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So lange eine Theorie/Modell die Beobachtungen hinreichend gut beschreibt, ist sie "brauchbar", aber warum dafür extra den Wahrheitsbegriff bemühen oder einführen? |
Ilja hat folgendes geschrieben: |
Tja, das ist wohl dein Grundproblem. Wahr ist bestenfalls die Aussage, kombiniert mit einer Theorie, nach der eine gewisse Menge von Molekülen "Anton" genannt wird, und je nach verifizierender Beobachtung einer Menge weiterer theoretischer Annahmen über die geistige Gesundheit der Beobachter etc. Ich wüsste nicht warum es nur in solchen Fällen angebracht sein sollte, von Wahrheit zu sprechen. |
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Die alte Verwechselung zwischen Richtigkeit und Nachweis der Richtigkeit. |
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Tausende von möglichen Modellen gibt es auch für die Beobachtung, aus der du "Alfons sitzt" folgerst. |
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Ich brauche den Wahrheitsbegriff um Wahrheit von Lüge unterscheiden zu können. |
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Der Wahrheitsbegriff ist gar nicht problematisch. |
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Problematisch sind nur einige häufige Verwechselungen, nämlich der zwischen Wahrheit einer Aussage und Nachweisbarkeit der Wahrheit der Aussage. |
Alzis erster Beitrag zum Thema hat folgendes geschrieben: |
Wenn man es nicht formallogisch auffaßt, könnte man noch nach der "Wahrheit" fragen. |
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Abgesehen davon dass Theorien keine beschreibenden Abkürzungen sind |
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... und auch gar keine sein sollen: |
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Wenn die Bezeichnung "beschreibende Abkürzung" irgendwo berechtigt ist, dann bei "Alfons sitzt". |
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Ich halte sie nicht für ein Spiel, sondern für pragmatisch nützlich. |
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Wahre Beschreibungen sind normalerweise besser als falsche. |
Martin Neukamm hat folgendes geschrieben: |
Die "Wahrheit" als wissenschaftsphilosophisches Prinzip scheint mir aber eine rein logische Angelegenheit zu sein: Zum einen sind analytische Sätze, wie "Entweder ist A oder Nicht-A" (tertium non datur) oder "Wasser gefriert bei Null Grad" (logisch) wahr, sagen nur leider nichts über die empirische Wirklichkeit aus. |
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Zum anderen sind auch Sätze mit empirischem Gehalt "wahr" (im Sinne der Kohärenztheorie), wenn sie einer Beobachtung zugeordet werden können |
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... und mit dem theoretischen Wissenshintergrund - in den er eingebettet ist - im Einklang stehen. |
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Folgerichtig lassen sich Wahrheitsindikatoren ableiten, so daß man Aussagen über den Grad der (relativen) Wahrheitsnähe einer Theorie machen kann und somit beurteilen kann, ob sie mehr "taugt" als eine andere. |
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Somit kann also auch eine Theorie "wahr" sein, die gewisse Anomalien und schwächen hat und die "Wirklichkeit" nicht perfekt beschreibt. |
step hat folgendes geschrieben: |
Ähnlich wie Thomas würde ich daher die Verwendung eines weniger vorbelasteten Ausdrucks bevorzugen. |
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Wenn man statt 'wahr' einfach 'zeitkernig gültig' oder sonstwas sagt, hat man einen Begriff, der alles das abdeckt, was Du unter 'wahr' verstehst und vermeidet alle Probleme. |
Klaus-Peter hat folgendes geschrieben: | ||
Du wirst Du nicht behaupten wollen, dass die Formwel E=mc² bloss deshalb im Moment "zeitkernig" gültig ist, weil alle Physikprofessoren ihren Studenten so lange die Ohren abquatschen, bis es der Letzte nachplappert? |
Alzi hat folgendes geschrieben: | ||
Das ist in meinen Augen lediglich Wortkosmetik. Die wissenschaftliche Methode benötigt weder den Wahheitsbegriff, noch eine "Zeitkernigkeit". Zum Bahnhof führen viele Wege, und welchen man geht, kommt auf die persönlichen Präferenzen an. |
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die Frage war doch, ob man den _Begriff_ 'wahr' braucht, wenn man sich über die 'Welt' unterhält. Konsens ist doch, dass wir die Welt nicht direkt erkennen können ('Erkenntnis' als dreistellige Relation: A erkennt B als C). Daher sind korrespondenztheoretische Wahrheitsdefinitionen zwar durchaus möglich, aber irgendwie sinnleer, solange niemand sagen kann, _ob_ B und und unser Konzept von C sich decken. |
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Wenn man statt 'wahr' einfach 'zeitkernig gültig' oder sonstwas sagt, hat man einen Begriff, der alles das abdeckt, was Du unter 'wahr' verstehst und vermeidet alle Probleme. Mich wundert, dass Menschen, die ihr Weltbild auf einen _hypothetischen_ Realismus stützen,
wie verzweifelt nach dem Strohhalm 'Wahrheit' greifen. |
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Könnte das eventuell psychologische Gründe haben? Wenn man auf Menschen eindreschen möchte, deren Guru sagt 'Ich bin der Weg, die Wahrheit ...', fürchtet man vielleicht, 'zeitkernig gültig' könnte in den Augen der Afficionados nicht so prall aussehen. |
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auch ich gehöre zu denen, die Dir annähernd zustimmen und doch den Wahrheitsbegriff scheuen, gerade weil er nahezu zwangsläufig den Vorwurf einbringt, der Wissenschaftler meine die absolute Wahrheit erkennen zu können. Dadurch erhalten Esoteriker, Sprachjongleure oder Theologen eine Gelegenheit, von der Überlegenheit der wissenschaftlichen Methode zur Voraussage von Wahrnehmbaren abzulenken... |
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Um den Wahrheitsbegriff dennoch anzuwenden, muß man (wie Dein posting zeigt) eine ganze Reihe von Einschränkungen ständig explizieren, insbesondere wenn es sich nicht um den erwähnten logischen Wahrheitswert, sondern um den Erkenntnisgehalt von Theorien handelt. |
Martin Neukamm hat folgendes geschrieben: | ||
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Ich bin ganz Deiner Meinung und u.a. deshalb auch kein Agnostiker - doch der Begriff "Wahrheit" ist eben allgemein anders konnotiert, und deshalb vermeide ich ihn. Auch der Alternativbegriff "hypothetischer Realismus" gefällt mir nicht, denn er suggeriert für meinen Begriff zu stark, daß die philosophische Annahme eines Realismus grundlegend für die Funktionalität der wissenschaftlichen Methode sei. |
Alzi hat folgendes geschrieben: | ||||
Tut mir sehr leid, aber der KR weigert sich ja stur, seinen Wahrheitsbegriff näher zu erläutern. |
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Da kann es schon einmal vorkommen, daß man "Richtigkeit" (pruuust, wie sie sich winden) mit deren "Nachweis" verwechselt. |
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Das Beispiel mit dem "grünen Käse" läßt grüßen ... das ich ja akzeptiert habe. Ich muß das nicht akzeptieren, aber ich wollte den KRs einen Schritt entgegenkommen, um eine Diskussion überhaupt zu ermöglichen. Uns siehe da, jetzt soll dieses Entgegenkommen gegen mich verwendet werden. :roll: Die KRs zersägen ihre eigenen Argumente ... :lol: :lol: :lol: |
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Also sitzt Alfons doch? :shock: |
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Kann es sein, daß die Platte einen Sprung hat? Ich habe weiter oben aufgezeigt, warum ich den Wahrheitsbegriff, so wie er im KR verwendet wird, für problematisch halte. |
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sondern? |
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Ich halte sie nicht für ein Spiel, sondern für pragmatisch nützlich. |
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Die wissenschaftliche Methode ist allerdings pragmatisch nützlich, und sie kommt völlig ohne den metaphysischen Wahrheitsbegriff aus. Das Einschmuggeln des Wahrheitsbegriffes in die wissenschaftliche Methode wäre gleichzusetzen mit dem Einschmuggeln des Gottesbegriffes. |
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Und fromme Gedanken sind besser als ketzerische, sagt der Oberpope. |
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Eine gute und genaue Beschreibung, die jemanden, der mit dem Zug wegfahren will, zum Bahnhof führt, erfüllt ihren Zweck. Ist diese Beschreibung "wahr"? :wink: |
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