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Ein Grund, kein Schweinefleisch zu essen? (Nichts für zartbesaitete Männer)
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narziss
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 21939

Beitrag(#1297574) Verfasst am: 30.05.2009, 16:41    Titel: Antworten mit Zitat

sehr gut hat folgendes geschrieben:
narziss hat folgendes geschrieben:
Es gibt tatsächlich gute Vegetarier. (Meinen Bruder zum Beispiel.) Die sind aber meist klug genug, zu bemerken, dass sie mit ihrer missionarischen Art nur nerven.

narziss hat folgendes geschrieben:
Ich bin jedenfalls eindeutig für ein Fleisch aus der Retorte.
Ja und?
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sehr gut
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Anmeldungsdatum: 05.08.2007
Beiträge: 14852

Beitrag(#1297577) Verfasst am: 30.05.2009, 16:48    Titel: Antworten mit Zitat

narziss hat folgendes geschrieben:
sehr gut hat folgendes geschrieben:
narziss hat folgendes geschrieben:
Es gibt tatsächlich gute Vegetarier. (Meinen Bruder zum Beispiel.) Die sind aber meist klug genug, zu bemerken, dass sie mit ihrer missionarischen Art nur nerven.

narziss hat folgendes geschrieben:
Ich bin jedenfalls eindeutig für ein Fleisch aus der Retorte.
Ja und?

Solche Sätze mit demselben Inhalt kamen aber von dir in letzter Zeit mehrmals - worin besteht da der Unterschied zwischen der "missionarischen Art" der Veg's und dir...?
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zelig
Kultürlich



Anmeldungsdatum: 31.03.2004
Beiträge: 25405

Beitrag(#1297581) Verfasst am: 30.05.2009, 17:50    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
zelig hat folgendes geschrieben:
Hm, eigentlich geht der Diskussionsverlauf etwas von meiner Intention weg. Und dieser und jener (vor)schnelle Schlagbtausch ist wohl einer zur Routine geratenen Argumentation geschuldet.
Ich bin kein Vegetarier und ich habe auch keine Lust zu missionieren. Ich möchte nur einfach nicht, daß so empfindliche Tiere wie Schweine wegen eines Genusses gequält werden, auf den ich ohne große Probleme verzichten kann.

Für den eigenen Bedarf kann man das ja tendenziell sicherstellen. Schwieriger wird es,

- wenn diese Forderung auf Andere übertragen, also zur allgemeinen Regel werden soll (man muß dann begründen, warum Leute, die Tiere zum Verzehr quälen lassen, moralisch pfui sind, also welchen gemeinsamen Wert sie verletzen)

Ja, soll das zur allgemeinen Regel werden? Und wenn jemand der Überzeugung wäre, daß es moralisch pfui ist, wenn Wesen Qualen erleiden müssen, hätte der dann die Pflicht, über die Sphäre seines persönlichen Bereichs hinaus aktiv das Ziel zu verfolgen, was er als richtig erkannt hat, zur allgemeinen Regel zu machen? Könnte man demjenigen, der sich privat moralisch verhält, aber darüber hinaus indifferent ist, nicht vorwerfen, eigentlich nur das Ziel zu verfolgen, mit sich selber im Reinen zu sein? Oder darf man punktuell argumentieren, sich punktuell verhalten, wohlwissend, daß man an anderer Stelle bereit ist, Leid für den eigenen Genuss in Kauf zu nehmen?


step hat folgendes geschrieben:

- wenn dieser Wert gegen andere Werte abgewogen werden soll. Ist es zum Beispiel legitim, einem ökonomisch schlecht Gestellten den Genuß von Fleisch aus Quälhaltung zu verwehren, wenn er sich ethisch korrekteres Fleisch nicht leisten kann? Könnte man wenigstens verlangen, daß er seltener Fleisch ißt?


Das ist eine sehr interessante Frage. Da ja gerade die ökonomisch schlecht Gestellten auf den Konsum billiger Ware angewiesen sind. Günstige Kleidung aus Billiglohn-Länder kaufen müssen, in denen Menschen/Kinder unter erbärmlichen Verhältnissen zu produzieren gezwungen sind? Beuten Arme noch ärmere aus? Und Wohlhstand ermöglicht erst eine moralische Haltung in die Tat umzusetzen? Indem man sich Basic anstatt Lidl leistet? An anderer Stelle habe ich das mal als zynische Verhältnisse bezeichnet. Und führt uns das nicht zurück zur ersten Frage, nämlich ob das persönliche Verhalten überhaupt relevant sein kann, solange wir in diesen Verhältnissen leben?

step hat folgendes geschrieben:


Ich persönlich tendiere zu der Ansicht,

- daß es <s>keine</s> starken ethischen Argumente gegen die quälfreie Haltung und Schlachtung von Lebewesen gibt, die <s>nicht wenigstens</s> einen fundamentalen Interessen-, Personen- oder Würdebegriff haben.

Dieser Meinung bin ich ebenfalls. (Ich habe mir erlaubt, 2 Verneinungen zu streichen um durchzusteigen.)

step hat folgendes geschrieben:

- daß nicht artgerechte Massentierhaltung verboten werden sollte

- daß Durchschnittsverdiener (und drüber) in D auch jetzt schon eine moralische Verpflichtung haben, Quälhaltungsprodukte zu meiden

Auch das kann ich unterschreiben.

Ich möchte vielleicht noch einen Punkt erwähnen, der sich öfter in hiesigen Diskussionen zeigt.
Wenn ein Verhalten, das unbezweifelbar Leid bei anderen Wesen verursacht, ohne unangemessen hohen Aufwand änderbar ist, dann steht nicht derjenige in der Begründungspflicht, der sich nicht so verhält. Oft genug wird der Spieß ja frecherweise umgedreht, so daß sich der Leidvermeider plötzlich in der Rolle wiederfindet, seinen Standpunkt legitimieren zu müssen. Während die anderen sich auf eine Art Gewohnheitsrecht berufen, bzw sogar das vermeintliche Recht auf Genuss -"weil es mir Schmeckt"- für ausreichend halten, um die Qualen zu rechtfertigen.
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22767
Wohnort: Germering

Beitrag(#1297595) Verfasst am: 30.05.2009, 18:50    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
Und wenn jemand der Überzeugung wäre, daß es moralisch pfui ist, wenn Wesen Qualen erleiden müssen, hätte der dann die Pflicht, über die Sphäre seines persönlichen Bereichs hinaus aktiv das Ziel zu verfolgen, was er als richtig erkannt hat, zur allgemeinen Regel zu machen?

Das kommt darauf an, welches Modell von Moral, welche Meta-Ethik man hat. Für mich ist Moral IMMER eine Regel, die die Gemeinschaft dem Einzelnen stellt, und Moral ist für mich immer dynamisch, und bei Ethik geht es für mich IMMER um die Interessen der Anderen. Wenn also ein Individuum etwas allgemein Übliches als "moralisch falsch" erkennt, so würde die Gesellschaft - in meinem meta-ethischen Modell - von ihm erwarten, daß er dies als begründeten Änderungswunsch öffentlich einbringt, und zwar mit moralisch legitimen Mitteln.

zelig hat folgendes geschrieben:
Könnte man demjenigen, der sich privat moralisch verhält, aber darüber hinaus indifferent ist, nicht vorwerfen, eigentlich nur das Ziel zu verfolgen, mit sich selber im Reinen zu sein?

Doch, meines Erachtens könnte man ihm das vorwerfen, zumindest bei gemeinschaftlich relevanten Grundwerten.

zelig hat folgendes geschrieben:
Oder darf man punktuell argumentieren, sich punktuell verhalten, wohlwissend, daß man an anderer Stelle bereit ist, Leid für den eigenen Genuss in Kauf zu nehmen?

Eine Doppelmoral wirkt - zumindest auch mich - heuchlerisch. Andererseits gibt es Grauzonen und unlösbare Dilemmata, sodaß die Antwort auf Deine Frage meines Erachtens auf die Frage nach dem praktisch tolerierten Maß der Doppelmoral oder der moralischen Inkonsistenz hinausläuft. Ich denke zum Beispiel, in unserer Gesellschaft ist es grundsätzlich akzeptiert, sich unmoralisch zu verhalten, wenn man sonst aus der Gemeinschaft ausgeschlossen würde (Mitläufer).

zelig hat folgendes geschrieben:
Beuten Arme noch ärmere aus?

Offensichtlich!

zelig hat folgendes geschrieben:
Und Wohlhstand ermöglicht erst eine moralische Haltung in die Tat umzusetzen? Indem man sich Basic anstatt Lidl leistet? An anderer Stelle habe ich das mal als zynische Verhältnisse bezeichnet. Und führt uns das nicht zurück zur ersten Frage, nämlich ob das persönliche Verhalten überhaupt relevant sein kann, solange wir in diesen Verhältnissen leben?

Das persönliche Verhalten ist insofern relevant, als

- ... nur das persönliche Verhalten die Verhältnisse zielgerichtet ändern kann

- ... die Verhältnisse relativ sind, d.h. bestimmte Sorten moralischen Verhaltens unabhängig von sozialer Schieflage möglich sind

- ... der Reiche / Mächtige zwar effizientere Möglichkeiten hat, sich moralisch zu verhalten, aber es ist an uns allen liegt, ihm diesbezüglich auch eine besondere Verantwortung zuzuweisen.

zelig hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Ich persönlich tendiere zu der Ansicht,

- daß es <s>keine</s> starken ethischen Argumente gegen die quälfreie Haltung und Schlachtung von Lebewesen gibt, die <s>nicht wenigstens</s> einen fundamentalen Interessen-, Personen- oder Würdebegriff haben.

Dieser Meinung bin ich ebenfalls. (Ich habe mir erlaubt, 2 Verneinungen zu streichen um durchzusteigen.)

Das ist aber etwas ganz Anderes, Du Schelm. Denn es könnte theoretisch ja starke ethische Argumente gegen das Töten jeglicher Lebewesen geben.

zelig hat folgendes geschrieben:
... Wenn ein Verhalten, das unbezweifelbar Leid bei anderen Wesen verursacht, ohne unangemessen hohen Aufwand änderbar ist, dann steht nicht derjenige in der Begründungspflicht, der sich nicht so verhält.

Ja, das ist aber nicht apriori so, sondern weil wir alle Leid nachempfinden können und es üblicherweise in unserem Interesse ist, Leid zu vermeiden. Man könnte hier einwenden, daß das bei weniger "biologischen" Situationen keineswegs selsbtverständlich ist, etwa bei Marketingstrategien oder ökonomischer Konkurrenz, obwohl auch hier nachempfindbar ist, was hohe Zinsen, Verlust des Arbeitsplatzes usw. bedeuten.

zelig hat folgendes geschrieben:
Oft genug wird der Spieß ja frecherweise umgedreht, so daß sich der Leidvermeider plötzlich in der Rolle wiederfindet, seinen Standpunkt legitimieren zu müssen. Während die anderen sich auf eine Art Gewohnheitsrecht berufen, bzw sogar das vermeintliche Recht auf Genuss -"weil es mir Schmeckt"- für ausreichend halten, um die Qualen zu rechtfertigen.

Und dagegen kann man mE argumentieren mit dem Hinweis auf das höhere, in diesem Fall indirekte, Allgemeingut der Leidvermeidung.
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Evilbert
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Beitrag(#1297652) Verfasst am: 30.05.2009, 20:24    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:


zelig hat folgendes geschrieben:
Beuten Arme noch ärmere aus?

Offensichtlich!


Im marxistischen Sinne ist Ausbeutung "Aneignung fremder Arbeit", sagt Tante Wiki. Der Ausbeuter sind dann aer beispeilsweise die Brüder Albrecht, die ihrer Kassiererin nur soviel Geld gibt, dass sie das billige Schweinfleisch vom Aldi kaufen muss, um zu überleben.

Denn die Abschöpfung der Arbeitskraft landet ja dann bei den Brüdern, nicht bei der Kassiererin.

Dito wenn man die umgangssprachliche Bedeutung zugrunde legt, die uns Tante Wiki nennt:
Zitat:
Oftmals wurde und wird auch die rücksichtslose Ausnutzung von Menschen als Arbeitskräfte, Ausnutzung von Frauen durch Männer, von Entwicklungsländer durch Industriestaaten, oder von natürlichen Ressourcen durch Profitgier als Ausbeutung thematisiert.


Das Einkaufsverhalten der Leute des Prekariats ist ja nicht ihrer Habgier o.ä. geschuldet, sondern derem geringen Handlungsspielraum und natürlich oft auch deren fehlender Kenntnisse (ich glaub natürlich nämlich nicht, dass entsprechende Folgen allen wirklich klar ist).
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VT_340
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Beitrag(#1297667) Verfasst am: 30.05.2009, 21:11    Titel: Antworten mit Zitat

Haha!
Ich geh morgen in den Zoo und setz' mich neben den Löwen und sagen "Hey kleiner, lass uns doch mal einen selbstreflexiven Diskurs über deinen Fleischkonsum starten".

C'mon Sheldon, thats stupid..
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step
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Beiträge: 22767
Wohnort: Germering

Beitrag(#1297673) Verfasst am: 30.05.2009, 21:18    Titel: Antworten mit Zitat

Noseman hat folgendes geschrieben:
Das Einkaufsverhalten der Leute des Prekariats ist ja nicht ihrer Habgier o.ä. geschuldet, sondern derem geringen Handlungsspielraum und natürlich oft auch deren fehlender Kenntnisse (ich glaub natürlich nämlich nicht, dass entsprechende Folgen allen wirklich klar ist).

Letzterem stimme ich zu, aber ersterem nicht, jedenfalls nicht in D.

Arme sind nicht weniger gierig als Reiche (sind die gleichen Menschen). Wenn sich die Brüder Albrecht eine Yacht kaufen, ist das nicht von größeren Giergefühlen begleitet, als wenn sich irgendein Arbeitsloser einen Fernseher oder einen Lottoschein kauft.

Und auch Arme haben einen gewissen - wenn auch kleineren - Spielraum, mehr oder weniger ethisch korrekt einzukaufen. So können sie weniger, aber besseres Fleisch kaufen, oder die Umwelt nicht mit (Billig-)flügen oder Weichspüler schädigen.

Daß Arme in D einen - wenn auch auf die Person bezogen kleineren - Anteil an der Ausbeutung von Ressourcen haben, ergibt sich schon allein daraus, daß es ihnen im Vergleich zu wirklich Armen weltweit relativ weniger schlecht geht.
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sehr gut
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Beitrag(#1297687) Verfasst am: 30.05.2009, 21:48    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Arme sind nicht weniger gierig als Reiche (sind die gleichen Menschen). Wenn sich die Brüder Albrecht eine Yacht kaufen, ist das nicht von größeren Giergefühlen begleitet, als wenn sich irgendein Arbeitsloser einen Fernseher oder einen Lottoschein kauft.

Mit welcher Motivation jemand etwas macht kannst du nicht pauschal sagen, nur individuell.
Man kann z.B. einen Lottoschein kaufen weil dies der einzige Weg ist den man sieht um aus der Alltagsverheizung rauszukommen, Motivation: sich freikaufen wollen.
Ein Albrecht könnte sich z.B. eine Yacht kaufen weil er ein totkrankes Kind hat welches als letzten Wunsch hat mal mit einem Schiff durch die Karibik zu schippern, als Motivation würde man da wohl nicht Gier nennen...
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narziss
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 21939

Beitrag(#1297698) Verfasst am: 30.05.2009, 22:12    Titel: Antworten mit Zitat

Aber wie viele Leute, die im Lotto gewinnen, bezahlen nur die Schulden und Arztrechnung und sparen den Rest? Ein Großteil der Leute neigt wohl doch eher zum Verjubeln.
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sehr gut
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Anmeldungsdatum: 05.08.2007
Beiträge: 14852

Beitrag(#1297706) Verfasst am: 30.05.2009, 22:24    Titel: Antworten mit Zitat

narziss hat folgendes geschrieben:
Aber wie viele Leute, die im Lotto gewinnen, bezahlen nur die Schulden und Arztrechnung und sparen den Rest? Ein Großteil der Leute neigt wohl doch eher zum Verjubeln.

Mag sein, aber um sagen zu können
Lottospielen = Gier
reicht es nicht aus.

Solange nicht ein bestimmtes Verhalten _immer_ Gier als Motivation hat, kann man das nicht pauschal sagen, lediglich die Wahrscheinlichkeit ist grösser das man mit der Vermutung «Gier» richtig liegt...
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fwo
Caterpillar D9



Anmeldungsdatum: 05.02.2008
Beiträge: 25965
Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#1297751) Verfasst am: 31.05.2009, 00:48    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
Hm, eigentlich geht der Diskussionsverlauf etwas von meiner Intention weg. Und dieser und jener (vor)schnelle Schlagbtausch ist wohl einer zur Routine geratenen Argumentation geschuldet.
Ich bin kein Vegetarier und ich habe auch keine Lust zu missionieren. Ich möchte nur einfach nicht, daß so empfindliche Tiere wie Schweine wegen eines Genusses gequält werden, auf den ich ohne große Probleme verzichten kann.

Ich gehe davon aus, dass es bei mir schon anderswo angeklungen ist, aber das Schwein ist das unserer Haustiere, bei dem ich teilweise Schwierigkeiten habe - das Schwein ist noch vor dem Hund unser intelligentestes Haustier. Mein Schweinkonsum hält sich auch deshalb in Grenzen.

Auf der anderen Seite würde ich den Moment / die Dauer der Kastration im Schweineleben nicht überbewerten - auch das kastrierte Schwein lebt (bei artgerechter Haltung) erheblich "glücklicher" als in freier Wildbahn.

Zur artgerechten Haltung soviel: Das mag jeder selbst entscheiden, was er für seinen Konsum "anrichtet". Ich kaufe bei einem Schlachter, der jedes Tier persönlich aus dem Stall holt, der also noch selbst schlachtet ud der mir für jedes Stück Rind noch die Weide sagen kann, wo es gewachsen ist. Hier auf dem Dorf ist soetwas möglich, in der Stadt wird es schwieriger, aber insgesamt ist eine zwar langsame aber doch Beqwegung des Gesetzgebers in diese Richtung festzustellen.

Auf der anderen Seite könnte man etwas boshaft summieren, dass unsere momentane Standardtierhaltung zwar anderen aber in der Summe wahrscheinlich ähnlichen Stress liefert wie das Leben in freier Wildbahn - hier von besonderer Qual in der Zucht zu sprechen ist ein Euphemismus in Bezug auf den wilden Normalzustand.

In diesem Thema wird auch selten überlegt - was das Hirn bei diesem Thema normalerweise bewegt, ist ja weniger übergreifendes Fachwissen als Emotionen hervorgerufen von Bildern, die genau dafür publiziert wurden.

Unsere Kinder erleben wir fast 24 Stunden am Tag: Stell dir vor, wir täten das nicht und würden unsere Beschäftigung mit Kindern aus Anlass einer Reportage über Kinder beim Arzt beginnen, einer Aneinanderreihung schreiender Zwerge. Wie unmenschlich diese Menschen doch sind, mit ihren Kindern Zum Arzt zu gehen (Für Anthros gibt es ja derartige Betrachtungen ganz real in Bezug auf Impfungen).

Fazit: Ich kann mir speziell für Schweine eine bessere Umgebung vorstellen als die normale Lohnmast mit x Tieren pro Stall und Fläche. Auf der anderen Seite würde ich solche Momentaufnahmen wie die bei der Kastration auch nicht überbewerten - das wäre in etwa so, wie sich über den Islam deshalb aufzuregen, weil da den kleinen Jungs die Vorhaut abgeschnitten wird.

Die Aufregung über solche Bilder sind Symptome des Luxus einer Gesellschaft, in der die Herstellung der Nahrung einschließlich der Fleischmast oder des Schlachtens einer kleinen Kaste von Unreinen überlassen wird, über deren unwürdige Taten sich dann genüsslich berichten lässt.

fwo
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Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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fwo
Caterpillar D9



Anmeldungsdatum: 05.02.2008
Beiträge: 25965
Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#1297757) Verfasst am: 31.05.2009, 01:08    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
....weil wir alle Leid nachempfinden können....

Wir können dies - mit Einschränkungen - bei unserer eigenen Art, sofern wir im selben sozialen Kontext großgeworden sind. Aber was wir dabei fühlen, sind immer die eigenen Gefühle in unserer momentanen Haut in der gedachten Situation des anderen, nie wirklich seine Gefühle.

Diese Behauptung bezogen auf Tiere einer anderen Art ist nichts als Gefühlsduselei ohne realen Bezug.

fwo
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esme
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Anmeldungsdatum: 12.06.2005
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Beitrag(#1297853) Verfasst am: 31.05.2009, 12:18    Titel: Antworten mit Zitat

Zu den Wildtieren stimme ich dir in der Tendenz zu, dass das kein stress- und schmerzfreies Leben ist, der Vergleich zwischen Käfighaltung und Wildtier fällt aber ganz eindeutig aus.

Zur Nachempfindung von Schmerz widerspreche ich dir auch. Menschen ist es angeboren, gewisse Standardgesten und Gesichtsausdrücke intuitiv zu interpretieren. Bei Tieren funktioniert das verschieden gut, wobei es ganz sicher auch angeborene Unterschiede gibt. Speziell bei Hunden gibt es sicher eine Koevolution, die es einem Teil der Menschen ermöglicht, Gefühle eines Hundes wie die eines Menschen zu interpretieren. Das kann man natürlich auch teilweise erlernen, der Effekt ist aber schon ein anderer, wenn man das Erleben in seinen eigenen Spiegelneuronen nachstellt.
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Da hat sich die Kirche beim Rückzugsgefecht noch einmal grandios verstolpert und jetzt wollen sie auch noch Haltungsnoten für die argumentative Brez'n, die sie da gerissen haben.
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22767
Wohnort: Germering

Beitrag(#1297864) Verfasst am: 31.05.2009, 12:41    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
....weil wir alle Leid nachempfinden können....
Wir können dies - mit Einschränkungen - bei unserer eigenen Art, sofern wir im selben sozialen Kontext großgeworden sind. Aber was wir dabei fühlen, sind immer die eigenen Gefühle in unserer momentanen Haut in der gedachten Situation des anderen, nie wirklich seine Gefühle.

Natürlich, aber genau das ist Empathie: Wir haben ein einigermaßen taugliches Modell von den Gefühlen des Anderen.

fwo hat folgendes geschrieben:
Diese Behauptung bezogen auf Tiere einer anderen Art ist nichts als Gefühlsduselei ohne realen Bezug.

Bei der Überhöhung von Scherzgefühlen, etwa dem gleichzeitigen Empfinden von Erniedrigung, mag das so sein. Aber meines Wissens ist die Schmerzempfindung selbst bei höheren Tieren prinzipiell vergleichbar mit der unsrigen.

Eine Liste von Bedingungen, damit man bei einem Tier von einem Schmerzempfinden sprechen kann:

Institute of Medical Ethics (IME) hat folgendes geschrieben:

* Das Tier verfügt über ein spezielles System von Rezeptoren, das auf unangenehme Reize reagiert.
* Die Gehirnstrukturen ähneln den menschlichen, inklusive Nervenverbindungen zu den Schmerzrezeptoren.
* Im Zentralnervensystem finden sich Rezeptoren für schmerzlindernde Substanzen.
* Das Tier vermeidet unangenehme Reize und ist auch mit Belohnungen nicht dazu zu bewegen, sich den unangenehmen Reizen auszusetzen.
* Bei einem unvermeidlichen Schmerz werden, sofern vorhanden, schmerzlindernde Substanzen freigesetzt.


Einige Wissenschaftler sind allerdings der Ansicht, daß Wildtiere Schmerz nicht so intensiv empfinden wie Menschen, oder diese Empfindungen nachträglich besser verdrängen.
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fwo
Caterpillar D9



Anmeldungsdatum: 05.02.2008
Beiträge: 25965
Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#1297902) Verfasst am: 31.05.2009, 14:05    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
...Aber meines Wissens ist die Schmerzempfindung selbst bei höheren Tieren prinzipiell vergleichbar mit der unsrigen
.........
Einige Wissenschaftler sind allerdings der Ansicht, daß Wildtiere Schmerz nicht so intensiv empfinden wie Menschen, oder diese Empfindungen nachträglich besser verdrängen.

Was wir wissen, ist was Du aufgezählt hast - Rezeptoren Reizleitung, Reizverarbeitung - das ist schließlich auch unser Apparat.

Empfindung ist die subjektive Komponente. Der können wir uns über Verhaltensanalysen annähern - nach dem Motto Reiz wird aufgesucht, Reiz wird nicht bemerkt, Reiz wird gemieden, geflohen - es gibt Schmwerzreaktionen ......

Empfindung ist vergleichbar? na ja - prinzipiell.

fwo
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