Todesstrafe
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Freigeisterhaus -> Kultur und Gesellschaft

#811:  Autor: CriticWohnort: Arena of Air BeitragVerfasst am: 18.05.2016, 20:20
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Samson83 hat folgendes geschrieben:
Johnny hat folgendes geschrieben:

Das gleiche passiert doch bei einer lebenslangen Haftstrafe. Da hat der Täter eben seine Freiheitsrechte verwirkt und der Staat sperrt ihn für immer ein.n.


Richtig. Die Argumente gegen die Todesstrafe (also die Richtigen, kein moralinsaures Gesülze) kann und wird auch gegen die lebenslange Freiheitsstrafe angewandt. Eben deshalb heißt lebenslänglich in Deutschland wie erwähnt oft bis meist 15 bis 20 Jahre.
Da wäre so die Frage, was denn die "richtigen Argumente" sind. Gesetze bilden ja wohl auch moralische Vorstellungen ab, bzw. blieben moralische Vorstellungen, die etwa Homosexualität oder "Hexerei" bestraften, noch lange in Kraft, nachdem vermeintlich "sachliche Erfordernisse", die die Einführung von Strafen zu begründen schienen(*), lange obsolet waren. Andererseits ergeben sich Änderungen an Gesetzen nicht - irgendwann, verzögert - auch aufgrund veränderter Moralvorstellungen? Am Kopf kratzen

(* z.B.: in nomadischen Kulturen, in denen die Fähigkeit zur Verteidigung des Stammes oder zum Angriff auf Andere, um ausreichend Lebensgrundlagen beschaffen zu können, allein in der Manpower begründet war, könnte Homosexualität ja verboten gewesen sein, weil homosexuelle Paare notorisch wenig Kinder zeugen, und die Todesstrafe könnte dort häufig sein, weil man die Leute ja schlecht irgendwo einsperren kann, oder so etwas?)

#812:  Autor: Tarvoc BeitragVerfasst am: 18.05.2016, 21:52
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Ahriman hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat folgendes geschrieben:

Begging the Question fallacy

Den Artikel gibts auch auf Deutsch.

Leider ist der deutsche Artikel großer Mist. Zum Beispiel wird A -> A im deutschen Artikel als Beispiel für eine Petitio verkauft und dann daraus geschlussfolgert, dass nicht jede Petitio ein Fehlschluss ist, was leider grober Unfug ist. Die Sache ist die, dass ich mir die Artikel tatsächlich durchlese, bevor ich sie verlinke, anstatt mich auf ihre Richtigkeit zu verlassen.

#813:  Autor: Tarvoc BeitragVerfasst am: 18.05.2016, 22:00
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Kramer hat folgendes geschrieben:
Johnny hat folgendes geschrieben:
Ja, seien wir doch wenigstens ehrlich. Wir wollen Gerechtigkeit. Wir wollen, dass der Täter eben auf irgendeine Weise leiden und büssen muss. Wir wollen diese Genugtuung haben, dass der Mörder eines Angehörigen nun als Strafe leiden muss für das, was er getan hat.

Offensichtlich willst Du das. Ob "wir" das wollen, hast Du nicht zu entscheiden.

Ich wollt' gerade genau das selbe schreiben. Daumen hoch!

#814:  Autor: Johnny BeitragVerfasst am: 18.05.2016, 22:08
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beachbernie hat folgendes geschrieben:

Ein undifferenzierter Zellhaufen ist kein Mensch, weil ihm so ziemlich alles fehlt, was einen Menschen ausmacht.


Was macht denn einen Menschen aus?

#815:  Autor: Johnny BeitragVerfasst am: 18.05.2016, 22:17
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Samson83 hat folgendes geschrieben:

Richtig. Die Argumente gegen die Todesstrafe (also die Richtigen, kein moralinsaures Gesülze) kann und wird auch gegen die lebenslange Freiheitsstrafe angewandt. Eben deshalb heißt lebenslänglich in Deutschland wie erwähnt oft bis meist 15 bis 20 Jahre.


Warum nennt man es dann "lebenslänglich" und nicht einfach "15 Jahre Haft"?

Anders Breivik ist in Norwegen für Massenmord an 77 Menschen zu 21 Jahren Haft verurteilt worden. Das ist die Höchststrafe, die das norgewische Strafrecht kennt. Das sind im Schnitt 3 Monate Haft pro Mord.

Breivik war bei der Tatbegehung 32 Jahre alt. Mit 53 ist er dann wieder ein freier Mann und kann noch locker 30 glückliche, schöne Jahre in Freiheit geniessen.

Er studiert ja auch gerade in der Haft. Vielleicht macht er noch ne tolle Karriere. Super Sache.

#816:  Autor: Samson83 BeitragVerfasst am: 18.05.2016, 22:25
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Johnny hat folgendes geschrieben:
Samson83 hat folgendes geschrieben:

Richtig. Die Argumente gegen die Todesstrafe (also die Richtigen, kein moralinsaures Gesülze) kann und wird auch gegen die lebenslange Freiheitsstrafe angewandt. Eben deshalb heißt lebenslänglich in Deutschland wie erwähnt oft bis meist 15 bis 20 Jahre.


Warum nennt man es dann "lebenslänglich" und nicht einfach "15 Jahre Haft"?

Anders Breivik ist in Norwegen für Massenmord an 77 Menschen zu 21 Jahren Haft verurteilt worden. Das ist die Höchststrafe, die das norgewische Strafrecht kennt. Das sind im Schnitt 3 Monate Haft pro Mord.

Breivik war bei der Tatbegehung 32 Jahre alt. Mit 53 ist er dann wieder ein freier Mann und kann noch locker 30 glückliche, schöne Jahre in Freiheit geniessen.

Er studiert ja auch gerade in der Haft. Vielleicht macht er noch ne tolle Karriere. Super Sache.

Ja. Dänemark ist da m.E. Konsequenter als Deutschland.

Nach dem Erfolg von Breitbild Klage war mein erster Gedanke in klares: Bravo!

Der Begriff lebenslänglich ist ein anachronismus und sollte gestrichen werden. Für irreversible Gefahrpersonen gibts die Sicherungsverwahrung.

#817:  Autor: Johnny BeitragVerfasst am: 18.05.2016, 22:25
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Samson83 hat folgendes geschrieben:

Positive Generaprävention, sprich: Kollektives Vertrauen in die Verbindlichkeit von Strafrechtsnormen, also staatlich gesetzer verbindlicher Sollensanforderungen.


Was soll das bringen? Abschreckung funktioniert nicht. Wurde hier doch schon öfter geschrieben als Argument gegen die Todesstrafe. Das Abschreckungsargument fällt damit schonmal weg.

Schutz der Gesellschaft vor dem Täter zieht nur dann als Argument, wenn von dem Täter wirklich eine Gefahr für Wiederholungstaten ausgeht. Und selbst in den Fällen braucht man den Täter ja nicht bestrafen, sondern könnte ihn z.B. auch in einem geschlossenen Kurhotel am Stand mit allem Komfort unterbringen, wo er therapiert wird. Damit wird der Schutz der Gesellschaft auch gewährleistet, ohne dass man den Täter bestrafen muss.

Es gibt meiner Meinung nach keinen Grund Täter zu strafen, ausser die Vergeltung der Tat.

#818:  Autor: Samson83 BeitragVerfasst am: 18.05.2016, 22:29
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Johnny hat folgendes geschrieben:
Samson83 hat folgendes geschrieben:

Positive Generaprävention, sprich: Kollektives Vertrauen in die Verbindlichkeit von Strafrechtsnormen, also staatlich gesetzer verbindlicher Sollensanforderungen.


Was soll das bringen? Abschreckung funktioniert nicht. Wurde hier doch schon öfter geschrieben als Argument gegen die Todesstrafe. Das Abschreckungsargument fällt damit schonmal weg.

Schutz der Gesellschaft vor dem Täter zieht nur dann als Argument, wenn von dem Täter wirklich eine Gefahr für Wiederholungstaten ausgeht. Und selbst in den Fällen braucht man den Täter ja nicht bestrafen, sondern könnte ihn z.B. auch in einem geschlossenen Kurhotel am Stand mit allem Komfort unterbringen, wo er therapiert wird. Damit wird der Schutz der Gesellschaft auch gewährleistet, ohne dass man den Täter bestrafen muss.

Es gibt meiner Meinung nach keinen Grund Täter zu strafen, ausser die Vergeltung der Tat.

"Abschreckung" funktioniert bis zu einem gewissen Grad durchaus. Nur bringt ab einem gewissen Punkt eine gesteigerte Strafe keinen gesteigerten Effekt. Ich bezweifle zB dass 20 Jahre weniger abschrecken als echtes lebenslänglich. Zudem ist positive Generalprävention nicht mit Abschreckung gleichzusetzen.
Im übrigen ist das was du hier beschreibst Individualität bzw spezialprävention.

#819:  Autor: Kramer BeitragVerfasst am: 18.05.2016, 22:36
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Johnny hat folgendes geschrieben:
Was soll das bringen? Abschreckung funktioniert nicht. Wurde hier doch schon öfter geschrieben als Argument gegen die Todesstrafe. Das Abschreckungsargument fällt damit schonmal weg.


Was ist denn das für eine komische Argumentation? "Abschreckung funktioniert nicht, weil das jemand im FGH behauptet hat" - ist das wirklich Deine Begründung? Ausserdem würde ich bestreiten, dass Abschreckung nicht funktioniert. Sie funktioniert vielleicht nicht immer, aber das bedeutet nicht, dass sie gar nicht funktioniert.

#820:  Autor: Johnny BeitragVerfasst am: 18.05.2016, 22:36
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Samson83 hat folgendes geschrieben:

"Abschreckung" funktioniert bis zu einem gewissen Grad durchaus. Nur bringt ab einem gewissen Punkt eine gesteigerte Strafe keinen gesteigerten Effekt. Ich bezweifle zB dass 20 Jahre weniger abschrecken als echtes lebenslänglich.


Reichen dann nicht auch 6 Monate Haft für Mord? Oder eine Geldstrafe?

#821:  Autor: Kramer BeitragVerfasst am: 19.05.2016, 01:29
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Johnny hat folgendes geschrieben:
Samson83 hat folgendes geschrieben:

"Abschreckung" funktioniert bis zu einem gewissen Grad durchaus. Nur bringt ab einem gewissen Punkt eine gesteigerte Strafe keinen gesteigerten Effekt. Ich bezweifle zB dass 20 Jahre weniger abschrecken als echtes lebenslänglich.


Reichen dann nicht auch 6 Monate Haft für Mord? Oder eine Geldstrafe?


Ich verrate Dir mal ein Geheimnis. Bei ca. 95% der Menschen reicht der Gedanke, den Rest ihres Lebens mit der Tat Leben zu müssen, um nicht zum Mörder zu werden. Die ungefähr 5%, um Dir wir uns Sorgen machen müssen, sind die, die einen Menschen ohne Gewissensbisse töten oder töten lassen könnten. Und wenn ich mich hier gerade umschaue, sehe ich nur einen, auf den das zutrifft.

#822:  Autor: Samson83 BeitragVerfasst am: 19.05.2016, 09:27
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Johnny hat folgendes geschrieben:
Samson83 hat folgendes geschrieben:

"Abschreckung" funktioniert bis zu einem gewissen Grad durchaus. Nur bringt ab einem gewissen Punkt eine gesteigerte Strafe keinen gesteigerten Effekt. Ich bezweifle zB dass 20 Jahre weniger abschrecken als echtes lebenslänglich.


Reichen dann nicht auch 6 Monate Haft für Mord? Oder eine Geldstrafe?


Finde ich nicht. Du?
Kann es sein, dass du nicht im Ansatz verstehst was ich schreibe bzw. was man unter positiver Generalprävention bzw. relativen Strafrechtstheorien versteht?

Dein Strafverständnis kann vertretbar als ansatzweise unterkomplex bezeichnet werden.

#823:  Autor: AhrimanWohnort: 89250 Senden BeitragVerfasst am: 19.05.2016, 12:43
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Critic hat folgendes geschrieben:
und die Todesstrafe könnte dort häufig sein, weil man die Leute ja schlecht irgendwo einsperren kann, oder so etwas?)

Eine zeitliche Haftstrafe ist eine relativ späte Erfindung der Menschen. Die kleinen Kerker in den mittelalterlichen Städten dienten doch meist nur der "Untersuchungshaft". Außer der Todesstrafe, von der man ja auch noch diverse einfallsreiche Methoden hatte, kannte man dann ja nur noch Körperstrafen wie Brandmarken, oder Dieben eine Hand abzuhacken.

Johnny hat folgendes geschrieben:
Was macht denn einen Menschen aus?

Verstand. Zum Glück für dich reicht da schon eine winzige Prise.
"Gott schuf ihn, also laßt ihn uns für einen Menschen gelten." (Shakespeare, Kaufmann von Venedig)

Johnny hat folgendes geschrieben:
Abschreckung funktioniert nicht

Oh doch, die funktioniert. Nur nicht bei allen Menschen gleich. Ohne sie hätte ich auch schon mal jemand umgebracht, Grund genug dazu hatte ich - glaubte ich wenigstens.

#824:  Autor: Johnny BeitragVerfasst am: 19.05.2016, 15:10
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Kramer hat folgendes geschrieben:

Ich verrate Dir mal ein Geheimnis. Bei ca. 95% der Menschen reicht der Gedanke, den Rest ihres Lebens mit der Tat Leben zu müssen, um nicht zum Mörder zu werden. Die ungefähr 5%, um Dir wir uns Sorgen machen müssen, sind die, die einen Menschen ohne Gewissensbisse töten oder töten lassen könnten. Und wenn ich mich hier gerade umschaue, sehe ich nur einen, auf den das zutrifft.



Ja ich könnte das ohne Gewissensbisse, wenn dieser Mensch grausame Verbrechen begangen hat. Ich finde es wunderbar, dass die NS-Verbrecher in Nürrnberg gehängt wurden und ich hätte da keine Gewissensbisse. Es ist sogar das Gegenteil der Fall. Es ist für mich völlig unverständlich wie man mit einem hunderttausendfachen Massenmörder auch noch ein Mitleid haben kann.

#825:  Autor: Kramer BeitragVerfasst am: 19.05.2016, 15:16
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Johnny hat folgendes geschrieben:
Es ist sogar das Gegenteil der Fall. Es ist für mich völlig unverständlich wie man mit einem hunderttausendfachen Massenmörder auch noch ein Mitleid haben kann.


Einen Menschen nicht zu töten, heisst nicht, dass man Mitleid mit ihm haben muss. Kannst Du eigentlich nur in Extremen denken?

#826:  Autor: Johnny BeitragVerfasst am: 19.05.2016, 15:20
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Kramer hat folgendes geschrieben:

Einen Menschen nicht zu töten, heisst nicht, dass man Mitleid mit ihm haben muss. Kannst Du eigentlich nur in Extremen denken?


Ich finde das nicht extrem. Am Galgen zu hängen für hundertausendfachen Mord halte ich nicht für eine übertriebene Strafe.

#827:  Autor: fwoWohnort: im Speckgürtel BeitragVerfasst am: 19.05.2016, 15:29
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Johnny hat folgendes geschrieben:
Kramer hat folgendes geschrieben:

Einen Menschen nicht zu töten, heisst nicht, dass man Mitleid mit ihm haben muss. Kannst Du eigentlich nur in Extremen denken?


Ich finde das nicht extrem. Am Galgen zu hängen für hundertausendfachen Mord halte ich nicht für eine übertriebene Strafe.

So? In meinen Augen ist das Auslöschen einer Existenz gar keine Strafe. Zu einer Strafe gehört für mich dazu, dass der Bestrafte sie erlebt.

Der frühere Tod ist nur für denjenigen ein Strafe, der diese entgangene Lebenszeit in der Hölle verbringen muss, also für Christen und Musels und so'n Volk, die an ein Leben nach dem Tode glauben.

#828:  Autor: Lebensnebel BeitragVerfasst am: 19.05.2016, 15:54
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fwo hat folgendes geschrieben:


Der frühere Tod ist nur für denjenigen ein Strafe, der diese entgangene Lebenszeit in der Hölle verbringen muss, also für Christen und Musels und so'n Volk, die an ein Leben nach dem Tode glauben.


Naja.
Eine postmortale Existenz kann man sich wohl kaum herbeiglauben.

#829:  Autor: Kramer BeitragVerfasst am: 19.05.2016, 15:58
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Johnny hat folgendes geschrieben:
Kramer hat folgendes geschrieben:

Einen Menschen nicht zu töten, heisst nicht, dass man Mitleid mit ihm haben muss. Kannst Du eigentlich nur in Extremen denken?


Ich finde das nicht extrem. Am Galgen zu hängen für hundertausendfachen Mord halte ich nicht für eine übertriebene Strafe.


Ich meinte nicht die Extremität der Strafe, sondern die Extremität Deines Schwarz-Weiss-Denkens. Wer nicht Deiner Meinung ist, dass Mörder mit dem Tode bestraft werden, dem unterstellst Du sofort das krasse Gegenteil, nämlich dass er Mitleid mit dem Mörder hat.

#830:  Autor: Samson83 BeitragVerfasst am: 19.05.2016, 16:09
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Johnny hat folgendes geschrieben:
Kramer hat folgendes geschrieben:

Einen Menschen nicht zu töten, heisst nicht, dass man Mitleid mit ihm haben muss. Kannst Du eigentlich nur in Extremen denken?


Ich finde das nicht extrem. Am Galgen zu hängen für hundertausendfachen Mord halte ich nicht für eine übertriebene Strafe.


Nach welchem Maßstab bewertest du denn, ob eine Strafe "übertrieben" ist?

#831:  Autor: Samson83 BeitragVerfasst am: 19.05.2016, 16:10
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fwo hat folgendes geschrieben:

So? In meinen Augen ist das Auslöschen einer Existenz gar keine Strafe. Zu einer Strafe gehört für mich dazu, dass der Bestrafte sie erlebt.

Der frühere Tod ist nur für denjenigen ein Strafe, der diese entgangene Lebenszeit in der Hölle verbringen muss, also für Christen und Musels und so'n Volk, die an ein Leben nach dem Tode glauben.


Ehrlich gesagt hast du hier m.E. das selbe (verfehlte) absolute Strafverständnis wie Johnny.

#832:  Autor: fwoWohnort: im Speckgürtel BeitragVerfasst am: 19.05.2016, 16:24
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Samson83 hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:

So? In meinen Augen ist das Auslöschen einer Existenz gar keine Strafe. Zu einer Strafe gehört für mich dazu, dass der Bestrafte sie erlebt.

Der frühere Tod ist nur für denjenigen ein Strafe, der diese entgangene Lebenszeit in der Hölle verbringen muss, also für Christen und Musels und so'n Volk, die an ein Leben nach dem Tode glauben.


Ehrlich gesagt hast du hier m.E. das selbe (verfehlte) absolute Strafverständnis wie Johnny.

Überinterpretiert. Das war rein definitorisch zum Thema was ist Strafe.

Dabei gehst Du (wahrscheinlich wegen meiner Nennung der Hölle) davon aus, dass ich
1. überhaupt für Strafen bin und
2. für maßlose Strafen bin.

Ich kann Dir aber verraten, dass schon bei 1 in meiner Antwort nicht eindeutig bin.

p.s. Aber Du hast insofern doch Recht, als mein Grund zu schreiben eigentlich darin bestand, dass ich Johnnys Konzept an der Stelle als widersprüchlich empfinde. Insofern ist die Strafe, die ich hier betrachte, schon Johnnys.

#833:  Autor: beachbernieWohnort: Haida Gwaii BeitragVerfasst am: 19.05.2016, 20:03
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Johnny hat folgendes geschrieben:
Samson83 hat folgendes geschrieben:

Positive Generaprävention, sprich: Kollektives Vertrauen in die Verbindlichkeit von Strafrechtsnormen, also staatlich gesetzer verbindlicher Sollensanforderungen.


Was soll das bringen? Abschreckung funktioniert nicht. Wurde hier doch schon öfter geschrieben als Argument gegen die Todesstrafe. ....



Falls Du mich damit meinen solltest....

Ich habe nie behauptet, dass Abschreckung generell nicht funktionieren wuerde, sondern dass der Abschreckungswert speziell der "Todesstrafe", der von deren Befuerwortern gerne angefuehrt wird, nicht funktioniert bzw. weit ueberschaetzt wird.

Der Abschreckungswert der Todesstrafe ist im Allgemeinen auch nicht groesser als der einer sehr langen Haftstrafe. Darueberhinaus gibt es noch solche Phaenomene wie Selbstmordbomber und erweiterte Suizide. Dass man solche Leute mit der "Todesstrafe" abschrecken koennte, wirst wohl noch nicht mal Du glauben.

Dem stellte ich die Nachteile im Hinblick auf gesellschaftliche Normen entgegen, weil der Staat hier eine denkbar schlechte Botschaft an seine Buerger aussendet, die die Hemmschwelle fuer Morde in bestimmten Faellen sogar senken kann.

#834:  Autor: zelig BeitragVerfasst am: 19.05.2016, 20:10
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Der Verzicht auf die Todesstrafe ist ein Zeichen für zivilisatorische Reife. Er verlangt von den Opfern vielleicht einiges ab, weil er auf die -aber auch nur scheinbare- ultimative Genugtuung verzichtet. Im Gegenzug erhält man aber den unschätzbaren Wert eines Elements einer befriedeten Gesellschaft. Das Faustrecht, das sich in der Forderung nach Bestrafung in einem neuen Gewand zeigt, wird zurückgedrängt, der Staat macht sich nicht zu dessen Erfüllungsgehilfen.
Die Opfer, denen unsere Aufmerksamkeit eigentlich gelten sollte, finden in der Solidarität eine wirksamere, nachhaltiger Möglichkeit, die Wunden zu heilen. Wirksamer als die Hingabe an den Racheimpuls. Man muss unterscheiden zwischen den Gefühlen, die in jemandem zurecht(!) aufsteigen, wenn er oder sie das Opfer eines Verbrechens wurde. Wenn ich mich in bestimmte Szenarien hineindenke, dann weiß ich genau, daß ich wahrscheinlich zu allem fähig wäre. Und andererseits aber, ob der Staat die Befriedigung dieses Gefühl zulassen soll.

#835:  Autor: Kramer BeitragVerfasst am: 19.05.2016, 23:18
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zelig hat folgendes geschrieben:
Der Verzicht auf die Todesstrafe ist ein Zeichen für zivilisatorische Reife. Er verlangt von den Opfern vielleicht einiges ab, weil er auf die -aber auch nur scheinbare- ultimative Genugtuung verzichtet.


Das mit der Genugtuung ist ohnehin ein zweischneidiges Schwert. Die Verurteilten in den USA warten oft Jahrzehnte auf Hinrichtung. Und das lässt sich wohl auch kaum beschleunigen, ohne dass es zu noch mehr Fehlurteilen als ohnehin schon kommt. Und mit den Verurteilten warten wahrscheinlich viele Angehörige der Opfer auf ihre Genugtuung. Sie warten 10, 20 oder mehr Jahre, um ihr Trauma und ihren Verlust zu bewältigen. Und das alles nur, weil sie glauben - oder man ihnen eingeredet hat - dass ihr Wohlbefinden davon abhängt, dass ein anderer Mensch leidet. Selbst wenn Rache wirklich heilsam wäre, ist das ein verdammt langer Heilungsprozess, unter dem diese Menschen wahrscheinlich mehr leiden, als diejenigen, die sich in einem normalen Zeitrahmen um die Bewältigung ihrer Trauer kümmern, anstatt sich auf den Täter zu fokussieren.

Wirklich gerecht ist es auch nicht, denn viele Menschen, die einen Angehörigen durch die Schuld eines Dritten verloren haben, steht diese "Genugtuung" nicht zu. Z.B wenn es sich bei der Tat um einen schuldhaften Autounfall mit Todesfolge gehandelt hat.

Noch komplizierter wird es, wenn man bedenkt, dass viele Morde Beziehungstaten sind. Die Angehörigen des Opfers sind dann oft gleichzeitig die Angehörigen des Täters.

#836:  Autor: Lebensnebel BeitragVerfasst am: 14.04.2017, 14:46
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http://www.spiegel.de/panorama/justiz/todesstrafe-us-bundesstaat-arkansas-plant-sieben-hinrichtungen-binnen-zehn-tagen-a-1143395.html
Zitat:
Weil das Haltbarkeitsdatum eines Medikaments abläuft, will der US-Bundesstaat Arkansas sieben Männer binnen zehn Tagen hinrichten. Neben der Organisation Amnesty International protestiert auch ein deutscher Pharmakonzern.

#837:  Autor: AhrimanWohnort: 89250 Senden BeitragVerfasst am: 14.04.2017, 19:28
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Ich guck auch immer nach dem Haltbarkeitsdatum. Hat meine Mama schon gesagt, man soll nichts umkommen lassen. Mit den Augen rollen

#838:  Autor: beachbernieWohnort: Haida Gwaii BeitragVerfasst am: 15.04.2017, 01:02
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Lebensnebel hat folgendes geschrieben:
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/todesstrafe-us-bundesstaat-arkansas-plant-sieben-hinrichtungen-binnen-zehn-tagen-a-1143395.html
Zitat:
Weil das Haltbarkeitsdatum eines Medikaments abläuft, will der US-Bundesstaat Arkansas sieben Männer binnen zehn Tagen hinrichten. Neben der Organisation Amnesty International protestiert auch ein deutscher Pharmakonzern.


Perverser geht's eigentlich kaum noch.... Böse

#839:  Autor: Lebensnebel BeitragVerfasst am: 15.04.2017, 10:41
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Die Hinrichtungen wurden erstmal ausgesetzt:
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/todesstrafe-usa-gericht-stoppt-geplante-fliessbandhinrichtungen-in-arkansas-a-1143437.html
Zitat:
Hoffnung für sieben Todeskandidaten im US-Bundesstaat Arkansas: Zwei Gerichte haben die geplanten "Fließband-Hinrichtungen" der Männer ausgesetzt. Das letzte Wort ist noch nicht gefallen - und Deutschland wird mitreden.

#840:  Autor: beachbernieWohnort: Haida Gwaii BeitragVerfasst am: 15.04.2017, 20:33
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Reichen eigentlich Dich derzeit Verurteilten um alle ablaufenden Praeparate noch benutzen zu koennen? Oder muss man bei den Gerichten noch ein paar Todesurteile nachbestellen? Man will ja schliesslich nicht, dass das teure Gift kaputt geht....



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