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Schlumpf
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Anmeldungsdatum: 17.11.2007
Beiträge: 2572

Beitrag(#2092298) Verfasst am: 22.04.2017, 16:40    Titel: Antworten mit Zitat

Ahriman hat folgendes geschrieben:

Da können unsere Banken mehr. Sie erzeugen negatives Geld, und das wirklich.

Auf Materie bezogen: Ein Loch. Das wäre Materie, die nicht nur nicht da ist, sondern sogar fehlt.
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Skeptiker
"I can't breathe!"



Anmeldungsdatum: 14.01.2005
Beiträge: 16834
Wohnort: 129 Goosebumpsville

Beitrag(#2092317) Verfasst am: 22.04.2017, 20:32    Titel: Antworten mit Zitat

"Das Kapital" gibt's jetzt als Manga:



Zitat:
As the gap between rich and poor continues to widen, a new generation is reflecting on the insights of Karl Marx. Marx not only stood against the global economic system but he also helped us understand it. He explained how wealth was created on the backs of workers, how “surplus value” is realized and how accumulation is achieved through unpaid labour-time, the intensification of work and the tyranny of credit.

Insofern sich die Kluft zwischen Reichen und Armen weiter ausbreitet, reflektiert eine neue Generation die Erkenntnisse von Karl Marx. Marx kritisierte nicht nur das globale Wirtschaftssystem, sondern half uns auch, es zu verstehen. Er erklärte, wie Reichtum auf dem Rücken der Arbeiter geschaffen wurde, wie "Mehrwert" entsteht und wie die Kapitalakkumulation durch unbezahlte Arbeitszeit, durch die Intensivierung der Arbeit sowie die Tyrannei des Kredits erreicht wird.


http://redquillbooks.com/portfolio-posts/capital-manga/


Ist sicher mal eine originelle Form der Wissensvermittlung ...- Daumen hoch!
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Schlumpf
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Anmeldungsdatum: 17.11.2007
Beiträge: 2572

Beitrag(#2092334) Verfasst am: 23.04.2017, 09:33    Titel: Antworten mit Zitat

Das scheint deine "Bibel" zu sein. Auf den Arm nehmen
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smallie
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Anmeldungsdatum: 02.04.2010
Beiträge: 3613

Beitrag(#2092346) Verfasst am: 23.04.2017, 12:08    Titel: Antworten mit Zitat

Aus einer Reihe von Nachrufen auf David Sackett, einem frühen Vertreter von evidenz-basierter Medizin. Autor ist John Ioannidis, von ihm stammt auch Why Most Published Research Findings Are False - Warum die meisten veröffentlichen Studien falsch sind.


Zitat:
Evidence-Based Medicine Has Been Hijacked: A Report to David Sackett
John P.A. Ioannidis - 2016

http://andrewgelman.com/wp-content/uploads/2016/04/PIIS0895435616001475.pdf

Deutsch etwa: Evidenzbasierte Medizin wurde gekidnappt.


Die Kernaussage:

Ioannidis hat folgendes geschrieben:
Vielerorts verschwenden Medizin und Gesundheitswesen gesellschaftliche Resourcen und werden zu einer Bedrohung des menschlichen Wohlergehen.

In many places, medicine and health care are wasting societal resources and becoming a threat to human well-being.




Ioannidis hat folgendes geschrieben:
Die selben Leute, die vorher über EBM hergezogen waren, fingen an, den Begriff seines Prestiges wegen für sich zu beanspruchen.

The same people who were previously spitting when mentioning ‘‘EBM’’ started using the very same term to buttress their eminence-based medicine claims to prestige.




Ioannidis hat folgendes geschrieben:
Ich bin nicht gegen die Pharma-Industrie, ganz im Gegenteil: Unternehmertum ist notwendig für Umsetzung, Entwicklung und Wachstum. Aber man sollte Konzerne nicht selbst die Tests ausführen lassen, die über ihre Produkte entscheiden. Zwingt man sie dazu, dann kann ich sie nicht verurteilen, daß sie die bestmögliche Werbung (="Belege") für ihre Produkte einkaufen.

I am not against the industry, quite the opposite, entrepreneurship is crucial for translation, development, and growth. However, corporations should not be asked to practically perform the assessments of their own products [20]. If they are forced to do this, I cannot blame them, if they buy the best advertisement (i.e., ‘‘evidence’’) for whatever they sell.



Ioannidis hat folgendes geschrieben:
Ich habe im klinischen Umfeld gearbeitet, oft wurde meine Rolle falsch eingeschätzt. Einige CROs [? Clinical Research Organizations, Contract Research Organisation], die Patienten für Feldstudien anheuerten, dachten ich sei Klinikchef oder hätte einen Lehrstuhl in Kardiologie, Rheumatologie und so weiter. Auf meinem Fax landeten Einladungen wie diese:

Zitat:
Sehr geehrter Professor Ioannidis,

wir kennen Sie als großartigen Kardiologen; ihre Klinik ist eine der besten. Wären Sie daran interessiert, an der Studie X teilzunehmen?

Spaßeshalber rief ich eines Tages die Kontaktnummer an. Ich erwähnte, dieses freundliche Einladungsschreiben erhalten zu haben und wollte wissen, wie ich an den Forschungen teilnehmen könnte. Die Person am anderen Ende der Leitung versprach mir, Autor zu werden bei einer Doppelblindstudie; je mehr Patienten ich vermitteln könne, desto höher sei meine Position unter den Autoren. Ich fragte, ob ich wohl das Protokoll und Erläuterungen dazu sehen könne.

Die Antwort war eindeutig und kam ohne Zögern:


Zitat:
Ach, das Protokoll, machen Sie sich doch keine Gedanken um das Protokoll. Der Geldgeber hat sich bereits um das Protokoll gekümmert und wird sich auch um die Niederschrift der Studie kümmern. Sie müssen sich nicht mit solchen Nebensächlichkeiten herumschlagen; Sie werden ihre zeit nicht mit dem Protokoll verschwenden oder damit, Entwurfsfassungen gegenzulesen. Wir werden Sie als Mitautor der Studie nennen, keine Sorge. So machen das alle angesehen klinischen Forscher.



Having worked in many different clinical fields, my identity was often mistaken. Some CROs recruiting patients for industry trials believed that I was a clinic chief or chair in cardiology, rheumatology, or other clinical fields. I would get invitations in my fax machine running ‘‘Dear Professor Ioannidis, we know that you are a great interventional cardiologist and your clinic is one of the best. Would you be interested to participate in the X trial..’’

For fun, one day I called back the contact number. I mentioned that I had received that kind invitation and wanted to find out how I could join the research.

The person at the other end of the phone line promised me authorship in the randomized trial; the more patients I could recruit, the better my authorship position. I asked to see the protocol and comment on it. The answer was clear and immediate

‘‘Oh, the protocol, why should you worry about the protocol? The sponsoring company has taken care of the protocol already and will also take care of writing the paper. You don’t need to worry about that minor stuff. You shouldn’t waste time with the protocol or editing drafts. We will put your name as an author on the papers, no worries. This is what all prestigious clinical researchers do.’’




Ioannidis hat folgendes geschrieben:
Wie wahrscheinlich ist es, daß Ärzte Studien konzipieren, deren Resultate ihre Arbeit gefährden könnte, wenn sich herausstellt, daß weniger Behandlungen, Vorsorgetests und Eingriffe besser sind?

Yet, how likely is it that physicians will design studies whose results may threaten their jobs by suggesting that less procedures, testing, interventions are needed? How likely is it that, if they do design such studies, they will accept results suggesting that they should quit their jobs?




Ioannidis hat folgendes geschrieben:
Das Gesundheitswesen macht 20 % der Wirtschaftsleistung aus. Die Gelder werden so ineffizient ausgegeben, bei beschränkter oder widersprüchlicher Datenlage, daß Medizin und Gesundheitswesen zur Bedrohung für Gesundheit und Wohlfahrt werden können.

However, with 20% of GDP being spent on health and health care so inefficiently, with such limited evidence or with conflicted evidence, medicine and health care can become a major threat to health and well-being.



Ioannidis hat folgendes geschrieben:
In den meisten entwickelten Ländern stehen Kliniker unter dem Druck des Marktes. Die Gespräche in Abteilungsmeetings drehen sich meist um Geld. Es herrscht spürbarer Druck, Leistungen zu erbringen, einen möglichst großen Markanteil abzugreifen, die Kunden zufriedenzustellen, um hohe Bewertungen zu erreichen, mehr zu verrechnen, mehr zu operieren, und mehr Kreuzchen am Abrechnungsbogen zu setzen.

Ein guter Witz ist dabei, daß diese honorargetriebenen Abrechnungsdaten für weitere Forschung benutzt werden.



In most developed countries, clinicians are under tremendous market pressure. Most discussions in department meetings are about money. One can sense the pressure to deliver services, to capture the largest possible market share (a synonym for ‘‘patients’’), to satisfy customers (synonyms for ‘‘humans’’), to get high satisfaction scores, to charge more, to perform more procedures, and to tick off more items on charge forms.

(As an aside, a nice joke is that these chargedriven electronic health records are then used for research.)



Ioannidis hat folgendes geschrieben:
Zuviel Medizin, zuviel Gesundheitswesen verursachen bereits Schäden. Wir müssen dies umkehren und es freiheraus sagen. In meiner Antrittsrede als Vorsitzender der disease prevention - Krankheitsvermeidung- in Stanford sagte ich meinen Kollegen [...], wenn ich Erfolg habe, dann kann euch das euren Job kosten.

However, too much medicine and too much health care is already causing harm. We need to revert this and be frank. In my inaugural speech for the chair of disease prevention at Stanford, I told my well-meaning physician colleagues chairing the therapeutic disciplines’ departments that if I succeed in my goals to promote health and well-being, they may lose their jobs.

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unquest
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Beiträge: 3326

Beitrag(#2092360) Verfasst am: 23.04.2017, 14:12    Titel: Antworten mit Zitat

Schlumpf hat folgendes geschrieben:
Das scheint deine "Bibel" zu sein. Auf den Arm nehmen

Endlich haben Inhalt und Form ihre Vollendung gefunden. Auf den Arm nehmen
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Skeptiker
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Anmeldungsdatum: 14.01.2005
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Beitrag(#2092369) Verfasst am: 23.04.2017, 14:34    Titel: Antworten mit Zitat

unquest hat folgendes geschrieben:
Schlumpf hat folgendes geschrieben:
Das scheint deine "Bibel" zu sein. Auf den Arm nehmen

Endlich haben Inhalt und Form ihre Vollendung gefunden. Auf den Arm nehmen


Es müssen ja auch solche Formen gefunden werden, die du verstehst ...- Cool
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sponor
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Beitrag(#2092748) Verfasst am: 27.04.2017, 14:01    Titel: Antworten mit Zitat

Wer nicht an einer finanziell potenten Uni ist, aber trotzdem hin und wieder ein Paper lesen will, für den ist das hier vielleicht auch interessant:
http://unpaywall.org/
(Browser Add-on für FF/Chromium, das frei zugängliche, legale Alternativen zu teuren Veröffentlichungen bereitstellt)
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Unsere Welt wird noch so fein werden, daß es so lächerlich sein wird, einen Gott zu glauben als heutzutage Gespenster.
(G. Chr. Lichtenberg)
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smallie
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Anmeldungsdatum: 02.04.2010
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Beitrag(#2094285) Verfasst am: 08.05.2017, 18:17    Titel: Antworten mit Zitat

"Kann Evolutionstheorie helfen, die Anziehungskraft Donald Trumps zu verstehen?"

Folgender Artikel hält nicht, was die Überschrift verspricht. Auf die Frage "Warum genau jetzt" geht er nicht wirklich ein. Er liefert aber einen Rahmen, der zu Themen wie Trump, Einwanderung und Feminismus passt.


Zitat:
Darwin Applied to Trump: Can Evolutionary Theory Help Us Understand the Appeal of Donald Trump?
Lesley Newson, Peter J. Richerson

https://evolution-institute.org/focus-article/darwin-applied-to-trump-can-evolutionary-theory-help-us-understand-the-appeal-of-donald-trump/?source=sef

Zusammengefasst:


- Über das Wahlergebnis wird viel gesprochen, aber es gibt kaum theoretische Ansätze, die über wirtschaftliche Gründe wie Zukunftsängste, Unzufriedenheit oder Neid hinausgehen.

- "Abstammung mit Abwandlung" (Darwin). Das gilt auch für kulturelle Varianten. Ideen werden von den Eltern oder der engeren Sippschaft übernommen oder aus dem weiteren kulturellen Umfeld, falls es eines gibt.

- "Die Familie" war zwei Millionen Jahre lang die wesentliche soziale Institution. Das liegt daran, daß Menschenkinder ohne Unterstützung nicht überlebensfähig sind. Families are child-rearing teams.

- Die erfolgreichsten Familien waren jene mit starkem Zusammenhalt als child-rearing team.


Artikel hat folgendes geschrieben:
Der Ursprung des Konservatismus

Eine kurze Überlegung zu den Glaubenssätzen, Regeln und Gebräuchen, die am effektivsten Ressourcen in Nachkommen verwandeln führt zu dieser Liste, die heute als "extremer Konservatismus" gelten kann. Die erfolgreichsten Familien hatten Mitglieder, die folgendes als natürlich betrachteten:



1. Die Interessen der Familie gehen vor.
    - Mitglieder dürfen noch nicht einmal darüber nachdenken, was in ihrem persönlichen Interesse wäre. "Respektiere und gehorche den Älteren" ist eine gute allgemeine Regel.


2. Es muß immer davon ausgegangen werden, daß Menschen die Interessen ihrer Familien anderem vorziehen.
    - Deshalb macht es keinen Sinn, einem Freund so zu vertrauen wie einem Familienmitglied. Außerhalb der Familie bist du nie völlig vertrauenswürdig.


3. Fremde, die freundlich oder großzügig sind, gelten als besonders zweifelhaft.
    - Warum würde jemand das tun? Sie beleidigen deine Intelligenz.


4. Kinder sind ein Segen. Dementsprechend sollten sie sich verhalten.
    - Sie sollten willig so viel Arbeit leisten, wie ihr Alter und ihr Können erlaubt. [...]


5. Frauen und Mädchen sollten nach Mutterschaft streben und Arbeiten erledigen, die mit Mutterschaft und Kindsaufzucht vereinbar sind.
    - Die Zukunft einer Familie hängt von den Frauen im gebärfähigen Alter, die die Einschränkungen und Gefahren einer Schwangerschaft ertragen. Die Frauen sollten keine Arbeit erledigen, die auch Männer und Jungen erledigen können.


6. Sexualverhalten, das zu Schwangerschaft führen kann, muß von der Familie eingeschränkt werden.
    - Ein Baby kann nur in einem Team überleben, das fähig und willens ist, es großzuziehen. Babies zu bekommen, die nicht großgezogen werden können, ist ungeheuerlich und eine Verschwendung.


7. Heiraten außerhalb des engsten Familienkreises sind notwendig, aber idealerweise kann sie zwischen Mitgliedern verwandter Familien arrangiert werden.
    - Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, daß sich die Verwandten von Braut und Bräutigam einig sind und die Kinder aus der Ehe unterstützen.



- Historische und anthropologische Studien legen nahe - über viele unterschiedliche Kulturen hinweg - daß Respekt vor Älteren, der Vorrang der Familie, Xenophobie, Kinderarbeit, Geschlechterteilung der Arbeit, hohe Geburtenraten und arrangierte Ehen üblicherweise als "normal" angesehen wurden; in Europa bis zum 18. oder 19. Jahrhundert, in dem meisten anderen Ländern bis ins 20. Jahrhundert.


- Seitdem sind die familien-zentrierten Wertevorstellungen am Schwinden. Dies hat die Art, wie Menschen leben, revolutioniert. Trotz unseres höhren Wohlstandes zeugen wir weniger Kinder als unsere Vorfahren.


Artikel hat folgendes geschrieben:
Warum kam es zu diesen kulturellen Veränderungen? Oberflächlich betrachtet könnte es das Ergebnis einer rationalen Überlegung sein. Die Menschen könnten erkannt haben, daß starke Familien keine praktische Notwendigkeit mehr waren, also änderten sie ihre Meinung und ihr Verhalten. Aber die Vorstellung, daß rationale Überlegung mitspielt, erscheint lachhaft, angesichts der Emotionen, die das Thema "Wertewandel" hervorruft.


Why did these cultural changes happen? A superficial look might suggest that it was the result of rational reasoning. Individuals might have simply seen that maintaining a strong family was no longer a practical necessity and so they changed their minds about how to behave. But the idea of rational reasoning being involved seems laughable given the emotion generated by discussion of changes in “family values”.



Artikel hat folgendes geschrieben:
In den Köpfen vieler Menschen wurde das Konzept "meine Familie" teilweise durch die größere soziale Gruppe ersetzt, der sie angehören, zum Beispiel "meine Nation", "meine Kirche", "meine Rasse". Das war eine Zeit des ausgeprägten Nationalismuses, religiösen Eifers sowie des Rassismuses in Europa. Millionen von Europäern bezahlten zwischen 1914 und 1918 mit ihrem Leben, als sie für das eintraten, was gemäß ihrer Anführer im Interesse der Nation lag.

In many people’s minds, the concept of “my family” had been partly replaced with the larger social groups they felt they belonged to, such as “my nation”, “my church” and “my race”. This was a time of intense nationalism, religious fervor, and racism in Europe. Between 1914 and 1918 millions of Europeans dutifully laid down their lives to further what their leaders told them were the interests of their nation.



- Viele Menschen sehen sich nach wie vor als Teil einer Familie, die in einer lokalen Gemeinschaft lebt, aber man fing an, sich auch als Teil einer Arbeiterschaft, einer sozialen Klasse, einer ethnischen Gruppe, Religion oder Nation zu sehen. Im Ergebnis wird die Bestätigung der Familienwerte durch die Sippschaft verwässert durch Ideen von außerhalb. Was nicht heißt, daß alle Glaubensvorstellungen, Regeln, Gebräuche und Gewohnheiten, die über Jahrtausende von Generation zu Generation weitergegeben wurden, auf einen Schlag ausgelöscht wären.


Artikel hat folgendes geschrieben:
Kulturelle Variablen sind das Ergebnis vieler Einflüsse. Zwei Arten werden genannt. Die historischen, wie Fischers Beobachtung, daß regionale Wahlergebnisse in den Vereinigten Staaten darauf zurückführen lassen, aus welcher britischen Gegend die Siedler einst kamen. Und die Umgebungsvariablen, wie Ingleharts Feststellung, daß der Politikstil einer Gemeinschaft mit dem Sicherheit der Umgebung zusammenhängt. Keine Erklärung kann die wahre Geschichte sein; neue Vorstellungen sind nicht notwendigerweise bedrohlich für ältere.


Patterns of cultural variation are the result of many influences but explanations of these influences are of two types. They can be historical, such as Fischer’s observation that regional voting patterns in the United States can be tied to the point of origin in the British Isles of people who settled in the region in previous centuries.13 Or they can be environmental, such as Inglehart’s observation that what he calls the “political style” of a group of people can be tied to the level of security in the environment in which they were socialized.14 No explanation can be the whole story and new ideas are not necessarily a threat to old ones.


- Einwanderer stammen meist aus Bevölkerungen, die konservativer sind als die einheimische. Auch wenn die Integration klappt führt es dazu, daß die Gesellschaft konservativer wird.

- Landbevölkerung ist konservativer als Stadtbevölkerung. Auf dem Land haben die Menschen weniger Kontakt zu anderen Kulturen und Ideen.

- Die Ansichten von Donald Trump passen zu den Resten der Familienwerte, die besagen, daß "die unseren" zuerst kommen müßen. Mit "die unseren" sind bei Trump unterschwellig Amerikaner europäischer und christlicher Herkunft gemeint.


Artikel hat folgendes geschrieben:
Weil die meisten Menschen am Heute orientiert sind, stellen sie eine erhebliche moralische Trennlinie fest zwischen ihnen und den Menschen des Mittleren Ostens oder Afrikas, die gerade erst angefangen haben, sich zu modernisieren.

Aber aus darwinistischer Sicht handelt es sich hier nur um Kulturen, die an verschiedenen Zeitpunkten ihrer Entwicklung stehen. Die gleiche Trennlinie gibt es zwischen uns und unseren Urgroßeltern, die zu ihrer Zeit für Rassismus, Sexismus, Homophobie und Kriegslust standen, was Ursache war für die Misere und das Blutvergießen des 20ten Jahrhunderts.



Because most humans live in the moment, Westerners perceive a great moral divide between themselves and the peoples in the Middle East and African who have begun to modernize recently. But this Darwinian view suggests that what seems to be a great divide is simply the result of populations being at different points in the process of cultural change. The same moral divide would exist between ourselves and our own great-grandparents if we could meet them in their youth when they were giving voice to the racism, sexism, homophobia and bellicosity which caused so much bloodshed and misery in the 20th century.



PS:

Einen Einwand habe ich, aber der hebelt das Grundargument nicht aus.
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wolle
Anti-Theist und Welt-Verbesserer



Anmeldungsdatum: 23.03.2015
Beiträge: 3883

Beitrag(#2103024) Verfasst am: 31.07.2017, 11:54    Titel: Antworten mit Zitat

Eine Schwerkraft-Quanten-Anomalie wurde in einem besonderen Kristall simuliert.
Damit könnten neue Schaltelemente konstruiert werden.
Nebenbei simuliert man Zustände in Schwarzen Löchern.
Diverse Institute waren beteiligt.
Ergebnisse wurden im „Nature“ veröffentlicht.
http://www.lvz.de/Mitteldeutschland/News/Dresdner-Forscher-werfen-klassische-Physik-ueber-den-Haufen
https://futurezone.at/science/forscher-wiesen-quanten-anomalie-auf-der-erde-nach/276.157.219
https://www.analytik-news.de/Presse/2017/438.html
https://www.ifw-dresden.de/press-and-events/press-release/current-news/?tx_ttnews[tt_news]=71&cHash=93cbadb7f27e0eb90dde5e516b06ffef
http://www.nature.com/nature/journal/v547/n7663/full/nature23005.html
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72. Generalversammlung der Vereinten Nationen, Presse-Mitteilung
http://www.un.org/en/ga/72/presskit/pdf/full_kit72_en.pdf
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smallie
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Anmeldungsdatum: 02.04.2010
Beiträge: 3613

Beitrag(#2114576) Verfasst am: 18.11.2017, 20:21    Titel: Antworten mit Zitat

Wie lebt es sich in einer hierarchischen Gesellschaft?


Als Meta-Kommentar zu einigen Themen, die gerade herumschwirren, Weinstein oder auch "Angst" aus Diskussionen aus Zitate, Sprüche, Lebensweisheiten, etc.. Zu Weinstein werden ich dort noch etwas sagen.


Die Sache stammt aus einem Artikel zum Patriarchat. Passt ganz gut zum "Ursprung des Konservatismuses" von oben.

Zitat:
Das Patriarchat ist das Problem.

- das Patriarchat legitimiert Mißbrauch von Frauen durch ihre Ehemänner und Mißbrauch von Kindern durch Eltern.

- Zwischen Hierarchie und Mißbrauch läßt sich nicht scharf trennen. Dominantes und unterwürfiges Verhalten unter Primaten zeigt Parallelen zu dem was Menschen häuslichen Mißbrauch nennen würden.


https://srconstantin.wordpress.com/2017/09/12/patriarchy-is-the-problem/

Zwei Aspekte möchte ich herausgreifen:

Zitat:
Mißbrauch im Säugetierkontext.

Aus einer Studie über Grüne Meerkatzen. Der Serotonin-Pegel eines Affen folgt eng seinem Status in der Hierarchie. Viel Serotonin macht den dominanten Affen gütig und weniger aggressiv. Die Ragnidrigeren Affen zeigen dann weniger unterwürfiges Verhalten, worauf der Serotoninspiegel des dominanten sinkt, er ängstlich und irritierbar wird und mehr Dominanzgesten zeigt. Worauf alles von vorne losgeht.




Abuse in Mammalian Context

A study of male vervet monkeys gives an illustration of what I mean by abuse.

Serotonin levels closely track a monkey’s status in the dominance hierarchy. When a monkey is dominant, his serotonin is high, and is sustained at that high level by observing submissive displays from other monkeys. The more serotonin a dominant monkey has in his system, the more affection and the less aggression he displays; you can see this experimentally by injecting him with a serotonin precursor. When a high status monkey is full of serotonin, he relaxes and becomes more tolerant towards subordinates; the subordinates, feeling less harassed, offer him fewer submissive displays; this rapidly drops the dominant’s serotonin levels, leaving him more anxious and irritable; he then engages in more dominance displays; the submissive monkeys then display more submission, thereby raising the dominant’s serotonin level and starting all over again.



srconstantin hat folgendes geschrieben:
Toleranz herrscht nur, solange unterwürfiges Verhalten gezeigt wird. Zorn, Drohungen und Gewalt folgen jedem Nachlassen der Unterwerfungsgesten. Ich halte das für eine Arbeitsdefinition von Dominanz und Mißbrauch: der Mißbraucher ist schnell beleidigt und nimmt jede Majestätsbeleidigung zum Grund für einen Ausbruch.

Unterdrückung beim Menschen folgt in vielen Aspekten diesem Muster. Sklaven wurden für respektloses Verhalten dem Herrn gegenüber schwer bestraft, das Fußvolk muß Gangstern und Kriegsherren respektieren unter Androhung von Gewalt, Despoten verlangen Rituale der Unterwerfung oder Tribut, usw. Ich glaube, das ist ein uraltes Muster, älter als der Mensch.





srconstantin hat folgendes geschrieben:
Symptome von CPTSD beinhalten "kronisches und durchdringes Gefühl der Hilflosigkeit, Lähmung des Antriebs, Scham, Schuld, Selbst-Vorwürfe, ein Gefühl der Schande oder des Stigmas" ...

Der körperliche Ausdruck von Scham (abgewandter Blick, schiefe Blicke, nervöses Lächeln, gesenkter Kopf und krumme Haltung sind auch übliche Beschwichtigungsgesten bei Säugetieren: rangniedrige Affen zeigen ebenso ein "Angstlächeln" und weichen dem Blick der Dominanten aus.




Die Sache hat auch einen gesundheitlichen Aspekt: ein rangniedriger Primat ist kein gesunder Primat.

srconstantin hat folgendes geschrieben:
A subordinate primate is not a healthy primate. Robert Sapolsky has an overview article about how low-ranked primates are more stressed and more susceptible to disease in hierarchical species.

The physiological results of social stress are cardiovascular and immune:

Prolonged stress adversely affects cardiovascular function, producing (i) hypertension and elevated heart rate; (ii) platelet aggregation and increased circulating levels of lipids and cholesterol, collectively promoting atherosclerotic plaque formation in injured blood vessels; (iii) decreased levels of protective high-density lipoprotein (HDL) cholesterol and/or elevated levels of endangering low-density lipoprotein (LDL) cholesterol; and (iv) vasoconstriction of damaged coronary arteries…




srconstantin hat folgendes geschrieben:
Wenn unsere Gesellschaft von Scham und Beschwichtigung angetrieben wird, insbesondere für Frauen, dann werden Frauen darunter leiden. Alles was wir heutzutage tun und denken, einschließlich des modernen Liberalismus, baut auf einer Grundlage, die den Mißbrauch von Macht legitimiert. Ich meine das nicht im Sinne von "alles ist verdorben, du mußt die Welt durch eine Brille von Schlamm sehen." sondern in dem Sinn, daß dies unser Erbe ist, diese Einflüsse sind noch da, das war der Boden, auf dem wir wuchsen.

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smallie
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Beitrag(#2137113) Verfasst am: 02.06.2018, 17:45    Titel: Antworten mit Zitat

Ein vielzitiertes Standardergebnis der Sozialpsychologie aus den 1960er Jahren wird gerade in Frage gestellt.

Setze ein Kind vor eine Süßigkeit. Sag ihm, daß es später zwei Süßigkeiten bekommt, wenn es das erste nicht bis dahin aufgegessen hat. Diejenigen Kinder, die der Versuchung widerstehen, werden im späteren Leben mehr Erfolg haben. Sagt die klassische Studie, wiederholt 1990.

Eine neuere Studie auf breiterer Basis konnte das Ergebnis nicht wiederholen. Die Originalstudie habe nur Kinder im Kindergarten der Stanford-Universität berücksichtigt. Die Autoren mutmaßen, daß sich Kinder reicher Eltern leichter tun, auf Süßigkeiten zu verzichten, weil sie wissen, daß die nächste Süßigkeit "gesichert" ist.


Zitat:
Why Rich Kids Are So Good at the Marshmallow Test
Jessica McCrory Calarco - Jun 1, 2018


Affluence—not willpower—seems to be what’s behind some kids' capacity to delay gratification.

The marshmallow test is one of the most famous pieces of social-science research: Put a marshmallow in front of a child, tell her that she can have a second one if she can go 15 minutes without eating the first one, and then leave the room. Whether she’s patient enough to double her payout is supposedly indicative of a willpower that will pay dividends down the line, at school and eventually at work. Passing the test is, to many, a promising signal of future success.

...

Watts and his colleagues were skeptical of that finding. The original results were based on studies that included fewer than 90 children—all enrolled in a preschool on Stanford’s campus. In restaging the experiment, Watts and his colleagues thus adjusted the experimental design in important ways: The researchers used a sample that was much larger—more than 900 children—and also more representative of the general population in terms of race, ethnicity, and parents’ education. The researchers also, when analyzing their test’s results, controlled for certain factors—such as the income of a child’s household—that might explain children’s ability to delay gratification and their long-term success.

Ultimately, the new study finds limited support for the idea that being able to delay gratification leads to better outcomes. Instead, it suggests that the capacity to hold out for a second marshmallow is shaped in large part by a child’s social and economic background—and, in turn, that that background, not the ability to delay gratification, is what’s behind kids’ long-term success.

https://www.theatlantic.com/family/archive/2018/06/marshmallow-test/561779/


Hier der Link zum Original. (Paywall)
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kereng
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Anmeldungsdatum: 12.12.2006
Beiträge: 3016
Wohnort: Hamburg

Beitrag(#2137140) Verfasst am: 02.06.2018, 20:10    Titel: Antworten mit Zitat

smallie hat folgendes geschrieben:
Diejenigen Kinder, die der Versuchung widerstehen, werden im späteren Leben mehr Erfolg haben. Sagt die klassische Studie, wiederholt 1990.
Eine neuere Studie auf breiterer Basis konnte das Ergebnis nicht wiederholen.

Die neue Studie hat das hier zitierte Ergebnis sehr wohl wiederholt, aber eine Erklärung gefunden, die anstatt "Ursache-Wirkung" eine "gemeinsame Ursache" nahelegt, "that might explain children’s ability to delay gratification and their long-term success".
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moritura
pan narrans



Anmeldungsdatum: 01.12.2003
Beiträge: 1358
Wohnort: Berlin

Beitrag(#2137179) Verfasst am: 03.06.2018, 07:38    Titel: Antworten mit Zitat

smallie hat folgendes geschrieben:

Watts and his colleagues were skeptical of that finding. The original results were based on studies that included fewer than 90 children—all enrolled in a preschool on Stanford’s campus. In restaging the experiment, Watts and his colleagues thus adjusted the experimental design in important ways: The researchers used a sample that was much larger—more than 900 children—and also more representative of the general population in terms of race, ethnicity, and parents’ education. The researchers also, when analyzing their test’s results, controlled for certain factors—such as the income of a child’s household—that might explain children’s ability to delay gratification and their long-term success.



Ich verstehe nicht ganz, warum die Einschränkung auf einen begrenzten sozio-ökonomischen Hintergrund (Kinder, die vermutlich überwiegend in einer priviligierten Situation aufwuchsen) die Aussage entwertet.
In der 2. Studie wird der Zusammenhang zwischen sozio-ökonomischem Status und der Wahrscheinlichkeit der Fähigkeit auf eine spätere Belohnung zu warten begründet.
Wenn aber bei der 1. Untersuchung keine oder nur geringe Abweichungen bzgl. des sozio-ökonomischen Status bestanden, so ist die Aussage zumindest innerhalb dieser Schicht bestärkt.

Ich hab beide Studien nicht gelesen, sondern reagiere nur auf eure Darstellungen.
Ganz allgemein scheint die Studie 2 auch gar nicht das Ziel gehabt zu haben, die Studie 1 zu falsifizieren.
Es wurde anscheinend untersucht ob eine Ursache, die die Fähigkeit zu warten beeinflusst, der sozio-ökonomische Hintergrund ist.

Das wirft die Frage auf, ob die Fähigkeit allgemein eine Aussage über den späteren Erfolg eines Kindes erlaubt, oder ob die Fähigkeit zu warten die gleichen Ursachen hat, wie die Ursachen für einen späteren Erfolg.
Wenn allerdings, wie in der 1. Studie der Erfolg der Kinder, die einen ähnlichen sozio-ökonomischen Hintergrund aufwuchsen, mit der Fähigkeit zu warten korreliert, so scheint zumindest ein Teil der Ursache nicht diesen Hintergrund zu haben
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Zumsel
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Beitrag(#2137193) Verfasst am: 03.06.2018, 10:56    Titel: Antworten mit Zitat

kereng hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:
Diejenigen Kinder, die der Versuchung widerstehen, werden im späteren Leben mehr Erfolg haben. Sagt die klassische Studie, wiederholt 1990.
Eine neuere Studie auf breiterer Basis konnte das Ergebnis nicht wiederholen.

Die neue Studie hat das hier zitierte Ergebnis sehr wohl wiederholt, aber eine Erklärung gefunden, die anstatt "Ursache-Wirkung" eine "gemeinsame Ursache" nahelegt, "that might explain children’s ability to delay gratification and their long-term success".


Finde es allerdings etwas irritierend, dass diese ja doch recht nahliegende Korrelation nicht schon in der Originalstudie bedacht wurde.
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Beitrag(#2137198) Verfasst am: 03.06.2018, 11:17    Titel: Antworten mit Zitat

Zumsel hat folgendes geschrieben:
kereng hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:
Diejenigen Kinder, die der Versuchung widerstehen, werden im späteren Leben mehr Erfolg haben. Sagt die klassische Studie, wiederholt 1990.
Eine neuere Studie auf breiterer Basis konnte das Ergebnis nicht wiederholen.

Die neue Studie hat das hier zitierte Ergebnis sehr wohl wiederholt, aber eine Erklärung gefunden, die anstatt "Ursache-Wirkung" eine "gemeinsame Ursache" nahelegt, "that might explain children’s ability to delay gratification and their long-term success".


Finde es allerdings etwas irritierend, dass diese ja doch recht nahliegende Korrelation nicht schon in der Originalstudie bedacht wurde.


Entweder zu wenig soziologisches Wissen oder ein ausgeprägter Psychologismus und Idealismus bei den Verantwortlichen der ersten Studie.

Die zweite Studie stellt diesen Unsinn dann vom Kopf auf die Füße - that's science.
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Beitrag(#2137391) Verfasst am: 04.06.2018, 21:14    Titel: Antworten mit Zitat

kereng hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:
Diejenigen Kinder, die der Versuchung widerstehen, werden im späteren Leben mehr Erfolg haben. Sagt die klassische Studie, wiederholt 1990.
Eine neuere Studie auf breiterer Basis konnte das Ergebnis nicht wiederholen.

Die neue Studie hat das hier zitierte Ergebnis sehr wohl wiederholt, aber eine Erklärung gefunden, die anstatt "Ursache-Wirkung" eine "gemeinsame Ursache" nahelegt, "that might explain children’s ability to delay gratification and their long-term success".

Der Artikel sagt einerseits - und das spricht für deine Lesart:

Zitat:
the new study finds limited support for the idea that being able to delay gratification leads to better outcomes.


Später heißt es hingegen:

Zitat:
The failed replication of the marshmallow test does more than just debunk the earlier notion;


Die konkreteste Aussage im Artikel geht so:

Zitat:
This new paper found that among kids whose mothers had a college degree, those who waited for a second marshmallow did no better in the long run—in terms of standardized test scores and mothers’ reports of their children’s behavior—than those who dug right in.

Similarly, among kids whose mothers did not have college degrees, those who waited did no better than those who gave in to temptation, once other factors like household income and the child’s home environment at age 3 (evaluated according to a standard research measure that notes, for instance, the number of books that researchers observed in the home and how responsive mothers were to their children in the researchers’ presence) were taken into account. For those kids, self-control alone couldn’t overcome economic and social disadvantages.

Das lese ich als Widerlegung. Habe ich etwas übersehen?




PS:

Ein Kriterium bei der Bewertung solcher Ergebnisse ist, wie gut passen sie ins Gesamtbild? Die Zahl der Bücher im Haushalt ist so ziemlich die beste Vorhersage für den späteren Bildungs- oder Karriereerfolg der Kinder. Zur responsivness hab ich noch was, das muß aber in den Schul-Thread.
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Beitrag(#2137392) Verfasst am: 04.06.2018, 21:15    Titel: Antworten mit Zitat

moritura hat folgendes geschrieben:
Ich verstehe nicht ganz, warum die Einschränkung auf einen begrenzten sozio-ökonomischen Hintergrund (Kinder, die vermutlich überwiegend in einer priviligierten Situation aufwuchsen) die Aussage entwertet.

Tut sie auch nicht. Grundsätzlich spricht nichts dagegen, daß beide Komponenten, der sozio-ökonomischen Hintergrund und die Fähigkeit zur Lustaufschiebung, gleichzeitig wirksam sind. So wie ich den Atlantic-Artikel lese, konnte die Aussage auch vor'm eingeschränkten Hintergrund bestätigt werden.

Ohne die Original-Arbeit zu kennen, hängt das alles ein bisschen in der Luft. Es kommt vor, daß auch renommierte Zeitungen eine Arbeit falsch darstellen.



moritura hat folgendes geschrieben:
Wenn aber bei der 1. Untersuchung keine oder nur geringe Abweichungen bzgl. des sozio-ökonomischen Status bestanden, so ist die Aussage zumindest innerhalb dieser Schicht bestärkt.

Die Suchmaschine sagt: ein Stanford-Studienjahr kostet rund 50 000$ pro Jahr. Also schon etwas gehobener Status. Über die Zahl der Stipendiaten weiß ich nichts. Falls sie hoch genug ist, müßte sich das in den Ergebnissen zeigen. Damals, wie heute.

Die erste Untersuchung könnte natürlich auch schlicht falsch gewesen sein. Wenn der Zusammenhang schwach ist, läßt sich mit 90 Probanden wenig aussagen. Ganz abgesehen, von den methodischen Fehlern, die man machen kann.

Plattitüde: das letzte Wort ist hier noch nicht gesprochen.
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Beitrag(#2137396) Verfasst am: 04.06.2018, 21:44    Titel: Antworten mit Zitat

smallie hat folgendes geschrieben:
moritura hat folgendes geschrieben:
Ich verstehe nicht ganz, warum die Einschränkung auf einen begrenzten sozio-ökonomischen Hintergrund (Kinder, die vermutlich überwiegend in einer priviligierten Situation aufwuchsen) die Aussage entwertet.

Tut sie auch nicht. Grundsätzlich spricht nichts dagegen, daß beide Komponenten, der sozio-ökonomischen Hintergrund und die Fähigkeit zur Lustaufschiebung, gleichzeitig wirksam sind.


Da stand aber auch, dass beides womöglich nicht unabhängig voeinander ist:

Zitat:
The failed replication of the marshmallow test does more than just debunk the earlier notion; it suggests other possible explanations for why poorer kids would be less motivated to wait for that second marshmallow. For them, daily life holds fewer guarantees: There might be food in the pantry today, but there might not be tomorrow, so there is a risk that comes with waiting. And even if their parents promise to buy more of a certain food, sometimes that promise gets broken out of financial necessity.

Meanwhile, for kids who come from households headed by parents who are better educated and earn more money, it’s typically easier to delay gratification: Experience tends to tell them that adults have the resources and financial stability to keep the pantry well stocked.


https://www.theatlantic.com/family/archive/2018/06/marshmallow-test/561779/


smallie hat folgendes geschrieben:
So wie ich den Atlantic-Artikel lese, konnte die Aussage auch vor'm eingeschränkten Hintergrund bestätigt werden.


Wenn der sozioökonomische background und das Verdrängungsverhalten zusammen hängen, ist die erste Studie widerlegt.


smallie hat folgendes geschrieben:
Die erste Untersuchung könnte natürlich auch schlicht falsch gewesen sein. Wenn der Zusammenhang schwach ist, läßt sich mit 90 Probanden wenig aussagen. Ganz abgesehen, von den methodischen Fehlern, die man machen kann.


Es ist nicht die fehlende statistische power der ersten Studie allein, sondern die durch die größere Probandenzahl in der zweiten Studie erweiterte Möglichkeit zu einer Betrachtung von Korrelationen zwischen mehr als nur einer Input sowie einer Output-Variable.

smallie hat folgendes geschrieben:
Plattitüde: das letzte Wort ist hier noch nicht gesprochen.


Ich sach' ma so: Man weiß jetzt, wo man in einer dritten Studie genauer hingucken muss.
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Beitrag(#2137399) Verfasst am: 04.06.2018, 22:11    Titel: Antworten mit Zitat

Zumsel hat folgendes geschrieben:
Finde es allerdings etwas irritierend, dass diese ja doch recht nahliegende Korrelation nicht schon in der Originalstudie bedacht wurde.

Womöglich wurde sie bedacht, aber es fehlte das Budget, dem nachzugehen?

Wenn du an einer Uni arbeitest, ist es leicht, schnell mal 90 Kinder aus dem Kindergarten der Uni zu rekrutieren. Neunhundert Kinder aus unterschiedlichen Milieus zu rekrutieren, in andere Städte zu reisen, um sie zu befragen, ist der zehnfache Aufwand. Das alleine könnte das Geld- oder Zeitbudget einer Studie sprengen. Immerhin wollen, sag ich mal, 300 Studenten und 15 Profs ihre Studien machen und das Budget muß an sie verteilt werden. Was grundsätzlich ganz in Ordnund ist - als Daumenregel wären mir viele kleine Studien auch lieber als wenige große.



Deine Irritation ist dennoch sehr, sehr berechtigt.

Wenn die Leute das Problem erkannt hätten, würde in jeder Arbeit stehen, wir haben aus Budgetgründen nur diese und jene Achsen untersucht. Es hat aber Tradition, daß Versuche an amerikanischen Oberschichtstudenten als allgemeingültig für die Menschheit interpretiert wurden.

Der Marshmallow-Test ist wie viele andere Tests auch wenig aussagekräftig, wenn man ihn nicht auch bei Kalahari-San-Kindern etc. pp. macht.
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Beitrag(#2137400) Verfasst am: 04.06.2018, 22:24    Titel: Antworten mit Zitat

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Entweder zu wenig soziologisches Wissen oder ein ausgeprägter Psychologismus und Idealismus bei den Verantwortlichen der ersten Studie.

Mir erschien das Resultat intuitiv richtig. Mit Assoziationen wie dranbleiben, sich nicht mit der erstbesten Lösung zufrieden geben, Beharrlichkeit - die sind bei mir positiv besetzt.

Kannst du sagen, welches ausgeprägte Argument gegen meine Intuition steht?
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Beitrag(#2156800) Verfasst am: 08.11.2018, 20:15    Titel: Antworten mit Zitat

Das gehört eigentlich in den Schulthread, aber wenn ich's dort bringe, müßte ich fürchterlich zetern. Motzen zwinkern

SZ hat folgendes geschrieben:
Damit jedes Kind den bestmöglichen Schulabschluss erreichen kann, muss zuerst der Einfluss seines persönlichen Umfeldes auf den Lernerfolg verringert werden.

https://www.sueddeutsche.de/bildung/schule-pisa-oecd-ganztagsschule-1.4181477

Lieber etwas Erbauliches aus der Anthropologie. Thema: leveling.


Zitat:
Leveling mechanism

Eine Methode um soziale Gleichheit zu erreichen, üblicherweise dadurch, Einzelne oder Gruppen "herunterzustufen", bei denen die Gefahr besteht, daß sie "über" oder "besser als" andere werden.

A practice to establish or re-establish social equality or parity, usually by “bringing down” individuals or groups that threaten to get “above” or “better than” others.

http://cw.routledge.com/textbooks/9780415485395/glossary.asp


Eine alte Arbeit, die gerne zitiert wird, wenn es um Egalitarismus geht:

Zitat:
Eating Christmas in the Kalahari
Richard Borshay Lee - 1969

Archiv-PDF


Lee hat die !Kung, ein Jäger-und-Sammler-Volk der Kalahari, studiert. Um seine Studien nicht zu stören, behielt er seine Nahrungsvorräte für sich und gab nur Tabak und Medikamente ab. Das brachte ihm einige Vorwürfe ein. Man hielt ihn für einen Geizkragen.

Richard Borshay Lee hat folgendes geschrieben:
I had come to the Kalahari to study the hunting and gathering subsistence economy of the !Kung, and to accomplish this it was essential not to provide them with food, share my own food, or interfere in any way with their food-gathering activities. While liberal handouts of tobacco and medical supplies were appreciated, they were scarcely adequate to erase the glaring disparity in wealth between the anthropologist, who maintained a two-month inventory of canned goods, and the Bushmen, who rarely had a day’s supply of food on hand. My approach, while paying off in terms of data, left me open to frequent accusations of stinginess and hard-heartedness. By their lights, I was a miser.


Lee beschloß, zu Weihnachten den größten und fettesten Ochsen zu stiften, der aufzutreiben war. Die Reaktionen darauf überraschten und verstörten ihn.

Richard Borshay Lee hat folgendes geschrieben:
"Erwartest du, daß wir diesen Sack voll Knochen essen?"

"Groß, ja, aber alt. Und dürr. Alle wissen, daß an dem Ochsen kein Fleisch ist. Sollen wir vielleicht die Hörner essen?"

"Er ist dürr", sagte sie philosophisch, "aber die Knochen geben eine gute Suppe."




“Do you expect us to eat that bag of bones?”

“Big, yes, but old. And thin. Everybody knows there’s no meat on that old ox. What did you expect us to eat off it, the horns?”

“It’s thin,” she said philosophically, “but the bones will make a good soup.”


Lee läßt den Ochsen dennoch schlachten. Alle werden satt, feiern ein gutes Fest - und lästern weiterhin über das dürre, kranke, tote Wrack von Ochse.

Später will Lee wissen, was es mit der Sache auf sich hatte.

Richard Borshay Lee hat folgendes geschrieben:
"Arroganz" war seine kryptische Antwort.

"Arroganz?"

"Ja, wenn ein junger Mann viel Wild erlegt, dann fängt er an, sich als Häuptling oder als ein Großer Mann zu sehen, er hält den Rest von uns für seine Diener und Untergebenen. Das können wir nicht hinnehmen. Wir weisen den zurück, der prahlt, sonst bringt ihn sein Stolz eines Tages dazu, jemanden umzubringen. Deshalb sprechen wir von seiner Beute als wertlos. So kühlen wir sein Mütchen und machen ihn zahm.



“Why did you tell me the black ox was worthless, when you could see that it was loaded with fat and meat?”

“It is our way,” he said smiling. “We always like to fool people about that. Say there is a Bushman who has been hunting. He must not come home and announce like a braggard, ‘I have killed a big one in the bush!’ He must first sit down in silence until I or someone else comes up to his fire and asks, ‘What did you see today?’ He replies quietly, ‘Ah, I’m no good for hunting. I saw nothing at all [pause] just a little tiny one.’ Then I smile to myself,” /gaugo continued, because I know he has killed something big.”

“In the morning we make up a party of four or five people to cut up and carry the meat back to the camp. When we arrive at the kill we examine it and cry out, ‘You mean to say you have dragged us all the way out here in order to make us cart home your pile of bones? Oh, if I had known it was this thin I wouldn’t have come.’ Another one pipes up, ‘People, to think I gave up a nice day in the shade for this. At home we may be hungry but at least we have nice cool water to drink.’ If the horns are big, someone says, ‘Did you think that somehow you were going to boil down the horns for soup?’


[...]

“Arrogance,” was his cryptic answer.

“Arrogance?”

“Yes, when a young man kills much meat he comes to think of himself as a chief or a big man, and he thinks of the rest of us as his servants or inferiors. We can’t accept this. We refuse one who boasts, for someday his pride will make him kill somebody. So we always speak of his meat as worthless. This way we cool his heart and make him gentle.”





PS:

Hier beschreibt Lee, daß die Verteilung der Beute kritisch überwacht wird und bis zu zwei Stunden dauern kann, bevor alle zufrieden sind.

Richard Borshay Lee hat folgendes geschrieben:
I had witnessed the tension that surrounds the distribution of meat from a kudu or gemsbok kill, and had documented many arguments that sprang up from a real or imagined slight in meat distribution. The owners of a kill may spend up to two hours arranging and rearranging the piles of meat under the gaze of a circle of recipients before handing them out.



PPS: Vermutung.

Die !Kung wären entsetzt, wenn jemand etwas ähnliches wie der SZ-Autor vorschlüge.
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smallie
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Beitrag(#2171442) Verfasst am: 20.03.2019, 20:00    Titel: Antworten mit Zitat

Schleichende Veränderungen - Shifting Baselines

Es geht um Fischbestände früherer Zeiten. Und um ein Problem, das sicher nicht nur bei Fischbeständen auftritt, sondern viel allgemeiner ist.

Zitat:
Anecdotes and the shifting baseline syndrome of fisheries
Daniel Pauly - 1995

Das Syndrom der shifting baseline, der sich verändernden Basis. Dieses Syndrom entsteht, weil jede Generation von Fischereiwissenschaftlern die Bestandszahlen und die Artenzusammensetzung, die sie zu Beginn ihrer Laufbahn antreffen als Basiswert annimmt und davon ausgehend Änderungen bewertet. Wenn die nächste Generation ihre Laufbahn beginnt, haben die Bestände weiter abgenommen, sie werden zum neuen Ausgangswert.

So verschiebt sich die Grundlinie laufend, eine laufende Anpassung an das schleichende Verschwinden von befischten Arten, und eine unbrauchbare Referenz um die wirtschaftlichen Verluste durch Überfischung zu bewerten oder Ziele für Gegenmaßnahmen auszuwählen.



... the ‘shifting baseline syndrome’. Essentially, this syndrome has arisen because each generation of fisheries scientists accepts as a baseline the stock size and species composition that occurred at the beginning of their careers, and uses this to evaluate changes. When the next generation starts its career, the stocks have further declined, but it is the stocks at that time that serve as a new baseline.

The result obviously is a gradual shift of the baseline, a gradual accommodation of the creeping disappearance of resource species, and inappropriate reference points for evaluating economic losses resulting from overfishing, or for identifying targets for rehabilitation measure.


Es folgen einige Anekdoten, die von früherem Fischreichtum erzählen.

Ein Fischer im Kattegat der sich in den 1920ern ärgert über Thunfische im Beifang. Für die gab es damals keinen Markt - heute gibt es so gut wie keine Thunfische mehr in der Nordsee.

Pauly hat folgendes geschrieben:
Yet the grandfather of my colleague Villy Christensen did report being annoyed by the bluefin tuna that entangled themselves in the mackerel nets he was setting in the waters of the Kattegat in the 192Os, and for which no market then existed. This observation is as factual as a temperature record, and one that should be of relevance to those dealing with bluefin tuna, whose range now excludes much, if not all, of the North Sea.



Hier wird geschätzt, daß die Fischbestände vor Kanadas Atlantikküste nur mehr ein Zehntel der Bestände vor zwei Jahrhunderten sind. Man müsse bedenken, daß die größeren Räuber als erstes verschwinden.

Pauly hat folgendes geschrieben:
The authors of the second study used the anecdotes in Farley Mowat’s Sea of Slaughter to infer that the biomass of fish and other exploitable organisms along the North Atlantic coast of Canada now represents less than 10% of that two centuries ago.

Some colleagues will find it difficult to accept that the early fishing methods should have had such impact, given their relative inefficiency when compared to our factory ships. However, it must be remembered that the large animals of low fecundity at the top of earlier food webs must have been less resilient to fishing than the survivors that are exploited today. That is, the big changes happened way back, but all that we have to recall them are necdotes.



Finde gerade keinen aktiven Link zum Original. Dann halt Wiki:

https://en.wikipedia.org/wiki/Daniel_Pauly
https://en.wikipedia.org/wiki/Shifting_baseline
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Lebensnebel
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Beitrag(#2175863) Verfasst am: 25.04.2019, 11:57    Titel: Antworten mit Zitat

https://www.tagesschau.de/inland/mitte-studien-101.html
Zitat:
Laut einer Studie glaubt fast die Hälfte der Deutschen, geheime Organisationen würden die Politik beeinflussen. Eine Mehrheit wertet Asylsuchende ab. Forscher warnen vor dem Verlust demokratischer Orientierung.


Leider fehlt da ein Link zur Studie. Mich würden die Fragen interessieren, die man gestellt hat um zu den Antworten zu gelangen.
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Beitrag(#2175865) Verfasst am: 25.04.2019, 12:04    Titel: Antworten mit Zitat

Lebensnebel hat folgendes geschrieben:
https://www.tagesschau.de/inland/mitte-studien-101.html
Zitat:
Laut einer Studie glaubt fast die Hälfte der Deutschen, geheime Organisationen würden die Politik beeinflussen. Eine Mehrheit wertet Asylsuchende ab. Forscher warnen vor dem Verlust demokratischer Orientierung.


Leider fehlt da ein Link zur Studie. Mich würden die Fragen interessieren, die man gestellt hat um zu den Antworten zu gelangen.

Hier ist ein Link zum Download. Viel Spaß bei den 320 Seiten.
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The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.

Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Beitrag(#2175866) Verfasst am: 25.04.2019, 12:42    Titel: Antworten mit Zitat

Da finden sich Aussagen wie:
"Bei der Prüfung von Asylanträgen sollte der Staat großzügig sein."
denen man zustimmen oder nicht zustimmen soll. Allerdings hängt das sehr davon ab, was man unter "großzügig" versteht.

"Die meisten Asylbewerber werden in ihrem Heimatland gar nicht verfolgt."
Wer weiß schon, wie viele Asylbewerber verfolgt werden?
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fwo
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Beitrag(#2175868) Verfasst am: 25.04.2019, 13:15    Titel: Antworten mit Zitat

Lebensnebel hat folgendes geschrieben:
Da finden sich Aussagen wie:
"Bei der Prüfung von Asylanträgen sollte der Staat großzügig sein."
denen man zustimmen oder nicht zustimmen soll. Allerdings hängt das sehr davon ab, was man unter "großzügig" versteht.

"Die meisten Asylbewerber werden in ihrem Heimatland gar nicht verfolgt."
Wer weiß schon, wie viele Asylbewerber verfolgt werden?

Dir scheint nicht klar zu sein, wofür eine derartige Umfrage da ist. Es ist scheißegal, was die über die Asylbewerber wissen. Das ist ein Stimmungsbarometer. Da wird nachgesehen, ob die Leute jeden ganz doll lieb haben, weil er den Zettel Flüchtling auf der Stirn hat, und sie sowieso bereits abgesichert sind, oder ob sie misstrauisch sind, dass da jemand kommt, um ihnen ihren Platz in der sozialen Hängematte streitig zu machen. Das sind keine allgemeinen Wahrheiten, sondern Informationen dazu, wie man welche Wahlwerbung platzieren sollte.
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Beitrag(#2176472) Verfasst am: 29.04.2019, 18:09    Titel: Antworten mit Zitat

Lebensnebel hat folgendes geschrieben:
...
Leider fehlt da ein Link zur Studie... .

Ein Zitat von Claudio Casula reicht an dieser Stelle:


Radio an:

„...laut einer Bertelsmann-Studie im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung...“

Radio aus.
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Beitrag(#2176592) Verfasst am: 01.05.2019, 10:40    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Lebensnebel hat folgendes geschrieben:
Da finden sich Aussagen wie:
"Bei der Prüfung von Asylanträgen sollte der Staat großzügig sein."
denen man zustimmen oder nicht zustimmen soll. Allerdings hängt das sehr davon ab, was man unter "großzügig" versteht.

"Die meisten Asylbewerber werden in ihrem Heimatland gar nicht verfolgt."
Wer weiß schon, wie viele Asylbewerber verfolgt werden?

Dir scheint nicht klar zu sein, wofür eine derartige Umfrage da ist. Es ist scheißegal, was die über die Asylbewerber wissen. Das ist ein Stimmungsbarometer. Da wird nachgesehen, ob die Leute jeden ganz doll lieb haben, weil er den Zettel Flüchtling auf der Stirn hat, und sie sowieso bereits abgesichert sind, oder ob sie misstrauisch sind, dass da jemand kommt, um ihnen ihren Platz in der sozialen Hängematte streitig zu machen. Das sind keine allgemeinen Wahrheiten, sondern Informationen dazu, wie man welche Wahlwerbung platzieren sollte.


Übermedien sieht auch Probleme bei den Fragen.
https://uebermedien.de/37786/mitte-studie-darfs-ein-bisschen-rechtsextremer-sein
Zitat:
Eine wissenschaftliche Studie muss ergebnisoffen angegangen werden. Die Mitte-Studie vermittelt nicht den Eindruck, als ob das der Fall gewesen wäre. Stattdessen scheint sie ganz auf Alarmbereitschaft eingestellt.

Hinzu kommt ein weiteres Problem, und zwar im Verfahren. Dass die Hälfte der Deutschen kritisch gegenüber Asylsuchenden eingestellt sein soll, wurde über zwei Aussagen abgefragt:

„Bei der Prüfung von Asylanträgen sollte der Staat großzügig sein.“
„Die meisten Asylbewerber werden in ihrem Heimatland gar nicht verfolgt.“

Beide Formulierungen sind unglücklich. Schließlich muss man nicht fremdenfeindlich sein, um zu fordern, dass Asylanträge nicht mit besonderem Wohlwollen bearbeitet werden sollen, sondern nach geltendem Recht. Zudem ergibt sich aus den Entscheidungen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF), dass das deutsche Asylsystem die Anträge mehrheitlich tatsächlich für nicht gerechtfertigt hält. Laut BAMF wurden in diesem Jahr bislang über 60 Prozent der Asylanträge abgelehnt.

Flapsiger ausdrückt: Die Antragsteller werden in ihrem Heimatland gar nicht verfolgt.
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smallie
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Beitrag(#2177027) Verfasst am: 04.05.2019, 18:34    Titel: Antworten mit Zitat

In der aktuellen ZEIT gibt es einen ziemlich kritischen Beitrag zum Thema.

Leider fehlt eine Graphik aus der Druckausgabe, die Zahlen aus den vorhergegangen Studien sammelt und zeigt, daß "rechtsextreme" Ansichten abnehmen.

ZEIT hat folgendes geschrieben:
Zick: [...] Die Grundthese der Studie ist, dass mit einer Zunahme antidemokratischer Einstellungen diese Art von Mitte ausgehöhlt wird.

ZEIT: Aber Ihre Umfrage liefert ja keine Hinweise auf eine zunehmende Aushöhlung. Rechtsextreme Ansichten nehmen ihr zufolge nicht zu, sondern ab.

https://www.zeit.de/2019/19/andreas-zick-rechtspopulismus-studie-politische-einstellung-rechtsextremismus


Außerdem: Fake-News + 1

über medien hat folgendes geschrieben:
„Tagesthemen“ und „Nachtmagazin“ präsentierten die vermeintlich gemessene „Menschenfeindlichkeit“ groß als Tatsache, ohne sie zu hinterfragen.

https://uebermedien.de/37786/mitte-studie-darfs-ein-bisschen-rechtsextremer-sein

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Beitrag(#2177028) Verfasst am: 04.05.2019, 18:34    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Dir scheint nicht klar zu sein, wofür eine derartige Umfrage da ist. Es ist scheißegal, was die über die Asylbewerber wissen. Das ist ein Stimmungsbarometer. ... Das sind keine allgemeinen Wahrheiten, sondern Informationen dazu, wie man welche Wahlwerbung platzieren sollte.

Folgende Geschichte habe ich noch gar nicht erzählt.

Üblicherweise blocke ich jede Telefonwerbung ab. "Sorry, kein Interesse." Kürzlich war Forsa dran, das habe ich mir aus Neugier, wie sowas abläuft, angetan. Das war kurz vor dem CDU-Parteitag, bei dem Merkel den Parteivorsitz abgab. Die Fragen drehten sich dann unter anderem auch um Friedrich Merz, Kramp-Karrenbauer, usw.

Die Antwortmöglichkeiten waren sehr beschränkt. Pest, Cholera, Skylla, Charybdis. Die meisten Fragen konnte ich nicht wirklich beantworten: "passe", "keine der Antworten", "mit der und der Einschränkung". Die Interviewerin hat's mit Humor genommen.

Der Wert solcher Umfragen erschließt mir nach dieser Erfahrung allerdings nicht. Was erfährt man, wenn man den Befragten die Antworten vorkaut? Oder ist die politische Meinung der Menschen tatsächlich so plakativ, wie es die multiple choice Antworten vorgeben?

Das Pikante daran: es heißt, Merkel orientiere sich in ihren Entscheidungen an solchen Meinungsumfragen. Martin Schulz hat sich nach gescheiterter Kanzlerkandidatur im Spiegel über seine Berater beklagt, die ihm aufgrund von Meinungsumfragen gewisses Verhalten im Wahlkampf nahegelegt hätten - er selbst wäre anders vorgegangen.

Pikant deshalb, weil eben diese Leute anderen gerne Populismus vorwerfen. Mit den Augen rollen
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