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Johann Gottlieb Fichte - Das Verschweigen des Antisemitismus Fichtes im HPD

 
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Religionskritik-Wiesbaden
homo est creator Dei



Anmeldungsdatum: 04.11.2008
Beiträge: 10333
Wohnort: Wiesbaden

Beitrag(#1754690) Verfasst am: 23.05.2012, 01:28    Titel: Johann Gottlieb Fichte - Das Verschweigen des Antisemitismus Fichtes im HPD Antworten mit Zitat

Johann Gottlieb Fichte - Das Verschweigen des Antisemitismus Fichtes im HPD

Vor kurzem gedachte man dem Philosophen Fichte - nicht irgendein Werk von ihm feierte Jubiläum, sondern er selbst. Zum 250. Mal jährt sich sein Geburtstag.

Auch der HPD trug zwei Seiten hierzu bei. Zum einen die vielen bekannte zum Gedenktag erschienene Seite zu Johann G. Fichte - in dem alle für den HPD relevanten Informationen zur Person zusammengetragen sind:

Quelle nur noch im Cache verfügbar

http://webcache.googleusercontent.com/search?q=cache:oSuoim-PWgsJ:hpd.de/node/1950+HPD+Fichte&cd=1&hl=de&ct=clnk&gl=de&client=firefox-a

und zum anderen ein Extra Artikel mit Buchanpreisung und Veranstaltungstipp, geschrieben von Elke Schäfer:

Quelle:
http://hpd.de/node/13402
Titel: Philosoph der Freiheit

Beide Artikel verschweigen den Antisemitismus bzw. die gegen Fichte erhobenen Antisemitismusvorwürfe - und das, obwohl dieser bzw. diese doch bekannt sein dürften. Anderes findet sich aber im HPD Artikel, zum Beispiel:

Zitat:
Er war ein strenger, oft starrsinniger, aber ehrlicher Charakter, ein Willensmensch, der immer nach Aktivität und innerer Freiheit strebte und die Geistes- und Willenskraft aufs höchste schätzte. Er war ein liberaler Demokrat und Republikaner und er verband Patriotismus mit humanistischem Weltbürgertum.

fett von mir

Mit den Augen rollen

und aus dem Artikel von Elke Schäfer entnehmen wir:

Zitat:
Bei der Neugestaltung Europas nach den Grundsätzen von Freiheit und höchster sittlicher Kultur, wie er in seinen „Reden an die deutsche Nation” klar machte, maß er den Deutschen eine besondere Rolle zu.


und wie gerne nimmt man auch Fichte als Steinbruch für unsere Zeit

Zitat:
Diese seine Geschichtsphilosophie unterschied drei gesellschaftliche Phasen: Das „arkadische Zeitalter” der primitiven Zustände eines herrschenden Vernunftinstinkts; das Zeitalter der „vollendeten Sündhaftigkeit”, in welchem sich das Gemeinwesen von sich selbst entfremdet hat und in viele divergierende Individuen zerfallen ist; das dritte Zeitalter wird das „elysische” sein, in welchem die Individuen nur noch konturlos wie Atome durcheinander schweben. Wie trifft doch die Beschreibung seiner zweiten Phase wieder auf das Deutschland von heute zu.

fett von mir

Mit den Augen rollen

Aber da hätte man auch mehr heraus zitieren können, was aber unnötig ist.

Warum aber gehen sowohl Elke Schäfer als auch der Schreiber des HPD Gedenktagartikels nicht auf die Antisemitismusvorwürfe gegen Fichte ein, nicht auf seine Instrumentalisierung während der NS-Zeit ? Will man hier bewußt verschweigen, was einem den 'schönen Helden', den streibaren Kämpfer für Religionsfreiheit befleckt?

Passiert hier nicht dasselbe bei einigen Autoren vom HPD, wie bei einigen Protestanten mit Luther, wenn sie seine späte antijudaistische Phase unter den Tisch versuchen fallen zu lassen ?
Kennen wir dies nicht auch schon vom Fall Panizza - Deschners Liebling ehedem.

In der Welt erschien auch ein Artikel zum 250. Geburtstag - hier unterzog jedoch der Autor Micha Brumlik sich der Mühe, zwei aktuelle Bücher zu Fichte zu lesen - und so wird auch dem Antisemitismus Fichtes Rechnung getragen - zumindest in der Welt.
Titel:Zuoberst die deutsche Nation
Quelle:
http://www.welt.de/print/die_welt/literatur/article106339930/Zuoberst-die-deutsche-Nation.html

Zitat:

(...)
interessiert sich Manfred Kühn in seiner doppelt so langen Darstellung vor allem für den politischen Denker. Wo Jacobs Fichtes Leben und Werk erklärtermaßen gutwillig liest, kommt Kühn am Ende seiner panoramatischen, luziden und zumal in den systematischen Passagen sehr gut nachvollziehbaren Erzählung zu dem drastischen Schluss, dass Fichte ein Vorläufer des Nationalsozialismus gewesen und von den Nationalsozialisten keineswegs zu Unrecht beansprucht worden sei. Tatsächlich fällt auf, dass Jacobs all jene Äußerungen Fichtes, die seinen tiefsitzenden Antisemitismus belegen, entweder übergeht oder nur oberflächlich streift. Den hypertrophen Kult der deutschen Sprache und damit des Volks der Deutschen bei Fichte erklärt er mit einer mangelhaft ausgebildeten Sprachwissenschaft und behandelt Fichtes Beteiligung an der juden- und frauenfeindlichen "Deutsch-christlichen Tischgesellschaft" äußerst diskret. Manfred Kühn hingegen zögert nicht, festzustellen, dass manche Ideen des Nationalsozialismus in Fichtes Philosophie angelegt seien. In diametralem Gegensatz zu Wilhelm Jacobs stellt er fest: "Allen Beschönigungsversuchen zum Trotz muss er als einer der Vorväter des unseligen deutschen Nationalismus gelten und spielt damit auch eine Rolle in der Entstehung des Nationalsozialismus."
(...)

fett von mir

Der nicht vom Antisemitismus Fichtes schweigt
Zitat:
Manfred Kühn: Johann Gottlieb Fichte. Ein deutscher Philosoph

fett von mir
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Kival
Profeminist Ghost



Anmeldungsdatum: 14.11.2006
Beiträge: 24071

Beitrag(#1754698) Verfasst am: 23.05.2012, 01:49    Titel: Antworten mit Zitat

Leider lassen ein Teil der Artikel im hpd es an Sachlichkeit/Objektivität mangeln.
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"A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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rawuzl
registrierter User



Anmeldungsdatum: 29.04.2012
Beiträge: 48

Beitrag(#1754704) Verfasst am: 23.05.2012, 03:36    Titel: @religionskritik-wiesbaden Antworten mit Zitat

antisemitismus galt leider lange vor dem 20. jahrhundert als schick und somit salonfähig, viele große köpfe huldigten ihm, und sogar zarte kinderseelen wurden nicht geschont (wilhelm busch!). habe mir angewöhnt - obwohl ich selbst mich als antifaschistin betrachte -, meinem weltbild zuwider laufende texte kluger gestriger geister nicht als speerspitzen gegen ihre gesamtwerke zu richten, sondern gesellschaftliche umstände (murrend) zu berücksichtigen. ich, feministin, lese somit die schriftlichkeiten von sexistInnen, weil ein großteil der menschen vor 1960 eben eine frauendiskriminierende vorstellung der weiblichkeit eingepflanzt bekam und dies die strahlkraft künstlerischen schaffens nicht gänzlich mattiert. und die pazifistin in mir wagt sich sogar an kriegsromane, weil sich die großen alten meister ein dasein ohne waffengewalt nicht vorstellen konnten. sogar sakrale kunst würdige ich (unter protest: bin agnostikerin, wahrscheinlich sogar atheistin).
dass fichtes früher antisemitismus - in späten lebensjahren wandte er sich meines wissens gegen ihn - gerne verschwiegen und nicht publik gemacht wird, um ein denkmal nicht bekleckern zu müssen, verstehe ich deshalb gut, weil nur wenige leute sich der mühe unterziehen zu differenzieren.
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ohne musik wäre das leben ein irrtum. (friedrich nietzsche)
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Sermon
panta rhei



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 18430
Wohnort: Sine Nomine

Beitrag(#1754711) Verfasst am: 23.05.2012, 07:31    Titel: Antworten mit Zitat

Fichte ist ein selbstwiderspruechlicher, populaerwissenschaftlicher, geistesaristokratischer transzendentalphilosphischer Mitbegruender des romantischen Idealismus und Stifter des Mythos von der Deutschen Nation.

Zitat:
Fichte changiert in den Reden an die Deutsche Nation zwischen einem vorpolitisch begründeten Nationalismus und einer universalistischen Position. Deshalb finden sich dort einander widersprechende Bestimmungen der deutschen Nation: Einmal gehört ihr zu, wer die deutsche Sprache spricht, einmal ist Mitglied, wer die Ideale der Aufklärung vertritt – „wo es auch geboren sei, und in welcher Sprache es rede, ist unseres Geschlechts“ . In der Sekundärliteratur wird Fichte normalerweise einer der beiden Seiten zugeschlagen.


Zitat:
Im Verfassungspatriotismus wird das Volk durch die staatlich garantierte Geltung der Verfassung zur Nation. Im vorpolitisch begründeten Nationalismus ist der Staat, wie Fichte sagt, „bloß das Mittel .. für den höheren Zweck“ der Nation, eine bewaffnete Macht, die die sprachlich, kulturell, geschichtlich oder abstammungsmäßig begründete Einheit des Volks fördert und nach innen und außen verteidigt. Alles, auch der Staat, ist hier ein Mittel zur Bewahrung der vorpolitischen Einheit des Volkes. Das gilt selbstverständlich auch für die Staatsangehörigen. Der Verfassungspatriotismus legt auf individuelle Freiheitsrechte ein großes Gewicht, weil er Mündigkeit voraussetzt. Im vorpolitisch begründeten Nationalismus hingegen wird die Beziehung des Individuums zur Nation nicht durch Mündigkeit, sondern durch Vaterlandsliebe vermittelt, und diese Vaterlandsliebe wird schon bei Fichte als ein mystisches Dunkel von Sehnsüchten und Hoffnungen vorgestellt. „Der Edle“, schreibt Fichte, „opfert“ sich „mit Freuden“ nicht für den „Geist der ruhigen bürgerlichen Liebe der Verfassung, und der Gesetze, sondern (für) die verzehrende Flamme der höheren Vaterlandsliebe, die die Nation als Hülle des Ewigen umfasst“. Das ist das gerade Gegenstück zu Mündigkeit. Gefordert wird nicht Urteilskraft, sondern Identifikation und Glaube. Das Individuum im vorpolitisch begründeten Nationalismus wird nicht als selbständiges geschätzt, es geht in der Nation auf, der einzelne ist nichts, die Nation alles. In Hamburg steht ein von den Nationalsozialisten errichtetes Kriegsdenkmal, dessen Inschrift dieses Verhältnis exakt auf den Punkt bringt: „Deutschland muss leben, und wenn wir sterben müssen.“ Strukturell undemokratisch also ist der vorpolitisch begründete Nationalismus, weil die durch den Staat garantierte Verfassung keinen gemeinsamen Identifikationspunkt darstellt, sondern die Forderung nach einem Staat vielmehr aus einer vorpolitisch verstandenen Einheit des Volkes begründet wird. Weil diese Einheit zu einer wesenhaften Entität verklärt wird, die rationaler Durchdringung entzogen ist, folgt die Erniedrigung des Individuums zu einem bloßen Exemplar, einem Diener des Volkes.

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Sermon
panta rhei



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 18430
Wohnort: Sine Nomine

Beitrag(#1754712) Verfasst am: 23.05.2012, 07:36    Titel: Antworten mit Zitat

Literaturhinweis:

Manfred Kühn: Johann Gottlieb Fichte
Ein deutscher Philosoph, 1762–1814; (Beck) München 2012
ISBN-10: 3406630847
ISBN-13: 978-3406630842
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Telliamed
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Anmeldungsdatum: 05.03.2007
Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten

Beitrag(#1754729) Verfasst am: 23.05.2012, 09:24    Titel: Antworten mit Zitat

Sermon hat folgendes geschrieben:
Literaturhinweis:

Manfred Kühn: Johann Gottlieb Fichte
Ein deutscher Philosoph, 1762–1814; (Beck) München 2012
ISBN-10: 3406630847
ISBN-13: 978-3406630842


Dazu noch einmal meine Einschätzung vom Vormonat:

http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=1747368#1747368

Ich hatte schon einmal eine Diskussion, in der man den "antisemitischen" Voltaire gegenüber dem "judenfreundlichen" Gotthold Ephraim Lessing abgewertet hat, der ein Jugenddrama "Die Juden" aufzuweisen hat und mit Moses Mendelssohn befreundet war. Ganz zu schweigen von Versuchen, Luther zum Vorkämpfer der Judenvernichtung zu machen - zu diesem Thema das Buch von Thomas Kaufmann: "Luthers Judenschriften" Ein Beitrag zur ihrer historischen Kontextualisierung. Tübingen 2011.

Es geht nicht darum, judenfeindliche Äußerungen der Frühen Neuzeit zu verschweigen. Aber man sollte diese Aussagen in den Kontext ihrer Zeit einordnen. Mitunter wird den Autoren der Zeit von 1500-1800 schon fast abverlangt, sie hätten vorhersehen müssen, wozu ihre Aussagen im 20. Jahrhundert mißbraucht werden würden.

Bei Voltaire und Lessing sieht das dann so aus, dass moralisiert wird: Voltaire schimpft auf die Juden, also "Antisemitisch", Lessing sieht in ihnen vollberechtigte Mitglieder der Gesellschaft, er ist also "philosemitisch". So einfach ist das nicht. Es wird auch nicht einfacher, wenn vulgär-marxistisch-soziologisch Voltaire zu einem Großbourgeois erklärt wird, der in trüben Finanzgeschäften Millionen verdiente und sich in Ferney ein Schloss bauen ließ, und der Sohn eines orthodox-lutheranische Pfarrers Lessing, der ständig Schulden hatte, dann als Vertreter des "fortschrittlichen Bürgertums" erscheint.

Der deutsche Nationalismus um 1800 richtete sich gegen den napoleonischen Einfall, und das waren doch Eroberungskriege? In die antifranzösische Polemik mischten sich auch aufklärungsfeindliche und antijudaische Töne. Kleist, Fichte, Arndt, Jahn haben Hanebüchenes von sich gegeben, Goethe selbst auch, aber der war doch wiederum für Napoleon? Es hat Bestrebungen gegeben, mit Verweis auf antisemitische Äußerungen Arndts gleich der Greifswalder Universität den Namen abzuerkennen.

Die Franzosen brachten indes die Gleichberechtigung der Juden auf ihren Bajonetten. Wilhelm von Humboldt war dann auch für die Gleichberechtigung der Juden in Preußen, während seine Frau Caroline scharfe antisemitische Töne vernehmen ließ, weil sie als Adlige ihre Güter verlor, die dann von jüdischen Händlern weiterverkauft wurden.

Schwierig wird es ferner, wenn antijudaische Einlassungen mit Charakterzügen erklärt werden, man also moralisierend und pauschalisierend durch die Geschichte zu ziehen versucht. Dann kommt heraus: Der 'böse' Voltaire und der 'gute' Lessing. Dann hat sich aber Voltaire sehr aktiv für Opfer katholischer Verfolgungen eingesetzt, sein Kontrahent Rousseau, der in diesem Jahr ebenfalls 300. Geburtstag hat wie der Preußenkönig, gar nicht, der hat dafür die unheilvolle Wirkung des Privateigentums auf die Entwicklung der Ungleichheit der Menschen aufgedeckt.

Kurzum, es sollte nach Möglichkeit das Prinzip des Historismus gewahrt werden. Mit dem Wissen um die Judenvernichtung im 20. Jahrhundert ausgestattet, sollten nicht die Denker der Frühen Neuzeit in Schubladen einsortiert werden.
Das richtet sich nicht gegen hier in der Diskussion Gesagtes, ich wollte nur ein bißchen zur Vorsicht raten.
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Sermon
panta rhei



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 18430
Wohnort: Sine Nomine

Beitrag(#1754754) Verfasst am: 23.05.2012, 10:49    Titel: Antworten mit Zitat

Telliamed hat folgendes geschrieben:
Mit dem Wissen um die Judenvernichtung im 20. Jahrhundert ausgestattet, sollten nicht die Denker der Frühen Neuzeit in Schubladen einsortiert werden.
Das richtet sich nicht gegen hier in der Diskussion Gesagtes, ich wollte nur ein bißchen zur Vorsicht raten.


Historismus - so so.
Inwiefern soll Fichte chronologisch korrekt noch als Denker der Fruehen Neuzeit bezeichnet werden koennen?

Was aendert die Einordnung seines peripheren Antisemitismus an seinem hervorstechenden Nationalismus? Und wie serioes ist eine Wuerdigung, welchen denselben erst recht unterschlaegt?
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Telliamed
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Anmeldungsdatum: 05.03.2007
Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten

Beitrag(#1754761) Verfasst am: 23.05.2012, 11:28    Titel: Antworten mit Zitat

Sermon hat folgendes geschrieben:
Telliamed hat folgendes geschrieben:
Mit dem Wissen um die Judenvernichtung im 20. Jahrhundert ausgestattet, sollten nicht die Denker der Frühen Neuzeit in Schubladen einsortiert werden.
Das richtet sich nicht gegen hier in der Diskussion Gesagtes, ich wollte nur ein bißchen zur Vorsicht raten.


Historismus - so so.
Inwiefern soll Fichte chronologisch korrekt noch als Denker der Fruehen Neuzeit bezeichnet werden koennen?

Was aendert die Einordnung seines peripheren Antisemitismus an seinem hervorstechenden Nationalismus? Und wie serioes ist eine Wuerdigung, welchen denselben erst recht unterschlaegt?


Ich war in Gedanken noch bei Luther, Voltaire und Lessing - im allgemeinen läßt man die Frühe Neuzeit mit 1789 auslaufen. Da war Fichte gerade Hauslehrer in Zürich.
Sein Wirken in Berlin fällt dann in eine neue Epoche.

Sodann hatte ich mir längst nicht alle bisher gebrachten Links angesehen, sondern reagierte erst einmal auf den von Dir zuletzt geposteten Literaturverweis, zu Manfred Kühn.

Was die Abkürzung HPD betrifft, so habe ich nicht nach ihr gefragt, weil mir dann die knallharte Antwort zuteil werden könnte, dass ich ja gefälligst selbst nachschauen könnte. Als ich dann doch in den Würdigungsartikel hineinschaute, dachte ich, dass hier etwas geschehen ist, was oft bei Jubiläumsartikeln geschieht:

Da hat jemand zusammengestellt, was ihm aus diesem Anlass an möglichst Positivem zu Fichte einfiel.
Voraussetzen, dass jemand die philosophischen Werke Fichtes intensiv studiert hätte, kann man dabei sicher nicht (das trifft auch auf mich zu: bei einigem musste ich nach wenigen Seiten passen).

Ob das ausgewogen sein konnte? Und da fehlte dann offensichtlich ein Verweis auf problematische Ansichten. Ich habe zu HPD und dem ganzen Umfeld keinen engeren Bezug. Bei dem Ort Rammenau schweiften meine Erinnerungen eher wieder ab von diesem Getümmel, dort haben sich meine Eltern in einer Scheune verlobt, dort erschien ich bei meinen Fußwanderungen durch die Dresdener Umgebungen. zwinkern Ferdsch, wie der Sachse zu sagen pflegt.

Was nun den Nationalismus betrifft, so müsste man sich dann auf eine Diskussion über das Nationwerden im 19. Jahrhundert und den Unterschied des damaligen "Nationalismus" zu heutigen Begriffsverwendungen einlassen. Dass damals die Durchsetzung des Einigkeitsgedankens angesichts der Existenz von mehr als 30 Staaten einsetzte und mit der Bismarckschen Reichseinigung von 1871 endete, könnte in Betracht gezogen sein. Fichtes Zeitgenossen Stein oder Friedrich List mit seinen Eisenbahnen um 1835 wird man ja nicht unbedingt als "Nationalisten" abstempeln wollen. Man kann auch den "Nation"-Begriff von vornherein zum Mythos erklären, könnte aber dann im europäischen Vergleich in Kollisionen mit den Vorstellungen in anderen Ländern kommen.
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