Ist Abtreibung Mord?
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Freigeisterhaus -> Kultur und Gesellschaft

#2251:  Autor: QuéribusWohnort: Avaricum BeitragVerfasst am: 26.06.2022, 19:34
    —
luc hat folgendes geschrieben:
Quéribus hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Eigentlich wäre doch jetzt der geeignete Zeitpunkt für die Bundesregierung, ein Zeichen zu setzen und Abtreibung endlich auch ganz offiziell zu entkriminalisieren.


In Frankreich kam gerade sowohl von der Regierungspartei als auch einem Teil der Opposition der Vorschlag, das Recht auf Schwangerschaftsabbruch (IVG) in der Verfassung zu verankern.


Ich weiß nicht, ob die Verfassung das geeignete Mittel ist, so etwas zu regeln. Ein einfaches Gesetz würde ausreichen. Eine Verfassung sollte kurz und bündig und generell gehalten werden und nicht alle erdenklichen Themen behandeln. Aber meinetwegen.


Gesetze gibt es schon
Angefangen mit der Loi Veil 1975 (Straffreiheit des Abbruchs)
Seit 1992 dann aus dem Code Pénal (StGB) entfernt
und seit Juli 2001 als Recht im Gesetz verankert
seit 2017 ist es unter Strafe gestellt, eine Frau mittels Falschinfo und sonstigem ideologischem Druck von ihrer Absicht abzubringen (délit d'entrave numérique)
Im Mars dieses Jahres wurde die Frist auf 14 Wochen verlängert.

Soweit gut, aber pro-life-Fanatiker gibbet's auch hier und die Rechtsextremen sind inzwischen stärker im Parlament. Da kann es nicht schaden, diese Rechte etwas stärker abzusichern.

#2252:  Autor: Tarvoc BeitragVerfasst am: 27.06.2022, 05:07
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Quéribus hat folgendes geschrieben:
Soweit gut, aber pro-life-Fanatiker gibbet's auch hier und die Rechtsextremen sind inzwischen stärker im Parlament. Da kann es nicht schaden, diese Rechte etwas stärker abzusichern.

Ganz genau! Daumen hoch!

#2253:  Autor: Tarvoc BeitragVerfasst am: 27.06.2022, 05:12
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Cappucino hat folgendes geschrieben:
Das Problem mit Trumps Ernennung von extremistischen Richtern kann hier also nicht passieren.

"Es ist schwerer zu machen, also kann es nicht passieren!" Sorry, aber das ist hoffnungslos naiv. Es gibt keine Institution, die sich nicht mit genügend Aufwand und unter geeigneten Umständen subvertieren ließe. Es muss einfach klargestellt werden, dass jeder, der es zu solchen Zwecken auch nur versucht, sich damit gegen den Grundkonsens unseres politischen Gemeinwesens stellt.

#2254:  Autor: Kat BeitragVerfasst am: 27.06.2022, 17:04
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Bravopunk hat folgendes geschrieben:
Lord Snow hat folgendes geschrieben:
Bravopunk hat folgendes geschrieben:
Die Lage in D entwickelt sich leider auch nicht rosig:

tagesschau.de hat folgendes geschrieben:
Bundesweit geht die Zahl der Ärzte, die Abbrüche vornehmen, seit Jahren zurück. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts waren vor 20 Jahren noch etwa 2000 Arztpraxen, OP-Zentren und Kliniken gemeldet, die den Eingriff vornehmen. Bis zum Jahr 2018 hat sich die Zahl fast halbiert. Derzeit führen 1089 medizinische Einrichtungen in Deutschland Schwangerschaftsabbrüche durch.



Hat dieser Rückgang denn zur Folge dass sich die Versorgungslage verschlechtert oder liegt der Rückgang eventuell vielleicht daran, dass auch weniger Frauen abtreiben?

Hat die Zahl der Abtreibungen denn mit den Jahren zu- oder abgenommen?


Gute Frage. Aber da stecken dann ja zwei Möglichkeiten drin: 1. Das Angebot hat abgenommen, weil der Bedarf zurückging, 2. die Abtreibungen wurden weniger, weil das Angebot dazu rarer bzw. schwerer erreichbar wurde.


Du meinst wirklich, dass eine signifikante Anzahl von Frauen sagt: "Oh Gott, jetzt muss ich über 100 km bis zur nächsten Abtreibungsklinik fahren! Das ist mir zu viel Aufwand, dann verzichte ich lieber auf die Abtreibung?

#2255:  Autor: BravopunkWohnort: Woanders BeitragVerfasst am: 27.06.2022, 17:53
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Kat hat folgendes geschrieben:
Bravopunk hat folgendes geschrieben:
Lord Snow hat folgendes geschrieben:
Bravopunk hat folgendes geschrieben:
Die Lage in D entwickelt sich leider auch nicht rosig:

tagesschau.de hat folgendes geschrieben:
Bundesweit geht die Zahl der Ärzte, die Abbrüche vornehmen, seit Jahren zurück. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts waren vor 20 Jahren noch etwa 2000 Arztpraxen, OP-Zentren und Kliniken gemeldet, die den Eingriff vornehmen. Bis zum Jahr 2018 hat sich die Zahl fast halbiert. Derzeit führen 1089 medizinische Einrichtungen in Deutschland Schwangerschaftsabbrüche durch.



Hat dieser Rückgang denn zur Folge dass sich die Versorgungslage verschlechtert oder liegt der Rückgang eventuell vielleicht daran, dass auch weniger Frauen abtreiben?

Hat die Zahl der Abtreibungen denn mit den Jahren zu- oder abgenommen?


Gute Frage. Aber da stecken dann ja zwei Möglichkeiten drin: 1. Das Angebot hat abgenommen, weil der Bedarf zurückging, 2. die Abtreibungen wurden weniger, weil das Angebot dazu rarer bzw. schwerer erreichbar wurde.


Du meinst wirklich, dass eine signifikante Anzahl von Frauen sagt: "Oh Gott, jetzt muss ich über 100 km bis zur nächsten Abtreibungsklinik fahren! Das ist mir zu viel Aufwand, dann verzichte ich lieber auf die Abtreibung?


Für manche sind hundert Kilometer eine Ewigkeit. Muss ja auch nicht jede Praxis über gute Verkehrsanbindung verfügen und 9€-Tickets gibt es ja auch nicht immer. Ganz nebenbei, dass ein Mangel an Praxen und deren Bekanntheitsgrad mitunter negativ auf die vermeintliche Machbarkeit einer Abtreibung wirkt. Wenn man etwas nicht wahrnimmt, glaubt man weniger an dessen Existenz. Dann kommt einem die Abtreibung als Lösung für das eigene Dilemma ggf. gar nicht erst in den Sinn.

#2256:  Autor: Tarvoc BeitragVerfasst am: 27.06.2022, 19:39
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Kat hat folgendes geschrieben:
Du meinst wirklich, dass eine signifikante Anzahl von Frauen sagt: "Oh Gott, jetzt muss ich über 100 km bis zur nächsten Abtreibungsklinik fahren! Das ist mir zu viel Aufwand, dann verzichte ich lieber auf die Abtreibung?

Du wirst vielleicht lachen, aber genau das selbe Argument hat eine konservative Bekannte von mir aus den USA vor kurzem mir gegenüber als Argument für Abtreibungsverbote als Zuständigkeit der Einzelstaaten angeführt. Hat mich nicht überzeugt. zwinkern

Das Ganze ist doch so eine Grenznutzen-Sache. Wenn 100 km noch nicht zu viel sind, dann vielleicht 200 km. Aber irgendwann kommst du an den Punkt. Nur ist es extrem zynisch, Leute dazu zu zwingen, solche Entscheidungen auf diese Art von Sachzwängen zu gründen.

#2257:  Autor: Wolf359 BeitragVerfasst am: 27.06.2022, 19:50
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Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Kat hat folgendes geschrieben:
Du meinst wirklich, dass eine signifikante Anzahl von Frauen sagt: "Oh Gott, jetzt muss ich über 100 km bis zur nächsten Abtreibungsklinik fahren! Das ist mir zu viel Aufwand, dann verzichte ich lieber auf die Abtreibung?

[...] Nur ist es extrem zynisch, Leute dazu zu zwingen, solche Entscheidungen auf diese Art von Sachzwängen zu gründen.

Ach, zynisch ist das? Wo steckt denn da die Lüge? Sonst kann es doch gar nicht zynisch sein. Lachen

#2258:  Autor: Tarvoc BeitragVerfasst am: 27.06.2022, 19:53
    —
Wolf359 hat folgendes geschrieben:
Wo steckt denn da die Lüge?

In der Grundhaltung.

#2259:  Autor: tillich (epigonal) BeitragVerfasst am: 27.06.2022, 20:48
    —
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
luc hat folgendes geschrieben:
Ein einfaches Gesetz würde ausreichen.

Was gerade in den USA passiert, zeigt mit aller Deutlichkeit, dass ein einfaches Gesetz nicht ausreicht. Das könnte ein oberstes Gericht mit entsprechender Besetzung ja genauso kassieren. An eine Verfassung sind sie auf jeden Fall gebunden.

Nicht unbedingt. Das Problem in den USA ist, dass es eben kein Recht auf Abtreibung aufgrund eines Bundesgesetzes gibt. Der Supreme Court hat ja nur entscheiden, dass sich ein solches Recht nicht unmittelbar aus der Verfassung ergebe, und dass deshalb die Staatsgesetze gälten. Gäbe es aber ein Bundesgesetz, müsste der SC, um es zu kippen, entweder feststellen, dass Abtreibung selbst verfassungswidrig wäre oder aber dass der Bund keine Recht zu dieser Gesetzgebung hätte.

#2260:  Autor: tillich (epigonal) BeitragVerfasst am: 27.06.2022, 20:51
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Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Es muss einfach klargestellt werden, dass jeder, der es zu solchen Zwecken auch nur versucht, sich damit gegen den Grundkonsens unseres politischen Gemeinwesens stellt.

Wenn es denn der Grundkonsens ist. In den USA ist er das offenkundig nicht.

#2261:  Autor: Tarvoc BeitragVerfasst am: 27.06.2022, 20:52
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Gäbe es aber ein Bundesgesetz, müsste der SC, um es zu kippen, entweder feststellen, dass Abtreibung selbst verfassungswidrig wäre oder aber dass der Bund keine Recht zu dieser Gesetzgebung hätte.

Ich bin mir ja ziemlich sicher, dass diese Leute genau das tun würden.

#2262:  Autor: tillich (epigonal) BeitragVerfasst am: 27.06.2022, 21:41
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Tarvoc hat folgendes geschrieben:
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Gäbe es aber ein Bundesgesetz, müsste der SC, um es zu kippen, entweder feststellen, dass Abtreibung selbst verfassungswidrig wäre oder aber dass der Bund keine Recht zu dieser Gesetzgebung hätte.

Ich bin mir ja ziemlich sicher, dass diese Leute genau das tun würden.

Was von beidem?
Und zumindest dürfte beides sehr viel schwieriger zu begründen sein.

Die rechtliche Argumentation, dass die Verfassung nicht automatisch ein Recht aus Abtreibung beinhalte, hat ja sogar für mich eine gewisse Plausibilität, auch wenn ich die Folgen des Urteils höchst bedauerlich finde.

#2263:  Autor: jdfWohnort: Nekropole E|B BeitragVerfasst am: 28.06.2022, 09:07
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Einige Beiträge in den Sandkasten verschoben.

#2264:  Autor: BravopunkWohnort: Woanders BeitragVerfasst am: 28.06.2022, 09:25
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Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Kat hat folgendes geschrieben:
Du meinst wirklich, dass eine signifikante Anzahl von Frauen sagt: "Oh Gott, jetzt muss ich über 100 km bis zur nächsten Abtreibungsklinik fahren! Das ist mir zu viel Aufwand, dann verzichte ich lieber auf die Abtreibung?

Du wirst vielleicht lachen, aber genau das selbe Argument hat eine konservative Bekannte von mir aus den USA vor kurzem mir gegenüber als Argument für Abtreibungsverbote als Zuständigkeit der Einzelstaaten angeführt. Hat mich nicht überzeugt. zwinkern

Das Ganze ist doch so eine Grenznutzen-Sache. Wenn 100 km noch nicht zu viel sind, dann vielleicht 200 km. Aber irgendwann kommst du an den Punkt. Nur ist es extrem zynisch, Leute dazu zu zwingen, solche Entscheidungen auf diese Art von Sachzwängen zu gründen.


Sehe ich auch so. Hinzu kommt dabei allerdings, dass Frauen, die über eine Abtreibung nachdenken, auch Beratung und Betreuung benötigen, die vielleicht länger dauert als nur eine Stunde vor dem Eingriff. So etwas muss wohlüberlegt sein und man benötigt dafür möglichst viele Informationen, die sich nicht unbedingt schnell mal eben bei einer Tasse Kaffee vermitteln lassen. Zeitdruck kann ja auch negativ auf einen Entscheidungsprozess wirken usw. Zu diesem Zweck dann mehrmals die angeblich nicht abschreckenden "100 km" fahren zu müssen kann dann eben sehr wohl abschreckend wirken.

#2265:  Autor: astarte BeitragVerfasst am: 28.06.2022, 10:21
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Bravopunk hat folgendes geschrieben:

Sehe ich auch so. Hinzu kommt dabei allerdings, dass Frauen, die über eine Abtreibung nachdenken, auch Beratung und Betreuung benötigen, die vielleicht länger dauert als nur eine Stunde vor dem Eingriff. ....

Was für Beratung, denkst du, brauchen Frauen?

#2266:  Autor: BravopunkWohnort: Woanders BeitragVerfasst am: 28.06.2022, 10:48
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astarte hat folgendes geschrieben:
Bravopunk hat folgendes geschrieben:

Sehe ich auch so. Hinzu kommt dabei allerdings, dass Frauen, die über eine Abtreibung nachdenken, auch Beratung und Betreuung benötigen, die vielleicht länger dauert als nur eine Stunde vor dem Eingriff. ....

Was für Beratung, denkst du, brauchen Frauen?


Na z. B. Details über den Eingriff, wie die Betäubung vorgenommen wird, welche Nebenwirkungen auftreten können, was nach dem Eingriff passiert, welche Alternativen sie zu der Abtreibung haben, usw.

#2267:  Autor: astarte BeitragVerfasst am: 28.06.2022, 11:13
    —
Bravopunk hat folgendes geschrieben:
astarte hat folgendes geschrieben:
Bravopunk hat folgendes geschrieben:

Sehe ich auch so. Hinzu kommt dabei allerdings, dass Frauen, die über eine Abtreibung nachdenken, auch Beratung und Betreuung benötigen, die vielleicht länger dauert als nur eine Stunde vor dem Eingriff. ....

Was für Beratung, denkst du, brauchen Frauen?


Na z. B. Details über den Eingriff, wie die Betäubung vorgenommen wird, welche Nebenwirkungen auftreten können, was nach dem Eingriff passiert, welche Alternativen sie zu der Abtreibung haben, usw.

Medizinisches, ok

#2268:  Autor: jdfWohnort: Nekropole E|B BeitragVerfasst am: 28.06.2022, 11:45
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Um mal ein bisschen Klarheit in die Entfernungsdiskussion zu bringen:

Das war die Lage 2017:



https://www.jmir.org/2018/5/e186/

Das ist die Lage nach den Trigger Laws:



Die grünen Kreise haben einen Radius von ca. 100 km.

Und die Trigger Laws waren erst der Anfang, FYI.

#2269:  Autor: BravopunkWohnort: Woanders BeitragVerfasst am: 28.06.2022, 11:54
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astarte hat folgendes geschrieben:
Bravopunk hat folgendes geschrieben:
astarte hat folgendes geschrieben:
Bravopunk hat folgendes geschrieben:

Sehe ich auch so. Hinzu kommt dabei allerdings, dass Frauen, die über eine Abtreibung nachdenken, auch Beratung und Betreuung benötigen, die vielleicht länger dauert als nur eine Stunde vor dem Eingriff. ....

Was für Beratung, denkst du, brauchen Frauen?


Na z. B. Details über den Eingriff, wie die Betäubung vorgenommen wird, welche Nebenwirkungen auftreten können, was nach dem Eingriff passiert, welche Alternativen sie zu der Abtreibung haben, usw.

Medizinisches, ok


Ja. Ist ja auch ein medizinischer Eingriff. Schulterzucken Also ich bräuchte da definitiv vorher ein paar essentielle Informationen. ... Ich hatte allerdings auch noch nie irgendeinen medizinischen Eingriff gehabt. skeptisch

#2270:  Autor: lucWohnort: Nice. Paris. Köln BeitragVerfasst am: 28.06.2022, 12:35
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Ich glaube, niemand ist für die Abtreibung sondern für das Recht auf Abtreibung, was etwas ganz Anderes ist. Diese Verkürzungen und Vereinfachungen sind immer problematisch.

#2271:  Autor: astarte BeitragVerfasst am: 28.06.2022, 21:18
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Bravopunk hat folgendes geschrieben:
Ja. Ist ja auch ein medizinischer Eingriff. Schulterzucken Also ich bräuchte da definitiv vorher ein paar essentielle Informationen. ... Ich hatte allerdings auch noch nie irgendeinen medizinischen Eingriff gehabt. skeptisch

Die ärztliche Aufklärung ist ja aber doch immer vorgeschrieben.
Und dein ganzer Beitrag klang für mich so, als müsse die Frauen "die über einen Abbruch nachdenken" sich beraten lassen, ob sie das machen soll. Das würde ich gerne den Frauen überlassen, ob sie dazu überhaupt Beratung benötigen. Frauen die sich entschieden haben, brauchen Information, wer welche Methode wie macht, das stimmt allerdings. Hat sie sich für einen Eingriff und die ausführende Praxis entschieden, wird sie sowieso beraten, wie das vor sich geht, Risiken, Nachsorge usw. Das ist natürlich alles einfacher in der Nähe.

Aber der Kontext war ja, ob eine weite Anreise auf die Entscheidung, einen Abbruch machen zu lassen, abschreckend wirken kann. Also dass die Frau sich deshalb entscheidet, das Kind doch auszutragen. So hab ich das verstanden, oder?

Das würde ich doch bezweifeln. Es ist mW bekannt, dass liberalere Abtreibungsgesetze kein Ansteigen der Zahlen bewirkt. Es treiben nicht mehr ab, wenn es einfacher gemacht wird. Es treiben also auch nicht weniger ab, wenn es erschwert wird.

https://de.wikipedia.org/wiki/Schwangerschaftsabbruch#Weltweite_Situation
Zitat:
Restriktive Gesetzgebung bezüglich Schwangerschaftsabbruch korreliert nicht mit einer niedrigeren Abbruchrate. Die Rate in Regionen mit vergleichsweise liberaler Gesetzgebung wie Europa oder Nordamerika ist geringer oder vergleichbar derjenigen in Regionen mit restriktiver Gesetzgebung wie Lateinamerika und Afrika.

Außerdem im gleichen Absatz:
Zitat:
Demgegenüber scheint ein direkter Zusammenhang zwischen dem Grad der Sexualaufklärung in einer Bevölkerung und der Abbruchrate zu bestehen.
...

Und weiter:
Zitat:
Der Großteil der illegalen Abbrüche wird von Laien und meist unter medizinisch und hygienisch prekären Bedingungen durchgeführt, was oft zu lebensbedrohlichen Komplikationen führt. Nach Schätzung der WHO im Jahr 2008 sterben jährlich etwa 47.000 Frauen bei illegalen Schwangerschaftsabbrüchen. Diese Schätzung wurde gegenüber früheren Schätzungen (69.000 für das Jahr 1990) gesenkt.[22] Der Rückgang der Todesfälle fand insbesondere in Südamerika statt, nachdem die Frauen dort mehr und mehr mit Medikamenten abtreiben statt durch Eingriffe.

Nach eine Untersuchung der Jahre 1995 bis 2008 seien in Afrika 97 % der Abbrüche unsicher bzw. nicht fachgerecht durchgeführt worden, in Lateinamerika seien es 95 %, in Asien je nach Region zwischen 40 und 65 %. In Ostasien, Nordamerika, Westeuropa hingegen seien die Abbrüche fast zu 100 % sicher, in Osteuropa habe der Unsicherheitsfaktor 13 % betragen.

Also: Schikanen und Schwierigkeiten eine Klinik oder Arztpraxis zu finden, die einen sicheren Abbruch macht, schrecken nicht ab, sie verhindern keine Schwangerschaftsabbrüche, sie machen sie nur unsicherer und gefährlicher für die Frau.

#2272:  Autor: BravopunkWohnort: Woanders BeitragVerfasst am: 29.06.2022, 08:07
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astarte hat folgendes geschrieben:

Aber der Kontext war ja, ob eine weite Anreise auf die Entscheidung, einen Abbruch machen zu lassen, abschreckend wirken kann. Also dass die Frau sich deshalb entscheidet, das Kind doch auszutragen. So hab ich das verstanden, oder?


Ja. Die Verfügbarkeit und Zugänglichkeit einer Dienstleistung entscheidet immer mit, ob man sie in Anspruch nimmt.

#2273:  Autor: astarte BeitragVerfasst am: 29.06.2022, 11:51
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Bravopunk hat folgendes geschrieben:
astarte hat folgendes geschrieben:

Aber der Kontext war ja, ob eine weite Anreise auf die Entscheidung, einen Abbruch machen zu lassen, abschreckend wirken kann. Also dass die Frau sich deshalb entscheidet, das Kind doch auszutragen. So hab ich das verstanden, oder?


Ja. Die Verfügbarkeit und Zugänglichkeit einer Dienstleistung entscheidet immer mit, ob man sie in Anspruch nimmt.

Ach. Und wie erklärst du dir dann, dass es nicht weniger Abbrüche gibt, wenn nicht nur eine weite Fahrt, sondern sogar Strafen drohen?

#2274:  Autor: BravopunkWohnort: Woanders BeitragVerfasst am: 29.06.2022, 13:14
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astarte hat folgendes geschrieben:
Bravopunk hat folgendes geschrieben:
astarte hat folgendes geschrieben:

Aber der Kontext war ja, ob eine weite Anreise auf die Entscheidung, einen Abbruch machen zu lassen, abschreckend wirken kann. Also dass die Frau sich deshalb entscheidet, das Kind doch auszutragen. So hab ich das verstanden, oder?


Ja. Die Verfügbarkeit und Zugänglichkeit einer Dienstleistung entscheidet immer mit, ob man sie in Anspruch nimmt.

Ach. Und wie erklärst du dir dann, dass es nicht weniger Abbrüche gibt, wenn nicht nur eine weite Fahrt, sondern sogar Strafen drohen?


Schwierig. Da sind ja etliche Faktoren zu berücksichtigen. Religion, medizinische Dringlichkeit, Bildungszustand, Bevölkerungswachstum, Geburtenrate, usw. Das zu analysieren überfordert mein schlichtes Gemüt bei weitem. Schulterzucken

Ich kann da nur aus meiner eigenen Erfahrung sprechen: Ich wollte mich eigentlich neulich wieder impfen lassen, aber weil das Angebot mit meiner Zeitplanung nicht zusammenpasste und andere Angebote wegfielen, weil die Impfzentren nicht mehr geöffnet sind (zumindest nicht das, wo ich einst hinging), habe ich es jetzt doch erstmal bleibengelassen. Obwohl ich es wirklich gerne tun möchte. Sicherlich ist da noch ein riesiger Unterschied zu einer Schwangerschaft, aber ein Stück weit dürfte sowas durchaus einen Einfluss haben auf solche Entscheidungen.

#2275:  Autor: narr BeitragVerfasst am: 29.06.2022, 15:40
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Bravopunk hat folgendes geschrieben:
... Sicherlich ist da noch ein riesiger Unterschied zu einer Schwangerschaft, aber ein Stück weit dürfte sowas durchaus einen Einfluss haben auf solche Entscheidungen.


ähm, nein. Der Unterschied ist so groß, dass das keinen Einfluss hat. Wer sich um die Auswirkungen einer Schwangerschaft keine Gedanken macht, macht sich auch keine, wenn der Schwangerschaftsabbruch in der Klinik um die Ecke statt finden würde. Und wem klar ist, was was ein Kind für sie bedeuten würde und die Konsequenzen nicht tragen will, die wird, egal wie, eine Möglichkeit suchen. Und wenn dann kein Geld da ist um weiter zu fahren, oder es überhaupt verboten ist, wird sie sich andere, auch gefährliche Möglichkeiten suchen.
Eine Gesetzgebung wie sie jetzt in der USA Einzug hält ist pur dazu da Frauen zu unterdrücken, zu demütigen und zu Gebärmaschinen zu degradieren. Erbrechen

Margaret Atwood hatte wirklich eine erstaunliche Weitsicht.

#2276:  Autor: astarte BeitragVerfasst am: 29.06.2022, 16:19
    —
narr hat folgendes geschrieben:
Bravopunk hat folgendes geschrieben:
... Sicherlich ist da noch ein riesiger Unterschied zu einer Schwangerschaft, aber ein Stück weit dürfte sowas durchaus einen Einfluss haben auf solche Entscheidungen.


ähm, nein. Der Unterschied ist so groß, dass das keinen Einfluss hat. Wer sich um die Auswirkungen einer Schwangerschaft keine Gedanken macht, macht sich auch keine, wenn der Schwangerschaftsabbruch in der Klinik um die Ecke statt finden würde. Und wem klar ist, was was ein Kind für sie bedeuten würde und die Konsequenzen nicht tragen will, die wird, egal wie, eine Möglichkeit suchen. Und wenn dann kein Geld da ist um weiter zu fahren, oder es überhaupt verboten ist, wird sie sich andere, auch gefährliche Möglichkeiten suchen.
Eine Gesetzgebung wie sie jetzt in der USA Einzug hält ist pur dazu da Frauen zu unterdrücken, zu demütigen und zu Gebärmaschinen zu degradieren. Erbrechen

Margaret Atwood hatte wirklich eine erstaunliche Weitsicht.

So ist es.

Bei der Frage ob eine ungewollt Schwangere die Schwangerschaft abbrechen will, geht es für sie schon mal selten nur um die Schwangerschaft. (muss man vielleicht manchen Leuten doch noch mal klar machen)

Bei der Frage allgemein, wer entscheidet zumindest im ersten Trimenon der Schwangerschaft, ob diese fortgesetzt wird, oder abgebrochen, geht es um noch viel mehr., wie narr ja oben angedeutet hat.

#2277:  Autor: BravopunkWohnort: Woanders BeitragVerfasst am: 29.06.2022, 16:50
    —
Ursprünglich war an mich ja die Frage gerichtet worden, ob 100 km zu fahren für eine Abtreibung ernsthaft ein Hindernis sein soll für eine Frau eine Abtreibung vornehmen zu lassen. Jetzt darauf die Antwort zu finden "Wenn sie das nicht kann, sucht sie sich halt gefährlichere Mittel dazu." ist, falls das nicht klar rüber kam, ein Argument für flächendeckendere Versorgung mit Abtreibungspraxen, entspricht also meinem Bedenken dass diese zu sehr schleifen zu lassen ein negatives Zeichen auch hier in D ist.

Insgesamt bin ich aber, nach wie vor, der Meinung, dass Menschen nicht immer rational entscheiden. Zumal wenn das werdende Leben des eigenen Nachwuchses dabei in Frage steht. Auch da könnte eine intensive Beratung den zweifelnden, werdenden Müttern mitunter helfen, dass sie die für sie richtige Entscheidung treffen. Was ich ebenfalls als Argument für mehr Praxen anführe. Jedes Hindernis, das einem Menschen bei einer wichtigen Entscheidung in den Weg gelegt wird, beeinflusst ihn stets positiv hinsichtlich einer negativen Entscheidung. Ganz gleich welche ominösen, nicht genannten anderen Beweggründe eigentlich dafür sprechen. Grundsätzlich kann jeder umgestimmt werden, hin zu einer Entscheidung, die er dann später bereut. Alles was es dafür bedarf ist nur die richtige Menge und die richtige Sorte an Hindernissen für eine positive Entscheidung. Und einzig allein um die Beseitigung und zweckgemäß dafür um die Benennung dieser Hindernisse ging es mir. Keine Ahnung, was es daran groß rumzumosern gibt. Mit den Augen rollen

#2278:  Autor: narr BeitragVerfasst am: 29.06.2022, 23:31
    —
Bravopunk hat folgendes geschrieben:
... Jedes Hindernis, das einem Menschen bei einer wichtigen Entscheidung in den Weg gelegt wird, beeinflusst ihn stets positiv hinsichtlich einer negativen Entscheidung. ... richtige Menge und die richtige Sorte an Hindernissen für eine positive Entscheidung. ...


Am Kopf kratzen Was wäre im Hinblick auf einen Schwangerschaftsabruch denn eine positive bzw negative Entscheidung?

und was soll das heißen "rummosern"?

Die Frage von astarte war doch
astarte hat folgendes geschrieben:

... wie erklärst du dir dann, dass es nicht weniger Abbrüche gibt, wenn nicht nur eine weite Fahrt, sondern sogar Strafen drohen?

Bravopunk hat folgendes geschrieben:

Schwierig. Da sind ja etliche Faktoren zu berücksichtigen. ...

Eben nicht schwierig. Frauen die eine Schwangerschaft beenden wollen geht es idR nicht um die Schwangerschaft, sondern um das was NACH der Schwangerschaft anfängt.
Werden Frauen mit miesen Mitteln einfache, sichere und erschwingliche Methoden genommen (müssen) sie zu unsicheren Methoden greifen. Das reicht von Anleitungen aus dem Internet bis zu Engelmacherinnen.
Es gibt also durch Hindernisse und Verbote nicht weniger Schwangerschaftsabbrüche sondern nur unsichere. Daran ist nun nichts schwierig.

Bravopunk hat folgendes geschrieben:

Ich kann da nur aus meiner eigenen Erfahrung sprechen: Ich wollte mich eigentlich neulich wieder impfen lassen, ...ein Stück weit dürfte sowas durchaus einen Einfluss haben auf solche Entscheidungen.

Hat deine - ich nenn's mal Faulheit - einen Einfluss auf den kompletten Ablauf deines zukünftigen Lebens? Ich hoffe nicht. Das könnte vielleicht sein, falls du mit ungenügendem Impfstatus Long Covid bekommst, aber bei einem ungewollten Kind ist die Wahrscheinlichkeit 100%. Daher macht deine Impfgeschichte keinerlei Sinn in Bezug auf Schwangerschaftsabbrüche.

#2279:  Autor: Tarvoc BeitragVerfasst am: 29.06.2022, 23:43
    —
narr hat folgendes geschrieben:
Bravopunk hat folgendes geschrieben:
... Jedes Hindernis, das einem Menschen bei einer wichtigen Entscheidung in den Weg gelegt wird, beeinflusst ihn stets positiv hinsichtlich einer negativen Entscheidung. ... richtige Menge und die richtige Sorte an Hindernissen für eine positive Entscheidung. ...

Am Kopf kratzen Was wäre im Hinblick auf einen Schwangerschaftsabruch denn eine positive bzw negative Entscheidung?

Ich glaube Bravopunk meint "negative Entscheidung" im Sinne von "Entscheidung gegen etwas".

#2280:  Autor: narr BeitragVerfasst am: 30.06.2022, 00:11
    —
Ok... gegen die Schwangerschaft (also das potentielle Kind) oder gegen den Abbruch?

Ein Schwangerschaftsabbruch muss doch von niemand analysiert werden - eine Frau will kein Kind. Ende der Diskussion. Das muss in einer aufgeklärten Gesellschaft ermöglicht werden. Der Eingriff ist einfach, sicher für die Mutter, preiswert.
Die psychischen Folgen die ein Abbruch - oder eben auch eine Fortsetzung einer Schwangerschaft haben (kann), muss immer die Frau tragen. Da kann man Hilfestellungen anbieten. Aber jedes Hindernis das einer Frau in den Weg gelegt wird, ist Schikane und hat nichts mit irgendwelchen "Faktoren" zu tun.

Wer weniger Schwangerschaftsabbrüche will sollte eine gute Aufklärung bieten, Verhütungsmittel leicht und am besten kostenlos zugänglich machen, einen einfachen Zugang für die Pille danach gewährleisten.
Und - last but not least auch die Männer ermutigen sich für Verhütung mit zuständig zu fühlen.



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