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Globalisierungsdebatte
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Shadaik
evolviert



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 26377
Wohnort: MG

Beitrag(#60962) Verfasst am: 07.12.2003, 20:05    Titel: Antworten mit Zitat

max hat folgendes geschrieben:
Lachen Anscheinend sind manche mit der real existierenden Globalisierung nicht zufrieden.

"Real existierender" Sozialismus war (ganz offiziell) ein begriff, der klarmachte, dass es sich eigentlich nicht um Sozialismus handelte. Sind deine Begriffsabsichten bei "real existierend" ähnlich gelagert?

Zitat:
Es gibt keine Auflösung der Nationalstaaten,

Doch, aber die Regierungen wehren sich mit Händen und Füßen. Dennoch drohen die Regierungen, Instrumente und Opfer der Konzerne zu werden.

Zitat:
sondern eine stärkere Rolle des Staates

Hmm, im Vergleich zu wann und inwiefern?

Zitat:
kein allgemeines Wohlstandswachstum, sondern Armut und Arbeitslosigkeit

Das ist kurzfristig. Eine kapitalistische Gesellschaft kann unter den gegebenen Umständen kaum überlebensfähig bleiben.
Derzeit herrscht bei Privatpersonen ein Geldbegriff vor, der mit Kapital nicht mehr viel zu tun hat. Das betrachte ich als die Ursache der aktuellen Krise.

Zitat:
mehr Kriege

als wann?

Zitat:
keine freie Konkurrenz sondern Monopole ...

Das war absehbar.
Allerdings schaffen Monopolgesellschaften Unzufriedenheiten - sie sind dadurch zumeist nur temporäre Phänomene (siehe Microsoft, Welthölzer, RWE)

Zitat:
Die Befürworter dieses Systems sollten sich vielleicht ein mal Gedanken machen, woher diese Differenzen zwischen der Realität und ihrer Ideologie kommen zwinkern

Ich habe keine Ideologie.
Nur eine Reihe von Vorstellungen. Die müssen nicht richtig sein, aus praktischen Gründen gehe ich aber davon aus.
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Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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max
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Anmeldungsdatum: 18.07.2003
Beiträge: 3055

Beitrag(#61318) Verfasst am: 09.12.2003, 01:03    Titel: Antworten mit Zitat

Tilson hat folgendes geschrieben:
Dieser Punkt macht mit den Untergang der Sowjetunion aus. Man kann mit Planwirtschaft eine Industrialisierung auf Kosten anderer erfolgreich umsetzen, man kann diese jedoch nicht erfolgreich weitergestalten. Das Problem liegt oder lag in der mangelnden Innovations-, Leistungs- und Initiativfähigkeit der Bevölkerung aufgrund der leistungsunabhängigen Gleichstellung des Einzelnen

Die UdSSR unter Stalin gehörte zu den Staaten mit den grössten Einkommensunterschieden. Zu den ersten Massnahmen Stalins bei der Durchsetzung seiner Konterrevolution gehörte die Einführung von Einkommensdifferenzierungen, womit er sich eine Basis von opportunistischen Karrieristen verschaffte. In den 60ern war die Einkommensunterschiede in der UdSSR vergleichbar zu Japan oder Schweden: die ärmsten 10% erhielten 3,4% des Einkommens, während die reichsten 10% 24,1% erhielten. Zu den Einkommensunterschieden kommt noch der sehr unterschiedliche Zugang zu Gütern (die Spitzenbürokraten hatten problemlosen Zugang zu westlichen Luxusgütern) und eine Masse an Privilegien für die herrschende Klasse. An der Gleichheit, die einfach in der staatskapitalistischen UdSSR nicht vorhanden war, lag ihr Untergang sicher nicht.

Das Problem in den staatskapitalistischen Staaten war, dass es bedeutend schwieriger war die Wirtschaft umzustrukturieren und unprofitable Bereiche Bankrott gehen zu lassen. Dazu kam der eingeschränkte Zugang zum Weltmarkt und der Rüstungswettlauf. Aufgrund der schwächeren Basis im Vergleich zum Westen konnte zwar auf dem Rüstungssektor gleichwertig produziert werden, aber die Konkurrenzfähigkeit der restlichen Wirtschaft fiel immer mehr zurück. Es sollte noch einmal daran erinnert werden, dass die wirtschaftliche Entwicklung im Osten parallel zu restlichen Weltwirtschaft verlief und der Niedergang in etwas zu gleichen Zeit einsetzte, wie die ersten schweren Konjunkturkrisen der Nachkriegszeit und das Entstehen der Massenarbeitslosigkeit im Westen. Der Zusammenbruch der Wirtschaft war sicher besonders schwer, aber nicht beispiellos (Beispiel wären die Krisen in Lateinamerika). Er wurde durch den Zusammenbruch des politischen Imperiums und damit verbundenen Verlust der ökonomischen Einflusssphäre massiv verschärft.

Das staatskapitalistische Modell, was nicht nur im Ostblock, sondern auch vielen westlichen Staaten (z.B. Italien, Japan) verwendet wurde, ermöglichte unter historisch günstigen Bedinungen (auf die ich heute nicht mehr eingehen kann) eine Industrialisierung, war aber weniger in der Lage auf die Veränderungen in der Weltwirtschaft ab den 70ern zu reagieren, weshalb es fast überall von der herrschenden Klasse verworfen wurde. Als Reaktion wurden fast überall auf die neoliberalen Theorien umgeschwenkt, die aber genauso wenig in der Lage sind eine weitere Entwicklung zu ermöglichen. Die entscheidende Frage ist, können sich heute die ärmeren Ländern unter politisch für sie ungünstigen Bedingungen (keine Möglichkeit mehr zwischen den Supermächten relativ unabhängig zu manövrieren) entwickeln oder sind wir in einer Phase des Kapitalismus, in der eine weitere Entwicklung unmöglich ist und in weiten Bereichen der Welt es eine Rückentwicklung gibt?
riptor hat folgendes geschrieben:
"Real existierender" Sozialismus war (ganz offiziell) ein begriff, der klarmachte, dass es sich eigentlich nicht um Sozialismus handelte. Sind deine Begriffsabsichten bei "real existierend" ähnlich gelagert?

Auf die von ihren Apologeten behaupteten positiven Eigenschaften der Globalisierung bezogen: JA.
riptor hat folgendes geschrieben:
Doch, aber die Regierungen wehren sich mit Händen und Füßen. Dennoch drohen die Regierungen, Instrumente und Opfer der Konzerne zu werden.

Da verwechselst du etwas. In den ärmeren Staaten schwindet tatsächlich der Einfluss der Regierungen (und der dortigen Konzerne!), da sie gegen die westlichen Grosskonzerne und die sie unterstützenden Staaten und Organisationen wie IWF und Weltbank wenig ausrichten können. In den wirtschaftlichen Grossmächten ist die Situation anders. Hier besteht nicht mehr die Möglichkeit soziale Verbesserungen zu erreichen ohne die Profite der Konzerne zu reduzieren. Deshalb ist der Spielraum für eine reformistische Politik stark reduziert. Die Rolle des Staates wird aber nicht geringer, sondern Staat und Wirtschaft verschmelzen immer stärker. Am deutlichsten ist dies heute in den USA, wo die (nicht demokratisch legitimierte) Regierung sich aus den Vertretern der Grosskonzerne zusammensetzt. Heute muss Monsanto nicht mehr Lobbyarbeit leisten, eine Vertreterin kontrolliert direkt die entsprechenden Resorts. Die Rolle des Staates bei der Durchsetzung der Interessen der Konzerne im Konkurrenzkampf wird grösser. Nicht nur die Subventionen und Bürgschaften, sondern auch Reisen, wie die von Schröder nach China und Kriege, wie im Irak, zeigen dies.
riptor hat folgendes geschrieben:
Eine kapitalistische Gesellschaft kann unter den gegebenen Umständen kaum überlebensfähig bleiben.
Derzeit herrscht bei Privatpersonen ein Geldbegriff vor, der mit Kapital nicht mehr viel zu tun hat. Das betrachte ich als die Ursache der aktuellen Krise.

Dem ersten Satz stimme ich voll zu! Die Erklärung für die Krise finde ich nicht überzeugend. Was für ein Geldbegriff? Woher kommt der? Warum hat er sich entwickelt? Und warum soll er die Ursache für die Krise sein, die ja nicht erst seit kürzerer Zeit existiert. Die Massenarbeitslosigkeit in der BRD hat sich Ende der 70er entwickelt. Seit den 70ern werden Krisen auch immer häufiger und schärfer.

Zu der Zahl der Kriege: können wir uns darauf einigen, dass die Zahl der Kriege und ihrer Opfer in den letzten Jahrzehnten nicht abgenommen hat? In den letzten Jahren hatten wir alle zwei Jahre einen Angriffskrieg der Westmächte und dazu kommen noch kleinere militärische Interventionen und Stellvertreterkriege (z.B. im Kongo).

Zu den Monopolen: die Entwicklung geht in Richtung einer immer stärkeren Zentralisierung und Konzentrierung. Ein Beispiel wäre die Reduzierung der Zahl der weltweiten Autohersteller oder in neuerer Zeit die Zahl der Handyanbieter. Komplette Monopole sind nur temporäre Phänomene, aber eine Rückkehr zur freien Konkurrenz des 17. Jahrhunderts ist ausgeschlossen.
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Sokrateer
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Beitrag(#61588) Verfasst am: 09.12.2003, 22:13    Titel: Antworten mit Zitat

Tilson hat folgendes geschrieben:
Zitat:
Sokrateer: Mal so ne Frage: Bist du Volkswirtschaftler?


Nein. Ich bin Charttechniker von Beruf.

Lachen Ohmannohmann, dass ist noch schlimmer als befürchtet. Die Volkswirtschaftslehre ist wenigstens noch eine Pseudowissenschaft. Charttechnik dagegen reine Scharlatanerie. Na wenigstens nehmt ihr nur Juppies aus. Mit den Augen rollen

Noch was zum "Strukturanpassungsprogramm". Das ist eine sinnlose Aderlaßmethode, die allen Entwicklungsländern gleich und undifferenziert von den Elfenbeinturmökonomen in der Weltbank auf's Aug gedrückt werden. Siehe dazu diesen sehr lesenswerten Artikel von Joseph Stiglitz einem Nobelpreisträger und ehemaligem Chefökonomen der Weltbank, der zum Ketzer geworden ist und heute die Praktiken der Weltbank ablehnt.

P.S.: Der Artikel ist eigenlich von Greg Palast über ein Interview mit Joseph Stiglitz.
Weiters gibt es offiziell gar keinen Wirtschaftsnobelpreis. Die Nachfahren von Nobel beklagen sich sogar, dass dieser Preis im Namen von Alfred Nobel überreicht wird.
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Sokrateer
souverän



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Beiträge: 11649
Wohnort: Wien

Beitrag(#61599) Verfasst am: 09.12.2003, 22:52    Titel: Antworten mit Zitat

max hat folgendes geschrieben:
Tilson hat folgendes geschrieben:
Dieser Punkt macht mit den Untergang der Sowjetunion aus. Man kann mit Planwirtschaft eine Industrialisierung auf Kosten anderer erfolgreich umsetzen, man kann diese jedoch nicht erfolgreich weitergestalten. Das Problem liegt oder lag in der mangelnden Innovations-, Leistungs- und Initiativfähigkeit der Bevölkerung aufgrund der leistungsunabhängigen Gleichstellung des Einzelnen

Die UdSSR unter Stalin gehörte zu den Staaten mit den grössten Einkommensunterschieden. Zu den ersten Massnahmen Stalins bei der Durchsetzung seiner Konterrevolution gehörte die Einführung von Einkommensdifferenzierungen, womit er sich eine Basis von opportunistischen Karrieristen verschaffte. In den 60ern war die Einkommensunterschiede in der UdSSR vergleichbar zu Japan oder Schweden: die ärmsten 10% erhielten 3,4% des Einkommens, während die reichsten 10% 24,1% erhielten. Zu den Einkommensunterschieden kommt noch der sehr unterschiedliche Zugang zu Gütern (die Spitzenbürokraten hatten problemlosen Zugang zu westlichen Luxusgütern) und eine Masse an Privilegien für die herrschende Klasse. An der Gleichheit, die einfach in der staatskapitalistischen UdSSR nicht vorhanden war, lag ihr Untergang sicher nicht.


Gröhl... Danke, dass du hier über die Mär vom Untergang der UdSSR mangels ungleicher Bezahlung. aufgeklärt hast. Es gab am Ende Betriebe in der UdSSR in denen der Direktor das Hunderfache eines Arbeiters verdiente. Nebenbei waren die Firmenchefs auch die Gewerkschaftsbosse.

Die Forderung der leistungsgerechten Bezahlung der Neoliberalen wundert mich schon sehr. Leistungsgerechte Bezahlung wäre wirklich schön. Noch besser wäre anstrengungsgerechte Bezahlung. Das würde genauso wie Leistungsgerechtigkeit Effizienz und Ertrag steigern, aber gleichzeitig genetische, oder gesellschaftliche Ungleichheiten ausgleichen.

Was das aber alles mit Marktwirschaft zu tun haben soll, ist mir ein Rätsel. In der Marktwirtschaft hängen auch die Löhne von Angebot und Nachfrage ab, oder besser gesagt von der Verhandlungsmacht, oder eben davon wie stark die eigenen Entscheidungen andere beeinflußen.
Deshalb verdienen Models und Filmschauspieler so viel Geld. Deshalb bekommen Männer, die zusammen auf einem Rasen mit einem Ball spielen viel Geld (wenn sie berühmt sind). Vorstände, wie Ron Sommer haben ein extrem hohes Gehalt, weil sie Standorte mit einem Federstrich verlegen können, weil sie die Informationen kontrollieren, die die Anleger benötigen und weil sie mit einigen Worten die Aktienkurse ihrer Unternehmen stärker beeinflußen können als das, was das Unternehmen überhaupt eriwirtschaftet. Leistung und Verantwortung kann es ja wohl nicht sein, denn wenn etwas schiefgeht, gibt es immer noch den goldenen Fallschirm.

Leistung spielt wenn, dann nur eine untergeordnete Rolle. Z.b. in der Akkordarbeit. Aber auch dort bestimmt Leistung nicht das Lohnniveu des Berufsbildes, sondern nur die Abweichung vom Durchschnitt.


Zuletzt bearbeitet von Sokrateer am 11.12.2003, 21:07, insgesamt einmal bearbeitet
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Tilson
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Anmeldungsdatum: 29.11.2003
Beiträge: 54
Wohnort: Europa

Beitrag(#61795) Verfasst am: 10.12.2003, 15:36    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Danke, dass du hier über die Mär vom Untergang der UdSSR mangels ungleicher Bezahlung. aufgeklärt hast.


Habe ich nicht geschrieben. Ein Wort in einem Satz kann viel ausmachen, wenn jedoch einfach nur das gelesen wird, dass gerade gebraucht wird... MIT ist beispielsweise so ein Wort...

Dieser Punkt macht mit den Untergang der Sowjetunion aus.

Daraufhin hätte man die Thematik weiter vertiefen können.
Aber nein, es ist ja so viel einfacher einfach etwas vor sich hin zu ...
Normaler Weise beschäftigt man sich erst mit einem Aspekt bevor man diesen in den Kontext stellt. Hier wird alles einfach unter das Dach der Globalisierung gestellt. Oder man nimmt sich einen Satz und dreht diesen nach belieben.

Was mein Beruf mit dieser Diskussion zu tun haben soll, verstehe wer will.

Nur so viel: Es ist faktisch unmöglich für eine Aktie, einem Trend zu folgen, ohne das sich dieser im Kurs niederschlägt. Davon abgesehen – aus Deinem Blickwinkel – ich habe lieber Erfolg aufgrund falscher Annahmen als Misserfolg aufgrund eventuell richtiger Annahmen. Wenn Du auch nur den geringsten Schimmer von Kapitalmärkten hättest, würdest Du nicht solchen Nonsens schreiben. Dir geht es scheinbar nur darum Deinen eingeschränkten Blickwinkel 'zu verteidigen'.

Für eine derartige Streitkultur habe ich keine Zeit.
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Shadaik
evolviert



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 26377
Wohnort: MG

Beitrag(#62137) Verfasst am: 11.12.2003, 12:35    Titel: Antworten mit Zitat

Ich war ein wenig offline, daher kann ich erst jetzt antworten. Zum Geldbegriff:

Der elementare Fehler im modernen Geldbegriff (nicht der des Geldsystems selber) ist jener, dass man meint, Geld sei Reichtum. Dabei ist Geld aber nur potenzieller Reichtum, der sich nur lohnt wenn er ausgegeben wird.
Vor der Industrialisierung war das kein Problem, da nur eine relativ kleine Bevölkerungsgruppe über genügend Geld verfügte um sparen zu können. Dies hat sich geändert.

Immer mehr Leute sparen Geld und entziehen es dadurch dem Wirtschaftskreislauf. Dieses nunmehr nicht oder nur teilweise vorhandene Geld wird durch die Nichtnutzung temporär entwertet und es kommt zur Krise aufgrund eines Mangels an monetärer Dynamik.
Diese Krise wiedeurm verleitet noch mehr Leute zum Sparen und erzeugt bzw. katalysiert sich somit selbst.
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Sokrateer
souverän



Anmeldungsdatum: 05.09.2003
Beiträge: 11649
Wohnort: Wien

Beitrag(#62363) Verfasst am: 11.12.2003, 21:25    Titel: Antworten mit Zitat

riptor hat folgendes geschrieben:
Immer mehr Leute sparen Geld und entziehen es dadurch dem Wirtschaftskreislauf. Dieses nunmehr nicht oder nur teilweise vorhandene Geld wird durch die Nichtnutzung temporär entwertet und es kommt zur Krise aufgrund eines Mangels an monetärer Dynamik.
Diese Krise wiedeurm verleitet noch mehr Leute zum Sparen und erzeugt bzw. katalysiert sich somit selbst.

Naja, die Leute sparen das Geld ja nicht in ihrem Sparstrumpf, sondern kaufen Aktien, Fonds, Wertpapiere, Anleihen von jemandem anderen, oder verleihen das Geld. Dadurch wird natürlich schon viel Geld gebunden, dass andauernd im Kreis fließt. Banken müssen auch einen gewissen Anteil an Bargeld besitzen. 10%?

Aber viel Geld wird auch wieder ausgegeben. Momentan ist es so, dass die Deutschen, Chinesen und Japaner sparen und damit amerikanische Aktien, Dollars und Anleihen kaufen. Die Amerikaner investieren das Geld aber nicht wirklich, sondern verkonsumieren das alles, indem sie Produkte importieren. Dadurch steigt auch die amerikanische Wirtschaft, nämlich z.B. Einzehandel und Finanzdienstleistungen. Entzückt über dieses Wirtschaftswachstum investieren Deutsche, Japaner und Chinesen noch mehr usw. Ganz schön verrückt das alles.

Das geht dann so weit, dass behauptet wird, Deuschland wäre vom Export abhängig. Warum? Export - also mehr produzieren als konsumieren - macht doch nur Sinn, wenn man irgendwann gedenkt wieder zu importieren (mehr konsumieren, als produzieren). Aber dass die Amis ihre Schulden jemals mit Waren zum gleichen Wert begleichen können, galub ich kaum. Und wer würde die Schulden eintreiben, wenn die Amis sie nicht bezahlen wollen?
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max
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Anmeldungsdatum: 18.07.2003
Beiträge: 3055

Beitrag(#62623) Verfasst am: 12.12.2003, 18:50    Titel: Antworten mit Zitat

riptor hat folgendes geschrieben:
Immer mehr Leute sparen Geld und entziehen es dadurch dem Wirtschaftskreislauf.

Die Sparquote der Privathaushalte in der BRD sinkt: 13% des Haushalteinkommens 1991 und 10,2% 2001. Bei den meisten Arbeiter und Angestellten ist eine Sparquote von 10% utopisch. Wie schon mal geschrieben: das Problem ist nicht ein Kapitalmangel, sondern ein Kapitalüberfluss und damit verbundenen Probleme diesen produktiv anzulegen. Dies ist vor allem durch die gesunkenen Profitraten bedingt, weshalb viel Kohle in Spekulation fliesst. Sparen und Spekulation der Kapitalisten ist nicht die Ursache der wirtschaftlichen Probleme, sondern eine Folge dieser.
Tilson hat folgendes geschrieben:
Habe ich nicht geschrieben. Ein Wort in einem Satz kann viel ausmachen, wenn jedoch einfach nur das gelesen wird, dass gerade gebraucht wird... MIT ist beispielsweise so ein Wort...

Dieser Punkt macht mit den Untergang der Sowjetunion aus.

Nur stimmt er halt einfach nicht. Das staatskapitalistische Modell war aus kapitalistischer Sicht die erfolgreichste Wirtschaftsform für Entwicklungsländer von den 30ern bis in die 60er. Es hatte aber mit Marxismus und Sozialismus (mit Ausnahme rhetorischer Elemente der dortigen Herrschenden) nichts zu tun. Der Erfolg dieser Wirtschaftsform war dadurch bedingt, dass mehr Kohle aus den Menschen ausgepresst wurde und dadurch durch den Staat mehr investiert werden konnte. Diese Regime schufen massive Ungleichheit und Ausbeutung, weshalb sie auch zu den krassesten Diktaturen des 20. Jahrhunderts gehörten. Es handelt sich also um kein verteidigungswertes System. Die neoliberale "Alternative" ist genauso abzulehnen.

Ein paar Fakten zur "Globalisierung":
Allgemein wird von den Apologeten der Globalisierung behauptet, dass sie Wirtschaftswachstum, eine höhere Lebenserwartung und mehr Bildung in den Entwicklungsländern bewirkt. Samuel Britton in Finacial Times zitiert z.B. entsprechende Zahlen, die gewaltige Verbesserungen in dem Zeitraum 1950 bis 1995 zeigen. Nur beeinhaltet dieser Zeitraum 30 Jahre, in denen diese Staaten staatskapitalitische ("sozialistische") organisiert waren oder der Staat das wichtigeste wirtschaftliche Subjekt war, also genau das Gegenteil gemacht wurde, von dem die Neoliberalen behaupten, dass es wirtschaftliche Erfolge bewirkt. Erst ab ca. 1980 (bzw. 1990) verfolgen die meisten Staaten eine neoliberale Politik, die ihnen von den westlichen Grossmächten mit Hilfe des IWF und der Weltbank (und des Militärs) diktiert wird. Von 1960 bis 1980, also vor der "Globalisierung", stieg das Einkommen pro Kapital um 73% in Lateinamerika und um 34% in Afrika. Seit 1980, also in der Epoche der "Globalisierung", stagnierte die Entwicklung in Lateinamerika (6% Wachstum, aber mit ein paar deutlichen Rückschlägen in einzelnen Ländern) und in Afrika sank das Einkommen um 23%!

Als Beispiel mal Tansania. Hier wurde nach der Unabhängigkeit erst eine Politik nach dem Vorbild der staatskapitalistischen UdSSR betrieben. Aber seit 1985 wandelte sich Tansania zu einem neoliberalen Musterland, was die "Strukturanpassungsprogramme" der Weltbank und des IWF vorbildhaft umsetzte. Der Erfolg war, dass die Wirtschaft schrumpfte ('GDP per capita' fiel von 1985 bis 2000 von 309$ auf 210$) und die Zahl der Armen stieg (jetzt 51% der Bevölkerung). Auch die Analphabetenquote stieg, da die Einführung von Schulgebühren bewirkte, dass die Zahl der Kinder, die eine Schule besuchten, von 80% auf 66% fiel. Die Lebenserwartung dürfte sinken, da das kostenlose Gesundheitssystem durch ein kostenpflichtiges ersetzt wurde (Quelle: 'The best democracy money can buy' von Greg Palast).

Nach dem Versagen der reformistischen (sozialdemokratischen), stalinistischen und neoliberalen Politik ist es nur logisch, sich nach Alternativen umzuschauen. Die Vorhersage, dass der Kapitalismus gezähmt werden kann, hat sich ebenso als falsch erwiesen, wie die Behauptung, dass dieser globale Wohlstand schaffen würde. Das ist genau das, was Marx schon 1848 im Kommunistischen Manifest prognostiziert hat (inkl. der "Globalisierung"). Statt Ideologien anzuhängen, die die Wirklichkeit verklären, sollte man/frau lieber für (marxistische) Theorien und eine daraus resultierende (sozialistische) Politik eintreten, die die Realität erklären und Wege suchen sie zu verändern.
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Anmeldungsdatum: 18.07.2003
Beiträge: 3055

Beitrag(#69354) Verfasst am: 31.12.2003, 17:08    Titel: Antworten mit Zitat

Jacques Diouf, der Generaldirektor der FAO, über die "Erfolge" bei dem Kampf gegen den Hunger:
Zitat:
Wenn die jüngsten Daten zeigen, dass wir die Faktoren verstehen, die die Versorgung mit Nahrungsmitteln sichern können, dann konfrontieren sie uns zugleich mit einer weiteren schwierigen Frage: Wenn wir die grundlegenden Parameter dessen, was getan werden muss, schon kennen, warum haben wir dann zugelassen, dass Hunderte von Millionen Menschen hungrig sind in einer Welt, die in der Lage ist, mehr als genug Nahrungsmittel für jede Frau, jeden Mann und jedes Kind zu produzieren? Offen gesagt, das Problem ist nicht so sehr der Mangel an Nahrungsmitteln, sondern der Mangel an politischem Willem.


Der Hintergrund ist, dass Hunger in der Welt zunimmt. 842 Millionen Menschen hungern, die meisten davon in Afrika, Lateinamerika sowie in der früheren Sowjetunion. Aber auch in den reichen Industrieländern haben zehn Millionen nicht genügend zu essen!

Quelle: Welthungerbericht: 842 Millionen hungern mitten im Überfluss
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