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Abgrenzung: liberal und neoliberal?
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Macht der Begriff "neoliberal" Sinn?
ja
50%
 50%  [ 8 ]
nein
31%
 31%  [ 5 ]
mir doch egal
18%
 18%  [ 3 ]
Stimmen insgesamt : 16

Autor Nachricht
jleinenbach
registrierter User



Anmeldungsdatum: 06.01.2004
Beiträge: 160
Wohnort: Dortmund

Beitrag(#82389) Verfasst am: 27.01.2004, 19:34    Titel: Antworten mit Zitat

max hat folgendes geschrieben:
jleinenbach hat folgendes geschrieben:
Seit wann sind die Republikaner in den USA liberal?

Die Republikaner, wie die Demokraten, sind in Bezug auf die meisten politischen Themen konservativ bis faschistisch. Ihre Wirtschaftspolitik ist aber eine klassische liberale. Deshalb hatte ich neoliberal auch als wirtschaftsliberal definiert. Du kannst natürlich auch gerne behaupten, dass die EU-Politik nicht liberal ist. Aber nach diesem Kriterium gab es und wird es nie eine liberale Wirtschaftspolitik geben.

Was der Begriff "liberal" bedeutet lässt sich nicht davon ableiten, wie jemand Politik macht. Aber umgekehrt.
Zitat:
jleinenbach hat folgendes geschrieben:
Niemand sagt, dass Niedriglöhne nicht durch zusätzliche Sozialleistungen abgemildert werden können.

Das wären direkte Subventionen an die Konzerne, die diese Billiglöhne zahlen.

Es kommt darauf an, in welcher Form diese Sozialleistungen erfolgen. Es muss sich für den Arbeitnehmer rechnen mehr zu verdienen statt durch die Sozialleistungen zu leben. Wenn der Arbeitnehmer gar nicht arbeitet und nur von Sozialhilfe lebt, dann bekommt er keine Berufserfahrung und ist für den Arbeitsmarkt noch uninteressanter, ein Aufstieg (auch im Lohn) durch berufliche Erfahrung und berufliche Weiterbildung ausgeschlossen.
Zitat:
jleinenbach hat folgendes geschrieben:
Schon damals drückten hohe Sozialabgaben (sogar bei Vollbeschäftigung!) die Kaufkraft.

Nach deinen eigenen hier zitierten Zahlen stiegen die Sozialausgaben erst nach den ersten schweren Wirtschaftskrisen und mit dem Anstieg der Arbeitslosigkeit.

Ja, vorher schon hoch (daher die niedrige Kaufkraft und die Exportorientierung der Unternehmen) und danach noch gestiegen.
Zitat:
jleinenbach hat folgendes geschrieben:
Niedriglöhne schaffen Arbeitsplätze. Eine gleichzeitige Umverteilung durch den Staat ist sinnvoller als die Menschen vom Arbeitsmarkt komplett auszuschließen. (Damit wird ihnen zudem ein Einstieg in ein Berufsleben mit höheren Löhnen erleichtert.)

Die Entwicklung in den USA zeigt, dass zwar die Zahl der Beschäftigten mit Einkommen, von denen sie nicht leben können, steigt. Die Arbeitslosigkeit bleibt aber hoch und dass Billiglohnjobs den Übergang in besser bezahlten Stellen (von denen es viel zu wenige gibt) erleichtern, gehört wohl zur neoliberalen Märchenstunde.

Immer wieder die gleiche leere Phase. Mit den Augen rollen
Die Arbeitslosigkeit ist dadurch stark gesunken, Niedrigstlohn ohne Weiterbildung bleibt Niedrigstlohn. Diese Löhne steigen nur bei Überbeschäftigung und durch den Anstieg des BIP auf Dauer.
Zudem sind die USA keine Soziale Marktwirtschaft.
Zitat:
jleinenbach hat folgendes geschrieben:
Die Lösung liegt darin, die Menschen selbst frei entscheiden zu lassen, wie lange sie arbeiten wollen, bei entsprechend mehr oder weniger Lohn.

Und um ihnen die Entscheidung für niedrigere Löhne und längere Arbeitszeiten zu erleichtern, soll am besten die Sozialhilfe und Arbeitslosenhilfe abgeschafft werden oder? zynisches Grinsen Selbst entscheiden zu können, bedeutet eine Wahl zu haben. Dies ist momentan nicht der Fall.

Niemand redet von abschaffen. Durch Sozialhilfe die Menschen vom Arbeitsmarkt auszuschließen und andere dafür zahlen zu lassen ist aber weitaus schlimmer.
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Burkard Schulte-Vogelheim
Gast






Beitrag(#82418) Verfasst am: 27.01.2004, 20:20    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
2. Die "Türkenlohngruppen" fielen. Damit stieg die Arbeitslosigkeit. ("es gab weit mehr Niedriglohnarbeitsplätze als heute"). Heute leben diese Menschen statt dessen auf Sozialhilfe. Niemand sagt, dass Niedriglöhne nicht durch zusätzliche Sozialleistungen abgemildert werden können. Einzig Sozialhilfeempfänger vom Arbeitsmarkt auszuschließen ist teuer und schädlich für den Sozialhilfeempfänger


Falsch! Die Arbeitslosigkeit stieg nicht wegen gestiegener Arbeitskosten sondern wegen geänderter Produktionsbedingungen. Lustig dabei, die Aussage betr. der Sozialhilfeempfänger. Was ist schädlich daran, ist jemand vom Arbeitsleben ausgeschlossen und hat sein Auskommen? Und Löhne subventionieren? Das wären dann schon wieder Scheinarbeitsplätze.

Zitat:
3. Die Wirtschaft hat bis heute einen hohen Außenbeitrag. Schon damals drückten hohe Sozialabgaben (sogar bei Vollbeschäftigung!) die Kaufkraft. Die Wirtschaft muss auf die Kaufkraft des Auslands hoffen und macht sich stark abhängig davon. Eine Weltwirtschaftskrise sorgte in Deutschland für Massenarbeitslosigkeit durch die ungelösten Probleme. Ähnlich wie heute.


Auch falsch. Der Anteil der Lohnkosten am Produkt sank kontinuierlich, liegt heute unter einem Fünftel von dem von vor 30 Jahren.

Zitat:
Niedriglöhne schaffen Arbeitsplätze. Eine gleichzeitige Umverteilung durch den Staat ist sinnvoller als die Menschen vom Arbeitsmarkt komplett auszuschließen. (Damit wird ihnen zudem ein Einstieg in ein Berufsleben mit höheren Löhnen erleichtert.)


Das ist ein frommer Wunsch. Weder ABs noch "Mainzer Modell und erst recht keine Niedriglöhne haben in der Vergangenheit den Einstieg in seriöse Arbeitsverhältnisse "erleichtert".

Zitat:
Eine Verkürzung der Arbeitszeit bei gleichzeitig weniger Lohn schafft Arbeitsplätze. Eine Verlängerung der Arbeitszeit bekämpft Schwarzarbeit und schafft aber auch Arbeitsplätze.


Und das ist naiv: Jeder Unternehmer muß, bei Nichtbeachtung droht die Pleite, die Kosten minimieren unabhängig von der Arbeitszeit. Und was ist Schwarzarbeit? Es wird zwar immer wieder - und jeder hat da angeblich seinen Kronzeugen - der Arbeitslose, der mit Schwarzarbeit und Hilfe besser über die Runden kommt als der Berufstätige angeführt, den Löwenanteil der Schwarzarbeit aber machen Unternehmer aus, die ihre Beschäftigen nicht versichern.
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jleinenbach
registrierter User



Anmeldungsdatum: 06.01.2004
Beiträge: 160
Wohnort: Dortmund

Beitrag(#82471) Verfasst am: 27.01.2004, 21:15    Titel: Antworten mit Zitat

Burkard Schulte-Vogelheim hat folgendes geschrieben:
Zitat:
2. Die "Türkenlohngruppen" fielen. Damit stieg die Arbeitslosigkeit. ("es gab weit mehr Niedriglohnarbeitsplätze als heute"). Heute leben diese Menschen statt dessen auf Sozialhilfe. Niemand sagt, dass Niedriglöhne nicht durch zusätzliche Sozialleistungen abgemildert werden können. Einzig Sozialhilfeempfänger vom Arbeitsmarkt auszuschließen ist teuer und schädlich für den Sozialhilfeempfänger

Falsch! Die Arbeitslosigkeit stieg nicht wegen gestiegener Arbeitskosten sondern wegen geänderter Produktionsbedingungen. Lustig dabei, die Aussage betr. der Sozialhilfeempfänger. Was ist schädlich daran, ist jemand vom Arbeitsleben ausgeschlossen und hat sein Auskommen? Und Löhne subventionieren? Das wären dann schon wieder Scheinarbeitsplätze.

Von Arbeitskosten habe ich nicht geredet. Also nicht falsch.
Ich rede auch nicht von Lohnsubventionen, sondern von Sozialleistungen. Das muss nicht bedeuten, dass Geld ausgezahlt wird.
Schädlich daran ist, dass ein Ausschluss vom Arbeitsleben einmal für den Arbeitnehmer berufliche Fortbildungsmaßnahmen und berufliche Weiterentwicklung ausschließt. Dazu kommt das nicht genutzte Humankapital d.h. Produktionspotential.
Zitat:
Zitat:
3. Die Wirtschaft hat bis heute einen hohen Außenbeitrag. Schon damals drückten hohe Sozialabgaben (sogar bei Vollbeschäftigung!) die Kaufkraft. Die Wirtschaft muss auf die Kaufkraft des Auslands hoffen und macht sich stark abhängig davon. Eine Weltwirtschaftskrise sorgte in Deutschland für Massenarbeitslosigkeit durch die ungelösten Probleme. Ähnlich wie heute.

Auch falsch. Der Anteil der Lohnkosten am Produkt sank kontinuierlich, liegt heute unter einem Fünftel von dem von vor 30 Jahren.

Auch von den Lohnkosten habe ich nicht geredet, sondern von den Sozialabgaben...
Außerdem ist nicht der Anteil der Lohnkosten am Produkt Ausschlag gebend, sondern die Lohnstückkosten.

Zitat:
Zitat:
Niedriglöhne schaffen Arbeitsplätze. Eine gleichzeitige Umverteilung durch den Staat ist sinnvoller als die Menschen vom Arbeitsmarkt komplett auszuschließen. (Damit wird ihnen zudem ein Einstieg in ein Berufsleben mit höheren Löhnen erleichtert.)

Das ist ein frommer Wunsch. Weder ABs noch "Mainzer Modell und erst recht keine Niedriglöhne haben in der Vergangenheit den Einstieg in seriöse Arbeitsverhältnisse "erleichtert".

Ein Einstieg in höhere Lohngruppen ist für den Einzelnen durch Niedriglöhne möglich, durch einen Ausschluss aus dem Arbeitsmarkt dafür ausgeschlossen.
Zitat:
Zitat:
Eine Verkürzung der Arbeitszeit bei gleichzeitig weniger Lohn schafft Arbeitsplätze. Eine Verlängerung der Arbeitszeit bekämpft Schwarzarbeit und schafft aber auch Arbeitsplätze.

Und das ist naiv: Jeder Unternehmer muß, bei Nichtbeachtung droht die Pleite, die Kosten minimieren unabhängig von der Arbeitszeit. Und was ist Schwarzarbeit? Es wird zwar immer wieder - und jeder hat da angeblich seinen Kronzeugen - der Arbeitslose, der mit Schwarzarbeit und Hilfe besser über die Runden kommt als der Berufstätige angeführt, den Löwenanteil der Schwarzarbeit aber machen Unternehmer aus, die ihre Beschäftigen nicht versichern.

Nicht naiv, sondern realistisch. Ein Unternehmer sollte mit dem Arbeitnehmer zusammen flexibel darauf reagieren können. Niemand hat behauptet, dass dies ohne Absprache mit dem Unternehmer geschehen muss. Tarifverträge und Arbeitszeitgesetze verbieten dies dem Unternehmer und dem Arbeitnehmer aber.
Aber nicht die Unternehmer arbeiten Schwarz, sondern ihre nicht versicherten Beschäftigten. Zwei Drittel der Schwarzarbeiter entfallen auf Selbstständige oder Angestellte, die nebenher arbeiten, 17 Prozent auf Arbeitslose und genau so viel auf illegale Tätigkeiten wie Prostitution.

Diese 17% Arbeitslosen schaden der Wirtschaft sogar doppelt, durch ein doppeltes Einkommen. Sie belasten die Sozialkassen und würden als Arbeitnehmer statt als Schwarzarbeiter sogar in die Kassen einzahlen. Also statt sie zu entlasten, belasten sie diese. Die Arbeitnehmer und Arbeitgeber müssen diese Kosten zusätzlich tragen.

Das Problem bei der Schwarzarbeit: Es rechnet sich und Zeit dafür ist auch. Dem ökonomisch denkenden Arbeitslosen und dem Sozialhilfeempfänger kann man keinen Vorwurf machen. Dem Staat mit den nicht angepassten Rahmenbedingungen schon.
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Hannibal
Freiheitskämpfer



Anmeldungsdatum: 07.11.2003
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Beitrag(#82483) Verfasst am: 27.01.2004, 21:36    Titel: Antworten mit Zitat

max hat folgendes geschrieben:

Wenn man unter liberal neoliberale (neoklassische) Wirtschaftspolitik versteht, stimmt deine Aussage. Ansonsten natürlich nicht, da eine Diktatur im Widerspruch zu Demokratie und Menschenrechten steht.


Max. Eine Diktatur kann man mit einem weitem Spektrum an rechten und linken Ideologien vereinbaren!

Es ist einer Diktatur ohnedies durchaus möglich, die Menschenrechte in einem weitgehendem Umfang einzuhalten.

Was hindert einen Diktator zum Beispiel daran, seinen Sicherheitskräften zu verbieten(mehr als nur nominell!), Folterungen und Misshandlungen zu praktizieren(was in praktisch allen modernen Diktaturen sowieso begrenzt der Fall war)?

"Nicht einmal" die Todesstrafe ist "notwendig" um sich diktatorisch an der Macht zu halten - reicht es doch, wenn man aktive politische Gegner für ein paar Monate einsperrt, oder in noch häufigeren Fällen sie im Fall einer "Störung der öffentlichen Ordnung" finanziell zu einer Zahlung zwingt(auch in einer Demokratie nenne ich es nicht "(Geld-)Starfe", sondern direkt beim Namen).

Auch liberale Reformen, politische Ideen einmaliger Orginalität, all das, lässt sich in einer Diktatur genauso gut durchführen.
_________________
Meinungsfreiheit ausnahmslos für alle! Auch für Nazis!
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Falameezar
registrierter User



Anmeldungsdatum: 05.09.2003
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Beitrag(#82535) Verfasst am: 28.01.2004, 00:21    Titel: Antworten mit Zitat

jleinenbach hat folgendes geschrieben:
Falameezar hat folgendes geschrieben:
Den Begriff "Kommunismus" verwende ich eigentlich nicht. Nicht, weil ich ihn ablehne, sonder weil ich nicht genau weiß, was darunter zu verstehen ist. Bezeichnend finde ich aber, daß du alles, was von deiner Wirtschaftslehre in Richtung menschenwürdigere Gesellschaftsordnung, als Kommunismus bezeichnest.

Wie kommst du denn darauf? Lachen
Gerade Versuche einen Kommunismus durchzusetzen haben immer dazu geführt, dass die Lebensumstände in diesen Ländern menschenunwürdig wurden.


Der "Kommunismus", den du meinst, [ironieein] hatte wenigsten den Vorteil [ironieaus], die menschenunwürdigen Zustände weitgehendst intern aufzubauen, während der Kapitalismus so heuchlerisch ist, diesen Z in andere Staaten zu verlagern. So sichert man sich hörige Ja-Sager.
_________________
Wenn die Welt erst ehrlich genug geworden sein wird, um Kindern vor dem 15. Jahr keinen Religionsunterricht zu erteilen, dann wird etwas von ihr zu hoffen sein.

Arthur Schopenhauer (Philosoph, 1788-1860)
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jleinenbach
registrierter User



Anmeldungsdatum: 06.01.2004
Beiträge: 160
Wohnort: Dortmund

Beitrag(#82540) Verfasst am: 28.01.2004, 00:33    Titel: Antworten mit Zitat

Falameezar hat folgendes geschrieben:
jleinenbach hat folgendes geschrieben:
Falameezar hat folgendes geschrieben:
Den Begriff "Kommunismus" verwende ich eigentlich nicht. Nicht, weil ich ihn ablehne, sonder weil ich nicht genau weiß, was darunter zu verstehen ist. Bezeichnend finde ich aber, daß du alles, was von deiner Wirtschaftslehre in Richtung menschenwürdigere Gesellschaftsordnung, als Kommunismus bezeichnest.

Wie kommst du denn darauf? Lachen
Gerade Versuche einen Kommunismus durchzusetzen haben immer dazu geführt, dass die Lebensumstände in diesen Ländern menschenunwürdig wurden.

Der "Kommunismus", den du meinst, [ironieein] hatte wenigsten den Vorteil [ironieaus], die menschenunwürdigen Zustände weitgehendst intern aufzubauen, während der Kapitalismus so heuchlerisch ist, diesen Z in andere Staaten zu verlagern. So sichert man sich hörige Ja-Sager.

Das ist sehr vereinfacht dargestellt. Ist der Import größer als der Export, kann der eigene Konsum des Landes nicht befriedigt werden. Das führt dazu, dass ärmere Länder einem starken Preisverfall ausgesetzt sind usw. usw. Ideal ist immer Import = Export.
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Burkard Schulte-Vogelheim
Gast






Beitrag(#82688) Verfasst am: 28.01.2004, 11:07    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Von Arbeitskosten habe ich nicht geredet. Also nicht falsch.
Ich rede auch nicht von Lohnsubventionen, sondern von Sozialleistungen. Das muss nicht bedeuten, dass Geld ausgezahlt wird.


Natürlich falsch. Die Lohnkosten beinhalten natürlich die, fälschlicherweise so benannten "Lohnnebenkosten". Und was sind wohl Niedriglöhne, deren Empfänger staatlich unterstützt werden müssen wohl anders als Subventionen?

Zitat:
Schädlich daran ist, dass ein Ausschluss vom Arbeitsleben einmal für den Arbeitnehmer berufliche Fortbildungsmaßnahmen und berufliche Weiterentwicklung ausschließt. Dazu kommt das nicht genutzte Humankapital d.h. Produktionspotential


Schön wäre es, dieser fromme Wunsch würde erfüllt. Niemand hindert das Kapital, Ausbildungsstellen zu schaffen, nur, es denkt nicht daran. Und so ist es ehrlicher, die armen Schweine in Ruhe zu lassen, als einen Aktionismus, wie jetzt in Berlin, mit Profiling und ähnlichem Blödsinn, die Leute zu verschrecken denn, kein einziger Arbeitsplatz wird dadurch entstehen.

Zitat:
Ein Einstieg in höhere Lohngruppen ist für den Einzelnen durch Niedriglöhne möglich, durch einen Ausschluss aus dem Arbeitsmarkt dafür ausgeschlossen


Noch ein frommer Wunsch: In den letzten 25 Jahren ist so gut wie keiner aus dem unteren Lohnbereich herausgekommen.

Zitat:
Ein Unternehmer sollte mit dem Arbeitnehmer zusammen flexibel darauf reagieren können. Niemand hat behauptet, dass dies ohne Absprache mit dem Unternehmer geschehen muss. Tarifverträge und Arbeitszeitgesetze verbieten dies dem Unternehmer und dem Arbeitnehmer aber.


Also, hier wird einiges heftig durcheinander geschmissen: "Ein Unternehmer", gemeint kann damit wohl nur ein Kleinbetrieb sein. Ja, wie sieht es dort denn aus? Tarifverträge? - Kennen diese Krauter nicht und wenn sie bestehen, dann halten sie die nicht ein. Arbeitsstättenverordnung, Jugendarbeitschutz? - dito. Ausbildungsförderungsgesetz? - nichts. Und Arbeitszeit? Man mache sich die Mühe, gehe auf die Seiten des Arbeitsamtes und stelle mit Staunen fest, welche Flexibilität gefordert wird: 12-Tage-Woche in der ambulanten Krankenpflege, Wochenarbeitszeit von 45 Std, Überstunden ohne Bezahlung, kapazitätorientierte Arbeitszeit - all dies wird offen dargestellt, auf den Seiten der Bundesagentur für Arbeit wohlbemerkt. Und das Schlimmste: Es gibt genügend Menschen, die sich diesen Unternehmern ausliefern. Verfügt man über mehr Zeit, dann suche man ein Arbeitsgericht auf, man kommt aus dem Grauseln nicht mehr heraus und findet Wallraffs Berichte im Vergleich dazu regelrecht sozialromantisch.
Bleibt also die Industrie. Da kann man nicht mehr von "dem Unternehmer" reden sondern vom Kapital. Dort sind Arbeitsbedingungen, Entlohnungen und Arbeitszeit halbwegs moderat, u.a. weil dort Tarifverträge eingehalten, weil dort Betriebsräte als Regulativ vorhanden sind. Anders ist die Qualität von "made in Germany" nicht einzuhalten, anders würde das Industrieproletariat, und das sind hochqualifizierte Facharbeiter, Techniker und Ingenieure keine gute Arbeit leisten. Und einzig in der Industrie, von wenigen Ausnahmen abgesehen, besteht die Möglichkeit zur Schaffung von menschengerechten Arbeitsplätzen.

Abschließend: solange dem Kapital keine Beschränkung auferlegt wird, es also nach Belieben aus den Betrieben herausgezogen wird, wird sich nichts ändern. Manifestieren wird sich eine Helotenschar im unteren Gesellschaftsdrittel, die, bar jeglicher Unterstützung und diesmal auch frei von jeglichem sozialem Gesülze, zu jeder Drecksarbeit gezwungen sein wird.
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jleinenbach
registrierter User



Anmeldungsdatum: 06.01.2004
Beiträge: 160
Wohnort: Dortmund

Beitrag(#82962) Verfasst am: 28.01.2004, 19:40    Titel: Antworten mit Zitat

Burkard Schulte-Vogelheim hat folgendes geschrieben:
Zitat:
Von Arbeitskosten habe ich nicht geredet. Also nicht falsch.
Natürlich falsch. Die Lohnkosten beinhalten natürlich die, fälschlicherweise so benannten "Lohnnebenkosten".

Noch einmal: Von Arbeitskosten habe ich nicht geredet. Aber diese Definition ist richtig, auch wenn ich am Begriff "Lohnnebenkosten" nichts falsches sehe.
Zitat:
Schädlich daran ist, dass ein Ausschluss vom Arbeitsleben einmal für den Arbeitnehmer berufliche Fortbildungsmaßnahmen und berufliche Weiterentwicklung ausschließt. Dazu kommt das nicht genutzte Humankapital d.h. Produktionspotential

Schön wäre es, dieser fromme Wunsch würde erfüllt. Niemand hindert das Kapital, Ausbildungsstellen zu schaffen, nur, es denkt nicht daran. Und so ist es ehrlicher, die armen Schweine in Ruhe zu lassen, als einen Aktionismus, wie jetzt in Berlin, mit Profiling und ähnlichem Blödsinn, die Leute zu verschrecken denn, kein einziger Arbeitsplatz wird dadurch entstehen.[/quote]
Weit schädlicher ist das nicht genutzte Produktionspotential, das durch den Ausschluss vom Arbeitsleben entsteht. Bei Niedrig/ Niedrigstlöhnen macht es keinen Sinn, dass hier Sozialabgaben geleistet werden müssen, das ist aber der Fall.
Für die Betriebe rechnet es sich nicht Ausbildungsstellen zu schaffen. Besonders dann nicht, wenn es genügend Arbeitslose gibt, unter denen sie wählen können. Und wer will schon Langzeitarbeitslose und Sozialhilfeempfänger ausbilden?
Bei einer Vollbeschäftigung durch "Lohnsubventionen" ist sogar der Anreiz höher. Zumal ist eine "Lohnsubventionierung" (z.B. durch niedrigere Einkommenssteuern und Verzicht auf Sozialabgaben) billiger als einen Arbeitslosen oder einen Sozialhilfeempfänger komplett zu finanzieren. Einmal für die Wirtschaft, da bei Vollbeschäftigung das Produktionspotential ausgeschöpft wird, weil für die Arbeit eine Leistung erbracht wird und einmal für den Staat (also für Unternehmen und Bevölkerung), weil nur eine Zuzahlung erfolgt und keine Komplettzahlung notwendig ist.
Bei diesen Lohnsubventionen ist aber darauf zu achten, dass die Hürde für den Arbeitnehmer nicht zu hoch gelegt wird, d.h. es muss sich für ihn immer rechnen, dass er mehr verdient.
Zitat:
Zitat:
Ein Einstieg in höhere Lohngruppen ist für den Einzelnen durch Niedriglöhne möglich, durch einen Ausschluss aus dem Arbeitsmarkt dafür ausgeschlossen

Noch ein frommer Wunsch: In den letzten 25 Jahren ist so gut wie keiner aus dem unteren Lohnbereich herausgekommen.

In den letzten 25 Jahren hatten wir auch ständig Arbeitslosigkeit.
Zitat:
Zitat:
Ein Unternehmer sollte mit dem Arbeitnehmer zusammen flexibel darauf reagieren können. Niemand hat behauptet, dass dies ohne Absprache mit dem Unternehmer geschehen muss. Tarifverträge und Arbeitszeitgesetze verbieten dies dem Unternehmer und dem Arbeitnehmer aber.

Also, hier wird einiges heftig durcheinander geschmissen: "Ein Unternehmer", gemeint kann damit wohl nur ein Kleinbetrieb sein. Ja, wie sieht es dort denn aus? Tarifverträge? - Kennen diese Krauter nicht und wenn sie bestehen, dann halten sie die nicht ein. Arbeitsstättenverordnung, Jugendarbeitschutz? - dito. Ausbildungsförderungsgesetz? - nichts. Und Arbeitszeit? Man mache sich die Mühe, gehe auf die Seiten des Arbeitsamtes und stelle mit Staunen fest, welche Flexibilität gefordert wird: 12-Tage-Woche in der ambulanten Krankenpflege, Wochenarbeitszeit von 45 Std, Überstunden ohne Bezahlung, kapazitätorientierte Arbeitszeit - all dies wird offen dargestellt, auf den Seiten der Bundesagentur für Arbeit wohlbemerkt. Und das Schlimmste: Es gibt genügend Menschen, die sich diesen Unternehmern ausliefern. Verfügt man über mehr Zeit, dann suche man ein Arbeitsgericht auf, man kommt aus dem Grauseln nicht mehr heraus und findet Wallraffs Berichte im Vergleich dazu regelrecht sozialromantisch.
Bleibt also die Industrie. Da kann man nicht mehr von "dem Unternehmer" reden sondern vom Kapital. Dort sind Arbeitsbedingungen, Entlohnungen und Arbeitszeit halbwegs moderat, u.a. weil dort Tarifverträge eingehalten, weil dort Betriebsräte als Regulativ vorhanden sind. Anders ist die Qualität von "made in Germany" nicht einzuhalten, anders würde das Industrieproletariat, und das sind hochqualifizierte Facharbeiter, Techniker und Ingenieure keine gute Arbeit leisten. Und einzig in der Industrie, von wenigen Ausnahmen abgesehen, besteht die Möglichkeit zur Schaffung von menschengerechten Arbeitsplätzen.

Abschließend: solange dem Kapital keine Beschränkung auferlegt wird, es also nach Belieben aus den Betrieben herausgezogen wird, wird sich nichts ändern. Manifestieren wird sich eine Helotenschar im unteren Gesellschaftsdrittel, die, bar jeglicher Unterstützung und diesmal auch frei von jeglichem sozialem Gesülze, zu jeder Drecksarbeit gezwungen sein wird.

Hassgefühle werden schnell wach, wenn jemand Ungerechtigkeit sieht, Angriffspläne werden geschmiedet, Wut entsteht. Oberflächlich betrachtet kann man tatsächlich den Eindruck haben, dass dies funktionieren könnte.
Aber die Ursachen werden nicht bekämpft, wenn man die Zusammenhänge nicht versteht.

Planwirtschaft und Freiheitsbeschränkungen der Wirtschaft haben immer zu einer Verelendung der Bevölkerung geführt. Rufe nach Strafen und Verbote sind immer ein Zeichen dafür, dass die Rahmenbedingungen nicht stimmen. Strafen, Verbote, Reglementierungen sorgen nur dazu, dass Arbeitslosigkeit entsteht.

Einziges Mittel kann nur sein, auf eine Voll- bis Überbeschäftigung hinzuarbeiten, durchaus auch durch Lohnsubventionierungen. Hierbei müssen Unternehmen und Bevölkerung finanziell entlastet werden. Die Rendite in Deutschland muss so hoch sein, dass es sich rechnet, Investitionen und damit Arbeitsplätze zu tätigen.
Aber für die Wirtschaft insgesamt, d.h. Steuersubventionen für Unternehmen müssen zu Gunsten anderer Unternehmen und zu Gunsten des Volkseinkommens weg.
Lohnsubventionierungen sind zudem preiswerter als Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe, das senkt schonmal die Kosten für alle.
Wer nicht mehr arbeiten kann (Krankheit etc.) wird trotzdem Sozialhilfe erhalten. Schweden hat hier aber das Problem, dass dieser Anteil schon 5% der Bevölkerung ausmacht....
Und bei einer Überbeschäftigung ist der Arbeitnehmer nicht mehr genötigt jede Arbeit anzunehmen, sondern kann sich seinen Arbeitgeber, die Arbeitsbedingungen und den Lohn weitgehend selbst aussuchen. Der Arbeitsmarkt zwingt dann die Unternehmer, nicht der Staat. Der Staat kann zudem nie so schnell, effektiv und preisgünstig wie der Einzelne reagieren.
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max
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Anmeldungsdatum: 18.07.2003
Beiträge: 3055

Beitrag(#83022) Verfasst am: 28.01.2004, 21:54    Titel: Antworten mit Zitat

jleinenbach hat folgendes geschrieben:
Die Rendite in Deutschland muss so hoch sein, dass es sich rechnet, Investitionen und damit Arbeitsplätze zu tätigen.

Hier liegt tatsächlich ein strukturelles Problem. Die Profitraten sind schon niedrig und werden weiter fallen, auch wenn es Gegentendenzen gibt, die den Fall aber nicht (oder nur kurzzeitig) kompensieren können. Hier geht es aber um eine grundsätzliche Dynamik im Kapitalismus. Durch eine verstärkte Umverteilung zu den Konzernen über Steuer- und Lohnsenkungen, Arbeitszeitverlängerungen, Privatisierungen (neue Expansionsmöglichkeiten) und Abschaffung (bzw. weitere Absenkungen) von einer vernünftigen sozialen Absicherung (Sozialhilfe etc.) wird dieses Problem nicht gelöst. Diese Massnahmen können teilweise die niedrige Profitrate kompensieren, aber durch die wirschaftliche Dynamik werden immer neue Umverteilungsmassnahmen nötig werden. Alle neoliberalen Vorschläge gehen nicht an die wirklichen Probleme, sondern transferieren diese nur auf den Staat (deshalb auch die massive Staatsverschuldung) und die Arbeiterklasse (deshalb Sozialabbau, Absenkung des Lebensstandards).
Kossuth hat folgendes geschrieben:
Es ist einer Diktatur ohnedies durchaus möglich, die Menschenrechte in einem weitgehendem Umfang einzuhalten.

Argh Eingehalten werden wohl insbesondere demokratische Rechte, Versammlungs-, Organisations- und Redefreiheit. Mit den Augen rollen Eine Diktatur ist die Herrschaft einer Minderheit über eine Mehrheit und damit grundsätzlich undemokratisch. Sie kann auch nicht liberal sein, weil so es überhaupt nicht möglich ist eine solche Herrschaftsform aufrechtzuerhalten. Die Annahme, dass eine Diktatur irgendwie progressiv sein kann, ist entweder hoffnungslos naiv und realitätsfern und hat sich noch nie mit der Geschichte beschäfitgt oder macht Propaganda für rechtsetreme Ideologien.
jleinenbach hat folgendes geschrieben:
Was der Begriff "liberal" bedeutet lässt sich nicht davon ableiten, wie jemand Politik macht. Aber umgekehrt.

Entscheidend ist, was jemand macht. Nicht was jemand behauptet. Deshalb war Stalin auch kein Marxist, sondern der Totengräber des Sozialismus in der UdSSR. Und deshalb ist die Anwendung von neoliberalen Wirtschaftsideen nicht auf Liberale beschränkt. Liberale stellen sowieso eine winzinge Minderheit ohne eigene politische Organisationen dar, da alle ehemaligen liberalen Parteien ihre liberalen Vorstellung mit Ausnahme von Einzelpersonen über Bord geschmissen und nur ihre wirtschaftspolitischen Vorstellungen behalten haben.
_________________
Für die AGENDA 3010! 30-Stunden-Woche mit vollen Lohnausgleich und 10 Euro gesetzlicher Mindestlohn!

The only general I like is called strike
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jleinenbach
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Anmeldungsdatum: 06.01.2004
Beiträge: 160
Wohnort: Dortmund

Beitrag(#83068) Verfasst am: 28.01.2004, 23:22    Titel: Antworten mit Zitat

max hat folgendes geschrieben:
jleinenbach hat folgendes geschrieben:
Die Rendite in Deutschland muss so hoch sein, dass es sich rechnet, Investitionen und damit Arbeitsplätze zu tätigen.

Hier liegt tatsächlich ein strukturelles Problem. Die Profitraten sind schon niedrig und werden weiter fallen, auch wenn es Gegentendenzen gibt, die den Fall aber nicht (oder nur kurzzeitig) kompensieren können. Hier geht es aber um eine grundsätzliche Dynamik im Kapitalismus.

Wie erklärst du dir dann die hohen Renditen im Ausland?
So lag Deutschland im Durchschnitt der Jahre 1993 bis 1997 mit 1,7 % knapp vor Japan (1,4 %) und Italien (1 %) an drittletzter Stelle, während die ersten drei Wettbewerber Renditen von 6,6 % (Irland), 6,5 % (Schweden) und 6,2 % (Luxemburg) erzielten.
Wo liegt die Ursache? Die Abgabenquote hingegen liegt Deutschland mit ca. 42 % international im oberen Bereich. Die Schweiz (35,9 %), Irland (31,5 %) und Japan (27,1 %) sind hier am günstigsten.
Zitat:
jleinenbach hat folgendes geschrieben:
Was der Begriff "liberal" bedeutet lässt sich nicht davon ableiten, wie jemand Politik macht. Aber umgekehrt.

Entscheidend ist, was jemand macht. Nicht was jemand behauptet. Deshalb war Stalin auch kein Marxist, sondern der Totengräber des Sozialismus in der UdSSR. Und deshalb ist die Anwendung von neoliberalen Wirtschaftsideen nicht auf Liberale beschränkt.

Protektionismus gehört eben nicht zu den neoliberalen Wirtschaftsideen, also ist dein Argument haltlos.
Zitat:
Liberale stellen sowieso eine winzinge Minderheit ohne eigene politische Organisationen dar, da alle ehemaligen liberalen Parteien ihre liberalen Vorstellung mit Ausnahme von Einzelpersonen über Bord geschmissen und nur ihre wirtschaftspolitischen Vorstellungen behalten haben.

Und dennoch konnten in der EU Liberale ihre so genannten "neoliberalen" Forderungen weitgehend durchsetzen, schon eigenartig zwinkern :

- stabile Währung (makroökonomische Stabilität)
- einen ausgeglichenen Staatshaushalt
- die Deregulierung von Handel und Finanzen
- die Abschaffung der Grenzen der Nationalstaaten als Handelshemmnis
- eine Preisregulierung über den Markt
- Privatisierung

Zu dem Argument, dass Privatisierung zu Lasten der AN geht:
Warum haben dann Länder, wo fast alle Betriebe in privater Hand sind, niedrigere Arbeitslosenzahlen als Länder mit dominantem Staatseigentum? In einem Staatsbetrieb werden die Gehälter von allen Staatsbürgern über Steuern bezahlt. In einem privaten Betrieb müssen Gehälter aus den Erlösen bezahlt werden. Daher kann ein privatisierter Betrieb oft nicht alle Beschäftigten halten, insbesondere jene, deren Produktivität zu niedrig ist. Die Bezahlung unproduktiver Arbeit mittels veralteter Methoden zur Produktion nicht hinreichend nachgefragter Güter ist Wohlstandsvernichtung. Durch die Kontrolle von Wettbewerbs und Profit-Verlust-Rechnung produzieren private Betriebe meist wirtschaftlicher bessere und günstigere Produkte. Das ersparte Geld (ob über geringere Steuern oder billigere Produkte) führt zu stärkerer Nachfrage und damit neuen Arbeitsplätzen in anderen Industrien.
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max
registrierter User



Anmeldungsdatum: 18.07.2003
Beiträge: 3055

Beitrag(#83097) Verfasst am: 29.01.2004, 00:08    Titel: Antworten mit Zitat

hat folgendes geschrieben:
Wie erklärst du dir dann die hohen Renditen im Ausland?
So lag Deutschland im Durchschnitt der Jahre 1993 bis 1997 mit 1,7 % knapp vor Japan (1,4 %) und Italien (1 %) an drittletzter Stelle, während die ersten drei Wettbewerber Renditen von 6,6 % (Irland), 6,5 % (Schweden) und 6,2 % (Luxemburg) erzielten.

Diese Renditen sind vergleichsweise hoch, aber historisch gesehen sehr niedrig. Kann es sein, dass die Produktivität in diesen Staaten geringer ist? Und der Wert in Luxemburg hauptsächlich auf Banken zurückgeht?
hat folgendes geschrieben:
Wo liegt die Ursache? Die Abgabenquote hingegen liegt Deutschland mit ca. 42 % international im oberen Bereich. Die Schweiz (35,9 %), Irland (31,5 %) und Japan (27,1 %) sind hier am günstigsten.

Mit 42% sind aber sicher nicht die Abgabenquote der Grosskonzerne in der BRD gemeint, da diese in den 90ern meist mehr kassiert, als gezahlt haben.
hat folgendes geschrieben:
Protektionismus gehört eben nicht zu den neoliberalen Wirtschaftsideen, also ist dein Argument haltlos.

Natürlich ist Protektionismus kein Bestandteil der neoliberalen Ideologie. Es ist nur auffallend, wie häufig liberale und neoliberale Wirtschaftspolitiker zu protektionistischen Massnahmen greifen. Eigentlich fast jedes Mal, wenn ihre Rezepte versagen und nicht eine stärkere Macht dies verhindert. Führend bei protektionistischen Massnahmen sind auch folglich die EU, USA und Japan, da sie diese Massnahmen durchsetzen können, während sie versuchen dem Rest der Welt zu zwingen keinerlei Schutzmassnahmen gegen westliche Konzerne zu errichten.
hat folgendes geschrieben:
Und dennoch konnten in der EU Liberale ihre so genannten "neoliberalen" Forderungen weitgehend durchsetzen, schon eigenartig

Eigenartig? Vielleicht deine Fähigkeiten zu lesen zynisches Grinsen
Mein Argument ist, dass die Liberalen ihre liberalen Vorstellungen mit Ausnahme der wirtschaftsliberalen Vorstellungen über Bord geworfen haben. Mit den Augen rollen Sie stehen also für eine neoliberale Wirtschaftspolitik, während sie in den restlichen Fragen rechts-konservative Positionen haben.
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jleinenbach
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Anmeldungsdatum: 06.01.2004
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Wohnort: Dortmund

Beitrag(#83127) Verfasst am: 29.01.2004, 01:07    Titel: Antworten mit Zitat

max hat folgendes geschrieben:
jleinenbach hat folgendes geschrieben:
Wie erklärst du dir dann die hohen Renditen im Ausland?
So lag Deutschland im Durchschnitt der Jahre 1993 bis 1997 mit 1,7 % knapp vor Japan (1,4 %) und Italien (1 %) an drittletzter Stelle, während die ersten drei Wettbewerber Renditen von 6,6 % (Irland), 6,5 % (Schweden) und 6,2 % (Luxemburg) erzielten.

Diese Renditen sind vergleichsweise hoch, aber historisch gesehen sehr niedrig. Kann es sein, dass die Produktivität in diesen Staaten geringer ist? Und der Wert in Luxemburg hauptsächlich auf Banken zurückgeht?

Eine Rendite von 1,7% ist für dich hoch? In welcher Welt lebst du? Warum sollte ich in Deutschland investieren, wenn ich in Schweden 6,5% erziele?
hat folgendes geschrieben:
Protektionismus gehört eben nicht zu den neoliberalen Wirtschaftsideen, also ist dein Argument haltlos.

Natürlich ist Protektionismus kein Bestandteil der neoliberalen Ideologie. Es ist nur auffallend, wie häufig liberale und neoliberale Wirtschaftspolitiker zu protektionistischen Massnahmen greifen.[/quote]
Nenne einen, der (neo)liberal ist und protektionistische Maßnahmen fordert.
Zitat:
hat folgendes geschrieben:
Und dennoch konnten in der EU Liberale ihre so genannten "neoliberalen" Forderungen weitgehend durchsetzen, schon eigenartig

Eigenartig? Vielleicht deine Fähigkeiten zu lesen zynisches Grinsen
Mein Argument ist, dass die Liberalen ihre liberalen Vorstellungen mit Ausnahme der wirtschaftsliberalen Vorstellungen über Bord geworfen haben. Mit den Augen rollen Sie stehen also für eine neoliberale Wirtschaftspolitik, während sie in den restlichen Fragen rechts-konservative Positionen haben.

Von welchen Liberalen redest du, die wirtschaftliberal sind und sonst rechts-konservativ? Namen? Welche Positionen auf welche Fragen?
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max
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Anmeldungsdatum: 18.07.2003
Beiträge: 3055

Beitrag(#83624) Verfasst am: 30.01.2004, 02:05    Titel: Antworten mit Zitat

jleinenbach hat folgendes geschrieben:
Eine Rendite von 1,7% ist für dich hoch? In welcher Welt lebst du? Warum sollte ich in Deutschland investieren, wenn ich in Schweden 6,5% erziele?

Nein, 6,5% gesehen mag momentan im Vergleich hoch erscheinen, ist aber historisch gesehen eine katastrophal niedrige Rendite.
jleinenbach hat folgendes geschrieben:
Nenne einen, der (neo)liberal ist und protektionistische Maßnahmen fordert.

Es gehört nichts zu dem typischen neoliberalen Programm. Aber das gesamte wirtschaftsliberale Lager wendete in der Folge der Weltwirschaftskrise von 1929 protektionistische Massnahmen an, genauso wie heute die EU und die USA zu den Staaten mit den meisten protektionistischen Massnahmen zählen. Sowohl in den USA, als auch in der EU vertreten die Regierungen wirtschaftsliberale Positionen.
jleinenbach hat folgendes geschrieben:
Von welchen Liberalen redest du, die wirtschaftliberal sind und sonst rechts-konservativ? Namen? Welche Positionen auf welche Fragen?

In der BRD fast die Union und die FDP, sowie der die Führung der SPD und Grünen, teilweise sogar die PDS. Bei den letzteren drei Parteien dominieren wirtschaftliberale Vorstellungen, während es in anderen Bereichen noch Reste linker Vorstellungen gibt, die im Zuge der rapiden Entwicklung nach rechts aufgegeben und durch konservative Positionen ersetzt werden, z.B. in Bezug auf die Flüchtlingspolitik, Innenpolitik, Aussenpolitik, Militarismus, Familienpolitik.. Weitere Beispiele sind die Republikaner und Demokraten in den USA, die Liberaldemokraten, Tories und die Führung von Labour in UK, in Frankreich die bürgerliche Rechte, sowie die Mehrheit der Sozialisten ... Es gibt eigentlich global kaum Regierungen, die keine neoliberale Wirtschaftspolitik machen. Einzige Ausnahmen sind Länder wie Nordkorea, selbst Kuba und China übernehmen immer mehr neoliberale Massnahmen.

Die neoliberalen/neoklassische Theorien dominieren die Politik, Medien und den wissenschaftlichen Mainstream und dies seit 30 Jahren.
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Burkard Schulte-Vogelheim
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Beitrag(#83680) Verfasst am: 30.01.2004, 10:34    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Weit schädlicher ist das nicht genutzte Produktionspotential, das durch den Ausschluss vom Arbeitsleben entsteht. Bei Niedrig/ Niedrigstlöhnen macht es keinen Sinn, dass hier Sozialabgaben geleistet werden müssen, das ist aber der Fall.


Was daran schädlich sein soll, nicht vermittelbare Arbeitslose in Ruhe zu lassen, ist nicht nachvollziehbar. Nochmal: Man schaue sich genau die "Arbeitsplätze" im Niedriglohnbereich an. Man schaue sich des weiteren die armen Schweine und ihr Umfeld an, die trotz Arbeit perspektivlos bleiben. Sieht man diese Zustände, dann soll man so ehrlich sein daß man sie will, kein Konzept hat und diese "Arbeitsplätze" bestenfalls den Stammtisch befriedigen.


Zitat:
Für die Betriebe rechnet es sich nicht Ausbildungsstellen zu schaffen. Besonders dann nicht, wenn es genügend Arbeitslose gibt, unter denen sie wählen können. Und wer will schon Langzeitarbeitslose und Sozialhilfeempfänger ausbilden?
Bei einer Vollbeschäftigung durch "Lohnsubventionen" ist sogar der Anreiz höher. Zumal ist eine "Lohnsubventionierung" (z.B. durch niedrigere Einkommenssteuern und Verzicht auf Sozialabgaben) billiger als einen Arbeitslosen oder einen Sozialhilfeempfänger komplett zu finanzieren. Einmal für die Wirtschaft, da bei Vollbeschäftigung das Produktionspotential ausgeschöpft wird, weil für die Arbeit eine Leistung erbracht wird und einmal für den Staat (also für Unternehmen und Bevölkerung), weil nur eine Zuzahlung erfolgt und keine Komplettzahlung notwendig ist.
Bei diesen Lohnsubventionen ist aber darauf zu achten, dass die Hürde für den Arbeitnehmer nicht zu hoch gelegt wird, d.h. es muss sich für ihn immer rechnen, dass er mehr verdient.


Auch wenn unisono "Wirtschaftfachleute" aus Politik, Arbeitgeber und die Bildzeitung dies behaupten, dann wird es nicht richtiger, geschweige denn, daß irgendein Beweis zur Untermauerung dieser Theorie erbracht wird. Ausbildung kostet Geld, so sie korrekt abläuft. Arbeitsplätze kosten Geld. Und diesen Preis haben die Arbeitgeber zu bezahlen. Jegliche Form der Subventionierung, sei es durch ABM, sei es durch Bezuschussung von Löhnen bei Einstellung von Langzeitarbeitslosen oder, wie jetzt, sogenannte Trainingsmaßnahmen, hat keinen einzigen Arbeitsplatz geschaffen. Die Subventionen wurden von den Unternehmen als wohlfeile Gratifikation verstanden, mehr nicht. Es hilft nichts, ohne Anpassung der Arbeitszeit an die um ein Mehrfaches gestiegene Produktivität wird sich auf dem Arbeitsmarkt nichts ändern.

Zitat:
Hassgefühle werden schnell wach, wenn jemand Ungerechtigkeit sieht, Angriffspläne werden geschmiedet, Wut entsteht. Oberflächlich betrachtet kann man tatsächlich den Eindruck haben, dass dies funktionieren könnte.
Aber die Ursachen werden nicht bekämpft, wenn man die Zusammenhänge nicht versteht.


Haßgefühle bei wem? Haßgefühle werden in der Tat reichlich fabriziert, gegen die Allerschwächsten. Erinnerlich noch die Progrome erst in Hoyerswerder, dann in Rostock? Erinnerlich noch jenes Bildzeitungsprodukts namens "Florida-Rolf"? Erinnerlich noch, daß das Parlament diesem Schmierblatt, wie schon so oft, artig folgte? Und in diesem Zusammenhang einmal die Feststellung, wie rücksichstvoll - zu Recht! - auf die Suizidalität des Steuerhinterziehers Max Strauß reagiert wurde?


Zitat:
Planwirtschaft und Freiheitsbeschränkungen der Wirtschaft haben immer zu einer Verelendung der Bevölkerung geführt. Rufe nach Strafen und Verbote sind immer ein Zeichen dafür, dass die Rahmenbedingungen nicht stimmen. Strafen, Verbote, Reglementierungen sorgen nur dazu, dass Arbeitslosigkeit entsteht.



Wo wird hier eigentlich von Planwirtschaft geredet? Und Freiheitsbeschränkung? Natürlich! Unfreiheit dem Tarifbruch. Unfreiheit dem Lohndumping. Und natürlich Unfreiheit der Kapitalflucht. Und dann haben wir die "Rahmenbedingungen". Ein Schmunzeln sei gestattet. Wo anders, als z.B. in den USA sind die "Rahmenbedingungen" besser? Ergebnis: eine manifestierte 2/3-Gesellschaft, wie sie in D. (noch) nicht vorstellbar ist, Staatsbankrott und ein Gesundheitssystem, daß ein Drittel von der gesundheitlichen Versorgung ausschließt. Und wie sieht es in Südamerika aus, wo die "Rahmenbedingungen" für das Kapital regelrecht paradiesisch sind?
Strafen und Verbote? Selbstverständlich! Es gibt eine Arbeitsstättenverordnung, es gibt ein Jugendarbeitsschutzgesetz, es gibt Tarifvrträge. Und wer sich daran nicht hält, der wird selbstvertändlich daran gehindert. Wobei anzumerken sei, daß die Sanktionen bei Verstößen doch wirklich milde sind.


Abschließend: Drei Bundeskanzler haben in den letzten 25 Jahren dem Kapital eine Narrenfreiheit gelassen, ohne auch nur annähernd den Beweis zu erbringen, daß dieses auch nur einen einzigen Arbeitsplatz gesichert hätte. Vermutlich wird der nächste, diesmal ein christlicher, diesen Weg weiter beschreiten. Im Unterschied zu seinem sozialdemokratischen Kollegen wird dieser es allerdings nicht mehr für nötig halten, mit unbeschreiblichem Gesülze die sozialen Gegensätze zu beschönigen. Und das ist doch schon wieder was.
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