Aussterbende Sprachen und Wörter
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Freigeisterhaus -> Kultur und Gesellschaft

#1: Aussterbende Sprachen und Wörter Autor: katholischWohnort: Marktl BeitragVerfasst am: 26.06.2007, 17:02
    —
Man hat in der letzten Zeit viel von aussterbenden Sprachen und Wörtern gehört.
So Sprachen auf kleinen Pazifikinseln oder auch Dialekten hier bei uns, die bald der Vergangenheit angehören. (Wie Saterfriesisch z.B.) Irgendwie geht da halt auch Kultur zunichte, obwohl man auf der anderen Seite nicht so viele Sprachen mehr lernen muss. Trend is halt, das die Kinder oft dann nur mehr Amtssprache lernen (in Indiogebieten z.B.nur mehr Spanisch und nicht mehr ihre ursprüngliche Sprache), auch hierzulande wird oft der örtliche Dialekt nicht mehr so weitergeben, alle mehr so wie im Fernsehen gesprchen wird. Vielleicht wird es in Zukunft sowieso nur mehr einige Duzent Sprachen geben, Hauptsprache so verschlamptes Englisch (is eh find ich einfache, weltweit verständliche Sprache, wo man sich mit allen aus ganzen Welt irgendwie verständigen kann, auch wenns gramatikalisch nciht so perfetk ist....), Spanisch wird auch noch intensiver sein, und sicherlich Chinesisch (können wir alle dann die Zeichen malen lernen....das wird schwierig), Russisch könnte auch noch mehr kommen.

Auch bei Wörtern ist es so, wenn sie nicht benutzt werden, werden sie allmälhich unbekannt.
Wurde eine Liste mit den schönsten gefährteden Wörtern erstellt: Kleinod ist das schönste dabei.


Kennt ihr Sprachen und Dialekte, die nicht so bekannt sind? KÖnnt ihr mal einen Satz davon schreiben?
Oder nennt Wörter, die fast schon nicht mehr gebräuchlich sind.

z.B.


Wetterfleck

weiß jemand, was das ist??

#2:  Autor: Celsus-2006Wohnort: Süddeutschland BeitragVerfasst am: 26.06.2007, 17:09
    —
Hallo,
kenn ich nicht. Aber ähnlich ergeht es Masematte, einer nur verbalen Umgangssprache im Münsterland, das jiddische und rotwelsche Elemente hat. Ich bin noch damit groß geworden, da gibt es zahllose tolle Wörter, die hier in Süddeutschland keiner kennt.
Osnick - Uhr
meimeln - regnen
Beis - Haus
Schont - Klo
jovel - klasse, großartig

usw.

#3:  Autor: katholischWohnort: Marktl BeitragVerfasst am: 26.06.2007, 17:13
    —
Celsus-2006 hat folgendes geschrieben:
Hallo,
kenn ich nicht. Aber ähnlich ergeht es Masematte, einer nur verbalen Umgangssprache im Münsterland, das jiddische und rotwelsche Elemente hat. Ich bin noch damit groß geworden, da gibt es zahllose tolle Wörter, die hier in Süddeutschland keiner kennt.
Osnick - Uhr
meimeln - regnen
Beis - Haus
Schont - Klo
jovel - klasse, großartig

usw.


super Beispiele, danke Celsus.
merkst du auch, dass die jüngern Leute das auch nicht mehr so kennen oder sind die auch noch bei Kindern gebräuchlich?

#4:  Autor: MisterfritzWohnort: badisch sibirien BeitragVerfasst am: 26.06.2007, 17:16
    —
Celsus-2006 hat folgendes geschrieben:
Hallo,
kenn ich nicht. Aber ähnlich ergeht es Masematte, einer nur verbalen Umgangssprache im Münsterland, das jiddische und rotwelsche Elemente hat. Ich bin noch damit groß geworden, da gibt es zahllose tolle Wörter, die hier in Süddeutschland keiner kennt.
Osnick - Uhr
meimeln - regnen
Beis - Haus
Schont - Klo
jovel - klasse, großartig

usw.

nur ist masematte nicht gerade am aussterben. eines meiner lieblingsworte ist nerblo, das ist so schön vielfältig einzusetzen Sehr glücklich

#5:  Autor: Celsus-2006Wohnort: Süddeutschland BeitragVerfasst am: 26.06.2007, 17:48
    —
Ja,
nerblo ist knorke. Meines Wissens geht die Benutzung zurück, schön, wenns anders ist.
Gruß

#6:  Autor: Sehwolf BeitragVerfasst am: 26.06.2007, 20:31
    —
Celsus-2006 hat folgendes geschrieben:
Masematte ... Münsterland

Osnick - Uhr

Dat wort stirft nit. Hei sät mer dat uch: "Watt schefft dann deen Osnick?" [~Was schlägt die Uhr]

#7:  Autor: MisterfritzWohnort: badisch sibirien BeitragVerfasst am: 26.06.2007, 20:34
    —
Sehwolf hat folgendes geschrieben:
Celsus-2006 hat folgendes geschrieben:
Masematte ... Münsterland

Osnick - Uhr

Dat wort stirft nit. Hei sät mer dat uch: "Watt schefft dann deen Osnick?" [~Was schlägt die Uhr]

in masematte würde das aber heissen: reun mal, was der osnick schmust.
einzelne worte aus der masematte sind selbstverständlich auch in anderen regionen bekannt. weil sie eben aus dem jiddischen und rotwelschen abstammen und vom fahrenden volk benutzt wurden.

#8:  Autor: Sehwolf BeitragVerfasst am: 26.06.2007, 20:42
    —
Misterfritz hat folgendes geschrieben:
reun mal,

Auch bei uns gelandet: gesprochen "röhn e mol"

#9:  Autor: Konrad BeitragVerfasst am: 26.06.2007, 20:52
    —
Als Alpenbewohner sind wir sowieso privilegiert. Hier hat sich über die Zeit in fast jedem Bergtal ein eigener Dialekt ausgebildet...

Aber als Beispiel etwas ganz Anderes. In Bern gab es einen Dialekt bzw eine Sprache, die nur in einem einzigen Quartier gesprochen wurde und vom Rest der Stadtbevölkerung nicht verstanden wurde.
Das Mattenenglisch
Hier eine kurzer Auszug des Wikipedia- Artikels:

Zitat:
Mattenenglisch (Dialekt: Matteänglisch, mattenenglisch: Itteme-Inglische) ist eine Geheimsprache, welche im Mattequartier in Bern gesprochen wurde....
... Die Matteler waren ursprünglich niedrigere Leute wie Taglöhner, Fischer, Fuhrmänner uvm., welche nicht den Bürgerstand bekamen. Fremdarbeiter und Handelsleute brachten Einflüsse aus dem Französischen, dem Jiddischen, dem Jenischen und dem Rotwelsch. So entstand ein Soziolekt, der sich deutlich vom Stadtberndeutsch der gehobenen Schicht unterschied.


Beispiel: Tunz mer e Ligu Lehm heisst auf Deutsch Gib mir ein Stück Brot

Ausser ein paar in die Mundart übernommene Wörter wird die Sprache im Alltag nicht mehr gesprochen. Jedoch kümmert sich, wie hier in solchen Fällen üblich, ein Verein um die Erhaltung und Niederschrift dieser Stadtsprache

#10:  Autor: boomkleverWohnort: Stuttgart BeitragVerfasst am: 26.06.2007, 21:02
    —
Einige Wörter aus dem Schwäbischen (oder dem Hohenlohischen, durch das ich auch beeinflusst bin) scheinen leider immer mehr in Vergessenheit zu geraten. Einige prominente Beispiele:
- Preschtling (Erdbeere)
- Krätte (Korb)
- Schässlo (Sofa)
- Blaffo (Decke)
- Äbbire/Krombire (Kartoffel)
- ahne gange (weiter gehen)
- abersche (hinunter)

Oder auch bestimmte Aussprachevarianten:
- Centimeter (erste Silbe wie im Französischen)
- five (ja, wie im Englischen - allerdings soviel ich weiß nur im Hohenlohischen)
- Meedich (für Montag)
- Doorschdich (für Donnerstag)

Der Eindruck trügt natürlich auch ein bisschen, da ich in Stuttgart wohne wo generell ein gepflegteres `Hochschwäbisch' gesprochen wird. zwinkern Ich denke mal die ländlicheren Gebiete haben sich ihre Dialekte noch eher erhalten.

#11:  Autor: AhrimanWohnort: 89250 Senden BeitragVerfasst am: 06.07.2021, 11:18
    —
Auch ein vergessenes Wort: schnabulieren = genießerisch essen

#12:  Autor: Wolf359 BeitragVerfasst am: 06.07.2021, 11:22
    —
Ahriman hat folgendes geschrieben:
Auch ein vergessenes Wort: schnabulieren = genießerisch essen

Von mir wurde es nicht vergessen.

#13:  Autor: lucWohnort: Nice. Paris. Köln BeitragVerfasst am: 06.07.2021, 12:52
    —
Ich bin in der Provence aufgewaschen und habe nie ein Wort Provenzalisch gehört. Ich habe in Nizza gewohnt, wo theoretisch Nissard gesprochen wird. Auch nie was gehört, vielleicht nur ein paar Ausdrücke. Bleiben nur noch ein gewisser Akzent und eine besondere Intonation, mehr nicht. Viele Kulturkreise bemühen sich, diese Sprachen/Dialekte wiederzubeleben aber ich glaube, die Motivation der jungen Leute hält sich in Grenzen. Eine Sprache zu lernen erfordert viel Zeit und Energie und dann setzt man Prioritäten. Englisch als lingua franca ist eine dieser Prioritäten.

#14:  Autor: AdvocatusDiaboliWohnort: München BeitragVerfasst am: 06.07.2021, 12:56
    —
Wolf359 hat folgendes geschrieben:
Ahriman hat folgendes geschrieben:
Auch ein vergessenes Wort: schnabulieren = genießerisch essen

Von mir wurde es nicht vergessen.


Ich bin auch alt. Traurig

#15:  Autor: narr BeitragVerfasst am: 06.07.2021, 13:45
    —
boomklever hat folgendes geschrieben:
Einige Wörter aus dem Schwäbischen (oder dem Hohenlohischen, durch das ich auch beeinflusst bin) scheinen leider immer mehr in Vergessenheit zu geraten. Einige prominente Beispiele:
...
- Krätte (Korb)
- Schässlo (Sofa)
- Blaffo (Decke)
...

...


Ich verstehe "Schwäbisch" - zumindest das was rund Esslingen/Nürtingen usw. gesprochen wird. Kann's allerdings nicht sprechen.
Dort ist ein Korb auch "a zoi" oder "zeu"?

Schässlo kommt doch vom fr : "Chaise longue"? Wie ja viele Worte noch von der Napoleonischen Besatzung kommen. Trottwar (Bürgersteig) oder Suttrai (Waschküche, Keller).

Auch Blaffo (fr. Plafond) ist nicht die Zudecke sondern die Zimmerdecke. Während der "Debbich" eine Wolldecke und nicht der Boden-Teppich ist
Lachen

#16:  Autor: AlchemistWohnort: Hamburg BeitragVerfasst am: 06.07.2021, 14:27
    —
narr hat folgendes geschrieben:

Auch Blaffo (fr. Plafond) ist nicht die Zudecke sondern die Zimmerdecke. Während der "Debbich" eine Wolldecke und nicht der Boden-Teppich ist
Lachen


Witzig, das Gleiche Wort ist es im Niederländischen, also plafond.

Als ob die Franzosen die Decke erfunden hätte Am Kopf kratzen

#17:  Autor: lucWohnort: Nice. Paris. Köln BeitragVerfasst am: 06.07.2021, 16:31
    —
Im Französischen gibt es deutsche Wörter , die im 2. Weltkrieg übernommen wurden: bunker, panzer obwohl man heute eher von tank oder char spricht, ersatz de café, ersatz d'essence usw...blitzkrieg. Auch in der Philosophie benutzt man manchmal deutsche Ausdrücke: Weltanschauung für vision du monde, Zeitgeist, Weltschmerz...
Waldsterben wurde auch in den 80 er Jahren benutzt.
Le vice allemand (also das deutsche Laster) war früher Synonym für Homosexualität. Franzosenkraut war in Deutschland ein Synonym für Unkraut.

Soviel zur gegenseitigen linguistischen Bereicherung der Nachbarvölker. Sehr glücklich Sehr glücklich Sehr glücklich

#18:  Autor: WilsonWohnort: Swift Tuttle BeitragVerfasst am: 28.01.2022, 18:17
    —
eine redewendung: aus dem Lameng

höre ich oft auch in der Form: aus der Lamäng

#19:  Autor: SkeptikerWohnort: 129 Goosebumpsville BeitragVerfasst am: 28.01.2022, 22:59
    —
Es gibt Sprachen, die sterben aus, aber es werden immer wieder neue Sprachen geboren.

Außer vielleicht das Kauderwelsch. Das stirbt nie aus.

(Oder heißt es: der/die Kauderwelsch?)

#20:  Autor: BravopunkWohnort: Woanders BeitragVerfasst am: 30.04.2024, 11:41
    —
"Wahlheimat" ist ein Wort, das demnächst wohl aussterben wird. Die Blagen würden sagen, es ist ein Boomer-Wort. Ein Wort für Leute, die es sich noch leisten konnten bei der Heimat wählerisch zu sein. Die allermeisten bleiben heutzutage kleben, wo sie hingeworfen wurden. Oder wo die Arbeit sie hin verschlägt. Nur gut betuchte können sich noch aussuchen, wo sie ihre Jahre abkreisen wollen. Auch weil die, die schon wo wohnen, besonders, wenn es da so schön ist, dass man es sich wählen wollte, so man könnte, ihre Butzen für teuer Geld verkaufen, wenn überhaupt. Oder sie vererben es an die gierige Nachzucht. Und dank grüner Bemühungen und derer von Anwohnern, die um den Wert ihrer Immobilie fürchten, sind Neubaugebiete in wählbaren Heimaten ebenfalls so rar wie unerschwinglich. Besonders für die nicht gut verdienende Jungbevölkerung.

Also ja. Sagt auf Wiedersehen und leise Servus zur Wahlheimat.

#21:  Autor: fwoWohnort: im Speckgürtel BeitragVerfasst am: 30.04.2024, 12:32
    —
Bravopunk hat folgendes geschrieben:
"Wahlheimat" ist ein Wort, das demnächst wohl aussterben wird. .....

Glaub ich nicht.
Wir laufen auf die größte Völkerwanderung zu, die es je gegeben hat.
Wahlheimat ist die das Futur des Fluchtzieles,

#22:  Autor: vrolijkeWohnort: Stuttgart BeitragVerfasst am: 30.04.2024, 14:33
    —
fwo hat folgendes geschrieben:
Bravopunk hat folgendes geschrieben:
"Wahlheimat" ist ein Wort, das demnächst wohl aussterben wird. .....

Glaub ich nicht.
Wir laufen auf die größte Völkerwanderung zu, die es je gegeben hat.
Wahlheimat ist die das Futur des Fluchtzieles,


Das glaube ich auch.


Meine Wahlheimat ist Stuttgart. Dass von meiner Schwester ist Borken.
Hier im Haus wohnt eine Chinesin, ein Libanese, und ein Franke. Von dem Rest weiß ich es nicht.

Übrigens; sich physisch zu anderen Horizonten aufzumachen, erweitert auch den geistigen Horizont.

#23:  Autor: BravopunkWohnort: Woanders BeitragVerfasst am: 30.04.2024, 15:18
    —
fwo hat folgendes geschrieben:
Bravopunk hat folgendes geschrieben:
"Wahlheimat" ist ein Wort, das demnächst wohl aussterben wird. .....

Glaub ich nicht.
Wir laufen auf die größte Völkerwanderung zu, die es je gegeben hat.
Wahlheimat ist die das Futur des Fluchtzieles,


Unsinn. Wer flieht verlässt seine Heimat nicht aus freien Stücken. Und genauso wenig wählt er sein Fluchtziel freiwillig als neue Heimat. Die meisten Flüchtlinge wären liebend gerne geblieben und wollen auch wieder zurück. Das hat mir erst neulich ein Flüchtling aus Donezk gesagt, der dort bei der Kripo war und ein schönes Leben hatte, bis 2014.

#24:  Autor: vrolijkeWohnort: Stuttgart BeitragVerfasst am: 30.04.2024, 15:31
    —
Bravopunk hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
Bravopunk hat folgendes geschrieben:
"Wahlheimat" ist ein Wort, das demnächst wohl aussterben wird. .....

Glaub ich nicht.
Wir laufen auf die größte Völkerwanderung zu, die es je gegeben hat.
Wahlheimat ist die das Futur des Fluchtzieles,


Unsinn. Wer flieht verlässt seine Heimat nicht aus freien Stücken. Und genauso wenig wählt er sein Fluchtziel freiwillig als neue Heimat. Die meisten Flüchtlinge wären liebend gerne geblieben und wollen auch wieder zurück. Das hat mir erst neulich ein Flüchtling aus Donezk gesagt, der dort bei der Kripo war und ein schönes Leben hatte, bis 2014.


Nicht jeder der Auswandert ist ein Flüchtling.
Auf Mallorca lebten in 2023 18.807 Deutsche. Das ist deren Wahlheimat.

#25: Re: Aussterbende Sprachen und Wörter Autor: VanHanegem BeitragVerfasst am: 30.04.2024, 16:00
    —
katholisch hat folgendes geschrieben:
...in Indiogebieten z.B.nur mehr Spanisch und nicht mehr ihre ursprüngliche Sprache...

Seit geraumer Zeit gibt es da aber eine gewisse Trendumkehr. So sind Quechua und Aymara in Peru schon länger als Amtssprachen annerkannt.

#26:  Autor: fwoWohnort: im Speckgürtel BeitragVerfasst am: 30.04.2024, 17:56
    —
Bravopunk hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
Bravopunk hat folgendes geschrieben:
"Wahlheimat" ist ein Wort, das demnächst wohl aussterben wird. .....

Glaub ich nicht.
Wir laufen auf die größte Völkerwanderung zu, die es je gegeben hat.
Wahlheimat ist die das Futur des Fluchtzieles,


Unsinn. Wer flieht verlässt seine Heimat nicht aus freien Stücken. Und genauso wenig wählt er sein Fluchtziel freiwillig als neue Heimat. Die meisten Flüchtlinge wären liebend gerne geblieben und wollen auch wieder zurück. Das hat mir erst neulich ein Flüchtling aus Donezk gesagt, der dort bei der Kripo war und ein schönes Leben hatte, bis 2014.


Diese Art Heimat, in die man nicht zurück kann, ist aber eine Vergangenheitsform, eher eine Erinnerung als ein momentanes Gefühl. Solche Leute tun mir leid. Mein Vater meinte, dass seine Heimat Danzig wäre. Als er Anfang der 90er dann mal da hinfuhr, stellte er fest, dass seine Heimat nicht mehr existierte.

Ich bin 1981 mal zu Fuß diagonal durch Schleswig-Holstein gelaufen, mit einem Zelt dabei, so dass ich abends nur nach ein bisschen Wasser fragen musste, um mich dann irgendwo in die Landschaft zu hauen. In einem Weiler der zum Verbund Aukrug gehörte, fragte ich die erste Frau auf der Straße, wo ich etwas Wasser bekommen könnte.

Es war sofort zu hören, dass die Frau aus Ostpreußen kam; die war mit Sicherheit 45 mit den letzten Flüchtlingen über die Ostsee gekommen, aber sie war immer noch nicht angekommen. Deshalb antwortete sie: "Mich dirfen Se nich frachen, ich bin nich von da". Die war also heimatlos, auch wenn sie vielleicht meinte, ihre Heimat beim Namen nennen zu können.

Heimat ist ein Gefühl, das nur zählt, wenn man es hat.

#27:  Autor: tillich (epigonal) BeitragVerfasst am: 30.04.2024, 18:32
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Bravopunk hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
Bravopunk hat folgendes geschrieben:
"Wahlheimat" ist ein Wort, das demnächst wohl aussterben wird. .....

Glaub ich nicht.
Wir laufen auf die größte Völkerwanderung zu, die es je gegeben hat.
Wahlheimat ist die das Futur des Fluchtzieles,


Unsinn. Wer flieht verlässt seine Heimat nicht aus freien Stücken. Und genauso wenig wählt er sein Fluchtziel freiwillig als neue Heimat. Die meisten Flüchtlinge wären liebend gerne geblieben und wollen auch wieder zurück. Das hat mir erst neulich ein Flüchtling aus Donezk gesagt, der dort bei der Kripo war und ein schönes Leben hatte, bis 2014.

Auch ohne Flucht als Ursache bin ich fast sicher, dass heute so viele Leute wie nie zuvor ihre ursprüngliche Heimat verlassen und an einem anderen Ort leben.

Die meisten Indikatoren für Wohlstand haben sich in den letzten Jahrzehnten immer mehr erhöht, ganz klar weltweit, aber mE im Wesentlichen auch für Deutschland. Das geht beim Gejammer über die bestehenden Probleme gerne unter. ZB haben wir zwar heute ein Problem mit Wohnungsnot, und ich will das auch nicht kleinreden. Aber gleichzeitig haben wir dieses Problem ja zu einem guten Teil deswegen, weil die Leute heute viel mehr Wohnraum beanspruchen als früher (die Wohnungen werden größer, die Zahl der Leute in einer Wohnung kleiner --> mehr qm pro Person). Obwohl es also aktuell Wohnungsnot gibt, ist insgesamt der Wohlstand in Bezug auf Wohnraum gewachsen - und nur wegen schlechter Sozialpolitik ist der ärmere Teil der Bevölkerung gearscht.

Vergleichbares gilt mE für den Wohlstandsfaktor der freien Wohnortwahl. Wenn man am unteren Ende der Einkommensspanne lebt, kann man das natürlich schlecht bis gar nicht, aber insgesamt können es mehr Leute als früher. vor allem, wenn man auch auf andere Länder schaut.

#28:  Autor: WilsonWohnort: Swift Tuttle BeitragVerfasst am: 30.04.2024, 19:13
    —
o.t. eventuell:

ich war heute zufällig auf dem wochenmarkt als er schloss.
da wurde alles verhökert, also die billigsachen an obst und gemüse, den konventionellen ständen der meist arabischen händler.

die ökos mit ihren ständen haben die erdbeeren lieber gespendet, nehme ich doch an, als billiger zu verkaufen. oder essen sie eben selbst.

jedenfalls hab ich mich zu allerlei überreden lassen, der marktschreier des billigstandes war sehr überzeugend. ich kauf eigentlich nie dort was, schon gar keine erdbeeren überhaupt, konventionelle, denn die sind lt. tests in der regel gespritzt und toxisch (also in der summe, allen obst und gemüses- hatten wir ja mal)
obendrein standen die den ganzen tag in der sonne. (ich bekomm bestimmt diarrhoe).
hab noch anderes gemüse gekauft dort, diesmal.

ist doch schön, dass alles so billig und verfügbar ist! ja, es geht uns gut, auch der billigheimer kann erdbeeren speisen.

dessen eingedenk, nicht aber des nicht vorhandenen geschmacks der erdbeeren und himbeeren, bedankte ich mich beim putzen jeder einzelnen ebenjener bei den pflückern, den extra übers meer gekommenen, keine risiko gescheut habenden flüchtlingen, die nur für mich und uns ernten wollen.
nun sind sie in einem arbeitsverhältnis und haben ein schönes leben.

danke


fortschritt? ich lach mich tot.

ich wüsste auch nicht, was die konkurrenz um wohnraum zum wohlsein und zur verständigung beitragen soll.

die grünen reden sich alles schön, schon klar.

#29:  Autor: vrolijkeWohnort: Stuttgart BeitragVerfasst am: 30.04.2024, 19:29
    —
Wilson hat folgendes geschrieben:
o.t. eventuell:

Ja.
Wilson hat folgendes geschrieben:



fortschritt? ich lach mich tot.

ich wüsste auch nicht, was die konkurrenz um wohnraum zum wohlsein und zur verständigung beitragen soll.

die grünen reden sich alles schön, schon klar.


Und das jetzt was genau zu tun mit "Aussterbende Sprachen und Wörter"?

Hauptsache destruktiv gel!

#30:  Autor: WilsonWohnort: Swift Tuttle BeitragVerfasst am: 30.04.2024, 19:34
    —
wieso? es ging halt um was konkretes, wie wahlheimat. das gilt es ja auch zu illustrieren.

von wohlstand fing tillich an. und was er schrieb muss ich ja nicht so stehen lassen.



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