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Schule
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smallie
resistent!?



Anmeldungsdatum: 02.04.2010
Beiträge: 3613

Beitrag(#2122263) Verfasst am: 17.01.2018, 23:30    Titel: Antworten mit Zitat

FLOH-Lesefitness


Die Tochter hat aus der Schule einen Zettel nach Hause gebracht, auf dem die Eltern Lesezeit des Kindes per Unterschrift bestätigen sollen. Das war mir suspekt, hab rumgelesen was es damit auf sich hat. Jetzt ist mir die Sache noch etwas mehr suspekt.


Zitat:
Basale Lesekompetenz fördern
Ein Forschungsbericht zum FLOH-Lesefitness-Training

vorgelegt von Prof. Dr. Gabriele Gien, Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt


Um die Kinder auch zu Hause zum Lesen anzuspornen, werden die Eltern mit einbezogen. Sie sollen eine – wenn möglich – tägliche Lesezeit ihres Kindes von fünf bis zehn Minuten bestätigen, was dann mit einem Papiermotiv, beispielsweise einem Baustein, einem Blatt oder einer Blume belohnt wird.

https://www.domino-verlag.de/wp-content/uploads/2016/06/Lesefitness-Studie.pdf

Belohnung als pädagogisches Mittel? Ach nee.


Verblüffender Weise behauptet die Broschüre, daß die Schule gar nicht so viel ausrichten kann:

Forschungsbericht hat folgendes geschrieben:
Lesen beginnt auf dem Schoß von Eltern, Großeltern, erwachsenen Lesevorbildern, die bereits die Kleinsten mit Bilderbüchern und der wunderbaren Sprache von Literatur konfrontieren. Untersuchungen haben gezeigt, dass der spätere Leseerfolg maßgeblich von der Art und Häufigkeit dieser literarischen Begegnung in den ersten fünf Lebensjahren abhängt.

Maßgeblich!? Tja, was immer in der Schule gemacht wird, ist damit wenig maßgeblich.



Forschungsbericht hat folgendes geschrieben:
So haben diese Kinder 32 Millionen Wörter mehr gehört als Kinder, denen nicht vorgelesen wird.

Ein bisschen viel.

32 Mio. in fünf Jahren sind 6 400 000 in einem Jahr. Sind 17 500 wörter pro Tag. Frau Holle hat 1052 Wörter. Man müßte es täglich über 16 mal lesen, um auf die Zahl zu kommen. Das ist sportlich. Die Zahl ergibt eher Sinn, wenn ich sie die Zahl der Wörter verstehe, die insgesamt mit dem Kind gesprochen werden.

Zur mündlichen Sprache sagt der Forschungsbericht leider nichts. Wäre aber wichtig.



Hier ist Lesen etwas höchst persönliches.
Forschungsbericht hat folgendes geschrieben:
Die Checkhefte werden von den Kindern selbst geführt und geben ihnen so das Gefühl der Selbstkontrolle, durch die Fragen nach Lieblingsbüchern und individuellen Lesezeiten merken die Schülerinnen und Schüler, dass Lesen etwas höchst Persönliches ist.



Dann ist es etwas gemeinschaftliches:
Forschungsbericht hat folgendes geschrieben:
Neben den individuellen Leseleistungen werden in den Checkheften auch häusliche Vorlesezeiten dokumentiert, die für die Nachhaltigkeit des Leseprozesses sorgen und die durch die Möglichkeit, Leseunterschriften gegen ein Papiermotiv für das große Klassenposter einzutauschen, Lesen und Leseerfolge als etwas Gemeinschaftliches erscheinen lassen.

Das geht mir so sehr gegen den Strich, daß ich einen extra Beitrag bräuchte, um mich zu erklären.




Jedenfalls haben regelmäßige Tests ergeben, daß die Kinder in der ersten Klasse lesen lernen. Auf den Arm nehmen Angeblich liegt es am FLOH-Lesetraining:

Forschungsbericht hat folgendes geschrieben:
Testbögen 1. Jahrgangsstufe

<Bild geschnippt>

Wie aus der Abbildung ersichtlich, gibt es einen Zuwachs der Lese geschwindigkeit zwischen den Messzeitpunkten t1 und t5 in allen untersuchten Klassen der Jahrgangstufe 1.

Der Tempo-Check der ersten Klassen beweist somit die positive Auswirkung des Lesefitness-Trainings auf die Schülerinnen und Schüler und zwar mit einer Steigerung in erheblichem Umfang.

Damit alleine ist noch nichts bewiesen. Es fehlt die Kontrollgruppe.

Außerdem zeigen sich positive Auswirkungen nur für das Lesetempo. Das Leseverständnis steigt hingegen kaum.

Forschungsbericht hat folgendes geschrieben:
Ausgenommen bei den Klassen Nr. 7, 8 und 11 ist zwischen den Messzeitpunkten t1 und t5 ein Zuwachs beim Verständnis-Check zu verzeichnen. Dieser fällt jedoch deutlich niedriger aus als der Zuwachs beim Tempo-Check.



Die Handreichung erklärt das mit der erreichbaren Punktzahl:
Forschungsbericht hat folgendes geschrieben:
Dies ist allerdings darauf zurückzuführen, dass die er reichbaren Punkte beim Verständnis-Check viel geringer sind (nur 17 erreichbare Punkte pro Verständnis-Check gegenüber 70 Punkten beim Tempo-Check) und eine Verbesserung aus diesem Grund vor allem graphisch weniger deutlich erkennbar wird.

Das ist ziemlich falsch. Wo haben die Leute rechnen gelernt?

Ob sich jemand beispielsweise von 35 auf 70 Punkte steigert, oder von 8 auf 16, beides ist graphisch wie numerisch die gleiche Steigerung.



Hier die Kontrollgruppe. Angeblich verbessern sich Kinder ohne FLOH-Lestraining über das Schuljahr hinweg kaum:
Forschungsbericht hat folgendes geschrieben:
In etwa acht Kontrollklassen mit geringem Lesetraining wurde der Lesefitness-Check als Messinstrument eingesetzt, um die Ergebnisse vergleichen zu können. Vor allem die Zunahme der Lesegeschwindigkeit war im Vergleich zu den Testklassen nicht signifikant, was aber der Vorerwartung entsprach.

Gemeint ist vermutlich, daß FLOH signifikant besser abschnitt. Wörtlich steht da aber, daß es keinen signifikanten Unterschied gab.

Leider enthält der Forschungsbericht weder Zahlen noch Diagramme zu den Kontrollen. Das ist so nicht üblich.



Nochmal zur Sache mit der Belohnung.

Wenn man etwas macht, macht man es der Sache wegen. Die Belohnung für's lesen lernen ist lesen können. Ich dachte, die Pädagogen seien schon weiter und hätten das verstanden. Zweifellos ist Lesen eine Kernkompetenz, aber es mit der Brechstange zu versuchen, hilft auch nix. Belohnung ist Bestechung ist unlauteres Mittel. Wenn Lernen kein Spiel ist, dann taugt es nicht.




PS:

Von der thüringischen Lehrerschaft gibt es eine Broschüre zu Lesekompetenz, die mir viel besser gefällt.
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fwo
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Anmeldungsdatum: 05.02.2008
Beiträge: 25829
Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#2122275) Verfasst am: 18.01.2018, 03:29    Titel: Antworten mit Zitat

smallie hat folgendes geschrieben:
....
Außerdem zeigen sich positive Auswirkungen nur für das Lesetempo. Das Leseverständnis steigt hingegen kaum.

Forschungsbericht hat folgendes geschrieben:
Ausgenommen bei den Klassen Nr. 7, 8 und 11 ist zwischen den Messzeitpunkten t1 und t5 ein Zuwachs beim Verständnis-Check zu verzeichnen. Dieser fällt jedoch deutlich niedriger aus als der Zuwachs beim Tempo-Check.



Die Handreichung erklärt das mit der erreichbaren Punktzahl:
Forschungsbericht hat folgendes geschrieben:
Dies ist allerdings darauf zurückzuführen, dass die er reichbaren Punkte beim Verständnis-Check viel geringer sind (nur 17 erreichbare Punkte pro Verständnis-Check gegenüber 70 Punkten beim Tempo-Check) und eine Verbesserung aus diesem Grund vor allem graphisch weniger deutlich erkennbar wird.

Das ist ziemlich falsch. Wo haben die Leute rechnen gelernt?

Ob sich jemand beispielsweise von 35 auf 70 Punkte steigert, oder von 8 auf 16, beides ist graphisch wie numerisch die gleiche Steigerung.
....

Was falsch ist, ist, dass Du davon ausgehst, dass die Darstellung in einer pädagogischen Veröffentlichung sinnvoll gewählt wird.

Pädagogen gehen doch nicht von relativen Zuwächsen aus, in der Pädagogik wird absolut gemessen. Und dann sind die Zuwächse bei der einen Messreihe mit dem geringeren Maximalwert eben geringer. Das ist wirklich so, und damit auch nicht falsch. Ob das sinnvoll ist, das so darzustellen, ist eine andere Frage.
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Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.

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sponor
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Beitrag(#2122276) Verfasst am: 18.01.2018, 08:16    Titel: Antworten mit Zitat

Vom konkreten Beispiel hier weiß ich nichts, aber bei uns in der Grundschule werden in den Klassen auch "Lesepässe" zwecks Motivation täglichen Übens verteilt (eigene, ohne "wissenschaftlichen Hintergrund"). Sobald die Kinder sich darauf ~10 mal unterschreiben ließen, dass sie eine bestimmte, ans Können angepasste Zeit lang gelesen haben, können sie die Pässe in eine Belohnungseinheit umtauschen. Macht jeder Lehrer (tatsächlich ist auch 1 Mann dabei!) individuell.

Ich kann da jetzt nichts verwerfliches dran finden – am Anfang ist es einfach sehr mühsam Lesen zu lernen. Dafür intrinsische Motivation zu finden ist nicht allen gegeben, die kommt dann später (hoffentlich) schon. (Und sei es per Asterix, wovon man unseren Großen derzeit oft nur per Trennschleifer wegkriegt. zwinkern)
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astarte
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Beiträge: 46483

Beitrag(#2122277) Verfasst am: 18.01.2018, 08:31    Titel: Antworten mit Zitat

smallie hat folgendes geschrieben:
FLOH-Lesefitness
.....
Zitat:
Basale Lesekompetenz fördern
Ein Forschungsbericht zum FLOH-Lesefitness-Training

vorgelegt von Prof. Dr. Gabriele Gien, Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt


Um die Kinder auch zu Hause zum Lesen anzuspornen, werden die Eltern mit einbezogen. Sie sollen eine – wenn möglich – tägliche Lesezeit ihres Kindes von fünf bis zehn Minuten bestätigen, was dann mit einem Papiermotiv, beispielsweise einem Baustein, einem Blatt oder einer Blume belohnt wird.

https://www.domino-verlag.de/wp-content/uploads/2016/06/Lesefitness-Studie.pdf

Belohnung als pädagogisches Mittel? Ach nee.

.......

Nochmal zur Sache mit der Belohnung.

Wenn man etwas macht, macht man es der Sache wegen. Die Belohnung für's lesen lernen ist lesen können. Ich dachte, die Pädagogen seien schon weiter und hätten das verstanden. Zweifellos ist Lesen eine Kernkompetenz, aber es mit der Brechstange zu versuchen, hilft auch nix. Belohnung ist Bestechung ist unlauteres Mittel. Wenn Lernen kein Spiel ist, dann taugt es nicht.

Bestechung mit einem Papiermotiv? Ohje! Smilie
Das ist doch eher eine Anerkennung. Und Anerkennung und Lob ist auch Belohnung. Auch verwerflich?
Dass es genau um diejenigen gehen mag, die es wegen der Sache allein eben nicht machen, kommt dir nicht in den Sinn? Eventuell um diese Familien, in denen den Eltern schon der Spaß am Lesen an sich fern ist? Die Kinder fordern die Bestätigung, was die Eltern eben mit einbezieht, und die Kinder sind dann stolz auf ihr Papiermotiv. Der Stolz und die Belohnung, dass das Lesen durch die Übung bald nicht mehr so schwierig und abschreckend erscheint, vielleicht sogar anfängt Spaß zu machen, kommt ja erst mit der Zeit! (wie es sponor oben auch richtig sagt)
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fwo
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Beiträge: 25829
Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#2122282) Verfasst am: 18.01.2018, 11:08    Titel: Antworten mit Zitat

astarte hat folgendes geschrieben:
....
Dass es genau um diejenigen gehen mag, die es wegen der Sache allein eben nicht machen, kommt dir nicht in den Sinn? Eventuell um diese Familien, in denen den Eltern schon der Spaß am Lesen an sich fern ist? ...

Das dürfte ein sehr wesentlicher Punkt sein. Ich habe über einen Kindergartenfreund meines jüngeren Sohnes erst lernen müssen, dass es Familien gibt, in denen nicht vorgelesen wird. Der hat tatsächlich beim Vorlesen mit großen Augen dagesessen, mit zugehört, und dann erzählt, so etwas würden seine Eltern nicht machen....

Die Konsequenz war, dass der besagte Sohn, der in der Schule nie das Lesen gelernt hätte, sondern sich zum funktionalen Analphabeten durchgemogelt hätte, weil er (bei überdurchschnittlicher Intelligenz) Legastheniker in einem Ausmaß ist, das ich mir vorher nicht vorstellen konnte, in der 5. Klasse als einer der besten Leser galt, weil ich täglich mit ihm geübt habe, wozu selbstverständlich gehört hat, dass auch ich weiter vorgelesen habe. (Ich habe das bis zum Alter von ca 12 täglich mit ihm gemacht, bis 14 dann mit verringerter Frequenz. Er wird jetzt 17 liest für meine Ohren immer noch nicht wirklich flüssig. Aber ich bewundere ihn insgesamt für dieses Durchhalten.)

Der einzige Schluss, den ich daraus ziehen kann, ist der, dass in ziemlich vielen Haushalten gar nicht mit den Kindern gelesen wird, auch nicht ihnen vorgelesen. Vor dem Hintergrund kann ich diese milde Motivation auch nicht verdammen. Lesenkönnen ist tatsächlich die eigentliche Belohnung - aber die fährt nur ein, wer lange genug übt, was bei unterschiedlichen Kindern unterschiedlich lange dauert. Es scheint heute sehr vielen Kindern zu lange zu dauern, als dass sie ohne weitere Unterstützung am Ball bleiben.
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smallie
resistent!?



Anmeldungsdatum: 02.04.2010
Beiträge: 3613

Beitrag(#2122343) Verfasst am: 18.01.2018, 22:33    Titel: Antworten mit Zitat

Kurz vorausgeschickt, damit ich das nicht in die folgenden Antworten pressen muß. Aus dem Vorwort der erwähnten thüringischen Broschüre Lesen wollen - Lesen lernen - Lesen können.

Mir gefällt, wie der Text Neugier und die Verhinderung von Neugier beschreibt. Mir gefällt auch die Gelassenheit, die ganz im Gegensatz zu einem vermeintlichen Pisa-"Schock" steht.


Zitat:
Das Spielen und das Lesen

Das war gemein! Mein Vater hielt sich die Zeitung ewig lange vor die Nase, eine Zeitung, die ganz oben verschnörkelte schwarze große Zeichen hatte. Darunter gab es endlose Zeilen, selten von ein paar sehr grauen Bildern unterbrochen. Was steht denn drin? wollte ich ungeduldig wissen. Nichts, was dich interessiert, beschied mein Vater. Du wirst schon noch früh genug lesen lernen.

Das war sehr gemein! Genau wie die Antwort meiner Mutter, wenn ich fragte, ob die Babys zum Bauchknopf herauskommen: Das wirst Du später erfahren, wenn Du groß bist. Erwachsene, und besonders Eltern, waren in der Tat gemein. Alles sollte man erst später erfahren, wenn man lesen konnte. Doch würde es mir dann noch etwas nützen? Ich wollte jetzt und gerade jetzt wissen, was in der Zeitung stand und wozu der Bauchknopf überhaupt da war.

[...]

Zum Schluss eines jeden Textes sollte eine Zusammenfassung stehen. Hier ist sie:

Wer gut lesen kann, hat sicherlich manche Vorteile. Ob er dadurch glücklich wird, steht auf einem anderen Blatt: geschrieben, gedruckt oder in unsichtbarer Tinte. Denn im wahren Leben ist es oft besser, man ist gut in Sport und Spiel. Am besten aber, man versteht sich auf spielerisches Lesen und gelassenes Leben.

https://www.db-thueringen.de/servlets/MCRFileNodeServlet/dbt_derivate_00028136/175alles.pdf

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smallie
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Beiträge: 3613

Beitrag(#2122351) Verfasst am: 19.01.2018, 00:14    Titel: Antworten mit Zitat

astarte hat folgendes geschrieben:
Bestechung mit einem Papiermotiv? Ohje! Smilie

Auch Ohje. Da haben wir wohl einen Grundsatzkonflikt.


astarte hat folgendes geschrieben:
Das ist doch eher eine Anerkennung. Und Anerkennung und Lob ist auch Belohnung. Auch verwerflich?

Ja, verwerflich im Sinne, daß man es verwerfen, weglassen kann.

Ist inzwischen nicht mal mehr eine völlige Außenseiterposition. *uff*

Zitat:
"Belohnungen sind eine Form der Strafe"

Eine Mutter fragt: Hallo Frau Saalfrank, mein Sohn ist jetzt fünf Jahre alt und hat gestern die Stützrädchen vom Fahrrad selbst abgemacht und ist zum ersten Mal ohne Hilfe gefahren. Ich hab ihm für diesen Schritt schon lange eine große Tafel Schokolade als Belohnung versprochen.

Katharina Saalfrank antwortet: Sie können natürlich Schokolade schenken und das so machen. Ich möchte Sie aber für die dahinter liegenden Mechanismen sensibilisieren. Interessant zu wissen ist dabei Folgendes: Vor allem ist das Belohnen, Loben und Belobigen ein manipulativer Umgang mit Kindern. Das machen wir uns oft gar nicht klar, weil es so gut klappt und auf den ersten Blick effektiv ist.

Schauen wir genauer hin, stellen wir fest, dass es entwicklungspsychologisch aber nicht sinnvoll ist. Denn es ist erwiesen, dass die Motivation aus dem Menschen selbst heraus noch wirksamer ist als die Motivation von außen. Die Entwicklungspsychologie geht davon aus, dass Kinder von sich aus selbstständig werden und aus sich heraus handeln wollen. Sie tragen also den Motor für ihre Entwicklung in sich und benötigen keine Motivation von außen.

http://www.spiegel.de/gesundheit/psychologie/belohnungen-sind-eine-form-der-strafe-sagt-katharina-saalfrank-a-1182021.html


Das deckt sich damit:

smallie hat folgendes geschrieben:
Play as a Foundation for Hunter-Gatherer Social Existence

Jäger und Sammler erteilen ihren Kindern keine Anordnungen ... Sie erteilen kein Lob und haben kein besonderes Augenmerk auf deren Entwicklung.
...
Man ist sehr interessiert daran, was jeder tut, aber niemand versucht, das zu beeinflussen - oder gar zu erzwingen. Der Antrieb des Kindes ist sein eigener Wille.




astarte hat folgendes geschrieben:
Dass es genau um diejenigen gehen mag, die es wegen der Sache allein eben nicht machen, kommt dir nicht in den Sinn?

Doch, schon. Ich meine nur, das FLOH-Training sei hier nutzlos.


astarte hat folgendes geschrieben:
... und die Kinder sind dann stolz auf ihr Papiermotiv.

Das hältst du für erstrebenswert? Kinder dazu abzurichten, stolz auf Papiermotive zu sein?



astarte hat folgendes geschrieben:
Der Stolz und die Belohnung, dass das Lesen durch die Übung bald nicht mehr so schwierig und abschreckend erscheint, vielleicht sogar anfängt Spaß zu machen, kommt ja erst mit der Zeit! (wie es sponor oben auch richtig sagt)

Falls folgendes aus der thüringischen Arbeit stimmt, ist es eher umgekehrt. Viele Schüler verlieren ihre Lust am Lesen erst mit der Zeit.

Lesen wollen hat folgendes geschrieben:
Karin Richter und Monika Plath untersuchten 2001 1200 Kinder der zweiten bis vierten Klasse hinsichtlich ihrer Lesemotivation und kamen hierbei zu dem Ergebnis, dass ein Leseknick nach der 2. Klasse erfolgte ... Dies bedeutet, dass die Lesemotivation unserer Schülerinnen und Schüler im Alter von sieben bis neun Jahren erheblich abnimmt. Auch andere Studien deuten auf einen Leseknick zwischen dem achten und dem zehnten Lebensjahr hin und sowie zwischen dem 11. bis 13. Lebensjahr (Harmgarth 1997).

Das Zitat ist ein bisschen Radio Eriwan - wo immer man hinschaut findet man Leseknicke. Aber es stellt die richtige Frage, wie nachhaltig ein nudging beim Lesenlernen sein kann.
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smallie
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Anmeldungsdatum: 02.04.2010
Beiträge: 3613

Beitrag(#2122352) Verfasst am: 19.01.2018, 00:20    Titel: Antworten mit Zitat

Wenn mir etwas suspekt erscheint, ist das zuerst eine Ahnung, ein Bauchgefühl. Hier habe ich eine schlechte Ahnung. Aus dem Waschzettel des Verlages, der FLOH herausgibt:


Zitat:
Ziel: Förderung der Lesemotivation, Steigerung der Leseleistung

Jedes Kind wird bei seinem Lesefertigkeitsstand abgeholt und trainiert individuell und kompetenzorientiert seine Lesefähigkeiten mit 7 Verständnis- und 7 Tempo-Checks im Schuljahr

https://www.domino-verlag.de/lehrer/lesefitness/

Welch mehrdeutige Folter der deutschen Sprache. Wer solche Sätze sagt, ist nicht kompetent, um Lesechecks herauszugeben.

Aber Hauptsache, wir haben Checks. Let's Rock



Die Materialien des FLOH-Trainings stammen aus einer Stiftung des Domino-Verlages. Der Verlag gibt auch eine Kinderzeitschrift heraus.
Zitat:
Lesen lernt man nur durch Lesen – daher gibt es dazu für Sie als Lehrkraft alle 14 Tage ein neues FLOHKISTE/floh!-Heft mit vielen verschiedenen Texten in unterschiedlichen Längen und Textsorten. Alle Checks basieren auf Texten aus FLOHKISTE/floh! und bei vielen Geschichten fehlt im Check der Schluss. Diesen können Sie dann im begleitenden, im Preis inbegriffenen Abonnement zu Ende lesen lassen.

Auch das ist mir suspekt. Wie genau der Domino-Verlag und der VBE verbandelt sind, habe ich nicht weiter verfolgt.
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astarte
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Anmeldungsdatum: 13.11.2006
Beiträge: 46483

Beitrag(#2122361) Verfasst am: 19.01.2018, 10:03    Titel: Antworten mit Zitat

smallie hat folgendes geschrieben:

astarte hat folgendes geschrieben:
Das ist doch eher eine Anerkennung. Und Anerkennung und Lob ist auch Belohnung. Auch verwerflich?

Ja, verwerflich im Sinne, daß man es verwerfen, weglassen kann.

Okaaay. Lassen wir also Anerkennung weg. Dann aber bloß nicht zeigen, dass man gut findet, wenn ein Kind sich anstrengt, und etwas erreicht hat. Könnte ja Anerkennung sein. Weiß ja jeder, dass auch Erwachsene sehr gut ohne Anerkennung für ihre Arbeit immer motiviert bleiben. Smilie
smallie hat folgendes geschrieben:

Ist inzwischen nicht mal mehr eine völlige Außenseiterposition. *uff*

Zitat:
"Belohnungen sind eine Form der Strafe"

Eine Mutter fragt: Hallo Frau Saalfrank, mein Sohn ist jetzt fünf Jahre alt und hat gestern die Stützrädchen vom Fahrrad selbst abgemacht und ist zum ersten Mal ohne Hilfe gefahren. Ich hab ihm für diesen Schritt schon lange eine große Tafel Schokolade als Belohnung versprochen.

Katharina Saalfrank antwortet: Sie können natürlich Schokolade schenken und das so machen. Ich möchte Sie aber für die dahinter liegenden Mechanismen sensibilisieren. Interessant zu wissen ist dabei Folgendes: Vor allem ist das Belohnen, Loben und Belobigen ein manipulativer Umgang mit Kindern. Das machen wir uns oft gar nicht klar, weil es so gut klappt und auf den ersten Blick effektiv ist.

Schauen wir genauer hin, stellen wir fest, dass es entwicklungspsychologisch aber nicht sinnvoll ist. Denn es ist erwiesen, dass die Motivation aus dem Menschen selbst heraus noch wirksamer ist als die Motivation von außen. Die Entwicklungspsychologie geht davon aus, dass Kinder von sich aus selbstständig werden und aus sich heraus handeln wollen. Sie tragen also den Motor für ihre Entwicklung in sich und benötigen keine Motivation von außen.

http://www.spiegel.de/gesundheit/psychologie/belohnungen-sind-eine-form-der-strafe-sagt-katharina-saalfrank-a-1182021.html


Das deckt sich damit:

smallie hat folgendes geschrieben:
Play as a Foundation for Hunter-Gatherer Social Existence

Jäger und Sammler erteilen ihren Kindern keine Anordnungen ... Sie erteilen kein Lob und haben kein besonderes Augenmerk auf deren Entwicklung.
...
Man ist sehr interessiert daran, was jeder tut, aber niemand versucht, das zu beeinflussen - oder gar zu erzwingen. Der Antrieb des Kindes ist sein eigener Wille.

Okaaay..... Man hat kein besonderes Augenmerk auf die Entwicklung, aber ist sehr interessiert daran was jeder tut? Was denn jetzt? Und wir waren bei Familien, wo man das (Lesen aus Interesse und Spaß) ja eben nicht tut.
Wir waren bei Familien, in denen das mit der intrinsischen Motivation bezüglich des Lesens nicht funktioniert. Wo Lesen keine Beschäftigung ist, die man gern tut, die man aus Interesse tut, sondern nur zur Not wenns sein muss, und mühsam? Oder wo Lesenkönnen, nicht als wichtig, und der Spaß und das Interesse am Lesen nicht vorgelebt und vermittelt wurde, und die Neugier darauf bis zum Schuleintritt nicht geweckt wurde?
Wenn Lesen keine Freizeitbeschäftigung ist, wenn ein Kind in seiner engeren Umgebung nie Menschen mit Interesse und Freude einfach lesen sieht? Du meinst, da kommen die Kinder schon von selber drauf?

Kinder aus solchen Familien treffen also in der 1. Klasse auf Kinder, die diese Motivation mitbringen, und einen Packen Vorerfahrungen durch häufiges Vorlesen haben, evtl schon etwas lesen können, und flott voran kommen. Sie fühlen sich schnell abgehängt, sammeln Misserfolgserlebnise weil ihnen die Vorerfahrungen fehlen.
Oder sie landen in einer Klasse wo mehrheitlich kaum Lesemotivation mitgebracht wird. Was denkst du, woher die dann auf einmal kommen soll?
Und du meinst, die soll man nicht versuchen mit phösen Anreizen zu helfen zu etwas Motivation zu kommen?
Zitat:

astarte hat folgendes geschrieben:
Dass es genau um diejenigen gehen mag, die es wegen der Sache allein eben nicht machen, kommt dir nicht in den Sinn?

Doch, schon. Ich meine nur, das FLOH-Training sei hier nutzlos.

Na dann mach mal bessere Vorschläge, was Lehrer machen sollen, damit nicht so viele Kinder schon beim Lesenlernen abgehängt werden.

smallie hat folgendes geschrieben:

astarte hat folgendes geschrieben:
... und die Kinder sind dann stolz auf ihr Papiermotiv.

Das hältst du für erstrebenswert? Kinder dazu abzurichten, stolz auf Papiermotive zu sein?

Du hältst es für besser, es zu unterlassen, sie erst mal sanft extrinsisch zu motivieren. Und so zu versuchen, ihnen den Weg zum Erfolg und zu dem Erlebnis, dass man mit diesem Text mühsam zu entziffern zu lernen, spannendes erfahren kann, überhaupt zu ermöglichen?

smallie hat folgendes geschrieben:

astarte hat folgendes geschrieben:
Der Stolz und die Belohnung, dass das Lesen durch die Übung bald nicht mehr so schwierig und abschreckend erscheint, vielleicht sogar anfängt Spaß zu machen, kommt ja erst mit der Zeit! (wie es sponor oben auch richtig sagt)

Falls folgendes aus der thüringischen Arbeit stimmt, ist es eher umgekehrt. Viele Schüler verlieren ihre Lust am Lesen erst mit der Zeit.

Lesen wollen hat folgendes geschrieben:
Karin Richter und Monika Plath untersuchten 2001 1200 Kinder der zweiten bis vierten Klasse hinsichtlich ihrer Lesemotivation und kamen hierbei zu dem Ergebnis, dass ein Leseknick nach der 2. Klasse erfolgte ... Dies bedeutet, dass die Lesemotivation unserer Schülerinnen und Schüler im Alter von sieben bis neun Jahren erheblich abnimmt. Auch andere Studien deuten auf einen Leseknick zwischen dem achten und dem zehnten Lebensjahr hin und sowie zwischen dem 11. bis 13. Lebensjahr (Harmgarth 1997).

Das Zitat ist ein bisschen Radio Eriwan - wo immer man hinschaut findet man Leseknicke. Aber es stellt die richtige Frage, wie nachhaltig ein nudging beim Lesenlernen sein kann.

Nach der zweiten Klasse, sollte das flüssige Lesen ja schon funktionieren. Wer die Neugier nicht ganz verloren hatte, aber durch wenig Unterstützung zuhause, keine Vorerfahrungen und mangelnde Motivation durch Vorbilder zuhause, noch immer mühsam entziffert, und noch nicht zum flüssigen Lesen kam, der mag dann die Lust verlieren, kann gut sein. Wenn in der außerschulischen Umgebung Lesen einfach keine Freizeitbeschäftigung ist, sondern andere Dinge als wichtig vorgelebt werden, dann ist es nun mal schwierig, sich weiter zu motivieren.

Nach deinen Ausführungen scheint dein Schluss zu sein: wenn die Kinder nicht von sich aus die Motivation mitbringen Lesen lernen zu wollen, dann kann die Schule auch nix machen.
Aber da es ganz schlimm ist, sie "abzurichten" in dem man ihren Stolz weckt, und somit die Bemühung belohnt, damit sie zur Belohnung an sich ("Ich erfahre eine spannende Geschichte, weil ich flüssig und sinnerfassend Lesen kann") überhaupt kommen, lassen wir das halt. Mit den Augen rollen
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astarte
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Beitrag(#2122362) Verfasst am: 19.01.2018, 11:02    Titel: Antworten mit Zitat

Zudem ist so ein Projekt auch nur EIN Baustein, Lesemotivation zusätzlich zu fördern.

Fördern müsste man sie ja gar nicht, wenn sie sowieso immer da wäre, wie smallie andeutet. Lachen
Das Problem ist, dass ganz kleine Kinder an allem Interesse mitbringen, aber dann durch Beobachtung, Nachahmen natürlich nur das anstreben, was ihnen geboten wird. Die Möglichkeit, die Anregung muss schon da sein. In einer Familie und Umgebung, die keinerlei Sport treibt, hat es die Motivation Sport zu machen ebenso schwer.

In meinem Dorf zB gehen die Grundschüler einmal in 14 Tagen in die örtliche kleine Bücherei, die gut mit Kinderbüchern jeder Art ausgestattet ist. Druck besteht soweit ich weiß nur, indem sie mit der Klasse in der Unterrichtszeit dorthin gehen, und jeder mindestens ein Buch mitnehmen muss. Videos und Hörspiele dürfen in der Zeit nicht ausgeliehen werden, wer die will, muss mit den Eltern kommen. (ohhhh phöse Manipulation, ein Abrichtungsversuch: nicht lesende Eltern werden von den Kindern in die Bücherei geschleppt, weil es dort DVDs gibt, und da sehen sie aber viel mehr Bücher, und das Interesse könnte geweckt werden! Geschockt) Soviel ich weiß, wird auch nicht abgefragt, ob das Kind jedes Buch wirklich liest und wie viel es vom Inhalt behalten hat.
Der Anreiz soll sein, dass die Kinder die Vielfalt der Bücher sehen.
Der Reiz der vielen Bücher wirkt bei den Meisten, die meisten nehmen mehr als ein Buch mit, und wühlen mit Begeisterung, stöbern und schmökern. Daneben sehen sie das Angebot für die Erwachsenen schon da stehen, und die Besucher, die sich dort eindecken.

Hin und wieder macht die Schule dann Aktionen, dass jedes Kind sein Lieblingsbuch benennen soll, kurz den Inhalt beschreiben soll, was es daran so mag, und evtl ein Bild dazu malt. Diese Blätter werden dann in der Bücherei ausgestellt. Ohne Wertung. Aber: Ohhhh Manipulation, Anerkennung, Abrichtung, Dressur! Bestimmt phöse!!! zynisches Grinsen

Das wäre für die Kinder nicht nötig, die sowieso seit sie leben mit den Eltern kommen, und mit Büchern und Lesen aufwachsen. Die bleiben nicht beim Regal mit ihrer Altersempfehlung, die sind zum Ende der Grundschulzeit bei den Jugendbüchern angelangt. Die brauchen keine Projekte, aber bei anderen wird dadurch die Neugier erst richtig geweckt, sie wissen oft gar nicht, was es alles für Bücher gibt. Sie werden vielleicht keine Vielleser, aber zumindest besteht die Chance, dass die intrinsische Motivation angeregt wird. Manche möchten immer lieber Sachbücher mit vielen Bildern und wenig Text mitnehmen, oder gleich Bilderbücher. Aber immerhin. Besser wie nix.
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vrolijke
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Beitrag(#2122364) Verfasst am: 19.01.2018, 11:29    Titel: Antworten mit Zitat

Ich komme aus dem Präkariat; kann man so sagen. Eine reine Arbeitersiedlung. 80% der Väter arbeitete in eine der Bergwerke im Ort.
Meine Mutter habe ich nie ein Buch lesen sehen.
Für "kulturelle Events" war die Kirche zuständig. -Pfadfinder, lokales Volkstheater, Jugendheime, etc- hatten alle einen kirchlichen Überbau.

Es hat Jahrzehnte gebraucht, bis ich gemerkt habe, dass es neben Geld verdienen noch andere Themen gibt.
Diese Geistesarmut ist fast noch schlimmer als die finanzielle.

Man sollte keine Gelegenheit versäumen, was gegen Geistesarmut zu unternehmen.
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Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
Erich Fromm

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Kramer
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Beitrag(#2122372) Verfasst am: 19.01.2018, 12:31    Titel: Antworten mit Zitat

astarte hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:

Zitat:
"Belohnungen sind eine Form der Strafe"

Eine Mutter fragt: Hallo Frau Saalfrank, mein Sohn ist jetzt fünf Jahre alt und hat gestern die Stützrädchen vom Fahrrad selbst abgemacht und ist zum ersten Mal ohne Hilfe gefahren. Ich hab ihm für diesen Schritt schon lange eine große Tafel Schokolade als Belohnung versprochen.

Katharina Saalfrank antwortet: Sie können natürlich Schokolade schenken und das so machen. Ich möchte Sie aber für die dahinter liegenden Mechanismen sensibilisieren. Interessant zu wissen ist dabei Folgendes: Vor allem ist das Belohnen, Loben und Belobigen ein manipulativer Umgang mit Kindern. Das machen wir uns oft gar nicht klar, weil es so gut klappt und auf den ersten Blick effektiv ist.

Schauen wir genauer hin, stellen wir fest, dass es entwicklungspsychologisch aber nicht sinnvoll ist. Denn es ist erwiesen, dass die Motivation aus dem Menschen selbst heraus noch wirksamer ist als die Motivation von außen. Die Entwicklungspsychologie geht davon aus, dass Kinder von sich aus selbstständig werden und aus sich heraus handeln wollen. Sie tragen also den Motor für ihre Entwicklung in sich und benötigen keine Motivation von außen.

http://www.spiegel.de/gesundheit/psychologie/belohnungen-sind-eine-form-der-strafe-sagt-katharina-saalfrank-a-1182021.html


Das deckt sich damit:

smallie hat folgendes geschrieben:
Play as a Foundation for Hunter-Gatherer Social Existence

Jäger und Sammler erteilen ihren Kindern keine Anordnungen ... Sie erteilen kein Lob und haben kein besonderes Augenmerk auf deren Entwicklung.
...
Man ist sehr interessiert daran, was jeder tut, aber niemand versucht, das zu beeinflussen - oder gar zu erzwingen. Der Antrieb des Kindes ist sein eigener Wille.

Okaaay..... Man hat kein besonderes Augenmerk auf die Entwicklung, aber ist sehr interessiert daran was jeder tut? Was denn jetzt? Und wir waren bei Familien, wo man das (Lesen aus Interesse und Spaß) ja eben nicht tut.
Wir waren bei Familien, in denen das mit der intrinsischen Motivation bezüglich des Lesens nicht funktioniert. Wo Lesen keine Beschäftigung ist, die man gern tut, die man aus Interesse tut, sondern nur zur Not wenns sein muss, und mühsam? Oder wo Lesenkönnen, nicht als wichtig, und der Spaß und das Interesse am Lesen nicht vorgelebt und vermittelt wurde, und die Neugier darauf bis zum Schuleintritt nicht geweckt wurde?


Ich sehe da eigentlich keinen Widerspruch bei Euch. Der Vorwurf, man würde Kinder manipulieren, bezieht sich ja darauf, sie mit 'themenfremden' Belohnungen zum Lesen zu bringen. Vorlesen würde ich in diesem Zusammenhang nicht als Manipulation sehen, denn es wird ja nicht versucht, das Kind mit einem starken Anreiz, der mit der Sache nichts zu tun hat, zum Lesen zu bewegen, sondern durch die Sache an sich. Beim Vorlesen wird dem Kind etwas präsentiert, das ihm (hoffentlich) Freude macht und das es ohne Hilfe anderer erreichen kann, wenn es sich die entsprechenden Fähigkeiten aneignet. Das Kind wird nicht über seinen Wunsch nach Süssem manipuliert, sondern durch den Wunsch, 'das' auch zu können, motiviert.
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astarte
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Beitrag(#2122373) Verfasst am: 19.01.2018, 12:57    Titel: Antworten mit Zitat

Kramer hat folgendes geschrieben:

Ich sehe da eigentlich keinen Widerspruch bei Euch. Der Vorwurf, man würde Kinder manipulieren, bezieht sich ja darauf, sie mit 'themenfremden' Belohnungen zum Lesen zu bringen. Vorlesen würde ich in diesem Zusammenhang nicht als Manipulation sehen, denn es wird ja nicht versucht, das Kind mit einem starken Anreiz, der mit der Sache nichts zu tun hat, zum Lesen zu bewegen, sondern durch die Sache an sich. Beim Vorlesen wird dem Kind etwas präsentiert, das ihm (hoffentlich) Freude macht und das es ohne Hilfe anderer erreichen kann, wenn es sich die entsprechenden Fähigkeiten aneignet. Das Kind wird nicht über seinen Wunsch nach Süssem manipuliert, sondern durch den Wunsch, 'das' auch zu können, motiviert.

smallie fand die Belohnung durch ein Papiermotiv verwerflich, das die Kinder für Unterschriften der Eltern bekommen, die bestätigen, dass die Kinder 10 bis 15 Minuten gelesen haben. Das kann man als "themenfremde" Belohnung bezeichnen.

Das Argument, es würde nichts nützen, weil die Motivation des Kindes ja immer da sei, ist für mich aber Blödsinn. Die ist eben leider in vielen Fällen heute nicht da, weil in vielen Familien eben nicht vorgelesen wird, und nicht gelesen wird.

Effektiver mag sein, Eltern eine Belohnung zu bieten, die ihren Kindern schon im Kleinkindalter täglich vorlesen, die von selbst auf diese Idee nicht kommen. Aber das war nicht Thema.
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Kramer
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Beitrag(#2122375) Verfasst am: 19.01.2018, 13:07    Titel: Antworten mit Zitat

astarte hat folgendes geschrieben:
Das Argument, es würde nichts nützen, weil die Motivation des Kindes ja immer da sei, ist für mich aber Blödsinn. Die ist eben leider in vielen Fällen heute nicht da, weil in vielen Familien eben nicht vorgelesen wird, und nicht gelesen wird.


Die Motivation zum Lesen ist nicht da, weil die Kinder alle Möglichkeiten haben, sich multimedial zu unterhalten. Die heutige Elterngeneration ist ja auch die, die als erste die Möglichkeit hatte, sich als Kind rundum vom Fernsehen berieseln zu lassen.
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astarte
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Beitrag(#2122376) Verfasst am: 19.01.2018, 13:35    Titel: Antworten mit Zitat

Dem Artikel aus smallies Beitrag kann ich übrigens durchaus zustimmen.
http://www.spiegel.de/gesundheit/psychologie/belohnungen-sind-eine-form-der-strafe-sagt-katharina-saalfrank-a-1182021.html

Ein Kind sieht andere Kinder fahrradfahren, es hat eins zur Verfügung, da ist die Motivation vom Kind meist da, es zu lernen.
Ein Kind für Leistungen oft zu belohnen, kann durchaus die intrinsische Motivation stören.

Das Problem ist aber, dass vom Kind verlangt wird, Lesen zu üben, auch wenn es daran kein eigenes Interesse entwickelt hat (nicht entwickeln konnte?), oder nicht ausreichend viel, um die Mühe auf sich zu nehmen.
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Samson83
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Beitrag(#2122377) Verfasst am: 19.01.2018, 13:35    Titel: Antworten mit Zitat

Kramer hat folgendes geschrieben:
astarte hat folgendes geschrieben:
Das Argument, es würde nichts nützen, weil die Motivation des Kindes ja immer da sei, ist für mich aber Blödsinn. Die ist eben leider in vielen Fällen heute nicht da, weil in vielen Familien eben nicht vorgelesen wird, und nicht gelesen wird.


Die Motivation zum Lesen ist nicht da, weil die Kinder alle Möglichkeiten haben, sich multimedial zu unterhalten. Die heutige Elterngeneration ist ja auch die, die als erste die Möglichkeit hatte, sich als Kind rundum vom Fernsehen berieseln zu lassen.

Ich frage mich dennoch, ob früher mehr gelesen wurde, also ca. Anfang des Jahrhunderts. Es taucht in alten Büchern immer wieder die Phrase auf, dass gerade in ländlichen Gegenden die einzigen Bücher Bibel und Gesangbuch waren. Meine Oma (9Cool ist auch heute noch nahezu Analphabetin und war nur 4 Jahre auf der Schule (das nahm man in Ostpreußen damals auffem Land nicht so genau,gerade bei Mädchen...)
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Kramer
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Beitrag(#2122378) Verfasst am: 19.01.2018, 13:42    Titel: Antworten mit Zitat

Samson83 hat folgendes geschrieben:

Ich frage mich dennoch, ob früher mehr gelesen wurde, also ca. Anfang des Jahrhunderts.


So vor 18 Jahren? Glaube nicht.
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astarte
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Beitrag(#2122380) Verfasst am: 19.01.2018, 13:50    Titel: Antworten mit Zitat

Kramer hat folgendes geschrieben:
astarte hat folgendes geschrieben:
Das Argument, es würde nichts nützen, weil die Motivation des Kindes ja immer da sei, ist für mich aber Blödsinn. Die ist eben leider in vielen Fällen heute nicht da, weil in vielen Familien eben nicht vorgelesen wird, und nicht gelesen wird.


Die Motivation zum Lesen ist nicht da, weil die Kinder alle Möglichkeiten haben, sich multimedial zu unterhalten. Die heutige Elterngeneration ist ja auch die, die als erste die Möglichkeit hatte, sich als Kind rundum vom Fernsehen berieseln zu lassen.

Eben, aber es muss dennoch geübt werden.
Und trotzdem alle Kinder die Möglichkeit haben, sich multimedial zu unterhalten, gibt es immer noch Kinder, die sehr gerne lesen. Es kommt mMn eben drauf an, ob die Kinder im Alltag erleben, dass Bücher selbstverständlich rumliegen, benutzt werden, eine interessante Alternative sind, oder ob im Haushalt nur ein paar geschenkte Bücher einsam im Regal als Deko verstauben, und Mutti oder Vati und die älteren Geschwister nie mit einem in der Hand gesehen wurden. Während RTL2 und facebook offensichtlich viel interessanter sind.

Wenn aber die große Schwester/der große Bruder sich neben anderem auch dicke Romane wünscht, und tagelang damit im Zimmer versackt. Und wenn das Kind die auch sehen will, sagen "nix da, das ist nichts für so Kleine". Wenn die Eltern sich auch öfter mit Büchern entspannen, oder Wissen daraus holen, und jeden Abend ein Buch vorgelesen wird, mit sichtlicher Freude daran und nicht mit der Miene "Mist, jetzt muss ich wieder, weil im Kiga gesagt wurde, die Kinder lernens nicht, wenn ich nicht vorlese." Dann wird das Kind neugierig, selbst die Geschichten und das Wissen aus den Buchstaben ziehen zu können.

Das ist ähnlich beim selbst kochen, beim Sport, bei Musik selbst machen. Nur das Lesen lernen müssen kommt halt bei jedem hierzulande, und ist ein wichtiger Punkt zur Teilhabe am Leben und den beruflichen Erfolg.
edit: RS
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Kramer
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Beitrag(#2122384) Verfasst am: 19.01.2018, 14:17    Titel: Antworten mit Zitat

astarte hat folgendes geschrieben:
Das ist ähnlich beim selbst kochen, beim Sport, bei Musik selbst machen. Nur das Lesen lernen müssen kommt halt bei jedem hierzulande, und ist ein wichtiger Punkt zur Teilhabe am Leben und den beruflichen Erfolg.


Ich sehe das gelassen. Einer meiner Freunde war - als ich ihn kennen gelernt habe - ein Lesemuffel. In seinem Bücherregal standen ein paar Lustige Taschenbücher, die typischen Restbestände aus der Kindheit (diese billigen Kurzfassungen von Robinson Crusoe und die Schatzinsel)und ein Buch mit den witzigsten Sprüchen von Al Bundy. Damals waren wir Anfang/Mitte 20. Über seine erste Frau - die Literaturwissenschaft studiert hat - hat er seine Liebe zur Literatur entdeckt, hat das Studienfach gewechselt und ist heute Deutschlehrer und Hobbyautor.
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Samson83
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Beitrag(#2122412) Verfasst am: 19.01.2018, 16:29    Titel: Antworten mit Zitat

Kramer hat folgendes geschrieben:
Samson83 hat folgendes geschrieben:

Ich frage mich dennoch, ob früher mehr gelesen wurde, also ca. Anfang des Jahrhunderts.


So vor 18 Jahren? Glaube nicht.

"das Jahrhundert" wird gefühlt immer das 20. bleiben. Isso.
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sehr gut
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Beitrag(#2122436) Verfasst am: 19.01.2018, 21:35    Titel: Antworten mit Zitat

vrolijke hat folgendes geschrieben:
Ich komme aus dem Präkariat; kann man so sagen. Eine reine Arbeitersiedlung. 80% der Väter arbeitete in eine der Bergwerke im Ort.
Meine Mutter habe ich nie ein Buch lesen sehen.
Für "kulturelle Events" war die Kirche zuständig. -Pfadfinder, lokales Volkstheater, Jugendheime, etc- hatten alle einen kirchlichen Überbau.

Es hat Jahrzehnte gebraucht, bis ich gemerkt habe, dass es neben Geld verdienen noch andere Themen gibt.
Diese Geistesarmut ist fast noch schlimmer als die finanzielle.

Man sollte keine Gelegenheit versäumen, was gegen Geistesarmut zu unternehmen.

Wobei ein Buch auch 'nur' Gedanken von anderen Menschen transportieren kann, das ein Buch kommen muß um zu eigenen(bzw anderen) Gedanken anzuregen wär wichtig wenn Gedanken um etwas 'falsches' kreisen würden oder sie in einer 'Gedankenwelt' gefangen wären.

Wodrum geht es bei Büchern? Das blosse reinschaufeln von vielen Buchstaben um den Apparat nicht einschlafen zu lassen?
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vrolijke
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Beitrag(#2122437) Verfasst am: 19.01.2018, 21:45    Titel: Antworten mit Zitat

sehr gut hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Ich komme aus dem Präkariat; kann man so sagen. Eine reine Arbeitersiedlung. 80% der Väter arbeitete in eine der Bergwerke im Ort.
Meine Mutter habe ich nie ein Buch lesen sehen.
Für "kulturelle Events" war die Kirche zuständig. -Pfadfinder, lokales Volkstheater, Jugendheime, etc- hatten alle einen kirchlichen Überbau.

Es hat Jahrzehnte gebraucht, bis ich gemerkt habe, dass es neben Geld verdienen noch andere Themen gibt.
Diese Geistesarmut ist fast noch schlimmer als die finanzielle.

Man sollte keine Gelegenheit versäumen, was gegen Geistesarmut zu unternehmen.

Wobei ein Buch auch 'nur' Gedanken von anderen Menschen transportieren kann, das ein Buch kommen muß um zu eigenen(bzw anderen) Gedanken anzuregen wär wichtig wenn Gedanken um etwas 'falsches' kreisen würden oder sie in einer 'Gedankenwelt' gefangen wären.

Wodrum geht es bei Büchern? Das blosse reinschaufeln von vielen Buchstaben um den Apparat nicht einschlafen zu lassen?


Ich finde es wichtig, mit möglichst viele diverse Gedanken konfrontiert zu werden.
Nur so lernt man nicht gleich auf jeden "Heilsversprecher" herein zu fallen, die billige Lösungen als Allheilmittel anpreisen, oder auf chemisches Zeugs zu vertrauen dass gleich das Hirn wegspült. Böse
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schtonk
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Beitrag(#2122439) Verfasst am: 19.01.2018, 22:30    Titel: Antworten mit Zitat

sehr gut hat folgendes geschrieben:


[...]
...Wodrum geht es bei Büchern?

Um Bildung.

sehr gut hat folgendes geschrieben:
... Das blosse reinschaufeln von vielen Buchstaben um den Apparat nicht einschlafen zu lassen?

Welchen verschwörungstheoretischen Apparat meinst du?
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Kramer
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Beitrag(#2122441) Verfasst am: 19.01.2018, 22:40    Titel: Antworten mit Zitat

sehr gut hat folgendes geschrieben:
Wodrum geht es bei Büchern? Das blosse reinschaufeln von vielen Buchstaben um den Apparat nicht einschlafen zu lassen?


Du sprichst da ein ganz brandheisses Thema an. Ja, Bücher sind sehr gefährlich. Wenn man sich anschaut, wie liebevoll sie in Buchhandlungen und Bibliotheken dargeboten werden, diesen Tempeln der Belesenheit, kann man gar nicht anders, als von einer neuzeitlichen Religion zu sprechen. Und schau sie Dir doch an, diese belesenen Brillenschlangen, wie selbstgefällig sie in Cafés und auf Parkbänken sitzen, in ihren Schmökern blättern und dem Rest der Welt vortäuschen, sie würden gerade die wichtigste Weisheit der Welt in sich reinschaufeln. Doch verbieten kann man Bücher auch nicht, denn dann würden noch gefährlichere Bücher den Schwarzmarkt überschwemmen. Ganz zu schweigen von der Beschaffungskriminalität, die dann unter den Leseratten ausbrechen würde. Genau, Leseratten! Dieser Name hat schon seinen Grund.
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sehr gut
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Beitrag(#2122443) Verfasst am: 19.01.2018, 22:49    Titel: Antworten mit Zitat

schtonk hat folgendes geschrieben:
sehr gut hat folgendes geschrieben:
... Das blosse reinschaufeln von vielen Buchstaben um den Apparat nicht einschlafen zu lassen?

Welchen verschwörungstheoretischen Apparat meinst du?

Den Apparat der auf deinem Hals ist .... es ging hier um "Geistesarmut".
Bei "Buchstaben reinschaufeln" sollte man davon ausgehen das dies nicht wörtlich genommen wird, wie auch "Apparat".
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narr
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Beitrag(#2122447) Verfasst am: 19.01.2018, 22:57    Titel: Antworten mit Zitat

sehr gut hat folgendes geschrieben:
Wodrum geht es bei Büchern? Das blosse reinschaufeln von vielen Buchstaben um den Apparat nicht einschlafen zu lassen?

Geschockt

ich dachte immer, es geht um Spaß... hab ich mich so geirrt... Weinen
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schtonk
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Beitrag(#2122448) Verfasst am: 19.01.2018, 23:06    Titel: Antworten mit Zitat

sehr gut hat folgendes geschrieben:
schtonk hat folgendes geschrieben:
sehr gut hat folgendes geschrieben:
... Das blosse reinschaufeln von vielen Buchstaben um den Apparat nicht einschlafen zu lassen?

Welchen verschwörungstheoretischen Apparat meinst du?

Den Apparat der auf deinem Hals ist .... es ging hier um "Geistesarmut".
Bei "Buchstaben reinschaufeln" sollte man davon ausgehen das dies nicht wörtlich genommen wird, wie auch "Apparat".

Dann drück dich doch einfach klar aus. Ohne Schwurbel und Fragezeichen.
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Kramer
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Beitrag(#2122451) Verfasst am: 19.01.2018, 23:10    Titel: Antworten mit Zitat

schtonk hat folgendes geschrieben:

Dann drück dich doch einfach klar aus. Ohne Schwurbel und Fragezeichen.


Das ist Literatur, das soll Deinen Apparat wach rütteln.
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schtonk
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Anmeldungsdatum: 17.12.2013
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Beitrag(#2122457) Verfasst am: 19.01.2018, 23:29    Titel: Antworten mit Zitat

Smilie
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Ahriman
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Beitrag(#2122468) Verfasst am: 20.01.2018, 11:11    Titel: Antworten mit Zitat

sehr gut hat folgendes geschrieben:

Wobei ein Buch auch 'nur' Gedanken von anderen Menschen transportieren kann, das ein Buch kommen muß um zu eigenen(bzw anderen) Gedanken anzuregen wär wichtig wenn Gedanken um etwas 'falsches' kreisen würden oder sie in einer 'Gedankenwelt' gefangen wären.

Wodrum geht es bei Büchern? Das blosse reinschaufeln von vielen Buchstaben um den Apparat nicht einschlafen zu lassen?

Nein. Beim Lesen guter Bücher lernt man ganz nebenbei den richtigen Gebrauch der Sprache und alles was dazugehört: Rechtschreibung, Grammatik, Satzbau, Stil usw. An deinen obigen Sätzen ist zu erkennen, daß dir da noch viel, sehr viel fehlt. Du hast wohl nicht viel gelesen?

Vorsicht!
Bücher gefährden deine Dummheit!
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