Jugendrente!?

[Nergal]

Vor einiger Zeit gab es die anarchistische Pogopartei, was aus denen geworden ist ist mir unbekannt, aber die hatten mal ne seite mit ihrem Programm.
Neben viel unsinn gab es da auch die interessante Idee der Jugendrente dh jugendliche ab (habs vergessen) bis 18 sollten eine Rente erhalten um sich eine eigene Weltsicht zu bilden ohne dabei von den elterlichen Ansichten abhängig zu sein, oder besser von deren Geld bzw Geldentzug.

Was denkt ihr darüber?

[Nordseekrabbe]

[Nav]

Ich hätte mit der Kohle vor allem Zigaretten und Bier gekauft, wäre ab und zu völlig besoffen in den nächsten Computerladen gewackelt und hätte mir Hardware ausgecheckt.

Das ist der Grund, warum ich dagegen bin. Sonst wäre es schon voll geil, aber Kiddies haben keine Ahnung von der Welt, echt nicht.

[Nergal]

Allerdings, Birger, ist nichtz ganz klar woher die Kohle kommen soll (ist ja nie was da, woher auch ) aber die idee an sich ist interessant.

Nav, das stimmt wohl aber ich muß sagen dass Computerspiele auch kulturell bilden aber ich finde du siehst das zu subjektiv, manche würden sich sicher mit dem Geld zuschütten aber andere werden sich vieleicht, gegen den willen ihrer (vieleicht schwer religiösen) Eltern, etwas kaufen das ihren Horizont erweitert, schließlich soll ja auch Pokemon div. Werte vermitteln (so meinte ja auch Polen Paule vor einiger Zeit ... Har Har Har Har Har Har!)

[narziss]

Naja ein gewisses Geld dass die Kinder kreigen und auf das die Eltern keinen Einfluß haben wäre schon ganz praktisch, aber auch nur für Kinder die sonst nicht so viel Geld hätten. Die anderen würden dann in der Tat wohl nur das Geld zum Fenster rausschmeißen. Und für den Staat wär das ja eh schlecht.

[Nergal]

Tja, aber wie willst du entscheiden ob die KInder reicher Leute, die gut gekleidet und genährt, auch Geld bekommen würden um Dinge zu tun die von den Ansichten ihrer Eltern abweichen?

Bei uns in Ö hat es ja auch die Schulbuchgutscheinaktion (ich denke es waren damals 200 Ös umgerechnet 14 €) gegeben und jeder, egal ob Kinder von Arbeitslosen oder Kinder von Generaldirektoren, hat den Gutschein bekommen.

Sieh es mal anders, ein bestimmter Anteil wird sich Bilden und etwas positives für die Menschheit tun, die Anderen werden immerhin die Wirtschaft ankurbeln

[narziss]

Ich finde, dass man schon ein ziemlicher Optimist sein muss um an den Erfolg eines solchen Plans zu glauben. Vom Grundgedanken her ist ja einiges interessantes dran, aber letzlich haben die Eltern wohl immer mehr Macht und auch wenn ihre Kinder eigene Wege gehen wollen können sie noch einiges verhindern.

[Wygotsky]

Im Grunde ist ja das Kindergeld eine Art Jugendrente. Der Staat gibt den Eltern etwas Geld, dass sie im Interesse ihrer Kinder verwenden sollen. Manche Eltern nehmen das sehr ernst.

Leider gibt es auch Eltern, die das Kindergeld als willkommene Ergänzung zum Arbeitslosengeld sehen und dafür Bier und Kippen kaufen. Ich glaube aber nicht, dass hiervon betroffene Jugendliche im allgemeinen besser dran wären, wenn sie ihre Jugendrente selber verwalten dürften. Die treuhänderische Verwaltung von Geld durch Eltern oder Vormund soll ja gerade dem Schutz des jungen Menschen dienen. Im allgemeinen klappt das ja auch ganz gut. Sonst könnte man den Jugendstatus auch einfach gleich aufheben. Dann wäre der 11-jährige ein Erwachsener ohne Ausbildung und Einkommen und könnte Sozialhilfe und Wohngeld beantragen.

Für sinnvoller und wichtiger halte ich, dass junge Menschen Zugang zu Bildung erhalten, ohne dafür zahlen zu müssen. Leider wird dieses Prinzip in der Praxis allmählich aufgeweicht.

[Burkard Schulte-Vogelheim]

[caballito]

"Jugendrente" ist eigentlich was anderes als das ....

Zur Erinnerung: Die ideologische Grundlage der Rentenversicherung ist ein fiktiver "Generationenvertrag", demzufolge die produktive Generation für die Jungen wie die Alten zu sorgen hat. Marktwirtschaftlich formuliert: Die arbeitende Generation zahlt den Unterhalt für die Jungen, die dafür dann später denen, die ihnen in der Jugend Unterhalt gezahlt haben, den Ruhestand finanziert. Zynisch formuliert: Die Arbeitende Genaration bildet ein Kapital, bestehend aus Kindern, und zieht später aus diesem (inzwischen arbeitenden) Kapital Erträge in Form von Rente.

Fakt ist aber, dass das "Kapital" privat anzusparen ist (Eltern zahlen Unterhalt für ihre Kinder), die Erträge dann aber sozialisiert werden (Die Kinder zahlen nicht ihren Eltern Rente, sondern Beiträge in die Rentenkasse, aus denen alle Alten Rente kriegen), und da die Rentrenversicherrungsbeiträge als "Ansparen" eigener Ansprüche wahrgenommen werden und nicht als "Rückzahlung" in der Jugend empfangener Vorschüsse, ergibt sich die absurde Konsequenz, dass nicht selten diejenigen, die am meisten angespart haben (Viele Kinder erzogen, ein Einkommen) am wenigsten herausbekommen (Viel kriegen die mit doppelten Einkommen ohne Kinder).

Irgendwer soll damals schon gesagt haben, dass das ungerecht sei, und dass eigentlich auch die Kindererziehungskosten umgelegt werden müssten. Dieser Einwand wurde weggewischt mit dem Kommenar "Kinder kriegen die Leute sowieso". Tja, und dann kam der Pillenknick ...

Es wäre also in der Tat an der Zeit, das Rentensystem vom Kopf auf dei Füße zu stellen und nicht nur die Rendite (Renten), sonden auch die Kapitalbildung (Kindesunterhalt) auf die Allgemeinheit umzulegen. Das wäre Jugenrente im eigentlichen Sinne, und dringendst geboteen ...
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Die Gedanken sind frei.

Aber nicht alle Gedanken wissen das.

[caballito]

[Wygotsky]

Im Endeffekt würde ich sogar in die entgegensetzte Richtung rudern. Ich hätte gerne das Kindergeld gestrichen.