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Intoleranz als notwendiges Übel im Rahmen der Evolution?
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sehr gut
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Anmeldungsdatum: 05.08.2007
Beiträge: 14852

Beitrag(#2054532) Verfasst am: 05.05.2016, 16:13    Titel: Antworten mit Zitat

vrolijke hat folgendes geschrieben:
Die AFD und Co unterteilt doch schon zur Vorbereitung die Menschen in "zu erhalten", und "kann vernichtet werden" ein, und bekommen immer mehr Anhang.

Und wenn aus der Nicht-AfD-Ecke Menschen als Hitler bezeichnet werden, Regierungen(die einem nichts getan haben) als Regime usw usw, dann wird dort kein "kann angegriffen werden" vorbereitet?
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vrolijke
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Anmeldungsdatum: 15.03.2007
Beiträge: 46311
Wohnort: Stuttgart

Beitrag(#2054534) Verfasst am: 05.05.2016, 16:24    Titel: Antworten mit Zitat

sehr gut hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Die AFD und Co unterteilt doch schon zur Vorbereitung die Menschen in "zu erhalten", und "kann vernichtet werden" ein, und bekommen immer mehr Anhang.

Und wenn aus der Nicht-AfD-Ecke Menschen als Hitler bezeichnet werden, Regierungen(die einem nichts getan haben) als Regime usw usw, dann wird dort kein "kann angegriffen werden" vorbereitet?


Ich weiß nicht worauf Du hinaus willst.
Ich habe die AFD als Beispiel genannt.
Außerdem ist es einen riesen Unterschied, ob man ein Regime, einen Menschen, oder gleich ein ganzes Volk als minderwertig und/oder nicht schützenswürdig darstellen möchte.
_________________
Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
Erich Fromm

Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.

Grenzen geben einem die Illusion, das Böse kommt von draußen
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beachbernie
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Anmeldungsdatum: 16.04.2006
Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii

Beitrag(#2054551) Verfasst am: 05.05.2016, 23:33    Titel: Antworten mit Zitat

vrolijke hat folgendes geschrieben:
sehr gut hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Die AFD und Co unterteilt doch schon zur Vorbereitung die Menschen in "zu erhalten", und "kann vernichtet werden" ein, und bekommen immer mehr Anhang.

Und wenn aus der Nicht-AfD-Ecke Menschen als Hitler bezeichnet werden, Regierungen(die einem nichts getan haben) als Regime usw usw, dann wird dort kein "kann angegriffen werden" vorbereitet?


Ich weiß nicht worauf Du hinaus willst.
Ich habe die AFD als Beispiel genannt.
Außerdem ist es einen riesen Unterschied, ob man ein Regime, einen Menschen, oder gleich ein ganzes Volk als minderwertig und/oder nicht schützenswürdig darstellen möchte.



Dummerweise sind die Uebergaenge fliessend....
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Defund the gender police!! Let's Rock
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sehr gut
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Anmeldungsdatum: 05.08.2007
Beiträge: 14852

Beitrag(#2054557) Verfasst am: 06.05.2016, 00:06    Titel: Antworten mit Zitat

beachbernie hat folgendes geschrieben:
Dummerweise sind die Uebergaenge fliessend....

Ja, zumal einige bereit sind zur 'Beseitigung' eines nicht unterwürfigen Herrschers einen Krieg gegen das Land anzufangen, und sowas wird heutzutage u.a. mit Bomben gemacht ..... welche auch Teile des Volkes 'beseitigen' (Stichwort Kollateralschaden).
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vrolijke
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Anmeldungsdatum: 15.03.2007
Beiträge: 46311
Wohnort: Stuttgart

Beitrag(#2054570) Verfasst am: 06.05.2016, 11:37    Titel: Antworten mit Zitat

sehr gut hat folgendes geschrieben:
beachbernie hat folgendes geschrieben:
Dummerweise sind die Uebergaenge fliessend....

Ja, zumal einige bereit sind zur 'Beseitigung' eines nicht unterwürfigen Herrschers einen Krieg gegen das Land anzufangen, und sowas wird heutzutage u.a. mit Bomben gemacht ..... welche auch Teile des Volkes 'beseitigen' (Stichwort Kollateralschaden).


Ich sehe das ein wenig anders.
Im gegensatz zu Dir, sehe ich das als eine Tendens in der Bevölkerung. Die mal mehr, mal weniger vorhanden ist.
Populisten nutzen es aus, und schüren es noch zusätzlich.

In Zeiten der toleranz, wie z.B. in den 70er Jahren des letzten Jahrhundert, funktioniert das einfach nicht.
Extreme (oder anders gesprochen, intolerante) Parteien kamen kaum über ein paar klägliche Prozenten hinweg.

Es muß also was sein, was irgendwie bereits vorhanden ist.
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zelig
Kultürlich



Anmeldungsdatum: 31.03.2004
Beiträge: 25404

Beitrag(#2054573) Verfasst am: 06.05.2016, 12:05    Titel: Antworten mit Zitat

Intoleranz als evolutionär bedingtes Verhalten (falls es sowas gibt) kennt keine Partei. Das Thema, wenn man es ernst nimmt, eignet sich eigentlich nicht für den Versuch politischer Vereinnahmungen oder moralische Abwägungen. Man müsste darüber nachdenken, worin der Vorteil intoleranten Verhaltens bestünde, da es sich bis in die Gegenwart durchgesetzt hat. Und da scheint mir schon die Vorstelllung möglicher vollkommener Toleranz unsinnig zu sein. Der kleinste gemeinsame Nenner ist vielleicht die Intoleranz gegenüber Faschisten. Oder gegenüber Schläger, Betrüger, Mörder. Das wäre Intoleranz, die wir alle befürworten würden, nehme ich an. Also ist Intoleranz auch gut. Ob wir sie für gut oder schlecht halten, wird aber nicht auf der Ebene entschieden, auf der wir evolutionäre Entwicklungen betrachten.
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vrolijke
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Anmeldungsdatum: 15.03.2007
Beiträge: 46311
Wohnort: Stuttgart

Beitrag(#2054578) Verfasst am: 06.05.2016, 12:47    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
Intoleranz als evolutionär bedingtes Verhalten (falls es sowas gibt) kennt keine Partei. Das Thema, wenn man es ernst nimmt, eignet sich eigentlich nicht für den Versuch politischer Vereinnahmungen oder moralische Abwägungen. Man müsste darüber nachdenken, worin der Vorteil intoleranten Verhaltens bestünde, da es sich bis in die Gegenwart durchgesetzt hat. Und da scheint mir schon die Vorstelllung möglicher vollkommener Toleranz unsinnig zu sein. Der kleinste gemeinsame Nenner ist vielleicht die Intoleranz gegenüber Faschisten. Oder gegenüber Schläger, Betrüger, Mörder. Das wäre Intoleranz, die wir alle befürworten würden, nehme ich an. Also ist Intoleranz auch gut. Ob wir sie für gut oder schlecht halten, wird aber nicht auf der Ebene entschieden, auf der wir evolutionäre Entwicklungen betrachten.


Und ich stelle in den Raum, -das nennt man Hypothese glaube ich-, dass das modulieren der Toleranz, evolutionär bedingt ist.

Wird dann von gewisse Kreisen bewußt geschürt.
Aber, wie gesagt, wenn es nicht latent vorhanden ist, gibts nichts zu schüren.
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beachbernie
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Anmeldungsdatum: 16.04.2006
Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii

Beitrag(#2054615) Verfasst am: 06.05.2016, 17:32    Titel: Antworten mit Zitat

Ich denke schon, dass es ganz grundsaetzlich fuer Intoleranz einen evolutionaeren Hintergrund gibt. Eine Gruppe, die Individuen, die anders sind, konsequent ausgrenzt und aus ihrer Mitte verbannt, kann sich so z.B. vor Krankheiten schuetzen, weil kranke Individuen oft andere Verhaltensweisen zeigen als gesunde und dadurch auffallen. Dieser minimale Schutzmechanismus funktioniert auch, wenn kein Gruppenmitglied auch nur die geringste Ahnung hat, was Krankheiten eigentlich sind und welche davon Infektionskrankheiten sind. Dies sollte ausreichen um solchen Gruppen einen Selektionsvorteil zu verschaffen und sei er auch noch so klein.

Diese Art von Selbstschutz wird heute natuerlich nicht mehr benoetigt und ist mittlerweile eher Nachteil als Vorteil. Wir verfuegen heute ueber andere, bessere Mittel um uns vor Krankheiten und anderen Widrigkeiten zu schuetzen. Der Reflex "Andersartige" auszugrenzen ist allerdings nach wie vor vorhanden und wird haeufig von mehr oder weniger geschickten Demagogen benutzt um Macht ueber andere Menschen zu bekommen. Bezeichnenderweise uebrigens haeufig in Verbindung mit dem Schueren von Aengsten vor Krankheiten. Z.B. indem auszugrenzenden Gruppen unterstellt wird Krankheiten zu verbreiten (z.B. Homosexuelle oder dunkelhaeutige Menschen) oder solche gleich direkt mit Krankheitserregern oder deren Uebertraegern gleichgesetzt werden (z.B durch die Nazipropaganda gegenueber Juden).

Letztlich gibt diese Erkenntnis aber auch Anlass zu Hoffnung. Nachdem die Intoleranz keinen evolutionaeren Vorteil mehr darstellt, sondern im Zuge des Zusammenwachsens unserer modernen Welt, die zunehmend die Kooperation einer immer groesseren Zahl verschiedenster Menschen notwendig macht, immer nachteiliger wird, sollte sie langfristig betrachtet immer mehr abnehmen und irgendwann praktisch aussterben. Insbesondere der unaufhaltsame Aufstieg der grossen sozialen Emanzipationsbewegungen in den letzten ueber 100 Jahren kann als Beleg dafuer dienen, auch wenn es zwischenzeitlich immer mal, z.T. sehr schwerwiegende Rueckschlaege in dieser Hinsicht gibt, der Trend bleibt ungebrochen und Fortschritte auf dem Gebiet der Emanzipation erweisen sich zumeist als laengerfristig nicht mehr ruecknehmbar.
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Hebart
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Anmeldungsdatum: 09.12.2015
Beiträge: 431

Beitrag(#2054646) Verfasst am: 06.05.2016, 23:02    Titel: Antworten mit Zitat

Bei dem Wissen, welches mittlerweile fast jedem zur Verfügung steht, bei der Anzahl von Individuen, die weiter vor sich hin vegetieren, als ob sie Tiere oder Roboter wären und schulterzuckend weiter machen..., ich denke eher, dass wir uns in einem unbedeutenden Nebenzweig der Evolution befinden Schulterzucken
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fwo
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Beiträge: 25827
Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#2054673) Verfasst am: 07.05.2016, 09:35    Titel: Antworten mit Zitat

vrolijke hat folgendes geschrieben:
In den "merkel as merkel can"-Thread kam mir nachfolgender Gedanke. Der passt besser hierher.

In Zeiten, wo landauf landab sowie auch global, der Ruf nach "den starken Mann*" sich überall durchzusetzen scheint, sollte man vielleicht Froh sein, eine Figur wie Merkel zu haben.

* Ob links oder rechts. Die Intolerantesten sind auf den Vormarsch.

Anstatt dass daran gearbeitet wird, dass soviel Menschen wie möglich vom Wohlstand partizipieren können, wird gehauen und gestochen, dass "mir ja nichts weggenommen wird".

Es könnte ja auch sein, dass denen, die da "hauen und stechen" tatsächlich etwas weggenommen wird und das die "Willkommenskultur" im Moment hauptsächlich von denen ausgeht, die ihre Schäfchen im Trockenen haben. Inzwischen ist überall bekannt, dass die Ausbildung derer, die da kommen, alles andere als gut ist, sie werden also auch nach Schulungsnaßnahmen in der Masse nur dazu taugen, im untersten und unteren Lohnsektor die Arbeitslosigkeit zu erhöhen und Lohndumping zu verstärken, und der Wohnraum im untersten Segment wird knapper werden. DAnn kommen noch die Gemeinden, die ihr vom Bund diktiertes Flüchtlingssoll zu bewältigen haben und kommen auf die glorreiche Idee, wo sie es können, ausgerechnet diese Wohnungen zu kündigen (und zu renovieren) und an Flüchtlinge zu verteilen - während die rausgeschmissenen sich keine neue Wohnung leisten können - bei denen steckt aber kein Soll vom Bund dahinter. Solche Fälle hat es mehr als einmal gegeben - sie wurden auch von den öffentlich-rechtlichen berichtet.

Das hat aber mit Intoleranz herzlich wenig zu tun, völlig egal, ob man die als evolutionär begründet oder nicht. (Ich halte die Fragestelleung aber auch insofern für falsh, weil das was wir als Toleranz oder Intoleranz bezeichnen, sich auf einem hohen kulturellen Niveau abspielt, das kann erst nach der Entstehung von Sprache und der Schaffung einer kultuellen Identität überhaupt eine Rolle spielen - da funktioniert Evolution dann anders. Was man allenfalls fragen könnte, ist, ob Fremdenfeindlichkeit evtl. evolutionär gefördert ist - davon würde ich allerdings ausgehen, halte das aber für nichts, was nicht kulturell überformt werden könnte.)
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Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.

The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.

Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Zumsel
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Beiträge: 4667

Beitrag(#2054675) Verfasst am: 07.05.2016, 09:44    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
In den "merkel as merkel can"-Thread kam mir nachfolgender Gedanke. Der passt besser hierher.

In Zeiten, wo landauf landab sowie auch global, der Ruf nach "den starken Mann*" sich überall durchzusetzen scheint, sollte man vielleicht Froh sein, eine Figur wie Merkel zu haben.

* Ob links oder rechts. Die Intolerantesten sind auf den Vormarsch.

Anstatt dass daran gearbeitet wird, dass soviel Menschen wie möglich vom Wohlstand partizipieren können, wird gehauen und gestochen, dass "mir ja nichts weggenommen wird".

Es könnte ja auch sein, dass denen, die da "hauen und stechen" tatsächlich etwas weggenommen wird und das die "Willkommenskultur" im Moment hauptsächlich von denen ausgeht, die ihre Schäfchen im Trockenen haben. Inzwischen ist überall bekannt, dass die Ausbildung derer, die da kommen, alles andere als gut ist, sie werden also auch nach Schulungsnaßnahmen in der Masse nur dazu taugen, im untersten und unteren Lohnsektor die Arbeitslosigkeit zu erhöhen und Lohndumping zu verstärken, und der Wohnraum im untersten Segment wird knapper werden....


So gesehen könnten die Hinzukommenden aber auch als eine quantitative Stärkung der eigenen Gesellschaftsschicht betrachten werden, die dabei helfen kann, mehr politische Macht und entsprechende soziale und wirtschaftliche Veränderung zu bewirken. Aber das war ja schon immer das Problem der Habenichtse, dass den Blick lieber ängtlich auf die Habegarnichtse richteten, anstatt sich mit ihnen zu verbünden.
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vrolijke
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Wohnort: Stuttgart

Beitrag(#2054679) Verfasst am: 07.05.2016, 09:59    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
In den "merkel as merkel can"-Thread kam mir nachfolgender Gedanke. Der passt besser hierher.

In Zeiten, wo landauf landab sowie auch global, der Ruf nach "den starken Mann*" sich überall durchzusetzen scheint, sollte man vielleicht Froh sein, eine Figur wie Merkel zu haben.

* Ob links oder rechts. Die Intolerantesten sind auf den Vormarsch.

Anstatt dass daran gearbeitet wird, dass soviel Menschen wie möglich vom Wohlstand partizipieren können, wird gehauen und gestochen, dass "mir ja nichts weggenommen wird".

Es könnte ja auch sein, dass denen, die da "hauen und stechen" tatsächlich etwas weggenommen wird und das die "Willkommenskultur" im Moment hauptsächlich von denen ausgeht, die ihre Schäfchen im Trockenen haben. Inzwischen ist überall bekannt, dass die Ausbildung derer, die da kommen, alles andere als gut ist, sie werden also auch nach Schulungsnaßnahmen in der Masse nur dazu taugen, im untersten und unteren Lohnsektor die Arbeitslosigkeit zu erhöhen und Lohndumping zu verstärken, und der Wohnraum im untersten Segment wird knapper werden. DAnn kommen noch die Gemeinden, die ihr vom Bund diktiertes Flüchtlingssoll zu bewältigen haben und kommen auf die glorreiche Idee, wo sie es können, ausgerechnet diese Wohnungen zu kündigen (und zu renovieren) und an Flüchtlinge zu verteilen - während die rausgeschmissenen sich keine neue Wohnung leisten können - bei denen steckt aber kein Soll vom Bund dahinter. Solche Fälle hat es mehr als einmal gegeben - sie wurden auch von den öffentlich-rechtlichen berichtet.

Das hat aber mit Intoleranz herzlich wenig zu tun, völlig egal, ob man die als evolutionär begründet oder nicht. (Ich halte die Fragestelleung aber auch insofern für falsh, weil das was wir als Toleranz oder Intoleranz bezeichnen, sich auf einem hohen kulturellen Niveau abspielt, das kann erst nach der Entstehung von Sprache und der Schaffung einer kultuellen Identität überhaupt eine Rolle spielen - da funktioniert Evolution dann anders. Was man allenfalls fragen könnte, ist, ob Fremdenfeindlichkeit evtl. evolutionär gefördert ist - davon würde ich allerdings ausgehen, halte das aber für nichts, was nicht kulturell überformt werden könnte.)


Ich möchte es doch außerhalb der Tagespolitik ansiedeln.

Ich finde, es ist ein globales "sich nichts mehr gefallen zu lassen", das um sich greift.
Die Tagespolitik ist eine Folge davon.

Das Freidenken kommt immer in Schüben.
Die Renaissance war z.B. so einen Schub.
Die 68er Bewegung auch.
Der arabischer Frühling genauso.

Und immer gibt es Kräfte, die diese Bewegungen boykotieren und notfalls mit der Waffe bekämpfen.

Meine Gedankengänge sind ziemlich unkoordieniert.
Es ist mehr so ein Gefühl, dass ich nicht richtig verworten kann.


Ich hoffe immer, dass es mal jemand gibt, der versteht was ich meine, und das besser ausdrücken kann.

Ich schliese auch nicht aus, dass ich voll daneben liege. zwinkern
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Bliss
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Anmeldungsdatum: 06.03.2008
Beiträge: 312

Beitrag(#2054702) Verfasst am: 07.05.2016, 14:31    Titel: Antworten mit Zitat

Habt ihr das noch nie erlebt, dass wenn Menschen über längere Zeit Druck ausgesetzt sind, dass sie sich einkapseln und plötzlich jede Handlung auf Sicherheit zielt? Aktivitäten werden eingestellt Risiko wird gemieden etc.
Ich kann mir gut vorstellen, dass dieser Reflex nicht nur individuell vorhanden ist, sondern auch Gruppen betrifft.
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Hebart
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Anmeldungsdatum: 09.12.2015
Beiträge: 431

Beitrag(#2054931) Verfasst am: 08.05.2016, 21:22    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Was man allenfalls fragen könnte, ist, ob Fremdenfeindlichkeit evtl. evolutionär gefördert ist - davon würde ich allerdings ausgehen, halte das aber für nichts, was nicht kulturell überformt werden könnte.)


Kulturelle Einflüsse hältst Du für eine stärkere Kraft, als die evolutionäre? Ich für meinen Teil nicht, jedenfalls auf unabsehbare Zeit nicht und das ist ja wohl sowas von offensichtlich...
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vrolijke
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Anmeldungsdatum: 15.03.2007
Beiträge: 46311
Wohnort: Stuttgart

Beitrag(#2108762) Verfasst am: 01.10.2017, 19:53    Titel: Antworten mit Zitat

vrolijke hat folgendes geschrieben:
zelig hat folgendes geschrieben:
Intoleranz als evolutionär bedingtes Verhalten (falls es sowas gibt) kennt keine Partei. Das Thema, wenn man es ernst nimmt, eignet sich eigentlich nicht für den Versuch politischer Vereinnahmungen oder moralische Abwägungen. Man müsste darüber nachdenken, worin der Vorteil intoleranten Verhaltens bestünde, da es sich bis in die Gegenwart durchgesetzt hat. Und da scheint mir schon die Vorstelllung möglicher vollkommener Toleranz unsinnig zu sein. Der kleinste gemeinsame Nenner ist vielleicht die Intoleranz gegenüber Faschisten. Oder gegenüber Schläger, Betrüger, Mörder. Das wäre Intoleranz, die wir alle befürworten würden, nehme ich an. Also ist Intoleranz auch gut. Ob wir sie für gut oder schlecht halten, wird aber nicht auf der Ebene entschieden, auf der wir evolutionäre Entwicklungen betrachten.


Und ich stelle in den Raum, -das nennt man Hypothese glaube ich-, dass das modulieren der Toleranz, evolutionär bedingt ist.

Wird dann von gewisse Kreisen bewußt geschürt.
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Ich muß bei den nationalistischen Gedanken, wie sie derzeit überall auf den Vormarsch sind -Katalonien, USA, AFD, Polen, Ungarn, usw, - ständig an meine "Hypothese" denken.
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smallie
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Beiträge: 3613

Beitrag(#2108777) Verfasst am: 01.10.2017, 22:06    Titel: Antworten mit Zitat

Du und zelig seid beide nicht so weit weg von meiner Sicht. Was du Intoleranz nennt, nannte ich kürzlich im Sexismusthread Konformität und Konformitätszwang.

Ganz knapp angerissen.


zelig hat folgendes geschrieben:
Intoleranz als evolutionär bedingtes Verhalten (falls es sowas gibt) ...

Gibt es.


zelig hat folgendes geschrieben:
Das Thema, wenn man es ernst nimmt, eignet sich eigentlich nicht für den Versuch politischer Vereinnahmungen oder moralische Abwägungen.

Ja, denn sowohl die "Guten" wie die "Bösen" können die zugrundeliegenden Mechanismen für sich ausnutzen.

Kooperation ist ein positiv besetztes Wort. Aber basiert nicht auch die Mafia auf Kooperation?



zelig hat folgendes geschrieben:
Man müsste darüber nachdenken, worin der Vorteil intoleranten Verhaltens bestünde, da es sich bis in die Gegenwart durchgesetzt hat.

Im dreißigjährigen Krieg waren es noch Söldnerheere, die durch Europa zogen. Mit der Demokratie kam die Wehrpflichtigen-Armee. Bis vor einer Generation waren Kriegsdienstverweigerer nicht hoch angesehen (= Intoleranz). Warum? Ein Land, das Kriegsdienstverweigerung toleriert hätte, wären in den Jahren von 1800 bis 1970 (?) schlicht überrannt worden. Die heutigen High-Tech-Armeen ermöglichen wieder ein Berufssoldatentum.



zelig hat folgendes geschrieben:
Und da scheint mir schon die Vorstelllung möglicher vollkommener Toleranz unsinnig zu sein. Der kleinste gemeinsame Nenner ist vielleicht die Intoleranz gegenüber Faschisten. Oder gegenüber Schläger, Betrüger, Mörder. Das wäre Intoleranz, die wir alle befürworten würden, nehme ich an. Also ist Intoleranz auch gut.

In den Worten der Zunft klingt das ungefähr so:

Kooperation und die Steigerung Altruismus sind eine meta-stabile Sache. Sie können spontan entstehen, sind aber anfällig, von nicht-kooperativen Strategien unterlaufen zu werden. Eine Möglichkeit, sie zu stabilisieren, ist social punishment = Intoleranz.



zelig hat folgendes geschrieben:
Ob wir sie für gut oder schlecht halten, wird aber nicht auf der Ebene entschieden, auf der wir evolutionäre Entwicklungen betrachten.

Ketzervorschlag (naja, steht so ähnlich schon bei BB):

Woher weißt du, daß deine ethische Haltung nicht Ergebnis einer evolutionären Entwicklung ist?

Sieh's mal so: die Emanzipation der Frau war eine Notwendigkeit, weil eine Gesellschaft, die das Potential der Hälfte der Bevölkerung brach liegen läßt nicht konkurrenzfähig ist in der modernen Welt. Gleiches gilt für Gedanken- und Ideefreiheit. Kann man innovativ sein, wenn man in einem geistigen Korsett steckt? (Ok, man kann.) Vielleicht so 'rum: Die Achsenmächte haben den größeren Teil ihrer hellsten Köpfe aus Europa vertrieben. Die Physiker unter ihnen bauten dann in den USA die Atombombe. Die Filmemacher unter ihnen drehten in Hollywood dann High Noon usw.

Falls was dran ist, daß freiere und humanere Gesellschaften einen Vorteil gegenüber anderen haben, sollte sich das auch in der Denk- und Fühlweise der Menschen niederschlagen. Das ist der Kontrapunkt zum Beispiel von der Wehrpflicht.




vrolijke hat folgendes geschrieben:
Und ich stelle in den Raum, -das nennt man Hypothese glaube ich-, dass das modulieren der Toleranz, evolutionär bedingt ist.

Wird dann von gewisse Kreisen bewußt geschürt.
Aber, wie gesagt, wenn es nicht latent vorhanden ist, gibts nichts zu schüren.

Dem bewußten Schüren möchte ich mich nicht anschließen. Die gewissen Kreise machen das nicht aus Berechnung, sondern aus Überzeugung. Denke ich.



vrolijke hat folgendes geschrieben:
Ich muß bei den nationalistischen Gedanken, wie sie derzeit überall auf den Vormarsch sind -Katalonien, USA, AFD, Polen, Ungarn, usw, - ständig an meine "Hypothese" denken.

Da muß ich mal eine ernstes Wörtchen mit dir reden, wenn du Katalonien hier einreihst. Der Vorwurf: Intoleranz.

Aber das besser im anderen Thread. zwinkern
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fwo
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Beitrag(#2108817) Verfasst am: 02.10.2017, 10:18    Titel: Antworten mit Zitat

Hebart hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
Was man allenfalls fragen könnte, ist, ob Fremdenfeindlichkeit evtl. evolutionär gefördert ist - davon würde ich allerdings ausgehen, halte das aber für nichts, was nicht kulturell überformt werden könnte.)


Kulturelle Einflüsse hältst Du für eine stärkere Kraft, als die evolutionäre? Ich für meinen Teil nicht, jedenfalls auf unabsehbare Zeit nicht und das ist ja wohl sowas von offensichtlich...

Ganz abgesehen davon, dass ich auch Kultur für einen evolutionären Vorgang halte.....

Ich vermute jetzt mal, dass Du dich mit evolutionär nur auf die genetische Evolution beziehst.
Da möchte ich Dir zwei einfache Beispiele nennen:
Einer der stärksten Instinktbereiche, die wir haben, ist die Sexualität. Das ist auch nicht weiter verwunderlich - Selbstreproduktion ist die Basis jeder Evolution, ohne die läuft nix. Trotzdem schaffen wir es, dass da ein hoher Anteil auf die Reproduktion verzichtet - Leute, die was gegen Frauen haben und unbedingt auf einer weiteren Vermehrung der Menschheit bestehen, formulieren das so, dass Frauenbildung offenbar das wirksamste Verhütungsmittel sei. (Ich bin mir allerdings auch nicht sicher, ob bei dieser Aussage überhaupt die Abhängigkeitsverhältnisse aller in Frage kommenden Faktoren wie z.B. Wohlstand getestet wurden.)
Da gibt es dann eine etwas höhere Ausfallrate als bei anderen Dressurakten, denen wir uns unterziehen, aber in dem Zusammenhang möchte ich auch an das Keuschheitsgelübde der religiösen Orden erinnern, das durchaus zu einem erheblich Anteil durchgehalten wird.

Es gibt auch andere sehr basale genetisch basierte Verhaltensweisen, wie die Abwehr bitterer Stoffe. Trotzdem ist es bei uns üblich, Getränke auf Hopfenbasis zu sich zu nehmen, mithin bittere Getränke. Allerdings müssen wir "lernen", diesen Geschmack zu mögen: Kinder mögen kein Bier. Auch hier hast Du also eine kulturelle Übersteuerung genetischen Verhaltens in einem erheblich basaleren Bereich als dem des Gruppenverhaltens.

Zusammengefasst: Deine Annahme, dass Verhalten mit genetischem Anteil, also genetisch-evolutionär entstandene, nicht kulturell übersteuerbar seien, hält einer Überprüfung nicht stand. Der Mensch gehört zwar zu den Tieren, genauer gesagt zu den Menschenaffen, aber er ist eine Art mit besonderen Eigenschaften - die Ausprägung äußerst komplexer Kulturen, die ohne die Übersteuerbarkeit einer genetischen Handelspräferenz auch sinnlos*** wäre, ist eine sehr wesentliche menschliche Eigenschaft.
*** sinnlos bedeutet hier einfach unfunktionell.

Uups. Ich sehe gerade, dass sich diese Antwort mangels Diskussionspartner eigentlich bereits erübrigt hat. Sei's drum.
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fwo
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Beitrag(#2108818) Verfasst am: 02.10.2017, 10:24    Titel: Antworten mit Zitat

vrolijke hat folgendes geschrieben:
....
Und ich stelle in den Raum, -das nennt man Hypothese glaube ich-, dass das modulieren der Toleranz, evolutionär bedingt ist.
....

Kannst Du mal genauer erklären, was Du mit Deiner Hypothese meinst?
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Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Beitrag(#2108852) Verfasst am: 02.10.2017, 16:29    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Hebart hat folgendes geschrieben:
Kulturelle Einflüsse hältst Du für eine stärkere Kraft, als die evolutionäre? Ich für meinen Teil nicht, jedenfalls auf unabsehbare Zeit nicht und das ist ja wohl sowas von offensichtlich...

Ganz abgesehen davon, dass ich auch Kultur für einen evolutionären Vorgang halte.....

<schnipp>

Uups. Ich sehe gerade, dass sich diese Antwort mangels Diskussionspartner eigentlich bereits erübrigt hat. Sei's drum.

Ich bin ja auch noch da. zwinkern

Im Gegensatz zu Hebart würde ich nicht von "stärker" sprechen, sonder von "schneller". Den Versuch, das zahlenmäßig Dingfest zu machen gibt es tatsächlich.

Dazu braucht man den fixation index FST von Sewall Wright. Der ist im Wesentlichen ein Maß für die Verwandtschaft von Gruppen. Luchs und Löwe haben einen hohen Index, Luchs und Wolf einen niedrigeren. In der Biologie also eine Zahl, wieviele Allele zwei verschiedenen Individuen gemeinsam haben. Bei Kulturen macht man das mit Zahlen aus dem Human Relations Area File HRAF. Oder mit Zahlen aus der World Values Survey.

Wenn man dann die Zahlen für genetisches FST mit dem kulturellen FST vergleicht, kommt heraus, daß kulturell übertragener Wandel sehr viel schneller verläuft als genetischer.

Das ist eigentlich offensichtlich, trotzdem hat es bis in unser Jahrtausend gedauert, bis das jemand mal an echten Daten nachvollzogen hat.
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vrolijke
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Beitrag(#2108864) Verfasst am: 02.10.2017, 19:19    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
....
Und ich stelle in den Raum, -das nennt man Hypothese glaube ich-, dass das modulieren der Toleranz, evolutionär bedingt ist.
....

Kannst Du mal genauer erklären, was Du mit Deiner Hypothese meinst?

Kann ich leider nicht.
Ich habe hier schon ein paar mal erzählt, dass ich nicht genau beschreiben kann was ich meine.
Es ist mehr son Gefühl, dass es Zeiten gibt, wo die Mehrheit relativ tolerant ist. Und in andere Zeiten die selben Leute sich aufregen, wenn die Sonne ins Wasser scheint. Und das, ohne dass sich ihren persönlichen Zustand viel verändert hat.
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smallie
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Beitrag(#2108867) Verfasst am: 02.10.2017, 20:10    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
....
Und ich stelle in den Raum, -das nennt man Hypothese glaube ich-, dass das modulieren der Toleranz, evolutionär bedingt ist.
....

Kannst Du mal genauer erklären, was Du mit Deiner Hypothese meinst?

Ich glaube nicht, daß du von vrolijke eine Antwort erwarten kannst, die dich zufriedenstellt. Das hat vrolijke weiter oben so gesagt:

vrolijke hat folgendes geschrieben:
Meine Gedankengänge sind ziemlich unkoordieniert.
Es ist mehr so ein Gefühl, dass ich nicht richtig verworten kann.

Ich hoffe immer, dass es mal jemand gibt, der versteht was ich meine, und das besser ausdrücken kann.

Ich springe mal ein. Ob vrolijke mit meinem Fazit übereinstimmt? Hmm.


Schon seit langem möchte ich aufschreiben, wie das alles meiner Ansicht nach zusammenhängt. Das würde aber in Arbeit ausarten. Humpff. Vier, fünf Beiträge bräuchte ich. In Kurzform die nötigen Bausteine:


    - Christopher Boehm, egalitäre Jäger-Sammler-Gesellschaften. Und wie der Egalitarismus erzeugt wird.

    - Peter Turchin & Co. Kriege in der Axialzeit als Ursache für Ultrasozialität, die über Kleingruppen hinaus geht.

    - Mathew/Boyd: Punishment sustains large-scale cooperation in pre-state warfare. Als praktisches Beispiel für soziale Druckmittel in Großstämmen (> 1000), wenn sich Einzelne nicht an Überfällen auf andere beteiligen.

    - Ashworth - Trench Warfare, the live and let live system. Die Frontsoldaten in den Schützengräben auf beiden Seiten kooperierten miteinander, in dem sie absichtlich danebenschossen, oder ihre Artillerie täglich immer zu selben Zeit feuern ließen, so daß sich "der Feind" darauf einstellen konnte.

    - Axelrods The Evolution of Cooperation - Spieltheorie im Computerexperiment. Künstliche Agenten entwickeln kooperatives Verhalten.

    - Einige Beispiele aus der Psychologie. Die Experimente zu Konformität von Sherif, Ash und Milgram. Marcellinus behauptet gerne, Psychologie und Soziologie seien Inventarwissenschaft. Dabei gibt es bereits eine theoretische Klammer.

    - Frans de Waal gehört auch mit rein. Dazu müßte ich ihn aber erst lesen. Pfeifen

    - Hamilton, Innate Social Apptitude of Man müßte ich auch erwähnen. Er hat vor vierzig Jahren schon Dinge erkannt, die heute noch umstritten sind.


Soweit die Stoffsammlung.


Zurück zum Thema: Intoleranz? Viel, viel, viel zu schwach ausgedrückt.

Die Menschheit ist ein Sauhaufen mit einer natürlichen Neigung zu Autoritarismus, Totalitarismus, Faschismus. Ich denke an einen Sauhaufen-Koeffizienten von 0,1 oder 0,3. In Stoßzeiten auch höher, ebenso bei krititischen Themen.

Autoritarismus, etc. steht hier für den Versuch die (vermeintlichen) Interessen einer Gemeinschaft über den Willen des Individuums zu stellen. Die Katalonen dürfen nicht austreten, weil uns das schwach macht. Gruß an Naastika. Homoehe darf nicht geduldet werden, weil sie uns schwach macht wegen sinkender Geburtenraten. Kriegsdienstverweigerung darf nicht geduldet werden, weil das Drückeberger sind, die uns schwach machen.

Falls jemand meint, das sei überzogen, dann habe ich noch die Diesel-Affäre anzubieten. Welcher soziale Druck muß in Unternehmen wie VW, Audi, Porsche geherrscht haben, wenn hunderte, tausende Mitarbeiter einfach weggesehen haben. Widerspruch wird nicht geduldet, weil er dem Konzern schadet. Alternativ: dem Volk. Oder der EU. Oder was auch immer.
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vrolijke
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Beitrag(#2217503) Verfasst am: 12.07.2020, 11:32    Titel: Antworten mit Zitat

Na; sind die Intoleranten nicht mehr und mehr auf den Vormarsch?
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beachbernie
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Beitrag(#2217524) Verfasst am: 12.07.2020, 18:31    Titel: Antworten mit Zitat

vrolijke hat folgendes geschrieben:
Na; sind die Intoleranten nicht mehr und mehr auf den Vormarsch?



Das muss man leider zur Zeit so sehen, wobei die Intoleranz aktuell nicht nur von rechts, sondern zunehmend auch von links kommt.

vrolijke hat folgendes geschrieben:
Intoleranz als notwendiges Übel im Rahmen der Evolution?

Diesen Satz möchte ich hier mal in den Raum stellen.
Gestern fielen mir dazu jede menge Gedanken ein.
Vielleicht komme ich wieder drauf, wenn andere mit nachdenken.
Vielleicht ist es evolutionär sinnvol sich hin und wieder das Hirn einzuschlagen.
Oder können wir das überwinden?


Intoleranz mag irgendwann in der Entwicklungsgeschichte des Menschen vielleicht mal recht nützlich gewesen sein, vielleicht um die einzelnen Menschengruppen auf Abstand zueinander zu halten und intern dafuer zu sorgen, dass die Gruppe nicht zu gross wurde, damit die zur Verfügung stehenden Ressourcen nicht überstrapaziert wurden.

In der späteren Zivilisationsgeschichte wurde Intoleranz jedoch mehr und mehr zum Problem, weil sie die Kohärenz innerhalb der Grossgruppen, die nötig waren um grosse Zivilisationen aufzubauen, unterminierte und es bedurfte kultureller Mittel um die Intoleranz im Zaum zu halten. Letztlich dienen sowohl Religionen, verschiedene Ideologien als auch die Schaffung eines einheitlichen Rechtssystem genau diesem Zweck, damit auch Menschen, die sich eigentlich "nicht riechen" koennen, in der Lage sind zum Wohle des Ganzen friedlich nebeneinander zu arbeiten.

Insofern ist die heutige Zunahme der Intoleranz mit Sicherheit keine nützliche evolutionäre Entwicklung, sondern im Gegenteil ein ernstes Warnzeichen, dass unsere kulturellen "Beisshemmungen" an Wirksamkeit verlieren und so wird möglicherweise, falls der Trend weiter anhält irgendwann der Fortbestand unserer modernen Zivilisation ueberhaupt zur Disposition stehen.
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