Schimpansen führen Eroberungskriege
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#1: Schimpansen führen Eroberungskriege Autor: L.E.N.Wohnort: Hamburg BeitragVerfasst am: 22.06.2010, 11:34
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Ohne damit Kriege beschönigen zu wollen halte ich es für bemerkenswert, dass sich auch auf diesem Gebiet die Exklusivität der Menschen als unzutreffend herausstellt.

Affen töten aus Gier nach mehr Land hat folgendes geschrieben:
Sie rotten sich in Gruppen zusammen und greifen dann die wehrlosesten an: Schimpansen neigen im Kontakt mit benachbarten Gruppen zu exzessiver Gewalt - und töten sogar gezielt Artgenossen.

#2:  Autor: fwoWohnort: im Speckgürtel BeitragVerfasst am: 22.06.2010, 11:43
    —
Jupp. Aber das ist nicht neu, sondern nur ein Bestätigung der Beobachtungen Jane Goodalls, warauf auch am Anfang des Artikels hingewiesen wird. Damals waren allerdings wirklich sehr viele Leute entsetzt, als sie die Bücher über ihre Beobachtungen herausbrachte. Da mussten sehr viele Illusionen begraben werden.

fwo

#3: Re: Schimpansen führen Eroberungskriege Autor: Marcellinus BeitragVerfasst am: 22.06.2010, 11:44
    —
L.E.N. hat folgendes geschrieben:
Ohne damit Kriege beschönigen zu wollen halte ich es für bemerkenswert, dass sich auch auf diesem Gebiet die Exklusivität der Menschen als unzutreffend herausstellt.

Ist das nun tröstlich oder nicht? Es ist die Frage, ob man im Licht dieser Fakten menschliche Kriege als biologisches Erbe betrachtet oder nicht. Ich neige eher dazu, mit der Übertragung aus dem Tierreich vorsichtig zu sein. Wie jedes andere soziale Verhalten (so komisch sich dieses Wort in diesem Zusammenhang anhört) hat auch die Gewalt unter Artgenossen biologische Grundlagen.

Trotzdem folgen unsere Kriege anderen Mechanismen, die zwar mit den Territorialkriegen der Schimpansen oft den grundsätzlichen Wunsch gemeinsam haben, sich der Resourcen der anderen Gruppe zu bemächtigen, aber eben nicht immer. So gibt es ideologisch motivierte Kriege, Kriege, um innenpolitischen Druck abzubauen, Kriege aus Rache, eben Kriege, die ihre Ursachen nicht in dem haben, was uns mit den Affen verbindet, sondern in dem, was uns unterscheidet, und ist im wesentlichen die Entwicklungsdynamik unserer Gesellschaften.


Zuletzt bearbeitet von Marcellinus am 22.06.2010, 11:56, insgesamt 2-mal bearbeitet

#4:  Autor: L.E.N.Wohnort: Hamburg BeitragVerfasst am: 22.06.2010, 11:45
    —
fwo hat folgendes geschrieben:
Jupp. Aber das ist nicht neu, sondern nur ein Bestätigung der Beobachtungen Jane Goodalls, warauf auch am Anfang des Artikels hingewiesen wird. Damals waren allerdings wirklich sehr viele Leute entsetzt, als sie die Bücher über ihre Beobachtungen herausbrachte. Da mussten sehr viele Illusionen begraben werden.

fwo


Viele haben aber damals argumentiert, dass es kein natürliches Verhalten gewesen sei, weil die Forscher den Schimpansen Futter gegeben hatten. Diese Kritiker dürften jetzt widerlegt sein.

#5: Re: Schimpansen führen Eroberungskriege Autor: L.E.N.Wohnort: Hamburg BeitragVerfasst am: 22.06.2010, 11:51
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Marcellinus hat folgendes geschrieben:
L.E.N. hat folgendes geschrieben:
Ohne damit Kriege beschönigen zu wollen halte ich es für bemerkenswert, dass sich auch auf diesem Gebiet die Exklusivität der Menschen als unzutreffend herausstellt.

Ist das nun tröstlich oder nicht?


es könnte eine erklärung dafür sein, worin feindseligkeit gegen andere gruppen beim menschen ihren ursprung hatte.

was daran tröstlich sein soll kann ich nicht erkennen.

#6: Re: Schimpansen führen Eroberungskriege Autor: Darwin UpheavalWohnort: Tief im Süden BeitragVerfasst am: 22.06.2010, 11:55
    —
Marcellinus hat folgendes geschrieben:
L.E.N. hat folgendes geschrieben:
Ohne damit Kriege beschönigen zu wollen halte ich es für bemerkenswert, dass sich auch auf diesem Gebiet die Exklusivität der Menschen als unzutreffend herausstellt.

Ist das nun tröstlich oder nicht?


Es ist vor allem ein Beweis dafür, dass die Neigung zur Gewalt evolviert ist. Das Vernichten, "Fressen und Gefressen-Werden" findet sich doch überall in der Natur.

Ein Trost ist das zwar nicht, aber im Vergleich zu der Vorstellung, dass ein Gott das planvoll so arrangiert hat, ist diese Perspektive doch beruhigend. Wir müssen uns wohl damit abfinden, dass wir in einer schlechten Welt leben.


Zuletzt bearbeitet von Darwin Upheaval am 22.06.2010, 11:58, insgesamt einmal bearbeitet

#7: Re: Schimpansen führen Eroberungskriege Autor: Marcellinus BeitragVerfasst am: 22.06.2010, 11:58
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L.E.N. hat folgendes geschrieben:

es könnte eine erklärung dafür sein, worin feindseligkeit gegen andere gruppen beim menschen ihren ursprung hatte.

Wobei mir diese Sichtweise etwas zu psychologisch ist, also zusehr auf die Motive der Einzelnen bezogen. In dem von dir zitierten Artikel geht es einfach um praktische Vorteile, mit Gewalt ausgeführt.

#8: Re: Schimpansen führen Eroberungskriege Autor: Marcellinus BeitragVerfasst am: 22.06.2010, 12:01
    —
Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben:
Marcellinus hat folgendes geschrieben:
L.E.N. hat folgendes geschrieben:
Ohne damit Kriege beschönigen zu wollen halte ich es für bemerkenswert, dass sich auch auf diesem Gebiet die Exklusivität der Menschen als unzutreffend herausstellt.

Ist das nun tröstlich oder nicht?


Es ist vor allem ein Beweis dafür, dass die Neigung zur Gewalt evolviert ist. Das Vernichten, "Fressen und Gefressen-Werden" findet sich doch überall in der Natur.

Ein Trost ist das zwar nicht, aber im Vergleich zu der Vorstellung, dass ein Gott das planvoll so arrangiert hat, ist diese Perspektive doch beruhigend. Wir müssen uns wohl damit abfinden, dass wir in einer schlechten Welt leben.

Ist das schlecht, oder böse? Die Affen erkennen nur ihren Vorteil, und haben begriffen, daß Terror Artgenossen vertreiben kann. Es ist der Einsatz von Gewalt zur Erlangung eines Vorteils. Bemerkenswert daran scheint mir, daß diese Auswirkungen offenbar erkennen und in ihr Verhalten einkalkulieren. Oder ist das einfach nur eine Variante von Territorialverhalten, wie wir es auch bei Rudeltieren wie zB Wölfen sehen?

#9: Re: Schimpansen führen Eroberungskriege Autor: L.E.N.Wohnort: Hamburg BeitragVerfasst am: 22.06.2010, 12:03
    —
Marcellinus hat folgendes geschrieben:
L.E.N. hat folgendes geschrieben:

es könnte eine erklärung dafür sein, worin feindseligkeit gegen andere gruppen beim menschen ihren ursprung hatte.

Wobei mir diese Sichtweise etwas zu psychologisch ist, also zusehr auf die Motive der Einzelnen bezogen. In dem von dir zitierten Artikel geht es einfach um praktische Vorteile, mit Gewalt ausgeführt.


ich sprach ja vom ursprung gruppenbezogener feindlichkeit. es war kein hass auf die anderen, der die gruppe zu angreifern machte, sondern kalte berechnung.


Zuletzt bearbeitet von L.E.N. am 22.06.2010, 12:06, insgesamt einmal bearbeitet

#10: Re: Schimpansen führen Eroberungskriege Autor: Marcellinus BeitragVerfasst am: 22.06.2010, 12:04
    —
L.E.N. hat folgendes geschrieben:
Marcellinus hat folgendes geschrieben:
L.E.N. hat folgendes geschrieben:

es könnte eine erklärung dafür sein, worin feindseligkeit gegen andere gruppen beim menschen ihren ursprung hatte.

Wobei mir diese Sichtweise etwas zu psychologisch ist, also zusehr auf die Motive der Einzelnen bezogen. In dem von dir zitierten Artikel geht es einfach um praktische Vorteile, mit Gewalt ausgeführt.


ich sprach ja vom ursprung gruppenbezogener feindlichkeit. es war kein hass auf die anderen, der die gruppe zu angreifern machte, sondern kalte berechnung.

So ist es.

#11:  Autor: fwoWohnort: im Speckgürtel BeitragVerfasst am: 22.06.2010, 13:19
    —
L.E.N. hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
Jupp. Aber das ist nicht neu, sondern nur ein Bestätigung der Beobachtungen Jane Goodalls, warauf auch am Anfang des Artikels hingewiesen wird. Damals waren allerdings wirklich sehr viele Leute entsetzt, als sie die Bücher über ihre Beobachtungen herausbrachte. Da mussten sehr viele Illusionen begraben werden.

fwo


Viele haben aber damals argumentiert, dass es kein natürliches Verhalten gewesen sei, weil die Forscher den Schimpansen Futter gegeben hatten. Diese Kritiker dürften jetzt widerlegt sein.

Nein. Dieser Hinweis aus dem Artikel bezog sich auf spätere Versuche. Goodall hat damals nur "einfach" eine Freilandzähmung gemacht, das heißt, hat sich nur durch ganz langsames und behutsames Annähern über Monate Vertrauen erworben, um dann aus der unmittelbaren Nähe heraus beobachten zu können. Methodisch vergleichbar mit Fossey und Galdikas, was nicht weiter verwunderlich ist - die Arbeiten gehen alle auf Anregungen von Louis Leakey zurück und wurden auch direkt von ihm gefördert.

fwo

#12: Re: Schimpansen führen Eroberungskriege Autor: göttertodWohnort: Freiburg BeitragVerfasst am: 22.06.2010, 13:34
    —
Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben:
Marcellinus hat folgendes geschrieben:
L.E.N. hat folgendes geschrieben:
Ohne damit Kriege beschönigen zu wollen halte ich es für bemerkenswert, dass sich auch auf diesem Gebiet die Exklusivität der Menschen als unzutreffend herausstellt.

Ist das nun tröstlich oder nicht?


Es ist vor allem ein Beweis dafür, dass die Neigung zur Gewalt evolviert ist. Das Vernichten, "Fressen und Gefressen-Werden" findet sich doch überall in der Natur.

Ein Trost ist das zwar nicht, aber im Vergleich zu der Vorstellung, dass ein Gott das planvoll so arrangiert hat, ist diese Perspektive doch beruhigend. Wir müssen uns wohl damit abfinden, dass wir in einer schlechten Welt leben.


Sag doch lieber, dass wir in einer Welt leben, über die wir uns selbst erheben müssen. Oder anders mit Karl Marx:

Zitat:
„Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kommt aber darauf an, sie zu verändern.“

#13: Re: Schimpansen führen Eroberungskriege Autor: Darwin UpheavalWohnort: Tief im Süden BeitragVerfasst am: 22.06.2010, 14:14
    —
Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben:
Marcellinus hat folgendes geschrieben:
L.E.N. hat folgendes geschrieben:
Ohne damit Kriege beschönigen zu wollen halte ich es für bemerkenswert, dass sich auch auf diesem Gebiet die Exklusivität der Menschen als unzutreffend herausstellt.

Ist das nun tröstlich oder nicht?


Es ist vor allem ein Beweis dafür, dass die Neigung zur Gewalt evolviert ist. Das Vernichten, "Fressen und Gefressen-Werden" findet sich doch überall in der Natur.

Ein Trost ist das zwar nicht, aber im Vergleich zu der Vorstellung, dass ein Gott das planvoll so arrangiert hat, ist diese Perspektive doch beruhigend. Wir müssen uns wohl damit abfinden, dass wir in einer schlechten Welt leben.

Ist das schlecht, oder böse?


Gemessen an den Wertvorstellungen unserer Gesellschaft ("was Du nicht willst, das man Dir tut...", "Gewalt erzeugt Gegengewalt", "Auge um Auge führt dazu, dass die Welt erblindet") ist ein solches Verhalten schlecht und schädlich und moralisch verwerflich. Aber die Natur juckt es bekanntlich nicht, was wir schlecht finden.


Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Die Affen erkennen nur ihren Vorteil, und haben begriffen, daß Terror Artgenossen vertreiben kann. Es ist der Einsatz von Gewalt zur Erlangung eines Vorteils. Bemerkenswert daran scheint mir, daß diese Auswirkungen offenbar erkennen und in ihr Verhalten einkalkulieren. Oder ist das einfach nur eine Variante von Territorialverhalten, wie wir es auch bei Rudeltieren wie zB Wölfen sehen?


Da ich kein Verhaltensbiologe bin, kann ich dazu wenig sagen. In kleinen Grüppchen und weitläufigen Revieren mit geringer Besiedelungsdichte und wenig Ressourcen kann ein solches Verhalten durchaus nützlich sein. Beim Affen sind die Möglichkeiten, anderen zu schaden, noch relativ begrenzt. Anders sieht das aus beim Menschen, der die Atombombe in der Hand hat. Da hat sich die Evolution möglicherweise in eine Sackgasse manövriert.

Bei Wölfen gibt es übrigens m.W. keine Kriege, weil der Überlegene bei einer Unterwerfungsgeste des Schwächeren sein Aggressionsverhalten sofort einstellt. Das scheint für Primaten, aus welchen Gründen auch immer, nicht (mehr?) zu gelten.

Edit:

Eine bemerkenswerte Ausnahme sind die Bonobos: Die bauen Spannungen durch sexuelle Aktivitäten ab. Angeblich treibt es da jeder so ziemlich mit jedem. "Make love, not war!"... zwinkern


Zuletzt bearbeitet von Darwin Upheaval am 22.06.2010, 14:35, insgesamt einmal bearbeitet

#14: Re: Schimpansen führen Eroberungskriege Autor: fwoWohnort: im Speckgürtel BeitragVerfasst am: 22.06.2010, 14:34
    —
Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben:
.....
Bei Wölfen gibt es übrigens m.W. keine Kriege, weil der Überlegene bei einer Unterwerfungsgeste des Schwächeren sein Aggressionsverhalten sofort einstellt. Das scheint für Primaten, aus welchen Gründen auch immer, nicht (mehr?) zu gelten.

Mit dem Gerücht bin ich auch aufgewachsen - es geht auf schlecht gemachte und dann falsch interpretierte Beobachtungen von Lorenz zurück und wird zum Teil auch heute noch weitergetragen.

Die Demutsgesten und die Beißhemmung werden auch von Wölfen schmerzhaft erlernt und gelten nur für spielerische oder Imponierkämpfe. Wenn es ernst wird, wird beschädigt bis zum Tod.

fwo

#15: Re: Schimpansen führen Eroberungskriege Autor: Darwin UpheavalWohnort: Tief im Süden BeitragVerfasst am: 22.06.2010, 14:45
    —
fwo hat folgendes geschrieben:
Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben:
.....
Bei Wölfen gibt es übrigens m.W. keine Kriege, weil der Überlegene bei einer Unterwerfungsgeste des Schwächeren sein Aggressionsverhalten sofort einstellt. Das scheint für Primaten, aus welchen Gründen auch immer, nicht (mehr?) zu gelten.

Mit dem Gerücht bin ich auch aufgewachsen - es geht auf schlecht gemachte und dann falsch interpretierte Beobachtungen von Lorenz zurück und wird zum Teil auch heute noch weitergetragen.

Die Demutsgesten und die Beißhemmung werden auch von Wölfen schmerzhaft erlernt und gelten nur für spielerische oder Imponierkämpfe. Wenn es ernst wird, wird beschädigt bis zum Tod.

fwo


Interessant, das wusste ich nicht. Auch bei H.v. Ditfurth liest man es so, und selbst in meinem Biologiebuch war noch die Rede von der Halsdarbietung des Unterlegenen und der Beißhemmung des Stärkeren. Allerdings scheinen doch tödliche Auseinandersetzungen eher die Seltenheit zu sein. Es muss also doch so etwas wie Deeskalationsstrategien geben:

Zitat:
Erik Zimen weist nach seinen jahrelangen Studien an Wölfen und Hunden darauf hin, dass die Welpen erst die Grenzen des spielerischen Kämpfens lernen müssen: „Die Beißhemmung beim Spiel der Welpen wie auch bei den meisten Formen aggressiver Auseinandersetzung unter den älteren Wölfen wäre demnach ein durch Lernprozess bedingter und auf der Angst vor Schmerz beruhender Mechanismus, der Verletzungen im Rudel weitgehend verhindert.“


http://de.wikipedia.org/wiki/Bei%C3%9Fhemmung

Oder ist das inzwischen auch überholt?

#16: Re: Schimpansen führen Eroberungskriege Autor: RohrspatzWohnort: NRW BeitragVerfasst am: 22.06.2010, 14:50
    —
fwo hat folgendes geschrieben:
Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben:
.....
Bei Wölfen gibt es übrigens m.W. keine Kriege, weil der Überlegene bei einer Unterwerfungsgeste des Schwächeren sein Aggressionsverhalten sofort einstellt. Das scheint für Primaten, aus welchen Gründen auch immer, nicht (mehr?) zu gelten.

Mit dem Gerücht bin ich auch aufgewachsen - es geht auf schlecht gemachte und dann falsch interpretierte Beobachtungen von Lorenz zurück und wird zum Teil auch heute noch weitergetragen.

Die Demutsgesten und die Beißhemmung werden auch von Wölfen schmerzhaft erlernt und gelten nur für spielerische oder Imponierkämpfe. Wenn es ernst wird, wird beschädigt bis zum Tod.

fwo


Ich würde das Fehlen von Kriegen unter Wölfen auch eher in anderen Ursachen sehen. Z.B. weil das Einschätzen der Stärke eines einzelnen Gegners wie etwa eines Konkurrenten innerhalb des Rudels, noch nach einfachen Faustregeln erkannt werden könnte, weswegen die Unterwerfungshaltung ja auch so wertvoll ist (Warum kämpfen, wenn man eh schon erkannt wurde, wer der Stärkere ist?).
Für Kriege müsste aber die Größe des rivalisierenden Rudels und deren Stärke eingeschätzt werden, was schwieriger ist als die individuelle Einschätzung.
Und ob Kriege ohne "taktisches Geschick" (gewisses Maß an vorrausschauendem Denken) überhaupt eine positive Nutzen/Kosten-Relation hat, würde ich ebenfalls bezweifeln. Auch ein stärkeres Rudel hat womöglich mehr zu verlieren als zu gewinnen, wenn man einfach nur übereinander her fällt.

#17: Re: Schimpansen führen Eroberungskriege Autor: RohrspatzWohnort: NRW BeitragVerfasst am: 22.06.2010, 14:57
    —
Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben:
Allerdings scheinen doch tödliche Auseinandersetzungen eher die Seltenheit zu sein. Es muss also doch so etwas wie Deeskalationsstrategien geben:

Zitat:
Erik Zimen weist nach seinen jahrelangen Studien an Wölfen und Hunden darauf hin, dass die Welpen erst die Grenzen des spielerischen Kämpfens lernen müssen: „Die Beißhemmung beim Spiel der Welpen wie auch bei den meisten Formen aggressiver Auseinandersetzung unter den älteren Wölfen wäre demnach ein durch Lernprozess bedingter und auf der Angst vor Schmerz beruhender Mechanismus, der Verletzungen im Rudel weitgehend verhindert.“


http://de.wikipedia.org/wiki/Bei%C3%9Fhemmung

Oder ist das inzwischen auch überholt?


Hm, in jedem Fall ist "Deeskalationsstrategie" das bessere Wort. Es ist nämlich nicht so, dass es einen Grund für einen Wolf geben müsste, einen Rudelgenossen zu verschonen, sondern vielmehr einen Grund, sich auf einen Kampf einzulassen, obwohl es nichts mehr zu gewinnen gibt. Egal, was Ursache der Aggression war: Der Unterworfene nimmt den Anspruch darauf schon zurück, dahingegen ist aber auch der Kampf mit einem Schwächeren eine Energie-Investition und womöglich auch eine Gefährdung der Fitness.

Gegen das Prinzip des spielerischen Erlernens der eigenen Grenzen und der Anwendung der Unterwerfungs-Haltung ist meines Wissens nichts einzuwenden.

#18: Re: Schimpansen führen Eroberungskriege Autor: AlexJWohnort: Köln BeitragVerfasst am: 22.06.2010, 15:50
    —
Eleonor hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben:
.....
Bei Wölfen gibt es übrigens m.W. keine Kriege, weil der Überlegene bei einer Unterwerfungsgeste des Schwächeren sein Aggressionsverhalten sofort einstellt. Das scheint für Primaten, aus welchen Gründen auch immer, nicht (mehr?) zu gelten.

Mit dem Gerücht bin ich auch aufgewachsen - es geht auf schlecht gemachte und dann falsch interpretierte Beobachtungen von Lorenz zurück und wird zum Teil auch heute noch weitergetragen.

Die Demutsgesten und die Beißhemmung werden auch von Wölfen schmerzhaft erlernt und gelten nur für spielerische oder Imponierkämpfe. Wenn es ernst wird, wird beschädigt bis zum Tod.

fwo


Ich würde das Fehlen von Kriegen unter Wölfen auch eher in anderen Ursachen sehen. Z.B. weil das Einschätzen der Stärke eines einzelnen Gegners wie etwa eines Konkurrenten innerhalb des Rudels, noch nach einfachen Faustregeln erkannt werden könnte, weswegen die Unterwerfungshaltung ja auch so wertvoll ist (Warum kämpfen, wenn man eh schon erkannt wurde, wer der Stärkere ist?).
Für Kriege müsste aber die Größe des rivalisierenden Rudels und deren Stärke eingeschätzt werden, was schwieriger ist als die individuelle Einschätzung.
Und ob Kriege ohne "taktisches Geschick" (gewisses Maß an vorrausschauendem Denken) überhaupt eine positive Nutzen/Kosten-Relation hat, würde ich ebenfalls bezweifeln. Auch ein stärkeres Rudel hat womöglich mehr zu verlieren als zu gewinnen, wenn man einfach nur übereinander her fällt.


http://de.wikipedia.org/wiki/Wolf#Soziale_Organisation

#19: Re: Schimpansen führen Eroberungskriege Autor: RohrspatzWohnort: NRW BeitragVerfasst am: 22.06.2010, 15:58
    —
AlexJ hat folgendes geschrieben:
http://de.wikipedia.org/wiki/Wolf#Soziale_Organisation


Hm, ist das ergänzend gemeint oder ist mir ein Widerspruch entgangen? Meinst du den Punkt, dass sich die Wölfe nicht gegenseitig bekämpfen, weil ihre Territorien angemessen groß sind und zwischen benachbarten Rudeln ein Verwandtschaftsverhältnis stehen könnte?
Oder meinst du den Punkt, dass Auseinandersetzungen ohnehin selten sind?

#20: Re: Schimpansen führen Eroberungskriege Autor: AlexJWohnort: Köln BeitragVerfasst am: 22.06.2010, 16:54
    —
Eleonor hat folgendes geschrieben:
AlexJ hat folgendes geschrieben:
http://de.wikipedia.org/wiki/Wolf#Soziale_Organisation


Hm, ist das ergänzend gemeint oder ist mir ein Widerspruch entgangen? Meinst du den Punkt, dass sich die Wölfe nicht gegenseitig bekämpfen, weil ihre Territorien angemessen groß sind und zwischen benachbarten Rudeln ein Verwandtschaftsverhältnis stehen könnte?
Oder meinst du den Punkt, dass Auseinandersetzungen ohnehin selten sind?


Konkurrenten innerhalb eines Rudels sprich Familie können höchstens Geschwister des gleichen Wurfs sein. Alle anderen sind vom alter zu weit entfernt, als das es unklar sein könnte wer der stärkere ist.

Des weiteren ist es bei so kleinen Einheiten schwer von Kriegen zu sprechen. Ab wann ist ein Grenzstreit zweier Rudel ein Krieg?

#21: Re: Schimpansen führen Eroberungskriege Autor: RohrspatzWohnort: NRW BeitragVerfasst am: 22.06.2010, 17:04
    —
AlexJ hat folgendes geschrieben:
Eleonor hat folgendes geschrieben:
AlexJ hat folgendes geschrieben:
http://de.wikipedia.org/wiki/Wolf#Soziale_Organisation


Hm, ist das ergänzend gemeint oder ist mir ein Widerspruch entgangen? Meinst du den Punkt, dass sich die Wölfe nicht gegenseitig bekämpfen, weil ihre Territorien angemessen groß sind und zwischen benachbarten Rudeln ein Verwandtschaftsverhältnis stehen könnte?
Oder meinst du den Punkt, dass Auseinandersetzungen ohnehin selten sind?


Konkurrenten innerhalb eines Rudels sprich Familie können höchstens Geschwister des gleichen Wurfs sein. Alle anderen sind vom alter zu weit entfernt, als das es unklar sein könnte wer der stärkere ist.

Des weiteren ist es bei so kleinen Einheiten schwer von Kriegen zu sprechen. Ab wann ist ein Grenzstreit zweier Rudel ein Krieg?


Die Einschränkung der Geschwister eines Wurfs ist jedenfalls nützlich, ja.

Und was die Definitionsfrage betrifft.... Das kann durchaus ein Verständigungsproblem werden. Ich würde einen Krieg eher mit einem geplanten Vorhaben assoziieren, aber wenn man jeden Kampf zwischen Gruppen als Krieg bezeichnet, würden auch Wölfe zu den Krieg führenden Spezies gezählt werden können.
Ich nehme aber mal an, dass es selten zu echten Rudelkämpfen kommt, oder? Die Territorien sind ja recht groß und werden auch markiert, zudem stehen vor allen Dingen direkte Nachkommen auf dem Spiel, was nicht gerade leicht wiegen dürfte.

#22: Re: Schimpansen führen Eroberungskriege Autor: beefyWohnort: Land der abgehärteten Seelen BeitragVerfasst am: 22.06.2010, 18:41
    —
L.E.N. hat folgendes geschrieben:
Ohne damit Kriege beschönigen zu wollen halte ich es für bemerkenswert, dass sich auch auf diesem Gebiet die Exklusivität der Menschen als unzutreffend herausstellt.



Kriege gab es schon bevor es Säugetiere gab.

Schaut man sich die "Politik" von Ameisenvölkern an,dann kann man sie folgendermaßen zusammenfassen : Töte alle anderen Völker deiner Gattung in deiner Umgebung wenn du kannst.Völker anderer Gattungen werden höchstens akzeptiert wenn sie keine Konkurenz bei der Futterbeschaffung darstellen.Es gibt natürlich eine überschaubare Anzahl an Ausnahmen,aber mindestens 80% aller Gattungen befinden sich in einem permanenten Kriegszustand mit ihren Nachbarn.

#23: Produzieren statt Verteilen Autor: SkeptikerWohnort: 129 Goosebumpsville BeitragVerfasst am: 22.06.2010, 19:55
    —
In der Tat gleichen die Territorialkriege von Stämmen und Staaten dem Verhalten der Schimpansenhorden.

Man denkt vielleicht auch an die Parole des "1000-jährigen Reiches" vom "Volk ohne Raum".

Was ist eigentlich das Gemeinsame zwischen den Lebensbedingungen der Schimpansen und denen von Stämmen und Staaten, in denen die Menschen derzeit existieren?

Das gemeinsame ist durchaus der Kampf um Boden (zwecks Landwirtschaft) und Ressourcen (Rohstoffe). Außerdem ging es um die Beschaffung von Sklaven bzw. billiger Arbeitskräfte.

Damit im Zusammenhang stehen Nationalismus und Rassismus.

Der Unterschied ist beim Menschen aber die unglaubliche Gewalt nach innen zur Aufrechterhaltung von Klassenherrschaft und Ausbeutung. Hier erfüllen dann andere Ideologien ihre Funktion, z.B. Sozialdarwinismus, Hexenglaube, Glaube an den Satan - es werden dann an bestimmten "bösen" Gruppen zuweilen Pogrome verübt, zum Teil wird ihnen einen Sündenbock-Rolle für Mißernten und/oder Wirtschaftskrisen zugeschrieben. Das gibt es so in Schimpansenhorden nicht.

Der Faschismus hat aber beides - nicht nur ideologisch - sozusagen zu einer Einheit zusammengefasst: Die mörderische Unterdrückung nach innen wie Expansion nach außen. Aber auch das war nur die Fortsetzung früherer Traditionen. Auch die mittelalterlichen Christen konnten das schon perfekt, vor allem was die ideologische Begleitmusik betraf.

Aber immer geht es um Verteilung. Verteilung von Macht und Ressourcen innerhalb einer Gesellschaft, Verteilung von Land zwischen Gesellschaften.

Man kann kriegerische Exzesse zügeln soweit sie die dominierenden und waffenstarrenden Länder betreffen, weil das Ausmaß der Zerstörung kaum zu begrenzen wäre. Aber die materielle Basis der Kriegsgefahr ist im Grunde damit nicht beseitigt.

Deshalb wäre es eine Perspektive für die Menschheit, von einer Ökonomie wegzukommen, in der das Verteilungs-Paradigma die zentrale Rolle spielt, etwa in Form der Konkurrenz um Marktanteile, Standorte, Rohstoffe, etc.

Schwerpunkt einer friedlichen Ökonomie muss es sein, das zu produzieren, was Menschen brauchen, entsprechend ihrer Nachfrage und ihren Bedürfnissen.

Klar braucht dies eine globale demokratische Koordination, ebenso wie es Gleichberechtigung aller Regionen und Menschen braucht. Produzieren statt (nur) Verteilen ist sozusagen der eigentliche nächste Schritt in der Evolution.

Es muss darum gehen, die Natur zu vermenschlichen und den Menschen zu vernatürlichen ...-!

Skeptiker

#24:  Autor: L.E.N.Wohnort: Hamburg BeitragVerfasst am: 22.06.2010, 20:04
    —
fwo hat folgendes geschrieben:
L.E.N. hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
Jupp. Aber das ist nicht neu, sondern nur ein Bestätigung der Beobachtungen Jane Goodalls, warauf auch am Anfang des Artikels hingewiesen wird. Damals waren allerdings wirklich sehr viele Leute entsetzt, als sie die Bücher über ihre Beobachtungen herausbrachte. Da mussten sehr viele Illusionen begraben werden.

fwo


Viele haben aber damals argumentiert, dass es kein natürliches Verhalten gewesen sei, weil die Forscher den Schimpansen Futter gegeben hatten. Diese Kritiker dürften jetzt widerlegt sein.

Nein. Dieser Hinweis aus dem Artikel bezog sich auf spätere Versuche. Goodall hat damals nur "einfach" eine Freilandzähmung gemacht, das heißt, hat sich nur durch ganz langsames und behutsames Annähern über Monate Vertrauen erworben, um dann aus der unmittelbaren Nähe heraus beobachten zu können. Methodisch vergleichbar mit Fossey und Galdikas, was nicht weiter verwunderlich ist - die Arbeiten gehen alle auf Anregungen von Louis Leakey zurück und wurden auch direkt von ihm gefördert.

fwo


wozu sagst du jetzt eigentlich "nein"? dazu, dass diese überfälle natürliches verhalten der schimpansen sind?

#25:  Autor: fwoWohnort: im Speckgürtel BeitragVerfasst am: 22.06.2010, 20:37
    —
L.E.N. hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
L.E.N. hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
Jupp. Aber das ist nicht neu, sondern nur ein Bestätigung der Beobachtungen Jane Goodalls, warauf auch am Anfang des Artikels hingewiesen wird. Damals waren allerdings wirklich sehr viele Leute entsetzt, als sie die Bücher über ihre Beobachtungen herausbrachte. Da mussten sehr viele Illusionen begraben werden.

fwo


Viele haben aber damals argumentiert, dass es kein natürliches Verhalten gewesen sei, weil die Forscher den Schimpansen Futter gegeben hatten. Diese Kritiker dürften jetzt widerlegt sein.

Nein. Dieser Hinweis aus dem Artikel bezog sich auf spätere Versuche. Goodall hat damals nur "einfach" eine Freilandzähmung gemacht, das heißt, hat sich nur durch ganz langsames und behutsames Annähern über Monate Vertrauen erworben, um dann aus der unmittelbaren Nähe heraus beobachten zu können. Methodisch vergleichbar mit Fossey und Galdikas, was nicht weiter verwunderlich ist - die Arbeiten gehen alle auf Anregungen von Louis Leakey zurück und wurden auch direkt von ihm gefördert.

fwo


wozu sagst du jetzt eigentlich "nein"? dazu, dass diese überfälle natürliches verhalten der schimpansen sind?

Das Nein heißt, dass die Argumentation der Vielen nicht gegen die Goodall'sche Beobachtung gerichtet sein konnte, die ich zitiert habe. Die "früheren Studien zu Gewaltexzessen unter Schimpansen", die diese Kritik auf sich gezogen hatten, sind Studien in der Nachfolge von Goodall, die ihre Beobachtungen bestätigen sollten, bei denen aber stärker in die Lebensbedingungen eingegriffen wurde.

fwo

#26: Re: Schimpansen führen Eroberungskriege Autor: Marcellinus BeitragVerfasst am: 22.06.2010, 21:36
    —
Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben:

Bei Wölfen gibt es übrigens m.W. keine Kriege, weil der Überlegene bei einer Unterwerfungsgeste des Schwächeren sein Aggressionsverhalten sofort einstellt. Das scheint für Primaten, aus welchen Gründen auch immer, nicht (mehr?) zu gelten.

Innerhalb des Rudels sicher, aber auch zwischen verschiedenen Rudeln?

#27:  Autor: Der Spielverderber BeitragVerfasst am: 24.06.2010, 21:58
    —
In dem Zusammenhang auch ganz nett:
http://www.cracked.com/article_14990_what-monkeysphere.html
(Achtung: englisch und wurde warscheinlich schon einmal gepostet)

#28:  Autor: Bliss BeitragVerfasst am: 26.06.2010, 02:01
    —
hehe danke für die neue sig Auf den Arm nehmen

#29:  Autor: L.E.N.Wohnort: Hamburg BeitragVerfasst am: 26.06.2010, 09:45
    —
Bliss hat folgendes geschrieben:
hehe danke für die neue sig Auf den Arm nehmen


Lachen

#30:  Autor: Bliss BeitragVerfasst am: 04.07.2010, 01:06
    —
evt. hab ich das sogar von hier Verlegen

http://www.youtube.com/watch?v=gTeLsEGPjdU&playnext_from=TL&videos=P11ekPSskdU

Fascinating documentary in which primates are observed to exhibit a plethora of social displays and emotions, ranging from non-reciprocated altruism (both inter- and intra-species) to gleeful deception, from reverential awe to brutal aggression, and from syntactic communication to basic empathy. Part of a series filmed for BBC4 called "Of Apes and Men".



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