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Über die Notwendigkeit einer atheistisch-säkularen Partei
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Cato
Der Freund der Bösen



Anmeldungsdatum: 13.08.2005
Beiträge: 970
Wohnort: Wolkenkuckucksheim

Beitrag(#417731) Verfasst am: 11.02.2006, 23:23    Titel: Über die Notwendigkeit einer atheistisch-säkularen Partei Antworten mit Zitat

Die aktuellen Ereignisse - ausgelöst von ein paar harmlosen, dänischen Karikaturen - haben zweifelsohne gezeigt, dass es von Nöten ist atheistischen und säkularen Prinzipen politisches Gewicht zu verleihen. Die etablierten, politischen Kräfte haben überwiegend versagt: Die Grünen - als Vertreter von Basisdemokratie und Bürgerbewegungen - äußerten sich all zu maßvoll. Die FDP – die praktisch nichts mehr mit den Bestrebungen des Liberalismus zu tun hat – schwankte zwischen Einknicken und Entschuldigung auf der einen Seite und populistischer Kraftmeierei auf der anderen Seite. Die SPD – aus dem Geiste der sozialistischen Arbeiterbewegung erwachsen – trat hier äußerst unrühmlich auf und ging (in Teilen) sogar so weit, die Veröffentlichung der Karikaturen zu kritisieren. Ausgerechnet die CDU profiliert sich nun als Vertreterin von demokratisch-säkularer Staats- und Gesellschaftsordnungen; so wie wenn es die christliche Stahlhelmphase der letzten Jahrzehnte nie gegeben hätte. Als ob Helmut Kohl niemals die geistig-moralische Wende postuliert hätte und liberale Wertvorstellungen das Fundament der CDU bildeten. Gut, besser solche Konservativen, als andere – aber macht das Sinn? Die Linkspartei hat hier, das Wenige an Ansehen, dass sie gehabt hat völlig verspielt und Gysi hat sich als ewiger Lakai diktatorischer Systeme zu erkennen gegeben. Indem er sagte, auswärtige Regime hätten gar nicht die Macht, die hiesige Pressefreiheit einzuschränken, und dann den Vergleich mit der unseligen Khomeini-Karel Affäre zog und meinte damals habe man sich auch entschuldigt und damit sei die Sache erledigt gewesen.

Was tun? Es wäre an der Zeit eine Partei ins Leben zu rufen, die antiklerikal und antifundamentalistisch ist, die bestrebt ist die säkulare Demokratie auszubauen und zu verteidigen und nicht zuletzt die Freiheiten und Rechte des Individuums gegen Kollektivideologien aller Art.

Zu klären bliebe, wie sich das konkrete Programm gestallten sollte, neben dem Entzug religiös begründeter Privilegien und dem Verbot ebensolcher Diskriminierungen, sollte natürlich eine bewusste und verantwortliche gesellschaftliche und politische Weiterentwicklung auf dem Programm stehen – im Sinne des evolutionären Humanismus.

Sollte dieses Gedankenspiel Wirklichkeit werden, so ist das Problem nicht eine entsprechende Wählerschaft zu finden, über 30% Religionslose plus die säkular gesinnten Religionsmitglieder und die nur nominell einer Religion Angehörigen dürften über 50% der Bevölkerung ausmachen. Die jeweils positiven Inhalte könnte man von den etablierten Parteien übernehmen und durch Zusätzliche ergänzen. Problematisch würde es sein, den Weg der anderen Parteien zu vermeiden; innerparteiliche Demokratie und Diskussionskultur müssten erhalten bleiben, ebenso wie der Wettstreit und die Vielfalt von Ideen.

Jedem sollte klar sein, dass es an der Zeit ist, dass die Mehrheit in Fragen der "Religion" repräsentiert wird und dies nicht mehr religiösen Lobbyisten überlassen werden kann, sonst wird das nie was mit der Anschaffung der staatlichen Förderung bestimmter Religionsgemeinschaften oder der Aufhebung von Blasphemiegesetzen – ganz im Gegenteil...
_________________
Im Übrigen bin ich dafür, dass der Monotheismus zerstört werden muss.
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annox
Grim Reaper



Anmeldungsdatum: 30.05.2004
Beiträge: 5800
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Beitrag(#417738) Verfasst am: 11.02.2006, 23:46    Titel: Antworten mit Zitat

Wenn du vor hattest, daß atheistisch-säkuläre Spektrum zu spalten und völlig zu entkräften, solltest du unbedingt so eine Partei gründen.
Ich halte es für eine Schnapsidee.
_________________
Ich bin jenes Pferd, das unter der Peitsche der Kutscher den Wagen voller Gesindel hinter sich her ziehen muss.
[Sadegh Hedayat]
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Cato
Der Freund der Bösen



Anmeldungsdatum: 13.08.2005
Beiträge: 970
Wohnort: Wolkenkuckucksheim

Beitrag(#417754) Verfasst am: 12.02.2006, 00:21    Titel: Antworten mit Zitat

Denkbar; nur gibt es irgendetwas, das dieses Spektrum in politischen Entscheidungsgremien angemessen vertritt? Ich habe nicht den Eindruck…
_________________
Im Übrigen bin ich dafür, dass der Monotheismus zerstört werden muss.
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Sermon
panta rhei



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 18430
Wohnort: Sine Nomine

Beitrag(#417759) Verfasst am: 12.02.2006, 00:27    Titel: Re: Über die Notwendigkeit einer atheistisch-säkularen Partei Antworten mit Zitat

Cato hat folgendes geschrieben:
Was tun? Es wäre an der Zeit eine Partei ins Leben zu rufen, die antiklerikal und antifundamentalistisch ist, die bestrebt ist die säkulare Demokratie auszubauen und zu verteidigen und nicht zuletzt die Freiheiten und Rechte des Individuums gegen Kollektivideologien aller Art.


Die Debatte um eine atheistische Partei kommt alle paar Jahre immer wieder mal auf.



VorschlagimIBKA-RundbriefDezember2002 hat folgendes geschrieben:
Gründung einer religionskritischen atheistisch-laizistischen Partei
Aufgrund der sich seit dem Zusammenbruch der atheistischen Systeme weltweit immer mehr verschärfenden religiös-ethnisch mo¬tivierten Konflikte und Kriege und durch das Erstarken des religiösen Fundamentalismus bin ich zur Überzeugung gekommen, dass die Gründung einer religionskritisch atheistisch-laizistischen Partei längst überfällig ist. Der religiöse Extremismus ist nicht durch Bomben zu besiegen sondern durch Aufklärung und Religionskritik.

Kernziele atheistisch- laizistischer Politik:
Fundamentale Trennung von Staat und Kirche; Reform der Sonn- und Feiertags¬regelungen; Einführung des Staatslaizismus als Schutz des Staates vor Unterwanderung durch Kirchen, Sekten oder Funda¬mentalistengruppierungen; Liberalisierung der Sterbehilfe; keine steuerliche Benachteiligung für Kinderlose; atheistische Frauenpolitik als Ziel der weltweitenGleichberechti¬gung der Frauen; atheistische Umweltpolitik und Ökologie auf dem Fundament der Erkenntnisse der atheistischen Naturwissenschaften; Bekämpfung des religiösen Fundamentalismus durch Aufklärung und Religionskritik.


IBKAVorstandimRundbriefDezember2002 hat folgendes geschrieben:
Stellungnahme des IBKA-Vorstandes
Wir rufen dazu auf, sich ab jetzt an einer Diskussion darüber, ob überhaupt und wie gegebenenfalls die Gründung einer solchen Partei (s.o.) sinnvoll ist, zu beteiligen.

Der IBKA e.V. selbst, als Organisation, kann sich nach seinen Statuten jedenfalls auch dann nicht in so ein Projekt involvieren lassen, wenn dies eine Mehrzahl seiner Mitglieder für sich persönlich für richtig erachtete: „Der IBKA ist von religiösen, weltanschaulichen, politischen, wirtschaftlichen und sonstigen Vereinigungen, Gruppen und Parteien unabhängig“ (Paragraph 4 der Satzung).
Wir müssen leider feststellen, dass die bestehenden Parteien gegenwärtig kaum bereit sind, die staatskirchenrechtlichen Privilegien abzubauen. Aber ist die Gründung einer laizistischen Partei darauf eine innergesellschaftlich sinnvolle und praktikable Reaktion? Welche Chancen und Risiken birgt das? Der IBKA e.V. tritt auf der Basis der Menschenrechte, insbesondere der Weltanschauungsfreiheit, für die Entklerikalisierung des Staates ein. Wir sind weltanschaulich parteilich und Religionskritik ist u.a. unsere Aufgabe innerhalb der Gesellschaft - nicht jedoch die von Parteien oder gar des Staates! Sollte diese Grenze von einer laizistischen Partei überschritten werden, müsste dies auch auf unsere entschiedene Kritik treffen.

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Sermon
panta rhei



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 18430
Wohnort: Sine Nomine

Beitrag(#417762) Verfasst am: 12.02.2006, 00:32    Titel: Re: Über die Notwendigkeit einer atheistisch-säkularen Partei Antworten mit Zitat

Die nachfolgende Debatte um eine atheistische Partei:

IBKARundbriefMai2003 hat folgendes geschrieben:
Wer mag da kommen?
Richtig ist, dass die Trennung von Staat und Kirche hierzulande nur rudimentär verwirklicht ist und die etablierten Parteien zu einer Verbesserung der Situation ersichtlich nichts beitragen, ja, sogar ein weiterer Ausbau der Kirchenprivilegien zu beobachten ist und demgegenüber die Programmatik auch der Parteien, welche einige interessante Ansätze enthielten, inzwischen fast vollständig zugunsten der Kirchenlobby umgeschrieben wurden. All dies ist im Heft 3/02 der Zeitschrift MIZ ausführlich analysiert worden.
Aber ist dieser unbestreitbare Sachverhalt schon die Begründung dafür, dass dem am besten mit einer atheistisch-laizistischen Partei (ich nenne sie im Folgenden „ALP“) zu begegnen wäre? Welche Analyse liegt eigentlich dieser vorgeschlagenen Schlussfolgerung zugrunde?
Die Entwicklung von den liberalen Freiburger Thesen der FDP von 1974, deren Verfasser einst Staat und Kirche besser trennen wollen, bis zum kirchenfrommen Wahlprogramm der FDP von 2002 – um nur mal eine Partei als Beispiel herauszugreifen – muss doch Ursachen haben. Der Verweis auf exzellente Lobbyarbeit der Kirchen ist nur die eine Seite der Münze, auf welcher anderseits auch die Schwäche der säkularen Verbände zu verzeichnen ist.
Und damit sind wir schon in der Pragmatik.
Man stolpert als engagierter Mensch in verschiedenen Organisationen immer wieder über die selben Leute. Wenn also im säkularen Spektrum ein neues Projekt entsteht, dann zunächst auf Kosten des bestehenden Engagements. Nun müsste man also Personen, die ja zumeist schon bereits anderweitig auch parteipolitisch gebunden sind, motivieren, sich auf dieses Abenteuer einzulassen. Wer sollte dies warum tun? Und erst ein halbwegs funktionierendes Projekt dürfte hoffen, aus dem Spektrum der Ungebundenen neue Mitglieder zu aggregieren. Wer mag da wohl kommen?
Eine Parteigründung kann zwar von 7 Personen mal eben vorgenommen werden, die können sich vielleicht auch gut auf eine Satzung, ein Programm und einen Gründungsvorstand einigen – aber dann?
Parteien müssen bei Wahlen antreten – in mehreren Bundesländern und gar bundesweit! Allein das Sammeln von Unterstützerunterschriften, um überhaupt kandidieren zu dürfen, ist eine Riesenarbeit!
Möglicherweise mögen sich Säkularisten auf ein programmatisches Ziel „Trennung von Staat und Kirche“ einigen, darüber, was dies konkret bedeutet, mag es bereits deutliche Meinungsunterschiede geben.
Desto kleiner eine Partei, desto leichter können sehr wenige Menschen in einen Landesverband eintreten und diesen anschließend dominieren. Ich sehe schon einen Landesverband der ALP – in dem Tierschützer dominieren – fröhlich gegen das Schächten polemisieren. Der nächste streitet gegen Moscheebauten ... Arm-in-Arm mit Frau Prof. Adelgunde Mertensackers islamophoben „Christlichen Mitte“ ... Der nächste hat die Vorhautbeschneidung an jüdischen Knaben als strafwürdige Körperverletzung im Sinn ...
Unheilige Allianzen mit Rassisten jeglicher Couleur tun sich auf.
Wer im säkularen Spektrum möchte eigentlich sich künftig mit einem politisch so entglittenen Landesverband nur noch vor Parteischiedsgerichten oder staatlichen Gerichten treffen?
Was aber soll denn gar eine atheistische/laizistische Verkehrs- oder Außenpolitik sein? Natürlich kann die ALP sich auf eine Kernkompetenz beschränken. Dann wird sie aber dauerhaft so bedeutungsvoll sein, wie andere Ein-Punkt-Parteien auch – wahrgenommen als bloß atheistisches Pendant zur bizarren Partei Bibeltreuer Christen (PBC).
Parteien sind für Religionskritik unzuständig, dies wird auch nicht dadurch falsch, dass es bereits dezidiert prochristliche Parteien gibt. Und auch hierin wäre eine atheistisch-laizistische Partei etwas Monströses, da sie ein berechtigtes bürgerechtliches Staatsziel, den Laizismus, welche/s/n auch aufgeklärte Christen, Muslime usw. vertreten könnten, mit einem weltanschaulichen Standpunkt verquickte – wo es doch darauf ankäme, die bestehenden christlichen Parteien darob zu kritisieren.
Das Säkulare missriete so zum Sektiererischen und die Verteidigung der weltanschaulichen Neutralität des Staates würde diskreditiert, oder gar noch selbst in Gefahr gebracht.
Sollte also eine ALP Tendenzen entwickeln, statt Aufklärung, die Unterdrückung von Religiösen zu betreiben, müsste sie auf entschiedene Ablehnung durch die säkularen Verbände treffen. Und die auf der Website von [...] enthaltene Forderung, die Kindstaufe zu verbieten, geht bereits in die völlig falsche Richtung.
Zur Kindstaufe gibt es in einem weltanschaulich neutralen Staat m.E. nur zweierlei:
1. im Hinblick auf den Staat: die Abschaffung der staatskirchenrechtlichen Tauf-Folge der kirchensteuerpflichtigen Vereinsmitgliedschaft für Unmündige;
2. im Hinblick auf die Gesellschaft: das mühsame Geschäft der Aufklärung über das dem Erbsündenabwasch zugrunde liegende perverse christliche Menschenbild.
Für Letzteres sind jedoch beispielsweise die säkularen Verbände zuständig, keinesfalls politische Parteien!
Rudolf Ladwig, Hagen

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Sermon
panta rhei



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 18430
Wohnort: Sine Nomine

Beitrag(#417763) Verfasst am: 12.02.2006, 00:35    Titel: Re: Über die Notwendigkeit einer atheistisch-säkularen Partei Antworten mit Zitat

Die nachfolgende Debatte um eine atheistische Partei:

LeserbriefimIBKARundbriefMai2003 hat folgendes geschrieben:
Neue Parteien haben es schwer
Eine „single issue“ Partei hat es prinzipiell schwer. Es bedarf einer eindeutigen politischen Ausrichtung (Einordbarkeit in das politische Spektrum). Ich nehme einmal an, dass Sie in die linksliberale Richtung gehen wollen.
Neue Parteien in Deutschland haben es immens schwer und sind der Willkür etablierter Parteien massiv ausgeliefert: ein „Bundeswahlausschuss“ bestehend aus den bereits in den Parlamenten vertretenen Parteien bestimmt – ziemlich undurchsichtig – über eine Zulassung zur Wahl, wobei Mitgliederstand, Finanzen, bisherige Aktivitäten und Erfolge(?) „geprüft“ werden. Die 20 Jahre alte LD (Liberale Demokraten - die Sozialliberalen) weiß ein Lied davon zu singen (vgl.: http://www. liberale-demokraten.de; dort unter „inter¬aktiv“ - Forum). Das österreichische Parteiengesetz ist beispielsweise viel liberaler, die Wahlordnungen aber eher nicht… (finanzielle Hürden und Behinderung durch das Sammeln von bis zu 2600 Unterstützungserklärungen pro Wahl).
Es gibt – meines Wissens – eine einzige Partei in Europa, die mit Erfolg atheistische Inhalte an vorderster Front vertritt. Das ist die linksliberale Partei „i radicali“ aus Italien. Die bekannteste Politikerin dieser Partei ist die ehemalige EU-Kommissarin Emma Bonnino. Die Radikalen haben derzeit 7 EU-ParlamentarierInnen und sind fraktionsfrei. Ihre kirchenkritische Politik läuft unter dem Titel „antiklerikal“, ansonsten sind ihre Schwerpunkte die kompromisslose(!!) Verteidigung von Menschen- und Bürgerrechten weltweit. Es gibt auch eine internationale Organisation der radikalen Partei: Die „transnational radical party“ (www.radi¬calparty.org), die bei der UNO in New York als NGO anerkannt und zu Menschenrechtsfragen konsultiert wird. Der TRP kann jede/r beitreten (ungeachtet ihrer/seiner sonstigen Parteizugehörig¬keiten), auch ich bin Mitglied.
Es gibt aber sonst so gut wie keine Deutsche oder Österreicher, die bei der TRP mitmachen. eine Organisation müsste erst aufgebaut werden. Mit einem deutschen Mitarbeiter des radikalen EU-Parlamentsklub bin ich in Kontakt.

Wir hier in Österreich sind seit einem knappen Jahr dabei eine linksliberale Partei auf die Beine zu stellen (http://www. sozialliberale.net/); auf unserer Linkseite werden Sie unter „metaphysische Zivilcourage“ zahlreiche Links zu religionskritischen bzw. humanistischen Seiten finden; programmatisch stehen derzeit die „Leitsätze“ zur Verfügung, deren erster sich mit „Humanismus“ befasst (wer den Satz verstehen will, versteht ihn – in einem katholisch-konservativen Land wie Österreich kann man nicht mit dem atheistischen „Vorschlaghammer“ ins Haus fallen). Das detaillierte Programm ist in Ausarbeitung und steht demnächst online zur Verfügung.
Programmatisch sehe ich unsere österreichische „Sozialliberale Partei – SOL“ in der Nähe der „radikalen“, der belgischen Partei „Vivant“ (http://www.vivant.org) und in näherer Beziehung stehen wir auch zu den „liberalen Demokraten – LD“ aus Deutschland (http://www.liberale-demo¬kraten.de).
Soviel ich weiß, entsteht derzeit in Deutschland eine deutsche Vivant. Also LD, Vivant-deutschland und eine allfällige atheistische Partei könnten sich doch in einer Plattform finden? Gemeinsam erreicht man mehr (die LD hat immerhin eine sehr lange politische Erfahrung!). Immerhin stehen 2004 EU-Wahlen ins haus!
Vivant aus Belgien möchte gerne für 2004 eine europäische (linksliberale) „Wahlplattform/Partei/Liste“ auf die Beine stellen (Schwerpunkt Soziales: Grundeinkommen). Partner in Deutschland und Österreich müssen aber erst gefunden werden – wir, die SOL, sind mit Vivant bereits diesbezüglich in Kontakt.
Aus meiner Erfahrung kann ich ihnen sagen, dass es sehr schwer ist, Menschen zu einem „deklarierten“ Mitmachen zu bewegen (wir empfangen sehr viel Sympathie und Schulterklopfen und haben eine lange Liste von Personen, die regelmäßig informiert werden wollen, aber der harte Kern – also „zahlende Mitglieder“ – ist nach wie vor klein).
Ich würde es sehr begrüßen, wenn kirchenkritische Gedanken stärker in die Politik eindringen!).
Stephan Neuhäuser, Sprecher Sozialliberale Partei

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Sermon
panta rhei



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 18430
Wohnort: Sine Nomine

Beitrag(#417765) Verfasst am: 12.02.2006, 00:37    Titel: Re: Über die Notwendigkeit einer atheistisch-säkularen Partei Antworten mit Zitat

Eine weitere Stellungnahme wurde in MIZ 1/03 in der Leserbriefrubrik abgedruckt. Der Text liegt mir nicht als Datei vor.
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Fluse
KLERIKERFEINDIN



Anmeldungsdatum: 27.10.2003
Beiträge: 2034
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Beitrag(#417813) Verfasst am: 12.02.2006, 02:57    Titel: Antworten mit Zitat

Wäre wirklich das Grundgesetz vor 1933 zum Tragen gekommen , hätten wir keine Debatten mit Kirchen usw.Na es hängt eh mit der Politischen Kaste zusammen die gewisse Sachen gerne verschweigen oder totschweigen!
Damals war wirklich die Trennung zwischen Kirche und Staat vorgesehen!
Wer diese heute bestreitet ist ein ekeliger Heuchler in meinen Augen!
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Cato
Der Freund der Bösen



Anmeldungsdatum: 13.08.2005
Beiträge: 970
Wohnort: Wolkenkuckucksheim

Beitrag(#417925) Verfasst am: 12.02.2006, 15:19    Titel: Re: Über die Notwendigkeit einer atheistisch-säkularen Partei Antworten mit Zitat

Sermon hat folgendes geschrieben:
Cato hat folgendes geschrieben:
Was tun? Es wäre an der Zeit eine Partei ins Leben zu rufen, die antiklerikal und antifundamentalistisch ist, die bestrebt ist die säkulare Demokratie auszubauen und zu verteidigen und nicht zuletzt die Freiheiten und Rechte des Individuums gegen Kollektivideologien aller Art.


Die Debatte um eine atheistische Partei kommt alle paar Jahre immer wieder mal auf.


Sicher, aber heißt dass damit automatisch, dass eine solche Gründung undurchführbar und schlecht wäre? Danke zwar für deine fundierte Kritik und Anregungen, aber muss es unbedingt so negativ sein? Zumal man sich durchaus mit anderen, ideologisch kompatiblen und nahestehenden Kräften verbinden könnte. Diese neue Partei sollte ein chaotisches und vielfältiges Konglomerat darstellen und keine monolithische Partei alten Typs. Außerdem ist das ja nur ein Gedankenspiel, aber eines das man ruhig mal durchspielen könnte…

Fakt bleibt, ohne wirkliche Repräsentation in den politischen Gremien, dürfte es atheistisch-säkularen Gedankengut ebenso schwer fallen sich dort Gehör zu verschaffen wie es gegenwärtig in öffentlichen Debatten der Fall ist. Die Religiösen verfügen nun mal über gewaltige finanzielle Mittel, die sie durch die staatlichen Privilegien erhalten und diese können eben nur auf politischem Wege abgeschafft werden, am Besten mit einer eigenen Partei…
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Im Übrigen bin ich dafür, dass der Monotheismus zerstört werden muss.
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L.E.N.
im falschen Film



Anmeldungsdatum: 25.05.2004
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Beitrag(#417930) Verfasst am: 12.02.2006, 15:28    Titel: Antworten mit Zitat

Ich bin für eine säkular-humanistische Partei. Ob die Zeit reif ist kann ich allerdings nicht sagen.
Zur Zeit funktioniert "es" auch ohne, der Ruf danach würde lauter werden, wenn es stärkere Repressalien oder ähnliches gäbe. Aber von mir aus sofort, ich würde sie wahrscheinlich wählen.
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Shadaik
evolviert



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Beitrag(#417936) Verfasst am: 12.02.2006, 15:44    Titel: Antworten mit Zitat

Ich denke nicht, dass man mit dem Atheismus Politik machen kann.

Mit dem Humanismus schon eher, mit dem Säkularismus auf jeden Fall, aber nicht viel. Eine Nischenpartei wäre das Ergebnis, deren Ziel zu klein ist um der Partei Bedeutung einzubringen.
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L.E.N.
im falschen Film



Anmeldungsdatum: 25.05.2004
Beiträge: 27745
Wohnort: Hamburg

Beitrag(#417939) Verfasst am: 12.02.2006, 15:48    Titel: Antworten mit Zitat

Shadaik hat folgendes geschrieben:
Ich denke nicht, dass man mit dem Atheismus Politik machen kann.

Mit dem Humanismus schon eher, mit dem Säkularismus auf jeden Fall, aber nicht viel. Eine Nischenpartei wäre das Ergebnis, deren Ziel zu klein ist um der Partei Bedeutung einzubringen.


dann erweitern wir die Ziele eben, sooo schwer kann das nicht sein Lachen
Als potenzielle Koalitionspartei könnte man diesen Mangel auch mit anderen Parteien ausgleichen. (wohl nicht mit der CSU, wohl aber Linkspartei könnte ich mir vorstellen. Die PBC scheidet natürlich aus, versteht sich) Cool
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Sermon
panta rhei



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
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Beitrag(#417942) Verfasst am: 12.02.2006, 15:53    Titel: Antworten mit Zitat

Insofern die Debatte, ueber die Gruendung einer atheisten/humanistischen/saekularen Partei, alle paar Jahre in D in der saekularen Szene mal wieder von Einzelkaempfern als Thema in die Runde geworfen wird - ohne, dasz diese Avantgardisten fruehere Debatten zur Kenntnis zu nehmen bereit sind -, aber sich niemand bislang konkret daran gemacht hat, die Idee zu verwirklichen, zeigt doch schon, dasz es sehr schwierig ist, dafuer ausreichend Unterstuetzer zu finden. Diese simple Feststellung hindert ja niemanden, es trotzdem zu versuchen! Schulterzucken
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Sermon
panta rhei



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
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Wohnort: Sine Nomine

Beitrag(#417943) Verfasst am: 12.02.2006, 15:56    Titel: Antworten mit Zitat

L.E.N.|Propagandhi hat folgendes geschrieben:
dann erweitern wir die Ziele eben, sooo schwer kann das nicht sein


Was ist denn eine atheistische Wirtschaftspolitik? Versuch doch mal, ob auch nur die aktiven atheistischen FGH-User sich auf eine gemeinsame Haltung dazu einigen koennten? Mit den Augen rollen
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L.E.N.
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Anmeldungsdatum: 25.05.2004
Beiträge: 27745
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Beitrag(#417944) Verfasst am: 12.02.2006, 16:00    Titel: Antworten mit Zitat

Sermon hat folgendes geschrieben:
L.E.N.|Propagandhi hat folgendes geschrieben:
dann erweitern wir die Ziele eben, sooo schwer kann das nicht sein


Was ist denn eine atheistische Wirtschaftspolitik? Versuch doch mal, ob auch nur die aktiven atheistischen FGH-User sich auf eine gemeinsame Haltung dazu einigen koennten? Mit den Augen rollen


hast du das humanistische Manifest gelesen? dort könntest du fündig werden, sofern sich deine Frage nicht ausschliesslich auf atheistische Wirtschaftspolitik bezieht
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Sermon
panta rhei



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 18430
Wohnort: Sine Nomine

Beitrag(#417950) Verfasst am: 12.02.2006, 16:18    Titel: Antworten mit Zitat

L.E.N.|Propagandhi hat folgendes geschrieben:
Sermon hat folgendes geschrieben:
L.E.N.|Propagandhi hat folgendes geschrieben:
dann erweitern wir die Ziele eben, sooo schwer kann das nicht sein


Was ist denn eine atheistische Wirtschaftspolitik? Versuch doch mal, ob auch nur die aktiven atheistischen FGH-User sich auf eine gemeinsame Haltung dazu einigen koennten? Mit den Augen rollen


hast du das humanistische Manifest gelesen? dort könntest du fündig werden, sofern sich deine Frage nicht ausschliesslich auf atheistische Wirtschaftspolitik bezieht


Das Humanistische Manifest will ja viel sein, aber wohl kaum ein Parteiprogramm.
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Scout2001
registrierter User



Anmeldungsdatum: 21.11.2005
Beiträge: 548

Beitrag(#418015) Verfasst am: 12.02.2006, 17:40    Titel: Antworten mit Zitat

Fluse hat folgendes geschrieben:
Wäre wirklich das Grundgesetz vor 1933 zum Tragen gekommen , hätten wir keine Debatten mit Kirchen usw.Na es hängt eh mit der Politischen Kaste zusammen die gewisse Sachen gerne verschweigen oder totschweigen!
Damals war wirklich die Trennung zwischen Kirche und Staat vorgesehen!
Wer diese heute bestreitet ist ein ekeliger Heuchler in meinen Augen!


Sagen wir mal so, eher wenigere Debatten mit kirchlischen Themen.
z.B. ist die RU seit 1919 (für ganz D) staatliches Pflichtfach.

Aber es ist eine Tatsache, dass die Kirche bei jeder neuen Regierungssform, wenn ich es mal so nennen darf, immer mehr Privilegien durchsetzten konnte. 1919, 1933, 1949. Sich quasi immer mehr Vorteile für sich ziehen konnte. Faktisch betrachtet sogar beneidenswerte Rechte gewinnen konnte.
Wer hätte die für sich auch nicht gerne.
Keine Steuern zahlen, diverse Subventionen, Priviligien da und dort.

Inzwischen wurden glücklicher Weise einige Korrekturen vorgenommen. So wurden einige merkwürdige chr. moralische Gesetzgebung gestrichen. Kupplungsparagraphen, der berühmte §175, usw.
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Raphael
auf Wunsch deaktiviert



Anmeldungsdatum: 01.02.2004
Beiträge: 8362

Beitrag(#418018) Verfasst am: 12.02.2006, 17:44    Titel: Antworten mit Zitat

Eine solche Partei würde doch eine der PBC oder der Autofahrerpartei entsprechende Rolle im Witzekabinett einnehmen. Schon der IBKA ist ja weitgehend einflusslos. Ich kann keinen Sinn darin erkennen, das Parteienspektrum um eine weitere in der Öffentlichkeit entweder gar nicht oder nur als sektiererische Splitterbande wahrgenommene Gruppe zu vermehren, die allenfalls ein belustigtes Grinsen hervorrufen würde.
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Leony
gottlos



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 3674
Wohnort: Aufklärung und Kritischer Rationalismus

Beitrag(#418035) Verfasst am: 12.02.2006, 18:06    Titel: Antworten mit Zitat

L.E.N.|Propagandhi hat folgendes geschrieben:
hast du das humanistische Manifest gelesen? dort könntest du fündig werden, sofern sich deine Frage nicht ausschliesslich auf atheistische Wirtschaftspolitik bezieht

"Das humanistische Manifest"?
Was soll denn das, so etwas ohne irgendeine nähere Angabe zu posten? Und ohne Link? Mit den Augen rollen

Da können wir dann Rätsel raten, ob vielleicht dies gemeint sein soll?
Oder etwa - da das vielen hier viel besser bekannt ist - das Manifest des evolutionären Humanismus der giordano bruno stiftung?
_________________
Gruß, Leony (Gott losgeworden vor vielen Jahren Sehr glücklich)
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Leony
gottlos



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 3674
Wohnort: Aufklärung und Kritischer Rationalismus

Beitrag(#418067) Verfasst am: 12.02.2006, 18:53    Titel: Antworten mit Zitat

Zu einem Versuch, eine atheistische Partei zu gründen,
veröffentlichte die MIZ 1/03 den folgenden Leserbrief von mir,
unter der Überschrift Zu Zündfunke, Atheistische Partei? (MIZ 4/02).

Zitat:
"Atheistische Partei?" - Das Fragezeichen in dieser Überschrift steht dort zu Recht. Über eine laizistische Partei hätte man ja reden können. Weltanschaulich-religiöse Neutralität des Staates und Trennung von Staat und Kirchen/Religion/Weltanschauung sind legitime Ziele von staatlicher Politik, dem Betätigungsfeld der Parteien.

Aber eine "religionskritische" und "atheistische" Partei? Schon diese Bezeichnungen lassen den Verdacht aufkommen, hier sollte nicht die Neutralität des Staates angestrebt werden, sondern eine Parteinahme des Staates zugunsten von Atheismus und Religionskritik. Der Verdacht erhärtet sich, wenn man auf der Homepage des Herrn Dicker nachliest, wie er sich die "ZIELE EINER ATHEISTISCHEN PARTEI" vorstellt: "Bekämpfung aller Religionen und Weltanschauungen, welche einer Grundsätzlichen Gleichberechtigung der Frauen Entgegenwirken", steht dort auf der Seite "Atheistische Frauenpolitik" (http://www.gottloserketzer.de/Link_17.htm, Zitat kopiert). Von einer Partei wird man im Allgemeinen erwarten, dass sie ihre erklärten Ziele zu Zielen staatlicher Politik machen will.

Ein Staat, der Religionen bekämpft, untergräbt seine weltanschauliche und religiöse Neutralität. Das wird niemand wünschen, dem an Weltanschauungsfreiheit und Religionsfreiheit gelegen ist, und daran, dass es keine Diskriminierungen gibt aufgrund von Zugehörigkeit oder Nichtzugehörigkeit zu einer Weltanschauung oder Religion.

Ein misslicher Verdacht. Was bedeutet es dann noch, dass unter den Zielen derselben "ATHEISTISCHEN PARTEI" immer wieder die "DIE VERPFLICHTUNG DES STAATES ZUR WELTANSCHAULICHEN UND RELIGIÖSEN NEUTRALITÄT" betont wird?

Es läge nicht im Interesse von Atheisten, sich dem Verdacht aussetzen, dass ihre Forderung nach weltanschaulich-religiöser Neutralität des Staates, und nach Weltanschauungsfreiheit und Religionsfreiheit, nur ein taktisches Manöver wäre - ein Manöver, das man einsetzt, solange es den eigenen Interessen dient, und von dem man sich verabschiedet, sobald man den Staat vor den Karren der eigenen Weltanschauung spannen kann.

Wenn wir überhaupt über eine mögliche Gründung einer laizistischen Partei diskutieren, dann halte ich das Vorhaben von Herrn Dicker nicht für eine geeignete Basis. Dazu erscheint es mir zu undurchdacht, und das nicht nur wegen mangelnder Klarheit hinsichtlich der staatlichen Neutralität.

Für die Gründung einer laizistischen Partei in Deutschland wurde argumentiert, dass es in den bestehenden Parteien zu wenig Bereitschaft gebe, für eine konsequente Trennung von Staat und Kirchen/Religion/Weltanschauung einzutreten. So bescheiden die Möglichkeiten sein mögen, durch Arbeit in und mit den bestehenden Parteien etwas in dieser Richtung in Bewegung zu bringen - würden wir mit einer neuen Partei denn mehr erreichen?

Ich bezweifle es. Ich glaube kaum, dass eine solche Partei in Deutschland die 5-Prozent-Hürde nehmen und in einen Landtag oder in den Bundestag einziehen könnte. Der Erfolg der Grünen ist nicht so leicht zu wiederholen. Damals gab es ein drängendes Problem, das von den etablierten Parteien zu wenig beachtet wurde: In Kernkraft und Umweltvergiftung sahen viele Menschen eine Gefahr für ihre Gesundheit und für ihr Leben. Durch die Kirchen fühlen sich die Menschen nicht in vergleichbarer Weise bedroht.

Die Menschen in Deutschland haben andere Sorgen: Arbeitslosigkeit, Rentenfinanzierung, Gesundheitspolitik, Bildung, Irak-Konflikt ... Da dürfte die Bereitschaft nicht allzu groß sein, eine Partei allein deshalb zu unterstützen, weil sie für die Trennung von Staat und Kirche eintritt.

Daraus ergäbe sich für eine laizistische Partei ein Dilemma: Sagt sie nichts zu den genannten Problemen und nichts zu möglichen Koalitionen, dann werden viele Wähler sich abwenden, weil sie nicht die Katze im Sack kaufen wollen. Nimmt die Partei aber Stellung zu den genannten Problemen und zu möglichen Koalitionen, dann werden viele Wähler sich abwenden, weil sie andere Lösungsvorschläge und andere Koalitionen bevorzugen; in dieser Hinsicht dürfte es unter Konfessionslosen ähnliche Unterschiede geben wie in der übrigen Bevölkerung. Wie auch immer eine laizistische Partei sich entscheiden würde, sie könnte nur für einen Bruchteil der konfessionslosen Wähler attraktiv sein.

Angesichts dieser geringen Erfolgsaussichten ist die Frage, ob eine neue laizistische Partei nicht mehr schaden als nützen würde. Es gibt nicht viele aktive Konfessionslose. Es wäre zu fürchten, dass jeder, der sich in einer neuen Partei engagieren würde, anderswo vermisst würde.

Zum Beispiel in bestehenden Parteien, wo die kirchliche Lobby noch leichteres Spiel hätte.

Oder in den Konfessionslosenverbänden, in Redaktionen von Zeitschriften und Internet-Seiten und in sonstiger Öffentlichkeitsarbeit. Die Arbeit, die dort geleistet wird, lässt sich teilweise nicht problemlos in eine laizistische Partei verpflanzen. Denn eine Partei, die staatliche Neutralität fordert, riskiert ihre Glaubwürdigkeit, wenn sie selbst alles andere als neutral ist, wenn sie sich in hohem Maße mit Religionskritik identifiziert.

Es ist aber wichtig, dass in der Öffentlichkeit Religionskritik geübt wird und jene Art von Kirchenkritik, die das kritisierte Verhalten von Kirchen auf ihre Religion zurückführt. Je mehr die religionskritischen Argumente allgemein bekannt gemacht werden, um so besser sind die Chancen, dass Menschen sich von der anerzogenen Religion emanzipieren und zu einer eigenen Entscheidung finden können. Zugleich steigen die Chancen, Politiker für die religiöse Neutralität des Staates zu gewinnen. Politiker zögern, sich für religiöse Neutralität zu entscheiden, solange sie glauben, das wäre eine Neutralität zwischen der guten Religion und der bösen Gottlosigkeit. Da kann es hilfreich sein, zu zeigen: So gut ist die (christliche) Religion nun auch wieder nicht.

Anmerkung: Ich zitiere hier meinen Originaltext. In der MIZ ist er ungekürzt veröffentlicht, jedoch mit einigen kleinen Veränderungen (u. a. an der Schreibweise der Texte von Herrn Christian Dicker, die ich bewusst unverändert zitiert habe).
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L.E.N.
im falschen Film



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Beitrag(#418156) Verfasst am: 12.02.2006, 22:37    Titel: Antworten mit Zitat

Leony hat folgendes geschrieben:
L.E.N.|Propagandhi hat folgendes geschrieben:
hast du das humanistische Manifest gelesen? dort könntest du fündig werden, sofern sich deine Frage nicht ausschliesslich auf atheistische Wirtschaftspolitik bezieht

"Das humanistische Manifest"?
Was soll denn das, so etwas ohne irgendeine nähere Angabe zu posten? Und ohne Link? Mit den Augen rollen

Da können wir dann Rätsel raten, ob vielleicht dies gemeint sein soll?
Oder etwa - da das vielen hier viel besser bekannt ist - das Manifest des evolutionären Humanismus der giordano bruno stiftung?


entschuldige bitte meine ungenauigkeit! selbstverständlich meinte ich das Manifest des evolutionären Humanismus der GBS

p.s.
immerhin führt meine signatur direkt dorthin, nicht?
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Leony
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Beitrag(#418176) Verfasst am: 12.02.2006, 22:59    Titel: Antworten mit Zitat

L.E.N.|Propagandhi hat folgendes geschrieben:
entschuldige bitte meine ungenauigkeit! selbstverständlich meinte ich das Manifest des evolutionären Humanismus der GBS

Danke Smilie Und entschuldige bitte, dass ich vorhin so garstig war. Ist wohl heute nicht mein Tag. Verlegen
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GermanHeretic
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Beitrag(#418301) Verfasst am: 13.02.2006, 13:42    Titel: Antworten mit Zitat

annox hat folgendes geschrieben:
Wenn du vor hattest, daß atheistisch-säkuläre Spektrum zu spalten und völlig zu entkräften, solltest du unbedingt so eine Partei gründen.
Ich halte es für eine Schnapsidee.

Wo gibt es denn ein geschlossenes und tatkräftiges atheistisch-säkulares Spektrum, das man spalten und entkräften könnte?

Schnapsidee ist noch gelinde ausgedrückt. Eine solche Partei wäre eine Totgeburt.
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Queen of Las Vegas
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Beitrag(#418710) Verfasst am: 14.02.2006, 15:53    Titel: Antworten mit Zitat

Eine Totgeburt wäre eine Partei die sich ausschließlich dem Atheismus/Humanismus verschreibt und dabei auch noch glaubt jeden Freak auf dieser Schiene mitnehmen zu müssen. Das Manifest des evolutionären Humanismus taugt zu einem tiefen Fundament. Wenn man sehr konsequent und wissenschaftlich sauber ableitet und dabei keineswegs auf klassische Links/Rechts Muster rücksicht nimmt kann ich mir sogar etwas spannendes vorstellen. Ich kann die Motivation von Cato durchaus verstehen, denn politisch bin ich z.Zt. selber auch heimatlos.
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GermanHeretic
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Beitrag(#418711) Verfasst am: 14.02.2006, 15:57    Titel: Antworten mit Zitat

Hochstapler hat folgendes geschrieben:
Eine Totgeburt wäre eine Partei die sich ausschließlich dem Atheismus/Humanismus verschreibt und dabei auch noch glaubt jeden Freak auf dieser Schiene mitnehmen zu müssen. Das Manifest des evolutionären Humanismus taugt zu einem tiefen Fundament. Wenn man sehr konsequent und wissenschaftlich sauber ableitet und dabei keineswegs auf klassische Links/Rechts Muster rücksicht nimmt kann ich mir sogar etwas spannendes vorstellen. Ich kann die Motivation von Cato durchaus verstehen, denn politisch bin ich z.Zt. selber auch heimatlos.

Ja, aber an den Detailfragen wird eine solche Partei scheitern bzw. in etwa in dasselbe Spektrum diversifizieren, das die aktuelle Parteienlandschaft bereits auszeichnet. Ich befürchte, daß sich an der Heimatlosigkeit nicht viel ändern wird.
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Latenight
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Beitrag(#418714) Verfasst am: 14.02.2006, 16:14    Titel: Antworten mit Zitat

hochstapler hat folgendes geschrieben:
Wenn man sehr konsequent und wissenschaftlich sauber ableitet und dabei keineswegs auf klassische Links/Rechts Muster rücksicht nimmt kann ich mir sogar etwas spannendes vorstellen.


Eine "wissenschaftlich saubere Ableitung" bringt einen in politischen Fragen aber nicht weit. Gerade
wenn man sich um ein wissenschaftlich fundiertes Weltbild bemüht, wird man sich der Grenzen der
Wissenschaft schnell bewusst.
Vor ein paar Wochen erst hat ein Statistikprof in einem längeren Gespräch angemerkt, dass in
keinem Fall sicher ist, dass das derzeit vorherrschende Weltbild nicht ein kompletter Irrweg ist.
Und der gute Mann ist jemand, der sein Leben damit verbringt, Methoden zur besseren wissen-
schaftlichen Beobachtung der Welt zu entwickeln.

Früher oder später ist man auf andere Kriterien angewiesen. Und deswegen hätte ich dabei dieselbe
Sorge wie GermanHeretic, dass eine gute Idee an der Zersplitterung scheitert.
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Queen of Las Vegas
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Beitrag(#418750) Verfasst am: 14.02.2006, 17:36    Titel: Antworten mit Zitat

Die Zerspliterung und der Dissens in Detailfragen gibt es in jeder Patei. Das Spektrum der meisten großen Pateien ist so groß das es nur ein ganz geringer Teil des Pateibuchs ist der allen gemein ist. Die Frage der Pateiintegrität ist gar nicht so wichtig, wichtiger ist es das es Menschen gibt die Mehrheiten um sich vereinen können und Führungsqualitäten haben. Außerdem muß einigermaßen Konsens darüber herrschen welche Rolle dem Staat und welche dem Individuum zukommt. Das Wort 'Fair' welches im evolutionären Humanismus vorkommt müsste mit politische Inhalten gefüllt werden ausgehend von dem mehr oder weniger ausgeprägtem Gerechtigkeits- /Gleichheitsanspruch an den Humanismus. Das ist die Schwierigkeit, da es hier sehr viele Wege gibt.
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annox
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Beitrag(#418764) Verfasst am: 14.02.2006, 17:55    Titel: Antworten mit Zitat

Der Osten Deutschlands ist mehrheitlich atheistisch, dennoch interessiert sich hier niemand für Kirchenprivilegien usw.. Die Leute suchen Arbeitsplätze. Mit einer atheistischen Partei wird man hier vermutlich niemanden hinter dem Ofen vorlocken können, weil es als nebensächlich bis unwichtig betrachtet wird.
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Ich bin jenes Pferd, das unter der Peitsche der Kutscher den Wagen voller Gesindel hinter sich her ziehen muss.
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Beitrag(#418780) Verfasst am: 14.02.2006, 18:15    Titel: Antworten mit Zitat

annox hat folgendes geschrieben:
Der Osten Deutschlands ist mehrheitlich atheistisch, dennoch interessiert sich hier niemand für Kirchenprivilegien usw.. Die Leute suchen Arbeitsplätze. Mit einer atheistischen Partei wird man hier vermutlich niemanden hinter dem Ofen vorlocken können, weil es als nebensächlich bis unwichtig betrachtet wird.


...es sei denn man bietet pfiffige Konzepte gegen Arbeitslosigkeit an. Ich denke gerade sowas müsste eine humanistische Patei leisten. Nagel mich jetzt aber nicht auf ganz konkrete wirtschaftspolitische Maßnahmen fest. Soweit bin ich noch nicht, ich weis nur das man den Mut haben muß ungewöhnliche Wege zu gehen. Auf jedenfall keine Schnarchpolitik die die Menschen in ihren Interessenslagen dort abholt wo sie stehen sondern neue übergeordnete Ziele und Perspektiven bietet und dafür jedem auch etwas abverlangen darf. Ein neuer gesellschaftlicher Deal so zusagen, der alten Mist beiseite räumt (u.a. auch Religionen).
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Yamato
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Beitrag(#418846) Verfasst am: 14.02.2006, 19:27    Titel: Antworten mit Zitat

Ich denke, die wichtigste Frage ist, wie eine "atheistische Wirtschaftspolitik" aussehen würde. Schließlich ist Wirtschaft eines der wichtigsten Themen in der Politik und auch einer der Punkte (wenn nicht der Punkt) an dem Links und Rechts auseinander gehen. Spätestens an dieser Stelle wird es wohl sehr unterschiedliche Ansichten geben und ohne Wirtschaftspolitik bliebe eine atheistische Partei lediglich eine Interessensvertretung (wie so viele andere).
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