tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Bravopunk hat folgendes geschrieben: | Aber es kann auch gut sein, dass sie nicht so weit verbreitet sind und dieses Aufkommen nur ein statistischer Zufall war. |
Da das eine repräsentativ angelegte Studie war, halte ich es für unwahrscheinlich, dass das Ergebnis ganz grob falsch ist. Und soweit das Ergebnis unsicher ist (in einem begrenzten Rahmen ist das natürlich bei jeder Umfrage der Fall), kann auch ja in beide Richtungen gehen.
Eine Verzerrung durch "soziale Erwünschtheit" würde dagegen plausiblerweise nur in die von mir befürchtete Richtung gehen.
Bravopunk hat folgendes geschrieben: | Außerdem sind die jungen Männer, die so denken, ja erstmal nur ein Symptom und nicht das Problem an sich. |
Hä? Natürlich ist es ein Problem an sich, wenn Männer solche Kack-Einstellungen haben und auch danach handeln. Meinetwegen kann man sich gerne noch zusätzliche Fragen stellen, aber erst einmal ist sehr wohl genau das das Problem, mit dem man sich befassen muss.
Bravopunk hat folgendes geschrieben: | Wenn man nämlich den Fehler macht diese Männer selbst schon als das Übel zu sehen, verschlimmert man das Problem genau dann, wenn die Misogynie eine Reaktion darauf war, dass Männer als ein Übel angesehen wurden, vor allem seitens des Feminismus. |
Ja nee, klar. Wenn Männer wie patriarchale Arschlöcher denken und handeln, ist die erste mögliche Ursache, die dir in den Sinn kommt, ausgerechnet der Feminismus.
Alte patriarchale Logik: Wenn die Frau geprügelt wird, war sie wahrscheinlich selbst schuld - was wird sie auch aufmüpfig.
Und wenn es deiner Meinung nach ein Fehler ist, diese Denk- und Verhaltensweisen als Übel zu behandeln: Was soll man denn dagegen machen? Die armen, unsicheren Männer mal ein bisschen öfter in den Arm nehmen, sagen "Du bist OK so, wie du bist", und einfach hoffen, dass die Männer sich ändern, ohne dass man sie kritisiert?
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Übrigens könnte dir eine Schieflage zwischen unserer Spradhverwendung auffallen: Du sprichst von "diesen jungen Männern selbst", die man nicht als "Übel" behandeln dürfe, ich sprechen von den "Denk- und Verhaltensweisen" dieser Männer.
Damit könntest du mir theoretisch vorwerfen, dass ich nicht wirklich auf deine Aussagen geantwortet hätte. Stimmt auch, denn deine Aussagen waren eine Verschiebung vom Thema weg, die ich einfach nicht mitmache: Irgendwelche ideenhaften Männer "an sich", gedanklich abgetrennt von ihrem Denken und Handeln, sind nämlich völlig irrelevant.
Es geht um Männer mit diesen Denk- und Verhaltensweisen, und ja, diese Männer sind verdammt noch mal ein Problem. Aber nicht, weil sie Männer sind (wer behauptet das?), sondern eben weil sie diese Denk- und Verhaltensweisen haben. Wenn sie ihr Denken und Handeln ändern, sind sie kein Problem mehr. Und damit sie sich ändern können, muss man dieses Problem aber auch klar benennen. |
Ja, war mir klar, das sowas von dir kommt.
Ich versuche es dir noch einmal zu erklären: Das Problem sind nicht diese Männer, die so denken und handeln, sondern die Ursachen, die sie dazu treiben so zu denken und zu handeln für ein gutes Rollenbild zu halten.
Ich bemühe mal ein Bild: In einem Rattenlabyrinth gibt es ein Hindernis, dass die Ratten stets kaputtbeissen, weil sie sonst nicht daran vorbei kommen. Und du sagst jetzt, die Ratten sind das Problem, nicht dass sie das Hindernis nicht anders beseitigt bekommen als eben auf ihre Zähne zurückzugreifen.
Ich vermute eben, dass in den Ansprüchen der Gesellschaft an die Männer bereits das Problem besteht, dass dieses Verhalten begünstigt. Und diese Ansprüche scheinen mir durchaus auch darin zu kumulieren, dass Männer als Übel gesehen werden, anstatt als ein Produkt ihrer Umgebung zu der der Feminismus eben auch dazu gehört. Und mMn dämonisiert der Feminismus den Mann zu sehr und versucht eben nicht die Geschlechter zu versöhnen. Worin ich eben eine Ursache für diesen Rückgriff auf patriarchale, misogyne Rollenbilder und Verhaltensnormen sehe. Bestimmt nicht die einzige, aber sie scheint mir durchaus vorhanden zu sein.
Du sprichst scherzhaft davon die Männer "ein bisschen öfter in den Arm" zu nehmen. Genau in solchen Verniedlichungen liegt auch schon wieder das eigentliche Problem. In den alten Rollenbildern war eine recht einfach Klarheit darüber, was Männer sind und was sie zu tun haben. In den postfeministischen Rollenbildern fehlt das völlig, weil den Männern immer nur gesagt wird "Sei anders als bisher. Sei besser." Was genau das bedeutet sagt aber niemand. Ich sehe im Rückgriff auf patriarchale Rollenbilder vor allem eine Flucht. Vor der modernen Welt, die Ansprüche an die Männer stellt, ohne zu erklären, wie sie sie erfüllen können und die teilweise auch sehr widersprüchlich sind. Sie sollen schwächere beschützen mit ihrer körperlich überlegenen Stärke, aber sie sollen keine Gewalt anwenden. Sie sollen sich emotional öffnen, aber keine Heulsusen sein. Sie sollen ihre Familie versorgen und viel Geld verdienen, aber nicht zu viel, weil Genderpaygap. Das ist verwirrend. Ich verstehe schon, dass da dann lieber auf einfachere Strukturen zurückgegriffen wird.
Aber das interessiert dich halt alles offenbar überhaupt nicht. Die sollen sich nicht so haben. Wollen die etwa auch noch öfter in den Arm genommen werden? Pah. Wo kämen wir da hin. |