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Freigeisterhaus -> Kultur und Gesellschaft

#31:  Autor: BravopunkWohnort: Woanders BeitragVerfasst am: 01.05.2024, 05:16
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fwo hat folgendes geschrieben:
Bravopunk hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
Bravopunk hat folgendes geschrieben:
"Wahlheimat" ist ein Wort, das demnächst wohl aussterben wird. .....

Glaub ich nicht.
Wir laufen auf die größte Völkerwanderung zu, die es je gegeben hat.
Wahlheimat ist die das Futur des Fluchtzieles,


Unsinn. Wer flieht verlässt seine Heimat nicht aus freien Stücken. Und genauso wenig wählt er sein Fluchtziel freiwillig als neue Heimat. Die meisten Flüchtlinge wären liebend gerne geblieben und wollen auch wieder zurück. Das hat mir erst neulich ein Flüchtling aus Donezk gesagt, der dort bei der Kripo war und ein schönes Leben hatte, bis 2014.


Diese Art Heimat, in die man nicht zurück kann, ist aber eine Vergangenheitsform, eher eine Erinnerung als ein momentanes Gefühl. Solche Leute tun mir leid. Mein Vater meinte, dass seine Heimat Danzig wäre. Als er Anfang der 90er dann mal da hinfuhr, stellte er fest, dass seine Heimat nicht mehr existierte.

Ich bin 1981 mal zu Fuß diagonal durch Schleswig-Holstein gelaufen, mit einem Zelt dabei, so dass ich abends nur nach ein bisschen Wasser fragen musste, um mich dann irgendwo in die Landschaft zu hauen. In einem Weiler der zum Verbund Aukrug gehörte, fragte ich die erste Frau auf der Straße, wo ich etwas Wasser bekommen könnte.

Es war sofort zu hören, dass die Frau aus Ostpreußen kam; die war mit Sicherheit 45 mit den letzten Flüchtlingen über die Ostsee gekommen, aber sie war immer noch nicht angekommen. Deshalb antwortete sie: "Mich dirfen Se nich frachen, ich bin nich von da". Die war also heimatlos, auch wenn sie vielleicht meinte, ihre Heimat beim Namen nennen zu können.

Heimat ist ein Gefühl, das nur zählt, wenn man es hat.


Das sehe ich vollkommen anders. Aber ich schätze unser Begriffsverständnis ist hier schlicht zu unterschiedlich. So meinte ich vorhin mit "Wahlheimat" auch eher eine Stadt als ein Land oder eine Region. Ich denke, der Begriff wird vorrangig so verwendet. Und das ist eben ein Luxusgut, das sich bald keiner mehr leisten kann. Der Ort an dem man sesshaft wird folgt irgendwelchen Zwängen, keiner freien Wahl.

Heimat in dem Sinne, den du beschreibst, ist für mich ein Ort der Sehnsucht, der gar nicht existieren muss. Es ist mir eine Utopie, als ein echter Ort. Im Grunde eine Flucht vor der Realität. Denn die kann vielleicht sogar nie so sein, wie man es sich wünscht.

Hingegen wer eine Wahlheimat gefunden hat, der will daraus nicht fliehen. Und meine Annahme ist halt, dass es sowas immer weniger geben wird. Bis der Begriff ganz verschwindet.

#32:  Autor: vrolijkeWohnort: Stuttgart BeitragVerfasst am: 01.05.2024, 10:50
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Bravopunk hat folgendes geschrieben:

Hingegen wer eine Wahlheimat gefunden hat, der will daraus nicht fliehen. Und meine Annahme ist halt, dass es sowas immer weniger geben wird. Bis der Begriff ganz verschwindet.


Die Zukunft: Alle Menschen auf der Flucht.



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