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Sexismus I
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fwo
Caterpillar D9



Anmeldungsdatum: 05.02.2008
Beiträge: 25894
Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#2106562) Verfasst am: 07.09.2017, 14:30    Titel: Antworten mit Zitat

AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben:
....
Um auf die Frage an Addi zurückzukommen. Ich erkläre und verstehe es so, dass sich auf einem CSD sehr unterschiedliche Geschlechtsidentäten tummeln, die außerhalb fester tradierter Rollen sich selbst konstruieren und differenzierter erscheinen als die klassischen Mann-Frau-Aufteilungen.

Als Nur-Naturwissenschaftler empfinde ich Identitäten, die sich selbst konstruieren schon eine gewagte Konstruktion, aber das liegt wahrscheinlich an meinem engen Horizont.
Nun kommt nochmal die Aussage, um die es geht,
Zitat:
... Auf der anderen Seite ziehen die Festumzüge der Homosexuellen am Christopher Street Day immer mehr Menschen an, Weltkonzerne beteiligen sich mit eigenen Trucks an den Paraden, und die Genderforschung liefert vielfältige Ergebnisse, wie Geschlechterdifferenzen konstruiert werden. ...

aber von einer Befürworterin der Gender-Theorie, in der es nicht heißt, dass jeder seine Identität aus dem was er mit seiner Geburt mitbekommen hat und der gesellschaftlichen Situation finden muss (da bist Du nicht in der Gender-theorie, sondern in der Formulierung von Abbahallo), sondern in der es heißt, dass das Geschlecht eine soziale Konstruktion sei. Da sehe ich schon einen gewissen Widerspruch. Du nicht? Das kann man höchstens dadurch retten, dass die "soziale Konstruktion" nirgends definiert. Aber mal die Frage an einen Soziologen: Was verstehst Du denn darunter?

p.s.
Ansonsten bin ich mit meiner Meinung, dass es sich bei den Gender-Studies nicht um eine Wissenschaft handelt (Du hast mir auf eine sehr konkrete Frage ja auch keine Ergebnisse oder auch nur Ansätze nennen können, sondern bist stattdessen nur persönlich geworden), nicht alleine, es gibt auch Leute aus der Soziologie, die das so sehen. Was meine Sprache angeht: Ich mag halt das Herumeiern nicht.

EDIT: ps und RS
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Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.

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Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).


Zuletzt bearbeitet von fwo am 07.09.2017, 16:38, insgesamt 3-mal bearbeitet
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smallie
resistent!?



Anmeldungsdatum: 02.04.2010
Beiträge: 3628

Beitrag(#2106578) Verfasst am: 07.09.2017, 16:22    Titel: Antworten mit Zitat

Zumsel hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:
Artikel hat folgendes geschrieben:
Der Ursprung des Konservatismus

Eine kurze Überlegung zu den Glaubenssätzen, Regeln und Gebräuchen, die am effektivsten Ressourcen in Nachkommen verwandeln führt zu dieser Liste, die heute als "extremer Konservatismus" gelten kann. Die erfolgreichsten Familien hatten Mitglieder, die folgendes als natürlich betrachteten:



1. Die Interessen der Familie gehen vor.
5. Frauen und Mädchen sollten nach Mutterschaft streben und Arbeiten erledigen, die mit Mutterschaft und Kindsaufzucht vereinbar sind.
6. Sexualverhalten, das zu Schwangerschaft führen kann, muß von der Familie eingeschränkt werden.


Na ja, Argumentationen wie diese kommen mir auch irgendwie immer etwas billig vor: Ich nehme ein Phänomen der Gegenwart, lege irgendeinen angeblichen Nutzen rein, der zu der Theorie passt, die ich beweisen will, setze diesen hineininterpretierten Nutzen an den Anfang und sage: "q.e.d, es liegt am Nutzen dieser Sache"

Ich kann nicht ganz folgen, was du mit Phänomen der Gegenwart meinst.

Extremen Konservatismus wie im Zitat sehe ich als Phänomen der Vergangenheit, der sich in Teilen der Landes- oder Weltbevölkerung erhalten hat. Ich wäre eher in der Bringschuld zu erklären, warum die Familie heute nicht mehr "kinderermaximierendes Vehikel" ist.
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fwo
Caterpillar D9



Anmeldungsdatum: 05.02.2008
Beiträge: 25894
Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#2106579) Verfasst am: 07.09.2017, 16:33    Titel: Antworten mit Zitat

abbahallo hat folgendes geschrieben:
Ich habe nicht den Eindruck, dass transgender zu sein, eine Identität ist, die man sich frei wählen oder willkürlich konstruieren kann. Es ist vielmehr eine mit erheblichen Leidensdruck erworbene Erkenntnis, die man dann, so gut man kann, gestaltet.

abbahallo hat folgendes geschrieben:
Mit Ausnahme der Schwere des Leidens sind Transgender da auch kein exotischer Spezialfall. Wir alle haben ein Geschlecht, eine sexuelle Orientierung, einen Zugang zu Resourcen, eine historische Situation, einen geographischen Ort usw vorgefunden, was uns alle prägt, das wir im nachhinein erkennen, im beschränkten Umfang gestalten können. Bei den konservativen Kritikern der gender-Forschung besteht sehr häufig das Fehlverständnis, dass, wenn man etwas als nicht biologisch determiniert erklärt, man das als rein willkürlich und offen für jede Manipulation interpretiert. Natürlich gibt es erfreulicherweise Gestaltungsspielräume, in westlichen Gesellschaften sind sie für viele sogar ziemlich groß, aber mit Willenskraft läßt sich weder die geschlechtliche Orientierung, das Geschlecht, die frühkindliche Prägung usw ändern. Man kann versuchen sich davon zu emanzipieren, die historische Situation bleibt einem immer erhalten.

Das kann ich alles unterschreiben, nur hat das wenig mit einer sozialen Konstruktion zu tun, von der in der Gendertheorie die Rede ist, auch wenn der explizite Widerspruch gerade vermieden wird.

Ich bin da mehr für klare Ansagen:
fwo hat folgendes geschrieben:
....
Wir haben doch hier schlicht die umgekehrte Variante der alten Ideologie: Während früher eine schlecht verstandene Biologie verabsolutiert wurde und weder die Streuung im Menschlichen beachtet wurde, noch die Arteigenschaft Kulturabhänigkeit, die natürlich eine Formbarkeit durch Kultur voraussetzt und in der Folge auch evolutionär verstärkt, findet hier entsprechend eine Minderbewertung bis hin zur Negierung der Biologie statt. Ich hatte diese Zeilen hier schon zitiert:
Seit den neunziger Jahren neu und kontrovers diskutiert wird das Verhältnis zwischen gender und sex. Demnach werden nun auch biologische Unterscheidungen zwischen Mann- und Frausein als kulturelle Produkte analysiert und somit als Gegebenheit brüchig.
Das ist keine Außenseiterposition, sondern die Uni Bielefeld ist in diesem Thema Vorreiter und hat Einfluss. In der Pädagogik sind diese Positionen inzwischen stark vertreten, genauso in der Bildungspolitik, in der Naturwissenschaften traditionell unterrepresentiert sind. Dafür findet man da regelmäßig Freunde der Anthroposophie. In der Folge haben wir politische Aktionen, denen man ansieht, dass die Akteure die Gleichstellung der Geschlechter daran erkennen möchten, dass die Zielvorstellung, Parität von Männchen und Weibchen, überall ereicht wird. Das Geschlechter- oder Gleichstellungsparadoxon, das hier schon mal angesprochen wurde, ist kein Thema. Dafür aber eine Sprachlenkung. In der Praxis findet also eine echte Untersuchung des Themas Gender nicht statt, sondern man geht - auch in den politischen Zielvorstellungen davon aus, dass Gender eben keine biologischen Ursachen hat. ...

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luc
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Anmeldungsdatum: 15.04.2010
Beiträge: 2599
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Beitrag(#2106580) Verfasst am: 07.09.2017, 17:27    Titel: Antworten mit Zitat

Erlaubt mir meine triviale Auffassung der Angelegenheit darzustellen. Es geht nicht um Biologie gegen Sozialisationsprozesse. Ich glaube, es gibt ein Kontinuum und eine Wechselwirkung... nur kein Wissenschaftler ist bis jetzt in der Lage (gut so) dieses Kontinuum für alle Individuen zu ermitteln. Ist Sexualität und Gender zu 40% der Biologie und 60% der Sozialisierung zuzuschreiben oder 50% zu 50% oder 90% zu 10%. Bei einigen Individuen ist eher Biologie, bei anderen eher Sozialisierung bestimmend, nicht zu sprechen von der Wechselwirkung. Wie sollte man da die Grenzen genau festlegen? Ich denke, dass es völlig egal ist, so lange man nicht versucht, Menschen umzupolen, um bestimmte Ideologen zu befriedigen.
Das Perverse ist, dass die Forschung immer bemüht war, die Homosexualität als Unfall zu erklären, um sie als defekten Zustand zu definieren, um sie eventuell zu kurieren und auszumerzen. Auch der Wortschatz von einigen Teilnehmern hier, ist immer noch nicht frei von solchen nebelhaften und problematischen Ausdrücken.
Die angeblich naturgemäße Festlegung der Geschlechterrollen hat man auch versucht zu rechtfertigen. Auch Wissenschaftler lassen sich von gesellschaftlichen Systemen korrumpieren.
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Bravopunk
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Beitrag(#2106581) Verfasst am: 07.09.2017, 18:02    Titel: Antworten mit Zitat

Zum Thema Unfall zunächst folgender, fiktiver Dialog, den aber gewiss schon viele mal mit angehört oder gar geführt haben:

A: "Sag mal: Sandra. War die geplant oder ein Unfall?"
B: "Nee. Kerstin war der Unfall. Sandra war geplant."

Ich schätze ein jeder kann erraten, worum es in diesem Dialog geht und daraus ableiten, dass ein Unfall nicht immer was schlechtes ist, entgegen der landläufigen Meinung hier. Unfälle sind nichts anderes als Fälle, wo etwas nicht so gelaufen ist, wie geplant oder gedacht. Abweichungen von der Norm. Der Ist-, im Vergleich zu dem Sollzustand. Kein Grund darüber einen Aufriss zu machen.
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DonMartin
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Beiträge: 6817

Beitrag(#2106583) Verfasst am: 07.09.2017, 18:15    Titel: Antworten mit Zitat

luc hat folgendes geschrieben:

Das Perverse ist, dass die Forschung immer bemüht war, die Homosexualität als Unfall zu erklären, um sie als defekten Zustand zu definieren, um sie eventuell zu kurieren und auszumerzen.

Die HS ist nunmal ein Unfall. Trotzdem verstehe ich nicht, warum Du unbedingt der Forschung ans Bein pinkeln willst.
Denn die steht eigentlich auf Seiten der Homos:
man kann nicht nachtraeglich "schwul gemacht" werden, zB durch gottlose Paedagogen an den Schulen (wie es die religioese Rechte behauptet),
und genausowenig kann man Homos nachttraeglich zurueckpolen, also "therapieren" (auch so eine Lieblingsidee dieser Leute).
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Zumsel
registrierter User



Anmeldungsdatum: 08.03.2005
Beiträge: 4667

Beitrag(#2106584) Verfasst am: 07.09.2017, 18:20    Titel: Antworten mit Zitat

smallie hat folgendes geschrieben:
Zumsel hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:
Artikel hat folgendes geschrieben:
Der Ursprung des Konservatismus

Eine kurze Überlegung zu den Glaubenssätzen, Regeln und Gebräuchen, die am effektivsten Ressourcen in Nachkommen verwandeln führt zu dieser Liste, die heute als "extremer Konservatismus" gelten kann. Die erfolgreichsten Familien hatten Mitglieder, die folgendes als natürlich betrachteten:



1. Die Interessen der Familie gehen vor.
5. Frauen und Mädchen sollten nach Mutterschaft streben und Arbeiten erledigen, die mit Mutterschaft und Kindsaufzucht vereinbar sind.
6. Sexualverhalten, das zu Schwangerschaft führen kann, muß von der Familie eingeschränkt werden.


Na ja, Argumentationen wie diese kommen mir auch irgendwie immer etwas billig vor: Ich nehme ein Phänomen der Gegenwart, lege irgendeinen angeblichen Nutzen rein, der zu der Theorie passt, die ich beweisen will, setze diesen hineininterpretierten Nutzen an den Anfang und sage: "q.e.d, es liegt am Nutzen dieser Sache"

Ich kann nicht ganz folgen, was du mit Phänomen der Gegenwart meinst...


Oh ja, ich gebe zu, dass das etwas unklar formuliert war. Ich meine damit nicht sowas wie "zeitgeistige, modische Erscheinung" o.ä., sondern einfach etwas, das man "fertig" vorfindet. In dem Fall "konservative Einstellungen". Zu sagen, diese hätten sich gegen andere Gesellschaftsauffassungen irgendwann mal evolutionär durchgesetzt, weil sie diesen gegenüber reproduktionsfreundlichere Verhaltensweisen bedingt hätten, kommt mir doch arg spekulativ und kurz gesprungen vor. Diese Interpretation ist ja auch sehr beeinflusst von unserer bürgerlichen Familienauffassung. Möglicherweise liegen die tatsächlichen Ursachen aber ganz woanders, sind aber heute nicht mehr so sichtbar, weil für unser heutiges Leben weniger relevant. Es sind bestimmt auch andere reproduktionsfreundliche Verhaltensweisen denkbar und wenn diese sich durchgesetzt hätten, würde der Evolutionstheoretiker von heute eben die mit diesen assoziierte Ideologie als treibende evolutionäre Kraft sehen.

Aus der bloßen Tatsache, dass etwas besteht, zu schließen, dass dieses Etwas in sich einen ausschlaggebenden Vorteil bergen müsste (und nicht etwa auch nur Begleiterscheinung des tatsächlich treibenden Elementes sein könnte), kommt mir immer recht oberflächlich vor. Es ist also ein prinzipieller Vorbehalt meinerseits gegen diese Art des Herleitens.
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beachbernie
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Anmeldungsdatum: 16.04.2006
Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii

Beitrag(#2106590) Verfasst am: 07.09.2017, 18:48    Titel: Antworten mit Zitat

DonMartin hat folgendes geschrieben:
luc hat folgendes geschrieben:

Das Perverse ist, dass die Forschung immer bemüht war, die Homosexualität als Unfall zu erklären, um sie als defekten Zustand zu definieren, um sie eventuell zu kurieren und auszumerzen.

Die HS ist nunmal ein Unfall. Trotzdem verstehe ich nicht, warum Du unbedingt der Forschung ans Bein pinkeln willst.
Denn die steht eigentlich auf Seiten der Homos:
man kann nicht nachtraeglich "schwul gemacht" werden, zB durch gottlose Paedagogen an den Schulen (wie es die religioese Rechte behauptet),
und genausowenig kann man Homos nachttraeglich zurueckpolen, also "therapieren" (auch so eine Lieblingsidee dieser Leute).



Ein Unfall ist ein Fall, der besser erst gar nicht passiert waere. Homosexualitaet sehe ich nicht so. Im Grunde genommen ist es mir egal ob beispielsweise der luc homosexuell oder heterosexuell geworden ist. Es ist also von mir aus gesehen kein "Unfall", sondern einfach nur ein Fall, genauso wie ich ein anderer Fall bin.

Der Begriff "Unfall" beinhaltet immer eine Wertung.

Bei Kindern spricht man, vor allem in derem Beisein, am besten nicht von einem "Unfall", dem sie ihre Existenz verdanken, vor allem nicht als Gegensatz zum Geschwister, weil das herabsetzend wirkt. Man kann den gleichen Sachverhalt auch anders ausdruecken, z.B. durch "(un)geplant".
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abbahallo
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Anmeldungsdatum: 10.12.2012
Beiträge: 2001

Beitrag(#2106592) Verfasst am: 07.09.2017, 19:17    Titel: Antworten mit Zitat

Wenn etwas als kulturelles Produkt analysiert, heißt das nicht, dass keine Gegebenheit existiert. Das heißt zunächst mal, nach ein paar tausend Jahren Patriarchat gibt es keinen unverstellten Blick auf die Gegebenheiten.
Die gender-forschung ist doch nicht dazu da, Naturphänomene zu beobachten oder ewige Regeln fest zu stellen. Man lotet aus, welche Veränderungen zu welchen Resultaten führen und geführt haben. Was tatsächlich biologisch determiniert ist, wird man, wenn überhaupt, zu meinen Lebzeiten dabei nicht herausfinden können.
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smallie
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Anmeldungsdatum: 02.04.2010
Beiträge: 3628

Beitrag(#2106595) Verfasst am: 07.09.2017, 20:16    Titel: Antworten mit Zitat

Zumsel hat folgendes geschrieben:
Oh ja, ich gebe zu, dass das etwas unklar formuliert war. Ich meine damit nicht sowas wie "zeitgeistige, modische Erscheinung" o.ä., sondern einfach etwas, das man "fertig" vorfindet. In dem Fall "konservative Einstellungen". Zu sagen, diese hätten sich gegen andere Gesellschaftsauffassungen irgendwann mal evolutionär durchgesetzt, weil sie diesen gegenüber reproduktionsfreundlichere Verhaltensweisen bedingt hätten, kommt mir doch arg spekulativ und kurz gesprungen vor.

Zur Einordnung: ich denke die "konservative Einstellung" hat sich vor tausenden von Jahren durchgesetzt, zusammen mit der hierarchischen Gesellschaft. Salopp gesagt: mit der strukturierten Gesellschaft beginnt auch das Patriarchat.


Zumsel hat folgendes geschrieben:
Diese Interpretation ist ja auch sehr beeinflusst von unserer bürgerlichen Familienauffassung. Möglicherweise liegen die tatsächlichen Ursachen aber ganz woanders, sind aber heute nicht mehr so sichtbar, weil für unser heutiges Leben weniger relevant.

Obige Behauptung über das Patriarchat sollte durch die Anthropologie belegbar sein, von daher gibt es einen Blick auf Dinge, an die wir im moderne Europa nur noch von den Generationen vor uns kennen. Oder, schau dir die Gesamtheit der großen Religionen an. Dort wird genau dieser Konservativsmus vertreten.


Zumsel hat folgendes geschrieben:
Es sind bestimmt auch andere reproduktionsfreundliche Verhaltensweisen denkbar und wenn diese sich durchgesetzt hätten, würde der Evolutionstheoretiker von heute eben die mit diesen assoziierte Ideologie als treibende evolutionäre Kraft sehen.

Ein spannende Frage.

War es ein historischer Zufall, daß es keine promisken und hierarchischen Gesellschaften gab? Oder steckt da ein System dahinter? Ich tippe auf System.



Zumsel hat folgendes geschrieben:
Aus der bloßen Tatsache, dass etwas besteht, zu schließen, dass dieses Etwas in sich einen ausschlaggebenden Vorteil bergen müsste (und nicht etwa auch nur Begleiterscheinung des tatsächlich treibenden Elementes sein könnte), kommt mir immer recht oberflächlich vor. Es ist also ein prinzipieller Vorbehalt meinerseits gegen diese Art des Herleitens.

Das ist natürlich richtig, man muß immer aufpassen, daß man keinem wissenschaftlichen Wunschdenken erliegt. Eine halbwegs plausible Geschichte ist schnell erzählt. Da wär's jetzt an mir - oder an der Fachrichtung - überzeugende Belege beizubringen.



Ich wollte eigentlich nur sagen, daß es zu manchen Fragen, die im Deutschlandfunk-Artikel gestellt wurden, bereits Thesen gibt. Und fragen, ob die in gender science Beachtung finden.
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AdvocatusDiaboli
Öffentlicher Mobber



Anmeldungsdatum: 12.08.2003
Beiträge: 26379
Wohnort: München

Beitrag(#2106597) Verfasst am: 07.09.2017, 20:36    Titel: Antworten mit Zitat

Kurzer Einwurf: Die Genderforschung hat sicher ihre Defizite, vor allem dort, wo sie einem reduzierten, rein sozialwissenschaftlichen oder schlimmer: philosophischen Ansatz folgt. Der komplette Ausschluss der Anthropologie, Biologie, der Medizin, Neurologie oder Genetik ist gar nicht notwendig, selbst wenn man an tradierten Geschlechterrollen und -vorurteilen Kritik übt. Mein Denk-Ansatz ist da schon eher interdisziplinär. Geschlecht wird genetisch konstruiert - jedoch sozial gefestigt. Unbewusste frühkindliche Prägung sowie der Zwang zu rollenkonformem Verhalten führen unweigerlich zur Reproduktion von nicht reflektierten Rollen von Mann und Frau. Was ich sagen will: Ich schließe in Gender Studies tatsächlich Naturwissenschaften mit ein.
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Triggerwarnung: Der toxische Addi hat gepostet. Oh, zu spät, Sie haben das schon gelesen.
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Zumsel
registrierter User



Anmeldungsdatum: 08.03.2005
Beiträge: 4667

Beitrag(#2106615) Verfasst am: 08.09.2017, 10:52    Titel: Antworten mit Zitat

smallie hat folgendes geschrieben:
Zur Einordnung: ich denke die "konservative Einstellung" hat sich vor tausenden von Jahren durchgesetzt...


Ja, aber gerade das macht eine angemessene Beschreibung ja so schwierig...

smallie hat folgendes geschrieben:
Zumsel hat folgendes geschrieben:
Es sind bestimmt auch andere reproduktionsfreundliche Verhaltensweisen denkbar und wenn diese sich durchgesetzt hätten, würde der Evolutionstheoretiker von heute eben die mit diesen assoziierte Ideologie als treibende evolutionäre Kraft sehen.

Ein spannende Frage.

War es ein historischer Zufall, daß es keine promisken und hierarchischen Gesellschaften gab? Oder steckt da ein System dahinter? Ich tippe auf System.


Einen Grund wird es dafür mit Sicherheit geben, nur muss der doch nicht unbedingt in einem evolutionären Vorteil bestehen. Es könnte doch bspw. auch so gewesen sein, dass unter bestimmten Voraussetzungen die physische männliche Überlegenheit zu einem Machtgefälle führte, das in der weiteren gesellschaftlichen Entwicklung dann auf eine bestimmte Weise tradiert wurde. (Das soll jetzt keine ernstzunehmende Theorie sein, war einfach aus der Hüfte geschossen)


smallie hat folgendes geschrieben:
Zumsel hat folgendes geschrieben:
Aus der bloßen Tatsache, dass etwas besteht, zu schließen, dass dieses Etwas in sich einen ausschlaggebenden Vorteil bergen müsste (und nicht etwa auch nur Begleiterscheinung des tatsächlich treibenden Elementes sein könnte), kommt mir immer recht oberflächlich vor. Es ist also ein prinzipieller Vorbehalt meinerseits gegen diese Art des Herleitens.

Das ist natürlich richtig, man muß immer aufpassen, daß man keinem wissenschaftlichen Wunschdenken erliegt. Eine halbwegs plausible Geschichte ist schnell erzählt. Da wär's jetzt an mir - oder an der Fachrichtung - überzeugende Belege beizubringen.


Das Problem daran scheint mir zu sein, dass wir immer das für "plausibel" halten, was am ehesten unserer Intuition entspricht, diese Intuition aber gerade in sozialen Kontexten niemals frei von der die bestehenden Verhältnissen rechtfertigenden Ideologie ist. Mit "bestehenden Verhältnissen" meine ich jetzt nicht bloß oder auch in erster Linie das "Patriarchat" oder den "Kapitalismus", denn auch die Interpretationen der gesellschaftlichen Verhältnisse in Bezug auf diese sind ja selbst wieder nur ein Ausdruck und Teil dieser Verhältnisse. Da jetzt die Evolution für dieses oder jenes in Anschlag zu bringen...schwierig
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Bravopunk
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Anmeldungsdatum: 08.03.2008
Beiträge: 31738
Wohnort: Woanders

Beitrag(#2106616) Verfasst am: 08.09.2017, 11:11    Titel: Antworten mit Zitat

AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben:
Kurzer Einwurf: Die Genderforschung hat sicher ihre Defizite, vor allem dort, wo sie einem reduzierten, rein sozialwissenschaftlichen oder schlimmer: philosophischen Ansatz folgt.


Was genau ist an dem philosophischen Ansatz so schlecht? Kann mir gerade nämlich gar keinen vorstellen, der die Genderforschung rein philosophisch betrachtet. Würde mich mal interessieren, warum der von dir so harsch abgelehnt wird. (Oder was überhaupt die Inhalte davon sind.)

Einen rein sozialwissenschaftlichen Ansatz fände ich übrigens auch nicht verkehrt, sofern er sich wenigstens um Neutralität und objektive Betrachtung der Fakten bemühen würde.

AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben:
Der komplette Ausschluss der Anthropologie, Biologie, der Medizin, Neurologie oder Genetik ist gar nicht notwendig, selbst wenn man an tradierten Geschlechterrollen und -vorurteilen Kritik übt.


Er ist nicht nur nicht notwendig, sondern sogar hinderlich dabei und produziert nur neue Geschlechterrollen und -vorurteile, lediglich andersrum, die zum Aufbau einer funktionierenden und gesunden Gesellschaft, in dem Sinne, dass man sich nicht wegen jedem Furz an die Gurgeln geht und einander, trotz aller Unterschiede, Vertrauen schenkt, völlig untauglich, ja sogar toxisch dafür sind.

AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben:
Mein Denk-Ansatz ist da schon eher interdisziplinär. Geschlecht wird genetisch konstruiert - jedoch sozial gefestigt. Unbewusste frühkindliche Prägung sowie der Zwang zu rollenkonformem Verhalten führen unweigerlich zur Reproduktion von nicht reflektierten Rollen von Mann und Frau. Was ich sagen will: Ich schließe in Gender Studies tatsächlich Naturwissenschaften mit ein.


Is ja schonmal ein Anfang, find ich. Smilie

An deinem Ansatz würde ich persönlich kritisieren, dass du die Instinkte, die man einprogrammiert bekommt und die auch bei höher entwickelten Lebewesen noch munter im Alltag mitmischen, unterschätzt, die Reflexionsfähigkeit der die Geschlechterrollen übernehmenden und lebenden Individiuen gleichzeitig unterschätzt. Ich stelle mir die Frage dabei, wie man mit einer Genderforschung an angeblich ach so sehr unreflektierten Handelnden ernsthaft jemals durch reine Politik etwas ändern können soll. Wie soll also an diesen Rollenbildern was geändert werden, besonders daran, dass sie unreflektiert sind, wenn man davon ausgeht, dass die Individuen das von vornherein schon nicht tun?

Denn ich glaube durchaus, dass sie das eben doch tun. Selbst die, die genau nach den Normen leben, haben sich, bevor sie sich in dieser Rolle eingefügt haben, gewiss nicht nur einmal gefragt, ob es wirklich das Rechte für sie ist.

Ganz nebenbei, dass die Geschlechterrollen immer schon, wie ich zumindest annehme, Schwankungen unterworfen waren und sind. Dementsprechend also ein einfaches Übernehmen dieser eh nicht wirklich fest definierten Rollen, eh niemals stattfand (und die derzeitigen Rollenklischees so auch noch nicht sooo lange existieren, sondern erst ca. 150 Jahre).
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Caterpillar D9



Anmeldungsdatum: 05.02.2008
Beiträge: 25894
Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#2106617) Verfasst am: 08.09.2017, 11:40    Titel: Antworten mit Zitat

AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben:
Kurzer Einwurf: Die Genderforschung hat sicher ihre Defizite, vor allem dort, wo sie einem reduzierten, rein sozialwissenschaftlichen oder schlimmer: philosophischen Ansatz folgt. Der komplette Ausschluss der Anthropologie, Biologie, der Medizin, Neurologie oder Genetik ist gar nicht notwendig, selbst wenn man an tradierten Geschlechterrollen und -vorurteilen Kritik übt. Mein Denk-Ansatz ist da schon eher interdisziplinär. Geschlecht wird genetisch konstruiert - jedoch sozial gefestigt. Unbewusste frühkindliche Prägung sowie der Zwang zu rollenkonformem Verhalten führen unweigerlich zur Reproduktion von nicht reflektierten Rollen von Mann und Frau. Was ich sagen will: Ich schließe in Gender Studies tatsächlich Naturwissenschaften mit ein.

Ey boah ey, Du wagst Dich ja richtig vor!
Im Gegensatz zu abbahallo, die nur noch ausdrückt, dass sie sich, ähnlich luc, an diesem Streit nicht mehr beteiligen will:
abbahallo hat folgendes geschrieben:
Wenn etwas als kulturelles Produkt analysiert, heißt das nicht, dass keine Gegebenheit existiert. Das heißt zunächst mal, nach ein paar tausend Jahren Patriarchat gibt es keinen unverstellten Blick auf die Gegebenheiten.
Die gender-forschung ist doch nicht dazu da, Naturphänomene zu beobachten oder ewige Regeln fest zu stellen. Man lotet aus, welche Veränderungen zu welchen Resultaten führen und geführt haben. Was tatsächlich biologisch determiniert ist, wird man, wenn überhaupt, zu meinen Lebzeiten dabei nicht herausfinden können.

Dabei liegt abbahallo mit der Betonung der vieltausendjährigen Blickrichtung durch das Patriarchat allerdings viel besser im feministischen Mainstream: Um nicht in den Verdacht zu kommen, wieder Extrempositionen darzustellen, mal ein Zitat von der Bundeszentrale für politische Bildung:
http://www.bpb.de/apuz/135431/soziologische-dimensionen-von-geschlecht?p=all
Zitat:
....
Warum Biologie kein Schicksal ist

Auf die Tendenz, die Differenzierung in zwei Geschlechter auf biologische Unterschiede zu reduzieren, haben angloamerikanische Feministinnen in den 1960er Jahren mit der Abgrenzung von sex und gender reagiert. Der Begriff sex wird in der Regel mit "biologisches Geschlecht" übersetzt und anatomisch definiert. Der Begriff gender wird meist in der Bedeutung von "sozialem Geschlecht" verwendet und zielt auf die soziale Konstruktion von geschlechtsspezifischen Rollen und Attributen ab. Die Trennung von sex und gender hat enorme Vorteile gebracht, um gegen einen Alleinerklärungsanspruch der Geschlechterunterscheidung durch biologische Determination argumentieren zu können. Sie enttarnte gender als soziales Konstrukt und deckte auf, dass dichotome Geschlechterzuschreibungen, Geschlechterrollen und Hierarchisierungen historisch entstanden sind und durch gesellschaftliche Strukturierungen, Aushandlungen und Bedeutungszuschreibungen zustande kommen.

In der aktuellen Geschlechtersoziologie wird die Unterscheidung in sex und gender jedoch kaum noch verwendet. Das, was zunächst einen argumentativen Vorteil darstellte, erwies sich recht schnell als zu undifferenziert und damit als Nachteil. Durch den Rückbezug auf sex konnten Geschlechterunterschiede nach wie vor auf den biologischen Unterschied reduziert werden. Dies ist unter anderem aus zwei Gründen problematisch. Zum einen zeigt sich schon die Biologie selbst als uneindeutiger und komplexer, als in der Lesart des Alltagsverständnisses. Zum anderen gerät damit aus dem Blick, dass es sich auch bei Naturwissenschaften um gesellschaftliche Unternehmungen handelt.

In der Biologie wird sex ausdifferenziert in chromosomales Geschlecht (XX, XY), gonadales Geschlecht (innere Fortpflanzungsorgane), hormonelles Geschlecht (Hormonkonzentrationen) und morphologisches Geschlecht (Genitalien und sekundäre Geschlechtsmerkmale). Die Beschreibung der Geschlechtlichkeit eines Menschen fällt also schon auf dieser Ebene sehr komplex aus und wird in der Regel mehr als ein Kontinuum denn als zwei klar zu unterscheidende Pole betrachtet.[3] Die Biologie stellt also kein eindeutiges, objektives Kriterium bereit, das die Geschlechterdifferenz jenseits der sozialen Kontexte ihrer "Entdeckung" festmachen kann.[4] Daher stellt sich anstelle der Frage nach Möglichkeiten der Geschlechterunterscheidung vielmehr die Frage, wie Geschlecht verwissenschaftlicht wird. Die Biologin Sigrid Schmitz betont hierzu die Reproduktion sozialer Geschlechternormen in vermeintlich objektiven biologischen Forschungsarbeiten, denn auch die Biologie erzeuge als sprachlicher Diskurs und als Praxis Geschlecht: "Die Naturwissenschaft ist nicht objektiver als andere Wissenschaften, nur weil sie ihre Befunde in einem quantitativ-experimentellen Design reproduziert. Denn auch dieses Design ist von bestimmten theoretischen Vorannahmen geleitet, welche die Auswahl der Daten, ihre Einschlüsse und Auslassungen und die Interpretationen der Befunde beeinflussen."[5] Wenn von Beginn der Untersuchung an nach Unterschieden gesucht wird, werden sie in der Regel auch gefunden. Warum scheint es so überaus wichtig zu sein, Geschlechterunterschiede binär und eindeutig festzuschreiben und biologisch zu begründen?

Auch die Biologie schließt nach Stefan Hirschauer an ein kulturell etabliertes Alltagswissen von Zweigeschlechtlichkeit an und nutzt Alltagsmethoden der Geschlechtszuschreibung, um ihren Untersuchungsgegenstand zu identifizieren: "Denn zur Feststellung von 'Geschlechtsunterschieden' und (biologischen) 'Geschlechtsmerkmalen' müssen immer bereits 'Geschlechter' unterschieden sein."[6] Die Beschreibung von Geschlecht ist also schon eine von gesellschaftlichen beziehungsweise politischen Vorstellungen geprägte soziale Praxis und kein direktes Abbild der Natur. Dass auch Naturwissenschaft nicht objektiv ist, heißt jedoch nicht, dass sie vollkommen beliebig ist, da "die Natur" ihrer Deutung materielle Grenzen setzt und eine unbestreitbare Wirksamkeit hat.[7] Dennoch ist die Art und Weise, wie bestimmte (körperliche) Merkmale interpretiert wurden und werden kontingent, das heißt, sie sind soziale Realität, die so geworden ist, aber nicht zwangsläufig genau so sein müsste. ....


Ich könnte jetzt auch noch Hanna Meissner von der FU Berlin zitieren, aber lassen wir das.

@ AD: Ganz abgesehen davon, dass Du mit Deiner Formulierung "Geschlecht wird genetisch konstruiert" dem Begriff der Konstruktion, wie er in den Genderstudies, die sich als konstruktivistisch verstehen, benutzt wird, jeden Inhalt nimmst, entlarvst Du Dich mit dieser Formulierung als hoffnungslosen Biologisten. Pfui. Schäm Dich.

@ abbahallo
Es gibt Menschen, die ganz praktisch und in der Verantwortung für andere handeln müssen, die nicht so herumlavieren können: Mediziner. Den Stand der Medizin habe ich hier verlinkt, aber da Du offensichtlich nicht gewillt bist, diesen Text zu lesen, fasse ich den Inhalt einmal kurz zusammen, natürlich mit dem Vokabular eines (informatisch arbeitenden) Biologen:

Die Genetik bestimmt kein Endprodukt, sie ist als Prozesssteuerung einer Entwicklung zu verstehen, die in einer Umgebung abläuft und darauf reagiert, auch regelmäßig abstürzt - ca die Hälfte der befruchteten menschlichen Eizellen erreicht die Geburtsreife nicht. Das bedeutet, dass sowohl das körperliche wie auch das gefühlte Geschlecht nicht direkt vom Genom abhängen, aber mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit von ihm abgeleitet werden können - zu Abweichungen kommt es in seltenen Fällen unter suboptimalen Bedingungen, die wesentlich durch Entgleisungen der hormonellen Regulationen innerhalb des mütterlichen Körpers bestimmt sind - deshalb sprach ich von Quasi-Unfällen. Das sind Dinge, die man in der Medizin inzwischen mit sehr hoher Sicherheit weiß, und zu denen es keine durch praktische Arbeiten begründete Gegenmeinung gibt, auch AD hat keine gefunden.

Das heißt, es ist etwas komplizierter als einfach genetisch bestimmt, weshalb ich auch das Wort angeboren, obwohl eigentlich passend, in diesem Zusammenhang ganz bewusst nicht benutzt habe, weil es normalerweise synonym zu genetisch bestimmt benutzt wird. Aber von einer biologischen Geschlechtsbestimmung muss man da wohl sprechen.
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DonMartin
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Beitrag(#2106620) Verfasst am: 08.09.2017, 12:23    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
ca die Hälfte der befruchteten menschlichen Eizellen erreicht die Geburtsreife nicht.

Ich hatte eine noch höhere Zahl (so 70% oder mehr im Kopf).
Ist zwar etwas OT, aber trotzdem in anderem Zusammenhang interessant:
Bei 700000 Lebendgeburten (2015) vs mindestens ebenso vielen Fehlschlägen vs 100000 Abtreibungen kann man das den religiösen sog. Lebensschützern um die Ohren hauen.
Nach deren Vorstellungen ist bereits die befruchtete Eizelle ein vollwertiger Mensch, vom lieben Gott höchstselbst mit einem Seelchen ausgestattet. Die Zahlen bedeuten allerdings, dass Gott selbst der weitaus grössere Abtreiber ist.
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DonMartin
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Beitrag(#2106621) Verfasst am: 08.09.2017, 12:27    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
mal ein Zitat von der Bundeszentrale für politische Bildung:
http://www.bpb.de/apuz/135431/soziologische-dimensionen-von-geschlecht?p=all

Und so ein Stuss gilt heute als politische Bildung?
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Beitrag(#2106622) Verfasst am: 08.09.2017, 12:27    Titel: Antworten mit Zitat

Zumsel hat folgendes geschrieben:
.....
smallie hat folgendes geschrieben:
Zumsel hat folgendes geschrieben:
Aus der bloßen Tatsache, dass etwas besteht, zu schließen, dass dieses Etwas in sich einen ausschlaggebenden Vorteil bergen müsste (und nicht etwa auch nur Begleiterscheinung des tatsächlich treibenden Elementes sein könnte), kommt mir immer recht oberflächlich vor. Es ist also ein prinzipieller Vorbehalt meinerseits gegen diese Art des Herleitens.

Das ist natürlich richtig, man muß immer aufpassen, daß man keinem wissenschaftlichen Wunschdenken erliegt. Eine halbwegs plausible Geschichte ist schnell erzählt. Da wär's jetzt an mir - oder an der Fachrichtung - überzeugende Belege beizubringen.


Das Problem daran scheint mir zu sein, dass wir immer das für "plausibel" halten, was am ehesten unserer Intuition entspricht, diese Intuition aber gerade in sozialen Kontexten niemals frei von der die bestehenden Verhältnissen rechtfertigenden Ideologie ist. Mit "bestehenden Verhältnissen" meine ich jetzt nicht bloß oder auch in erster Linie das "Patriarchat" oder den "Kapitalismus", denn auch die Interpretationen der gesellschaftlichen Verhältnisse in Bezug auf diese sind ja selbst wieder nur ein Ausdruck und Teil dieser Verhältnisse. Da jetzt die Evolution für dieses oder jenes in Anschlag zu bringen...schwierig

Das praktische Problem besteht vor allem darin, dass wir hier sich überlagernde Evolutionen, nämlich die genetische und die kulturelle, vorliegen haben.

Dann gibt es noch ein ideologisches Problem, dass in einer Art Verschwörungstheorie besteht, nämlich der Bedeutung, die hier dem Patriarchat gegeben wird. Um zu zeigen, was ich meine, nehm,e ich mal ein anderes Beispiel: Ich halte es für grundverkehrt, davon auszugehen, dass Religionen geschaffen wurden, um Gläubige zu beherrschen. Das Priestertum ist zwar in der Praxis regelmäßig zu einem Unterdrückungsapparat verkommen, aber das steht nicht in der Absicht der Priester. Das Priestertum hat seine Macht in der Gesellschaft verloren, seit nach dieser Macht geforscht wird.

So ähnlich sehe ich das auch mit dem Patriarchat: Das wurde nicht erfunden, um Frauen zu unterdrücken sondern erwies sich in einer bestimmten Phase der Menschheitsentwicklung offensichtlich als überlegenes Modell. Allerdings ist das Patriarchat bei uns schon lange nicht mehr aktuell, nach Geschlechterrollen wird bei uns schon lange geforscht, m.W. seit Anfang des letzten Jahrhunderts, und die Gleichberechtigung wurde nicht gegen die, sondern von den unterdrückenden Männern in die Verfassung gesetzt. Es ist geradezu konstituierend für unsere Wissenschaften, auch das sicher geglaubte immer weiter in Frage zu stellen und bei Bedarf umzuschreiben oder zu präzisieren. Von der Wissenschaft als patriarchales Unterdrückungsinstrument auszugehen, halte ich für kompletten Blödsinn, selbst da, wo in einigen Instituten "Patriarchen" das Sagen haben.
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Beitrag(#2106623) Verfasst am: 08.09.2017, 12:41    Titel: Antworten mit Zitat

DonMartin hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
mal ein Zitat von der Bundeszentrale für politische Bildung:
http://www.bpb.de/apuz/135431/soziologische-dimensionen-von-geschlecht?p=all

Und so ein Stuss gilt heute als politische Bildung?

Wir scheinen eine eigenartige Atmosphäre in unseren Forschungsinstituten zu haben, dass es da keinen oder nur einen sehr leisen Aufstand der Mediziner Biologen und Soziologen gibt. Mich hat es spontan an den Bereich Islamwissenschaften erinnert, in dem Josef van Ess, der weltweit für seine Geschichte des Islam berühmt ist und immer wieder gebeten wurde, diese Geschichte mit dem ersten islamischen Jahrhundert beginnen zu lassen, seine Zweifel an der Historizität Mohammeds erst geäußert hat, nachdem er pensioniert war. Er hatte allerdings auch ein warnendes Beispiel: Günther Lüling wurde wegen seiner politisch unbequemen Arbeiten zum Ursprung des Koran entlassen.
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Beitrag(#2106665) Verfasst am: 09.09.2017, 09:38    Titel: Antworten mit Zitat

Anmerkung: Wie alles, was ich so schreibe, erhebt der folgende Text keinerlei Anspruch auf wissenschaftliche Korrektheit, sondern liefert lediglich eine Ausformulierung dessen, was ich mir darunter vorstelle, also des Bildes, das ich davon habe, als Teil dessen, wie ich mir die Welt so erkläre.

Über Objektivierung

Jeder Mensch nimmt die Dinge in seinem Leben zunächst als Objekte war. Auch die Menschen. Denn auch andere Menschen sind zunächst ersteinmal Dinge (in dem Sinne, das sie eine physikalische Ausdehnung im Raum darstellen). Eine Auseinandersetzung mit dem Subjekt, das ihm gegenüber sitzt, findet erst danach statt, in einer intersubjektivierenden Spiegelung der eigenen Erwartung an das andere Subjekt. Man nimmt also auch dann das Gegenüber noch nicht als das Subjekt war, das es wirklich ist, sondern lediglich als die Version davon, die man selber wäre, wenn man an dessen Stelle wäre.

Davor jedoch ist er, für winzige Augenblicke, zunächst nur Objekt. Das ist ein normaler Mechanismus, ohne den, als Zwischenschritt zur Empathie, ein jeder Mensch Schizophren wäre. Würde ein Jeder sofort immer über andere Menschen in der Form nachdenken, dass sie Subjekte sind, die anders wahrnehmen und denken und auch ihn selbst widerrum wahrnehmen und als Subjekt interpretieren, könnte der Mensch schnell nicht mehr zwischen sich und den Anderen unterscheiden und hätte kein eigenes Ich und Individuum, keine Identität.

Der Grund dafür, so vermute ich, liegt darin, dass sich das Gehirn, in dem ja all dies abläuft, sich aus einem animalischen Gehirn entwickelt hat, das sich selbst nicht als Subjekt wahrgenommen hat und somit auch den Rest seiner Umwelt nicht, sondern lediglich Objekte - im weitesten Sinne - verstehen konnte. D. h. dass dieses vormenschliche Urgehirn erkennen konnte, dass Objekte da waren und ob sie essbar waren oder nicht oder ob von ihnen einen Gefahr für es ausgeht oder nicht. Gab es einen Knall, zuckte der Körper zusammen, ohne zu begreifen, woher der Knall kam. Ebenso bein schnellen, schlagartigen Veränderungen der Umgebung. Ein Nachdenken über die eigenen Auswirkungen auf die Ursache dieser Dinge, fand nicht statt, da dazu die Wahrnehmung des Selbst als Subjekt fehlte.

Erst auf diesem Grundgehirn hat sich später (nach etlichen Zwischenschritten) das subjektive Menschenhirn des Homo Sapiens Sapiens entwickelt. Weshalb jeder Grundstein eines jeden Gedanken über alles in der Welt, immer erstmal objektivierend stattfindet und dann erst wird, wenn sich, einen Bruchteil einer Sekunde später, das subjektive Bewusstsein einschaltet, sofern das Objekt ein Mensch ist, es als Subjekt interpretiert. Dies bedarf allerdings einiger empathischer Kraftanstrengungen des Gehirns, weshalb es das nicht gerne tut, sondern nur nach gründlichem Training und nur, wenn es unbedingt sein muss.

Bleiben die Gedanken im eigenen Kopf, wirken sich nicht auf die Beziehung der Menschen aus, bleiben also unkommuniziert, bleiben sie auch gerne, egal ob männlich ob weiblich, sehr objektivierend, behandeln also den anderen Menschen lieber weiter als Objekt.

So weit so gut. Objektivierung ist demnach eine völlig normale Reaktion des Gehirns, die zur Gedankenbildung, zur Interpretation der Sinnessignale zur Wahrnehmung hin, notwendig und unverzichtbar ist und die sich auch niemals daraus entfernen lässt, weil das Gehirn nunmal nicht ohne diese Objektivierung funktionieren würde, so sehr man sich auch anstrengt sie zu vermeiden. Einen anderen Menschen als Objekt zu sehen kann daher nichts schlechtes sein, solange man dazu fähig ist ihn auch als Subjekt zu sehen. Ist das nicht der Fall und dem Menschen steht nur eine rein objektivierende Wahrnehmung zur Verfügung, dürfte es sich dabei höchstwahrscheinlich um einen Psychopathen handeln.

Doch besonders im Zusammenspiel der zwei Geschlechter kommt der Zwist zwischen Objektivierung und Subjektivierung erst so richtig zum Tragen. Denn erst dadurch entsteht jede Erotik und demzufolge auch jede romantische Liebe. Liebe, ohne den Anderen als Objekt seiner Begierde zu sehen und sich selbst als das Objekt der Begierde des Anderen zu wünschen, ist keine romantische Liebe und besitzt keinerlei Erotik. Sie ist höchstens platonische Zuneigung. In dem Moment, wo das Bewusstsein jemand anderen als erotisch empfindet und beginnt romantische Gefühle für ihn zu entwickeln, beginnt er nicht einfach ihn als Objekt zu sehen, sondern stattdessen die Subjektheit des Gegenüber erst so richtig zu begreifen und mit der Objektheit zu verbinden. Der Klinsch zwischen den Lockstoffen des sexuellen Objekts, das der Andere für einen darstellt und der Vorstellung darüber von dessem subjektivem Bewusstsein wiederum genauso - als sexuelles Objekt eben - wahrgenommen und für begehrenswert gehalten zu werden, macht erst die Erotik aus und ist ihr Kernelement und unerlässlich für jede romantische Beziehung, ergo: für Liebe.

Objektivierung hat jedoch natürlich gewisse negative Folgen, wenn sie entweder zu exessiv betrieben wird, so dass man das Gegenüber gar nicht mehr als Subjekt wahrnehmen kann (wie gesagt: Das ist ein Anzeichen für Psychopathie) oder wenn sie zu allgegenwärtig in einer Gesellschaft praktiziert wird und somit alle Mitglieder dieser Gesellschaft, die zu der objektivierten Gruppe gehören, nur noch zu jederzeit verfügbaren sexuellen Objekten stempelt. Was allerdings nicht zwangsweise auch dann in die individuelle Wahrnehmung der Gesellschaftsmitglieder einfließt, da mindestens eine Mehrheit aller Teilnehmer des anderen Geschlechts für gewöhnlich dieser Annahme nicht nachhängen, das andere Geschlecht also, selbst wenn sie ständig damit berieselt werden, noch lange nicht nur als Objekt sehen können. Schließlich ist für gewöhnlich ein Großteil eines Geschlechtes in einer Gesellschaft nicht psychopathisch veranlagt.

Daher bin ich auch der Meinung, dass es sowas wie ein zu viel an Erotik und somit Objektivierung nicht wirklich gibt. Es gibt höchstens eine unpassende und sinnentleerte Verwendung davon. Z. B. in Michael Bay-Filmen oder in der Werbung, wenn mit (halb)nackten Körpern Werbung für ein Produkt gemacht wird, das sich normalerweise nicht damit assoziieren lässt. Überall sonst halte ich Objektivierung aber für etwas durchweg Positives, wenn nicht gar Befreiendes von veralterter Sexualmoral und Spießertum.
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luc
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Beitrag(#2106669) Verfasst am: 09.09.2017, 10:45    Titel: Antworten mit Zitat

@bravolima

was du schreibst ist interessant aber ich sehe trotzdem keinen Zusammenhang zum Thema Gender, sexuelle Identität, sexuelle Orientierung. Vielleicht kannst du uns diesen Zusammenhang erläutern. Da fehlt was.
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Bravopunk
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Beitrag(#2106670) Verfasst am: 09.09.2017, 10:52    Titel: Antworten mit Zitat

luc hat folgendes geschrieben:
@bravolima

was du schreibst ist interessant aber ich sehe trotzdem keinen Zusammenhang zum Thema Gender, sexuelle Identität, sexuelle Orientierung. Vielleicht kannst du uns diesen Zusammenhang erläutern. Da fehlt was.


Es hat einen Bezug zu Sexismus. Ich dachte das wäre klar.
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luc
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Beitrag(#2106672) Verfasst am: 09.09.2017, 10:54    Titel: Antworten mit Zitat

Bravopunk hat folgendes geschrieben:
luc hat folgendes geschrieben:
@bravolima

was du schreibst ist interessant aber ich sehe trotzdem keinen Zusammenhang zum Thema Gender, sexuelle Identität, sexuelle Orientierung. Vielleicht kannst du uns diesen Zusammenhang erläutern. Da fehlt was.


Es hat einen Bezug zu Sexismus. Ich dachte das wäre klar.


Ok. Verstanden
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Zumsel
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Beitrag(#2106673) Verfasst am: 09.09.2017, 11:09    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Zumsel hat folgendes geschrieben:
.....
Das Problem daran scheint mir zu sein, dass wir immer das für "plausibel" halten, was am ehesten unserer Intuition entspricht, diese Intuition aber gerade in sozialen Kontexten niemals frei von der die bestehenden Verhältnissen rechtfertigenden Ideologie ist. Mit "bestehenden Verhältnissen" meine ich jetzt nicht bloß oder auch in erster Linie das "Patriarchat" oder den "Kapitalismus", denn auch die Interpretationen der gesellschaftlichen Verhältnisse in Bezug auf diese sind ja selbst wieder nur ein Ausdruck und Teil dieser Verhältnisse. Da jetzt die Evolution für dieses oder jenes in Anschlag zu bringen...schwierig

Das praktische Problem besteht vor allem darin, dass wir hier sich überlagernde Evolutionen, nämlich die genetische und die kulturelle, vorliegen haben.


Mir ging es v.a. darum, dass man sich bei der Erklärung solcher Phänomene aus irgendeinem angenommenen spezifischen Nutzen heraus in einem höchst spekulativen Bereich befindet.

fwo hat folgendes geschrieben:
Dann gibt es noch ein ideologisches Problem, dass in einer Art Verschwörungstheorie besteht, nämlich der Bedeutung, die hier dem Patriarchat gegeben wird. Um zu zeigen, was ich meine, nehm,e ich mal ein anderes Beispiel: Ich halte es für grundverkehrt, davon auszugehen, dass Religionen geschaffen wurden, um Gläubige zu beherrschen. Das Priestertum ist zwar in der Praxis regelmäßig zu einem Unterdrückungsapparat verkommen, aber das steht nicht in der Absicht der Priester. Das Priestertum hat seine Macht in der Gesellschaft verloren, seit nach dieser Macht geforscht wird.


Ja, was du da beschreibst ist natürlich auch und im besonderen Maße eine solche spekulative Erklärung, die erkennbar gefärbt von sehr zeitgenössischen Umständen und Betrachtungsweisen ist. Allerdings ist diese Erklärung:

fwo hat folgendes geschrieben:
So ähnlich sehe ich das auch mit dem Patriarchat: Das wurde nicht erfunden, um Frauen zu unterdrücken sondern erwies sich in einer bestimmten Phase der Menschheitsentwicklung offensichtlich als überlegenes Modell.


für mich auch nicht besonders überzeugend. "Überlegen" in welcher Hinsicht? Eine solche Aussage ist in dieser Weise doch gar keine Erklärung für irgendwas. Diese Art der Weltbeschreibung, dass alles in Hinsicht auf irgendeinen Nutzen hin interpretiert werden müsse und auch nur dadurch zu verstehen sei, ist m.E. ebenfalls ausgesprochen zeitgeistbedingt.

fwo hat folgendes geschrieben:
Allerdings ist das Patriarchat bei uns schon lange nicht mehr aktuell, nach Geschlechterrollen wird bei uns schon lange geforscht, m.W. seit Anfang des letzten Jahrhunderts, und die Gleichberechtigung wurde nicht gegen die, sondern von den unterdrückenden Männern in die Verfassung gesetzt. Es ist geradezu konstituierend für unsere Wissenschaften, auch das sicher geglaubte immer weiter in Frage zu stellen und bei Bedarf umzuschreiben oder zu präzisieren. Von der Wissenschaft als patriarchales Unterdrückungsinstrument auszugehen, halte ich für kompletten Blödsinn, selbst da, wo in einigen Instituten "Patriarchen" das Sagen haben.


Ja, die Gleichberechtigung der Frau ist in erster Linie eine Folge der Aufklärung. Natürlich war (und ist?) dieser Prozess im Einzelnen geprägt von Kämpfen und Widerständen, aber erschöpfend erklärt ist das Phänomen mit einem Schlagwort wie "Kampf gegen das Patriarchat" natürlich nicht mal annähernd. Und es ist ja auch immer wieder interessant zu sehen, wie die "Kinder der Aufklärung" sich an einem bestimmten Punkt selbst gegen diese wenden. Und wie in anderen (vermeintlich) fortschrittlichen Erscheinungen, gibt es solche Tendenzen zweifellos auch im Feminismus.
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fwo
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Beitrag(#2106676) Verfasst am: 09.09.2017, 12:30    Titel: Antworten mit Zitat

Zumsel hat folgendes geschrieben:
....
fwo hat folgendes geschrieben:
So ähnlich sehe ich das auch mit dem Patriarchat: Das wurde nicht erfunden, um Frauen zu unterdrücken sondern erwies sich in einer bestimmten Phase der Menschheitsentwicklung offensichtlich als überlegenes Modell.


für mich auch nicht besonders überzeugend. "Überlegen" in welcher Hinsicht? Eine solche Aussage ist in dieser Weise doch gar keine Erklärung für irgendwas. Diese Art der Weltbeschreibung, dass alles in Hinsicht auf irgendeinen Nutzen hin interpretiert werden müsse und auch nur dadurch zu verstehen sei, ist m.E. ebenfalls ausgesprochen zeitgeistbedingt.
....

?????
@ Zumsel:
Das soll auch nicht überzeugen, es handelt sich nur um die Beschreibung einer evolutionären Tatsache. Aus der Sicht der Evolution in einer begrenzten Welt ist immer das System das überlegene, das es schafft, gegenüber den konkurrierenden Systemen den größten Teil der Ressourcen für sich zu beanspruchen. Woran das nun gerade liegt, an der Fortpflanzungsrate oder einer besseren Kampfkraft ist dabei Wurst, es sagt auch nicht über die Lebensqualität in dem entsprechenden System aus.

Es ist eine Tatsache, dass über lange Zeiträume das Patriarchat das System war, in dem die große Mehrheit der Menschen organisiert war. Das heißt nicht, dass ich das für besonders menschenfreundlich oder sonstwie förderungswürdig halte.

Dass wir aufklärungsbewegte Menschen, die wir uns auf diesem Weg auch zur Gleichberechtigung der Geschlechter entschieden haben, heute so machtvoll auf diesem Planeten sind, liegt doch auch weniger daran, dass wir hier freier leben, als vielmehr daran, dass in dem durch die Aufklärung entkrusteteten System auch die Wissenschaft florierte und die besseren Waffen entwickelt wurden, mit deren Hilfe die noch nicht ganz so aufgeklärten Staatsführer andere Länder unterjochen konnten ***. Wer diese militärische Überlegenheit erwähnt, hat damit nicht vor, zur Kriegsführung überzeugen, er nimmt nur eine bestimmte Blickrichtung ein, aus der er die Logik dieses Vorganges erklären kann.

In dem von Dir beantworteten Post habe ich nur von Evolution geschrieben, von nichts anderem. Wie kommst Du darauf, dass ich da von irgendetwas anderem schreiben würde als von der evolutionären Überlegenheit? Erhebst Du jetzt den naturalistischen Fehlschluss zum Standard und bestehst deshalb darauf, keinen Vorgang dieser Erde unter einem anderen Standpunkt als dem humanistischen zu betrachten?

Manchmal bin ich sehr verwundert über die Antworten, die ich hier bekomme.

*** Für besonders transformationsunwillige User: Das soll jetzt keine abschließende Betrachtung der Grundlagen des relativen Siegeszuges der Aufklärung sein, sondern nur ein pointiertes Beispiel einer anderen Blickrichtung
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Beitrag(#2106679) Verfasst am: 09.09.2017, 14:00    Titel: Antworten mit Zitat

Die Aufklärungsbewegung hat außer naturwissenschaftlichen und technischen Fortschritt auch noch dem Individuum die Möglichkeit gebracht, sich unabhängig von der sozialen Gruppe zu sehen und im begrenzten Ausmaß auch zu bewegen. Damit kann es sich andere Ziele setzen als das Überleben der es umgebenden Gesellschaft.
Will damit sagen: das Überleben einer Gesellschaft oder einer Gesellschaftsform muß für das Individuum kein Wertmaßstab sein. Sonst hätten Menschen, die sich gegen Kinder entscheiden, oder diese Entscheidungsmöglichkeit gar nicht erst haben, von vorn herein verloren oder müßten sich andere Wege suchen, speziell den Fortbestand ihrer Gesellschaft zu fördern.
Es gibt halt noch andere Kriterien für Erfolg als sich historisch ziemlich lange durchzusetzen.
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fwo
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Beitrag(#2106681) Verfasst am: 09.09.2017, 14:21    Titel: Antworten mit Zitat

abbahallo hat folgendes geschrieben:
Die Aufklärungsbewegung hat außer naturwissenschaftlichen und technischen Fortschritt auch noch dem Individuum die Möglichkeit gebracht, sich unabhängig von der sozialen Gruppe zu sehen und im begrenzten Ausmaß auch zu bewegen. Damit kann es sich andere Ziele setzen als das Überleben der es umgebenden Gesellschaft.
Will damit sagen: das Überleben einer Gesellschaft oder einer Gesellschaftsform muß für das Individuum kein Wertmaßstab sein. Sonst hätten Menschen, die sich gegen Kinder entscheiden, oder diese Entscheidungsmöglichkeit gar nicht erst haben, von vorn herein verloren oder müßten sich andere Wege suchen, speziell den Fortbestand ihrer Gesellschaft zu fördern.
Es gibt halt noch andere Kriterien für Erfolg als sich historisch ziemlich lange durchzusetzen.

Danke, dass Du es noch einmal vormachst.
Gibt es hier irgendjemanden, der behauptet, dass das Überleben der Gesellschaftsform ein Wertmaßstab für das Individuum zu sein hat?

Es ist selbstverständlich, dass jemand, der sich gegen Kinder entscheidet, auch dagegen entscheidet, deren Lebensbedingungen automatisch mit in seine Entscheidungen mit einzubeziehen. (allerdings kann er es trotzdem.) Das ist ein sehr beliebtes Thema von Samson, bei dem ihm immer gerne widersprochen wird.

Auf der anderen Seite kann genausogut gerade jemand, der Kinder hat, sich eben mit Rücksicht auf diese Kinder gegen den Fortbestand des Systems wenden, in dem er lebt.

Eine evolutionäre Betrachtung ist nur dann eine wertende, wenn Du den naturalistischen Fehlschluss zum Standard erhebst. Das scheint hier sehr beliebt zu sein.
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Beitrag(#2106684) Verfasst am: 09.09.2017, 15:01    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Es ist eine Tatsache, dass über lange Zeiträume das Patriarchat das System war, in dem die große Mehrheit der Menschen organisiert war. Das heißt nicht, dass ich das für besonders menschenfreundlich oder sonstwie förderungswürdig halte.


Derartiges wollte ich dir auch nicht unterstellen, worum es mir dabei geht dachte ich schon gegenüber smallie klar gemacht zu haben:

Zitat:
Aus der bloßen Tatsache, dass etwas besteht, zu schließen, dass dieses Etwas in sich einen ausschlaggebenden Vorteil bergen müsste (und nicht etwa auch nur Begleiterscheinung des tatsächlich treibenden Elementes sein könnte), kommt mir immer recht oberflächlich vor. Es ist also ein prinzipieller Vorbehalt meinerseits gegen diese Art des Herleitens.


Ich meine das überhaupt nicht in irgendeinem moralisch-wertende Sinne, sondern rein deskriptiv. Klar, wenn man nur sagen will, dass sich das durchgesetzt hat, was aus irgendeinem Grund eben mal durchsetzungsfähiger war, ist das tautologisch geschenkt. Damit ist aber nichts vom tatsächlichen Entstehungsprozess begriffen. Auf genau den will man aber ja meistens hinaus, also auf Aussagen der Art: "Es war aus diesen oder jenen Gründen, in dieser oder jener Hinsicht für einen bestimmten Zeitraum nützlich für die Entwicklung der Menschheit oder einer Gemeinschaft, dass die Dinge so oder so gelaufen sind. Und heute wären wir nicht die Menschen, die wir sind, wenn dies oder jenes nicht passiert wäre." Und erst an dem Punkt wird’s ja auch interessant, weil es uns etwas über uns selbst verrät, darüber, warum wir bestimmter Dinge so oder so sehen. Aber an dem Punkt wird es eben auch kompliziert und schwierig, schwieriger, als der simple Verweis auf irgendwelche Nützlichkeiten es erscheinen lassen will.

fwo hat folgendes geschrieben:
In dem von Dir beantworteten Post habe ich nur von Evolution geschrieben, von nichts anderem. Wie kommst Du darauf, dass ich da von irgendetwas anderem schreiben würde als von der evolutionären Überlegenheit?


Die Frage war tatsächlich völlig neutral gemeint, ich wollte dir damit nicht das Geringste unterstellen.
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Beitrag(#2106688) Verfasst am: 09.09.2017, 18:05    Titel: Antworten mit Zitat

Quelle: http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/GESCHLECHT-UNTERSCHIEDE/
© [werner stangl]s arbeitsblätter

Zitat:
Für das menschliche Gehirn ist die Einteilung in männliches und weibliches Gehirn relativ bedeutungslos, denn es gibt zwar Unterschiede, jedoch besitzen die allermeisten Menschen im Gehirn eine Mischung aus männlichen und weiblichen Anteilen. So gibt es Merkmale, die eher bei Männern zu finden sind und solche, die eher bei Frauen zu finden sind, während einige in beiden Geschlechtern vorkommen, sodass Gehirne mit rein männlichen und rein weiblichen Kennzeichen deutlich in der Minderheit sind. In Bezug auf die graue Substanz besitzen etwa nur sechs Prozent der Menschen durchgängig weiblich oder durchgängig männliche Kennzeichen.



Das sind auch meine Erfahrungswerte.
Ich war schon immer der Meinung, dass die Unterschiede zwischen Männlein und Weiblein fliesend sind, und nicht eindeutig.

Übrigens halte ich diese Bemerkung auch für zutreffend:

Zitat:
Bei vielen Untersuchungen gilt es zu beachten, dass bei Befragungen StudienteilnehmerInnen unter Umständen oft so antworten, wie es den Erwartungen an ihre Geschlechtsrolle entspricht. Bei Beobachtungsstudien weicht in der Regel das Verhalten von Frauen und Männern weit weniger voneinander ab als in Befragungen. Viele Studien zeigen auch, dass sich Frauen und Männer gerne selbst gemäß ihrer vermuteten Geschlechtsrolle darstellen.

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Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.

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smallie
resistent!?



Anmeldungsdatum: 02.04.2010
Beiträge: 3628

Beitrag(#2106689) Verfasst am: 09.09.2017, 19:21    Titel: Antworten mit Zitat

Zumsel hat folgendes geschrieben:
... worum es mir dabei geht dachte ich schon gegenüber smallie klar gemacht zu haben:

Zitat:
Aus der bloßen Tatsache, dass etwas besteht, zu schließen, dass dieses Etwas in sich einen ausschlaggebenden Vorteil bergen müsste (und nicht etwa auch nur Begleiterscheinung des tatsächlich treibenden Elementes sein könnte), kommt mir immer recht oberflächlich vor. Es ist also ein prinzipieller Vorbehalt meinerseits gegen diese Art des Herleitens.


Ich meine das überhaupt nicht in irgendeinem moralisch-wertende Sinne, sondern rein deskriptiv. Klar, wenn man nur sagen will, dass sich das durchgesetzt hat, was aus irgendeinem Grund eben mal durchsetzungsfähiger war, ist das tautologisch geschenkt.

Witzig, daß du "tautologisch" sagst. Folgendes habe ich gestern aufgeschrieben, aber die Antwort nicht mehr fertig bekommen.

    Evolution ist per Definition die Durchsetzung der Durchsetzungsfähigsten. Das wurde und wird der Evolutionstheorie oft als Nullaussage, als Tautologie, angekreidet.


Zumsel hat folgendes geschrieben:
Damit ist aber nichts vom tatsächlichen Entstehungsprozess begriffen.

In der Tat. Da muß inhaltlich etwas kommen, das den üblichen wissenschaftlichen Standards genügt.

Als Beispiel: Die Ursachen der Monogamie.





EDIT:

Das hätte ich fast vergessen. Ein evolutionärer Ansatz im Artikel des Deutschlandfunks. Mr. Green

Frauen, Männer und die neue Vielfalt hat folgendes geschrieben:
Geschlechtergerechte Einstellungspolitik wird sich trotz Anfeindungen weiter durchsetzen - denn unterschiedliche Sichtweisen sind besser als nur ein Blickwinkel.

http://www.deutschlandfunkkultur.de/gender-am-ende-frauen-maenner-und-die-neue-vielfalt.976.de.html?dram:article_id=368585

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Zumsel
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Anmeldungsdatum: 08.03.2005
Beiträge: 4667

Beitrag(#2106692) Verfasst am: 09.09.2017, 20:04    Titel: Antworten mit Zitat

smallie hat folgendes geschrieben:
Witzig, daß du "tautologisch" sagst. Folgendes habe ich gestern aufgeschrieben, aber die Antwort nicht mehr fertig bekommen.

    Evolution ist per Definition die Durchsetzung der Durchsetzungsfähigsten. Das wurde und wird der Evolutionstheorie oft als Nullaussage, als Tautologie, angekreidet.


Auf diese Aussage reduziert, wäre sie das wohl auch. Der Clou an der Theorie ist aber ja (wenn ich das als Laie richtig sehe) die Kopplung der "Durchsetzungsfähigkeit" an (sich wechselnde) äußere Umstände; in Kombination mit der Variation der individuellen Eigenschaften erklärt sich daraus das eigentliche schöpferische Potential der (belebten) Natur. Das heißt aber auch, dass eine evolutionäre Erklärung für ein gegebenes Phänomen nur dann interessant ist, wenn sie erklärt, unter welchen Umständen welche Eigenschaften in welcher Weise zu dessen Entstehung geführt oder beigetragen haben. Ansonsten ist "die Evolution war's" tatsächlich eine "Nullaussage".

smallie hat folgendes geschrieben:
In der Tat. Da muß inhaltlich etwas kommen, das den üblichen wissenschaftlichen Standards genügt.


Eben!

smallie hat folgendes geschrieben:
Als Beispiel: Die Ursachen der Monogamie.





EDIT:

Das hätte ich fast vergessen. Ein evolutionärer Ansatz im Artikel des Deutschlandfunks. Mr. Green

Frauen, Männer und die neue Vielfalt hat folgendes geschrieben:
Geschlechtergerechte Einstellungspolitik wird sich trotz Anfeindungen weiter durchsetzen - denn unterschiedliche Sichtweisen sind besser als nur ein Blickwinkel.

http://www.deutschlandfunkkultur.de/gender-am-ende-frauen-maenner-und-die-neue-vielfalt.976.de.html?dram:article_id=368585


Ja, sowas klingt in der Theorie erst mal immer gut. Faktisch kommen da dann aber meistens doch noch zwei, drei andere Einflussfaktoren hinzu. So eine Gesellschaft von homo sapiens ist ein recht komplex funktionierendes Rudel. Man wird sehen, was solche Prognosen taugen...
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