Können wir uns den Kapitalismus noch leisten?
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Freigeisterhaus -> Kultur und Gesellschaft

#91: Re: Können wir uns den Kapitalismus noch leisten? Autor: Fake BeitragVerfasst am: 30.11.2012, 10:10
    —
Kival hat folgendes geschrieben:
Fake hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Fake hat folgendes geschrieben:
Ich sehe eine andere, viel elementarere Ursache: Trägheit. Meiner Ansicht nach DAS dominierende Prinzip menschlichen Verhaltens.

Äh... wie erklärt das jetzt die Differenz zwischen Deutschland und Skandinavien? Mit den Augen rollen

Bildung.

Vielleicht hat es Skandinavien auch leichter, weil es mit weniger historischen Altlasten (Adel, Kirche) zu kämpfen hat.


Hat es das? Formal gibt es in Schweden sogar noch eine Staatskirche. Bis ins 18./19. Jahrhundert hinein, war Schweden stark protestantisch geprägt, beispielsweise war Schweden eine der treibenden Kräfte im 30 jährigen Krieg als protestantische Macht. Natürlich ging es im 30-jährigen Krieg nicht nur um Religion, aber dennoch war hier insbesondere Schweden fanatisch lutheranisch. Deutschland (also die Region, in der der heutige Staat Deutschland ist) auf der anderen Seite ist durch die Reformation, den 30-jährigen Krieg und den darauf folgenden Frieden schon deutlich früher religiös liberal und tolerant geworden, weil die Vielfalt an Konfessionen und die traumatischen Erfahrungen des 30-jährigen Krieges zu einem relativen religiösen Frieden geführt hatte. Auch im Hinblick auf den Adel scheint mir die Behauptung eher fragwürdig zu sein.

Ja, das stimmt. Der 30-jährige Krieg hat insbesondere Schweden viel gekostet. Aber Deutschland auch. Und wenn ich nach Unterschieden gefragt werde, ist das also keiner. zwinkern

Das gesamte deutsche Mittelalter (also nicht nur 30 Jahre) war geprägt durch zahlreiche Konflike zwischen:

- Kaiser und Papst
- Katholiken und Protestanten

Beides gab es in dieser Intensität in Skandinavien nicht. Das spart gesellschaftliche Ressourcen.

Gerade im letzten Jahrhundert hat Deutschland nochmal enorme Mengen an gesellschaftlichen Ressourcen in die beiden Sackgassen Nationalsozialismus und real existierender Sozialismus gesteckt. Skandinavien konnte diese Energien in Lebensqualität investieren. Statt irgendwelchen großen Theorien nachzurennen, haben die Menschen dort einfach die Probleme vor ihrer Nase gelöst. Offenbar war das der bessere Ansatz.

#92: Re: Können wir uns den Kapitalismus noch leisten? Autor: TelliamedWohnort: Wanderer zwischen den Welten BeitragVerfasst am: 30.11.2012, 10:16
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Fake hat folgendes geschrieben:
Kival hat folgendes geschrieben:
Fake hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Fake hat folgendes geschrieben:
Ich sehe eine andere, viel elementarere Ursache: Trägheit. Meiner Ansicht nach DAS dominierende Prinzip menschlichen Verhaltens.

Äh... wie erklärt das jetzt die Differenz zwischen Deutschland und Skandinavien? Mit den Augen rollen

Bildung.

Vielleicht hat es Skandinavien auch leichter, weil es mit weniger historischen Altlasten (Adel, Kirche) zu kämpfen hat.


Hat es das? Formal gibt es in Schweden sogar noch eine Staatskirche. Bis ins 18./19. Jahrhundert hinein, war Schweden stark protestantisch geprägt, beispielsweise war Schweden eine der treibenden Kräfte im 30 jährigen Krieg als protestantische Macht. Natürlich ging es im 30-jährigen Krieg nicht nur um Religion, aber dennoch war hier insbesondere Schweden fanatisch lutheranisch. Deutschland (also die Region, in der der heutige Staat Deutschland ist) auf der anderen Seite ist durch die Reformation, den 30-jährigen Krieg und den darauf folgenden Frieden schon deutlich früher religiös liberal und tolerant geworden, weil die Vielfalt an Konfessionen und die traumatischen Erfahrungen des 30-jährigen Krieges zu einem relativen religiösen Frieden geführt hatte. Auch im Hinblick auf den Adel scheint mir die Behauptung eher fragwürdig zu sein.

Ja, das stimmt. Der 30-jährige Krieg hat insbesondere Schweden viel gekostet. Aber Deutschland auch. Und wenn ich nach Unterschieden gefragt werde, ist das also keiner. zwinkern

Das gesamte deutsche Mittelalter (also nicht nur 30 Jahre) war geprägt durch zahlreiche Konflike zwischen:

- Kaiser und Papst
- Katholiken und Protestanten

Beides gab es in dieser Intensität in Skandinavien nicht. Das spart gesellschaftliche Ressourcen.

Gerade im letzten Jahrhundert hat Deutschland nochmal enorme Mengen an gesellschaftlichen Ressourcen in die beiden Sackgassen Nationalsozialismus und real existierender Sozialismus gesteckt. Skandinavien konnte diese Energien in Lebensqualität investieren. Statt irgendwelchen großen Theorien nachzurennen, haben die Menschen dort einfach die Probleme vor ihrer Nase gelöst. Offenbar war das der bessere Ansatz.


Und Schweden hat seit Napoleons Zeiten eben auch keine Kriege mehr geführt. Das mit den Ressourcen geht ja noch in der Gegenwart weiter. Die Bundesregierungen seit Schröder/Fischer müssen aller Welt beweisen, dass "wir" auch militärisch mithalten und auch in den entferntesten Regionen mit schwerer Waffentechnik und piratensuchenden Kriegsschiffen vertreten sind. Und wieder fließen die Milliarden in diese Unternehmungen.

Nicht für umsonst gab es auch einmal im 17. Jahrhundert die Vorstellung, dass die Schweden am Zustandekommen der Schweiz beteiligt gewesen seien. Cool

#93: Re: Können wir uns den Kapitalismus noch leisten? Autor: ShadaikWohnort: MG BeitragVerfasst am: 30.11.2012, 22:54
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Telliamed hat folgendes geschrieben:
Fake hat folgendes geschrieben:
Kival hat folgendes geschrieben:
Fake hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Fake hat folgendes geschrieben:
Ich sehe eine andere, viel elementarere Ursache: Trägheit. Meiner Ansicht nach DAS dominierende Prinzip menschlichen Verhaltens.

Äh... wie erklärt das jetzt die Differenz zwischen Deutschland und Skandinavien? Mit den Augen rollen

Bildung.

Vielleicht hat es Skandinavien auch leichter, weil es mit weniger historischen Altlasten (Adel, Kirche) zu kämpfen hat.


Hat es das? Formal gibt es in Schweden sogar noch eine Staatskirche. Bis ins 18./19. Jahrhundert hinein, war Schweden stark protestantisch geprägt, beispielsweise war Schweden eine der treibenden Kräfte im 30 jährigen Krieg als protestantische Macht. Natürlich ging es im 30-jährigen Krieg nicht nur um Religion, aber dennoch war hier insbesondere Schweden fanatisch lutheranisch. Deutschland (also die Region, in der der heutige Staat Deutschland ist) auf der anderen Seite ist durch die Reformation, den 30-jährigen Krieg und den darauf folgenden Frieden schon deutlich früher religiös liberal und tolerant geworden, weil die Vielfalt an Konfessionen und die traumatischen Erfahrungen des 30-jährigen Krieges zu einem relativen religiösen Frieden geführt hatte. Auch im Hinblick auf den Adel scheint mir die Behauptung eher fragwürdig zu sein.

Ja, das stimmt. Der 30-jährige Krieg hat insbesondere Schweden viel gekostet. Aber Deutschland auch. Und wenn ich nach Unterschieden gefragt werde, ist das also keiner. zwinkern

Das gesamte deutsche Mittelalter (also nicht nur 30 Jahre) war geprägt durch zahlreiche Konflike zwischen:

- Kaiser und Papst
- Katholiken und Protestanten

Beides gab es in dieser Intensität in Skandinavien nicht. Das spart gesellschaftliche Ressourcen.

Gerade im letzten Jahrhundert hat Deutschland nochmal enorme Mengen an gesellschaftlichen Ressourcen in die beiden Sackgassen Nationalsozialismus und real existierender Sozialismus gesteckt. Skandinavien konnte diese Energien in Lebensqualität investieren. Statt irgendwelchen großen Theorien nachzurennen, haben die Menschen dort einfach die Probleme vor ihrer Nase gelöst. Offenbar war das der bessere Ansatz.


Und Schweden hat seit Napoleons Zeiten eben auch keine Kriege mehr geführt. Das mit den Ressourcen geht ja noch in der Gegenwart weiter. Die Bundesregierungen seit Schröder/Fischer müssen aller Welt beweisen, dass "wir" auch militärisch mithalten und auch in den entferntesten Regionen mit schwerer Waffentechnik und piratensuchenden Kriegsschiffen vertreten sind. Und wieder fließen die Milliarden in diese Unternehmungen.

Nicht für umsonst gab es auch einmal im 17. Jahrhundert die Vorstellung, dass die Schweden am Zustandekommen der Schweiz beteiligt gewesen seien. Cool
Wann genau sind wir von Skandinavien auf Schweden gewechselt?
Insbesondere Finnland hatte eine sehr bewegte Beteiligung am 2. Weltkrieg und die deutsch-dänische Geschichte ist überaus komplex. Über die norwegische Geschichte weiss ich wenig, aber dass das Land noch bei der Kapitulation der deutschen Wehrmacht komplett besetzt war lässt schon ahnen, dass die innenpolitische Geschichte Norwegens in dieser Zeit nicht uninteressant ist.
Dann ist da noch die ganze Geschichte mit der Einführung des Nynorsk, auch hochspannend. Und die Probleme mit nationalen Minderheiten, also Lappen und anderen Polarvölkern. Die Beteligung am Ostseehandel spätestens seit der Hanse, die Rolle als Russland-Anrainer im Kalten Krieg und so lustige Fußnoten der Geschichte wie das Streichholzmonopol.
Nur weil wir es nicht mitbekommen und der Geschichtsunterricht in Deutschland sich mit wenigen Ausnahmen auf Deutschland konzentriert heisst das noch lange nicht, dass anderswo nichts passiert ist.

#94:  Autor: Kival BeitragVerfasst am: 30.11.2012, 23:43
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Finnland gehört nicht zu Skandinavien zwinkern Schweden war nur ein Beispiel dafür, dass Fakes Aussage so keinen Sinn macht. Ich kenne mich halt bei Schweden besser aus, als beim Rest. zwinkern

#95:  Autor: AdvocatusDiaboliWohnort: München BeitragVerfasst am: 01.12.2012, 18:26
    —
Billigtextilien: Gutes Gewissen kostet extra


Zitat:

Kleider, die mit ausbeuterischen Löhnen und vielen Schadstoffen hergestellt werden, gibt es zuhauf in deutschen Geschäften. Beim Spontankauf sieht man allerdings nicht, ob Kinderhände die Jeans gebleicht haben und der Lohn der Näherin zum Leben reicht. Sozial und ökologisch produzierte Mode ist schwer zu finden. Ein kleiner Einkaufsführer

#96:  Autor: Fake BeitragVerfasst am: 03.12.2012, 10:08
    —
Shadaik hat folgendes geschrieben:
Wann genau sind wir von Skandinavien auf Schweden gewechselt?

Noch besser wäre die Frage gewesen: was hat Skandinavien mit dem Thema zu tun? Lachen

Ich glaube wir waren bei meiner These, dass Trägheit eines der dominierenden Prinzipien menschlichen Verhaltens sei und daher mitverantwortlich dafür, dass Menschen nicht so viel für würdige Arbeitsverhältnisse weltweit tun, wie sie tun könnten.

#97:  Autor: AlchemistWohnort: Hamburg BeitragVerfasst am: 03.12.2012, 10:28
    —
AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben:
Billigtextilien: Gutes Gewissen kostet extra


Zitat:

Kleider, die mit ausbeuterischen Löhnen und vielen Schadstoffen hergestellt werden, gibt es zuhauf in deutschen Geschäften. Beim Spontankauf sieht man allerdings nicht, ob Kinderhände die Jeans gebleicht haben und der Lohn der Näherin zum Leben reicht. Sozial und ökologisch produzierte Mode ist schwer zu finden. Ein kleiner Einkaufsführer


Ich kaufe keine Billigkleidung. naja, jedenfalls ist fast nichts was ich anhabe in den ostasiatischen Ländern gefertigt.
Ob das nun besser ist weiß ich nicht, ich hoffe es jedenfalls.

#98:  Autor: ShadaikWohnort: MG BeitragVerfasst am: 03.12.2012, 11:48
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Fake hat folgendes geschrieben:
Shadaik hat folgendes geschrieben:
Wann genau sind wir von Skandinavien auf Schweden gewechselt?

Noch besser wäre die Frage gewesen: was hat Skandinavien mit dem Thema zu tun? Lachen

Ich glaube wir waren bei meiner These, dass Trägheit eines der dominierenden Prinzipien menschlichen Verhaltens sei und daher mitverantwortlich dafür, dass Menschen nicht so viel für würdige Arbeitsverhältnisse weltweit tun, wie sie tun könnten.
Ich behaupte das selbe von der UNgeduld. Und nu?

#99:  Autor: fwoWohnort: im Speckgürtel BeitragVerfasst am: 03.12.2012, 12:36
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Alchemist hat folgendes geschrieben:
....
Ich kaufe keine Billigkleidung. naja, jedenfalls ist fast nichts was ich anhabe in den ostasiatischen Ländern gefertigt. ....

Zumindest glaubst Du das. Es ist nur leider so, dass der Preis der Ware, die Du anhast, im Normalfall hauptsächlich vom Image des Herstellers bestimmt wird. Es kann sogar sein, muss aber nicht, dass der "Edelhersteller" teurere Materialien nimmt. Aber es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Näherinnen, die das Teil zusammensetzen, gerade vorher einen Auftrag für irgendein Billigstlabel abgearbeitet haben. Es gibt eigentlich nur noch sehr kleine Label, die es sich leisten, nicht dort arbeiten zu lassen.

fwo

#100:  Autor: Fake BeitragVerfasst am: 03.12.2012, 12:51
    —
Shadaik hat folgendes geschrieben:
Fake hat folgendes geschrieben:
Shadaik hat folgendes geschrieben:
Wann genau sind wir von Skandinavien auf Schweden gewechselt?

Noch besser wäre die Frage gewesen: was hat Skandinavien mit dem Thema zu tun? Lachen

Ich glaube wir waren bei meiner These, dass Trägheit eines der dominierenden Prinzipien menschlichen Verhaltens sei und daher mitverantwortlich dafür, dass Menschen nicht so viel für würdige Arbeitsverhältnisse weltweit tun, wie sie tun könnten.
Ich behaupte das selbe von der UNgeduld. Und nu?

Nun müsstest du, genau wie ich es getan habe, darlegen warum Ungeduld deiner Meinung nach dazu beitragen kann, dass Menschen nicht so viel für würdige Arbeitsverhältnisse weltweit tun, wie sie tun könnten. Ich würde eher das Gegenteil vermuten. Ungeduld führt zu Aktionismus und er führt tendentiell eher zu Veränderungen. Für den Stillstand, den zu erklären wir hier gerade versuchen, ist Ungeduld daher ungeeignet.

#101:  Autor: AlchemistWohnort: Hamburg BeitragVerfasst am: 03.12.2012, 13:00
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fwo hat folgendes geschrieben:
Alchemist hat folgendes geschrieben:
....
Ich kaufe keine Billigkleidung. naja, jedenfalls ist fast nichts was ich anhabe in den ostasiatischen Ländern gefertigt. ....

Zumindest glaubst Du das. Es ist nur leider so, dass der Preis der Ware, die Du anhast, im Normalfall hauptsächlich vom Image des Herstellers bestimmt wird. Es kann sogar sein, muss aber nicht, dass der "Edelhersteller" teurere Materialien nimmt. Aber es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Näherinnen, die das Teil zusammensetzen, gerade vorher einen Auftrag für irgendein Billigstlabel abgearbeitet haben. Es gibt eigentlich nur noch sehr kleine Label, die es sich leisten, nicht dort arbeiten zu lassen.

fwo


Wieso? Kann ich nicht mehr auf "Made in..." vertrauen?

#102:  Autor: fwoWohnort: im Speckgürtel BeitragVerfasst am: 03.12.2012, 14:17
    —
Alchemist hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
Alchemist hat folgendes geschrieben:
....
Ich kaufe keine Billigkleidung. naja, jedenfalls ist fast nichts was ich anhabe in den ostasiatischen Ländern gefertigt. ....

Zumindest glaubst Du das. Es ist nur leider so, dass der Preis der Ware, die Du anhast, im Normalfall hauptsächlich vom Image des Herstellers bestimmt wird. Es kann sogar sein, muss aber nicht, dass der "Edelhersteller" teurere Materialien nimmt. Aber es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Näherinnen, die das Teil zusammensetzen, gerade vorher einen Auftrag für irgendein Billigstlabel abgearbeitet haben. Es gibt eigentlich nur noch sehr kleine Label, die es sich leisten, nicht dort arbeiten zu lassen.

fwo


Wieso? Kann ich nicht mehr auf "Made in..." vertrauen?

Nein. Um das reinsetzten zu können, reicht es mW, das Firmenlabel einzunähen oder solche aufregenden Produktionsprozesse zu gestalten wie das Zusammenführen einer Jacke und einer Hose zum Ensemble Anzug. Auch "italienische Schuhe" stammen heute nicht mehr wirklich aus Italien.

Außerdem hast Du, wenn Du genau hinsiehst, auch bei Edelmarken nicht mehr unbedingt ein "Made in ..." sondern statt dessen auch mal ein "Made for ....". Ist mir irgendwann einmal bei Fjällräven aufgefallen, als ich das Zeug in Schweden kaufen wollte.

Vergleich es mit Pistazien. Seit der Handel mitbekommen hat, dass die schlechter laufen, wenn sie aus dem Iran kommen, kommen sie aus Deutschland. Das ist das Land, in dem sie eingetütet werden. Und das Eintüten schafft ein neues Produkt.

fwo

#103:  Autor: Xamanoth BeitragVerfasst am: 03.12.2012, 14:29
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Einige hochpreisige englische Traditionsmarken (Churchs; Burberry; Barbour) fertigen inzwischen ebenfalls in fernost.

Es ist wirklich schwer, qualitätsware noch zu erkennen. Ich bin daher inzwischen zu einem erheblichen Teil auf Maßkleidung (also Maßkonfektion) umgestiegen, bei den hemden weiß ich immerhin, dass sie aus der Schweiz oder Spanien kommen.

Ansonsten hilft nur ausgiebige Internetrecherche (bei einigen Londoner Traditionsausstattern besteht noch die Chance auf europäische Herstellung; ebenso z.B. bei Manufactum). Oder der Umstieg auf second Hand (lohnt sich - wenn man z.B. eine echt klassische Wachsjacke will)

#104:  Autor: ShadaikWohnort: MG BeitragVerfasst am: 05.12.2012, 14:13
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Fake hat folgendes geschrieben:
Shadaik hat folgendes geschrieben:
Fake hat folgendes geschrieben:
Shadaik hat folgendes geschrieben:
Wann genau sind wir von Skandinavien auf Schweden gewechselt?

Noch besser wäre die Frage gewesen: was hat Skandinavien mit dem Thema zu tun? Lachen

Ich glaube wir waren bei meiner These, dass Trägheit eines der dominierenden Prinzipien menschlichen Verhaltens sei und daher mitverantwortlich dafür, dass Menschen nicht so viel für würdige Arbeitsverhältnisse weltweit tun, wie sie tun könnten.
Ich behaupte das selbe von der UNgeduld. Und nu?

Nun müsstest du, genau wie ich es getan habe, darlegen warum Ungeduld deiner Meinung nach dazu beitragen kann, dass Menschen nicht so viel für würdige Arbeitsverhältnisse weltweit tun, wie sie tun könnten. Ich würde eher das Gegenteil vermuten. Ungeduld führt zu Aktionismus und er führt tendentiell eher zu Veränderungen. Für den Stillstand, den zu erklären wir hier gerade versuchen, ist Ungeduld daher ungeeignet.
Du hast das begründet? Hab ich nicht gesehen, wie denn?

Aber kurz: Ungeduld führt zu Kurzsichtigkeit, wodurch viele Vorhaben, die eher langfristig wirken (dafür aber umso stärker) verhindert, aufgehalten oder vergessen werden. Insbesondere in der Politik sehe ich sowas immer wieder, Großprojekte werden da zerschossen bevor auch nur der 1. Stein liegt weil sie noch keine Ergebnisse gebracht haben. Für Beispiele nehme man einfach eines der Pamphlete vom Bund der Steuerzahler zur Hand.

#105:  Autor: StickyWohnort: Am Arsch der Welt anstatt am Busen der Natur! BeitragVerfasst am: 08.01.2013, 11:27
    —
Project Syndicate: Die moralischen Grenzen der Märkte

http://www.project-syndicate.org/commentary/what-money-can-t-buy-by-michael-j--sandel/german

#106:  Autor: zelig BeitragVerfasst am: 04.07.2015, 10:28
    —
Ich nehme Bezug auf diese Teildiskussion, in der die Hoffnung auf Überwindung unserer Art zu wirtschaften skeptisch beurteilt wurde:
http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=2005527#2005527

In der SZ ist ein lesenswertes Interview mit dem Biophilosophen Eckart Voland erschienen, in dem die Skepsis gut begründet wird.

http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/reden-wir-ueber-geld-die-gier-ist-aelter-als-der-kapitalismus-1.2547695


Zitat:
Welches Wirtschaftssystem entspricht am ehesten der Natur des Menschen?

Jedes Wirtschaftssystem muss, wenn es stabil sein will, andocken an die Natur des Menschen. Die spannende Frage ist die: Welche Prädispositionen, die unsere menschliche Natur ausmachen, werden vom Kapitalismus aufgegriffen? Oder anders gefragt: Worauf gründet der Kapitalismus seinen momentanen Erfolg?

Und?

Der Kapitalismus bedient den Nutzen- und den Marktgedanken. Die Fähigkeit, Märkte zu schaffen und zu nutzen, ist in uns angelegt. Sogar im Tierreich gibt es Märkte zum Beispiel bei Primaten. Der eine pflegt dem anderen das Fell und wird dafür anderweitig entlohnt, etwa mit Unterstützung in Rangauseinandersetzungen, mit sexuellen Diensten oder mit Futter. Dabei handeln die Affen, und auch die Menschen vor der Erfindung des Geldes, zunächst altruistisch, denn sie gehen in Vorleistung und somit das Risiko ein, keine Gegenleistung zu erhalten.

Aber man könnte doch auch mit unserem Trieb zur Kooperation argumentieren. Dann wären vielleicht Sozialismus oder Kommunismus die geeigneteren Wirtschaftsmodelle.

In kleinen Gemeinschaften, in denen jeder jeden kennt und jedem vertraut, sind kommunistische Systeme in der Tat möglich, weil hier Eigennutz und Gemeinwohl nahezu identisch sind. Die Amish people sind so ein Beispiel. Es bedarf allerdings einer Kontrollinstanz. Bei den Amish ist das die Religion. In größeren Verbänden funktioniert das so nicht. Denn sowohl Sozialismus als auch Kommunismus ignorieren etwas, das in den Sozialwissenschaften inzwischen als Grundbedingung unserer Existenz gesehen wird: das Sozialdilemma.

Was bedeutet das?

Dass in einem Konflikt zwischen Eigennutz und Wohlfahrt des Ganzen mit größerer Wahrscheinlichkeit der Eigennutz gewinnt. Es mag zwar sein, dass die beste aller Lösungen darin besteht, dass alle sich kooperativ verhalten, aber derjenige, der schwarzfährt, hat einen Vorteil gegenüber allen. Er kann Bahn fahren, leistet aber selbst keinen Beitrag. Diese Situation kann man in Öffentliche-Güter-Spielen experimentell nachempfinden. Hat man tausendfach getan. Es kommt immer dasselbe raus: Kooperation ist aus sich heraus nicht stabil. Das ist das, was in sozialistischen Systemen nicht beachtet wurde. Oder nicht gewusst. Oder nicht gewusst werden wollte. Man hatte eine falsche Vorstellung von der Natur des Menschen.



Kleiner Seitenhieb:

Zitat:
Aber Löwen jagen doch auch im Rudel.

Natürlich gibt es auch Kooperationen im Tierreich, aber wir Menschen haben das perfektioniert. Wir haben sogar den unglaublichen Trick erfunden, über Kooperation zu konkurrieren, etwa wenn wir uns zusammenschließen, um gegen das Nachbardorf zu kämpfen. Und das auf der Basis einer bemerkenswerten Eigenschaft, nämlich der Fähigkeit zur doppelten Moral: Solidarität nach innen, Aggressionsbereitschaft nach außen.

#107:  Autor: AdvocatusDiaboliWohnort: München BeitragVerfasst am: 04.07.2015, 13:07
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zelig hat folgendes geschrieben:
Ich nehme Bezug auf diese Teildiskussion, in der die Hoffnung auf Überwindung unserer Art zu wirtschaften skeptisch beurteilt wurde:
http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=2005527#2005527

In der SZ ist ein lesenswertes Interview mit dem Biophilosophen Eckart Voland erschienen, in dem die Skepsis gut begründet wird.

http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/reden-wir-ueber-geld-die-gier-ist-aelter-als-der-kapitalismus-1.2547695


Zitat:
Welches Wirtschaftssystem entspricht am ehesten der Natur des Menschen?

Jedes Wirtschaftssystem muss, wenn es stabil sein will, andocken an die Natur des Menschen. Die spannende Frage ist die: Welche Prädispositionen, die unsere menschliche Natur ausmachen, werden vom Kapitalismus aufgegriffen? Oder anders gefragt: Worauf gründet der Kapitalismus seinen momentanen Erfolg?

Und?

Der Kapitalismus bedient den Nutzen- und den Marktgedanken. Die Fähigkeit, Märkte zu schaffen und zu nutzen, ist in uns angelegt. Sogar im Tierreich gibt es Märkte zum Beispiel bei Primaten. Der eine pflegt dem anderen das Fell und wird dafür anderweitig entlohnt, etwa mit Unterstützung in Rangauseinandersetzungen, mit sexuellen Diensten oder mit Futter. Dabei handeln die Affen, und auch die Menschen vor der Erfindung des Geldes, zunächst altruistisch, denn sie gehen in Vorleistung und somit das Risiko ein, keine Gegenleistung zu erhalten.

Aber man könnte doch auch mit unserem Trieb zur Kooperation argumentieren. Dann wären vielleicht Sozialismus oder Kommunismus die geeigneteren Wirtschaftsmodelle.

In kleinen Gemeinschaften, in denen jeder jeden kennt und jedem vertraut, sind kommunistische Systeme in der Tat möglich, weil hier Eigennutz und Gemeinwohl nahezu identisch sind. Die Amish people sind so ein Beispiel. Es bedarf allerdings einer Kontrollinstanz. Bei den Amish ist das die Religion. In größeren Verbänden funktioniert das so nicht. Denn sowohl Sozialismus als auch Kommunismus ignorieren etwas, das in den Sozialwissenschaften inzwischen als Grundbedingung unserer Existenz gesehen wird: das Sozialdilemma.

Was bedeutet das?

Dass in einem Konflikt zwischen Eigennutz und Wohlfahrt des Ganzen mit größerer Wahrscheinlichkeit der Eigennutz gewinnt. Es mag zwar sein, dass die beste aller Lösungen darin besteht, dass alle sich kooperativ verhalten, aber derjenige, der schwarzfährt, hat einen Vorteil gegenüber allen. Er kann Bahn fahren, leistet aber selbst keinen Beitrag. Diese Situation kann man in Öffentliche-Güter-Spielen experimentell nachempfinden. Hat man tausendfach getan. Es kommt immer dasselbe raus: Kooperation ist aus sich heraus nicht stabil. Das ist das, was in sozialistischen Systemen nicht beachtet wurde. Oder nicht gewusst. Oder nicht gewusst werden wollte. Man hatte eine falsche Vorstellung von der Natur des Menschen.



Kleiner Seitenhieb:

Zitat:
Aber Löwen jagen doch auch im Rudel.

Natürlich gibt es auch Kooperationen im Tierreich, aber wir Menschen haben das perfektioniert. Wir haben sogar den unglaublichen Trick erfunden, über Kooperation zu konkurrieren, etwa wenn wir uns zusammenschließen, um gegen das Nachbardorf zu kämpfen. Und das auf der Basis einer bemerkenswerten Eigenschaft, nämlich der Fähigkeit zur doppelten Moral: Solidarität nach innen, Aggressionsbereitschaft nach außen.


Folgt man seinem Denken von der Natur des Menschen, so reicht bereits ein solidarischer, altruistischer Mensch als Gegenbeispiel für seine ganze Kapitalismusphilosophie aus. Denn wenn in einem Menschen die Fähigkeit zu altruistischem Handeln vorhanden ist, so ist sie in allen vorhanden. Was er beobachtet, sind historische Entwicklungen von menschlichen Gesellschaften. Wie die Gesellschaften geworden sind, verrät nur wenig darüber, wie sie sein könnten. In einer solidarischen Gemeinschaft (um den Begriff fortzuführen) würde antikooperatives Verhalten negativ sanktioniert. Bei den Amish funktioniert das über die strafende Religion, in einer kommunistischen Gesellschaft würde das über die soziale Akzeptanz und ökonomische Beteiligung führen. Kooperatives Verhalten ist in kapitalistischen Gemeinschaften der Jetztzeit allein auf persönlicher Ebene möglich, da besteht bei übermäßigem, unsolidarischem Ehrgeiz keine Gefahr, Strafen zu fürchten, wenn man sich an die Gesetze hält (oder sich einen guten Anwalt leisten kann). Man nennt solche Typen Bonzen, Heuschrecke, Arschloch, aber das tangiert solche Leute halt nur peripher, da sie innerhalb ihrer Klasse durch pekuniären Gewinn an Prestige gewinnen - und natürlich über finanzielle Mittel verfügen, antikooperatives Handeln sich leisten zu können. Das ginge in einer kommunistischen Gesellschaft schon einmal gar nicht. Darum sagt das Beispiel vom Schwarzfahrer nichts über die Möglichkeiten des Menschen zur Kooperation aus, sondern beschreibt nur ein historisch gewachsenes Phänomen. Es gibt übrigens auch Schwarzfahrer, die fordern, öffentliche Verkehrsmittel kostenlos verfügbar zu machen. Was schon eine solidarische Forderung ist. Mich überzeugt dieser Biophilosoph durch die vorgebrachten Argumente nicht.

#108:  Autor: fwoWohnort: im Speckgürtel BeitragVerfasst am: 04.07.2015, 14:33
    —
AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben:
....
Folgt man seinem Denken von der Natur des Menschen, so reicht bereits ein solidarischer, altruistischer Mensch als Gegenbeispiel für seine ganze Kapitalismusphilosophie aus. Denn wenn in einem Menschen die Fähigkeit zu altruistischem Handeln vorhanden ist, so ist sie in allen vorhanden. ....

Jetzt bist Du allerdings dabei, in einer Weise zu generalisieren, die sich selbst erschlägt. Denn dann müsste auch umgekehrt gelten: Sobald wir ein richtiges Arschloch haben, steht fest, dass die Fähigkeit dazu bei allen vorhanden ist - wir werden also aus den Arschlochgesellschaften nie herauskommen.

Einzelne Beispiele sagen bei einem so variablen Wesen wie dem Menschen nur etwas über die Streuung und geben wenig Auskunft zu den grundsätzlich verwirklichbaren Möglichkeiten, sofern diese alle betreffen.

Dass Voland bei mir im Wesentlichen offene Türen einrennt, brauch ich nicht nicht weiter zu begründen (wissen ja eh alle schon beim Namen fwo, was von dem Post zu erwarten ist Smilie da ist allerdings ein Absatz, den ich nicht so gut fand:
Voland zum Thema Eigennutz hat folgendes geschrieben:
Diese Situation kann man in Öffentliche-Güter-Spielen experimentell nachempfinden. Hat man tausendfach getan. Es kommt immer dasselbe raus: Kooperation ist aus sich heraus nicht stabil. Das ist das, was in sozialistischen Systemen nicht beachtet wurde. Oder nicht gewusst. Oder nicht gewusst werden wollte. Man hatte eine falsche Vorstellung von der Natur des Menschen.

Der Fehler, den er an dieser Stelle nmM macht, ist, dass er so tut, als hätte er mit diesen Experimenten "den Menschen" getestet. Das hat er natürlich nicht, sondern immer nur Menschen mit einer bestimmten Sozialisation. Und in der wird z.B. auch das Verhältnis des Einzelnen zur Gruppe, also seine Freiheiten wie auch seine Verpflichtungen der Gruppe gegenüber geprägt.

Was er in meinen Augen richtig betont, ist, dass die Kooperation immer zur Gruppe gehört, und überhaupt keinen Widerspruch dardarstellt, eine andere Gruppe zu unterwerfen. Was mir an der Stelle allerdings fehlte, war ein Hinweis auf die Tatsache, dass die Definition der Gruppe eine kulturelle ist - seit 150? Jahren kennen die Menschen plötzlich soetwas wie ein Nationalgefühl. Die Frage ist, ob es da Grenzen gibt oder ob wir lernen können, die ganze Menschheit als Gruppe zu empfinden, rein intellektuell haben wir diesen Akt ja schon durch die Formulierung der allgemeinen Menscherechte geleistet.

Ceterum censeo .....
Was mir in diesem grundsätzlichen Zusammenhang, der Betrachtung der Grenze des kulturell Möglichen, auch noch fehlte, war der Hinweis auf das weltweite Experiment bei der Ablösung der Religionen, das wir gerade veranstalten, auch ohne dass sich viele dessen bewusst sind: Die Ablösung der Kirchen findet ja nicht an den Universitäten und durch die wissenschaftliche Forschung statt, sondern in den Schulen, die den Kirchen die Aufgabe der Tradition der Kultur abgenommen haben.

An der Stelle besteht in meinen Augen auch noch ein gewaltiger Optimierungsbedarf, in der Tätigkeit, den Kindern das Regelwerk der Gemeinschaft auch auf der Gefühlsebene zu vermitteln. Erst wenn wir das geschafft haben, werden wir abschätzen können, wie weit unsere kulturellen Möglichkeiten "den Menschen" zu verändern, wirklich gehen.

#109:  Autor: fwoWohnort: im Speckgürtel BeitragVerfasst am: 04.07.2015, 17:07
    —
zelig hat folgendes geschrieben:
.....Kleiner Seitenhieb:

Zitat:
Aber Löwen jagen doch auch im Rudel.

Natürlich gibt es auch Kooperationen im Tierreich, aber wir Menschen haben das perfektioniert. Wir haben sogar den unglaublichen Trick erfunden, über Kooperation zu konkurrieren, etwa wenn wir uns zusammenschließen, um gegen das Nachbardorf zu kämpfen. Und das auf der Basis einer bemerkenswerten Eigenschaft, nämlich der Fähigkeit zur doppelten Moral: Solidarität nach innen, Aggressionsbereitschaft nach außen.

Wobei das nicht wirklich eine doppelte Moral ist: Moral ist das Regelwerk innerhalb der Gruppe.

Und dass einige Europäer die gesamte Menschheit als eine Gruppe gedacht haben ( >allgemeine Menschenrechte), heißt nicht, dass alle so empfinden. Im Gegenteil: Eine Moral, die von außen kommt, wird als Agression empfunden; Wir empfinden es als Aggression, wenn wir über die Götter, die für uns keine sind, nicht lachen dürfen, wie die, für die es noch Götter sind, unser Gelächter als die gleiche Aggression empfinden wie die Regel, die uns das erlaubt.

#110:  Autor: unquest BeitragVerfasst am: 04.07.2015, 22:15
    —
AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben:
... Wie die Gesellschaften geworden sind, verrät nur wenig darüber, wie sie sein könnten.


Und genau mit dieser Erkenntnis fangen die grössten gesellschaftlichen Probleme erst an. Denn meist wird nicht bedacht, was Hayek so schön formulierte:

Zitat:
„Kultur ist weder natürlich noch künstlich, weder genetisch übertragen noch rational geplant. Sie ist eine Tradition erlernter Verhaltensregeln, die niemals ‚erfunden„ wurden und deren Funktionen die handelnden Personen für gewöhnlich nicht verstehen.“


Das setzt der Bandbreite von Möglichkeiten enge Grenzen.

#111:  Autor: Samson83 BeitragVerfasst am: 04.07.2015, 22:34
    —
unquest hat folgendes geschrieben:
AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben:
... Wie die Gesellschaften geworden sind, verrät nur wenig darüber, wie sie sein könnten.


Und genau mit dieser Erkenntnis fangen die grössten gesellschaftlichen Probleme erst an. Denn meist wird nicht bedacht, was Hayek so schön formulierte:

Zitat:
„Kultur ist weder natürlich noch künstlich, weder genetisch übertragen noch rational geplant. Sie ist eine Tradition erlernter Verhaltensregeln, die niemals ‚erfunden„ wurden und deren Funktionen die handelnden Personen für gewöhnlich nicht verstehen.“


Das setzt der Bandbreite von Möglichkeiten enge Grenzen.

Es gehört sich, in einem solchen Zitat Werk und Seitenzahl zu benennen.

#112:  Autor: schtonk BeitragVerfasst am: 04.07.2015, 22:41
    —
Samson83 hat folgendes geschrieben:
unquest hat folgendes geschrieben:
AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben:
... Wie die Gesellschaften geworden sind, verrät nur wenig darüber, wie sie sein könnten.


Und genau mit dieser Erkenntnis fangen die grössten gesellschaftlichen Probleme erst an. Denn meist wird nicht bedacht, was Hayek so schön formulierte:

Zitat:
„Kultur ist weder natürlich noch künstlich, weder genetisch übertragen noch rational geplant. Sie ist eine Tradition erlernter Verhaltensregeln, die niemals ‚erfunden„ wurden und deren Funktionen die handelnden Personen für gewöhnlich nicht verstehen.“


Das setzt der Bandbreite von Möglichkeiten enge Grenzen.

Es gehört sich, in einem solchen Zitat Werk und Seitenzahl zu benennen.

Das wäre korrekte Zitierweise, ja.

#113:  Autor: unquest BeitragVerfasst am: 04.07.2015, 22:41
    —
Samson83 hat folgendes geschrieben:
unquest hat folgendes geschrieben:
AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben:
... Wie die Gesellschaften geworden sind, verrät nur wenig darüber, wie sie sein könnten.


Und genau mit dieser Erkenntnis fangen die grössten gesellschaftlichen Probleme erst an. Denn meist wird nicht bedacht, was Hayek so schön formulierte:

Zitat:
„Kultur ist weder natürlich noch künstlich, weder genetisch übertragen noch rational geplant. Sie ist eine Tradition erlernter Verhaltensregeln, die niemals ‚erfunden„ wurden und deren Funktionen die handelnden Personen für gewöhnlich nicht verstehen.“


Das setzt der Bandbreite von Möglichkeiten enge Grenzen.

Es gehört sich, in einem solchen Zitat Werk und Seitenzahl zu benennen.

Verzeihung

Friedrich A. von Hayek, Gesammelte Schriften in deutscher Sprache
Abt. B Band 4: Recht, Gesetz und Freiheit. Eine Neufassung der liberalen Grundsätze der Gerechtigkeit und der politischen Ökonomie
Hrsg. v. Viktor Vanberg. Übers.v. Monika Streissler
2003
S. 462
Erster Absatz

#114:  Autor: zelig BeitragVerfasst am: 05.07.2015, 10:31
    —
Ich schließe mich der Kritik teilweise an, sehe das Problem allerdings hauptsächlich bei der fragwürdigen Vereinnahmung des Faktors Stabilität. Daß Überlegungen zu einem guten Wirtschaftssystem die Natur des Menschen nicht unberücksichtigt lassen darf, halte ich dagegen für richtig.

#115:  Autor: Bliss BeitragVerfasst am: 05.07.2015, 21:06
    —
Ich glaube dass der Mensch zu ziemlich viel fähig ist, sowohl zum Guten wie zum Schlechten. Wenn ich mir anschaue, was sozialer Druck leisten kann z.B. durch Amnesty International bin ich jedes mal wieder erstaunt.

Wir haben einfach noch nicht die richtigen Strukturen gefunden.

Wenn ich eine 30km/h Zone baue und keine Schilder aufstelle fährt keine Sau 30. Wenn ich Schilder aufstelle fahren 30% 30km/h, 60% 40km/h und 10% 50 km/h.
Stelle ich einen Blitzer auf fahren zumindest alle am Blitzer 30.
Bau ich die Straße aber kurvig oder füge Verkehrsinseln ein, sodass es unangenehm wird schneller als 30 zu fahren, halten sich plötzlich die meisten dran.

Wir haben einfach noch keinen sozialen Kontrollmechanismus für große Gruppen gefunden.

Stellt euch mal vor auf jedem Produkt gäbe es ein Video, dass den ganzen Herstellungsprozess zeigen würde. Wie viele Menschen würden wohl weiterhin die billigsten und dreckigsten Produkte kaufen?

#116:  Autor: AdvocatusDiaboliWohnort: München BeitragVerfasst am: 15.08.2015, 13:20
    —
"Freiheit ist kapitalistischer Mainstream"
Zitat:
Die Mittelschicht schafft sich ab, Bildungsabschlüsse verlieren an Wert, und der Neoliberalismus vereinnahmt selbst diejenigen, die ihn bekämpfen sollten – beste Voraussetzungen, um das ganze Gesellschaftssystem ins Wanken zu bringen, meint die Soziologin Cornelia Koppetsch.


Zitat:
Sie schreiben, dass vor allem die Mittelschicht sich das eigene Grab schaufelt. Wie das?
Der Finanzmarktkapitalismus beinhaltet, dass die Finanzmarktakteure in die Unternehmenspolitik eingreifen – im Sinne einer Maximierung von Gewinn. Das geschieht über den Shareholder-Value: Die Mittelschichtsbürger, die ein bisschen Vermögen haben und dieses, weil sie auf dem Sparbuch nichts mehr bekommen, an der Börse anlegen, sind mit dafür verantwortlich, dass bestimmte Jobs immer prekärer werden: Wenn Unternehmen in wachsendem Maße durch Aktionäre und Fondsgesellschaften kontrolliert werden, orientieren sie sich an kurzfristigen Gewinnmöglichkeiten und versuchen vor allem, die Kosten für Arbeit zu senken. Es ist billiger, Arbeitnehmer befristet zu beschäftigen und beispielsweise Leiharbeiter einzustellen. So trägt jeder Shareholder zur Aushöhlung der Arbeitnehmerschaft bei.



Zitat:

Sind die Kreativen also jetzt treue Diener des Neoliberalismus?

Ich glaube ja. Und das ist der Trick an der Sache. Das haben die französischen Sozialwissenschaftler Luc Boltanski und Ève Chiapello in ihrem Werk Der neue Geist des Kapitalismus herausgearbeitet: Die einst gegenkulturell formulierten Ideale wie Autonomie, Emanzipation, Eigenverantwortung, Freiheit, Kreativität sind vom kapitalistischen Mainstream vereinnahmt worden. Sie enthalten kein Widerstandspotenzial mehr. So erkläre ich mir auch die Wiederkehr der Konformität, den Neokonservatismus: als Abwehr von neoliberalen Freiheitszumutungen. Kreativ zu sein und eigenverantwortlich zu handeln ist heute nicht mehr subversiv, sondern gehört zu den von Arbeitgebern geforderten Tugenden. Diese Attribute sind auf die Seite des Kapitalismus gewandert. Deshalb sagen gerade jüngere Menschen jetzt: Wir möchten nicht mehr frei sein, wir möchten Tradition. Sicherheit. Etwas, was bleibt. Gesetze und Verbote. Das, was heute knapp und kostbar erscheint, ist nicht mehr die Freiheit, sondern die Bindung. Sicherheit. Manchmal führt dies zu regelrechten Abwehrreaktionen: Alles, was die Achtundsechziger-Generation als Werte eingeführt hat – sexuelle Toleranz, Vielfalt, Befreiung –, wird verteufelt. Nicht nur bei den Rechten, auch in der sogenannten Mehrheitsklasse, im Mainstream der Bevölkerung.


Interessante Aussagen, über die sich nachzudenken lohnt... das ganze Interview mit der Soziologin Koppetsch ist zu empfehlen, ich habe nur zwei Punkte exemplarisch ausgewählt.

#117:  Autor: Tarvoc BeitragVerfasst am: 15.08.2015, 18:09
    —
Sticky hat folgendes geschrieben:
Project Syndicate: Die moralischen Grenzen der Märkte

http://www.project-syndicate.org/commentary/what-money-can-t-buy-by-michael-j--sandel/german

Zitat:
Fast unbemerkt haben wir einen Wandel von einer Gesellschaft mit einer Marktwirtschaft zur Marktgesellschaft durchlaufen.

Das ist kein "Wandel", sondern lediglich die schrittweise Vollendung von Trends, die einer "Gesellschaft mit einer Martwirtschaft" ohnehin von Anfang an innewohnen.

Zitat:
Der Unterschied zwischen beiden ist Folgender: Eine Marktwirtschaft ist ein Instrument.

Ein Markt ist kein Instrument. In dem Moment, wo wir bewusst entscheiden können, wie wir wirtschaften wollen, haben wir bereits Planwirtschaft. Der Autor tut ohnehin die ganze Zeit so, als wäre die Marktwirtschaft schon Planwirtschaft, und als wäre die Warenwerdung von Produkten etwas, das sich gesellschaftlich planen ließe. Er fantasiert sich eine "Plan-Marktwirtschaft".

#118:  Autor: WilsonWohnort: Swift Tuttle BeitragVerfasst am: 18.08.2015, 11:46
    —
http://www.titanic-magazin.de/news/gaertners-kritisches-sonntagsfruehstueck-designerstaat-mit-einbaukueche-7493/
Zitat:
Wenn der Tag lang ist und die Wochenendausgabe der superliberalen Zeitung dick genug, kann man, so ca. auf S. 45, ganz erstaunliche Dinge lesen: „Schon 2011 schrieb ausgerechnet der autorisierte Biograph Margaret Thatchers, Charles Moore: ,Ich beginne zu glauben, daß die Linke recht hat.’ Eines der großen Argumente der Linken sei ja, so Moore, ,daß das, was die Rechte den freien Markt nennt, ein ziemlicher Schwindel ist’. Die Reichen betrieben ,ein globales System, das ihnen erlaubt, Kapital anzuhäufen und geringstmöglichen Preis für Arbeitskraft zu bezahlen(...)

#119:  Autor: AdvocatusDiaboliWohnort: München BeitragVerfasst am: 27.01.2017, 23:20
    —
Ein Interview mit dem Soziologen Lessenich über Externalisierung: http://www.sueddeutsche.de/kultur/soziologe-stephan-lessenich-im-gespraech-wer-fuer-unseren-konsum-zahlt-1.3215858

Zitat:
Externalisierungsgesellschaft - das ist einerseits eine Zeitdiagnose, die aber weiter zurückgreift. Die moderne kapitalistische Gesellschaft beruht seit 500 Jahren darauf, dass sie die Kosten ihrer Produktions-, Arbeits- und Lebensweise in andere Weltgegenden auslagert. Gegenwärtig leben wir andererseits in einer Situation, in der das auf uns zurückschlägt. Den Preis für die Externalisierung haben sehr lange fast ausschließlich Dritte bezahlt. Es könnte sein, dass wir zukünftig stärker zur Kasse gebeten werden.

Das müssen sie mir genauer erklären. Was externalisiere ich als normaler Angestellter denn?

In meinem Buch arbeite ich mit möglichst verschiedenen Beispielen für die Auslagerung von Kosten unserer Lebensweise. Denken Sie an die Textilindustrie, etwa in Bangladesch. Dort herrschen nicht nur übelste Arbeitsbedingungen, von denen wir ab und an mal lesen, wenn es zu Bränden kommt. Diese Textilproduktion ist auch ausgesprochen umweltschädlich. Eine solche Produktion haben wir vor Jahrzehnten selbst betrieben. Inzwischen lagern wir die schmutzige Produktion aus und verbessern damit die Ökobilanz hier zu Hause.

Wir lagern auch unseren Flächenbedarf aus. Wir sind ja irgendwie ganz stolz, dass wir keine agrarische Gesellschaft sind. Aber allein, um den Sojabedarf dieses Landes für ein Jahr zu decken, braucht man die Fläche von Hessen. Das findet dann aber nicht in Deutschland statt. Die Fläche von Hessen wird in Argentinien bebaut. Das zerstört dort gewachsene ökonomische Strukturen, führt zu massiven Umweltschäden, zu einer Schieflage der Wirtschaftsstruktur. Schon mit Ihrem Sojakonsum partizipieren Sie an unserer Externalisierungsgesellschaft.

#120:  Autor: WilsonWohnort: Swift Tuttle BeitragVerfasst am: 15.05.2017, 10:43
    —
http://www.tagesschau.de/wirtschaft/story-albtraumjob-pilot-101.html

Die "Story im Ersten" (Alb-) Traumjob Pilot

Zitat:
Für die wenigen, die auf dem von Billigfliegern dominierten europäischen Markt tatsächlich in ein Cockpit gelangen, dreht sich die Schuldenspirale häufig weiter. Denn statt Geld als Co-Pilot zu verdienen, zahlen viele bis zu 50.000 Euro für Praxisstunden auf einem Co-Piloten-Sitz, das sogenannte "pay to fly". Und bis zu 30.000 Euro für das sogenannte Typerating, die Einweisung auf einen bestimmten Flugzeugtypen, wie zum Beispiel eine Boeing 737 oder ein Airbus 320. "Schnell liegt man in der Größenordnung von 150.000 Euro oder Dollar Schulden, je nachdem, wie man das sieht", rechnet Hamacher vor.



Zitat:
"Mit der Drohkulisse des Arbeitsplatzverlustes werden Arbeitnehmer-Grundrechte in Deutschland erfolgreich außer Kraft gesetzt. Man steht ständig in einer beobachteten Position und muss sicherstellen, dass der Laden läuft. Und jeder, der das nicht auf die Reihe bekommt, oder sich dem in irgendeiner Form widersetzt, steht im Fadenkreuz des Managements", sagt ein Angestellter aus dem mittleren Management einer großen deutschen Airline, der nicht namentlich genannt werden möchte.


Zitat:
Er zitiert Piloten mit der Aussage: "Vielleicht sollte einmal ein Flugzeug abstürzen, damit man wirklich sieht, welche Probleme es gibt. Aber wir hoffen natürlich alle, wir sind professionell, wir wollen das nicht und all unseren Kollegen soll das auch nicht passieren. Aber ich schließe das ehrlich gesagt nicht aus."
Geschockt

das ist doch angstmache!
ich nehme an, das fällt unter fake-news bzw falschmeldungen.
Cool



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