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Erklär mir den Kommunismus
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Spock
lebt noch



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 4185
Wohnort: Herbipolis

Beitrag(#37694) Verfasst am: 08.10.2003, 11:45    Titel: Antworten mit Zitat

Nennt mir mal bitte ein einziges Land, in dem es wirklichen Kommunismus und keinen Staatskapitalismus gab.
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"Wieviel dieses Märchen von Christus uns un den Unseren genützt hat, ist allbekannt!" (Papst Leo x.)
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Woici
ist vollkommen humorlos



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 7437
Wohnort: Em Schwobaländle

Beitrag(#37708) Verfasst am: 08.10.2003, 12:09    Titel: Antworten mit Zitat

Spock hat folgendes geschrieben:
Nennt mir mal bitte ein einziges Land, in dem es wirklichen Kommunismus und keinen Staatskapitalismus gab.


Albanien bis Neunzehnhundertschlagmichtot... Mr. Green Mr. Green
_________________
eigentlich bin ich ein ganz netter... und wenn ich freunde hätte, könnten die das auch bestätigen.
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Spock
lebt noch



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 4185
Wohnort: Herbipolis

Beitrag(#37733) Verfasst am: 08.10.2003, 12:44    Titel: Antworten mit Zitat

Woici hat folgendes geschrieben:
Spock hat folgendes geschrieben:
Nennt mir mal bitte ein einziges Land, in dem es wirklichen Kommunismus und keinen Staatskapitalismus gab.


Albanien bis Neunzehnhundertschlagmichtot... Mr. Green Mr. Green
Tell me more, tell me more(, was it love at first sight?)...
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Woici
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 7437
Wohnort: Em Schwobaländle

Beitrag(#37754) Verfasst am: 08.10.2003, 13:27    Titel: Antworten mit Zitat

Spock hat folgendes geschrieben:
Woici hat folgendes geschrieben:
Spock hat folgendes geschrieben:
Nennt mir mal bitte ein einziges Land, in dem es wirklichen Kommunismus und keinen Staatskapitalismus gab.


Albanien bis Neunzehnhundertschlagmichtot... Mr. Green Mr. Green
Tell me more, tell me more(, was it love at first sight?)...


da musst Du peter paul und mary fragen (haben die jetzt schon getrennte nicks?... wobei es in dem Fall wohl vor allem Peter war, der darauf bestand, dass Albanien das kommunistische Schlaraffenland war...
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eigentlich bin ich ein ganz netter... und wenn ich freunde hätte, könnten die das auch bestätigen.
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Peter
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Anmeldungsdatum: 11.08.2003
Beiträge: 440
Wohnort: Stuttgart

Beitrag(#37801) Verfasst am: 08.10.2003, 14:16    Titel: Antworten mit Zitat

Woici hat folgendes geschrieben:
Spock hat folgendes geschrieben:
Woici hat folgendes geschrieben:
Spock hat folgendes geschrieben:
Nennt mir mal bitte ein einziges Land, in dem es wirklichen Kommunismus und keinen Staatskapitalismus gab.


Albanien bis Neunzehnhundertschlagmichtot... Mr. Green Mr. Green
Tell me more, tell me more(, was it love at first sight?)...


da musst Du peter paul und mary fragen (haben die jetzt schon getrennte nicks?... wobei es in dem Fall wohl vor allem Peter war, der darauf bestand, dass Albanien das kommunistische Schlaraffenland war...


Bevor hier ganz üble Missverständnisse aufkommen: Woici meint natürlich Martin, Paul & Co. !!!
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Paul Alleine
Gast






Beitrag(#37807) Verfasst am: 08.10.2003, 14:27    Titel: Antworten mit Zitat

Kommunismus hat es in noch keinem Land der Welt gegeben, auch nicht in Albanien.

Urgesellschaft
Sklavenhaltergesellschaft
Feudalismus
Kapitalismus
Sozialismus
Kommunismus

alles mit Untergruppen, wie: schlimmste Form des Kapitalismus ist der Faschismus

Am nahesten dem Kommunismus kam tatsächlich Albanien, weil es dort kaum noch unterschiedliche Einkommen gab im Gegensatz zu den revisionistischen anderen sozialistischen Ländern.

paul
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Paul Alleine
Gast






Beitrag(#37844) Verfasst am: 08.10.2003, 15:03    Titel: Antworten mit Zitat

riptor hat folgendes geschrieben:

kuba funktioniert ganz gut


Na wunderbar! Nazi-Deutschland hat auch wunderbar "funktioniert". Ja funktionieren tun diese faschistischen Regime. Kuba ist nie ein sozialistisches Land gewesen. Alles nur Etikettenschwindel. Wer als erstes nach der Machtübernahme die Schwulen in KZ´s verschwinden läßt, das ist kein Sozialismus, das ist Faschismus pur. Die "Demokraten" im Westen interessierte dies nie, bei denen ist es chic nach Kuba zu fahren. Minderheiten haben die noch nie interessiert. Wenn im eigenen Land Obdachlose verrecken dürfen, Kommunisten Berufsverbot bekamen und nicht mal Briefträger werden durften, Schwule bis jetzt nicht die vollen Rechte haben und bis 1994 in den Knast kamen, nur weil sie schwul waren, Pädos wie Hexen gejagd werden, Millionen von Tieren in Tier-KZ´s geqält werden dürfen, ja was stört da an Kuba, daß es als einziges lateinamerikanisches Land KZ´s für Schwule eingerichtet hat worin tausende umkamen oder gebrochen wurden.
Was de´n Westen stört, ist einzig und allein, daß dort die internationalen Konzerne noch nicht das Sagen haben, aber doch nicht die Rechte der Minderheiten.
paul
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M.S.Salomon
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Anmeldungsdatum: 15.09.2003
Beiträge: 389

Beitrag(#37967) Verfasst am: 08.10.2003, 19:58    Titel: Antworten mit Zitat

Paul Alleine schrieb:
Zitat:
Am nahesten dem Kommunismus kam tatsächlich Albanien, weil es dort kaum noch unterschiedliche Einkommen gab im Gegensatz zu den revisionistischen anderen sozialistischen Ländern.


Alsp, wenn DAS das Kriterium sein sollte, dann haben den ersten Preis im Kommunismus-Ähnlichkeitswettbewerb Pol Pot und die Roten Khmer in Kambodcha verdient. Pol Pot schaffte die Geldwirtschaft ab und führte innerhalb von weniger als zwei Jahren eine vollständige Kollektivierung durch. Er versuchte den Jahrtausende alten Gegensatz zwischen Stadt und Land aufzulösen, indem er die Städter zu Bauern machte, und die gesellschaftlichen Unterschiede aufzugeben, indem er die besitzenden, intellektuellen und Handel treibenden Schichten liquidierte.

Mit Kommunismus im Marxschen Sinne hat dies allerdings wenig zu tun. Schon der Marxismus-Leninismus muss als klarer Bruch mit der ursprünglichen Marxschen Theorie verstanden werden. Hab dies vor ein paar Jahren mal in einem Vortrag kurz dargelegt:
http://www.schmidt-salomon.de/prol.htm

Anmerkung hierzu: Der Vortrag verkürzt die Thematik natürlich Erwähnenswert ist vielleicht, dass er auf einem Symposium der Friedrich Naumann-Stiftung (FDP!) gehalten wurde. Es ging dabei um das umstrittene Buch "Das Schwarzbuch des Kommunismus". Marx saß gewissermaßen auf der Anklagebank - und es war meine Aufgabe, ihn zu verteidigen. Ankläger gab es auf dem Symposium mehr als genug...)

Ansonsten, was die realpolitischer Umsetzung kommunistischer Konzepte betrifft: Es gibt in der Tat nur sehr wenige (halbwegs) gute Ansätze. Eine löbliche Ausnahme bildet vielleicht die kommunistische Partei Keralas. Kerala, ein bevölkerungsreicher Bundesstaat im Süden Indiens, war der erste Ort, an dem auf demokratischem Weg eine kommunistische Regierung gewählt, ihres Amtes enthoben und wieder gewählt wurde. Die Erfolge der indischen Marxisten, die auf Demokratisierung, Dezentralisierung und Landreform setzten, waren und sind beachtlich: Der Alphabetisierungsgrad im armen Kerala entspricht in etwa dem der reichen USA, das gleiche gilt für die durchschnittliche Lebenserwartung. Die Vermögensunterscheide in Kerala sind minimal, 90 Prozent der Bauern Grundbesitzer, Männer und Frauen gleichberechtigt. Religiöse Konflikte spielen kaum eine Rolle und die Bevölkerungsentwicklung ist stabil – eine ungewöhnliche, ja man muss sagen: großartige Bilanz für ein Entwicklungsland im Allgemeinen und Indien im Speziellen. ..
_________________
Wir müssen uns Sisyphos
als einen glücklichen Menschen vorstellen."
(Albert Camus)
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Andrea
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Anmeldungsdatum: 23.07.2003
Beiträge: 140

Beitrag(#37995) Verfasst am: 08.10.2003, 20:35    Titel: Antworten mit Zitat

Ich bin im Kommunismus in Ungarn aufgewachsen.

Soooo schlecht war der beileibe nicht...
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Anmeldungsdatum: 02.08.2003
Beiträge: 4554

Beitrag(#38024) Verfasst am: 08.10.2003, 21:13    Titel: Antworten mit Zitat

@Paul Alleine

Von weltverbesserischem Idealismus kriegt ich immer ne Gänsehaut.
(Mancher bekommt davon das kalte Kotzen)
Jedes Ideal führt zum Leiden.
Noch schlimmer ist der Extremismus.
(Da werden die eigenen Wertevorstellungen mit allen
Mitteln durchgesetzt)
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Paul Alleine
Gast






Beitrag(#38071) Verfasst am: 08.10.2003, 22:23    Titel: Antworten mit Zitat

M.S.Salomon hat folgendes geschrieben:
Alsp, wenn DAS das Kriterium sein sollte,...Schon der Marxismus-Leninismus muss als klarer Bruch mit der ursprünglichen Marxschen Theorie verstanden werden.


M.S.Salomon

Du hast Recht, die Gleichheit im Einkommen allein macht natürlich nicht den entwickelten Sozialismus aus. Es ist in Foren immer ungünstig etwas korrekt darzulegen. Da braucht man Seiten - nicht mein Ding! Verkürzt man es, ist es etwas platt. Der M/L ist eine Wissenschaft, also da reichen ein paar Forumbeiträge nicht. Werde Deinen Beitrag mal studieren, für Schnellschüsse bin ich nicht. Erst mal vielen Dank.
Das Pol-Pot-Regime hatte eigentlich mit Kommunismus auf der Grundlage des wissenschaftlichen M/L wenig zu tun, eigentlich nur eine barbarische extremistische Steigerung des Maoismus. Und der Maoismus ist ja bekanntermaßen als revisionistischer Weltmachtimperialismus wegen seiner unmarxistischen Linie von den Marxisten-Leninisten enttarnt (siehe die Veröffentlichungen des Institutes für marxistisch-leninistische Studien, Tirana).

Das ist die Misere, unter der Bezeichnung Sozialisten oder Kommunisten tummeln sich eine Menge Scharlatane, das ist aber bei den Demokraten nicht anders. Wörter werden oft von denen adaptiert, die das Gegenteil damit meinen, siehe das Wort Reform !

Also von einem reinen Marxismus (ohne Lenin und die anderen Klassiker) halte ich nichts. Für mich ist der Marxismus nichts statisches was bei Marx enden soll. Marx ist die Grundlage, die anderen Klassiker haben ihn weiterentwickelt, aber verzerrt würde ich das nicht nennen. Genug Ideologen haben den M/L revidiert (die Revisionisten) und die meisten Praktiker sich nicht an m/l
Prinzipien gehalten. Trotz alledem ist er die einzigste Alternative zum Kapitalismus, der nicht lebensfähig ist, weil er den Interessen der Völker nicht dient.

Kennst Du den Klassiker Hoxha? "Imperialismus und Revolution", sein vielleicht bestes Werk, trennt die Spreu vom Weizen und zeigt wie man es machen könnte, aber nun nicht in der Umsetzung 1:1, sondern an die nationalen Eigenarten angepaßt. Hoxha meinte ja immer, dass jedes Land seinen eigenen Weg gehen muß. Eine imperiale Machtzentrale darf es nicht geben.
paul
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Paul Alleine
Gast






Beitrag(#38085) Verfasst am: 08.10.2003, 22:41    Titel: Antworten mit Zitat

@M.S. Salomon

War mal auf Deiner Homepage. Hochinteressant! Ich bin nun allerdings was meine akademische Ausbildung anbelangt Dir nicht so ebenbürtig. Habe zwar drei verschiedenartige Studiengänge mal probiert, aber mehr gegammelt und letztendlich keinerlei Abschluß. Ich bin da weniger der Wissenschaftler wie Du, sondern mehr ein Praktiker des M/L. Mit meinem Lebenspartner könntest Du da schon eher auf gleicher Ebene disputieren, der hat ja neben seiner Juristerei noch Geschichte intus und hat u.a. auch mal zwei Semester interessehalber in Tirana studiert. Mal sehen, ob wir das Unterforum mal zu einem Pro und Kontra nutzen werden, ob alle Lust dazu haben.
paul
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max
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Anmeldungsdatum: 18.07.2003
Beiträge: 3055

Beitrag(#38109) Verfasst am: 08.10.2003, 23:06    Titel: Antworten mit Zitat

Sanne hat folgendes geschrieben:
Wie definiert man denn diese Klassen? Nach Geld (Besitz), Tätigkeit oder Bildungsstand?

Die Klassenangehörigkeit definiert sich durch das soziale Verhältnis. Das Einkommen ist dabei sekundär und der Bildungsstand hat damit überhaupt nichts zu tun. Ich bin jetzt zu müde um eine vernünftige Definition auf die Reihe zu bekommen. Aber trotzdem ein paar Beispiele:
Arbeiterklasse (dazu gehören auch die meisten Angestellten): müssen ihre Arbeitskraft verkaufen um zu leben, besitzen keine Produktionsmittel, werden von den Kapitalisten ausgebeutet, in dem ihnen nicht der komplette Gegenwert für ihre Arbeit gezahlt wird, sondern der Kapitalist ein Teil des Wertes sich angeignet (Profit).
Kapitalisten: besitzen (oder kontrollieren) die Produktionsmittel (Fabriken etc.) und leben von der Ausbeutung der Arbeiterklasse. Teilweise auch indirekt über Aneignung von Gewinnen anderer Kapitalisten, z.B. Banken über Kredite die Gewinne von produzierenden Konzernen

Daneben gibt es noch Zwischenschichten, dass sogenannte Kleinbürgertum ("Mittelstand"), dazu gehören Leute, die an den Profiten (Ausbeutung) beteiligt werden, z.B. höhrere Angestellte, oder auch selbständige Handwerker, Kleinbauern...

Paul Alleine hat folgendes geschrieben:
Das ist die Misere, unter der Bezeichnung Sozialisten oder Kommunisten tummeln sich eine Menge Scharlatane, das ist aber bei den Demokraten nicht anders. Wörter werden oft von denen adaptiert, die das Gegenteil damit meinen, siehe das Wort Reform !

Das stimmt! Nur werden diese als Beweis für das Scheitern des Marxismus/Sozialismus/Kommunismus verwendet. Umgefähr so, als würde man/frau Haider als Beispiel für das Scheitern des Liberalismus verantwortlich machen, da er ja Mitglied der FPÖ ist.
Spock hat folgendes geschrieben:
Nennt mir mal bitte ein einziges Land, in dem es wirklichen Kommunismus und keinen Staatskapitalismus gab.

In den meisten Staaten des ehemaligen Ostblocks mit der Ausnahme der UdSSR gab es keine erfolgreiche Arbeiterrevolution und somit auch keine Machtübernahme der Arbeiterklasse. In diesen Staaten haben stalinistische Partei im Auftrag Stalins die Macht übernommen um sicher zu stellen, dass diese Staaten im Einflussbereich Russlands blieben. Dies ist nicht bei allen gelungen, da z.B. die albanischen und jugoslawischen Stalinisten (wie z.B. auch Mao) eine höhere Unabhängigkeit von Moskau erreichen konnten, da sie ihre Machtübernahme sich in grossen Masse auf eigene (Guerilla) Kräfte stützte.

Das Ende der staatskapitalistischen Regime ist doch bezeichnend: in keinem Staat hat die Arbeiterklasse den angeblichen Arbeiterstaat verteidigt. In vielen war sie sogar die Hauptkraft bei dem Sturz der stalinistischen Diktaturen, z.B. in der DDR oder Rumänien. Die Topbürokraten dieser Regime (Parteibonzen, Fabrikdirektoren etc.) haben sich nach 1989 fast alle zu Privatkapitalisten erklärt und konnten so ihren Einfluss retten. Sprich sie haben ihre tatsächliche Kontrolle der Konzerne juristisch abgesichert.
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Für die AGENDA 3010! 30-Stunden-Woche mit vollen Lohnausgleich und 10 Euro gesetzlicher Mindestlohn!

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Woici
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
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Beitrag(#38116) Verfasst am: 08.10.2003, 23:14    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Arbeiterklasse (dazu gehören auch die meisten Angestellten): müssen ihre Arbeitskraft verkaufen um zu leben, besitzen keine Produktionsmittel, werden von den Kapitalisten ausgebeutet, in dem ihnen nicht der komplette Gegenwert für ihre Arbeit gezahlt wird, sondern der Kapitalist ein Teil des Wertes sich angeignet (Profit).


Der böse böse Kapitalist... wie kann er es auch nur wagen, für die Zurverfügungstellung von Produktionsmitteln, Ideen, Kapital und für das Tragen des unternehmerischen Risikos auch noch ein Entgelt zu erwarten...
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Falameezar
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Anmeldungsdatum: 05.09.2003
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Beitrag(#38160) Verfasst am: 09.10.2003, 00:09    Titel: Antworten mit Zitat

M.S.Salomon hat folgendes geschrieben:

http://www.schmidt-salomon.de/prol.htm


Mein Votum: Freispruch im Sinne der Anklage.

Dein Plädoyer hat mich überzeugt, daß es sich lohnt Marx zu lesen und daß das, was aus seiner Philosophie gemacht wurde, nichts od. nur sehr wenig mit dieser zu tun hat.
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Wenn die Welt erst ehrlich genug geworden sein wird, um Kindern vor dem 15. Jahr keinen Religionsunterricht zu erteilen, dann wird etwas von ihr zu hoffen sein.

Arthur Schopenhauer (Philosoph, 1788-1860)
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Beitrag(#38166) Verfasst am: 09.10.2003, 00:38    Titel: Antworten mit Zitat

Wozu also noch Privateigentum... zwinkern
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Falameezar
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Anmeldungsdatum: 05.09.2003
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Beitrag(#38167) Verfasst am: 09.10.2003, 00:38    Titel: Antworten mit Zitat

Woici hat folgendes geschrieben:
Der böse böse Kapitalist... wie kann er es auch nur wagen, für die Zurverfügungstellung von Produktionsmitteln, Ideen, Kapital und für das Tragen des unternehmerischen Risikos auch noch ein Entgelt zu erwarten...


Es geht mE nicht um den einzelnen (bösen) Kapitalisten, sondern um den Kapitalismus insgesamt. Der Kapitalismus, also die Gesamtheit der Unternehmer ist immer der Gewinner dieses Systems während das Volk, also die Arbeitnehmer auf Dauer die Verlierer sein werden (siehe Entwicklung der Arbeitslosenzahlen in den vergangenen Jahrzehnten).

Letztlich stellt sich auch die Frage, wie u. wodurch die "Kapitalisten" entstanden sind (siehe mein Beitrag vom 13.09.03) u. sie deshalb die Berechtigung haben (nicht das kapitalistische Individuum), ein solches System auf immer beizubehalten.
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Wenn die Welt erst ehrlich genug geworden sein wird, um Kindern vor dem 15. Jahr keinen Religionsunterricht zu erteilen, dann wird etwas von ihr zu hoffen sein.

Arthur Schopenhauer (Philosoph, 1788-1860)
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Woici
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 7437
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Beitrag(#38171) Verfasst am: 09.10.2003, 01:07    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Es geht mE nicht um den einzelnen (bösen) Kapitalisten, sondern um den Kapitalismus insgesamt. Der Kapitalismus, also die Gesamtheit der Unternehmer ist immer der Gewinner dieses Systems während das Volk, also die Arbeitnehmer auf Dauer die Verlierer sein werden (siehe Entwicklung der Arbeitslosenzahlen in den vergangenen Jahrzehnten).


Kann es denn nicht eventuell nur daran liegen, daß wir gerade einen gravierenden Strukturwandel durchmachen? Wie war es denn während der industriellen Revolution? Ganze Handwerkszweige sind plötzlich ausgestorben weil es neue Technologien gab die schneller, beser, effizienter Produzieren konnten. Oder willst Du jetzt in Abrede stellen, dass es uns heute besser geht als damals? Dass es heute jedem Sozialhilfeempfänger besser geht als einem einfachen Besenbinder zu dieser Zeit?
Ich bin Arbeitnehmer und ich sehe mich auch als Gewinner dieses Systems.
Dass weltfremde altlinke das nicht so sehen, kann ich nachvollziehen... es liegt wahrscheinlich daran, dass sie so selten hinter die Kullissen schauen, dass sie gar nicht wissen, was es heutzutage bedeutet Unternehmer zu sein...
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ric
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Beitrag(#38203) Verfasst am: 09.10.2003, 09:06    Titel: Antworten mit Zitat

Andrea hat folgendes geschrieben:
Ich bin im Kommunismus in Ungarn aufgewachsen.

Soooo schlecht war der beileibe nicht...
Gulaschkommunismus.

Hatte was für sich. zwinkern
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ric
Gast






Beitrag(#38204) Verfasst am: 09.10.2003, 09:06    Titel: Antworten mit Zitat

Schmerzlos hat folgendes geschrieben:
@Paul Alleine

Von weltverbesserischem Idealismus kriegt ich immer ne Gänsehaut.
(Mancher bekommt davon das kalte Kotzen)
Jedes Ideal führt zum Leiden.
Noch schlimmer ist der Extremismus.
(Da werden die eigenen Wertevorstellungen mit allen
Mitteln durchgesetzt)
Ich muß Dir ausnahmsweise 100%ig zustimmen. Geschockt
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M.S.Salomon
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Anmeldungsdatum: 15.09.2003
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Beitrag(#38228) Verfasst am: 09.10.2003, 09:39    Titel: Antworten mit Zitat

Paul Alleine hat geschrieben:

Zitat:
Der M/L ist eine Wissenschaft (...)
Genug Ideologen haben den M/L revidiert (die Revisionisten)...


Wäre der M/L im Großen und Ganzen wirklich eine Wissenschaft gewesen (und kein Glaubenssystem!), dann hätte man "Revisionisten" prinzipiell begrüßt, weil sie ja Vorschläge machen, die dazu beitragen, eine Theorie kritisch zu testen. Man hätte gewusst, dass jede Ansicht revidiert werden kann bzw. sogar MUSS, wenn es bessere Argumente gibt. (Marx' Leitspruch lautete ja nicht umsonst: "An allem ist zu zweifeln!")

Für den glaubenstreuen M/Ler galt der Revisionist aber als "Ketzer", der gegen die "heilige Lehre" verstoßen hatte. In bestimmten Zeiten war das Etikett "Revisionist" gleichbedeutend mit einem Todesurteil. Wie Ketzer verbrannt wurden, wurden die Revisionisten liquidiert. Traurige Bilanz in der SU: Lenin und Stalin brachten mehr Marxisten um, als Hitler das je vermocht hatte.

Kurioserweise nun vertrat Lenin, der ja den Kampf auf den Revisionismus so massiv eingeleitet hatte, VOR (1905) sowie NACH (1922) der Revolution Positionen, die er in seiner mittleren Phase als revisionistisch bezeichnet hätte - und die später auch tatsächlich bei anderen als revisionistisch bezeichnet wurden...

Etwa um das Jahr 1922 herum schien Lenin beispielsweise eingesehen zu haben, dass die rigorose Verstaatlichung ein schwerwiegender Fehler gewesen war. Plötzlich bezeichnete er diese, seine eigene Politik als „dumm und selbstmörderisch“ und empfahl seinen verdutzten Anhängern, den „Handel zu lernen“.

Etwas resigniert stellte er fest: „Bauern sind keine Sozialisten, und Pläne zu machen, als ob sie Sozialisten wären, hieße auf Sand zu bauen. Die Verwandlung der bäuerlichen Psychologie und Gewohnheiten ist ein Ding, das Generationen braucht. Die Anwendung von Gewalt macht es auch nicht besser.“ In einem seiner letzten Artikel hieß es gar: „Für den Anfang könnten wir etwas von der Kultur der Bourgeoisie gebrauchen“

Damit war Lenin am Ende wieder bei authentisch marxistischen Ansichten angelangt, Ansichten, die er selbst beispielsweise 1905 nachdrücklich vertreten hatte: „In solchen Ländern wie Russland leidet die Arbeiterklasse nicht so sehr unter dem Kapitalismus als vielmehr unter der ungenügenden Entwicklung des Kapitalismus. […] Die bürgerliche Revolution ist im Interesse des Proletariats unbedingt notwendig. Je vollständiger und entschiedener, je konsequenter die bürgerliche Revolution sein wird, desto gesicherter wird der Kampf des Proletariats gegen die Bourgeoisie für den Sozialismus sein. Nur Leuten, die das Abc des wissenschaftlichen Sozialismus nicht kennen, kann diese Schlussfolgerung neu oder seltsam, ja paradox erscheinen.“

Anmerkung: Mit genau diesen (angeblich revisionistischen) Argumenten hatten die unterlegenen Menschewiki (alles "böse Revisionisten") gegen die Oktoberrevolution votiert. Russland war nach ihrer (mit Marx kompatiblen) Meinung beim besten Willen nicht auf eine sozialistische Revolution vorbereitet. Der frühe und späte Lenin sah das ähnlich. Das musste aber später in der Geschichte des M/L verdrängt werden...

Was lernen wir daraus?
1. Am besten sollten man den Begriff des Revisionismus nicht mehr positiv gebrauchen. Der Begriff ist logisch widersprüchlich und mit dem Blut Abertausender unzähliger Opfer besudelt.
2. Zweifellos; Marxismus, aber auch der Leninismus enthalten einige wertvolle wissenschaftliche Aussagen. Der M/L als solcher war jedoch weniger eine Wissenschaft als ein Glaubenssystem, was sich inbesondere in seinem Umgang mit Glaubensabweichlern zeigte.
Für den ML gab es in diesem Punkt letztlich die gleiche Maxime, nach der auch die Christen über Jahrhunderte hinweg verfahren sind: "Du wirst dran glauben, oder du wirst dran glauben!"


Fazit
Wenn man an die positiven Seiten der marxistischen Traditionen anknüpfen will, darf man sich nicht vor ihren garvierenden Fehlern verschließen. Mit anderen Worten: Wir müssen alle Revisionisten sein... Es zählt nur das bessere Argument - egal, von wem es stammt.
(Ob es mit der "roten Bibel" A oder B übereinstimmt oder nicht, muss uns gar nicht interessieren. )

Wenn es der sogenannten "Linken" gelingen sollte, irgendwann einmal auf Kirchen- und Sektengründungen zu verzichten (d.h. mit wirklich wissenschaftlichen und rationalen Maßstäben an die Probleme der Welt heranzugehen!), gäbe es eine gute Chance, tatsächlich eine lohnende Alternative zum Kapitalismus zu formulieren...

Unter den gegebenen Umständen (ich erinnere nur an den absurden Streit zwischen Amerikakritikern und Antideutschen) sehe ich hierfür jedoch kaum Anzeichen...
_________________
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Shadaik
evolviert



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Wohnort: MG

Beitrag(#38229) Verfasst am: 09.10.2003, 09:40    Titel: Antworten mit Zitat

Der Kapitalismus an sich ist ja doch schon ziemlich böse.

Gröhl...


Arbeitslosenzahlen: Unter den Arbeitslosen befinden sich überproportional viele ehemalige Arbeitnehmer? Hast du dafür Belege?
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Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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Sanne
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Anmeldungsdatum: 05.08.2003
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Wohnort: Nordschland

Beitrag(#38235) Verfasst am: 09.10.2003, 09:53    Titel: Antworten mit Zitat

max hat folgendes geschrieben:
Sanne hat folgendes geschrieben:
Wie definiert man denn diese Klassen? Nach Geld (Besitz), Tätigkeit oder Bildungsstand?

Die Klassenangehörigkeit definiert sich durch das soziale Verhältnis. Das Einkommen ist dabei sekundär und der Bildungsstand hat damit überhaupt nichts zu tun. Ich bin jetzt zu müde um eine vernünftige Definition auf die Reihe zu bekommen. Aber trotzdem ein paar Beispiele:
Arbeiterklasse (dazu gehören auch die meisten Angestellten): müssen ihre Arbeitskraft verkaufen um zu leben, besitzen keine Produktionsmittel, werden von den Kapitalisten ausgebeutet, in dem ihnen nicht der komplette Gegenwert für ihre Arbeit gezahlt wird, sondern der Kapitalist ein Teil des Wertes sich angeignet (Profit).
Kapitalisten: besitzen (oder kontrollieren) die Produktionsmittel (Fabriken etc.) und leben von der Ausbeutung der Arbeiterklasse. Teilweise auch indirekt über Aneignung von Gewinnen anderer Kapitalisten, z.B. Banken über Kredite die Gewinne von produzierenden Konzernen

Daneben gibt es noch Zwischenschichten, dass sogenannte Kleinbürgertum ("Mittelstand"), dazu gehören Leute, die an den Profiten (Ausbeutung) beteiligt werden, z.B. höhrere Angestellte, oder auch selbständige Handwerker, Kleinbauern...




So ähnlich hatte ich das in Erinnerung. Bloß, daß Bildung und Einkommen keine Rolle, bei der Einteilung in Klassen spielen, finde ich unlogisch und unpraktisch. Und ich hab bislang noch überhaupt keine Erklärung dafür, warum M. und P. mich als Klassengegner ansehen. M. hat einen bürgerlichen Beruf, die haben Eigentumswohnung und Wochenendhaus und verdienen garantiert mehr als ich (weil, weniger geht nicht) -- pardon, mit geld hat das ja nichts zu tun...
Nee, aber ohne zu fragen, aus welcher "Klasse" ich komme, ordnen die mich als Klassengegner ein. Ich bin nach allen genannten Kriterien Arbeiterklasse - obwohl vielleicht auch Bauernklasse, weil mein vater einen kleinen Bauernhof in Mecklenburg hatte, der dann aber von der DDR enteignet wurde... jedenfalls, wenn ich Klassengegner bin, dann weil M. und P. nach deiner Definition Kleinbürgertum oder Bürgertum sind ... Am Kopf kratzen
Die "Gegnerschaft" - wenn überhaupt! - bestünde höchstens, eventuell auf der politischen oder weltanschaulichen Ebene. Aber das hat doch wieder mit Klassen nichts zu tun?
_________________
Ich will das Internet doch nicht mit meinen Problemen belästigen! (Marge Simpson)
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Markus
Polygamer, polymorph perverser Psychopath



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Wohnort: Südhessen

Beitrag(#38280) Verfasst am: 09.10.2003, 11:08    Titel: Antworten mit Zitat

Hmm, ich fasse mal Marx 'für Arme' zusammen:
Die Grundlage des Marxismus ist, dass jeder soviel gibt wie er kann und jeder soviel nimmt, wie er braucht.
Ich weiß, ist extrem simpel dargestellt und sublimiert, trifft meines Erachtens nach dem Beiseiteräumen des vielen pseudointelletuellen Ballasts ziemlich genau den Kern dieser Philosophie.
Dieser Ansatz geht allerdings von einem idealen Menschenbild aus, das nicht der Wirklichkeit entspricht.
Der Mensch ist Jäger und Sammler. Er nimmt soviel, wie er kann und gibt, soviel er muß.
Damit steht die Philosophie des Marximus in fundamentalem Gegensatz zur Natur des Menschen. Der Kapitalismus hingegen entspricht dieser Natur genau.
Deshalb hat der Marxismus auf viele Generationen hinaus keine Chance, während sich der Kapitalismus durchsetzen kann.
On das gut oder schlecht ist, sei dahingestellt.
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Paul Alleine
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Beitrag(#38401) Verfasst am: 09.10.2003, 13:44    Titel: Antworten mit Zitat

Sanne hat folgendes geschrieben:

Und ich hab bislang noch überhaupt keine Erklärung dafür, warum M. und P. mich als Klassengegner ansehen. M. hat einen bürgerlichen Beruf, die haben Eigentumswohnung und Wochenendhaus und verdienen garantiert mehr als ich (weil, weniger geht nicht) -- pardon, mit geld hat das ja nichts zu tun...
Nee, aber ohne zu fragen, aus welcher "Klasse" ich komme, ordnen die mich als Klassengegner ein. Ich bin nach allen genannten Kriterien Arbeiterklasse - obwohl vielleicht auch Bauernklasse, weil mein vater einen kleinen Bauernhof in Mecklenburg hatte, der dann aber von der DDR enteignet wurde... jedenfalls, wenn ich Klassengegner bin, dann weil M. und P. nach deiner Definition Kleinbürgertum oder Bürgertum sind ... Am Kopf kratzen
Die "Gegnerschaft" - wenn überhaupt! - bestünde höchstens, eventuell auf der politischen oder weltanschaulichen Ebene. Aber das hat doch wieder mit Klassen nichts zu tun?


Sanne, der Übeltäter war ich, weil ich mal wieder in Schlagworten argumentiert habe und einfach vom "Klassengegner" schrieb. Bin leider kein Dr. der Juristerei wie Martin, der auch beim M/L immer präsise formuliert. Ich bin nichts und habe nichts, noch nicht mal Sozialhilfe. Also ich besitze die Eigentumswohnung und den Sylter Bungalow auch nicht! Leider! Aber auch jemand, der wie ich gar nichts besitzen würde, noch nicht mal zur Schicht der registrierten Arbeitslosen zählt (rechnet zur Arbeiterklasse), kann zu den Klassengegnern zählen, wenn er der bürgerlichen Ideologie aktiv anhängt und er aktiv gegen seine Klasse auftritt. Das ist bei mir zwar nicht der Fall, aber es hätte doch sein können.
Ich meinte auch Dich nicht als Person mit Klassengegner, sondern das Forum, welches ja doch mehrheitlich bürgerlich ist und defakto damit Gegner des revolutionären Proletariats ist.
Martin ist nicht unvermögend und verdient auch sein Geld in einem bürgerlichen Beruf, aber als Bürgerlicher ist er an der Seite des revolutionären Proletariats, ja er war (leider jetzt immer weniger) damit Teil des revolutionären Proletariats.
Wenn ein Arbeiter Mitglied einer bürgerlichen Partei würde, dann wäre er zwar immer noch Arbeiter, aber trotzdem Klassengegner (Martin meint, der Ausdruck Klassenkampfgegner und Gegner der Arbeiterklasse wäre präziser).
Also nicht jeder einfache Arbeiter/Angestellte der aus der Arbeiter/Bauernklasse kommt, ist deshalb ein Klassenfreund. Manch Professor, Intellektueller, aber ist es. Hoxha war auch kein Arbeiter, war sogar in diplomatischem Dienst des albanischen Königs, trotzdem schloß er sich in Frankreich der KP an und übernahm die Führung bei der Revolution in Albanien.
Also Sanne, meine Worte darfst Du nicht auf die Wort-Goldwaage legen, ich übernehme oft die Worte die sich so eingebürgert haben und da spricht man eben umgangssprachlich vom "Klassengegner" oder "Klassenfeind", das ist halt so eine Parole die nicht so umständlich ist wie Martins Juristendeutsch.
Aber übelgenommen hat bisher noch kein Mensch, wenn man ihn als Klassengegner bezeichnet hat. Sogar linke Juristen betiteln oft bei Kongressen oder Treffen sogar hochrangige bürgerliche Vertreter von Politik und Kultur als "Klassengegner", das erlebe ich andauernd. Die damit betitelten nehmen das gelassen hin und sind trotzdem zu dem "Beleidiger " freundlich und freundschaftlich. Also das erlebe ich andauernd so.
Also beleidigt brauchst Du deshalb nicht zu sein, das nehmen andere viel lockerer.
paul
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Paul Alleine
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Beitrag(#38405) Verfasst am: 09.10.2003, 13:57    Titel: Antworten mit Zitat

M.S. Salomon

Habe mal Deinen Vortrag gelesen. Sehr viel Zustimmung von mir! Aber auch einige Kritik, dass Marx und Lenin und nachfolgende Klassiker so gegenübergestellt werden. Daß Lenin die Staatsmacht so aufbaute und so wenig auf das Individumm Rücksicht nahm, war meines Erachtens weniger eine theoretische Sache, sondern ein praktisches Hineinschlittern, weil die Feinde der Revolution so massiv die Revolution bedrohten, daß demokratische Strukturen nur der Konterrevolution genutzt hätten.

Also ich sehe weniger die Gegensätze zwischen Marx und Lenin und den anderen Klassikern, sondern eher die Gegensätze zwischen den Klassikern und den Staatsbürokraten, die die Macht in den kommunistischen Parteien erlangten, besonders nach 1956, siehe DDR.

Martin wird mal später Dir antworten, der ist ja da Wissenschaftler wie Du. Lange Abhandlungen zu schreiben, liegt mir nicht so, ist ja auch für ein Forum nicht das richtige. Jedenfalls war Dein Beitrag sehr interessant und eine gute Grundlage für Diskussionen.
paul
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Beitrag(#38458) Verfasst am: 09.10.2003, 16:53    Titel: Antworten mit Zitat

Kommunismus hat mit Selbstbestimmung nicht allzuviel zu tun...
Nix mit "Wir sind das Volk"...sondern: 'die Partei hat immer recht'...

Lachen

Demokratie lässt sich sicherlich in vieler Hinsicht kritisieren...
...aber das "Leitbild" eines Systemwechsels bedeutet zwangsläufig
"Revolution"(nicht so sehr Reform). Ich persönlich kann mit
Umstürzlern nicht allzuviel anfangen, wo die "Idee" mehr zählt
als das Individuum.
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Falameezar
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Beitrag(#38591) Verfasst am: 09.10.2003, 22:49    Titel: Antworten mit Zitat

Woici hat folgendes geschrieben:
Kann es denn nicht eventuell nur daran liegen, daß wir gerade einen gravierenden Strukturwandel durchmachen? Wie war es denn während der industriellen Revolution? Ganze Handwerkszweige sind plötzlich ausgestorben weil es neue Technologien gab die schneller, beser, effizienter Produzieren konnten.


Sicher durchlaufen wir z.Z. einen Strukturwandel, ähnlich wie bei der industriellen Revolution. Aber hat sich nicht gerade in dieser Zeit die Arbeiterschaft formiert um den unsozialen Auswüchsen der Industriealisierung ein adäquates Gegengewicht entgegenzustellen u. hat es nicht ein Herr namens Karl Marx etwa zur gleichen Zeit für nötig befunden über die Fehlentwicklungen dieses Strukturwandels u. über einer möglichen Alternative ein dickes Buch zu schreiben? Strukturwandel sind fortschrittsbedingte Umbrüche u. hat es in der Menschheitsgeschichte schon mehrere gegeben u. es wird sie in der Zukunft immer wieder geben, außer die Menschheit verzichtet auf die Forschung u. technische Weiterentwickling. Ein Strukturwandel ist aber kein Argument, um soziale Ungerechtigkeiten zu rechtfertigen.

Zudem sind bei dem heutigen Strukturwandel die Verhältnisse anders. Während bei der IR Arbeitskräfte gebraucht wurden, fallen sie heute weg. Einzig das Dienstleistungsgewerbe benötigt (noch) menschliche Arbeitskraft, aber die industriell-gewerblichen Betriebe bilden nicht genügend Nachfrage u. die privaten Haushalte können solche Dienste meißt nicht bezahlen u. das trotz der eigens für die Dienstleistungsbetriebe eingeführten Ausnahmen bei Lohn, Steuer u. Arbeitszeit. Dieser Strukturwandel ist also, entgegen der industriellen Revolution, eine Spirale nach unten, da der neue Produktzweig "Dienstleistung" sich nicht am privaten Markt etablieren kann (od. hast du schon einen Gebäudereiniger beauftragt?).

Woici hat folgendes geschrieben:
Oder willst Du jetzt in Abrede stellen, dass es uns heute besser geht als damals? Dass es heute jedem Sozialhilfeempfänger besser geht als einem einfachen Besenbinder zu dieser Zeit?


Ich behaupte sogar, dem (ehemaligen) Besenbinder ging es sogar etwas(!) besser während u. unmittelbar nach der Industriealisierung als zuvor, da dieser Umbruch es mitbrachte, daß die entstandenen Manufakturen Arbeitskräfte benötigten. Allerdings die einsetzende Flucht der armen Landbevölkerung in die Städte u. das dadurch einsetzende Überangebot von Arbeitskraft "verbilligte" diese u. erzeugte einen enormen sozialen Druck. Einzig der Kampf der Arbeiter für die Verbesserung ihrer Lage hat den Lebensstandard ermöglicht, von dem du heute noch profitierst, nicht aber die "Einsicht" der Kapitalisten zu verdanken.

Woici hat folgendes geschrieben:
Ich bin Arbeitnehmer und ich sehe mich auch als Gewinner dieses Systems.
Dass weltfremde altlinke das nicht so sehen, kann ich nachvollziehen... es liegt wahrscheinlich daran, dass sie so selten hinter die Kullissen schauen, dass sie gar nicht wissen, was es heutzutage bedeutet Unternehmer zu sein...


Das ist nun sehr witzig, weil ich mich gerade heute in meiner Firma wieder einmal als (stellvertretender) Betriebsrat mit dieser Problematik auseinandersetzen mußte. Die Planung der Geschäftsführung für 2003 war für unser Serienprodukt so hoch wie noch nie angesetzt u. die Belegschaft u. der BR waren sehr skeptisch. Trotzdem haben wir einer Flexi-Arbeitszeit zugestimmt, welche die Produktion ermöglicht hätte. Im Laufe des Jahres zeichnete sich jedoch immer mehr ab, daß der Auftragseingang zurückging. Trotzdem hielt die GF an den ursprünglichen Planzahlen fest. Nun sollen wir, entgegen der ursprünglichen Betriebsvereinbarung, einer Reduzierung der Wochenarbeitsstunden auf 24 Wochenstunden zustimmen. Der Gipfel jedoch ist, daß die GF im Dez. 03 noch einmal auf 42 WoStd hochfahren möchte, um das ursprüngliche Ziel anzustreben u. obwohl sie noch keine zusätzlichen Aufträge an Land gezogen hat. Jeder Arbeitnehmer bei uns hat die Situation realistischer eingeschätzt als die GF, welche nur ihr Soll gegenüber den Aktionären erfüllen wollen, egal unter welchen menschlichen Opfern.

Um hier Mißverständnisse vorzubeugen, möchte ich hier noch folgendes klarstellen: Ich habe nichts gegen Unternehmer, welche auch unternehmen, also ein Produkt am Markt platzieren u. halten können. Laut einer Untersuchung, die ich vor wenigen Wochen gelesen habe (leider finde ich iM nicht), sind jedoch Managementfehler an ca. 80% der Insolvenzen verantwortlich. ME müssen die Betriebe, also die Produktionsmittel, mehr demokratisiert werden, so daß die GFen durch die ANschaft berufen, kontrolliert u. verabschiedet werden.

Wogegen ich aber ganz entschieden bin ist der parasitäre Geld- u. Aktienmarkt. Dort wird "Geld verdient" ohne eine Idee (Produkt) u. Arbeitskraft einzusetzen, einzig mit dem "Produktionsmittel" Geld. Dies ist jedoch die Knete, welche in den Betrieben erarbeitet u. dort entzogen wurde.

Übrigens, wußtest du schon, daß Bill Gates kein Unternehmer, sondern Kapitalist ist? Er hatte eine kleine Garagenwerkstatt, aber weder eine Idee noch Geld. Als IBM ein Betriebssystem für ihren ersten PC suchte, stieß sie mehr zufällig auf B.G. u. er sagte zu, dieses innerhalb weniger Wochen zu liefern. B.G. hatte immer noch keine Idee (von dem Betriebssystem), aber er kannte eine andere kleine Firma, welche ein solches schon entwickelt hatte. B.G. verschaffte sich am Geldmarkt die entsprechenden Mittel u. kaufte diese Firma u. das BS, was er dann IBM anbot. Er hatte nur Glück u. kapitalistische Conection, sonst nichts.
_________________
Wenn die Welt erst ehrlich genug geworden sein wird, um Kindern vor dem 15. Jahr keinen Religionsunterricht zu erteilen, dann wird etwas von ihr zu hoffen sein.

Arthur Schopenhauer (Philosoph, 1788-1860)
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Beitrag(#38594) Verfasst am: 09.10.2003, 22:54    Titel: Antworten mit Zitat

@Schmerzlos: "Die Partei hat immer Recht" ist kein Kennzeichen des Kommunismus, sondern der heutigen Parteienlandschaft in der BRD (und natürlich auch der staatskapitalistischen Regime). Wobei mit Partei jeweils nur die Parteiführung gemeint ist.

@ M.S.Salomon
Dein Beitrag "Proletarier aller Länder verzeiht mir" hat ein grundlegendes Problem. Du siehst eine Kontinuität zwischen Lenin und Stalin, während du zwischen Marxismus und Leninismus unterscheidest. Letzteres ist berechtigt, wenn mit Leninismus in Wirklichkeit der Stalinismus gemeint ist, aber in Bezug auf die Bolschewiki ist die Aussage nicht richtig.

M.S.Salomon hat folgendes geschrieben:
Wenn Marx die Frage "Staat oder Kommunismus?" stellte, so entschied sich Lenin eindeutig für den Staat, gegen die kommunistische Gesellschaft.[...]
Weil Lenin Vergesellschaftung mit Verstaatlichung verwechselte, mußte er gleich nach der Revolution einen ungeheuren Staatsapparat aufbauen, der alle Teilbereiche des gesellschaftlichen Lebens reglementierte.[...]
Lenin, dessen Denken nicht unwesentlich von dem Terroristen Netschajew beeinflußt war, hatte mit einem solchen evolutionär denkenden Marxismus wenig im Sinn.[...]
der Sozialismus z.B. erscheint mal als Ergebnis einer gewaltsamen Revolution, mal als evolutionär gewachsenes Produkt der kapitalistischen Entwicklung.

Es geht einmal um gesellschaftliche Grundlagen, die den Kommunismus erst möglich machen. Es ist klar, dass im Mittelalter oder auch in Russland 1917 isoliert betrachtet Kommunismus rein materiell nicht möglich war. Für den Kommunismus ist eine ausreichende Entwicklung der Produktivmittel notwendig. Das meint Marx (und auch Lenin) mit dem, was du als evolutionär gewachsenes Produkt der kapitalistischen Entwicklung bezeichnest. Aber diese Entwicklung bewirkt nicht automatisch, dass sich die Gesellschaft ändert. Dafür ist die Revolution notwendig um die Macht der Kapitalisten zu brechen und den bürgerlichen Staatsapparat zu zerschlagen. Die Machtfrage ist entscheidend. Marx kritisiert Verstaatlichungen innerhalb des Kapitalismus (wie Lenin) und kritisiert damit vor allem die Reformisten, da sie die Machtverhältnisse ignorieren. Lenin war für die Revolution, weil erkannte, dass die Chance bestand, dass sie europaweit erfolgreich sein könnte. Und europaweit war eine Entwicklung des Kommunismus möglich. Da aber die Revolution in Deutschland, Ungarn, Italien etc. scheiterte, wurde Russland isoliert. Und diese Isolation (und die Vernichtung der Arbeiterklasse im Bürgerkrieg) bewirkte, dass ein bürokratisches Monster entstand, aus dem schliesslich der Stalinismus als Rechtfertigung für die Konterrevolution hervorging.
Sanne hat folgendes geschrieben:
So ähnlich hatte ich das in Erinnerung. Bloß, daß Bildung und Einkommen keine Rolle, bei der Einteilung in Klassen spielen, finde ich unlogisch und unpraktisch. Und ich hab bislang noch überhaupt keine Erklärung dafür, warum M. und P. mich als Klassengegner ansehen.

Dafür habe ich auch keine Erklärung. Die Einkommensunterschiede können eine Folge einer unterschiedlichen Klassenzugehörigkeit sein, was z.B. beim Vergleich einer Verkäuferin und dem Vorstand von Rewe deutlich wird. Aber ein Kleinbürger kann in Krisenzeiten durchaus ärmer als eine Arbeiterin in einem gewerkschaftliche organisierten Betrieb sein. Zu Bildung haben juristisch gesehen alle den gleichen Zugang, so dass es genügend ArbeiterInnen mit mehr Bildung als manche KapitalistInnen geben wird. Allerdings gibt es in der BRD eine starke soziale Selektion im Bildungssystem, die bewirkt, dass es für Reiche deutlich einfacher ist eine gute Bildung zu erwerben.
Markus hat folgendes geschrieben:
Die Grundlage des Marxismus ist, dass jeder soviel gibt wie er kann und jeder soviel nimmt, wie er braucht.
[...]
Dieser Ansatz geht allerdings von einem idealen Menschenbild aus, das nicht der Wirklichkeit entspricht.

Diese Aussage ist nur richtig, wenn es um eine Mangelsituation geht. Aber heute ist es möglich einen Überfluss in allen wichtigen Bereichen zu produzieren und in manchen gibt es bereits Überfluss (z.B. bei Nahrungsmitteln). Das Problem heute ist die Verteilung und wer die Wirtschaft kontrolliert. Die diktatorischen Verhältnisse in der Wirtschaft stehen einer Ausnutzung der Möglichkeiten für alle Menschen im Weg.
woici hat folgendes geschrieben:
Der böse böse Kapitalist... wie kann er es auch nur wagen, für die Zurverfügungstellung von Produktionsmitteln, Ideen, Kapital und für das Tragen des unternehmerischen Risikos auch noch ein Entgelt zu erwarten...

1. KapitalistInnen tragen (ausser er/sie ist saublöd und sichert sich nicht ab) keinerlei Risiko, während die ArbeiterInnen das volle Risiko tragen (Arbeitslosigkeit etc.). 2. Das Problem ist nicht, dass KapitalistInnen Entgelt für seine/ihre Arbeit fordert. Der Profit steht auch in keinem Verhältnis zu wirklich geleisteten Arbeit und kann nur durch die ungleiche Machtverteilung in einem Konzern erklärt werden. Eben, dass KapitalistInnen die Kontrolle über die Produktionsmittel ausnutzen um sich Werte, die von den ArbeiterInnen geschaffen wurden anzueignen. Es handelt sich dabei um Werte, die neu durch die Arbeit geschaffen wurden. 3. Es geht nicht um böse und sonstige moralische Argumente. Es geht um die Beschreibung eines sozialen Verhältnisses. Und dieses ist durch die gesellschaftlichen Umstände definiert und diese zwingen die KapitalistInnen zur Ausbeutung der ArbeiterInnen, da sie sonst nicht konkurrenzfähig sind.
woici hat folgendes geschrieben:
Kann es denn nicht eventuell nur daran liegen, daß wir gerade einen gravierenden Strukturwandel durchmachen? Wie war es denn während der industriellen Revolution? Ganze Handwerkszweige sind plötzlich ausgestorben weil es neue Technologien gab die schneller, beser, effizienter Produzieren konnten. Oder willst Du jetzt in Abrede stellen, dass es uns heute besser geht als damals? Dass es heute jedem Sozialhilfeempfänger besser geht als einem einfachen Besenbinder zu dieser Zeit?

Die Fortentwicklung der Produktivität ist essentieller Bestandteil des Kapitalismus und kann die heutige Massenarbeitslosigkeit nicht erklären. Das Problem ist der Fall der Profitraten (grob gesagt das Verhältnis Investitionen zu Profit). Dadurch lohnt sich eine Ausweitung der Produktion nicht mehr und das Geld wird unproduktiv verspekuliert. Der Fall der Profitraten ist eine grundlegende Tendenz der kapitalistischen Entwicklung und kann nur abgeschwächt werden, indem die Ausbeutungsrate gesteigert wird (Löhne senken, Entlassungen und dafür Verlängerung der Arbeitszeit bzw. Intensivierung der Arbeit etc.) und Konkurrenten vernichtet werden und deren Produktionskapazitäten und Marktanteile übernommen werden. Zu den Massnahmen gegen den Fall der Profitrate gegenzusteuern gehören auch die Versuche neue Märkte zu erschliessen (z.B. durch Privatisierung des öffentlichen Sektors), weniger Steuer zu zahlen und mehr Subventionen zu kassieren. Aber alle diese Massnahmen können die grundlegende Tendenz nicht aufhalten, sondern nur verzögern. Und alle diese Massnahmen stellen einen Angriff auf den Lebensstandard der Mehrheit der Bevölkerung dar.
woici hat folgendes geschrieben:
Dass weltfremde altlinke das nicht so sehen, kann ich nachvollziehen...

Es gibt tatsächliche Leute, die die heutige Entwicklung nicht verstehen und Altlinke, die tatsächlich etwas weltfremd sind (siehe die Bewunderung Albaniens). Meine ersten politischen Erfahrungen war die Revolution in der DDR 1989, das Ende des Kalten Kriegs und die Ankündigung von Frieden, Wohlstand durch die Friedensdividende und des Sieg des Kapitalismus. Diese triumphalen Ankündigungen der bürgerlichen Ideologen wurden aber innerhalb weniger Jahre komplett widerlegt. Statt Friede gab es beginnend mit dem Golfkrieg eine Reihe Kriege. Statt Wohlstand die schlimmste Wirtschaftskrise in der Existenz der BRD und einen krassen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Dazu wurde der Sozialabbau verschärft und die bürgerlichen Ideologen versuchen heute den Menschen einzubleuen, dass es ihnen zu gut geht und sie sich darauf einstellen müssen, dass sie trotz gestiegenen gesamtgesellschaftlichen Reichtums es ihnen schlechter gehen muss. Natürlich sind diese Ideologen nicht der Meinung, dass es ihnen selbst oder ihren Auftraggebern zu gut geht.

Die Entwicklung geht momentan nicht in Richtung Fortschritt, sondern in Richtung, dass die Reichen auf Kosten des Rests reicher werden und daraus einer steigende Armut resultiert. Deutlich wird dies an den Massnahmen der Agenda 2010 bzw. der Herzog-Kommission, die diese Entwicklung noch verstärken werden. Aber es gibt anscheinend immer noch zu viele, die meinen, dass es wie bis in die 70er immer Berg auf geht und dass deshalb es nicht notwendig ist sich gegen die Angriffe der Bosse zu wehren.
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Für die AGENDA 3010! 30-Stunden-Woche mit vollen Lohnausgleich und 10 Euro gesetzlicher Mindestlohn!

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Beitrag(#38614) Verfasst am: 09.10.2003, 23:19    Titel: Antworten mit Zitat

max hat folgendes geschrieben:
@Schmerzlos: "Die Partei hat immer Recht" ist kein Kennzeichen des Kommunismus,


- Eigentlich des 'Real-existierenden Sozialismus'... Lachen

Zitat:
sondern der heutigen Parteienlandschaft in der BRD


- Ein 'Kompromiss' ist dann vollkommen, wenn alle unglücklich sind.
Ich finde diesen 'Gerechtigkeitswahn' ehrlich gesagt völlig weltfremd.
Man kann es nicht allen recht machen. Das wäre der sichere Weg zum
Mißerfolg.

Zitat:
(und natürlich auch der staatskapitalistischen Regime).


- Diese Behautungen sind ja sowas von 'keine Argumentation'...

Zitat:
Wobei mit Partei jeweils nur die Parteiführung gemeint ist.


- Es ist keine Kunst die Parteienlandschaft und Politiker zu kritisieren.
Das geschieht ja auch unentwegt. Wir sind inzwischen ein Volk von
verweichlichten Jammerlappen...zumindest nachrichtentechnisch
und multimedial. Alle haben sie was zu motzen.

Alles braucht seine Zeit.
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