaeres Wesen das so will oder weil sie das ausgewuerfelt hat und der Wuerfel halt mal so gefallen ist, so ist dies ausschliesslich ihre eigene Angelegenheit.


Kann man so sehen, aber für mich klingt es zu schön, um wahr/richtig zu sein. Das Problem mit der Freiheit ist, dass nicht alle Menschen gleich gut darin sind, ihre Freiheitsrechte auszukosten. Wenn eine Frau aus religiösen Gründen ein Kopftuch trägt, kann es natürlich sein, dass es ihre eigene Entscheidung ist. Es kann aber auch sein, dass sie zwar behauptet, es sei ihre eigene Entscheidung, aber in Wirklichkeit folgt sie nur Zwängen, denen sie gar nicht entkommen kann. Zwängen, die daraus entstehen, dass andere Menschen zwar die gleichen Freiheitsrechte wie sie haben, aber viel mehr Einfluss auf sie ausüben konnten/können, als sie es selber kann.

Dein Konzept von Freiheit klingt für mich ein wenig nach: "Lasst uns die Tiere im Zoo befreien! Reisst die Zäune zwischen den Gehegen der Lämmer und der Löwen herunter! Dann sind die Löwen und Lämmer frei. Der Rest ist deren Sache."

Freiheit ist nicht etwas, was man einfach über die Menschheit ausschütten kann und dann ist alles gut, weil alle gleich frei sind. Das würde in Sozialdarwinismus enden - weil die Stärkeren ihre Freiheit dazu nutzen würden, die Schwächeren auszunutzen. Ich meine damit nicht, dass man mehr Freiheit mit Kopftuchverboten erreicht. Aber man erreicht sie auch nicht, wenn man Menschen einfach ihrem Schicksal überlässt und niemals hinterfragt, ob diese vermeintlich selbst gewählte Unfreiheit wirklich Freiheit ist. Ich glaube, die entscheidende Frage ist nicht, wie wir dieses Problem lösen, sondern: Was ist eigentlich das Problem? Irgendwas läuft falsch und viele haben eine Lösung parat. Aber was ist eigentlich das Problem?


Niemand redet davon irgendwen seinem Schicksal zu ueberlassen. Wenn wer erkennbar in seinen Freiheitsrechten eingeschraenkt wird, muss der Staat eingreifen. Wenn z.B. 'ne Frau geschlagen wird, weil sie irgendwem nicht "moslemisch" genug gekleidet ist, dann ist der Punkt erreicht. Auch wenn Frauen zuhause eingesperrt werden gilt dasselbe. Aber letztlich muss eine wie auch immer geartete Artikulation eines eigenen Willens der betreffenden Person vorhanden sein (auch ein Aufbegehren gegen bestimmte aufgezwungene Verhaltensnormen kann als solche gelten), bevor man aktiv werden kann. Auf gar keinen Fall darf es darauf hinauslaufen, dass Unbeteiligte den betreffenden Menschen ihre eigenen Vorstellungen von Freiheit ueberstuelpen und diese notfalls auch gegen deren Willen "fuer sie" durchsetzen. Das hat mit Freiheit nun wirklich nichts mehr zu tun. Das erinnert mehr an das "Wohlwollen" frueherer Kolonialherren gegenueber den "armen Wilden" als an sonstwas.

#76:  Autor: Kramer BeitragVerfasst am: 09.07.2016, 01:21
    —
beachbernie hat folgendes geschrieben:
Niemand redet davon irgendwen seinem Schicksal zu ueberlassen. Wenn wer erkennbar in seinen Freiheitsrechten eingeschraenkt wird, muss der Staat eingreifen. Wenn z.B. 'ne Frau geschlagen wird, weil sie irgendwem nicht "moslemisch" genug gekleidet ist, dann ist der Punkt erreicht. Auch wenn Frauen zuhause eingesperrt werden gilt dasselbe. Aber letztlich muss eine wie auch immer geartete Artikulation eines eigenen Willens der betreffenden Person vorhanden sein (auch ein Aufbegehren gegen bestimmte aufgezwungene Verhaltensnormen kann als solche gelten), bevor man aktiv werden kann.


Genau da liegt das Problem. Nicht jede Form von Unterdrückung und Manipulation ist strafrechtlich relevant. Wenn z.B. eine muslimische Frau von ihrem Ehemann nicht geschlagen oder eingesperrt wird, aber tagelang mit Missachtung und Schweigen gestraft wird, weil sie nicht das tut, was er von ihr verlangt, wie soll der Staat da eingreifen? Es gibt keine Gesetze gegen emotionalen und psychischen Missbrauch. Es gibt nicht einmal eine öffentliche Wahrnehmung dieses Problems. Erpressung ist ein Straftatbestand, "emotionale Erpressung" nicht.

Die Folge davon ist, dass man die dummen Unterdrücker - die Schläger und Einsperrer - strafrechtlich belangt, aber nicht die Geschickten, die ihre Opfer auf viel subtilere Weise quälen. Brech einem Menschen einen Knochen und Du wirst strafrechtlich belangt. Zerbreche seine Persönlichkeit und Du bist ein Held - oder ein Religionsgründer, Cult-Leader, Guru oder sonstwas.

#77:  Autor: smallie BeitragVerfasst am: 09.07.2016, 01:32
    —
jdf hat folgendes geschrieben:
Ich bin ein bisschen verwirrt, dass sich hier das Hauptaugenmerk auf die Antike beschränkt.

Stichwort Stellvertreterargument.

Wenn man den heutigen Christen Dreck von vor zweitausend Jahren, oder von vor tausend Jahren oder vor siebzig Jahren anhängen kann, dann erspart man sich die inhaltliche Argumention über heutige Probleme.



Zu den 100 Millionen:

jdf hat folgendes geschrieben:
Gemäß einer solchen Verwendung des Begriffs "Verfolgung" dürften gefühlte 50% der Muslime verfolgt sein, mithin also rund 800 Millionen Menschen. Dagegen wären die 100 Millionen verfolgten Christen (nicht einmal 5% der Christen) Peanuts. Komplett von der Rolle

Hier der Weltverfolgungsindex 2016. Eine Erläuterung der Zahl 100 Millionen konnte ich nicht finden, allerdings habe ich die 290 Seiten nur überflogen.

Um ein Gefühl für die Größenordnung zu bekommen:



In Summe grob 70 Millionen Christen. Den Rest würde ich in Afrika suchen. Ob er dort zu finden ist, weiß ich nicht. Sieht für mich danach aus, als seien die 100 Million pauschal einfach alle Christen, die in den im Index aufgeführten Ländern leben. Auf drei Vorkommastellen gerundet. Pfeifen

Falung Gong in China sollten analog 80 Millionen Verfolgte sein.


Einen weiteren Einwand zu dem Machwerk lasse ich weg. Lieber hack ich noch ein bisschen auf der Antike rum. Mr. Green

#78:  Autor: smallie BeitragVerfasst am: 09.07.2016, 01:33
    —
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:
[...] auch wenn jetzt schon klar ist: nicht-Christen haben Christen verfolgt. Christen haben nicht-Christen verfolgt. Christen haben Christen verfolgt. Menschen haben Menschen verfolgt. Das ist die Geschichte - wie machen wir weiter?

Wenn das so klar ist, ist es ja gut; dann bin ich mit dem Blick nach vorne, den du wünschst, voll und ganz einverstanden. Ich hatte nur in diesem Thread nicht den Eindruck, dass diese Feststellung so übereinstimmend geteilt wird.

Es wäre nicht das erste Mal, daß eine meiner Feststellung nicht geteilt wird. zwinkern



tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Ich finde die unter Atheisten weit verbreitete Täter-Opfer-Umkehr bezüglich der römischen Christenverfolgungen faszinierend.

Ich dachte auch mal so.
    Die Christen wurden verfolgt, weil sie den religiös toleranten Römern gehörig auf den Senkel gingen.

Das ist ziemlich genau das gleiche, was vrolijke sagte. Inzwischen halte ich das nicht mehr für plausibel. Der Auslöser:

smallie hat folgendes geschrieben:
Es geht um Kaiser Julian, der im alten Rom nach der ersten Christianisierung den Heiden wieder mehr Rechte einräumte. Julian mochte die Christen nicht - was seinen Zeilen eine gewisse Glaubwürdigkeit verleiht. In einem Brief an Arsacius, dem (heidnischen) Hohenpriester von Galatia, fordert er, man müsse von den Christen lernen, wenn die alte - und wahre - Religion nicht ins Hintertreffen kommen solle.



Zitat:
Letter to Arsacius
Julian the Apostate - 362


Warum denken wir, unsere [Bemühungen] seien ausreichend, und übersehen, wie sehr die Güte der Christen im Umgang mit Fremden, wie ihre Fürsorge beim Begräbnis ihrer Toten und wie die Nüchternheit ihres Lebenswandels ihrer Sache zuträglich war?

All diese Dinge sollten auch wir praktizieren. Es reicht nicht, daß nur du sie praktizierst, jeder Priester in Galatien [heute Türkei] muß es tun, ausnahmslos. Mach gute Leute aus ihnen, indem du sie entweder beschämst, überrede sie, oder wirf sie hinaus. Ehre jene, die gehorchen, verstoße die Ungehorsamen.

Errichte Herbergen, eine in jeder Stadt, so daß Fremde sich meiner Güte erfreuen können, nicht nur diejenigen unseres Glaubens, sondern auch für alle anderen, für alle, die mittellos sind. [...] Ich habe angeordnet, daß dir jährlich für ganz Galatien 30 000 modii Korn und 60 000 Pinten Wein bereitzustellen sind.

Denn es ist voll Schmach, wenn kein Jude betteln muß und wenn die ruchlosen Galileer [so nannte Julian die Christen] neben ihren Armen auch noch unsere unterstützen.

[...]



http://www.thenagain.info/Classes/Sources/Julian.html


Und ja, ich kenne Apostelgeschichte 5, das ist die Kehrseite der Medaille. Ebenso kenn' ich die Geschichte von Hypathia von Alexandrien. Trotzdem denke ich, daß dieser Brief eine Seite der Geschichte beleuchtet, die üblicherweise etwas zu kurz kommt.


Meinem Endruck nach gönnen viele Atheisten den Gläubigen nicht einmal den Dreck unter den Fingernägeln. Was aus einer religiösen Ecke stammt, ist immer schlecht. Per Definition. Sollte es mal anders sein - dann spricht es sich hoffentlich nicht rum.

#79:  Autor: sehr gut BeitragVerfasst am: 09.07.2016, 10:52
    —
Kramer hat folgendes geschrieben:
Ich glaube, die entscheidende Frage ist nicht, wie wir dieses Problem lösen, sondern: Was ist eigentlich das Problem? Irgendwas läuft falsch und viele haben eine Lösung parat. Aber was ist eigentlich das Problem?

Ohnmacht

Kramer hat folgendes geschrieben:
Die Folge davon ist, dass man die dummen Unterdrücker - die Schläger und Einsperrer - strafrechtlich belangt, aber nicht die Geschickten, die ihre Opfer auf viel subtilere Weise quälen. Brech einem Menschen einen Knochen und Du wirst strafrechtlich belangt. Zerbreche seine Persönlichkeit und Du bist ein Held - oder ein Religionsgründer, Cult-Leader, Guru oder sonstwas.

Ja, die Form der Vergewaltigung des Mannes wird bestraft, während eine Vergewaltigung einer Frau sogar dazu führen kann das sie von einigen als 'gute' Mutter/Frau angesehen wird.
Würde man einen männlichen Vergewaltiger in einen Frauenkörper stecken dann würde der doch weiter vergewaltigen, nur würde er/sie dafür kaum bestraft, weil nur bestimmte Formen der Vergewaltigung bestraft werden aber nicht die Motivation an sich.

Um wirklich Gerechtigkeit herrschen zu lassen müsste man in Menschen reinschauen können und danach urteilen.

#80:  Autor: BravopunkWohnort: Woanders BeitragVerfasst am: 09.07.2016, 14:31
    —
sehr gut hat folgendes geschrieben:

Um wirklich Gerechtigkeit herrschen zu lassen müsste man in Menschen reinschauen können und danach urteilen.


Klingt für mich nicht nach Gerechtigkeit sondern nach Thoughtcrime.

#81:  Autor: vrolijkeWohnort: Stuttgart BeitragVerfasst am: 09.07.2016, 14:45
    —
sehr gut hat folgendes geschrieben:

Ja, die Form der Vergewaltigung des Mannes wird bestraft, während eine Vergewaltigung einer Frau sogar dazu führen kann das sie von einigen als 'gute' Mutter/Frau angesehen wird.
Würde man einen männlichen Vergewaltiger in einen Frauenkörper stecken dann würde der doch weiter vergewaltigen, nur würde er/sie dafür kaum bestraft, weil nur bestimmte Formen der Vergewaltigung bestraft werden aber nicht die Motivation an sich.


Warum soll "Motivation" bestraft werden?
Ich verstehe sowieso kaum, was Du hier mitteilen willst. Am Kopf kratzen
"Vergewaltigung" ist wohl einfach nehmen, ohne Einverständniss. Hat auch in den wenigsten Fälle mit Sex, jedoch mehr mit Gewalt ausüben zu tun.
Ein widerlicher Akt, der nicht hoch genug bestraft werden kann.

#82:  Autor: sehr gut BeitragVerfasst am: 09.07.2016, 15:42
    —
Bravopunk hat folgendes geschrieben:
sehr gut hat folgendes geschrieben:

Um wirklich Gerechtigkeit herrschen zu lassen müsste man in Menschen reinschauen können und danach urteilen.


Klingt für mich nicht nach Gerechtigkeit sondern nach Thoughtcrime.

Du schaust zu viele Filme zwinkern
Aber wenn möglich könnte ich mir das in dieser verrückten Welt auch vorstellen, nur dachte ich an Gerechtigkeit und nicht an einen totalitären Staat.

Schau dir unsere Gesetzbücher an wieviele Gesetze es gibt wo der Gesetzgeber auch Dich als potentiellen Täter ansieht.
Weil, wenn du dem inneren Wesen nach den Bruch des Gesetzes X gar nicht in dir tragen würdest wär das Gesetz X Schwachsinn. Gesetze sind für potentielle Übertreter des Gesetzes. Man hält dich für einen potentiellen Mörder, Dieb, etc - die blosse Anwesenheit des Gesetzes erklärt das man dich dem Wesen nach für falsch hält.

#83:  Autor: BravopunkWohnort: Woanders BeitragVerfasst am: 09.07.2016, 15:54
    —
sehr gut hat folgendes geschrieben:
Bravopunk hat folgendes geschrieben:
sehr gut hat folgendes geschrieben:

Um wirklich Gerechtigkeit herrschen zu lassen müsste man in Menschen reinschauen können und danach urteilen.


Klingt für mich nicht nach Gerechtigkeit sondern nach Thoughtcrime.

Du schaust zu viele Filme zwinkern
Aber wenn möglich könnte ich mir das in dieser verrückten Welt auch vorstellen, nur dachte ich an Gerechtigkeit und nicht an einen totalitären Staat.

Schau dir unsere Gesetzbücher an wieviele Gesetze es gibt wo der Gesetzgeber auch Dich als potentiellen Täter ansieht.
Weil, wenn du dem inneren Wesen nach den Bruch des Gesetzes X gar nicht in dir tragen würdest wär das Gesetz X Schwachsinn. Gesetze sind für potentielle Übertreter des Gesetzes. Man hält dich für einen potentiellen Mörder, Dieb, etc - die blosse Anwesenheit des Gesetzes erklärt das man dich dem Wesen nach für falsch hält.


Jupp. Die bloße Existenz der Suppe belegt ja auch, dass mich Maggi und Knorr für einen Suppenkasper halten. Mit den Augen rollen

#84:  Autor: Schlumpf BeitragVerfasst am: 09.07.2016, 18:12
    —
Bravopunk hat folgendes geschrieben:
sehr gut hat folgendes geschrieben:

Schau dir unsere Gesetzbücher an wieviele Gesetze es gibt wo der Gesetzgeber auch Dich als potentiellen Täter ansieht.
Weil, wenn du dem inneren Wesen nach den Bruch des Gesetzes X gar nicht in dir tragen würdest wär das Gesetz X Schwachsinn. Gesetze sind für potentielle Übertreter des Gesetzes. Man hält dich für einen potentiellen Mörder, Dieb, etc - die blosse Anwesenheit des Gesetzes erklärt das man dich dem Wesen nach für falsch hält.


Jupp. Die bloße Existenz der Suppe belegt ja auch, dass mich Maggi und Knorr für einen Suppenkasper halten. Mit den Augen rollen

Gröhl...

#85:  Autor: smallie BeitragVerfasst am: 10.07.2016, 01:41
    —
Kramer hat folgendes geschrieben:
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Ich finde die unter Atheisten weit verbreitete Täter-Opfer-Umkehr bezüglich der römischen Christenverfolgungen faszinierend.


Ich finde die eindeutige Täter-Opfer-Zuweisung in diesem Zusammenhang schwierig. Typisches Beispiel aus der heutigen Zeit: Das Kopftuchverbot. Kopftuchverbote gibt es, weil man den Kopftuchzwang als Zeichen der Unterdrückung von Frauen sieht. Man sieht die betroffenen Frauen als Opfer eines patriarchalischen Gebotes. Durch das Verbot macht man aber die Frauen zu Täterinnen, die ein Verbot ignorieren. Die Frauen sehen sich dann wieder teilweise als Opfer eines Verbots, das ihre Religionsfreiheit einschränkt.

Schlechter Vergleich. Da fehlt mir die Drastik und die rechte Dosis an torture porn.

Zitat:
A History of Christianity
Paul Johnson - 1976

Sanctus, a deacon from Vienne, had red-hot plates applied to his testicles - 'his poor body was one whole wound and bruise, having lost the outward form of a man'.

[...]

One lady, Blandina, was the worst treated of all, 'tortured from dawn till evening, till her torturers were exhausted and ... marveled that the breath was still in her body'. She was then scourged, roasted in the 'frying pan', and finally put in a basket to be tossed to death by wild bulls. Of course she was a mystic and a prophetess, probably a Montanist.

Immer noch Schwierigkeiten, Täter- und Opfer auseinander zu halten?



Kramer hat folgendes geschrieben:
Anders als die Menschen im Altertum leben wir inzwischen in einer Gesellschaft, in der Selbstbestimmung ein hohes Gut ist. Wir bewerten die Selbstbestimmung so hoch, dass wir sogar Verbote in Erwägung ziehen, wenn wir denken, dass die Selbstbestimmung von Individuen durch bestimmte, gruppenspezifische Regeln eingeschränkt wird.

Ich möchte das Erreichte nicht kleinreden, wir leben hier in Deutschland oder in Europa sicherlich auf einem Kontinent der Freiheit und des Wohlstandes.

Aber in Einzelfällen ist es mit der Selbstbestimmung dann doch nicht so weit her. Hast du das der Kürze wegen ausgelassen, oder sieht du das anders?



Kramer hat folgendes geschrieben:
Die eigentliche Frage ist nicht, wer ist Täter und wer ist Opfer, sondern: Ab wann kann man davon ausgehen, dass ein Mensch selbstbestimmt handelt?

Ich passe. Jede Antwort würde den Rahmen sprengen.



Kramer hat folgendes geschrieben:
Hatten die Christen im antiken Rom eine Wahl, selbstbestimmt zu entscheiden, ob sie ihr Leben für den Monotheismus opfern?

Glaubt man Johnson, dann war es innerhalb der christlichen Gemeinden umstritten, wie mit dem Zwangsbekenntnis zu Rom seit Decius umzugehen sei. Etliche hätten das Bekenntnis abgelegt.


Paul Johnson hat folgendes geschrieben:
Cyprian, writing from Africa, said there was mass apostasy, led by bishops; multitudes flocked to the magistrates to make their retractions, 'spontaneously submitting to the commissions in charge of that dreadful deed'.

There was a general collapse of morale: 'Many bishops, who ought to have been an encouragement and example to others, gave up their sacred ministry, deserted their people, left the district, tried to make money, took possession of estates by fraudulent means, and engaged in usury.'

Some of the faithful made state sacrifices but also continued as Christians; in Spain, for instance, we hear of Christians acting as civic priests. The Church was never able to adopt a uniform policy towards persecution. Thus there were acute divisions about the degree of compromise to adopt, not only between regions, but within them.


Dazu im nächsten Beitrag noch was.



Kramer hat folgendes geschrieben:
Bis in unsere heutige Zeit herein funktionieren doch Konflikte immer nach dem selben Prinzip: Es gibt die Anführer, die die Strategie vorgeben und die Bauernopfer, die dafür ihr Leben - oder ihre Freiheit - lassen.

Der Satz gefällt mir nicht, weil er die Verantwortung beim Anführer läßt und dem Rest einen Persilschein ausstellt.



Kramer hat folgendes geschrieben:
Und es ist ja nicht so, dass der Konflikt zwischen den polytheistischen Römern und den Christen damit geendet hat, dass die Christen Frieden und Nächstenliebe für alle gebracht haben. Die christlichen Märtyrer sind nicht für eine bessere Welt gestorben, sondern für eine Welt, die genauso verkorkst war wie vorher.

Kramer hat folgendes geschrieben:
Oder waren sie nur nützliche Opfer für beide Seiten?

Johnson stellt es so dar, daß die Christen irgendwann so zahlreich waren, daß sie weder ignoriert noch ausgerottet werden konnten. Also hat Konstantin sie ins Boot geholt. Das habe das Christentum verändert.


Paul Johnson hat folgendes geschrieben:
Would it not be prudent for the State to recognize this welcome metamorphosis and contract, as it were, a manage de convenance with the 'bride of Christ'? [...]

Here lay the very mundane logic of Constantine's edict of toleration: he perceived that Christianity already possessed many of the characteristics of an imperial state Church.

But the position adopted by Constantine, of general religious toleration, was not tenable for long. Perhaps there was no such thing as religious equipoise in the ancient world. The empire, as it became less liberal, had found it impossible not to persecute Christianity. Now, having accepted Christianity, it found it increasingly difficult not to persecute its enemies, internal and external. The same compulsive forces were at work on the Church.

The manner in which it transformed itself from a suffering and victimized body, begging for toleration, into a coercive one, demanding monopoly, is worth studying in some detail.



Hier schreibt Johnson, daß plötzlich alle möglichen Leute auf den neuen Zug aufspringen wollten. Eine Gegenmaßnahme war, daß nur jene Bischof werden konnte, die schon länger Christ war. Geholfen habe das nicht viel. Bestechung war an der Tagesordnung.

Paul Johnson hat folgendes geschrieben:
The Sardica canons also indicate that the rich and well-connected were making their way into the Church purely for material advancement. They lay down:

    'If a rich man, or lawyer, or state official be offered a bishopric, he should not be ordained unless he has previously acted as a reader, .deacon or priest, and so rises to the highest rank, the episcopate, by progressive promotion ... ordination should only be conferred on those whose whole life has been under review for a long period, and whose worth has been proved.'


This canon proved totally ineffective, to judge by the number of famous clerics who broke it, or had it broken on their behalf. It was common for the State or private interest groups to push their nominees into key Church posts, irrespective of their status.


Konstantin selbst habe ihm genehme Kleriker ausgesucht.

Paul Johnson hat folgendes geschrieben:
[Constantine] wanted a system in which the clergy was mainly recruited from uninfluential groups, plus men of his own choosing from the upper ranks. Thus the State was already acting in a discriminatory fashion. It continued to do so in an increasing number of ways.




Kramer hat folgendes geschrieben:
Die christlichen Herrscher haben ihre Untertanen genauso in Kriegen verheizt wie ihre heidnischen Vorgänger. Die christliche Lehre hat nichts geändert.

Die christliche Lehre?

Das ist auch so ein faszinierende Sicht, um tillichs Worte zu wiederholen. Mit der Formulierung unterstützt du nur den Anspruch einzelner christlicher Strömungen auf Deutungshoheit über das Christentum. Christen haben Christen verfolgt, weil sie die falsche Lehre vertraten. Offensichtlich gibt es nicht nur eine christliche Lehre, sondern viele. Daß uns das Christum als einheitlicher Block erscheint, den es nur in der Ausprägung katholisch und evangelisch gibt, ist ein historischer Zufall. Es hätte auch anders kommen können.

Als Atheist möchte nicht dafür haftbar gemacht werden, was andere Atheisten sagen oder tun. Nur das, was ich sage oder tue, kann gegen mich verwendet werden. Aus Symmetriegründen muß ich das auch für Christen gelten lassen.



Kramer hat folgendes geschrieben:
Die Opfer der römischen Christenverfolgung waren genau so Opfer der christlichen Lehre UND der Christenverfolgung, wie die deutschen Soldaten im 1. und 2. Weltkrieg Opfer des deutschen Nationalismus und Nationalsozialismus UND Opfer des Krieges/der anderen Kriegsparteien waren.

Das ist eine interessante Variation der Dolchstoßlegende. Die Deutschen als Opfer von Kaiser Wilhelm und Kanzler Hitler. Das ist mir zu apologetisch.

#86:  Autor: Kramer BeitragVerfasst am: 10.07.2016, 01:50
    —
smallie hat folgendes geschrieben:
Aber in Einzelfällen ist es mit der Selbstbestimmung dann doch nicht so weit her. Hast du das der Kürze wegen ausgelassen, oder sieht du das anders?


Bitte?

#87:  Autor: smallie BeitragVerfasst am: 10.07.2016, 02:21
    —
Kramer hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:
Aber in Einzelfällen ist es mit der Selbstbestimmung dann doch nicht so weit her. Hast du das der Kürze wegen ausgelassen, oder sieht du das anders?


Bitte?

In England sind die Gesetze zur Fortpflanzungsmedizin lockerer als in Deutschland.
In Österreich gibt es keine Schulpflicht, in Deutschland schon.
Deutschland war unter den westlichen Ländern ein Nachzügler bei der Abschaffung der Wehrpflicht. Wehrpflicht und Selbstbestimmung waren immer schon Gegensätze.

Offensichtlich gibt es Unterschiede, wie weit Selbstbestimmung reicht.

#88:  Autor: Kramer BeitragVerfasst am: 10.07.2016, 02:25
    —
smallie hat folgendes geschrieben:
Kramer hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:
Aber in Einzelfällen ist es mit der Selbstbestimmung dann doch nicht so weit her. Hast du das der Kürze wegen ausgelassen, oder sieht du das anders?


Bitte?

In England sind die Gesetze zur Fortpflanzungsmedizin lockerer als in Deutschland.
In Österreich gibt es keine Schulpflicht, in Deutschland schon.
Deutschland war unter den westlichen Ländern ein Nachzügler bei der Abschaffung der Wehrpflicht. Wehrpflicht und Selbstbestimmung waren immer schon Gegensätze.

Offensichtlich gibt es Unterschiede, wie weit Selbstbestimmung reicht.


Worauf willst Du hinaus? Ich verstehe es nicht.

#89:  Autor: smallie BeitragVerfasst am: 10.07.2016, 02:55
    —
Kramer hat folgendes geschrieben:
Worauf willst Du hinaus? Ich verstehe es nicht.

Bessere Beispiele fallen mir im Augenblick nicht mehr ein. Aber das Thema ist mir wichtig. Ich würd's gern wenigstens so weit darstellen, daß klar wird, worum es mir geht.

Deinen Fundamentalismus-Thread habe ich nicht vergessen - dort wäre eine Antwort gut aufgehoben.

#90:  Autor: sehr gut BeitragVerfasst am: 10.07.2016, 10:46
    —
smallie hat folgendes geschrieben:
Als Atheist möchte nicht dafür haftbar gemacht werden, was andere Atheisten sagen oder tun. Nur das, was ich sage oder tue, kann gegen mich verwendet werden. Aus Symmetriegründen muß ich das auch für Christen gelten lassen.

Überrascht

#91:  Autor: Marcellinus BeitragVerfasst am: 10.07.2016, 11:53
    —
smallie hat folgendes geschrieben:

Als Atheist möchte nicht dafür haftbar gemacht werden, was andere Atheisten sagen oder tun.


Das passiert, ob du es möchtest oder nicht.

#92:  Autor: zelig BeitragVerfasst am: 10.07.2016, 12:40
    —
smallie hat folgendes geschrieben:
Als Atheist möchte nicht dafür haftbar gemacht werden, was andere Atheisten sagen oder tun.


Danke. Der Wahnsinn der Welt wird eher nicht abgemildert, wenn man seinen Regeln folgt und Individuen auf Repräsentanten einer Gruppe reduziert, deren Mitglieder ein gemeinsames Merkmal teilen. So wie es es in diesem Thread geschieht. Ich war mir bisher nicht sicher, aber anscheinend bin ich nicht der einzige, der das so wahrnimmt. Das Lamento über den Wahnsinn muss man wohl als Pathos, gute Seelenmassage werten. Nicht so ganz ernst gemeint.

#93:  Autor: vrolijkeWohnort: Stuttgart BeitragVerfasst am: 10.07.2016, 12:49
    —
smallie hat folgendes geschrieben:

Als Atheist möchte nicht dafür haftbar gemacht werden, was andere Atheisten sagen oder tun.


Die meisten Menschen haben kein Problem damit, "gschwind" millionen Menschen unter einen Hut zu packen.
Wehren sich aber gleichzeitig vehement, wenn man ihnen Schandtaten vor Augen führt, die jemand aus seinem Land, Stadt, Wohnviertel, Gemeinschaft, Partei, Straße, Haus begangen hat.
Damit will man nichts zu tun haben.

#94:  Autor: BravopunkWohnort: Woanders BeitragVerfasst am: 10.07.2016, 14:31
    —
vrolijke hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:

Als Atheist möchte nicht dafür haftbar gemacht werden, was andere Atheisten sagen oder tun.


Die meisten Menschen haben kein Problem damit, "gschwind" millionen Menschen unter einen Hut zu packen.

(Hervorhebung von mir)

Verwundert Samma. Du schreibst das und siehst da nicht irgendwie eine gewisse Bigoterie drin? Suspekt

vrolijke hat folgendes geschrieben:
Wehren sich aber gleichzeitig vehement, wenn man ihnen Schandtaten vor Augen führt, die jemand aus seinem Land, Stadt, Wohnviertel, Gemeinschaft, Partei, Straße, Haus begangen hat.
Damit will man nichts zu tun haben.


Hat man streng genommen auch nicht. Schulterzucken Solange man zu der Schandtat nicht selbst angestiftet hat... niemand ist verpflichtet das schlechte Gewissen für andere zu spielen. Wird meist eh nicht so gut von denen aufgenommen. skeptisch Ich seh ja gar nicht ein Verantwortung für etwas zu übernehmen, nur weil der Schandtäter zufällig in derselben Gegend wohnt wie ich. NeinNein

#95:  Autor: vrolijkeWohnort: Stuttgart BeitragVerfasst am: 10.07.2016, 16:26
    —
Bravopunk hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:

Als Atheist möchte nicht dafür haftbar gemacht werden, was andere Atheisten sagen oder tun.


Die meisten Menschen haben kein Problem damit, "gschwind" millionen Menschen unter einen Hut zu packen.

(Hervorhebung von mir)

Verwundert Samma. Du schreibst das und siehst da nicht irgendwie eine gewisse Bigoterie drin? Suspekt

vrolijke hat folgendes geschrieben:
Wehren sich aber gleichzeitig vehement, wenn man ihnen Schandtaten vor Augen führt, die jemand aus seinem Land, Stadt, Wohnviertel, Gemeinschaft, Partei, Straße, Haus begangen hat.
Damit will man nichts zu tun haben.


Hat man streng genommen auch nicht. Schulterzucken Solange man zu der Schandtat nicht selbst angestiftet hat... niemand ist verpflichtet das schlechte Gewissen für andere zu spielen. Wird meist eh nicht so gut von denen aufgenommen. skeptisch Ich seh ja gar nicht ein Verantwortung für etwas zu übernehmen, nur weil der Schandtäter zufällig in derselben Gegend wohnt wie ich. NeinNein


Hast Du noch nie gesagt oder gedacht: "ist ja klar; so sind se halt die ...?*"

Ich denke, (fast) jede wird das mal gemacht haben.

* ... kann alles mögliche beinhalten; Holländer, Katholen, Moslims, IT-ler, Banker, usw. Beliebig erweiterbar.

#96:  Autor: Kramer BeitragVerfasst am: 11.07.2016, 00:55
    —
zelig hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:
Als Atheist möchte nicht dafür haftbar gemacht werden, was andere Atheisten sagen oder tun.


Danke. Der Wahnsinn der Welt wird eher nicht abgemildert, wenn man seinen Regeln folgt und Individuen auf Repräsentanten einer Gruppe reduziert, deren Mitglieder ein gemeinsames Merkmal teilen. So wie es es in diesem Thread geschieht. Ich war mir bisher nicht sicher, aber anscheinend bin ich nicht der einzige, der das so wahrnimmt. Das Lamento über den Wahnsinn muss man wohl als Pathos, gute Seelenmassage werten. Nicht so ganz ernst gemeint.


Doch, das war total ernst gemeint. Und nun? Was kann ich tun, damit Du es ernst nimmst? Soll ich mich dafür kreuzigen lassen? Erzähl mir nicht, dass Dich das nicht schon einmal überzeugt hat. Du bist nicht derjenige, der vor einem Kruzifix stand und gesagt hat: Was für ein pathetischer Wahnsinn. Oder doch?

#97:  Autor: BravopunkWohnort: Woanders BeitragVerfasst am: 11.07.2016, 03:36
    —
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Bravopunk hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:

Als Atheist möchte nicht dafür haftbar gemacht werden, was andere Atheisten sagen oder tun.


Die meisten Menschen haben kein Problem damit, "gschwind" millionen Menschen unter einen Hut zu packen.

(Hervorhebung von mir)

Verwundert Samma. Du schreibst das und siehst da nicht irgendwie eine gewisse Bigoterie drin? Suspekt

vrolijke hat folgendes geschrieben:
Wehren sich aber gleichzeitig vehement, wenn man ihnen Schandtaten vor Augen führt, die jemand aus seinem Land, Stadt, Wohnviertel, Gemeinschaft, Partei, Straße, Haus begangen hat.
Damit will man nichts zu tun haben.


Hat man streng genommen auch nicht. Schulterzucken Solange man zu der Schandtat nicht selbst angestiftet hat... niemand ist verpflichtet das schlechte Gewissen für andere zu spielen. Wird meist eh nicht so gut von denen aufgenommen. skeptisch Ich seh ja gar nicht ein Verantwortung für etwas zu übernehmen, nur weil der Schandtäter zufällig in derselben Gegend wohnt wie ich. NeinNein


Hast Du noch nie gesagt oder gedacht: "ist ja klar; so sind se halt die ...?*"

Ich denke, (fast) jede wird das mal gemacht haben.

* ... kann alles mögliche beinhalten; Holländer, Katholen, Moslims, IT-ler, Banker, usw. Beliebig erweiterbar.


Sowas hab ich schon sehr oft gedacht... immer ironisch.

#98:  Autor: tillich (epigonal) BeitragVerfasst am: 11.07.2016, 14:31
    —
Kramer hat folgendes geschrieben:
Die eigentliche Frage ist nicht, wer ist Täter und wer ist Opfer, sondern: Ab wann kann man davon ausgehen, dass ein Mensch selbstbestimmt handelt? Hatten die Christen im antiken Rom eine Wahl, selbstbestimmt zu entscheiden, ob sie ihr Leben für den Monotheismus opfern? Oder waren sie nur nützliche Opfer für beide Seiten?

Bis in unsere heutige Zeit herein funktionieren doch Konflikte immer nach dem selben Prinzip: Es gibt die Anführer, die die Strategie vorgeben und die Bauernopfer, die dafür ihr Leben - oder ihre Freiheit - lassen. Und es ist ja nicht so, dass der Konflikt zwischen den polytheistischen Römern und den Christen damit geendet hat, dass die Christen Frieden und Nächstenliebe für alle gebracht haben. Die christlichen Märtyrer sind nicht für eine bessere Welt gestorben, sondern für eine Welt, die genauso verkorkst war wie vorher. Die christlichen Herrscher haben ihre Untertanen genauso in Kriegen verheizt wie ihre heidnischen Vorgänger. Die christliche Lehre hat nichts geändert.

Die Opfer der römischen Christenverfolgung waren genau so Opfer der christlichen Lehre UND der Christenverfolgung, wie die deutschen Soldaten im 1. und 2. Weltkrieg Opfer des deutschen Nationalismus und Nationalsozialismus UND Opfer des Krieges/der anderen Kriegsparteien waren. Oder so wie Frauen, die wegen Verstössen gegen das Kopftuchverbot bestraft werden, gleichzeitig Opfer von religiösen Geboten und Verboten in Namen der Selbstbestimmung werden.

Das ist wiederum, wenn nicht Täter-Opfer-Umkehr, dann indestens deren Verwischung. Es gab zu einer bestimmten Phase der Geschichte eine Verfolgung von Christen durch die römische Obrigkeit, und welche Gruppe Täter und welche Opfer war, ist dabei in gar keiner Weise zweifelhaft, sondern völlig eindeutig. (Im Gegensatz übrigens zu den deutschen Opfern des 2. Weltkriegs: Den Krieg hat Deutschland begonnen, die Christenverfolgung aber nicht die christliche Kirche.)

Daran ändern auch Spekulationen zu den internen Prozessen, inwieweit die einfachen Gläubigen ihren Anführern folgten oder selbstbestimmt für ihren Glauben eintraten, überhaupt nichts: Hätte die Obrigkeit nicht verfolgt, hätte auch ein noch so blind vertrauender Gläubiger kein Martyrium zu erleden gehabt.

Ich kenne übrigens zu deinen Spekulationen übrigens auch die genaue Gegenmeinung, nämlich dass es in bestimmten Phasen fanatische Gäubige gegeben habe, die durch Provokationen geradezu das Martyrium gesucht hätten, wogegen die Bischöfe eingeschritten seien. Was von beidem stimmt bzw. stärker der Fall war, weiß ich nicht, dazu kenne ich mich nicht genug aus. Es ist für die Frage, welche Gruppe bei einer organisierten Verfolgung Täter nd welche Opfer ist, auch völlig irrelevant.

#99:  Autor: schtonk BeitragVerfasst am: 12.07.2016, 15:37
    —
jdf hat folgendes geschrieben:
Ich bin ein bisschen verwirrt, dass sich hier das Hauptaugenmerk auf die Antike beschränkt.
...


Dass auch Christen, wie andere Menschengruppen, verfolgt werden und wurden, weiß man.
Es ist aber sinnvoll, auf die Akzentuierung und die damit oft verbundene Instrumentalisierung zu achten. Ein Beispiel aus der heutigen Zeit:

Jörg Lau hat folgendes geschrieben:
...
Aber es gibt tatsächlich wieder Christen, die ihres Glaubens wegen ihr Leben lassen.

[...]

Am Schicksal der christlichen Minderheiten in Ägypten, im Irak, in Syrien und anderswo wird sich zeigen, wie human und tolerant die demokratiehungrigen islamischen Gesellschaften sind.
...

http://www.zeit.de/2012/52/Christen-Minderheit-Nahost


In seinem Artikel verknüpft Lau Demokratiefeindlichkeit mit Unterdrückung von Christen in islamischen/arabischen Ländern als essenzielles Problem.


Dazu eine Kritik in http://www.wissenrockt.de/2013/01/02/mythos-christenverfolgung-28302/ :

Zitat:
Anerkannte Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International oder Human Rights Watch können die immer wieder ins Feld geführte These, die Christen seien weltweit die am stärksten verfolgte Minderheit, nicht bestätigen. Eine einfache Nachfrage von Lau bei diesen Organisationen hätte diese deutlich gemacht.

Stattdessen verhält sich Lau wie Volker Kauder, einer der wichtigsten Kirchenlobbyisten im Bundestag. Er beruft sich auf nicht gegengeprüfte Daten der „Menschenrechtsorganisation Open Doors“ und spricht von 100 Millionen verfolgten und bedrängten Christen weltweit. Lau unterschlägt außerdem den vielsagenden Untertitel des Vereins Open Doors Deutschland („Im Dienst der verfolgten Christen weltweit“), sowie dessen Anerkennung „als religiösen Zwecken dienend“ durch das Finanzamt Hohenheim.

fett von mir


Lau beruft sich also auf Angaben des christlichen Hilfswerkes Open Doors, das bereits in anderer Hinsicht unangenehm aufgefallen ist:

Zitat:
Eine kürzlich veröffentlichte Erhebung über die angeblich systematische Verfolgung von christlichen Flüchtlingen durch Muslime in deutschen Asylbewerberheimen ist nach Recherchen der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" von zweifelhafter Aussagekraft. Das zum evangelikalen Spektrum zählende christliche Hilfswerk "Open Doors" hatte am 9. Mai eine Erhebung über "Religiös motivierte Übergriffe gegen christliche Flüchtlinge in Deutschland" veröffentlicht und von flächendeckenden Fällen von Gewalt und Drangsalierung gegenüber Christen in den Unterkünften berichtet.

Nun bestätigte die Organisation der Zeitung, dass fast zwei Drittel der in der Erhebung aufgeführten mutmaßlichen Opfer aus einer einzigen Gemeinde in Berlin stammten. In der Publikation heißt es aber: "Die Erhebung fand deutschlandweit statt."

http://www.fr-online.de/flucht-und-zuwanderung/fluechtlinge-studie-zu-christenverfolgung-unserioes-,24931854,34270724.html

fett von mir

#100:  Autor: Kramer BeitragVerfasst am: 12.07.2016, 22:53
    —
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Das ist wiederum, wenn nicht Täter-Opfer-Umkehr, dann indestens deren Verwischung.


Ja, kann man so sehen.

#101:  Autor: Kramer BeitragVerfasst am: 14.07.2016, 00:28
    —
beachbernie hat folgendes geschrieben:
Es fuehrt kein Weg daran vorbei den Betroffenen selber das uneingeschraenkte Recht zuzugestehen ueber ihr aeusseres Erscheinungsbild selbst zu entscheiden und auch die Gruende, die sie selbst jeweils dafuer haben, ausschliesslich ihnen selber zu ueberlassen. Tut die Frau, was sie tut, weil sie das in irgendeinem alten Buch gelesen hat (wobei es gleichgueltig ist ob das jetzt der Koran, das feministische Manifest, der Talmud oder "Kramers kleines Brevier der Freiheit" ist), weil sie meint, dass ein imaginaeres Wesen das so will oder weil sie das ausgewuerfelt hat und der Wuerfel halt mal so gefallen ist, so ist dies ausschliesslich ihre eigene Angelegenheit. Alles andere ist Unfreiheit und im guenstigsten Falle hoechstens noch Paternalismus.


"Sind wir eure Kuscheltiere?" - Der arabischstämmige Psychologe Ahmed Mansour beklagt paternalistische Klischees von Linksliberalen und Grünen

Zitat:
Der Psychologe ist verblüfft darüber, dass man sich im Land der aufklärerischen Religionskritiker Kant, Hegel, Marx und Weber zwar über Zustände in kirchlichen Kinderheimen empört, aber Religionskritiker unter Muslimen selbst dann "mit Argwohn betrachtet", wenn ihre Kritik "ebenso berechtigt" ist. Eine Erklärung sieht er darin, dass das "links-grüne Lager" aus einer unbewusst paternalistisch-entmündigenden Haltung heraus meint, "Kritik an unserer Religion sei zu kränkend für uns, wir Muslime seien nicht fähig, kritisch zu denken und uns von verkrusteten Traditionen zu lösen".

Kritische Muslime wie er brauchen seiner Ansicht nach aber keine gutgemeinte Entmündigung und wollen nicht "für die 'Opferrolle' gecastet werden", sondern "als gleichberechtigte Bürger gleiche Rechte und Pflichten wahrnehmen" und "die Solidarität der Demokraten im Land". Werden Debatten in der "Mitte der Gesellschaft" tabuisiert und unterdrückt, dann besetze eine "neue Rechte" das Thema nicht "politisch aufklärend, soziologisch klar und religionsanalytisch", sondern rassistisch.

#102:  Autor: beachbernieWohnort: Haida Gwaii BeitragVerfasst am: 14.07.2016, 00:47
    —
Kramer hat folgendes geschrieben:
beachbernie hat folgendes geschrieben:
Es fuehrt kein Weg daran vorbei den Betroffenen selber das uneingeschraenkte Recht zuzugestehen ueber ihr aeusseres Erscheinungsbild selbst zu entscheiden und auch die Gruende, die sie selbst jeweils dafuer haben, ausschliesslich ihnen selber zu ueberlassen. Tut die Frau, was sie tut, weil sie das in irgendeinem alten Buch gelesen hat (wobei es gleichgueltig ist ob das jetzt der Koran, das feministische Manifest, der Talmud oder "Kramers kleines Brevier der Freiheit" ist), weil sie meint, dass ein imaginaeres Wesen das so will oder weil sie das ausgewuerfelt hat und der Wuerfel halt mal so gefallen ist, so ist dies ausschliesslich ihre eigene Angelegenheit. Alles andere ist Unfreiheit und im guenstigsten Falle hoechstens noch Paternalismus.


"Sind wir eure Kuscheltiere?" - Der arabischstämmige Psychologe Ahmed Mansour beklagt paternalistische Klischees von Linksliberalen und Grünen

Zitat:
Der Psychologe ist verblüfft darüber, dass man sich im Land der aufklärerischen Religionskritiker Kant, Hegel, Marx und Weber zwar über Zustände in kirchlichen Kinderheimen empört, aber Religionskritiker unter Muslimen selbst dann "mit Argwohn betrachtet", wenn ihre Kritik "ebenso berechtigt" ist. Eine Erklärung sieht er darin, dass das "links-grüne Lager" aus einer unbewusst paternalistisch-entmündigenden Haltung heraus meint, "Kritik an unserer Religion sei zu kränkend für uns, wir Muslime seien nicht fähig, kritisch zu denken und uns von verkrusteten Traditionen zu lösen".

Kritische Muslime wie er brauchen seiner Ansicht nach aber keine gutgemeinte Entmündigung und wollen nicht "für die 'Opferrolle' gecastet werden", sondern "als gleichberechtigte Bürger gleiche Rechte und Pflichten wahrnehmen" und "die Solidarität der Demokraten im Land". Werden Debatten in der "Mitte der Gesellschaft" tabuisiert und unterdrückt, dann besetze eine "neue Rechte" das Thema nicht "politisch aufklärend, soziologisch klar und religionsanalytisch", sondern rassistisch.


Wie kommst Du darauf, dass ich Muslime entmuendigen wollte? Oder ist es fuer Dich "Entmuendigung", wenn ich sage, man soll es den Leuten selbst ueberlassen wie sie sich anziehen? Am Kopf kratzen

#103:  Autor: Kramer BeitragVerfasst am: 14.07.2016, 01:08
    —
beachbernie hat folgendes geschrieben:
Oder ist es fuer Dich "Entmuendigung", wenn ich sage, man soll es den Leuten selbst ueberlassen wie sie sich anziehen? Am Kopf kratzen


Ja. In diesem Fall schon.

#104:  Autor: beachbernieWohnort: Haida Gwaii BeitragVerfasst am: 14.07.2016, 03:40
    —
Kramer hat folgendes geschrieben:
beachbernie hat folgendes geschrieben:
Oder ist es fuer Dich "Entmuendigung", wenn ich sage, man soll es den Leuten selbst ueberlassen wie sie sich anziehen? Am Kopf kratzen


Ja. In diesem Fall schon.



Lachen


Eine Meisterleistung im Neusprech, an der George Orwell seine wahre Freude haette. Sehr glücklich

#105:  Autor: zelig BeitragVerfasst am: 15.07.2016, 08:00
    —
Kramer hat folgendes geschrieben:
zelig hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:
Als Atheist möchte nicht dafür haftbar gemacht werden, was andere Atheisten sagen oder tun.


Danke. Der Wahnsinn der Welt wird eher nicht abgemildert, wenn man seinen Regeln folgt und Individuen auf Repräsentanten einer Gruppe reduziert, deren Mitglieder ein gemeinsames Merkmal teilen. So wie es es in diesem Thread geschieht. Ich war mir bisher nicht sicher, aber anscheinend bin ich nicht der einzige, der das so wahrnimmt. Das Lamento über den Wahnsinn muss man wohl als Pathos, gute Seelenmassage werten. Nicht so ganz ernst gemeint.


Doch, das war total ernst gemeint. Und nun? Was kann ich tun, damit Du es ernst nimmst? Soll ich mich dafür kreuzigen lassen? Erzähl mir nicht, dass Dich das nicht schon einmal überzeugt hat. Du bist nicht derjenige, der vor einem Kruzifix stand und gesagt hat: Was für ein pathetischer Wahnsinn. Oder doch?


Ich hätte es anders formulieren sollen. Man tappt so leicht in Fallen, die man eigentlich kennt. Heute die Meldung über Nizza. Meine reflexhafte Reaktion, wann der verdammte Scheiß endlich ein Ende hat, und das aufsteigende Gefühl, daß die muslimische Welt mal einen Weg finden muss, ihren fehlgeleiteten Söhnen humane Werte zu vermitteln. Das ich aber beschämt wieder einfange: Ich weiß zu diesem Zeitpunkt überhaupt nichts über die konkreten Umstände, nichts über den Täter und seine Motivation. Aber ich habe die Tat auf eine ganze Welt projeziert. In diesen Diskussionen ist der Keim für diesen immer gleichen, verführerischen Fehler gelegt, der ein wesentlicher Bestandteil für den Wahnsinn der Welt ist. Sein erfolgreiches Wirken über die vermutlich gesamte Kulturgeschichte könnte ein Grund sein zu resignieren.
Wenn ich das so schreibe, und ausgehend vom Statement smallies, ist das nachvollziehbar?

#106:  Autor: Kramer BeitragVerfasst am: 15.07.2016, 15:53
    —
zelig hat folgendes geschrieben:
Ich weiß zu diesem Zeitpunkt überhaupt nichts über die konkreten Umstände, nichts über den Täter und seine Motivation. Aber ich habe die Tat auf eine ganze Welt projeziert. In diesen Diskussionen ist der Keim für diesen immer gleichen, verführerischen Fehler gelegt, der ein wesentlicher Bestandteil für den Wahnsinn der Welt ist. Sein erfolgreiches Wirken über die vermutlich gesamte Kulturgeschichte könnte ein Grund sein zu resignieren.
Wenn ich das so schreibe, und ausgehend vom Statement smallies, ist das nachvollziehbar?


Damit ich das richtig verstehe: Die Ursache für den Wahnsinn, die Du hier meinst, ist das zu schnelle Fällen von Urteilen, obwohl man noch gar nicht alles weiss?

#107:  Autor: zelig BeitragVerfasst am: 15.07.2016, 16:03
    —
Kramer hat folgendes geschrieben:
zelig hat folgendes geschrieben:
Ich weiß zu diesem Zeitpunkt überhaupt nichts über die konkreten Umstände, nichts über den Täter und seine Motivation. Aber ich habe die Tat auf eine ganze Welt projeziert. In diesen Diskussionen ist der Keim für diesen immer gleichen, verführerischen Fehler gelegt, der ein wesentlicher Bestandteil für den Wahnsinn der Welt ist. Sein erfolgreiches Wirken über die vermutlich gesamte Kulturgeschichte könnte ein Grund sein zu resignieren.
Wenn ich das so schreibe, und ausgehend vom Statement smallies, ist das nachvollziehbar?


Damit ich das richtig verstehe: Die Ursache für den Wahnsinn, die Du hier meinst, ist das zu schnelle Fällen von Urteilen, obwohl man noch gar nicht alles weiss?


Ich meine die Neigung, Urteile zu verallgemeinern.

#108:  Autor: Kramer BeitragVerfasst am: 15.07.2016, 17:05
    —
zelig hat folgendes geschrieben:
Ich meine die Neigung, Urteile zu verallgemeinern.


Das ist nicht das, was ich meinte. Aber ich konnte auch schon smallie nicht folgen.

#109:  Autor: smallie BeitragVerfasst am: 17.07.2016, 21:00
    —
Kramer hat folgendes geschrieben:
zelig hat folgendes geschrieben:
Ich meine die Neigung, Urteile zu verallgemeinern.


Das ist nicht das, was ich meinte. Aber ich konnte auch schon smallie nicht folgen.

Ich denke, ich weiß, was du meinst.

Wie begründet man selbstzerstörerische Handlungen?


tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Kramer hat folgendes geschrieben:
<schnipp>
Ich kenne übrigens zu deinen Spekulationen übrigens auch die genaue Gegenmeinung, nämlich dass es in bestimmten Phasen fanatische Gäubige gegeben habe, die durch Provokationen geradezu das Martyrium gesucht hätten, wogegen die Bischöfe eingeschritten seien. Was von beidem stimmt bzw. stärker der Fall war, weiß ich nicht, dazu kenne ich mich nicht genug aus. Es ist für die Frage, welche Gruppe bei einer organisierten Verfolgung Täter nd welche Opfer ist, auch völlig irrelevant.

Paul Johnson bestätigt das. Ich kenn mich aber nicht genug aus, um Paul Johnson zu bestätigen. zwinkern


Zitat:
A History of Christianity
Paul Johnson - 1976

Die verwegeneren christlichen Sekten - später als Heretiker bezeichnet - zogen naturgemäß mehr Aufmerksamkeit von Kritikern und römischen Beamten auf sich. ... Ein Grund für das Streben der Kirche nach Einheitlichkeit und damit gegen Häresie, waren die Anfeindungen, die sich aus unorthodoxen Praktiken ergaben. [...] Die Mehrheit der frühen Märtyrer waren Christen eines Schlages, den die Kirche später häretisch nennen sollte.

Ingatius, gemartert in Rom um das Jahr 117 bat seine einflussreichen Freunde darum, nicht einzugreifen und für den Herrn zu leiden. Diese Haltung wäre zu Ende des Jahrhunderts als Häresie betrachtet worden.


The wilder Christians sects - later branded as heretics - naturally attracted more attention from critics and Roman officials. [...] One reason why the Church strove for uniformity, and so against heresy, was that nonorthodox practices tended to attract more attention and therefore hostility. [...] The great majority of the early martyrs were Christians of a type which the Church would later classify as heretic.

Ignatius, martyred at Rome around 117, begged his influential friends not to intervene and deprive him of suffering in the Lord; this attitude would have been regarded as heretical later in the century, when the saintly Polycarp, Bishop of Smyrna, set the pattern by doing nothing to provoke the authorities.



Eine "schöne" Geschichte dazu:

Zitat:
Einige Christen gingen zum Gouverneur und verlangten, hingerichtet zu werden. Einige wurden hingerichtet, bis der Gouverneur sagte: Ihr Armseeligen, wenn ihr sterben wollt, dann springt von einer Klippe oder nehmt einen Strick."

The earliest Christian martyrs, tortured and killed by Roman officials enforcing worship of the emperors, won so much fame among their co-religionists that others wished to imitate them to such an extent that a group presented themselves to the governor of Asia, declaring themselves to be Christians, and calling on him to do his duty and put them to death. He executed a few, but as the rest demanded it as well, he responded, exasperated, "You wretches, if you want to die, you have cliffs to leap from and ropes to hang by."

https://en.wikipedia.org/wiki/Anti-Christian_policies_in_the_Roman_Empire



tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Es ist für die Frage, welche Gruppe bei einer organisierten Verfolgung Täter nd welche Opfer ist, auch völlig irrelevant.

Soweit sind wir uns einig.

Bleibt noch die Frage, zu welchen Opfern man im Namen der guten Sache bereit ist. Wäre Jesus, der Märtyrer, eigentlich auch als Häretiker einzustufen?



Kramer hat folgendes geschrieben:
zelig hat folgendes geschrieben:
Das Lamento über den Wahnsinn muss man wohl als Pathos, gute Seelenmassage werten. Nicht so ganz ernst gemeint.


Doch, das war total ernst gemeint. Und nun? Was kann ich tun, damit Du es ernst nimmst? Soll ich mich dafür kreuzigen lassen? Erzähl mir nicht, dass Dich das nicht schon einmal überzeugt hat. Du bist nicht derjenige, der vor einem Kruzifix stand und gesagt hat: Was für ein pathetischer Wahnsinn. Oder doch?

Das Kruzifix ist die philosophische Achillesferse des Christentums.

Das wurde von Leuten aus den unterschiedlichsten Ecken moniert. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

    - im Islam gilt die Vorstellung vom Kreuzestod als blasphemisch.

    - Denis Diderot: "Der Gott, er Gott tötet, um Gott zu besänftigen."

    - Patti Smith: "Jesus died for somebodies' sins, but not mine."

    - gab's da nicht diesen geschassten deutschen Theologen, der den Kreuzestod als historischen Unfall sah, statt als göttlichen Plan?


Soweit aus logischer/theologischer Sicht. Mögliche Antworten müssen sich an praktischen Problem bewähren. In China kennt man eine Sammlung von 36 Stratagemen:


    36. Stratagem: Weglaufen ist das Beste aller Stratageme.


In aussichtsloser Lage hat Selbstschutz oberste Priorität. Nur dann kann ich auch zukünftig noch etwas für meine Sache tun. Warum sollte ich mein Leben wegwerfen, um einem höheren Ideal zu dienen? Wäre dem Ideal nicht besser gedient, wenn ich bliebe und mich für das Ideal einsetzte?


PS: eine einschlägige Arbeit zu dem Problem.

Zitat:
The evolution of costly displays, cooperation and religion: credibility enhancing displays and their implications for cultural evolution
Joseph Henrich - 2009

Das Bedeutende am Märtyrertum ist nicht, daß nun jeder weiß, der Märtyrer war überzeugter Anhänger der Gruppe, sondern daß die Hingabe anderer Anhänger durch diese CRED - credibility enhancing display - glaubwürdigkeitserhöhende Darbietung - gesteigert wird.

Zwei Fallbeispiele. Zum Ersten heißt es oft, auf von damaligen Beobachtern, daß christliche Märtyrer, die öffentlich hingerichtet wurden, wesentlich zur Verbreitung des frühen Christentums beigetragen haben.

Ignatius, Bischof von Antioch, jubelte über die Gelegenheit, die "Leidenschaft seines Gottes nacherleben" zu können, als er dazu verurteilt wurde, in Rom von wilden Tieren zerrissen zu werden. Auf dem Weg nach Rom schrieb er Briefe an die christlichen Gemeinden, daß sie Rettungsversuche unterlassen und ihm erlauben sollten, seinen Weg zu gehen und zu sterben. Justin, ein platonischer Philosoph, war nach eigener Aussage von der Göttlichkeit Jesu überzeugt und konvertierte, als er Folter und Tod einiger Märtyrer mitangesehen hatte. Später wurde Justin selbst zum Märtyrer.



The most important thing about martyrdom is not that everyone now knows the martyr is a committed member of the group (signaling), but that observing this CRED increases the commitment of the (still living) learners — i.e., some moderates become radicals in the process.

Two cases help illustrate this point. First, early Christian martyrs, executed in public events, are believed by many (Stark, 1997), including observers at the time, to have substantially fueled the spread of early Christianity.

Ignatius, Bishop of Antioch, after being condemned to be ripped apart by wild beasts in a Roman amphitheatre exulted in his opportunity to “imitate the passion of my God!” He then wrote letters to Christian communities along the road to Rome, who might attempt a rescue, pleading with them to allow him to go and die.

A Platonist philosopher, Justin, explains that he was convinced of the divinity of Jesus and converted to Christianity, after personally witnessing the commitment demonstrated by the torture and death of some martyrs. Justin was later martyred himself (Pagels, 1989).

This reasoning explains why the oppression of religious minorities, or other ideologically committed groups, may actually energize the spread of these groups. Governmentdirected crackdowns, involving torture and execution, provide the faithful with opportunities for CREDs. Interested members with low commitment might not otherwise have the opportunity to observe a potent CRED from a prestigious leader, such as seeing them crucified, stoned, beheaded, eaten by wild cats, etc. Making these displays public is a really bad idea if you want to stamp out a religious movement.

http://www.hecc.ubc.ca/files/2012/07/evolution-of-costly-displays-_henrich-2009.pdf

#110:  Autor: smallie BeitragVerfasst am: 23.07.2016, 19:38
    —
Bleibt noch die Frage nach dem Warum? Warum wurden Christen verfolgt?


Laut Johnson sei es nicht klar, warum das römische Imperium überhaupt mit den Christen in Konflikt geriet. Dazu noch einige Zitate, vor allem von römischer Seite.

Tertullian, ein christlicher Autor, bekennt sich zum Reich:

Paul Johnson hat folgendes geschrieben:
"Wir werden immer Fürbitte für die Kaiser halten. Wir beten für sie, damit sie lange leben, gefestigt herrschen, für sichere Heimat, tapfere Armeen, einen treuen Senat, ein ehrliches Volk, eine ruhige Welt und für alles, wofür Mensch und Kaiser ebenfalls beten würden. [...] Ich habe das Recht zu sagen, der Kaiser ist eher unserer als eurer, denn er wurde von unserem Gott erwählt."

"We are for ever making intercession for the emperors. We pray for them a long life, a secure rule, a safe home, brave armies, a faithful senate, an honest people, a quiet world, and everything for which a man and a Caesar may pray. [...] I have a right to say, Caesar is more ours than yours, appointed as he is by our God."

Ähnliches kennt man seit "Gebt dem Kaiser was des Kaisers ist."



Hier rückt ein ungenannter Autor die Christen in Nähe von Kannibalismus und Inzest:

Paul Johnson hat folgendes geschrieben:
[Die Christen sind] "ein ungebildetes Volk von Analphabeten und Hilfsarbeitern. Eine Bande ehrloser und verachteter Halunken, aus dem untersten Bodensatz der Bevölkerung stammend, dumme Männer und leichtgläubige Frauen. Bei ihren nächtlichen Versammlungen, feierlichen Festen und barbarischen Mahlen ist das Versprechen der Einheit kein heiliges Ritual, sondern ein Verbrechen.

Thus an anti-Christian writer c. 180 calls them 'people ignorant of learning, unlettered and unskilled in the meanest arts'. They Were 'a gang of discredited and proscribed desperadoes', formed from 'the lowest dregs of the population, ignorant men and credulous women'. At their 'nocturnal gatherings, solemn feasts and barbarous meals, the bond of union is not a sacred rite but crime'.

Diese Anschuldigung war verbreitet. Spätestens seit Plinius mußte sie als unberechtigt gelten. In einem Brief an den Kaiser schrieb er lapidar:

Plinius hat folgendes geschrieben:
Dementsprechend hielt ich es für zwingend, die Wahrheit durch Folter zweier weiblicher Sklaven herauszufinden, die Diakoninnen genannt wurden. Ich fand nichts außer verderbten und übermäßígen Aberglauben.


Accordingly, I judged it all the more necessary to find out what the truth was by torturing two female slaves who were called deaconesses. But I discovered nothing else but depraved, excessive superstition.

http://faculty.georgetown.edu/jod/texts/pliny.html

Deaconesses? Weibliche Würdenträger in der Frühkirche?



Die Monatanisten gehörten zu den oben erwähnten Häretikern.

Paul Johnson hat folgendes geschrieben:
"Wahrsagerei", das große Vergehen der Montanisten wurde vom Staat schwer verurteilt. Sie verursachte plötzliche und unvorhersagbare Bewegungen der Massen, Panik und wirtschaftlichen Ausfall. Es gibt Berichte über frühe Bischöfe aus dem Balkan, die ihre Herde aufgrund geistiger Eingebungen aus den Städten oder von den Feldern führten. Rom wäre schlimm dran gewesen mit solchem Volk.

'Prophesying', the great offence of the Montanists, was strongly disapproved of by the State. It caused sudden and unpredictable crowd movements, panic and disruption of the economy. We hear of early bishops in the Balkans leading their flocks out of the towns, or away from the fields, in response to spirit instructions. Rome could be severe with such people.




Marc Aurelius sprach vom labilen Geist der Menschen aufgrund einer abergläubischer Furcht des Göttlichen. Außerdem mochte er den schieren Widerspruchsgeist der Christen nicht.

Paul Johnson hat folgendes geschrieben:
Marcus Aurelius, a reasonable man, justified persecuting Christians by arguing that it was dangerous to upset 'the unstable mind of man by superstitious fear of the divine'. And then he disliked the 'sheer spirit of opposition' of Christians. The more obdurate were, of course, members of Christian revivalist groups, 'speaking with tongues'.


Soweit einige Stimmen aus der damaligen Zeit.




Natürlich kann ich der Versuchung nicht widerstehen, dem ganzen ein Konzept überzustülpen. zwinkern

Zitat:
Not by Genes alone
Boyd & Richerson 2005

Frauen aus der Mittelschicht konvertierten häufig zum Christentum, vermutlich weil sie in christlichen Gemeinden höheren Status genossen sowie sichere Ehen. Die römischen Normen erlaubten Konkubinate, verheiratete Männer lebten offen in außereheliche Affären. Im Gegensatz dazu forderten christliche Normen treue Monogamie. Von heidnischen Witwen wurde erwartet, wieder zu heiraten, damit verloren sie die Hoheit über all ihren Besitz. Christliche Witwen konnten ihren Besitz behalten.

Middle-class women were particularly likely to convert to Christianity, probably because the had higher status and greater marital security within the Christian community. Roman norms allowed concubinage, and merried man freely engaged in extramarital affairs. In contrast, Christian norms required faithful monogamy. Pagan widows were requiered to remarry, and when they did they lost control of all their property. Christian widows could retain property [...]


Das passt dazu:

Paul Johnson hat folgendes geschrieben:
[Kaiser] Julian merkte bitter an, welche wichtige Rolle die Frauen spielten. Führenden Bürgern von Antioch sagte er: "Jeder von euch erlaubt seiner Frau alles aus euren Häusern zu den Galileern [Christen] zu tragen. Die Frauen verköstigen die Armen auf eure Kosten, und die Christen ernten das Lob."

Mit weiblichen Konvertiten begann die Durchsetzung der Oberschicht mit Christen. Sie erzogen ihre Kinder als Christen; manchmal darin endend, daß auch ihre Männer konvertierten.


Julian noted bitterly the important role played by Christian women. He told leading citizens of Antioch: 'Each one of you allows his wife to carry out everything from his house to the Galileans. The wives feed the poor at your expense, and the Galileans get the credit.'

Women converts began the Christian penetration of the upper-classes and then brought their children up as Christians; sometimes they ended by converting their husbands.


Weiter heißt es bei Plinius, die Tempel stünden leer und Opferfleisch könne nicht mehr verkauft werden.


Vor meinem inneren Auge sehe ich, wie die erboste Opferfleischgilde vor Plinius steht und sich beklagt, die Christen verdürben ihnen das Geschäft - Gegenmaßnahmen müßten her. Sie werden nicht die einzigen Beschwerdeführer gewesen sein. Ich sehe, wie der Oberschicht ihre Pfründe wegbrechen und die Untertanen und Weiber davon laufen.

Insgesamt ergibt sich für mich ein Bild eines sozialen Umschwungs, einer Revolution. Derartiges läuft selten reibungslos ab - darum auch die Verfolgung. Das ist so naheliegend, daß es schon fast wieder plump ist.


EDIT: die gröbsten Fehler korrigiert.


Zuletzt bearbeitet von smallie am 24.07.2016, 02:04, insgesamt einmal bearbeitet

#111:  Autor: sehr gut BeitragVerfasst am: 23.07.2016, 19:47
    —
smallie hat folgendes geschrieben:
Deaconesses? Weibliche Würdenträger in der Frühkirche?

http://www.bibleserver.com/text/NG%C3%9C/R%C3%B6mer16
https://de.wikipedia.org/wiki/Phoibe_%28Bibel%29

#112: Verfolgungen aufgrund religiöse oder andere ideologische Überzeugungen Autor: vrolijkeWohnort: Stuttgart BeitragVerfasst am: 18.03.2017, 21:23
    —
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:


vrolijke hat folgendes geschrieben:
Wenn der Gesetzgeber einschreitet, macht man einen auf Märtyrer.
Immer wieder die gleichen Geschichten.

Na, ich würde sagen, wenn man wegen religiöser Handlungen oder deren Verweigerung verfolgt wird, muss man nicht auf Märtyrer "machen", sondern man ist einer.

Klar doch! Wenn man nicht beschneiden darf, oder Schächten.

Du lenkst ab. Oben ging es um Juden und Christen im römischen Reich. Da war nicht so etwas das Thema, sondern Ablehnung bis Verfolgung, weil man bei den religiösen Handlungen der Mehrheit nicht mitmachen wollte. Und wenn ich von Verfolgung spreche, denn meine ich echte Verfolgung, von der du sehr genau weißt, dass es sie gab, und nicht ein simples Verbot einer eigenen, mehr oder weniger wichtigen Handlung.

Nicht dass ich dagegen wäre, diese Themen zu diskutieren, hier ist es aber einfach Abenkung vom Diskussionsverlauf. Ich hatte auf die von dir aufgebrachte, angebliche "Toleranz" der Römer reagiert.

Im römischen Reich gab es keine religiöse Handlungen die man mitmachen mußte.

Sie wurden verfolgt, weil sie die römische Gesellschaft infrage stellten.

#113:  Autor: smallie BeitragVerfasst am: 18.03.2017, 22:12
    —
Guckst du zum Beispiel ab hier:

http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=2060843#2060843

#114:  Autor: vrolijkeWohnort: Stuttgart BeitragVerfasst am: 18.03.2017, 22:22
    —
smallie hat folgendes geschrieben:
Guckst du zum Beispiel ab hier:

http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=2060843#2060843

Hat ich glatt vergessen.

#115: Re: Verfolgungen aufgrund religiöse oder andere ideologische Überzeugungen Autor: sehr gut BeitragVerfasst am: 18.03.2017, 23:44
    —
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Sie wurden verfolgt, weil sie die römische Gesellschaft infrage stellten.

Apostelgeschichte 17:
"Sie setzen sich alle über die Verordnungen des Kaisers hinweg, indem sie behaupten, ein anderer sei der ´wahre` Herrscher, nämlich Jesus."

Andere Übersetzung: "Sie alle haben den Kaiser verraten, denn sie fordern die Menschen auf, einem anderen König, diesem Jesus, die Treue zu halten."

#116: Re: Verfolgungen aufgrund religiöse oder andere ideologische Überzeugungen Autor: tillich (epigonal) BeitragVerfasst am: 19.03.2017, 01:30
    —
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Im römischen Reich gab es keine religiöse Handlungen die man mitmachen mußte.

Sie wurden verfolgt, weil sie die römische Gesellschaft infrage stellten.

Äh ... ja. Du hast es jetzt selbst in den Thread verschoben, wo ich das schon mal richtig gestellt habe. Lies es einfach nach.

#117: Re: Verfolgungen aufgrund religiöse oder andere ideologische Überzeugungen Autor: vrolijkeWohnort: Stuttgart BeitragVerfasst am: 19.03.2017, 20:26
    —
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Im römischen Reich gab es keine religiöse Handlungen die man mitmachen mußte.

Sie wurden verfolgt, weil sie die römische Gesellschaft infrage stellten.

Äh ... ja. Du hast es jetzt selbst in den Thread verschoben, wo ich das schon mal richtig gestellt habe. Lies es einfach nach.

Wir haben uns dort nur im Kreis gedreht.

Ich denke Kramers Text beschreibt es ganz gut. http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=2061039#2061039



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