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Wie Faschismus entsteht.

 
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Itaju
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Anmeldungsdatum: 03.03.2004
Beiträge: 11

Beitrag(#111440) Verfasst am: 02.04.2004, 21:17    Titel: Wie Faschismus entsteht. Antworten mit Zitat

So, ich möchte euch etwas erzählen, das mir heute früh in der Stunde passiert ist. Folgendes:

Ich hatte wie jeden Freitags in den ersten zwei Stunden Methodik-Unterricht. Ich geh mal davon aus, dass die meisten von euch das Fach nicht kennen, also erkläre ich es einmal kurz. Dieses wird bei uns nur im 11. Jahrgang unterrichtet und die Themen beinhalten z.B. wie man sich in Klausuren verhält, wie man Texte bearbeitet, wie man ordentliche Referate macht und auch, wie man Facharbeiten erstellt. Theme der heutigen Stunde war letzteres. Wir sollen innerhalb von zwei Monaten eine Facharbeit mit zwei Partnern erschaffen. Ein Problem dabei war jedoch die Themenwahl. Bei den Präsentationen letztes Jahr hat uns unser Lehrer einige Länder vorgegeben, von denen wir uns ein bestimmtes als Thema aussuchen durften, also war unsere Wahl eingeschränkt, besonders weil die Schüler in den anderen Klassen frei wählen durften, was sie für ein Thema machten. Naja, wiedem auch sei wollte unser Lehrer aus Gerechtigkeit uns abstimmen lassen, ob wir lieber frei wählen möchten, was wir für ein Thema bearbeiten möchten, oder ob er uns wieder etwas vorgeben will. Etwa 14 Leute haben gegen 7 Gegenstimmen für eine freie Wahl gestimmt. Unser Lehrer wollte uns noch eine frei Wahl machen lassen und zwar, ob wir tatsächlich komplett ein eigenes Thema suchen wollen, oder ob er uns eine Richtlinie aus seinen Fachgebieten (Geschichte, WiPo, Erdkunde und Bio) erteilen soll. Er meinte letzteres wäre für ihn selbst einfacher, da er eventuell leichter die Arbeiten korrigieren könnte. Aber ich kann einfach nicht verstehen, wieso in meiner Klasse deutlich mehr Leute für eine Einschränkung ihrer Entscheidungsfreiheit gestimmt haben, als für eine komplette Entscheidungsfreiheit...
Wenn einige Leute bei uns in der Klasse zu blöd sind, sich für ein Thema zu entscheiden, denn sollen sie doch bitte 1. sich selbst und nur für sich diesen Riegel vorschieben, dass sie selbst ein Thema aus diesen Bereichen, die unser Lehrer genannt hat nehmen, oder 2., dass sie im Notfall sich auch direkt eines von unserem Lehrer vorschreiben lassen, aber sie sollten doch Leute wie mich, die sich frei ein Thema aussuchen wollen, das auch tun lassen, oder?

Die ganze Aktion hat mir die Erleuchtung gegeben. Es gibt zwei Arten von Menschen: Freidenker und Mitläufer. Erstere versuchen ihre Maximen von Individualität durchzusetzen, letztere brauchen einen Menschen oder besser gesagt, wollen einen Menschen, der ihnen vorschreibt, wie sie etwas richtig zu machen haben. Solche Menschen arbeiten schneller und effizienter als andere Menschen, wenn ihnen etwas vorgeschrieben wird. Es war erschreckend für mich zu sehen, wie viele davon in meiner Klasse sind. Und ich behaupte, wenn wir nicht diese tollen 50 Jahre Amerikanische Demokratieerziehung hätten, würden all diese Leute, die sich anscheinend in der Überzahl befinden, sofort wieder einen Dikator wählen, der ihnen auch Aufgaben zuteilt und für sie denkt. In der DDR war es ähnlich. Der Staat hat fast das ganze denken für die Menschen übernommen, Versicherungen zum Beispiel. Der Unterschied war, dass sich diese Leute nicht dagegen wehren konnten, aber die Leute in meiner Klasse "wollen" ja unterdrückt werden.

Okay okay, ich denke mal, ich mache aus einer Mücke einen Elefanten, da ich auf zwei unterschiedlichen Ebenen rede, aber es ist fakt, dass ein großteil der Deutschen ähnliche Chrakterzüge hat, denen wir die Nazi-Zeit zu verdanken haben. Und zum Glück denkt jeder, dass Demokratie das beste für ihn ist. Sonst hätten wir jetzt schon die nächste Dikatur.

Was denkt ihr darüber?
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Ñiklas ~ Bruder von Narziss
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frajo
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Anmeldungsdatum: 25.08.2003
Beiträge: 11440

Beitrag(#111449) Verfasst am: 02.04.2004, 21:41    Titel: Re: Wie Faschismus entsteht. Antworten mit Zitat

Itaju hat folgendes geschrieben:
...

die strukturen, d.h. die nackten verhaltensweisen, sind wohl dieselben bei dem, was bei dir in der klasse gelaufen ist, und bei dem, was in ganz D damals gelaufen ist. insofern stimme ich dir zu.
aber:
die randbedingungen sind völlig verschiedene. bei euch in der klasse ging es nicht um leben und tod. da ist es akzeptabel, aus reiner bequemlichkeit den (kurzsichtig gesehen) leichteren weg zu gehen.
wenn dagegen dieselbe bequemlichkeit zu verbrechen führt (z.b. zu "out of area"-einsätzen des militärs), dann ist damit kein guter weg eingeschlagen.

was übrigens die "verführbarkeit" zur gewalt betrifft, halte ich das milgram-experiment für wesentlich erkenntnisfördernder.
ich weiß nicht, ob ihr das an der schule hattet. zu meiner zeit kannte es niemand aus meinem umfeld.
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Itaju
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Anmeldungsdatum: 03.03.2004
Beiträge: 11

Beitrag(#111460) Verfasst am: 02.04.2004, 22:04    Titel: Re: Wie Faschismus entsteht. Antworten mit Zitat

frajo hat folgendes geschrieben:
Itaju hat folgendes geschrieben:
...

die strukturen, d.h. die nackten verhaltensweisen, sind wohl dieselben bei dem, was bei dir in der klasse gelaufen ist, und bei dem, was in ganz D damals gelaufen ist. insofern stimme ich dir zu.
aber:
die randbedingungen sind völlig verschiedene. bei euch in der klasse ging es nicht um leben und tod. da ist es akzeptabel, aus reiner bequemlichkeit den (kurzsichtig gesehen) leichteren weg zu gehen.
wenn dagegen dieselbe bequemlichkeit zu verbrechen führt (z.b. zu "out of area"-einsätzen des militärs), dann ist damit kein guter weg eingeschlagen.

was übrigens die "verführbarkeit" zur gewalt betrifft, halte ich das milgram-experiment für wesentlich erkenntnisfördernder.
ich weiß nicht, ob ihr das an der schule hattet. zu meiner zeit kannte es niemand aus meinem umfeld.


Naja, ich behaupte mal, viele Leute in Deutschland wussten nicht worauf sie sich bei Adolf Hitler einließen. Wenn einem jemand einen Arbeitsplatz verspricht, liest man nicht so stark zwischen den Zeilen. Okay, es war schon vor 33 bekannt, wohin Adolf Hitler arbeitet, aber damals waren die Menschen mittelalterlicher und sind leichter mit Leben und Tod umgegangen, erst recht durch den ersten Weltkrieg und den damit verbundenen Rassismus. Dann kam ja auch noch die Sache mit den Juden hinzu.
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Ñiklas ~ Bruder von Narziss
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Tarvoc
would prefer not to.



Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44148

Beitrag(#111477) Verfasst am: 02.04.2004, 22:40    Titel: Re: Wie Faschismus entsteht. Antworten mit Zitat

Itaju hat folgendes geschrieben:
Es gibt zwei Arten von Menschen: Freidenker und Mitläufer. Erstere versuchen ihre Maximen von Individualität durchzusetzen, letztere brauchen einen Menschen oder besser gesagt, wollen einen Menschen, der ihnen vorschreibt, wie sie etwas richtig zu machen haben. Solche Menschen arbeiten schneller und effizienter als andere Menschen, wenn ihnen etwas vorgeschrieben wird. Es war erschreckend für mich zu sehen, wie viele davon in meiner Klasse sind. Und ich behaupte, wenn wir nicht diese tollen 50 Jahre Amerikanische Demokratieerziehung hätten, würden all diese Leute, die sich anscheinend in der Überzahl befinden, sofort wieder einen Dikator wählen, der ihnen auch Aufgaben zuteilt und für sie denkt. In der DDR war es ähnlich. Der Staat hat fast das ganze denken für die Menschen übernommen, Versicherungen zum Beispiel. Der Unterschied war, dass sich diese Leute nicht dagegen wehren konnten, aber die Leute in meiner Klasse "wollen" ja unterdrückt werden.


Gute Erkenntnis.
Die Neophili (Freidenker) sind den Neophobi (Mitläufer) 1:100 unterlegen. Daraus resultiert ja der ganze Ärger!

Im Übrigen haben wir hier keine Demokratie, sondern eine Lobbydiktatur.
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frajo
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Anmeldungsdatum: 25.08.2003
Beiträge: 11440

Beitrag(#111488) Verfasst am: 02.04.2004, 22:52    Titel: Re: Wie Faschismus entsteht. Antworten mit Zitat

Itaju hat folgendes geschrieben:
Naja, ich behaupte mal, viele Leute in Deutschland wussten nicht worauf sie sich bei Adolf Hitler einließen.

sie wußten es aber jeden tag genauer. jeden tag wurden neue gesetze erlassen, die zeigten, wo es lang ging.

Zitat:
Wenn einem jemand einen Arbeitsplatz verspricht, liest man nicht so stark zwischen den Zeilen.

da ist was dran. aber es ist nicht die einzige motivation. arbeitsplätze haben auch die anderen parteien versprochen.

Zitat:
Okay, es war schon vor 33 bekannt, wohin Adolf Hitler arbeitet, aber damals waren die Menschen mittelalterlicher und sind leichter mit Leben und Tod umgegangen,

das halte ich für ein gerücht.
nach industrialisierung, elektrifizierung, relativitätstheorie, quantenmechanik, der "neuen wiener klassik" und vielem anderen niedagewesenen kann keine rede mehr von mittelalterlichkeit sein.

Zitat:
erst recht durch den ersten Weltkrieg und den damit verbundenen Rassismus.

ich sehe keinen zusammenhang zwischen rassismus und WK1.
der rassismus kam lange vorher auf.

Zitat:
Dann kam ja auch noch die Sache mit den Juden hinzu.

das verstehe ich nicht.
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frajo
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Anmeldungsdatum: 25.08.2003
Beiträge: 11440

Beitrag(#111490) Verfasst am: 02.04.2004, 22:56    Titel: Re: Wie Faschismus entsteht. Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Die Neophili (Freidenker) sind den Neophobi (Mitläufer) 1:100 unterlegen. Daraus resultiert ja der ganze Ärger!

eine erhöhung auf 10:90 reicht schon aus, um einiges in gang zu setzen.
nur reicht das nicht aus, um sich vor fischern und anhang zu sichern.

Zitat:
Im Übrigen haben wir hier keine Demokratie, sondern eine Lobbydiktatur.

stimmt. und zwar nicht einer x-beliebigen lobby, sondern der lobby überfressener nimmersatts.
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Tarvoc
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Beiträge: 44148

Beitrag(#111492) Verfasst am: 02.04.2004, 23:03    Titel: Re: Wie Faschismus entsteht. Antworten mit Zitat

frajo hat folgendes geschrieben:

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Die Neophili (Freidenker) sind den Neophobi (Mitläufer) 1:100 unterlegen. Daraus resultiert ja der ganze Ärger!

eine erhöhung auf 10:90 reicht schon aus, um einiges in gang zu setzen.
nur reicht das nicht aus, um sich vor fischern und anhang zu sichern.


Ja, nur wie willst du diese Erhöhung bewerkstelligen?

frajo hat folgendes geschrieben:

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Im Übrigen haben wir hier keine Demokratie, sondern eine Lobbydiktatur.

stimmt. und zwar nicht einer x-beliebigen lobby, sondern der lobby überfressener nimmersatts.


Ich verstehe die Aussage nicht.
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frajo
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Anmeldungsdatum: 25.08.2003
Beiträge: 11440

Beitrag(#111494) Verfasst am: 02.04.2004, 23:19    Titel: Re: Wie Faschismus entsteht. Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
frajo hat folgendes geschrieben:

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Die Neophili (Freidenker) sind den Neophobi (Mitläufer) 1:100 unterlegen. Daraus resultiert ja der ganze Ärger!

eine erhöhung auf 10:90 reicht schon aus, um einiges in gang zu setzen.
nur reicht das nicht aus, um sich vor fischern und anhang zu sichern.

Ja, nur wie willst du diese Erhöhung bewerkstelligen?

ich habe keine ambitionen in dieser richtung. das ist nicht mein fach.
sowas läßt sich m.e. nicht "bewerkstelligen" (also manipulativ hinkriegen), sondern nur ansteuern. ein jeder an seinem platz.

Zitat:
frajo hat folgendes geschrieben:

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Im Übrigen haben wir hier keine Demokratie, sondern eine Lobbydiktatur.

stimmt. und zwar nicht einer x-beliebigen lobby, sondern der lobby überfressener nimmersatts.

Ich verstehe die Aussage nicht.

naja, lobbyisten sind zunächst nur harmlose interessenvertreter. ein lobbyist arbeitet für ABC, ein andererr für XYZ etc.
das problem der westlichen "demokratien" ist die ungeheure asymmetrie zwischen dem einen kreuz alle paar jahre, in dem der vorgebliche souverän, der wähler, tausende von einzelüberlegungen und abwägungen konzentrieren muß, während jene leute, die über mehr finanzielle mittel verfügen, die ganze legislaturperiode hindurch kontinuierlich einfluß nehmen können. auf diese weise kann nur eine soziale schlagseite in der gesellschaft entstehen; das ist zwangsläufig und unausweichlich.
und völlig unabhängig von der farbe irgendeiner partei.
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Itaju
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Anmeldungsdatum: 03.03.2004
Beiträge: 11

Beitrag(#111511) Verfasst am: 03.04.2004, 00:32    Titel: Re: Wie Faschismus entsteht. Antworten mit Zitat

frajo hat folgendes geschrieben:
Itaju hat folgendes geschrieben:
Naja, ich behaupte mal, viele Leute in Deutschland wussten nicht worauf sie sich bei Adolf Hitler einließen.

sie wußten es aber jeden tag genauer. jeden tag wurden neue gesetze erlassen, die zeigten, wo es lang ging.

Zitat:
Wenn einem jemand einen Arbeitsplatz verspricht, liest man nicht so stark zwischen den Zeilen.

da ist was dran. aber es ist nicht die einzige motivation. arbeitsplätze haben auch die anderen parteien versprochen.

Zitat:
Okay, es war schon vor 33 bekannt, wohin Adolf Hitler arbeitet, aber damals waren die Menschen mittelalterlicher und sind leichter mit Leben und Tod umgegangen,

das halte ich für ein gerücht.
nach industrialisierung, elektrifizierung, relativitätstheorie, quantenmechanik, der "neuen wiener klassik" und vielem anderen niedagewesenen kann keine rede mehr von mittelalterlichkeit sein.

Zitat:
erst recht durch den ersten Weltkrieg und den damit verbundenen Rassismus.

ich sehe keinen zusammenhang zwischen rassismus und WK1.
der rassismus kam lange vorher auf.

Zitat:
Dann kam ja auch noch die Sache mit den Juden hinzu.

das verstehe ich nicht.


Hast mich n bissl falsch interpretiert. ^^
mit dem komparativ von Mittelalterlich meine ich, dass weniger Leute damals in ihrer ethisch/moralischen Einstellung das Töten von Menschen hinterfragt hatten. Es gibt heute bestimmt weniger Leute als damals, die z.B. für eine Todesstrafe für Leute wie BinLaden oder Hussein sind (wenn auch nicht viel mehr). Bedenk auch den Religionsrückgang in den 70 Jahren ^^.

Ich meine ja auch nicht, dass es in der Weimarer Republik ersmals Rassismus gab. Nur wurde alter Hass auf die Franzosen aufgewärmt, die mit dem Versailler Fertrag die überhand hatten.

Das mit den Juden meine ich den ganzen Antisemitismus blabla, bin da nicht so gut informiert, wie das vor 33 Aussah mit den Juden vor dem 1. WK und in der WR
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Ñiklas ~ Bruder von Narziss
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max
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Anmeldungsdatum: 18.07.2003
Beiträge: 3055

Beitrag(#111582) Verfasst am: 03.04.2004, 11:12    Titel: Antworten mit Zitat

Itaju hat folgendes geschrieben:
mit dem komparativ von Mittelalterlich meine ich, dass weniger Leute damals in ihrer ethisch/moralischen Einstellung das Töten von Menschen hinterfragt hatten.

Die Nazis wurden immer nur von einer Minderheit unterstützt, weshalb sie auf SS, Gestapo, KZs, Blockwarte etc. - kurz Terror - angewiesen waren. Bei der letzten freien Wahl im November 1932 erhielt die NSDAP 33,1% der Stimmen, währen die SPD und KPD zusammen 37,3% erhielten. Das Problem war damals nicht einfach die Einstellung (Mitläufertum), sondern dass die Arbeiterparteien eine katastrophale Politik machten. Die KPD handelte nicht, weil sie meinten, dass der Faschismus keine Gefahr darstellte und dass es eigentlich bereits der Faschismus vor Hitlers Regierungsübernahme existierte. Die SPD handelte nicht, weil sie einem Papier (der Verfassung) mehr vertraute, als den eigenen Mitgliedern und der Arbeiterklasse. Da die beiden grössten Arbeiterparteien nicht handelten, hatten die Nazis leichtes Spiel. Versuche Alternativen zur Sozialdemokratie und stalinisierten KPD aufzubauen (z.B. die KPO, SAP) kamen zu spät und waren leider nicht erfolgreich.

Die Mittelschichten und die bürgerlichen Parteien haben dagegen in ihrer Mehrheit die Nazis aktiv unterstützt. Im übrigen galt die Weimarer Republik damals als einer der fortschrittlichsten Gesellschaften. Der Faschismus entstand nicht aus Rückständigkeit, sondern in einer der am weitest entwickelsten Staaten. Der Faschismus wurde von den Kapitalisten damals als einziger Ausweg gesehen ihre Interessen durchzusetzen.

Dieses Untertanentum, freiwillige Unterordnung, Glaube an die eigene Unfähigkeit und die Überlegenheit von Experten (inklusive der "Volksvertreter") ist natürlich trotzdem ein massives Problem. Es hindert die Menschen daran, ihr eigenes Leben zu kontrollieren und ermöglicht so erst, dass eine Minderheit (die Grosskapitalisten) herrschen können.
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Für die AGENDA 3010! 30-Stunden-Woche mit vollen Lohnausgleich und 10 Euro gesetzlicher Mindestlohn!

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