M.S.Salomon hat folgendes geschrieben: |
Als Reaktion auf die weltweiten Proteste, die durch die zwölf Mohammed-Karikaturen der dänischen Zeitung „Jyllands Posten“ ausgelöst wurden, hat sich die Arabische Liga mit einem offenen Zensurwunsch an die Vereinten Nationen gewandt. Das UN-Parlament solle einen Beschluss fassen, der „beleidigende Angriffe gegen religiöse Überzeugungen“ verbiete. Auch wenn die meisten westlichen Politiker in ihren Stellungnahmen das hohe Gut der Meinungs-, Kunst- und Pressefreiheit würdigten, bemühten sie sich doch, im gleichen Atemzug ihr tiefes Verständnis für die „verletzten religiösen Gefühle“ und ihre Abscheu gegenüber den vermeintlich „geschmacklosen“ Mohammed-Karikaturen zu demonstrieren. Auch auf diese subtile Weise können fundamentale Freiheitsrechte auf dem Altar der Diplomatie geopfert werden.
Die Giordano Bruno Stiftung wehrt sich in einem offenen Brief dagegen, dass aus Rücksicht auf religiöse Borniertheit gravierende Einschränkungen der Meinungs-, Kunst- und Pressefreiheit vorgenommen werden, und fordert zur Stabilisierung der aufklärerischen Streitkultur u.a. die Abschaffung des "Gotteslästerungsparagraphen" 166 StGB. "Angesichts der sehr realen Gefahr, dass wir möglicherweise auf ein Zeitalter der Religionskriege zusteuern", heißt es in der Petition, brauchen wir "nicht weniger, sondern weit mehr religionskritische Stimmen in der öffentlichen Debatte. Die Zeiten, in denen weltanschauliche Offenheit religiösem Offenbarungswahn geopfert wurde, sollten endgültig vorbei sein!" Der Text der GBS-Petition findet sich unter: http://www.leitkultur-humanismus.de/freiheit.htm Hier besteht die Möglichkeit, über die Petition bzw. das Thema "Meinungsfreiheit versus Verletzung religiöser Gefühle" zu diskutieren... |
Mojud hat folgendes geschrieben: |
In diesem Zusammenhang den sicher kritikwürdigen 166 StGB ins Spiel zu bringen, setzt die Petition dem Verdacht aus, das eigene "Süppchen" auf dem Feuer dieses Problems zu kochen. |
Mojud hat folgendes geschrieben: |
Bevor man dergleichen anderen abverlangt, sollte man sich selbst etwas abverlangen. Nämlich mindestens den Versuch, zu verstehen wieso diese unverständlichen Reaktionen bei Menschen islamischen Glaubens stattfinden. In diesem Zusammenhang möchte ich nur darauf verweisen, dass seit Jahrzehnten in der Region islamischer Länder Krieg herrscht und Menschen dieser Länder sterben, ohne dass "der Westen" von sich behaupten könnte, er sei daran gänzlich unschuldig. Eher muss man wohl von der Annahme ausgehen, dass jetzt die Saat der langjährigen Hegemonialpoltik in der grössten Ölregion der Welt aufgeht. |
Sokrateer hat folgendes geschrieben: |
Ja, man sollte immer versuchen die anderen zu verstehen, auch wenn es sich um erbitterte Gegner handelt. Du projezierst hier aber nur westliche Imperialismuskritik in die Thematik hinein.
Es ist schon wahr, dass die religiösen Gefühle der Menschen verletzt sind. Diese Menschen haben eine innige und verehrende Beziehung zu ihrem Propheten. Er ist eine wichtige Person in ihrem Leben. (Auch wenn er schon lange nicht mehr lebt und ohnehin nicht viel gesichertes über den historischen Mohammed bekannt ist) Wenn ich dir sage, dass deine Frau hässlich ist, oder deine Kinder Idioten, dann bist du auch beleidigt. Ebenso wird ein Katholik darüber beleidigt sein, wenn man Mutter Theresa als Todesengel bezeichnet oder sich über den Papst lustig macht. |
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | ||
Warum sollte das ein Verdacht sein? Jetzt, wo die Thematik in der Öffentlichkeit breit diskutiert wird, ist genau der richtige Zeitpunkt sich einzubringen. |
Mojud hat folgendes geschrieben: |
Bevor man dergleichen anderen abverlangt, sollte man sich selbst etwas abverlangen. Nämlich mindestens den Versuch, zu verstehen wieso diese unverständlichen Reaktionen bei Menschen islamischen Glaubens stattfinden. In diesem Zusammenhang möchte ich nur darauf verweisen, dass seit Jahrzehnten in der Region islamischer Länder Krieg herrscht und Menschen dieser Länder sterben, ohne dass "der Westen" von sich behaupten könnte, er sei daran gänzlich unschuldig. Eher muss man wohl von der Annahme ausgehen, dass jetzt die Saat der langjährigen Hegemonialpoltik in der grössten Ölregion der Welt aufgeht. |
Zitat: |
Ja, man sollte immer versuchen die anderen zu verstehen, auch wenn es sich um erbitterte Gegner handelt. Du projezierst hier aber nur westliche Imperialismuskritik in die Thematik hinein. Es ist schon wahr, dass die religiösen Gefühle der Menschen verletzt sind. |
Zitat: |
Diese Menschen haben eine innige und verehrende Beziehung zu ihrem Propheten. Er ist eine wichtige Person in ihrem Leben. (Auch wenn er schon lange nicht mehr lebt und ohnehin nicht viel gesichertes über den historischen Mohammed bekannt ist)
Wenn ich dir sage, dass deine Frau hässlich ist, oder deine Kinder Idioten, dann bist du auch beleidigt. Ebenso wird ein Katholik darüber beleidigt sein, wenn man Mutter Theresa als Todesengel bezeichnet oder sich über den Papst lustig macht. Warum wurden dänische Botschaften nicht in Brand gesetzt, als Dänemark seine Teilnahme am Irak-Krieg bekanntgab, wenn es der Imperialismus sein soll, der die Leute erzürnt? |
Zitat: |
Nein, es sind in der Tat die religiösen Gefühle. Nur dürfen wir auf diese nun mal keine Rücksicht nehmen. Die Begründung dafür steht im Text der Petition. |
Konstrukt23 hat folgendes geschrieben: |
Für das Grundprinzip der Presse- und Meinungsfreiheit spielt der Zeitpunkt keine Rolle. Jetzt erst Recht! Ich habe unterzeichnet. |
hacketaler hat folgendes geschrieben: |
als selbstauferlegte strafe für imperialismus und hegemonialpolitik die meinungsfreiheit nicht verteidigen zu dürfen, kann nur einem bestimmen menschenschlag einfallen. |
Mojud hat folgendes geschrieben: | ||
Ich verstehe Dich, aber hast Du auch bedacht, dass Du mit Deiner Unterschrift weit mehr zugestimmt hast, als nur der Verteidigung von Presse- und Meinungsfreiheit ? Das ist das Problem mit Unterschriftensammlungen, in denen die "Humanisten" der BRD ja Experten sind. Hast Du unterschrieben, wegen eines guten Anliegens, hast Du das "Kleingedruckte" auch mitunterschrieben. Deine Unterschrift gilt für jedes einzelne Wort. |
Zitat: |
Wir müssen es daher allen Gläubigen – nicht nur den Muslimen! – abverlangen, dass sie sich mit der Kritik an ihrem Glauben auseinandersetzen. Dem frischen Wind der Kritik darf sich niemand entziehen, auch dann nicht, wenn die Kritik die Absurdität und Lächerlichkeit der eigenen Überzeugungen zu Tage fördert. |
Zitat: |
Man hört es nicht gerne und es ist auch im höchsten Maße "political incorrect", aber bei Licht betrachtet, lässt sich kaum von der Hand weisen, dass ein Großteil dessen, was Menschen glauben, im höchsten Maße lächerlich ist. |
vanitas hat folgendes geschrieben: | ||
Was danach kommt ist dann eher eine Meinungsfrage:
Ich glaube nicht das dieser Ton hier zweckdienlich ist. |
Zitat: |
„Eine Menschheit, die das Atom spalten kann und über Satelliten kommuniziert, muss die dafür erforderliche Reife besitzen. Dass sich bestimmte Personen oder Personengruppen durch das Aufstellen „heiliger“ (d. h. unantastbarer) Spielregeln jeglichem kritischen Zugriff entziehen und dadurch eigene Denkfehler als verbindlich in die Zukunft fortschreiben, kann und darf in einer modernen Gesellschaft keine akzeptable Praxis mehr sein…“
Wir fordern: • Alle Versuche, die Meinungs-, Kunst- und Pressefreiheit einzuschränken, müssen sofort eingestellt werden! Konkret: §166 StGB darf nicht verschärft, sondern sollte ersatzlos gestrichen werden! Die Religionen dürfen vom Gesetzgeber keineswegs den Freibrief erhalten, sich gegen Kritik zu immunisieren. Wer Zensur erlaubt, will Denken verbieten! |
Wolfram Donner hat folgendes geschrieben: |
IMHO? |
Shadaik hat folgendes geschrieben: |
Insofern die Staaten (sogar einschließlich Deutschlands unter Merkel!) der EU geschlossen an der Presse- und Meinungsfreiheit festhalten sehe ich keine Notwendigkeit zu einer solchen Petition. |
MAZ 07.02.2006 hat folgendes geschrieben: |
Ruf nach religiöser Zensur auch in Polen WARSCHAU Immer mehr Katholiken in Polen rufen nach einer neuen Zensur. Die Freiheit des Wortes habe ihre Grenzen, wenn religiöse Gefühle verletzt würden. ... Der Abdruck der Karikaturen gehe über die Grenzen einer wohlverstandenen Meinungsfreiheit hinaus. Er teile die Gefühle derjenigen, die sich durch die Veröffentlichung beleidigt fühlten. Kurz darauf entschuldigte sich auch Außenminister Stefan Meller öffentlich: "Ich möchte im Namen des Außenministeriums und der Regierung der Republik Polen die Muslime um Verzeihung bitten." ... Doch dies könnte sich nun unter der neuen Regierung ändern, deren Haussender das fundamental-katholische Radio Maryja ist. Denn auch immer mehr Katholiken in Polen halten eine religiöse Zensur für richtig. Auch namhafte Intellektuelle wie Tadeusz Mazowiecki, Polens erster nichtkommunistischer Ministerpräsident 1989, oder Adam Boniecki, der Chefredakteur der katholisch-liberalen Wochenblatts "Tygodnik Powszechny", sprechen sich für eine solche Zensur aus. ... Radio Maryja-Hörer hingegen, die sich fast schon permanent "religiös beleidigt" fühlen, überziehen Künstler und Journalisten mit Klagen und Prozessen. Mitte Januar beschlagnahmte die polnische Polizei wieder einmal zwei Bilder in einer Galerie. Eine Fotografin, die seit Jahren Straßengraffiti in ganz Europa fotografiert, stellte auch zwei Fotos aus mit Graffitis einer Madonna mit Teufelshörnchen auf dem Kopf und einem Jesus mit Handy und dem Text: "Konsum ist das Opium der Massen". Drei Besucher der Ausstellung fühlten sich "in ihren religiösen Gefühlen" verletzt und verklagten Galerie und Fotografin. Im Müllbeutel transportierte die Polizei die inkriminierten Photos ab. ... Polens rechtspopulistische Regierung kündigte schon an, dass demnächst Journalisten für nicht adäquate Berichterstattung bestraft werden sollen. |
Wolfram Donner hat folgendes geschrieben: |
Danke Eifellady und Martin Hergert!
Zu Mojud 07.02.06 um 13:33: Ich schlage Ihnen vor, nächstens - bei passender Gelegenheit - selbst etwas zu bewerkstelligen! Denn selbst nichts auf die Beine bringen aber bei einem anderen, der sich für unsere politischen Belange einsetzt, hinterher das Maul aufreIßen, das kann jeder. Mit Ihrer Art Kritik gehörenSie zu den Leuten, die dem politischen Gegner in die Hände spielen! Sie scheinen wohl vergessen zu haben, daß die Religiösen, Kreationisten und Fundamentalisten keine Hemmungen kennen, wenn es um Nichgläubige, Atheisten und Konfessionslfreie, aber äußerst empfindlich sind, wenn es ihnen an den Kragen geht! Ich freue mich schon jetzt, demnächst Ihren Offenen Brief lesen zu können. WD |
Frank hat folgendes geschrieben: | ||||
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Mina Ahadi hat folgendes geschrieben: |
*Für die Verteidigung der Redefreiheit!*
*Für die Organisierung einer weltweiten Front zur Verteidigung von Redefreiheit und Säkularismus!* In diesen Tagen sehen wir in den Medien die schrecklichen Bilder einer Anzahl aufgehetzter oder angeheuerter Personen, die Botschaften und andere Zentren angreifen und in Brand stecken und Mord- und Enthauptungsdrohungen aussprechen. Dies ist das hässliche Gesicht des politischen Islam. Hinter diesen Ereignissen stecken ganz offensichtlich Regierungen und Kräfte wie Iran, Saudi Arabien, Syrien, Hamas etc. und weitere islamische Terrorbanden. Diese Gesichter und dieses barbarische Verhalten sind uns bekannt. Die Waffen dieser Kräfte um an die Macht zu gelangen, an der Macht zu bleiben oder um Teilhabe der Macht sind nichts als Mord, Massaker, Zerstörung, Steinigung und Hinrichtung. Überall wo sie an der Macht sind vernichten sie jeden, der anders denkt und sich ihren reaktionären und menschenverachtenden „Heiligtümern“ nicht beugt. Und wo sie nicht an der Macht sind versuchen sie mit diesem schrecklichen Verhalten die Menschen einzuschüchtern und Vorteile zu erlangen. Dieses Mal haben sie die Veröffentlichung einiger Karikaturen als Vorwand genommen um ihr menschenfeindliches und zerstörerisches Potenzial vor den Augen der Welt zur Schau zu stellen. Hier geht der Streit auf internationaler Ebene um die Redefreiheit. Einige sind eingeschüchtert und machen schon einen Rückzieher. Es wird von den Grenzen der Redefreiheit gesprochen und die Selbstzensur propagiert. Dies ist die Hinnahme einer Wende rückwärts. Die Errungenschaft des Kampfes eines Jahrhunderts gegen Religion und Kirche, des Kampfes gegen den diktatorischen Staat, der die Redefreiheit unterdrückt, werden einfach versteigert. Und es gibt wenige, die es wagen, angesichts dieser Welle der Barbarei die humanitären Prinzipien zu verteidigen. Unser Aufruf an die säkularen und humanitären Kräfte, an die Institutionen, die humanitäre Rechte verteidigen, an säkulare und freiheitsliebende Menschen lautet: Stellt Euch vereint gegen diese reaktionäre Welle. Lasst nicht zu dass eine Handvoll Schläger und bezahlte Randalierer und eine Handvoll aufgehetzter und rückständiger Personen unter Führung reaktionärer islamischer Regierungen und islamischer Terrorbanden die Menschheit erpressen und zum Rückzug zwingen. Lasst Euch von dieser reaktionären Welle nicht einschüchtern. Lasst uns mit lauter Stimme die Menschlichkeit, die humanitären Errungenschaften und die bedingungslose Freiheit der Rede verteidigen. Keine Einschränkung soll Karikaturisten und Künstlern die Hände binden oder den Mund verbieten. Der politische Islam muss überall zurückgeschlagen werden. Dies ist Sache der progressiven und säkularen Menschen; dies ist Sache von Millionen gequälter Menschen, Opfer des politischen Islam, Opfer dieses Gebrülls, Sache der Frauen, Jugend und der gefesselten Bevölkerung in den islamgeschädigten Ländern; und dies ist Sache der fortschrittlichen Menschen, die im Widerspruch zum politischen Islam und islamischen Terrorismus sind. Die westlichen Staaten wollen nicht die Redefreiheit verteidigen. Sie sind eingeschüchtert und bitten die Terroristen und Aufrührer um Vergebung. Lasst uns diesen Banden mit der Front der progressiven Menschheit, mit unserer eigenen Front der Millionen entgegentreten. Wir sind viele und wir können diese reaktionären Kräfte zum Rückzug zwingen, wenn wir nicht schweigen und nicht nur zuschauen, sondern eine Reaktion zeigen. Bilden wir die weltweite und vereinigte Front für Säkularismus und Verteidigung der Redefreiheit! *Mina Ahadi - Koordinatorin des Internationalen Komitees gegen Steinigung * *7. Februar 2006* * * |
Frank hat folgendes geschrieben: | ||||
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Bischof Jaschke, darf man über Gott lachen? BILD-Interview mit Weihbischof Dr. Hans-Jochen Jaschke (64), bei der Deutschen Bischofskonferenz für den Dialog mit anderen Religionen zuständig. Darf man Witze über Gott machen? Ich bin dagegen. Was einem heilig ist, darüber macht man keine Witze. Man macht ja auch keine Witze über die eigene Mutter. Sie verstehen die Empörung also? Ja, aber Gewalt und Aufhetzen von Menschen als Antwort sind keinesfalls tolerierbar. Wir wehren uns mit anderen Mitteln. Was tut die Kirche, wenn Gott verspottet wird? Wir setzen die Mittel des Rechtsstaates ein. Proteste, Demonstrationen, bei schweren Beleidigungen durchaus auch eine Klage. Wären Karikaturen von Jesus bei uns verboten? Nein. Das Alte Testament verbot Bilder zwar noch. Mit Jesus bekam Gott im Neuen Testament aber ein menschliches Gesicht, er darf also gezeigt werden. Sind Christen toleranter als Moslems? Wir haben auch lange gebraucht, die freie Gesellschaft anzunehmen – mit ihrer offenen Kritik und ihrer künstlerischen Freiheit. Was sagt die Bibel? Sie fordert uns zu Ehrfurcht auf. Das 2. Gebot sagt, daß Gottes Name geheiligt werden soll und nicht entehrt werden darf. |
Zitat: |
Die in dem Offenen Brief/Petition der Giordano Bruno Stiftung enthaltenen Forderungen zur Religions- und Meinungsfreiheit sind allesamt gut und richtig. Dennoch erscheint mir die Petition als verfehlt, da sie zum einen keinen eindeutig erkennbaren Adressaten hat, andererseits, was noch viel entscheidender ist, die politische Weltlage, vor deren Hintergrund die wütenden Proteste gegen die Mohammed-Karikaturen gesehen werden müssen, völlig außer Acht lässt. In diesen Protesten, auch wenn sie von professionellen Demagogen in eine erzfundamentalistische und reaktionäre Bahn gelenkt werden, entlädt sich der ohnmächtige und sicher auch dumpfe Zorn der unterpriviligierten arabischen, iranischen etc. Massen gegen einen als monolithischen Block empfundenen Westen. In Wahrheit geht es doch gar nicht wirklich um die Karikaturen. Diese waren doch nur der Funke, der das Pulverfass zur Explosion brachte. Die Karikaturen stehen für viele Muslime symbolisch - auch wenn das irrationaler Quatsch ist - für das Übermaß an Demütigungen, das die "islamische" Welt in den letzten Jahren über sich ergehen lassen musste, wobei den verbrecherischen Kriegen und der fortgesetzten Besetzung des Irak, Afghanistans und Palästinas sowie dem Schulterschluss der USA und ihrer Vasallenimperien gegenüber dem Iran und der daraus resultierenden aktuellen Kriegsgefahr eine überragende Bedeutung zukommt. All dies blendet die Petition/der Offene Brief fast vollständig aus, verweist stattdessen nur formelhaft auf "ökonomische und soziale Misstände in der Welt". Geradezu naiv und illusionär ist vor dem Hintergrund des systematisch und mit gezielten Lügen vorbereiteten Überfalls auf den Irak und der sich aktuell vor unser aller Augen und Ohren anbahnenden Fortsetzung der Kriegsverbrechen im Falle des Iran die Forderung, die westliche Politik solle "sich bemühen, diese Missstände zu beheben, statt die Prinzipien der Aufklärung auf dem Altar einer kurzsichtigen Diplomatie zu opfern". Der Westen hat die Prinzipien der Aufklärung schon längst in hohem Bogen über Bord geworfen, nicht zuletzt, indem er den islamischen Fundamentalismus systematisch gezüchtet und - in Afghanistan, Bosnien, im Kosovo - zur Zerschlagung des Restbestands an Aufklärung und sozialen Errungenschaften instrumentalisiert hatte, die von den hehren Idealen der Oktoberrevolution Lenins und Trotzkis übriggeblieben waren. Wer nicht sagt, wie der "Westen" - an vorderster Stelle die Regierungen der USA und ihrer mehr oder weniger willigen europäischen Bündnispartner inkl. die UNO - die Zerstörung der Prinzipien der Aufklärung selbst betrieben hat und weiter betreibt und in welchem Maß seine Politik gegenüber der arabischen und muslimischen Welt - auch durch die vorbehaltlose Unterstützung der Besatzungspolitik des Atomstaates Israel in Palästina - den islamischen Fundamentalismus erst befördert hat, der spricht nur die halbe Wahrheit aus und schießt deshalb auch mit der in jeder Hinsicht berechtigten Forderung nach Freiheit der Kritik ins Leere. "Freiheit der Kritik" müsste an dieser Stelle auch für all jene eingefordert werden, die wegen ihres physischen oder verbalen Widerstands gegen das US-Imperium in amerikanischen (und israelischen) Lagern rund um den Globus verschmachten – rechtlos und in der Regel selbst von den Staaten im Stich gelassen, deren Bürger sie sind. Wer diese Seite des Problems ausblendet, der läuft Gefahr, dass er mit einer derart reduzierten Forderung nach Meinungs-, Kunst- und Pressefreiheit mit dazu beiträgt, auf die kommende militärische Auseinandersetzung einzustimmen.
Dr. Alexander Bahar, Heilbronn |
Zitat: |
Die Menschen werden kaum auf Dauer ein gesellschaftliches „Monopoly-Spiel“ akzeptieren, bei dem von vornherein festgelegt ist, dass die lukrativsten Straßen und Hotels bereits an eine kleine Oberschicht vergeben sind. Im Moment reagieren sie auf diese unfairen Spielregeln noch vornehmlich mit Resignation (also einer reduzierten wirtschaftlichen Eigenmotivation, was schon jetzt mit negativen wirtschaftlichen Konsequenzen verbunden ist). Sollten sich die Missverhältnisse jedoch weiterhin verschärfen, was bei Beibehaltung der gegenwärtigen Spielregeln bei jeder neuen Spielrunde unweigerlich der Fall sein wird (!), so wird sich diese Resignation vermutlich zunehmend in Aggression verwandeln.
Auf längere Sicht ist zu erwarten, dass mehr und mehr Menschen mit allem Nachdruck neue gesellschaftliche Spielregeln einklagen werden, allerdings ist zu befürchten, dass diese Spielregeln keine humanistisch-aufklärerischen, sondern vielmehr fundamentalistische sein werden. Wie u. a. empirische Studien zum katholischen Fundamentalismus in Frankreich gezeigt haben, erhält der Fundamentalismus besonderen Zulauf gerade aus solchen sozialen Schichten, die „vom ökonomischen und sozialen Wandel bedroht sind und denen die Instabilität der religiösen Formen zum Symbol ihrer beängstigenden sozialen Unsicherheit wird“. Auch der momentane Boom fundamentalistischer Strömungen im Islam hat hier seine Wurzeln. Er bietet vielen die einzig denk- und lebbare Alternative zu jener sog. „freiheitlichen Weltordnung“, in der offensichtlich die Armen immer ärmer und die Reichen immer reicher werden und in der ein selbsternannter „Weltpolizist“ namens USA eigenmächtig, aber ungestraft, internationales Recht brechen kann. Von Menschen, die keinen Zugang zu vernünftigen Sozial- und Bildungssystemen haben, die unter solch kümmerlichen Bedingungen leben, dass am Ende die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religion oder Volksgruppe das Einzige bleibt, worauf sie in ihrem Leben stolz sein können, kann man kaum etwas anderes erwarten. |
Zitat: |
Bischof Jaschke, darf man über Gott lachen? [...] BILD-Interview mit Weihbischof Dr. Hans-Jochen Jaschke (64), bei der Deutschen Bischofskonferenz für den Dialog mit anderen Religionen zuständig. Darf man Witze über Gott machen? Ich bin dagegen. Was einem heilig ist, darüber macht man keine Witze. Man macht ja auch keine Witze über die eigene Mutter. [...] |
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