Darf man Menschen christlich Beerdigen, die...
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Freigeisterhaus -> Kultur und Gesellschaft

#1: Darf man Menschen christlich Beerdigen, die... Autor: SpockWohnort: Herbipolis BeitragVerfasst am: 29.07.2003, 13:56
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...vor dem Tod lange im Koma lagen, oder sich aus sonstigen Gründen nicht zu ihrem Glauben äußern konnten?

Ich komme auf die Frage, weil gestern meine Tante beerdigt wurde, die an einer besonders schweren Form von MS litt und seit 15 Jahren bettlägrig war. Sie hatte keine Chance, sich zu ihrem Glauben zu äußern, da sie körperlich dazu nicht in der Lage war. Geistig scheint sie aber noch alles mitbekommen zu haben, immerhin hat sie sich lange Jahre ständig durchgeschleppt, als meine Oma ständig an ihrem Bett flehte, sie könne sie doch nicht einfach alleine lassen und sie solle durchhalten und kaum, dass wir die Oma so weit hatten, dass sie ihr sagte, dass sie bereit ist, sie loszulassen und dass sie selbst entscheiden darf, ob sie sterben, oder noch weiterleben möchte, ist sie gestorben, also ein paar Tage danach. Sie scheint also wirklich noch alles mitbekommen zu haben. Ich könnte mir vorstellen, dass sie bei all ihren Qualen und ihrem Leid mehr als nur ins Grübeln gekommen ist, ob es Gott denn wirklich gibt, wenn er ihr sowas antut.

In so einem Fall ist es doch menschenverachtend, wenn man diese Person dann christlich beerdigt, oder?

#2:  Autor: ric BeitragVerfasst am: 29.07.2003, 13:58
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Wenn ich tot bin ist es mir völlig egal, was die Menschen mit meinem Körper machen...

#3:  Autor: Heike J BeitragVerfasst am: 29.07.2003, 13:59
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Wenn sie Kirchenmitglied war, wäre es da nicht genauso menschenverachtend, aufgrund ihres langes Leidens einfach anzunehmen, sie müsse mittlerweile Atheistin sein?

#4:  Autor: SpockWohnort: Herbipolis BeitragVerfasst am: 29.07.2003, 14:01
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Heike Jackler hat folgendes geschrieben:
Wenn sie Kirchenmitglied war, wäre es da nicht genauso menschenverachtend, aufgrund ihres langes Leidens einfach anzunehmen, sie müsse mittlerweile Atheistin sein?
Sie stand der Kirche allerdings nie wirklich nahe...

Ich hab irgendwie das Gefühl, dass mich meine Mutter nach meinem Ableben lieber nachträglich noch Nottaufen lassen würde, als mich an die Hölle zu verlieren... skeptisch

#5:  Autor: Heike J BeitragVerfasst am: 29.07.2003, 14:04
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Spock hat folgendes geschrieben:
Sie stand der Kirche allerdings nie wirklich nahe...


Aber immerhin war sie Kirchenmitglied.

Zitat:
Ich hab irgendwie das Gefühl, dass mich meine Mutter nach meinem Ableben lieber nachträglich noch Nottaufen lassen würde, als mich an die Hölle zu verlieren... skeptisch


Wer nicht christlich beeridigt werden möchte und gegenteiliges Handeln der Verwandtschaft befürchtet, sollte auf jeden Fall ein entsprechendes Schriftstück aufsetzen. Sonst könnte es so gehen wie z.B. Rudolf Augstein.

#6:  Autor: zamis BeitragVerfasst am: 29.07.2003, 14:36
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Mir wäre und ist es egal, welcher Totenritus mit meinem Leichnam vollzogen wird. Die Form und Art der Beerdigung dient vor allen Dingen der Trauerarbeit der Hinterbliebenen, und wenn sie eine brauchen, die in irgendeiner Form mit einer Religion in Verbindung steht, sollen sie sie haben. Mich kratzt es dann nicht wirklich mehr. Persönlich wünsche ich mir eine Beisetzung in einem Friedwald, wenn meine Lieben das so hinbekommen, ist das gut, ansonsten betrifft es mich ja nicht wirklich.

"Wahrung der Würde eines Verstorbenen", und "ihnen den Willen lassen" sind Probleme und Werte der Lebenden und nicht der Gestorbenen...

Ich denke wenn Rudi Augstein es auf irgendweise gesehen hat, was die Kirche posthum "mit ihm gemacht hat", wird er sich fett gelacht haben. Nicht in Ordnung ist es natürlich daß die Kirche damit gleichsam auch den Hinterbliebenen einen Stoss versetzt hat.

#7: Re: Darf man Menschen christlich Beerdigen, die... Autor: Brochi BeitragVerfasst am: 30.07.2003, 18:39
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Spock hat folgendes geschrieben:
Ich könnte mir vorstellen, dass sie bei all ihren Qualen und ihrem Leid mehr als nur ins Grübeln gekommen ist, ob es Gott denn wirklich gibt, wenn er ihr sowas antut.


Also ich denke, das ist doch sehr spekulativ. Das sie sich einem/"ihrem" Gott sehr nahe gefühlt hat ist genauso gut denkbar (oder alles andere). Es scheint, da hast Du Deine Gedanken und Empfindungen auf sie übertragen.

#8: Re: Darf man Menschen christlich Beerdigen, die... Autor: SpockWohnort: Herbipolis BeitragVerfasst am: 31.07.2003, 10:33
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Brochi hat folgendes geschrieben:
Also ich denke, das ist doch sehr spekulativ. Das sie sich einem/"ihrem" Gott sehr nahe gefühlt hat ist genauso gut denkbar (oder alles andere). Es scheint, da hast Du Deine Gedanken und Empfindungen auf sie übertragen.
Das kann schon sein. darüber hab ich halt während der Beerdigung nachgedacht. Wahrscheinlich bin ich jetzt sowieso Ortsgespräch Nr. 1, da ich als einziger mit Händen locker in die Hüften gestützt dastand und auch kein Weihwasser aufs Grab gespritzt hab - die ganzen Keime, ihr wisst schon zwinkern zynisches Grinsen

#9:  Autor: narziss BeitragVerfasst am: 31.07.2003, 12:38
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An und für sich ist es selbstverständlich egal was mit dem Körper nach dem Tod passiert, aber eine Geschichte, die sich hier ganz in der Nähe ereignet hat ist schon heftiger. Geschockt

Ein Mann, der nie wirklich gläubig war hatte ne gläubige Frau gefunden und
stand kurz vor seinem Tod. Kurz bevor er dann starb wurde er vollkommen geistesabwesend im Bett verheiratet und das wurde asl rechtskräftig angesehen. Weil die Frau dann auch noch etwas geistesgestört war, hat sie der Familie des Verstorbenen das Erscheinen bei der Beerdigung untersagt.

@ Jackler : Wieso wollten die Christen eigentlich eien Goteesdienst für Augstein abhalten, wo er doch ein Kirchengegner war?

#10:  Autor: SpockWohnort: Herbipolis BeitragVerfasst am: 31.07.2003, 12:40
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gustav hat folgendes geschrieben:
@ Jackler : Wieso wollten die Christen eigentlich eien Goteesdienst für Augstein abhalten, wo er doch ein Kirchengegner war?
versteh einer die Christen...

#11:  Autor: ric BeitragVerfasst am: 31.07.2003, 12:43
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gustav hat folgendes geschrieben:
@ Jackler : Wieso wollten die Christen eigentlich eien Goteesdienst für Augstein abhalten, wo er doch ein Kirchengegner war?
Als er gelebt hat, war er Ihnen argumentativ überlegen. Als er tot war, wollten sie auch einmal zutreten.

#12:  Autor: narziss BeitragVerfasst am: 31.07.2003, 12:45
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ric hat folgendes geschrieben:
gustav hat folgendes geschrieben:
@ Jackler : Wieso wollten die Christen eigentlich eien Goteesdienst für Augstein abhalten, wo er doch ein Kirchengegner war?
Als er gelebt hat, war er Ihnen argumentativ überlegen. Als er tot war, wollten sie auch einmal zutreten.


Wie genau sah dieses "Zutreten" denn aus?

#13:  Autor: ric BeitragVerfasst am: 31.07.2003, 12:56
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gustav hat folgendes geschrieben:
ric hat folgendes geschrieben:
gustav hat folgendes geschrieben:
@ Jackler : Wieso wollten die Christen eigentlich eien Goteesdienst für Augstein abhalten, wo er doch ein Kirchengegner war?
Als er gelebt hat, war er Ihnen argumentativ überlegen. Als er tot war, wollten sie auch einmal zutreten.


Wie genau sah dieses "Zutreten" denn aus?

http://www.humanist.de/politik/augstein.html
Vielleicht wäre "nachtreten" angebrachter?

#14:  Autor: Heike J BeitragVerfasst am: 31.07.2003, 13:40
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gustav hat folgendes geschrieben:
@ Jackler : Wieso wollten die Christen eigentlich eien Goteesdienst für Augstein abhalten, wo er doch ein Kirchengegner war?


Gute Frage. Aber das hat dann in den eigenen Reihen ja auch mächtig Ärger gegeben. zynisches Grinsen



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