Malone hat folgendes geschrieben: |
Es fällt schwer, sich einen gnädigen Bettler oder einen barmherzigen Sklaven vorzustellen, denn um sich überhaupt gnädig und barmherzig geben zu können, muss man über Macht verfügen. |
sehr gut hat folgendes geschrieben: | ||
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Malone hat folgendes geschrieben: |
Die Religiösen schätzen die Werte Gnade und Barmherzigkeit besonders hoch. |
sehr gut hat folgendes geschrieben: | ||
Das griechische Wort das aus der Bibel (u.a.) mit 'Gnade' übersetzt wird ist χάρις (charis). Wenn jemand Charisma hat dann wird das auch von nicht-religiösen geschätzt. |
Chinasky hat folgendes geschrieben: |
Gnade ist meinem Sprachverständnis nach die Aussetzung von Gerechtigkeit ... so kann es geschehen, das noch das gerechteste Urteil zu Konsequenzen führt, die unmenschlich sind. Das sind dann die (unvorhersehbaren) Fälle, in welchen Gnade korrigierend eingreifen kann. |
Malone hat folgendes geschrieben: |
Die Religiösen schätzen die Werte Gnade und Barmherzigkeit besonders hoch. |
step hat folgendes geschrieben: | ||
Hmm ... führt diese Korrektur dann zu einer gerechteren Bestrafung oder nur zu einer weniger unmenschlichen? Und wäre demnach Gande nicht eher die Aussetzung eines ("gnadenlosen") Rechts, als die Aussetzung von Gerechtigkeit? |
Zitat: |
a )Da aber Gesellschaft ohne Sanktionen für Regelübertretungen nicht funktioniert, ist diese Unmenschlichkeit hinzunehmen und dennoch es gleichzeitig nötig, alle möglichen Vorkehrungen zu treffen, diese Unmenschlichkeit so gering wie möglich zu halten.
b) Deswegen finde ich es ja auch gut, dass der Bundespräsident, als Symbol der Macht im Staate, sich nur per Gnade über das Gesetz, bzw. nach dem Gesetz gefällte Urteile hinwegsetzen kann - niemals aber, indem er die verhängte Strafe noch erhöht (wie es ja dem Herrscher in früheren Zeiten zustand). _________________ |
Waldmeister hat folgendes geschrieben: |
Ja genauso muss das gesehen werden! |
Schlumpf hat folgendes geschrieben: | ||
Muss nicht! Aber eine einigermassen objektive Sicht auf diese Dinge kann nur haben, wer seine religiöse Brille absetzt, die ihm von Kindheit an aufgeklebt wurde. |
Chinasky hat folgendes geschrieben: |
Langer Worte kurzer Sinn: Vielleicht ist jede Bestrafung immer auch unmenschlich in dem Sinne, dass der Mächtigere über den weniger Mächtigen per Strafe verfügt und also der weniger Mächtige zum Objekt degradiert wird. |
funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben: | ||
Mir ist ehrlich gesagt unklar, was du mit den Begriffen "unmenschlich" oder "zum Objekt degradieren" meinst. |
Chinasky hat folgendes geschrieben: |
Vielleicht ist jede Bestrafung immer auch unmenschlich in dem Sinne, dass der Mächtigere über den weniger Mächtigen per Strafe verfügt und also der weniger Mächtige zum Objekt degradiert wird. |
Chinasky hat folgendes geschrieben: |
Da aber Gesellschaft ohne Sanktionen für Regelübertretungen nicht funktioniert, ... |
Chinasky hat folgendes geschrieben: |
... ist diese Unmenschlichkeit hinzunehmen und dennoch es gleichzeitig nötig, alle möglichen Vorkehrungen zu treffen, diese Unmenschlichkeit so gering wie möglich zu halten. Deswegen finde ich es ja auch gut, dass der Bundespräsident, als Symbol der Macht im Staate, sich nur per Gnade über das Gesetz, bzw. nach dem Gesetz gefällte Urteile hinwegsetzen kann - niemals aber, indem er die verhängte Strafe noch erhöht (wie es ja dem Herrscher in früheren Zeiten zustand). |
step hat folgendes geschrieben: | ||
Ich meine ja, daß Gesellschaft ohne Regelübertretungen ebenfalls nicht funktioniert. |
step hat folgendes geschrieben: | ||
Demnach sollte ja das Maß der dem Verurteilten durch die Bestrafung zugefügten Unmenschlichkeit das Kriterium für eine Begnadigung sein, oder? |
funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben: |
Mir ist ehrlich gesagt unklar, was du mit den Begriffen "unmenschlich" oder "zum Objekt degradieren" meinst. |
funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben: |
Ich sehe zwei Möglichkeiten: a) Entweder bist du der Meinung, dass es eine vernünftige argumentative Begründung dafür gibt, dass die von dir beschriebene Handlung der Bestrafung "unmenschlich" ist. Dann solltest du diese Begründungsstruktur transparent machen, das würde mich doch sehr interessieren. Außerdem gäbe es dann immerhin die Möglichkeit in einer Gesellschaft ein Justizsystem zu errichten, welches nach wohlbegründeten Prinzipien organisiert ist, also nicht mehr "unmenschlich" ist. |
funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben: |
b) Oder das ist eine Emotion, die du aus dem Bauch heraus äußerst, weil mit einer Strafe Schmerzen verbunden sind und du das doof findest. In diesme Falle käme also in deiner Bewertung der Wunsch zum Ausdruck deinen Mitmenschen möglichst viel Leid zu ersparen. In diesem Falle - da wir es hier mit einer reinen Emotion zu tun haben - etwa dem Ausdruck von Mitgefühl und Verständnis - ist es völlig unklar, warum diese Emotion einer anderen Emotion überlegen sein soll - etwa der Rachsucht eines Vergewaltigungsopfers und seinem Wunsch den Täter möglichst grausame Schmerzen verspüren zu lassen. |
funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben: |
Erst eine argumentative Begründungsstruktur könnte die Überlegenheit deiner Sichtweise gegenüber der alternativen Sichtweise verdeutlichen. Das Erleben deiner bloßen Empfindung reicht hierzu nicht aus. |
Chinasky hat folgendes geschrieben: | ||||||||
Stimmt! Sonst wäre ja keine Optimierung der Regeln denkbar. Da muß ich sofort zustimmen, obwohl ich den Gedanken als solchen noch nie ausdrücklich gedacht habe! :idea:
Ich weiß es nicht. Mir fiele kein Kriterium ein, nach welchem das Maß der besagten Unmenschlichkeit bestimmt werden könnte. An der Stelle kann man m.E. nur noch hoffen, dass derjenige, der Gnade gewähren kann, richtig - im Sinne von gerecht - entscheidet. Das Risiko, dass er (oder sie) falsch entscheidet, muß wohl inkauf genommen werden, wenn man nicht die Möglichkeit von Gnadenentscheidungen komplett ausschließen will. Die Ausnahme von der Regel bis ins Kleinste regeln zu wollen, erscheint mir jedenfalls absurd. |
Chinasky hat folgendes geschrieben: |
Diejenigen Christen nun, welche immer wieder diesen Gnadenaspekt in ihrer Theologie hintanstellen oder komplett vergessen, sondern auf die strikte Einhaltung aller Regeln pochen, wird dann der Vorwurf der Gesetzlichkeit gemacht. Die heilstheologische Volte, die diesen Vorwurf begründet, nämlich dass zwar das Gesetz Mose weiterhin Geltung habe, aber durch Jesu Opfertod eben gleichzeitig schon erfüllt sei, ist zwar wie bei so vielen religiösen Konstrukten absurd, dennoch liegt unter dem ganzen theologischen Klimbim sowas wie eine Weisheit vergraben inform einer leisen Skepsis gegenüber der Legitimität sämtlicher Sanktionen gegenüber Regelübertretern. |
zelig hat folgendes geschrieben: |
Man kann eine Regel befürworten und zugleich den Verstoß gegen sie. Mir geht es beim Asylrecht so. Ich sehe ein, daß es Regelungen geben muss. Aber ich befürworte den konkreten Verstoß dagegen, wenn einem Menschen in Not, eigentlich gegen das Gesetz in Deutschland, der Aufenthalt ermöglicht wird. |
Chinasky hat folgendes geschrieben: | ||
Ich befürchte, Dir nicht in der gewünschten Klarheit Antwort darüber geben zu können. |
Zitat: | ||
Ich gerate hier an meine sprachlichen Grenzen und weiß gerade nicht, was eine transparente Begründungsstruktur sein mag. Als "unmenschlich" empfinde ich jede Situation, wo zwischen Menschen ein Machtgefälle herrscht und der Mächtigere dieses Gefälle nutzt, um in irgendeiner Weise über den weniger Mächtigen zu verfügen, ihn zu etwas zu zwingen, was er von sich aus nicht will. Das verstehe ich unter "jemanden zum Objekt degradieren". |
Zitat: |
Einer Gesellschaft gegenüber, die sich überwiegend aus Mitleidlosen zusammensetzt, kann ich nicht logisch beweisen, dass das Prinzip Mitleid vorzuziehen sei. *in dem Sinne, in welchem Schopenhauer, der das Mitleid als Wurzel aller Moral versteht, dieses Prinzip interpretiert. |
sehr gut hat folgendes geschrieben: | ||
Wenn man ein anderes Konzept zur Schaffung bzw Aufrechterhaltung von 'Leben' hat wie durch "Einhaltung von Regeln" heisst nicht das es keine Regeln gibt. Wenn man auf anderem Weg zu Leben kommt wie durch ein beständiges Regelwerk hat das Regelwerk seinen Sinn verloren, heisst aber nicht das die Inhalte die hinter den Regeln stehen (sollten) obsolet sind. |
step hat folgendes geschrieben: | ||
Ja, das sehe ich ebenso. Mit der Strafe wir der durch die Tat begangenen Unmenschlichkeit eine weitere hinzugefügt. |
Chinasky hat folgendes geschrieben: | ||
Ja, sicherlich. Psychologisch und emotional nachvollziehbar. Was hältst Du von der Anwendung dessen in folgender Weise: "Mir geht es beim Verbot von Folter so. Ich sehe ein, dass es Regelungen geben muß. Aber ich befürworte den konkreten Verstoß dagegen, wenn einem Menschen in Not, z.B. einem Entführungsopfer oder potentiellen Anschlagsopfer anders keine Hilfe zuteil kommen kann." |
Zitat: |
Du musst "der Gesellschaft" gar nichts beweisen. Hoffentlich ohne wieder zu pingelig zu erscheinen möchte ich doch darauf hinweisen, dass wir uns hier nicht einer Illusion überlassen dürfen. Es gibt nicht "die Gesellschaft". Es gibt auch nicht "das Volk". Darum ist auch die Demokratie als eine "Herrschaft durch das Volk" eine hanebüchene Illusion. Es gibt lediglich eine Ansammlung von Individuen. Manche davon sind voller Mitgefühl und manche davon sind wieder voller Rachsucht.
Die Frage ist nun, nach welchen Prinzipien soll das Zusammenleben dieser so unterschiedlichen Menschen mit so unterschiedlichen Empfindungen geregelt werden? Nach dem Mitleidsprinzip? Mach einem demokratischen Mehrheitsprinzip? |
Waldmeister hat folgendes geschrieben: | ||
Es geht nur um die Gesellschaft. es geht nur darum, wie die Menge an Individuen sich innerhalb der Gesellschaft einfinden. das ist die res publica, die zählt. Da haben Begriffe wie Empfindungen, Autonomie etc. keinen Platz zur Definition dessen selbst. Das wird erst eine Bedeutung haben, wenn die Empfindung sich in eine sachliche Forderung im Rahmen dessen, was die Politik in der causa res publica macht, entwickelt hat. Vorher ist alles nur Balleyhoo, wie trefflich meist zu sehen. |
funkeimdunkeln hat folgendes geschrieben: | ||||
Nochmals: "Gesellschaft" ist ein abstraktes Konstrukt und es ist erst einmal nicht klar, was damit gemeint ist: Der Staat? Die Firma oder die Schule, in der ich arbeite? Alle Menschen in NRW? In Deutschland? Auf der Welt? Wohl aber gehe ich Beziehungen mit meinen Mitmenschen ein. Und wenn es die Lebensumstände so wollen, dann treffe ich einen Vater, dessen Sohn von einem Pädophilen ermordet worden ist und der nun großen Rachsucht verspürt - tja, was sage ich ihm dann? "Meine humanistischen Ideale sind so toll, die zählen mehr als dein Wunsch nach Rache - tja, da hast du Pech gehabt?" Solche Menschen gibt es empirisch betrachtet. Die empirische Existenz von Menschen mit unterschiedlichen Empfindungen schafft großes Konfliktpotential. Ich rede also nicht von einer abstrakten Entität, sondern von realen Menschen und fragen nun, was wir tun können (oder was wir faktisch tun und ob das eine zufriedenstellende Lösung ist), damit es trotz der Unterschiedlichkeit der Weltanschauungen möglichst wenige Konflikte gibt. Mit freundlichem Gruß, Mirko |
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