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GWUP: Diskussion um den sogenannten _Wokeismus_
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VanHanegem
Weltmeister



Anmeldungsdatum: 24.04.2006
Beiträge: 2977

Beitrag(#2301690) Verfasst am: 09.12.2023, 11:50    Titel: Antworten mit Zitat

Hier eine Kolumne von von Fleischhauer im Focus über Wokeismus (wobei er die Bezeichnung für eher weniger treffend hält)
https://www.focus.de/politik/meinung/focus-kolumne-von-jan-fleischhauer-choreografie-der-wut_id_259476403.html
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Hup Holland Hup, Oranje winnt de cup (2022)
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Tarvoc
would prefer not to.



Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44194

Beitrag(#2301692) Verfasst am: 09.12.2023, 14:52    Titel: Antworten mit Zitat

Lachen Schon beim gefetteten ersten Paragraphen musste ich laut lachen:

Zitat:
Warum gibt man seine Kinder an die Universität? Damit sie zu klügeren Menschen ausgebildet werden. Aber darauf ist immer weniger Verlass. Immer häufiger lernen sie, sich selbst und die Vernunft, auf der diese Gesellschaft gründet, zu hassen.


Also Fleischhauer meint, dass diese Gesellschaft auf Vernunft gründet. Großartig. Was für hirnlose Takes hat der denn sonst noch so auf Lager? Mit den Augen rollen

Wer ist das überhaupt, und warum haut er solche... Schenkelklopfer raus? Lachen
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VanHanegem
Weltmeister



Anmeldungsdatum: 24.04.2006
Beiträge: 2977

Beitrag(#2301694) Verfasst am: 09.12.2023, 15:43    Titel: Antworten mit Zitat

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:

Nein, könnte er nicht. Und zwar nicht einmal nach diesem reißerischen, zehn Jahre alten, vor Unsinn nur so strotzenden und tendenziell rassistischen Artikel aus der Springerpresse.

Falsch ist hier vor allem der unterschwellig suggerierte Umkehrschluss man könne ohne islamischen Background hier in D keine de facto Polygamie zu leben. (oder auch einen afrikanischen laut Ihrer Hoheit der Fürstin Gloria 2001). Da drängt sich schon Rassismusverdacht auf, da die indigenen Kelten, Germanen, Slawen etc. in D damit als Schlappschwänze hingestellt werden.
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narr
workingglass
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Anmeldungsdatum: 02.01.2009
Beiträge: 3788

Beitrag(#2301698) Verfasst am: 09.12.2023, 19:46    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Lachen Schon beim gefetteten ersten Paragraphen musste ich laut lachen:

Zitat:
Warum gibt man seine Kinder an die Universität? Damit sie zu klügeren Menschen ausgebildet werden. Aber darauf ist immer weniger Verlass. Immer häufiger lernen sie, sich selbst und die Vernunft, auf der diese Gesellschaft gründet, zu hassen.


Also Fleischhauer meint, dass diese Gesellschaft auf Vernunft gründet. Großartig. Was für hirnlose Takes hat der denn sonst noch so auf Lager? Mit den Augen rollen

Wer ist das überhaupt, und warum haut er solche... Schenkelklopfer raus? Lachen

Lachen Ja, ging mir auch so. Schon der erste Satzt: "...gibt man seine Kinder an die Universitär" In der Regel sind das keine "Kinder" mehr, sondern junge Erwachsene und die müssen sich von uns Alten auf die ein oder andere Weise absetzen. Und, dass auch nur einer der Studenten die ich so über die Jahre kennen gelernt habe "klüger" geworden wäre konnte ich nicht beobachten. Im besten Fall haben sie was gelernt.
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Bestand hat nur der Wandel
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Myron
Metaphysischer Materialist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3525

Beitrag(#2301703) Verfasst am: 09.12.2023, 21:44    Titel: Antworten mit Zitat

Eine Anekdote zu den Protestaktionen der Wilden Linken: Eines Tages (im Jahr 1969) wurde es selbst Adorno, einem der Köpfe der Frankfurter Schule, zu bunt:

Zitat:
"Etwas hat sich verändert. 1969 in Frankfurt, das Jahr nach der großen Revolte, beginnt an der Goethe-Universität zunächst wie immer. Am 31. Januar besetzen Studentinnen und Studenten das Institut für Sozialforschung an der Senckenberganlage. Sie verlangen andere Lehrinhalte und andere Formen des Unterrichts – wie schon 1968. Doch diesmal zögert Theodor W. Adorno, der weltbekannte Philosoph und Instituts-Direktor, nicht lange. Er erstattet Anzeige wegen Hausfriedensbruchs und ruft die Polizei, fordert sie zur Räumung auf."

Quelle: https://www.fr.de/frankfurt/funke-zuendet-11413361.html


Im selben Jahr gab es auch noch ein "Busenattentat" auf ihn. (Wenige Monate danach starb er.)

Übrigens, Adorno war alles andere als ein Verächter der abendländischen/europäischen Hochkultur.
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Myron
Metaphysischer Materialist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3525

Beitrag(#2301704) Verfasst am: 09.12.2023, 22:30    Titel: Antworten mit Zitat

Die multikulturellen Linken sagen, alle Kulturen seien gleichermaßen achtens- und bewahrenswert—von der weißen, westlichen Kultur abgesehen. In den Postkolonialisten, die selbst der weißen/westlichen Kultur entstammen, lodert ein seltsamer Selbsthass, ein Hass auf das Eigene—die eigene Rasse, die eigene Nation, die eigene Kultur.
Der konservative Philosoph Roger Scruton hat für diese Einstellung als Gegenteil zu "Xenophobie" ("Fremdenhass") den Begriff "Oikophobie" ("Heimathass") eingeführt. "Oikophilie" bedeutet entsprechend "Heimatliebe" (womit mehr gemeint ist als die Liebe zur heimatlichen Landschaft). Liebe zur eigenen Kultur und zur eigenen Nation ist den postkolonialen Linken fremd.

Fußnote: Heimatliebe muss (und sollte) nicht blinde Liebe sein, d.i. unkritischer Patriotismus oder Nationalismus. Selbstkritische "Oikophile" blenden die negativen Seiten der Geschichte ihrer Heimat, ihrer Nation und Kultur nicht aus—zu denen z.B. auch der deutsche Kolonialismus gehört.
(Deutschland ist übrigens seit 1919 keine Kolonialmacht mehr. Unsere "Dekolonisation" erfolgte also bereits vor 104 Jahren.)

Zitat:
"Being the opposite of xenophobia we might describe this state of mind as ‘oikophobia’, meaning (to stretch the Greek a little) the repudiation of inheritance and home. Oikophobia is a stage through which the adolescent mind normally passes. But it is a stage in which intellectuals tend to become arrested. As George Orwell pointed out, intellectuals on the left are especially prone to it, and this has often made them willing agents of foreign powers."

(Scruton, Roger. A Political Philosophy: Arguments for Conservatism. London: Bloomsbury Continuum, 2019. p. 24)

"…oikophilia, the love and feeling for home…"
(p. 3)

"…oikophilia, the love of the oikos, or household. The Greek word appears, in Latinate form, in ‘economy’ and ‘ecology’; but I use it to describe the deep stratum of the human psyche that the Germans know as Heimatgefu?hl."
(p. 26)

"…oikophobia (the repudiation of the home)…"
(p. 27)

"…oikophilia: the love of the oikos, which means not only the home but the people contained in it, and the surrounding settlements that endow that home with lasting contours and an enduring smile. The oikos is the place that is not just mine and yours but ours. It is the stage-set for the first-person plural of politics, the locus, both real and imagined, where ‘it all takes place’."
(p. 227)

(Scruton, Roger. How To Think Seriously About The Planet: The Case for an Environmental Conservatism. Oxford: Oxford University Press, 2012.)
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Myron
Metaphysischer Materialist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3525

Beitrag(#2301705) Verfasst am: 09.12.2023, 22:57    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:

(Deutschland ist übrigens seit 1919 keine Kolonialmacht mehr. Unsere "Dekolonisation" erfolgte also bereits vor 104 Jahren.)


Was die heutigen postkolonialen Linken unter "Dekolonisation" verstehen, ist eigentlich "Dekulturation", d.i. Erniedrigung und Überwindung der "hegemonialen" Kultur des weißen Mannes.
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Myron
Metaphysischer Materialist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3525

Beitrag(#2301706) Verfasst am: 09.12.2023, 23:53    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Lachen Schon beim gefetteten ersten Paragraphen musste ich laut lachen:

Zitat:
Warum gibt man seine Kinder an die Universität? Damit sie zu klügeren Menschen ausgebildet werden. Aber darauf ist immer weniger Verlass. Immer häufiger lernen sie, sich selbst und die Vernunft, auf der diese Gesellschaft gründet, zu hassen.


Also Fleischhauer meint, dass diese Gesellschaft auf Vernunft gründet. Großartig. Was für hirnlose Takes hat der denn sonst noch so auf Lager?


Ich schätze, er meint unsere liberaldemokratische Grundordnung.
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Myron
Metaphysischer Materialist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3525

Beitrag(#2301707) Verfasst am: 10.12.2023, 00:00    Titel: Antworten mit Zitat

By the way, es gibt ein neues deutschsprachiges Buch zum Thema:

https://www.luebbe.de/quadriga/buecher/politik-und-gesellschaft/woke-wie-eine-moralisierende-minderheit-unsere-demokratie-bedroht/id_9885556
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Myron
Metaphysischer Materialist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3525

Beitrag(#2301708) Verfasst am: 10.12.2023, 00:26    Titel: Antworten mit Zitat

Ich denke, es ist wichtig, zwischen einer moderaten kulturellen Linken, einer liberal-modernen (multi)kulturellen Linken und einer radikalen kulturellen Linken, einer postliberal-postmodernen (multi)kulturellen Linken zu unterscheiden. Die kulturelle Linke der 60er Jahre und danach hat sich durchaus lobenswerte humanistische Verdienste in Bezug auf die Rechte und die Anerkennung von Gruppen wie Frauen, Homosexuellen, Transsexuellen und Nichtweißen erworben. Die radikale kulturelle Linke (= die Woke Linke im engeren Sinn) schießt jedoch sowohl theoretisch als auch praktisch übers Ziel hinaus.

(Was im Folgenden "die akademische Linke" genannt wird, ist, was ich die radikale kulturelle Linke nenne.)

Zitat:
"[T]he Academic Left is anomalous in deviating from previous Lefts in several ways. It is the first Left with no social constituency beyond the college campus, no sustained hope in the Enlightenment and the promises of reason and science, and seemingly no faith in the spirit of freedom but instead a gloomy preoccupation with the structures of domination in a universe of power and oppression, a murky universe of causeless events in which the oppressor is not necessarily identified."

(Diggins, John Patrick. The Rise and Fall of the American Left. New York: W. W. Norton & Co., 1992. p. 21)
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smallie
resistent!?



Anmeldungsdatum: 02.04.2010
Beiträge: 3658

Beitrag(#2301709) Verfasst am: 10.12.2023, 01:53    Titel: Antworten mit Zitat

Hatte angekündigt, noch was über das Sammelsurium woke zu schreiben. Werd' mich sehr kurz fassen, weil mir was anderes gerade spannender erscheint.

Wollte an Sokal erinnern, der in seinem Hoax-Artikel behauptete, die Naturwissenschaft klammere sich an das Dogma der objektiven Erkenntnis. Das Journal of Biology behauptet das auch:

    Today, biological scientists often assume an ‘objectivist’ and universal knowledge stemming from early Western science philosophy.

Diese Denkweise war schon zu Zeiten Sokals nicht neu. Ich kenne eine Geisteswissenschafts-Professorin im Ruhestand., die meint Wahrheit sein ein gesellschaftliches Konstrukt. Das gelte auch für Physik, weil Meßergebnisse durch den Versuchsaufbau schon gezinkt und nicht mehr objektiv sind. Immerhin steht sie noch soweit in der Realität, daß sie nicht vor einen Bus läuft, weil Physik nur ein Konstrukt ist.



Stattdessen ein bisschen was über Identität. Myron hat dazu schon was geschrieben. Dafür, daß der Begriff für identity politics namensgebend ist, gibt es erstaunlich wenig Diskussion darüber.


Nenne fünf Merkmale schwarzer Identität

Wurde je konkret gesagt, was schwarze Identität, asiatische Identität, usw. ausmacht? Falls ja, hat man das empirisch überprüft? Ohne schwarze Identität zu benennen, hängt identity politcs ziemlich in der Luft. Außer man verkürzt die Identität auf die Rolle der Unterdrückten.

Gibt es schwarze Identität? Ich denke schon. Einige schwarze Sprecher kann ich blind an ihrer Sprachfärbung erkennen. Zusammen mit der Sprache werden auch kulturelle Traditionen weitergegeben. Zwangsläufig ist das jedoch nicht, es wird einiges an Streuung geben. Wieviel Identität haben Condoleezza Rice und Will Smith gemeinsam?


Britische Identitäten nach fast 400 Jahren in den USA noch erkennbar

Als ich vor einigen Wochen hier war, ist mir diese Meinungsverschiedenheit aufgefallen. Hab's leider versäumt, damals schon zu antworten:

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
....

Und schließlich ist gar nicht klar, warum überhaupt die Demografie entscheidend sein sollte und nicht etwa die politisch-soziale Entwicklung.

Weil gefühlsgebundene Kulturbestandteile wie Hass oder (Goottes-)Fucht mit einer hohen Sicherheit tradiert werden, verstärkt natürlich da, wo diese Kulturen clusterweise vorkommen.

Unplausibel. Wenn die Umstände, in denen die Personen leben, sich völlig ändern (einerseits durch Migration, andererseits durch die gesellschaftliche Entwicklung), sollen solche Kulturbestandteile weiter trafiert werden - und zwar weil sie "gefühlsgebunden" wären? Das setzt voraus, dass das konkrete Leben innerhalb der jeweiligen Umstände weniger mit den Gefühlen zu tun hätte als diese tradierten Kulturbestandteile. Das halte ich, mit Verlaub, für abwegig. Und obendrein für falsifiziert durch die drastischen Änderungen, die man in verschiedenen Gesellschaften, wie unserer eigenen, beobachten kann.

Wenn Kulturbestandteile nicht tradiert werden, sollten sich Identitäten jeder Art nach wenigen Generationen auflösen.

David Hackett Fischer behauptet in Albion's Seed das Gegenteil. Er beschreibt vier Migrationswellen von Britannien nach Amerika. Die lassen sich angeblich auch in der heutigen USA noch nachweisen. Demnach gäbe es gar keine monolitische weiße Identität. Ob die Vertreter der Kritischen Theorien das auch schon gemerkt haben?

Hintergründe in dieser Buchbesprechung: Albion's Seed


Deutsche Identitäten

- Wenn ein Deutscher etwas behauptet, aus dem über Umwege anti-jüdisches konstruiert werden kann, ist die Behauptung erledigt. Hmm. Ich würde ja lieber anhand grundsätzlicher Überlegungen zum Ziel kommen.

- Die AfD ist gegen ein vereinigtes Europa mit zentraler Regierung, sie bevorzugt eine lose Föderation rechtlich unabhängig Einzelstaaten. Weil die deutsche Identität eine andere sei als die der anderen Europäer. Diese vielen Identitäten werde man nie unter einen Hut bringen. Deshalb sei Einwanderung ein Problem, weil die Identitäten der Einwanderer nicht zu Deutschland passen.

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Zweifellos hat mich meine Herkunft und mein Umfeld geprägt. Darin erschöpft sich meine Identität aber nicht. Ich definiere mich ja nicht durch: Deutsch, Bayer, Hinterwäldler. Und bin hoffentlich nicht durch mein deutsch-sein allzu sehr in meinen Handlungs- und Meinungsoptionen eingeschränkt. Dann wäre Identität ja - ein Korsett.

Als vorläufiges Fazit:

    1) Identitäten gibt es, sie können über Generationen tradiert werden, müssen es aber nicht.

    2) Identität ist eine Tendenz, eine Statistik. Wer versucht, Identität genauer und immer genauer festzunageln, landet beim wahren Schotten.

    3) Wenn das nächste Mal jemand von der schwarzen Identität spricht oder von der deutschen, dann bitte nachhaken und Auskunft verlangen, was diese Identitäten ausmacht. Klischees und Vorurteile gelten nicht, nur mehr oder weniger wissenschaftliche Arbeiten.

Ob ich wohl fünf Merkmale schwarzer Identität finde, wenn ich in identitätspolitischer Literatur nachlese?
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"There are two hard things in computer science: cache invalidation, naming things, and off-by-one errors."
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VanHanegem
Weltmeister



Anmeldungsdatum: 24.04.2006
Beiträge: 2977

Beitrag(#2301713) Verfasst am: 10.12.2023, 11:22    Titel: Antworten mit Zitat

narr hat folgendes geschrieben:
Lachen Ja, ging mir auch so. Schon der erste Satzt: "...gibt man seine Kinder an die Universitär" In der Regel sind das keine "Kinder" mehr, sondern junge Erwachsene und die müssen sich von uns Alten auf die ein oder andere Weise absetzen. Und, dass auch nur einer der Studenten die ich so über die Jahre kennen gelernt habe "klüger" geworden wäre konnte ich nicht beobachten. Im besten Fall haben sie was gelernt.

Ist zwar vordergründig richtig, jedoch gebe ich zweierlei zu bedenken:
(1) Ganz ohne elterlichen Einfluss läuft das nicht, angeblich haben 53 Prozent der Studienanfänger mindestens 1 Elternteil mit akademischem Abschluss
(2) Du erhoffst Dir schon, dass Du sie danach vom Hals hast und sie trotzdem nicht unter die Armutsgrenze rutschen
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44194

Beitrag(#2301727) Verfasst am: 10.12.2023, 20:59    Titel: Antworten mit Zitat

smallie hat folgendes geschrieben:
Ohne schwarze Identität zu benennen, hängt identity politcs ziemlich in der Luft. Außer man verkürzt die Identität auf die Rolle der Unterdrückten.

Warum sollten gemeinsame Diskriminierungserfahrungen denn nicht ausreichen, um sowas wie eine gemeinsame Identität zu konstituierenden? Gibt es denn vieles, was Menschen in stärkerem Maße emotional und in der Persönlichkeitsausprägung prägt, als von anderen in eine Gruppe zusammengefasst und dann gewaltsam diskriminiert zu werden? Diskriminierungsopfer ist doch keine Rolle, die man spielt wie die des Hamlet. Dieser distanzierte Soziologensprech verblendet hier bestenfalls die Sicht auf das, was Menschen wirklich durchmachen müssen, allein wie gemeinsam.

smallie hat folgendes geschrieben:
Demnach gäbe es gar keine monolitische weiße Identität.

Wenn das dein Beweisziel war, hättest du dir den Umweg über die Albionsaat sparen können. Eine "monolithische" weiße kulturelle Identität in dem Sinne, wie du dir das hier offenbar vorstellst, kann es schon deshalb nicht geben, weil - längst nicht alle weißen Immigranten in die USA überhaupt aus Großbritannien stamm(t)en. War dein Beweisziel aber nicht eigentlich mal ein ganz anderes? Oder habe ich dich da falsch verstanden? Am Kopf kratzen

smallie hat folgendes geschrieben:
Ob die Vertreter der Kritischen Theorien das auch schon gemerkt haben?

Warum glaubst du, diese Frage stellen zu müssen? Ich weiß es wirklich nicht, weil die einzigen beiden möglichen Erklärungen dafür, die ich sehen kann, Ahnungslosigkeit oder intellektuelle Unredlichkeit sind, und beides möchte ich dir nicht unterstellen.

Eine recht entscheidende Sache, die "Weiße" in den USA recht generell miteinander gemeinsam haben, ist, dass sie bestimmten Formen von Diskriminierung als einzige nicht ausgesetzt sind. Am Beispiel Barack Obamas ist das recht gut zu verdeutlichen. Kannst du mir sagen, warum Obama nicht als "weiß" bezeichnet wird? Diese Frage ist nämlich alles andere als trivial.

smallie hat folgendes geschrieben:
Zweifellos hat mich meine Herkunft und mein Umfeld geprägt. Darin erschöpft sich meine Identität aber nicht. Ich definiere mich ja nicht durch: Deutsch, Bayer, Hinterwäldler.

Deine Identität bestimmt sich aber nun mal nicht ausschließlich durch deine Selbstdefinition, Weißwurstschlürfer.

smallie hat folgendes geschrieben:
Und bin hoffentlich nicht durch mein deutsch-sein allzu sehr in meinen Handlungs- und Meinungsoptionen eingeschränkt. Dann wäre Identität ja - ein Korsett.

Zum Glück hast du "hoffentlich" dazugeschrieben! Vielleicht kommst du mit etwas Nachdenken auch darauf, warum in diesem Zusammenhang gerne mal das Wort "Privileg" fällt.
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44194

Beitrag(#2301729) Verfasst am: 10.12.2023, 21:23    Titel: Antworten mit Zitat

VanHanegem hat folgendes geschrieben:
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:

Nein, könnte er nicht. Und zwar nicht einmal nach diesem reißerischen, zehn Jahre alten, vor Unsinn nur so strotzenden und tendenziell rassistischen Artikel aus der Springerpresse.

Falsch ist hier vor allem der unterschwellig suggerierte Umkehrschluss man könne ohne islamischen Background hier in D keine de facto Polygamie zu leben. (oder auch einen afrikanischen laut Ihrer Hoheit der Fürstin Gloria 2001). Da drängt sich schon Rassismusverdacht auf, da die indigenen Kelten, Germanen, Slawen etc. in D damit als Schlappschwänze hingestellt werden.

Auf lange Sicht wird sich unsere Gesellschaft in der Tat damit auseinandersetzen müssen, dass offen polyamoröse Beziehungsstrukturen auch unter Deutschen häufiger werden, und zwar völlig ohne jeden Zwang oder religiösen Bezug. (Verdeckt polyamoröse Arrangements gab es ja hinter der Fassade der bürgerlichen Ehe sowieso immer schon.)
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Myron
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Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3525

Beitrag(#2301735) Verfasst am: 10.12.2023, 22:32    Titel: Antworten mit Zitat

smallie hat folgendes geschrieben:

Stattdessen ein bisschen was über Identität. Myron hat dazu schon was geschrieben. Dafür, daß der Begriff für identity politics namensgebend ist, gibt es erstaunlich wenig Diskussion darüber.


Es gibt dazu einen guten Beitrag in der Stanford Encyclopedia of Philosophy:

https://plato.stanford.edu/entries/identity-politics/

Der Identitätsbegriff, um den es hier geht, ist nicht der rein logische; denn es geht hier um Identität im ontologischen (physikalischen/biologischen/soziologischen/psychologischen) Sinn: Die Identität von etwas/jemandem besteht darin, was (und wer) es/er/sie ist.

Eine Identität in diesem Sinn ist eine Washeit (oder Werheit). Das eigentliche lateinische Wort für "Washeit" ist "Quiddität" (im Gegensatz zur Wieheit = Qualität). Ontologische Identitäten sind also Quidditäten. Außerdem handelt es sich dabei um objektive Identitäten, die von subjektiven Identitäten = subjektiven Identifikationen zu unterscheiden sind.

Bei der Identitätspolitik spielen sowohl der objektive als auch der subjektive Aspekt des Identitätsbegriffs eine Rolle.

Was genau ist nun subjektive Identität = subjektive Identifikation? Sie kann darin bestehen, was ich glaube oder begehre zu sein. Dies kommt in der Phrase "sich als etwas identifizieren" zum Ausdruck. Es gibt aber auch die Phrase "sich mit etwas/jemandem identifizieren". Im DUDEN finden sich folgende Bedeutungen von "identifizieren" im subjektiven Sinn:

1. (sich) mit jemandem, etwas, miteinander gleichsetzen
2. jemandes Anliegen, etwas zu seiner eigenen Sache machen; aus innerlicher Überzeugung voll mit jemandem, etwas übereinstimmen
3. sich mit einer anderen Person oder Gruppe emotional gleichsetzen und ihre Motive und Ideale in das eigene Ich übernehmen


Quelle: https://www.duden.de/rechtschreibung/identifizieren

Bei der subjektiven Identität qua subjektiver Identifikation handelt es sich also um einen Zugehörigkeitsglauben (und eine entsprechende Zugehörigkeitsbehauptung), ein Zugehörigkeits- oder Verbundenheitsgefühl, oder um ein Teilen & Übernehmen von Ansichten, Werten oder Praktiken anderer.

(Beispiel: Als Weißer kann ich mich mit der schwarzen Musik identifizieren und diese somit zu einem Teil meiner subjektiven kulturellen Identität machen; aber dadurch wird Schwarzsein, d.i. die Zugehörigkeit zu den Schwarzen, nicht Teil meiner objektiven rassischen Identität. Ein Weißer, der schwarze Musik liebt, bleibt ein Weißer.)
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Myron
Metaphysischer Materialist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3525

Beitrag(#2301736) Verfasst am: 10.12.2023, 22:40    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:

Es gibt dazu einen guten Beitrag in der Stanford Encyclopedia of Philosophy:

https://plato.stanford.edu/entries/identity-politics/


Darin ist folgendes Zitat enthalten:

Zitat:
"[W]hat makes identity politics a significant departure from earlier, pre-identarian forms of the politics of recognition is its demand for recognition on the basis of the very grounds on which recognition has previously been denied: it is qua women, qua blacks, qua lesbians that groups demand recognition. The demand is made irrespective of whether identities are viewed as socially, culturally, or discursively constructed. The demand is not for inclusion within the fold of “universal humankind” on the basis of shared human attributes; nor is it for respect “in spite of” one’s differences. Rather, what is demanded is respect for oneself as different."

(Kruks, Sonia. Retrieving Experience: Subjectivity and Recognition in Feminist Politics. Ithaca, NY: Cornell University Press, 2001. p. 85)


Ein weiteres Zitat (das nicht im SEP-Text enthalten ist):

Zitat:
"Identity politics is an orientation towards social or political theorizing, rather than a coherent body of ideas with a settled political character. It seeks to challenge and overthrow oppression by reshaping a group's identity through what amounts to a process of politico-cultural self-assertion. This reflects two core beliefs. (1) Group marginalization operates through stereotypes and values developed by dominant groups that structure how marginalized groups see themselves and are seen by others. These inculcate a sense of inferiority, even shame. (2) Subordination can be challenged by reshaping identity to give the group concerned a sense of pride and self-respect (e.g. 'black is beautiful' or 'gay pride'). Embracing or proclaiming a positive social identity is thus an act of defiance or liberation."

(Heywood, Andrew. Political Ideologies. 6th ed. London: Palgrave, 2017. p. 282)
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Myron
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Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3525

Beitrag(#2301738) Verfasst am: 10.12.2023, 23:18    Titel: Antworten mit Zitat

smallie hat folgendes geschrieben:

…Als vorläufiges Fazit:

    1) Identitäten gibt es, sie können über Generationen tradiert werden, müssen es aber nicht.

    2) Identität ist eine Tendenz, eine Statistik. Wer versucht, Identität genauer und immer genauer festzunageln, landet beim wahren Schotten.

    3) Wenn das nächste Mal jemand von der schwarzen Identität spricht oder von der deutschen, dann bitte nachhaken und Auskunft verlangen, was diese Identitäten ausmacht. Klischees und Vorurteile gelten nicht, nur mehr oder weniger wissenschaftliche Arbeiten.

Ob ich wohl fünf Merkmale schwarzer Identität finde, wenn ich in identitätspolitischer Literatur nachlese?


Die linken Identitätstheoretiker & -politiker haben ein Essenzialismusproblem. Denn wenn soziale, kulturelle und selbst vermeintlich natürliche Identitäten (wie Frausein) nichts weiter als kontingente menschliche Konstrukte sind, dann sind sie wesenlos; das heißt, dann gibt es keine feststehende Menge von Eigenschaften, die für das Haben einer bestimmten Identität (wie Schwarzsein) sowohl notwendig als auch hinreichend sind. Wenn also beispielsweise einer rassischen Identität keine Essenz innewohnt, dann lassen sich Rassen nach innen nicht klar vereinheitlichen und nach außen nicht deutlich von anderen Rassen unterscheiden.

Dieser Umstand bringt die kritische Rassentheorie in Schwierigkeiten, die einerseits (wie die postmoderne Philosophie allgemein) anti-essenzialistisch ausgerichtet ist, aber andererseits so tut, als gäbe es bestimmte identitätsstiftende Rassenessenzen, die von allen Mitgliedern einer Rasse immer und überall geteilt werden. Um diese Ungereimtheit zu verschleiern, wird in der politischen Praxis der von Gayatri Chakravorty Spivak eingeführte Begriff des "strategischen Essenzialismus" verwendet.

Zitat:
"Faced with the problem of how to speak on behalf of the “oppressed,” scholars from a large number of disciplines followed in Spivak’s footsteps. They continued to wield the tools of postmodernism to cast doubt on any claims invoking scientific objectivity or universal principles. At the same time, they insisted that they can speak on behalf of groups of oppressed people by invoking the tactical need for what they came to call “strategic essentialism.” This attempt to square the circle is still apparent today when activists preface their remarks by acknowledging that race (or gender or ability status) “is a social construct,” before going on to make surprisingly essentializing claims about what “Black and brown people” (or women or the disabled) believe."

(Mounk, Yascha. The Identity Trap: A Story of Ideas and Power in Our Time. New York: Penguin, 2023. p. 46)


Zitat:
"Strategic essentialism. The idea of strategic essentialism involves philosophical acceptance of the anti-essentialist argument that there are in principle no essential identities while nevertheless suggesting that in practice people act, and need to act, as if there were. Thus strategic essentialism means acting ‘as if’ identities were stable for specific political reasons. For example, one might temporarily accept the category of ‘woman’ as a stable unity for the purposes of mobilizing women in feminist political action. Here, it is argued, the practical character of social and political life can render the theoretical distinction between essentialism and antiessentialism somewhat redundant.

The concept of strategic essentialism is deployed in order to modify antiessentialist conceptions of identity, arguing that such discourse-based theories efface human agency. In particular, for their critics, anti-essentialist arguments about identity are said to be of no practical value. That an identity category can be ‘deconstructed’ does not mean that people do not and cannot mobilize around it as a device for the improvement of the human condition. This is an argument that has some merit for practical purposes and indeed ‘strategic essentialism’ may be the process that is enacted in practice in day-to-day life as well as in political action. That is to say, any sense of identity and community of identification (nations, ethnicities, sexualities, classes etc.) are necessary fictions that mark a temporary, partial and arbitrary closure of meaning. Some kind of strategic cut or temporary stabilization of meaning is necessary in order to say or do anything.

Nevertheless, as the basis for political strategy, the idea of strategic essentialism is open to the criticism that at some point certain voices have been excluded. Thus, the strategic essentialism of feminism in taking ‘woman’ to be an essential category for tactical reasons may lead to differences between women, for example between white, black or Hispanic women, being ignored. The idea of strategic essentialism always raises the question of where to draw the tactical line and can lend itself towards ethnic or gender ‘absolutism’. The trick is to try to hold both the plasticity and the practical fixity of identity in mind at the same time thereby enabling one to oscillate between them for particular purposes."

(Barker, Chris. The SAGE Dictionary of Cultural Studies. London: SAGE Publications, 2004. p. 189)

"Anti-essentialism. This concept alludes to the idea that words do not have referents in an independent object world that possesses essential or universal qualities. Rather, all categories of knowledge are discursive constructions that change their meanings according to time, place and usage. In particular, there can be no truths, subjects or identities outside of language, which does not itself have stable referents, and thus there are no stable truths or identities. The ‘objects’ of language are not fixed or universal things but meaningful descriptions that through social convention come to be ‘what counts as truth’ (that is, the temporary stabilization of meaning).

Anti-essentialism offers an awareness of the contingent, constructed character of our beliefs and understandings that lack firm universal foundations. However, this does not mean that we cannot speak of truth or identity per se. Rather, the antiessentialist argument points to both as being cultural productions that are located in specific times and places rather than being universals of nature. Thus, the speaking subject is dependent on the prior existence of discursive positions and truth is made rather than found. For example, since words do not refer to essences, identity is not a fixed universal ‘thing’ but a description in language that is malleable so that what it means to be a ‘woman’ or an ‘American’ is not stable but subject to constant modification.

The argument that social categories do not have universal, essential characteristics or qualities but are constituted by the way we speak about them is derived from an anti-representationalist understanding of language. That is, language does not reflect a pre-existent and external reality of independent objects but rather constructs meaning from within itself through a series of conceptual and phonic differences. Thus, the signifier ‘good’ has meaning not because it refers to a universal quality but by virtue of its relations with other related signifiers, notably bad, but also righteous, worthy, virtuous etc.

The philosopher Derrida argues that since meaning is generated through the play of signifiers and not by reference to an independent object world it can never be fixed. Words carry multiple meanings, including the echoes or traces of other meanings from other related words in other contexts, so that language is inherently unstable and meaning constantly slides away. Thus, by différance, the key Derridian concept, is meant ‘difference and deferral’. In a similar vein, Wittgenstein argued that the meaning of words is derived not from reference to objects but through use in specific language-games and social contexts."

(Barker, Chris. The SAGE Dictionary of Cultural Studies. London: SAGE Publications, 2004. p. 7)
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Beitrag(#2301747) Verfasst am: 12.12.2023, 11:25    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:

Die linken Identitätstheoretiker & -politiker haben ein Essenzialismusproblem. Denn wenn soziale, kulturelle und selbst vermeintlich natürliche Identitäten (wie Frausein) nichts weiter als kontingente menschliche Konstrukte sind, dann sind sie wesenlos; das heißt, dann gibt es keine feststehende Menge von Eigenschaften, die für das Haben einer bestimmten Identität (wie Schwarzsein) sowohl notwendig als auch hinreichend sind. Wenn also beispielsweise einer rassischen Identität keine Essenz innewohnt, dann lassen sich Rassen nach innen nicht klar vereinheitlichen und nach außen nicht deutlich von anderen Rassen unterscheiden.

Das "Essenzialismusproblem" in der Rassenlehre ist nichts neues. Beispiel: Zur Unterscheidung von "Ariern" und "Juden" war schon in der Nazizeit über die pseudowissenschaftlich aufgemotzte Nasenvermessung hinaus nichts geboten.
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Beitrag(#2301786) Verfasst am: 14.12.2023, 11:36    Titel: Antworten mit Zitat

Einige Beiträge hier abgetrennt, und als neuer Threat Wissenschaft in der NS-Zeit angefangen.

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Beitrag(#2301787) Verfasst am: 14.12.2023, 11:36    Titel: Antworten mit Zitat

Einige Beiträge hier abgetrennt, und als neuer Threat Wissenschaft in der NS-Zeit angefangen.

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smallie
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Beitrag(#2301838) Verfasst am: 17.12.2023, 15:45    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:
Ohne schwarze Identität zu benennen, hängt identity politcs ziemlich in der Luft. Außer man verkürzt die Identität auf die Rolle der Unterdrückten.

Warum sollten gemeinsame Diskriminierungserfahrungen denn nicht ausreichen, um sowas wie eine gemeinsame Identität zu konstituierenden?

Die kann durchaus ausreichend sein. Ist nur nicht besonders trennscharf. Martin Luther King und Malcolm X dürften für unterschiedliche schwarze Identitäten stehen.

Wenn Schwarze in Pennsylvania weit besser behandelt wurden, als die Sklaven in den Südstaaten, haben die dann eine andere Identität aufgrund unterschiedlicher Erfahrungen entwickelt? Vermutlich.


Tarvoc hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:
Demnach gäbe es gar keine monolitische weiße Identität.

Wenn das dein Beweisziel war, hättest du dir den Umweg über die Albionsaat sparen können.

Das war sehr ungeschickt formatiert von mir. Der Satz hätte einen neuen Absatz gebraucht. Worauf ich hinaus wollte, steht im Fazit.


Tarvoc hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:
Ob die Vertreter der Kritischen Theorien das auch schon gemerkt haben?

Warum glaubst du, diese Frage stellen zu müssen? Ich weiß es wirklich nicht, weil die einzigen beiden möglichen Erklärungen dafür, die ich sehen kann, Ahnungslosigkeit oder intellektuelle Unredlichkeit sind, und beides möchte ich dir nicht unterstellen.

Ich hätte an deiner Stelle einfach die Antwort hingeschrieben: Ja/Nein/Weiß-Nicht, statt über meine Motive nachzudenken.

DiAngelo, White Fragility habe ich in Kurzfassung gelesen. Bei DiAngelo wäre alleine der Versuch, von unterschiedlichen weißen Identitäten zu sprechen, ein Zeichen für Abwehr. Von Kendi und den Antirassisten kenne ich nur einige Zitate. Könnte sein, daß jemandem aus der critical race theory etwas dazu geschrieben hat. Für wahrscheinlich halte ich es nicht.

Was hat die unverbesserlich rassistischen Weißen eigentlich dazu bewogen, die Sklaverei abzuschaffen? Eine critical race theory, die darauf keine Antwort hat wäre, ahhm, unterkomplex.

Wobei, halt, ich denke, ich kann die Antwort erraten: "Mehr Profit."


Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Eine recht entscheidende Sache, die "Weiße" in den USA recht generell miteinander gemeinsam haben, ist, dass sie bestimmten Formen von Diskriminierung als einzige nicht ausgesetzt sind. Am Beispiel Barack Obamas ist das recht gut zu verdeutlichen. Kannst du mir sagen, warum Obama nicht als "weiß" bezeichnet wird? Diese Frage ist nämlich alles andere als trivial.

Naja, das ist jetzt nicht so schwer.

Biologisch: 50%/50%.
Soziologisch: da wird anders gerechnet. 50% schwarz + 50% weiß ergibt immer noch > 90% schwarz.

Wenn Obama unterdrückt wird, dann wird soziologisch gesehen "nur" ein schwarzer unterdrückt. Biologisch gesehen wird auch der halbe Weiße in ihm unterdrückt. Fällt halt nicht auf, wenn man das verdrehte Rechenmodell und die dazugehörige Farbenlehre unkritisch übernimmt.

Was lernt man daraus: Wer erst auf Abstammung oder Gene schauen muß, um daran sein Verhalten anderen gegenüber auszurichten, ist auf dem Holzweg.

Hatte ich hier schon mal angesprochen.
smallie hat folgendes geschrieben:
Daneben gibt es sicher auch soziale Konstruktion bei Rasseneinteilungen. Barack Obama, schwarzer Vater, weiße Mutter. Der erste "schwarze Präsident" der USA. Pff. In Schwarzafrika wäre er vermutlich der erste (nichtkoloniale) weiße Präsident.




Tarvoc hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:
Zweifellos hat mich meine Herkunft und mein Umfeld geprägt. Darin erschöpft sich meine Identität aber nicht. Ich definiere mich ja nicht durch: Deutsch, Bayer, Hinterwäldler.

Deine Identität bestimmt sich aber nun mal nicht ausschließlich durch deine Selbstdefinition,

Daß ich deutsch bin, ist ja unstrittig.

Jedenfalls sehe ich mich selbst nicht zuerst als Deutscher oder als Bayer, auch nicht als Mann oder Frau (für letzteres reicht auch meine Selbstdefinition.) Gibt es Leute, die auf die Frage, wer oder was bist du mit "Ich bin Deutscher" oder "Ich bin Bayer" antworten? Leute, die Dinge tun, weil man sie als Deutscher oder Bayer halt so tut. In Bayern zum Beispiel Kreuze in Schulen und Amtsstuben aufhängen. Das gehört zur kulturellen Identität. Die werdet ihr doch nicht kritisieren wollen?


Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Weißwurstschlürfer.

Ekliges Zeug. Das sollen die Bazis mal ohne mich schlürfen.


Tarvoc hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:
Und bin hoffentlich nicht durch mein deutsch-sein allzu sehr in meinen Handlungs- und Meinungsoptionen eingeschränkt. Dann wäre Identität ja - ein Korsett.

Zum Glück hast du "hoffentlich" dazugeschrieben! Vielleicht kommst du mit etwas Nachdenken auch darauf, warum in diesem Zusammenhang gerne mal das Wort "Privileg" fällt.

Ein Korsett ist kein Privileg.

Bis in die jüngste Vergangenheit wurde zum Beispiel Religionszugehörigkeit "vererbt". Das meine ich mit Korsett. Du übernimmst dein Weltbild, deine Moral von Eltern und Gesellschaft.

Privileg ist was anderes: es ist eins dieser Modewörter, das offensichtlich in jedem Kontext gebracht werden kann, seine bloße Nennung läßt die Eingeweihten zustimmend nicken. Es tut so, als ob zuvor noch nie über Privilegien nachgedacht wurde. Es versucht nicht mal, sich selbst in einen größeren Zusammenhang zu setzen, nämlich diesen: Privilegien kommen mit der stratifizierten Gesellschaft.

Schon in der Bibel heißt es in 5.Mose:

    [Der König] soll auch nicht viele Weiber nehmen, ..., und soll auch nicht viel Silber und Gold sammeln.

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Tarvoc
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Beitrag(#2301839) Verfasst am: 17.12.2023, 17:54    Titel: Antworten mit Zitat

smallie hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:
Daneben gibt es sicher auch soziale Konstruktion bei Rasseneinteilungen.

Ach es gibt auch soziale Konstruktion bei der Rasseneinteilung! Was gibt's denn noch so bei der Rasseneinteilung außer sozialer Konstruktion? (Die statistische Konstruktion von "Subpopulationen", von der du vorher sprichst, ist ja auch schon eine soziale. Obama wird in den USA auch statistisch als Schwarzer erfasst.)

smallie hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:
Und bin hoffentlich nicht durch mein deutsch-sein allzu sehr in meinen Handlungs- und Meinungsoptionen eingeschränkt. Dann wäre Identität ja - ein Korsett.

Zum Glück hast du "hoffentlich" dazugeschrieben! Vielleicht kommst du mit etwas Nachdenken auch darauf, warum in diesem Zusammenhang gerne mal das Wort "Privileg" fällt.

Ein Korsett ist kein Privileg.

Ganz im Gegenteil sogar! Das Privileg ist in diesem Kontext die (relative) Abwesenheit von "Korsett". Oder noch deutlicher: Dass spezifisch du als Deutscher durch deine spezifische Identität nicht allzu sehr eingeschränkt bist, ist dein Privileg. Andere Menschen werden aufgrund ihrer Identität sehr in ihren Handlungsoptionen eingeschränkt. Dass du dich als Deutscher darüber erstaunst, dass "Identität" überhaupt je als Korsett erscheinen oder aufgefasst werden könnte, ist ein Resultat deines Privilegs.
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Beitrag(#2301841) Verfasst am: 17.12.2023, 20:08    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:
Daneben gibt es sicher auch soziale Konstruktion bei Rasseneinteilungen.

Ach es gibt auch soziale Konstruktion bei der Rasseneinteilung! Was gibt's denn noch so bei der Rasseneinteilung außer sozialer Konstruktion? (Die statistische Konstruktion von "Subpopulationen", von der du vorher sprichst, ist ja auch schon eine soziale. Obama wird in den USA auch statistisch als Schwarzer erfasst.)

smallie hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:
Und bin hoffentlich nicht durch mein deutsch-sein allzu sehr in meinen Handlungs- und Meinungsoptionen eingeschränkt. Dann wäre Identität ja - ein Korsett.

Zum Glück hast du "hoffentlich" dazugeschrieben! Vielleicht kommst du mit etwas Nachdenken auch darauf, warum in diesem Zusammenhang gerne mal das Wort "Privileg" fällt.

Ein Korsett ist kein Privileg.

Ganz im Gegenteil sogar! Das Privileg ist in diesem Kontext die (relative) Abwesenheit von "Korsett". Oder noch deutlicher: Dass spezifisch du als Deutscher durch deine spezifische Identität nicht allzu sehr eingeschränkt bist, ist dein Privileg. Andere Menschen werden aufgrund ihrer Identität sehr in ihren Handlungsoptionen eingeschränkt. Dass du dich als Deutscher darüber erstaunst, dass "Identität" überhaupt je als Korsett erscheinen oder aufgefasst werden könnte, ist ein Resultat deines Privilegs.


Manchmal kommt die Einschränkung auch durch eine vorauseilende innere Haltung. Nach dem Motto: "hier werde ich bestimmt wieder diskriminiert".
Damit will ich nicht sagen, dass es keine Diskriminierung gibt, sondern dass die innere Einstellung dazu beiträgt. In der eine, wie in der andere Richtung.
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Myron
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Beitrag(#2301842) Verfasst am: 17.12.2023, 20:36    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:
Daneben gibt es sicher auch soziale Konstruktion bei Rasseneinteilungen.

Ach es gibt auch soziale Konstruktion bei der Rasseneinteilung! Was gibt's denn noch so bei der Rasseneinteilung außer sozialer Konstruktion? (Die statistische Konstruktion von "Subpopulationen", von der du vorher sprichst, ist ja auch schon eine soziale. Obama wird in den USA auch statistisch als Schwarzer erfasst.)


Neben dem Rassenkonstruktionismus gibt es nach wie vor naturalistische Ansätze.
Siehe: https://plato.stanford.edu/entries/race/
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Myron
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Beitrag(#2301843) Verfasst am: 17.12.2023, 21:15    Titel: Antworten mit Zitat

smallie hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat folgendes geschrieben:

Warum sollten gemeinsame Diskriminierungserfahrungen denn nicht ausreichen, um sowas wie eine gemeinsame Identität zu konstituierenden?

Die kann durchaus ausreichend sein. Ist nur nicht besonders trennscharf. Martin Luther King und Malcolm X dürften für unterschiedliche schwarze Identitäten stehen.
Wenn Schwarze in Pennsylvania weit besser behandelt wurden, als die Sklaven in den Südstaaten, haben die dann eine andere Identität aufgrund unterschiedlicher Erfahrungen entwickelt? Vermutlich.


Eine der Grundannahmen der kritischen Rassentheorie ist das Vorhandensein einer "eigentümlichen farbigen Stimme" ("unique voice of color"), wobei diese als identitätsstiftend angesehen wird: Einigung durch geteilte Unterdrückungserfahrung. Es handelt sich hierbei jedoch um ein theoretisches Axiom oder Dogma, sodass sich die Frage stellt, inwieweit es sich empirisch rechtfertigen lässt. Wie ähnlich sind die Lebenserfahrungen "Farbiger" auf dieser Welt wirklich sowohl in kollektiver als auch in individueller Hinsicht? Gibt es so etwas wie "die farbige Stimme" überhaupt, oder ist sie wie "die Stimme des Volkes" nur eine ideologische Fiktion?

Zitat:
"A final element concerns the notion of a unique voice of color. Coexisting in somewhat uneasy tension with antiessentialism, the voice-of-color thesis holds that because of their different histories and experiences with oppression, Black, Native American, Asian, and Latino writers and thinkers may be able to communicate to their white counterparts matters that the whites are unlikely to know. Minority status, in other words, brings with it a presumed competence to speak about race and racism. The legal storytelling movement urges Black and brown writers to recount their experiences with racism, daily life, and the legal system and to apply their own unique perspectives to assess law’s master narratives. This topic, too, is taken up later in this book."

(Delgado, Richard, and Jean Stefancic. Critical Race Theory: An Introduction. 4th ed. New York: New York University Press, 2023. p. 11)


Typisch für die KRT ist, dass sie sich nur mit weißem Rassismus gegen Nichtweiße befasst anstatt mit Rassismus insgesamt, der auch nichtweißen Rassismus gegen Weiße oder Nichtweiße umfasst.

Was die "Kompetenz durch eigene Unterdrückungserfahrung" anbelangt, so kann man zwar von einer Art von Lebenserfahrung und lebensweltlichem Wissen sprechen, aber nicht von wissenschaftlicher Kompetenz. Zu einem Gesellschaftswissenschaftler wird man nicht allein durch die Mitgliedschaft in einer Gesellschaft.
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Myron
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Beitrag(#2301844) Verfasst am: 17.12.2023, 21:40    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
"A Unique Voice of Color (Positional Standpoint Epistemology)

Because Critical Race Theory essentializes lived experiences and “lived realities” by race (but not races, per se), it assigns a “unique voice of color” to allegedly racially oppressed groups. This “voice of color” is considered “authentic” when it is saying what Critical Race Theory claims about the lived experience and “lived realities” of belonging to a particular racial category in a prevailing white-dominant or white-supremacist culture. Here’s how Delgado and Stefancic explain it:

A final element concerns the notion of a unique voice of color. Coexisting in somewhat uneasy tension with anti-essentialism, the voice-of-color thesis holds that because of their different histories and experiences with oppression, black, Indian, Asian, and Latino/a writers and thinkers may be able to communicate to their white counterparts matters that the whites are unlikely to know. Minority status, in other words, brings with it a presumed competence to speak about race and racism.

This voice of color is deemed to be authoritative and beyond contradiction because, roughly, Critical Race Theory considers systemic oppression by race, by virtue of its imposition by systemic power held by dominant groups (white people), to be properly basic, speaking philosophically. That is, it is simply true (if and only if it agrees with Critical Race Theory) and an uncontestable basis for claiming knowledge. One experiences systemic oppression that is structurally determinant upon one’s life and views, and therefore a unique voice that speaks from this position must exist and be considered authoritative. As we’ll see…, the roots of this misguided line of thought reside in Jean-Jacques Rousseau, who incorrectly believed that sincerity is a strong arbiter of truth. Philosophy aside, the practical effects of this doctrine include advancing bias over minimizing it and rendering it impossible to disagree with a Critical Race Theory take when it comes from someone who claims a critical consciousness of their own minoritized racial category (at least if one has greater access to racial privilege than that person). In turn, subjective assessments take priority over objective ones (which are denied as being falsely objective and, often, “white”), which hits truth largely only by accident, empowers grifters, and grants ultimate authority to those within the Party—a proven recipe for societal disaster.

Not only do Delgado and Stefancic recognize that a “unique voice of color” exists in “somewhat uneasy tension” with rejecting racial essentialism, but they also recognize that it’s racist in other ways. “The ‘voice of color,’ as it is termed, seems to imply that critical race theorists have a deeper understanding of certain issues than their white counterparts,” they write, addressing a common (and accurate) criticism of Critical Race Theory. This line of thinking, as it happens, also has its roots in Rousseau, specifically what came to be termed the “masterslave dialectic,” as we will see. Delgado and Stefancic seek to resolve this glaring issue with the doctrine by insisting, “Critical race theorists believe that, while white scholars should not be excluded from writing about such subjects, they are often better addressed by minorities.” They also recognize that this leads to problems of “standing” when using Critical Race Theory to address issues. That is, though Critical Race Theorists usually deliberately avoid this
specific terminology, Critical Race Theory subscribes to what feminist theorists refer to as “standpoint epistemology,” the belief that who you are in relation to the systems of power in play determines what you can and cannot understand. (Such a belief is a direct consequence of both material and structural determinism, when maintained strictly.)

Predictably, in practice, this doctrine results in squabbling for standing, speaking over people deemed “privileged,” and constantly scrutinizing whether or not one’s claim to an oppressed, thus enlightened, standpoint is valid. That is, it brings out the worst in human tribal behavior over what may be the worst possible basis for human tribalism: race. This tribalism is then strictly enforced, such that members of a racial group who do not profess their “unique voice of color” in the way Critical Race Theory deems “authentic” are excluded from authority of all sorts. When black public figures speak in a way outside of their Critical Race Theory-approved racial script—including Larry Elder (named “the black face of white supremacy” by the Los Angeles Times while running for governor as a conservative), Condoleezza Rice (named “a foot soldier for white supremacy” after disagreeing with the approach to race relations implemented by Critical Race Theory in practice), Dave Chappelle (whose jokes about trans activists come from his “white privilege”), or Kanye West (no longer to be considered “Black,” according to Ta Nehisi Coates, after he donned a “Make America Great Again” hat and supported President Donald Trump on some issues)—they aren’t just said to be wrong or even “race traitors” (among other slurs) but no longer authentic representatives of their race. In Critical Race Theory, the doctrine of the “unique voice of color” therefore turns one’s racial identity into a political identity and one’s political identity is one’s racial identity. “We can no longer have black and brown faces who do not want to be black and brown voices,” opined radical Leftist Congresswoman Ayanna Pressley, cementing this view. Put more bluntly in a soon-deleted tweet by Nikole Hannah-Jones, New York Times Magazine’s architect of the 1619 Project, “There’s a difference between being racially black and politically Black.” The old feminist canard “the personal is political” becomes a true and proper identity under Identity Marxist Theories like Critical Race Theory: one’s politics is one’s person."

(Lindsay, James. Race Marxism: The Truth about Critical Race Theory and Praxis. Orlando, FL: New Discourses, 2022. pp. 48-51)
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Myron
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Beitrag(#2301845) Verfasst am: 17.12.2023, 21:57    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:
Zitat:
"A Unique Voice of Color (Positional Standpoint Epistemology)

…This tribalism is then strictly enforced, such that members of a racial group who do not profess their “unique voice of color” in the way Critical Race Theory deems “authentic” are excluded from authority of all sorts. When black public figures speak in a way outside of their Critical Race Theory-approved racial script—including Larry Elder (named “the black face of white supremacy” by the Los Angeles Times while running for governor as a conservative), Condoleezza Rice (named “a foot soldier for white supremacy” after disagreeing with the approach to race relations implemented by Critical Race Theory in practice), Dave Chappelle (whose jokes about trans activists come from his “white privilege”), or Kanye West (no longer to be considered “Black,” according to Ta Nehisi Coates, after he donned a “Make America Great Again” hat and supported President Donald Trump on some issues)—they aren’t just said to be wrong or even “race traitors” (among other slurs) but no longer authentic representatives of their race. In Critical Race Theory, the doctrine of the “unique voice of color” therefore turns one’s racial identity into a political identity and one’s political identity is one’s racial identity. “We can no longer have black and brown faces who do not want to be black and brown voices,” opined radical Leftist Congresswoman Ayanna Pressley, cementing this view. Put more bluntly in a soon-deleted tweet by Nikole Hannah-Jones, New York Times Magazine’s architect of the 1619 Project, “There’s a difference between being racially black and politically Black.” The old feminist canard “the personal is political” becomes a true and proper identity under Identity Marxist Theories like Critical Race Theory: one’s politics is one’s person."

(Lindsay, James. Race Marxism: The Truth about Critical Race Theory and Praxis. Orlando, FL: New Discourses, 2022. pp. 48-51)


KRTler kriegen Schreikrämpfe, wenn schwarze Intellektuelle wie Glenn Loury & John McWhorter behaupten, dass der "heilige" George Floyd in Wahrheit kein Mordopfer weißer Rassisten sei. Was unternimmt man als KRTler, wenn sich Lücken in der Einheitsfront der farbigen Stimme auftun? Man exkommuniziert die Ketzer unter den Schwarzen, weil sie das falsche politische Bewusstsein haben, d.h. keine KRT-Jünger sind. Solche Leute gelten nicht länger als "schwarze Schwarze", sondern fortan als "weiße Schwarze".

https://whyevolutionistrue.com/2023/12/11/mcwhorter-and-loury-and-a-new-film-george-floyd-wasnt-murdered/

https://glennloury.substack.com/p/derek-chauvin-did-not-murder-george
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Beitrag(#2301848) Verfasst am: 18.12.2023, 00:52    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:
Es handelt sich hierbei jedoch um ein theoretisches Axiom oder Dogma, sodass sich die Frage stellt, inwieweit es sich empirisch rechtfertigen lässt.

Hier wird gerade dein Denken von deiner Rhetorik im Galopp überholt. Wenn es sich dabei um ein Axiom oder Dogma handelt, dann stellt sich diese Frage gerade nicht, weil sowohl Axiome als auch Dogmen per definitionem keiner direkten empirischen Rechtfertigung oder Überprüfung zugänglich sind. Wie lässt sich denn deine Behauptung empirisch rechtfertigen, dass es sich bei einer solchen Stimme um ein Axiom oder Dogma oder auch nur eine Grundannahme der CRT handelt? Sollen wir dir das einfach glauben?

Myron hat folgendes geschrieben:
Gibt es so etwas wie "die farbige Stimme" überhaupt, oder ist sie wie "die Stimme des Volkes" nur eine ideologische Fiktion?

Von einer derart monolithischen Auffassung einer Stimme, wie du sie hier voraussetzt, ist in dem Zitat von Delgado und Stefancic doch überhaupt keine Rede. Am Kopf kratzen

Myron hat folgendes geschrieben:
Was die "Kompetenz durch eigene Unterdrückungserfahrung" anbelangt, so kann man zwar von einer Art von Lebenserfahrung und lebensweltlichem Wissen sprechen, aber nicht von wissenschaftlicher Kompetenz.

Was du nicht sagst. Entweder das läuft auf eine völlige Banalität hinaus, die niemand ernsthaft bestreitet, oder du willst dir ein Hintertürchen dafür offen lassen, behaupten zu können, dass ein weißer Soziologe über die Lebenserfahrungen von People of Color u. U. besser bescheid wissen kann als diese selbst.
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Zuletzt bearbeitet von Tarvoc am 18.12.2023, 01:53, insgesamt 4-mal bearbeitet
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Beitrag(#2301849) Verfasst am: 18.12.2023, 00:55    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:
Lindsay, James

https://en.m.wikipedia.org/wiki/James_A._Lindsay
Zitat:
He is also known for promoting right-wing conspiracy theories, such as that of Cultural Marxism, and LGBT grooming conspiracy theories.

Zitat:
He is a proponent of the right-wing LGBT grooming conspiracy theory and has been credited as one of several public figures responsible for popularizing "groomer" as a slur directed at LGBTQ educators and activists by members of the political right. Lindsay has referred to the Pride flag as "the flag of a hostile enemy."

Zitat:
In 2021, Lindsay wrote on Twitter that "there will be" a genocide of whites if critical race theory "isn't stopped."

Ich kann gar nicht so viel essen, wie ich kotzen möchte. Als Quelle zu CRT abgelehnt!
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Myron
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Beitrag(#2301850) Verfasst am: 18.12.2023, 03:15    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Myron hat folgendes geschrieben:
Lindsay, James

https://en.m.wikipedia.org/wiki/James_A._Lindsay
Zitat:
He is also known for promoting right-wing conspiracy theories, such as that of Cultural Marxism, and LGBT grooming conspiracy theories.

Zitat:
He is a proponent of the right-wing LGBT grooming conspiracy theory and has been credited as one of several public figures responsible for popularizing "groomer" as a slur directed at LGBTQ educators and activists by members of the political right. Lindsay has referred to the Pride flag as "the flag of a hostile enemy."

Zitat:
In 2021, Lindsay wrote on Twitter that "there will be" a genocide of whites if critical race theory "isn't stopped."

Ich kann gar nicht so viel essen, wie ich kotzen möchte. Als Quelle zu CRT abgelehnt!


Du machst es dir viel zu einfach! Anstatt sein Buch zu lesen oder dich zumindest mit dem von mir Zitierten zu befassen, begnügst du dich selbstgefällig mit diesem einseitigen Wikipedia-Artikel, der den Kulturmarxismus (fälschlicherweise) von Anfang an auf eine rechtsextreme Verschwörungstheorie reduziert und damit auch Lindsay von Anfang an als rechtsextremen Verschwörungstheoretiker (und somit als üblen Hetzer & Lügner) hinstellt.

Ja, er hat manches in den sozialen Medien von sich gegeben, worüber auch ich den Kopf schüttle, und mir ist nicht entgangen, dass er in den letzten Jahren nach rechts abgedriftet ist (wobei "rechts" und "rechtsextrem" keine Synonyme sind); aber das bedeutet nicht, dass seine Kritik an der kritischen Rassentheorie sowie der (Pädagogik der) Gender-/Queertheorie völlig unsachlich und unberechtigt ist. Das ist sie nämlich keineswegs!
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