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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#109039) Verfasst am: 28.03.2004, 14:50 Titel: |
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kamelpeitsche hat folgendes geschrieben: | Wygotsky hat folgendes geschrieben: | Wer Juden aus rassistischen Juden ablehnt |
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Ich nehme an, es soll heißen: aus rassistischen Gründen
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Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
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(#109040) Verfasst am: 28.03.2004, 14:54 Titel: |
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Hatte den Satz umgestellt und dabei ein Wort nicht ersetzt. Ist korregiert.
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max registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.07.2003 Beiträge: 3055
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(#109077) Verfasst am: 28.03.2004, 17:13 Titel: |
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Peter Raulfs hat folgendes geschrieben: | Dann müßte es aber ein Kriterium geben, das einen Juden ausmacht und das nichts mit der Religion zu tun hat. Ich kenne aber keins. |
Im gewissen Sinne hast du schon recht, deine Einstellung finde in dieser Beziehung auch sehr sympathisch. Wenn es darum geht, wer heute in Jude ist, kann die Antwort auch nur sein, jemand, der dieser Religionsgemeinschaft angehört. Historisch ist die Definition aber schwieriger, da die Juden im Mittelalter meist eine eigene Sprache hatten, eine gemeinsame Abstammung (natürlich nie zu 100%), eine gemeinsame Zugehörigkeit zu einer sozialen Klasse (Geldleiher, durch Zwang durch die feudalen Tyrannen) und eine gemeinsame Religion. Nur diese Gemeinsamkeiten existieren heute nicht mehr. Nur wurden (bzw. teilweise auch werden) trotzdem Menschen verfolgt, die diese Abstammung hatten. Die Nazis haben auch nicht die Religionszugehörigkeit als Kriterium genommen, da genauso Christen und Atheisten mit jüdischen Vorfahren als Juden ermordet wurden. Der Antisemitismus hatte eine ideologische Funktion. Er diente dazu die Ablehnung der Mittelschichten gegen die Kapitalisten und die Arbeiterbewegung in für die Kapitalisten (wenn sie, wie die Mehrheit, keine Juden waren) ungefährliche Bahnen zu lenken. Die Antisemiten haben jüdische Vertreter der Kapitalisten und in der Arbeiterbewegung benutzt, um eine jüdische Weltverschwörung zu erfinden.
Heute gibt es ein neues Problem mit der Definition, was bei der Antisemitismus-Debatte auch deutlich wird. Es gibt leider Leute, die heute Kritik an dem Staat Israel oder spezifischen israelischen Politikern (z.B. Scharon) als antisemitisch bezeichnen. Damit setzen sie, wie die Zionisten selbst auch (und die wirklichen Antisemiten!), Israel mit dem Judentum gleich.
_________________ Für die AGENDA 3010! 30-Stunden-Woche mit vollen Lohnausgleich und 10 Euro gesetzlicher Mindestlohn!
The only general I like is called strike
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Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
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(#109166) Verfasst am: 28.03.2004, 21:23 Titel: |
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Peter Raulfs hat folgendes geschrieben: | Dann müßte es aber ein Kriterium geben, das einen Juden ausmacht und das nichts mit der Religion zu tun hat. Ich kenne aber keins. |
Ich kenne strenggenommen auch keins. Im Prinzip würde ich Juden gerne als Religionsgemeinschaft auffassen und gut wär's.
Das erste Problem ist, dass der Neofascho nebenan sich gar nicht dafür interessiert, ob mein jüdischer Freund am Sabbat in die Synagoge geht oder nicht. Für ihn ist mein Freund Jude aufgrund seiner Abstammung. Damit ist für ihn bereits alles wesentliche über meinen Freund gesagt.
Das zweite Problem taucht auf, wenn ich mich entschließe nach Israel einzuwandern. Wenn ich jüdische Eltern habe, habe ich ein Recht darauf. Wenn ich zum jüdischen Glauben konvertiert bin und gleichzeitig keiner anderen Religionsgemeinschaft angehöre oder keinen anderen Glauben praktiziere, darf ich auch. Ich bin aber Atheist und meine Eltern sind (zumindest behauptet das die Familienlegende) keine Juden. Mein jüdischer Freund ist auch Atheist. Er hat aber das Recht einzuwandern, einfach weil seine Eltern Juden sind, und das obwohl seine Eltern ebenfalls Atheisten sind.
Die Juden nur als Religionsgemeinschaften aufzufassen scheitert also an mindestens zwei Gruppen. Erstens an den Leuten, die etwas gegen Juden haben und eine gewisse Blut- und Bodenmentalität pflegen. Die können zwar auch kein glaubwürdiges Kriterium angeben, was eigentlich ein Jude ist, die könnten womöglich nach ihren eigenen Kriterien sogar selbst Juden sein, ohne es zu wissen, aber das hindert sie nicht daran, Mollies zu werfen. Zweitens am Staat Israel bzw. an den Organisationen, die behaupten, die Juden zu repräsentieren. Mittlerweile wird Israel mit Einwanderern z.B. aus Russland regelrecht überrannt. Der Lebensstandard in Israel ist im Vergleich zur Heimat so exorbitant hoch, dass jeder sich an eine jüdische Großmutter erinnern will. Innenpolitisch kommt die israelische Regierung allmählich in Argumentationsnot, will sie den "alteingesessenen" Israelis erklären, warum alle diese Einwanderer eigentlich Juden sind.
In Ermangelung eines besseren Begriffs werde ich die Juden vorerst weiter als Volk und nicht als Religionsgemeinschaft bezeichnen. Vielleicht hat jemand einen besseren Vorschlag, mit dem die oben beschriebenen Phänomene ebenfalls erfasst sind. Der Begriff Rasse fände ich in diesem Zusammenhang allerdings irgendwie geschmacklos.
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