Das EE Paradoxon. Abgeschrieben WKA werden von jetzt auf gleich unwirtschaftlich
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#1: Das EE Paradoxon. Abgeschrieben WKA werden von jetzt auf gleich unwirtschaftlich Autor: HarrassWohnort: Duisburg BeitragVerfasst am: 08.07.2021, 22:14
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Nach 20 Jahren Energiewende laufen jetzt für die ersten Windkraftanlagen die Subventionen aus und es zeigt sich, das sie ohne diese nicht wirtschaftlich arbeiten können.
Die Politik hat ganz verschreckt mit einem Massnahmenpaket reagiert, das aber wohl die grundlegenden Probleme nicht dauerhaft lösen kann.

Man fürchtet deshalb, das der Ausbau der Windkraft ins Stocken gerät und das vermehrt Altanlagen abgebaut werden.
Um zu verstehen warum voll bezahlte Anlagen, die ja genau so gut funktionieren wie im Monat davor, ohne Subventionen von jetzt auf gleich unwirtschaftlich werden muss man erst einmal das EE Paradoxon erläutern.

Die WKA in unserem Beispiel ist voll bezahlt. Es gibt keine Kosten für das Betriebsmittel, man muss sie nur warten lassen und vielleicht noch die Pacht für das Land bezahlen.
Die Produktionskosten betragen also 1-2Cent/KWh.
Das ist ungefähr so gut, wie eine WKA je sein kann.
Offensichtlich ist es also nicht die Kostenseite, die den Besitzer in den Ruin treibt, sondern die Einnahmeseite.

Die Einnahmeseite war im Jahr 19 und 20 einfach fantastisch. Feste 15Cent pro KWh haben in der Kasse für alles was produziert und auch für alles was wegen Überangebot abgeregelt wurde einen Gewinn von 13-14 Cent gebracht.
Dann kam Jahr 21 und das Desaster. Ohne feste Subventionen und Vorrangeinspeisung bekam der Besitzer das erste mal nur das, was der Strom wert ist.
Da greift das so genannte EE Paradoxon: Windstrom ist nur etwas wert, wenn kein Wind weht.

Wenn kein Wind weht, dann liegt der Strompreis an der Börse bei etwa 5-7Cent. Der Mann verdient aber nichts, weil ja kein Strom produziert wird.
Wenn etwas Wind weht, dann geht der Strompreis runter auf etwa 3-4Cent/KWh. Der Mann verdient also ein bisschen, aber natürlich nicht sehr viel, es weht ja kaum Wind.
Jetzt weht richtig guter Wind und der Strompreis an der Börse geht runter auf ca. 0,5-2 Cent. Zum Glück ist die Anlage so weit bezahlt und die Kosten sind kaum grösser. Trotzdem muss er den Strom selber vermarkten und verkaufen, er hat also einen erhöhten Aufwand.
Er verdient deshalb fast nichts.
Tja, und dann kommt der Sturm der ihm früher ein fettes Grinsen auf das Gesicht gezaubert hätte. Und er muss ganz schnell an die Kontrollen und das verdammte Windrad abstellen, bevor er die negativen Strompreise dafür zahlen muss.

#2:  Autor: Tarvoc BeitragVerfasst am: 09.07.2021, 01:11
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Nur der Kapitalismus kann eine Situation hervorbringen, in der Windräder als unwirtschaftlich erscheinen, weil sie zu viel Energie produzieren. Aber nee klar, alles total rational in unserem Wirtschaftssystem und so. Pillepalle

#3:  Autor: HarrassWohnort: Duisburg BeitragVerfasst am: 09.07.2021, 09:52
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Sie sind nicht unwirtschaftlich, weil sie zu viel Energie produzieren, sondern weil sie das zum falschen Zeitpunkt und nicht planbar machen

#4:  Autor: AlchemistWohnort: Hamburg BeitragVerfasst am: 09.07.2021, 10:02
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Harrass hat folgendes geschrieben:
Sie sind nicht unwirtschaftlich, weil sie zu viel Energie produzieren, sondern weil sie das zum falschen Zeitpunkt und nicht planbar machen


Was wäre dein Lösungsvorschlag für das Problem?

#5:  Autor: jdfWohnort: Nekropole E|B BeitragVerfasst am: 09.07.2021, 11:13
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Alchemist hat folgendes geschrieben:
Harrass hat folgendes geschrieben:
Sie sind nicht unwirtschaftlich, weil sie zu viel Energie produzieren, sondern weil sie das zum falschen Zeitpunkt und nicht planbar machen


Was wäre dein Lösungsvorschlag für das Problem?

Es bleiben immer dasselbe Thema. Energiespeicherung bzw Verbrauch bei Angebot.

Ob das jetzt per Pumpspeicherwerk oder Kühlhaus oder Elektrolyse oder Smartgrid oder ähnlichem läuft...

#6:  Autor: Tarvoc BeitragVerfasst am: 09.07.2021, 12:49
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Harrass hat folgendes geschrieben:
Sie sind nicht unwirtschaftlich, weil sie zu viel Energie produzieren, sondern weil sie das zum falschen Zeitpunkt und nicht planbar machen

Ich sagte ja auch, dass sie als unwirtschaftlich erscheinen.

#7:  Autor: HarrassWohnort: Duisburg BeitragVerfasst am: 09.07.2021, 20:45
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Alchemist hat folgendes geschrieben:
Harrass hat folgendes geschrieben:
Sie sind nicht unwirtschaftlich, weil sie zu viel Energie produzieren, sondern weil sie das zum falschen Zeitpunkt und nicht planbar machen


Was wäre dein Lösungsvorschlag für das Problem?


Es warten irgendwie alle noch immer auf ein Wunder und gehen davon aus das die notwendigen Speicher bald kostenlos in gigantischen Mengen vom Himmel fallen.

Dummerweise kann das gar nicht geschehen, denn das EEG subventioniert nicht nur Strom den keiner braucht sondern straft auch noch jeden, der Speicher betreiben will.

Ich denke wir brauchen eine staatliche Speicherstelle, die Bundesspeicher Agentur (BSAG)

Das hätte einige Vorteile, denn der Staat bezahlt den überschüssigen Strom sowieso über die EE Umlage. Er muss den also nicht erst kaufen.
Ich denke auch, das er bessere Konditionen für den Einkauf und Betrieb der Speicher aushandeln kann.

#8:  Autor: Tarvoc BeitragVerfasst am: 10.07.2021, 12:28
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Ja, hatte in meinem ersten Beitrag gar nicht daran gedacht, dass das ein Speicherproblem sein könnte. Ich hatte es so verstanden, als wäre das einfach das Resultat einer gesteigerten Produktion bei gleichbleibender Nachfrage. Eine zentrale Speicherstelle in Staatshand klingt vernünftig.

#9: Re: Das EE Paradoxon. Abgeschrieben WKA werden von jetzt auf gleich unwirtschaft Autor: ChinaskyWohnort: Hoher Norden BeitragVerfasst am: 20.07.2021, 11:38
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Harrass hat folgendes geschrieben:

Die Politik hat ganz verschreckt mit einem Massnahmenpaket reagiert, das aber wohl die grundlegenden Probleme nicht dauerhaft lösen kann.



Kannst Du das vielleicht noch etwas ausführen? Hab Dein (interessantes!) Eingangs-Posting ja gleich beim ersten Durchlesen kapiert und kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass die zuständigen Politiker/Fachleute die Problematik nicht schon vor dem Auslaufen der Subventionsphase erkannt haben?

#10: Re: Das EE Paradoxon. Abgeschrieben WKA werden von jetzt auf gleich unwirtschaft Autor: HarrassWohnort: Duisburg BeitragVerfasst am: 26.07.2021, 21:23
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Chinasky hat folgendes geschrieben:
Harrass hat folgendes geschrieben:

Die Politik hat ganz verschreckt mit einem Massnahmenpaket reagiert, das aber wohl die grundlegenden Probleme nicht dauerhaft lösen kann.



Kannst Du das vielleicht noch etwas ausführen? Hab Dein (interessantes!) Eingangs-Posting ja gleich beim ersten Durchlesen kapiert und kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass die zuständigen Politiker/Fachleute die Problematik nicht schon vor dem Auslaufen der Subventionsphase erkannt haben?

Natürlich vestehen die das Problem.
Aber es gibt keine Lösung.

Man kann nicht auf der einen Seite ständig behaupten: Alles wird gut wenn wir nur genug EE bauen und der Strom dadurch immer billiger wird.
Und dann auf der anderen Seite zugeben, das es völlig egal ist wieviel der Strom kostet, weil er ohne Subventionen nie wettbewerbsfähig sein kann.

Solange es keine Speicher gibt ist alles Geld in EE verschwendet.



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