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Wie gut war die "gute alte Zeit"?
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vrolijke
Bekennender Pantheist
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Anmeldungsdatum: 15.03.2007
Beiträge: 46343
Wohnort: Stuttgart

Beitrag(#2052415) Verfasst am: 13.04.2016, 12:28    Titel: Antworten mit Zitat

Zu meine Montagezeit (zwischen 1972 und 1981) wohnte ich in einem Wohnwagen.
Je nach Baustelle, stand der auf ein Gelände vom Gaswerk, Stadtwerke, oder Campingplatz.
Wenn die Duschgelegenheiten dort zu miserabel waren, sind wir öfters mal in ein Hallenbad mit Bäderkabinen gegangen.
Ich habe leider nicht mehr im Gedächtniss, wann und wo, das letzte mal gewesen ist.
_________________
Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
Erich Fromm

Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.

Grenzen geben einem die Illusion, das Böse kommt von draußen
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Wilson
zwischen gaga und dada



Anmeldungsdatum: 04.02.2008
Beiträge: 20190
Wohnort: Swift Tuttle

Beitrag(#2052416) Verfasst am: 13.04.2016, 12:29    Titel: Re: Es stinkt zum Himmel - die Verleumdung des Mittelalters Antworten mit Zitat

Religionskritik-Wiesbaden hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Im Galop zurück ins Mittelalter.

Zitat:
Das Badeleben war schon immer eng mit den Vorstellungen von Hygiene sowie entsprechend mit Scham, Lasterhaftigkeit oder eben Enthaltsamkeit verbunden. Seit dem späten Mittelalter galt öffentliches Baden als verwerflich. In christlichen Ländern propagierte die Kirche das Nicht-Baden und erhob es zur Tugend. Sie sah das Baden nicht nur als unsittlich, sondern zudem als überflüssigen Luxus und Verweichlichung an und sprach Verbote aus.


Du solltest vielleicht auch den Text 'zum Mittelalter' lesen,
eher Du wieder ein Zitat der falschen Epoche zuweist.

Im Mittelalter blühte nämlich das Badewesen:

Zitat:
Kreuzfahrer brachten die Badekultur aus islamischen Ländern mit nach Europa, und im 12. und 13. Jahrhundert blühte das gemeinschaftliche Baden erneut auf. Wieder waren nicht nur Sauberkeit und Körperpflege, sondern vor allem auch Unterhaltung und Erotik wichtige Bestandteile des gemeinsamen Bades. Neben hygienischen und medizinischen Behandlungen wie Schröpfen oder Aderlass übernahmen die Bader zuweilen auch das Verkuppeln. (...) Die mittelalterlichen Badezuber gelten bis heute als Ort der Lust, an dem sich schamlose Liebschaften und "Unzucht" breit machten.


klar wirst Du viele kirchliche Äußerungen gegen Bader und Badestuben finden - aber die Power in den Städten lag nun mal häufig im späten Mittelalter nicht mehr bei den Pfaffen und ihren Kirchen sondern in den Ratsstuben. Kleiner Tipp. Wenn neue Städte im Zuge der Ostsiedlung gebaut wurden, kam in die Stadtmitte das Rathaus und drumherum ringartig der Markt. Nicht die Kirche war im Stadtzentrum, sondern das Rathaus!

Der entscheidende Bruch kam wie meist Erst im Spätmittelalter und vor allem dann in der frühen Neuzeit, der Blütezeit von Hexenwahn und religiösen Disput innerhalb der Christenheit.
Und nun ja, das kälter werdende Klima - die dadurch verringerte Ernte und die damit einhergehende Zunahme von Seuchen und Hunger waren hier sicherlich der entscheidende Motor für die Ablösung des 'freudigen Mittelalters' hin zur Finsternis von Spätmittelalter und beginnender früher Neuzeit.


hier auch ein beispiel aus meinem ort mit burg:
https://www.holidaycheck.de/m/die-beschreibung-zum-ritterbad/fcf62421-9783-34c8-8cb6-6627d266d2d2
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"als ob"
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luc
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Anmeldungsdatum: 15.04.2010
Beiträge: 2599
Wohnort: Nice. Paris. Köln

Beitrag(#2052425) Verfasst am: 13.04.2016, 14:45    Titel: Antworten mit Zitat

schtonk hat folgendes geschrieben:
luc hat folgendes geschrieben:


[...]

Heutzutage diktiert die Mode bei den jugendlichen Männern, dass sie einen Vollbart tragen. Abgesehen davon, dass sie manchmal wie islamistischen Brothers aussehen, ist die Sache nicht besonders hygienisch. Einige Labors haben festgestellt, dass diese Bärte voller Kolibakterien sind. Geschockt Woher kommen diese Kolibakterien? Meine Fantasie reicht nicht aus, um die Frage zu beantworten.

Du willst wahrscheinlich nicht wissen, wie oft du schon Kolibakterin am Kinn oder sonstwo hattest.


Hauptsache ich fange nicht an, sie zu romantisieren. zwinkern
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Quéribus
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Anmeldungsdatum: 21.07.2003
Beiträge: 5942
Wohnort: Avaricum

Beitrag(#2052426) Verfasst am: 13.04.2016, 15:26    Titel: Antworten mit Zitat

luc hat folgendes geschrieben:
schtonk hat folgendes geschrieben:
luc hat folgendes geschrieben:


[...]

Heutzutage diktiert die Mode bei den jugendlichen Männern, dass sie einen Vollbart tragen. Abgesehen davon, dass sie manchmal wie islamistischen Brothers aussehen, ist die Sache nicht besonders hygienisch. Einige Labors haben festgestellt, dass diese Bärte voller Kolibakterien sind. Geschockt Woher kommen diese Kolibakterien? Meine Fantasie reicht nicht aus, um die Frage zu beantworten.

Du willst wahrscheinlich nicht wissen, wie oft du schon Kolibakterin am Kinn oder sonstwo hattest.


Hauptsache ich fange nicht an, sie zu romantisieren. zwinkern


ich hab eher den Eindruck, dass die Bart-Mode der jüngeren Semester zu kurzen Bärten geht, meine beiden Jungs haben ziemlich kurz gestutztes Gesichtshaar und sind damit beileibe nicht in der Minderzahl ihrer Altersgenossen
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Ahriman
Tattergreis



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Beitrag(#2052435) Verfasst am: 13.04.2016, 18:28    Titel: Antworten mit Zitat

Aufgewachsen bin ich in einem riesigen Mietshaus: 6 Haustüren führten zu je 16 Wohnungen auf vier Stockwerken. Das Gebäude war umgebaut aus einer Fabrikhalle der Lokomotivfabrik Hartmann. Daneben standen jede Menge weiterer Mietskasernen. War aber kein schlechtes Viertel, nebenan war das Polizeipräsidium, gegenüber Realschule und Handwerksschule, auf der anderen Seite der Schloßteich mit Parkanlagen - mein Spielgelände.
Die Bewohner waren sehr gemischt. Wir waren darunter was besseres, mein Vater betrieb ein Uhren- und Optikgeschäft und hatte sogar ein Auto bis Kriegsbeginn. So hat mich Biermanns Lied "Spiel nicht mit den Schmuddelkindern, sing nicht ihre Lieder" dann sehr amüsiert und zum Lachen gebracht, denn ich habe beinahe jeden Tag mit Schmuddelkindern gespielt. Muß allerdings sagen, wenn die überhaupt mal gesungen haben, dann keine anderen Lieder als ich auch kannte. Wenn ich an den Manfred denke - der hat mir gezeigt, was eine Rotzglocke ist. Das weiß Wiki nicht! Unvergeßlich, wie er sie "schnief" hochzog, und dann kam sie langsam wieder raus. Natürlich besaß er kein Taschentuch, vermutlich wußte er nicht mal, was das ist.
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Casual3rdparty
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Beitrag(#2052442) Verfasst am: 13.04.2016, 19:29    Titel: Antworten mit Zitat

boah eigenes geschäft und auto vor kriegsbeginn. in früheren erzählungen nanntest du deinen vater geizig. ich glaube das war bei einer Begebenheit in der direkten Nachkriegszeit.
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DonMartin
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Beiträge: 6817

Beitrag(#2052446) Verfasst am: 13.04.2016, 20:30    Titel: Antworten mit Zitat

Ahriman hat folgendes geschrieben:
So hat mich Biermanns Lied "Spiel nicht mit den Schmuddelkindern, sing nicht ihre Lieder"

Degenhardt. FJ Degenhardt. nerv
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Ahriman
Tattergreis



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Beitrag(#2052491) Verfasst am: 14.04.2016, 10:47    Titel: Antworten mit Zitat

Casual3rdparty hat folgendes geschrieben:
boah eigenes geschäft und auto vor kriegsbeginn. in früheren erzählungen nanntest du deinen vater geizig. ich glaube das war bei einer Begebenheit in der direkten Nachkriegszeit.

Oder sparsam. Sein Leben lang wollte er ein Haus bauen. Das hat ihm erst die Inflation vermasselt, dann die Währungsreform. Und unverdrossen hat er immer wieder angefangen und jeden Pfennig eisern beisammen und die Familie knapp gehalten. Aber es ist nichts draus geworden. Erst 1962 hat er sich endlich einen gebrauchten Käfer gekauft. Da begann er wohl allmählich einzusehen, daß es nichts mehr werden würde. Sein Vorkriegsauto war ein DKW-Meisterklasse aus Sperrholz mit undichtem Segeltuchverdeck. Kam aus derselben Fabrik, wo man später den Trabbi baute. Der Wagen wurde bei Kriegsbeginn stillgelegt und ist dann 1945 in einer Großgarage verbrannt.
Ich habe andersrum immer alles verbraten und nur eine klitzekleine Notreserve gehalten. Und siehe, es war wohlgetan. Es hat mir immer wenig ausgemacht, wenn ich mal wieder wegrationalisiert wurde. Ich hatte keine Schulden, keine Hypothek am Arsch. Und die schleichende Inflation hat mich auch nicht jucken können. Meine Söhne haben ihre Mickymaus-Hefte nicht selber vom Taschengeld bezahlen müssen wie ich.


Zuletzt bearbeitet von Ahriman am 14.04.2016, 11:05, insgesamt einmal bearbeitet
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Marcellinus
Outsider



Anmeldungsdatum: 27.05.2009
Beiträge: 7429

Beitrag(#2052492) Verfasst am: 14.04.2016, 11:02    Titel: Antworten mit Zitat

Ahriman hat folgendes geschrieben:

Oder sparsam. Sein Leben lang wollte er ein Haus bauen. Das hat ihm erst die Inflation vermasselt, dann die Währungsreform. Und unverdrossen hat er immer wieder angefangen und jeden Pfennig eisern beisammen und die Familie knapp gehalten. Aber es ist nichts draus geworden.

Mein Großvater war Schuhmachermeister und hat es anders angefangen. Er hat Schuhe gegen Baumaterial getauscht und so ist das Haus fertiggeworden. zwinkern
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"Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen ... Alles aber ist geworden;
es gibt keine ewigen Tatsachen: sowie es keine absoluten Wahrheiten gibt."

Friedrich Nietzsche
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Ahriman
Tattergreis



Anmeldungsdatum: 31.03.2006
Beiträge: 17976
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Beitrag(#2052493) Verfasst am: 14.04.2016, 11:06    Titel: Antworten mit Zitat

DonMartin hat folgendes geschrieben:
Ahriman hat folgendes geschrieben:
So hat mich Biermanns Lied "Spiel nicht mit den Schmuddelkindern, sing nicht ihre Lieder"

Degenhardt. FJ Degenhardt. nerv

Egal. Sie sind mir beide unsympathisch.
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vrolijke
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Anmeldungsdatum: 15.03.2007
Beiträge: 46343
Wohnort: Stuttgart

Beitrag(#2052495) Verfasst am: 14.04.2016, 11:23    Titel: Antworten mit Zitat

Da ich eh im Wohnwagen wohnte konnte ich gleich eine vermietete Wohnung kaufen.
Was ganz billiges, ohne Eigenkapital. Daran habe ich 25 Jahr bezahlt. Anfänglich doppelt so viel, wie die Miete war.

Als die Scheidung dazwischen kam, war das schon heavy. Unterhalt für zwei Kinder und so, aber so lernt man auch, mit wenig auszukommen.

Im Laufe der Zeit glich es sich aus. Da wierf die Wohnung sogar etwas Gewinn ab.

Irgendwann habe ich sie dann verkauft. Ich stehe nicht so auf Eigenheim. Das macht so unfrei.
Ich wohne lieber zur Miete.
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fwo
Caterpillar D9



Anmeldungsdatum: 05.02.2008
Beiträge: 25893
Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#2052497) Verfasst am: 14.04.2016, 11:31    Titel: Antworten mit Zitat

Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Ahriman hat folgendes geschrieben:

Oder sparsam. Sein Leben lang wollte er ein Haus bauen. Das hat ihm erst die Inflation vermasselt, dann die Währungsreform. Und unverdrossen hat er immer wieder angefangen und jeden Pfennig eisern beisammen und die Familie knapp gehalten. Aber es ist nichts draus geworden.

Mein Großvater war Schuhmachermeister und hat es anders angefangen. Er hat Schuhe gegen Baumaterial getauscht und so ist das Haus fertiggeworden. zwinkern

Den eigentlichen Trick hast Du aber jetzt nicht verraten, weil er damals selbstverständlich war: Er hat das Bauen sehr wahrscheinlich selbst gemacht. Wenn ich damit Recht habe, heißt das, dass er das Haus im Wesentlichen für den Preis des Grundstücks und des Materials gebaut hat.
_________________
Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.

The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.

Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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sünnerklaas
Mietzekatzenkater - treibt den Kessel



Anmeldungsdatum: 30.09.2006
Beiträge: 11046
Wohnort: Da, wo noch Ruhe ist

Beitrag(#2052500) Verfasst am: 14.04.2016, 12:36    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Ahriman hat folgendes geschrieben:

Oder sparsam. Sein Leben lang wollte er ein Haus bauen. Das hat ihm erst die Inflation vermasselt, dann die Währungsreform. Und unverdrossen hat er immer wieder angefangen und jeden Pfennig eisern beisammen und die Familie knapp gehalten. Aber es ist nichts draus geworden.

Mein Großvater war Schuhmachermeister und hat es anders angefangen. Er hat Schuhe gegen Baumaterial getauscht und so ist das Haus fertiggeworden. zwinkern

Den eigentlichen Trick hast Du aber jetzt nicht verraten, weil er damals selbstverständlich war: Er hat das Bauen sehr wahrscheinlich selbst gemacht. Wenn ich damit Recht habe, heißt das, dass er das Haus im Wesentlichen für den Preis des Grundstücks und des Materials gebaut hat.


Hausbau lief im Wesentlichen mit Nachbarschaftshilfe. Auf dem Lande ist das heute teilweise immer noch so. Dazu wurde sehr viel mit Abbruchmaterial gearbeitet, wenn neues Material verwendet wurde, dann wurden bei zu verputzenden Wänden Ziegel zweiter, dritter oder sogar vierter Wahl benutzt.

Als Schuhmachermeister hatte er natürlich auch noch die Gelegenheit, für andere Gewerke etwas zu tun. Das war auch gang und gäbe. Die Schuhe der Bauleute mussten z.B. regelmässig besohlt werden. Dafür wurde dann aus deren Gewerk eine Gegenleistung in Form von fachlicher Hilfe vereinbahrt. Der ganze Hausbau lief dann nach Feierabend.

Und Not machte auch sehr erfinderisch: In meiner Verwandtschaft gab es einen gelernten Flugzeugbauer. Im 2. WK war er unabkömmlich, als der Krieg zu ende war, wurde er nicht mehr gebraucht, weil den Deutschen das Flugzeuge bauen verboten war. Er hat daraufhin eine alte Handölmühle in Gang gebracht und für die Leute Öl aus Bucheckern und Hasel- und Walnüssen hergestellt. Für die alte Reichsmark bekam man nichts - wohl aber für das Abfallprodukt, den Ölkuchen, der bei den Bauern in der Notzeit nach dem Krieg ein sehr begehrtes Kraftfutter war. Die eingetauschten landwirtschaftlichen Produkte hat er dann an die englischen Besatzungssoldaten weiterverkauft. Die hatten auch nix - aber bezahlten in Britischen Pfund - und für Britische Pfund bekam man was. Er hat sich davon dann einen gebrauchten Klein-LKW gekauft, genauer gesagt ein Goliath-Dreirad - eine Klapperkiste, in die es rein regnete und die ein Loch im Boden hatte. Aber sie fuhr eben. Und damit hat er wiederum dann angefangen, Fuhren für andere zu machen. Auch das lief weitgehend in Form von Tauschgeschäften. Ein sehr erträgliches Geschäft war dabei der Transport von Schlachtschweinen. Während der Bewirtschaftung der Lebensmittel musste jedes privat gehaltenes Schwein bei der Schlachtung zwei Mal an einer öffentlichen Wage gewogen werden: ein Mal lebend und ein Mal der ausgeblutete Schlachtkörper. Das machte insgesamt vier Fahrten. Dazu kamen die Fahrten, mit denen die eigenen Bienenstöcke und die anderer Imker im Frühjahr in den Raps und im Herbst in die Heide gefahren wurde.
Ausserdem wurde ausserdem alles eingesammelt und zu Geld gemacht, was andere Leute weggeworfen haben. Jede wilde Müllkippe - und davon gab es reichlich - wurde ausgibig untersucht. Vor allem in Sachen Metallschrott und Baumaterial.
Er hat es mit dieser Strategie und mit seiner sehr leutseligen und hilfsbereiten Art und Weise geschafft, aus nichts ein ansehnliches Vermögen zu schaffen. Ich habe diesen fidelen alten Herrn sehr gemocht. Sein Credo war: anderen zuhören, stets hilfsbereits sein, dabei nichts zu erwarten, die Augen stets offen halten und sich die Mühe machen, sich öfter mal zu bücken - denn das Geld liegt auf der Straße.
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"Bullshit ist eine dritte Kategorie zwischen Wahrheit und Lüge" (Harry Frankfurt)

Ausser Hypochondrie habe ich alle Krankheiten.

Ich fordere: JEDEM VOLLPFOSTEN SEIN EIGENES "Mimi-Mimi!"
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Marcellinus
Outsider



Anmeldungsdatum: 27.05.2009
Beiträge: 7429

Beitrag(#2052555) Verfasst am: 14.04.2016, 18:34    Titel: Antworten mit Zitat

sünnerklaas hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Ahriman hat folgendes geschrieben:

Oder sparsam. Sein Leben lang wollte er ein Haus bauen. Das hat ihm erst die Inflation vermasselt, dann die Währungsreform. Und unverdrossen hat er immer wieder angefangen und jeden Pfennig eisern beisammen und die Familie knapp gehalten. Aber es ist nichts draus geworden.

Mein Großvater war Schuhmachermeister und hat es anders angefangen. Er hat Schuhe gegen Baumaterial getauscht und so ist das Haus fertiggeworden. zwinkern

Den eigentlichen Trick hast Du aber jetzt nicht verraten, weil er damals selbstverständlich war: Er hat das Bauen sehr wahrscheinlich selbst gemacht. Wenn ich damit Recht habe, heißt das, dass er das Haus im Wesentlichen für den Preis des Grundstücks und des Materials gebaut hat.


Hausbau lief im Wesentlichen mit Nachbarschaftshilfe. Auf dem Lande ist das heute teilweise immer noch so. Dazu wurde sehr viel mit Abbruchmaterial gearbeitet, wenn neues Material verwendet wurde, dann wurden bei zu verputzenden Wänden Ziegel zweiter, dritter oder sogar vierter Wahl benutzt.

Als Schuhmachermeister hatte er natürlich auch noch die Gelegenheit, für andere Gewerke etwas zu tun. Das war auch gang und gäbe. Die Schuhe der Bauleute mussten z.B. regelmässig besohlt werden. Dafür wurde dann aus deren Gewerk eine Gegenleistung in Form von fachlicher Hilfe vereinbahrt. Der ganze Hausbau lief dann nach Feierabend.

So isses!
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fwo
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Anmeldungsdatum: 05.02.2008
Beiträge: 25893
Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#2052558) Verfasst am: 14.04.2016, 18:59    Titel: Antworten mit Zitat

Marcellinus hat folgendes geschrieben:
sünnerklaas hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Ahriman hat folgendes geschrieben:

Oder sparsam. Sein Leben lang wollte er ein Haus bauen. Das hat ihm erst die Inflation vermasselt, dann die Währungsreform. Und unverdrossen hat er immer wieder angefangen und jeden Pfennig eisern beisammen und die Familie knapp gehalten. Aber es ist nichts draus geworden.

Mein Großvater war Schuhmachermeister und hat es anders angefangen. Er hat Schuhe gegen Baumaterial getauscht und so ist das Haus fertiggeworden. zwinkern

Den eigentlichen Trick hast Du aber jetzt nicht verraten, weil er damals selbstverständlich war: Er hat das Bauen sehr wahrscheinlich selbst gemacht. Wenn ich damit Recht habe, heißt das, dass er das Haus im Wesentlichen für den Preis des Grundstücks und des Materials gebaut hat.


Hausbau lief im Wesentlichen mit Nachbarschaftshilfe. Auf dem Lande ist das heute teilweise immer noch so. Dazu wurde sehr viel mit Abbruchmaterial gearbeitet, wenn neues Material verwendet wurde, dann wurden bei zu verputzenden Wänden Ziegel zweiter, dritter oder sogar vierter Wahl benutzt.

Als Schuhmachermeister hatte er natürlich auch noch die Gelegenheit, für andere Gewerke etwas zu tun. Das war auch gang und gäbe. Die Schuhe der Bauleute mussten z.B. regelmässig besohlt werden. Dafür wurde dann aus deren Gewerk eine Gegenleistung in Form von fachlicher Hilfe vereinbahrt. Der ganze Hausbau lief dann nach Feierabend.

So isses!

Nicht unbedingt mit Nachbarschaftshilfe - manchmal lief der Hausbau auch wesentlich mit der Kraft der Lenden zwinkern

So hat mein Vater noch in den 60ern für ein voll unterkellertes Haus mit einer Grundfläche von ca 100m2 auf einem 2500m2 Grundstück insgesamt ca 35 000 DM bezahlt. Wir Kinder haben halt alle mitgemacht und die Handwerkerstunden fielen nur da an, wo der Gesetzgeber sie vorschrieb. Aber Sparen war die Grundhaltung, Urlaub ein Fremdwort. Und wir waren auch 3 Söhne, die noch im Haushalt waren - deshalb ging das auch bei uns Zugezogenen ohne besondere Vernetzung mit der dörflichen Gemeinschaft. Außerdem war er ein Fuchs: Es war ein unerschlossenes Grundstück, bei dem der Verkäufer davon ausging, dass wir nie eine Baugenehmigung dafür bekommen würden; deshalb war der Preis praktisch keiner für Bauland, sonder einer für Bauernland. (Er hatte übrigens keine Insiderinformationen über eine mögliche Änderung des Bebauungsplanes, das lief alles nur über den geschickten Umgang mit den genehmigenden Behörden bis hin zu denen auf Landesebene.)
(Über das Kindergeld geht das bei genügensd Blagen auch heute noch.)
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Marcellinus
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Anmeldungsdatum: 27.05.2009
Beiträge: 7429

Beitrag(#2052571) Verfasst am: 14.04.2016, 20:01    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Marcellinus hat folgendes geschrieben:
sünnerklaas hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Ahriman hat folgendes geschrieben:

Oder sparsam. Sein Leben lang wollte er ein Haus bauen. Das hat ihm erst die Inflation vermasselt, dann die Währungsreform. Und unverdrossen hat er immer wieder angefangen und jeden Pfennig eisern beisammen und die Familie knapp gehalten. Aber es ist nichts draus geworden.

Mein Großvater war Schuhmachermeister und hat es anders angefangen. Er hat Schuhe gegen Baumaterial getauscht und so ist das Haus fertiggeworden. zwinkern

Den eigentlichen Trick hast Du aber jetzt nicht verraten, weil er damals selbstverständlich war: Er hat das Bauen sehr wahrscheinlich selbst gemacht. Wenn ich damit Recht habe, heißt das, dass er das Haus im Wesentlichen für den Preis des Grundstücks und des Materials gebaut hat.


Hausbau lief im Wesentlichen mit Nachbarschaftshilfe. Auf dem Lande ist das heute teilweise immer noch so. Dazu wurde sehr viel mit Abbruchmaterial gearbeitet, wenn neues Material verwendet wurde, dann wurden bei zu verputzenden Wänden Ziegel zweiter, dritter oder sogar vierter Wahl benutzt.

Als Schuhmachermeister hatte er natürlich auch noch die Gelegenheit, für andere Gewerke etwas zu tun. Das war auch gang und gäbe. Die Schuhe der Bauleute mussten z.B. regelmässig besohlt werden. Dafür wurde dann aus deren Gewerk eine Gegenleistung in Form von fachlicher Hilfe vereinbahrt. Der ganze Hausbau lief dann nach Feierabend.

So isses!

Nicht unbedingt mit Nachbarschaftshilfe - manchmal lief der Hausbau auch wesentlich mit der Kraft der Lenden zwinkern

Wie das genau bei meinem Großvater gelaufen ist, kann ich dir heute nicht mehr sagen. Als er starb, war ich ein Jugendlicher, den anderes interessierte. Ich habe nur gehört, daß er alles, was er für diesen Bau an Material oder Hilfestellung brauchte, mit selbst angefertigten Schuhen "bezahlt" hat in einer Zeit, in der es keine zu kaufen gab. Das war den Menschen viel wert. Nach Krieg und Währungsreform ging es ihm wesentlich schlechter, weil er nun nur noch von Reparaturen leben mußte.
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schtonk
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Anmeldungsdatum: 17.12.2013
Beiträge: 12078

Beitrag(#2052613) Verfasst am: 15.04.2016, 00:30    Titel: Antworten mit Zitat

sünnerklaas hat folgendes geschrieben:

[...Geschichte vom Flugzeugbauer...]


Schön erzählt Smilie
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Wilson
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Beitrag(#2052924) Verfasst am: 18.04.2016, 15:46    Titel: Antworten mit Zitat

https://www.youtube.com/watch?v=AU2LCisPtCI
Der Preis der Freiheit- Marianne Gronemeyer

interessante darstellung.

Zitat:
naja, so gut wie heute, ist es und doch noch nie gegangen.
wollen sie zurück in die steinzeit, frau...?
das ist die frage, die einem sofort entgegenschallt, wenn man diesen verfeinerungen der raffinierungen der macht auf die spur zu kommen sucht. dann wird man sofort verdächtigt, man sehne sich sozusagen nach den rohen zuständen früherer epochen. das ist aber nicht gemeint.

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Beiträge: 14852

Beitrag(#2052970) Verfasst am: 18.04.2016, 22:48    Titel: Antworten mit Zitat

Wilson hat folgendes geschrieben:
https://www.youtube.com/watch?v=AU2LCisPtCI
Der Preis der Freiheit- Marianne Gronemeyer

interessante darstellung.

Zitat:
naja, so gut wie heute, ist es und doch noch nie gegangen.
wollen sie zurück in die steinzeit, frau...?
das ist die frage, die einem sofort entgegenschallt, wenn man diesen verfeinerungen der raffinierungen der macht auf die spur zu kommen sucht. dann wird man sofort verdächtigt, man sehne sich sozusagen nach den rohen zuständen früherer epochen. das ist aber nicht gemeint.

Danke, die Frau kannte ich noch gar nicht
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Beiträge: 12078

Beitrag(#2052978) Verfasst am: 19.04.2016, 00:36    Titel: Antworten mit Zitat

sehr gut hat folgendes geschrieben:
Wilson hat folgendes geschrieben:
https://www.youtube.com/watch?v=AU2LCisPtCI
Der Preis der Freiheit- Marianne Gronemeyer

interessante darstellung.

Zitat:
naja, so gut wie heute, ist es und doch noch nie gegangen.
wollen sie zurück in die steinzeit, frau...?
das ist die frage, die einem sofort entgegenschallt, wenn man diesen verfeinerungen der raffinierungen der macht auf die spur zu kommen sucht. dann wird man sofort verdächtigt, man sehne sich sozusagen nach den rohen zuständen früherer epochen. das ist aber nicht gemeint.

Danke, die Frau kannte ich noch gar nicht

Sie und ihr Mann Reimer sind sehr nett, sie veranstalten regelmäßig sowas für einen erlesenen Kreis.
Ob das noch weitergeht weiß ich nicht, er ist in die Jahre gekommen.
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Wilson
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Beitrag(#2053159) Verfasst am: 20.04.2016, 18:29    Titel: Antworten mit Zitat

in bezug auf bildung:

https://www.youtube.com/watch?v=Kq0oFJO3eJk
Denn sie dürfen nicht was sie sollen

wie ernüchternd, geradezu traurig.
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Beiträge: 14852

Beitrag(#2053177) Verfasst am: 20.04.2016, 20:25    Titel: Antworten mit Zitat

Wilson hat folgendes geschrieben:
in bezug auf bildung:

https://www.youtube.com/watch?v=Kq0oFJO3eJk
Denn sie dürfen nicht was sie sollen

wie ernüchternd, geradezu traurig.

Geschockt


@Wilson
Du kommst heute mit Videos Cool
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Wilson
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Beitrag(#2053178) Verfasst am: 20.04.2016, 20:28    Titel: Antworten mit Zitat

sehr gut hat folgendes geschrieben:
Wilson hat folgendes geschrieben:
in bezug auf bildung:

https://www.youtube.com/watch?v=Kq0oFJO3eJk
Denn sie dürfen nicht was sie sollen

wie ernüchternd, geradezu traurig.

Geschockt


@Wilson
Du kommst heute mit Videos Cool


gut, nicht.
ps: neulich hatte ich zahnschmerzen und halsschmerzen. da habe ich mit hanföl gegurgelt.
ich glaube, es hat geholfen . zwinkern
_________________
"als ob"
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