Marcellinus hat folgendes geschrieben: |
Wenn man sich über die Rolle von Philosophie und ihre heutige Bedeutung unterhalten will, sollte man vielleicht erst einmal sagen, was man eigentlich unter Philosophie versteht, was sie zB von Religion auf der einen und Wissenschaften auf der anderen Seite unterscheidet. |
step hat folgendes geschrieben: | ||
Das hatte Tarvoc in einem anderen Thread schon mal versucht. Wir haben dort zwar diverse Unterschiede angesprochen und auch klassische Themen identifiziert, aber letztlich war die Erkenntnis, daß "Philosophie" insgesamt weder eine wohldefinierte Methodik noch eine wohldefinierte inhaltliche Abgrenzung hat. Beides bleibt letztlich dem einzelnen Philosophen überlassen. |
Marcellinus hat folgendes geschrieben: |
Wenn man sich über die Rolle von Philosophie und ihre heutige Bedeutung unterhalten will, sollte man vielleicht erst einmal sagen, was man eigentlich unter Philosophie versteht, was sie zB von Religion auf der einen und Wissenschaften auf der anderen Seite unterscheidet. |
Sargnagel hat folgendes geschrieben: | ||
(fett von mir) Das ist wohl der springende Punkt. Und warum in die Ferne schweifen? Philosophie ist die Liebe zur Weisheit wie jeder gelernt und schon hundertmal vernommen hat. Weisheit ist heute ein leerer Begriff, niemand mag mehr 'weise' sein, kaum einer kann mit dem Begriff noch etwas anfangen und auch die Philosophiegeschichte lehrt, dass oft andere Dinge im Vordergrund standen. Eben Dinge wie einen Gegenentwurf zur Religion und ihren Schöpfungsberichten zu finden oder gleich ganze Weltbilder entstehen zu lassen oder in den Teildisziplinen der Wissenschaft die Welt im Detail zu erklären. Weisheit ist out. Philosophie tot. Der Affe hat seinen eigenen Namen vergessen. Alles endet in Chaos und im Chaos endet dann alles (Stichwort: Ka-Boom). Das klingt jetzt vielleicht nicht so toll wie 'Alles geht aus dem Chaos hervor', aber klaren Blicks mittelfristig nach vorne geschaut lässt es sich nunmal nicht völlig von der Hand weisen. In den letzten zehn Jahren gabs zwei amtliche Fälle von Kannibalismus in Deutschland. |
Kival hat folgendes geschrieben: |
Philosophie kann auch Wissenschaft im engeren Sinne sein. So kann im Rahmen der Ethik zum Beispiel die Struktur existierender moralische Systeme sowie deren Inhalte analyisiert werden. In der Soziologie geht es hier ja meistens eher um die zugrndeliegenden Prozesse, im Rahmen der Ethik interessiert man sich eher für die konkreten Inhalte, wie sie tatsächlich zusammenängen und welche Arten von Rechtfertungsmustern es gibt. Ähnlich kann man auch Wissenschaftstheorie teilweise deskriptiv betreiben, in dem man Fallstudien betreibt und die Strukturen wissenschaftlicher Theorien, deren Entwicklung und die genutzten Argumentationsstrukturen analysiert. Auch hier ist der Unterschied zur Soziologie, dass man sich weniger auf die dabei zugrundeliegenden sozialen Prozesse konzentriert, und mehr auf Theorien selber. |
Freidenker1 hat folgendes geschrieben: |
Seit Wittgenstein soll sich die Philosophie auf "Sprachtherapie" beschränken, die Knoten wieder auflösen, die meist von Philosophen selbst durch falschen Sprachgebrauch entstanden sind. |
Freidenker1 hat folgendes geschrieben: |
Heute sind es die Erkenntnisse der Naturwissenschaftler, besonders die der Physiker, Biologen und die der Hirnforschung, die ein aufgeklärter Geist genau beobachten und verdauen sollte. |
Freidenker1 hat folgendes geschrieben: |
Stewen Hawking meinte in seinem neuen Buch, die Philosophie seit tot. Was meint ihr? |
Marcellinus hat folgendes geschrieben: |
Wenn man sich über die Rolle von Philosophie und ihre heutige Bedeutung unterhalten will, sollte man vielleicht erst einmal sagen, was man eigentlich unter Philosophie versteht, was sie zB von Religion auf der einen und Wissenschaften auf der anderen Seite unterscheidet. |
Myron hat folgendes geschrieben: |
Ich würde sagen, der Kernbereich der Philosophie umfasst Folgendes: 1. Metaphysik/Ontik (Wirklichkeits-/Seinslehre) 2. Epistemik (Erkenntnislehre) 3. Logik 4. Ethik 5. Ästhetik |
Myron hat folgendes geschrieben: |
Ich frage mich, wie viele zeitgenössische philosophische Bücher Herr Hakwing im letzten Vierteljahrhundert überhaupt gelesen hat. |
step hat folgendes geschrieben: |
@Myron: Mich würde mal interessieren, warum gerade Epistemology, Metaphysics und Logic den "inneren Kern" von Philosophie ausmachen sollen. |
Marcellinus hat folgendes geschrieben: |
Du meinst also, man könne Religion nur kritisieren, wenn man sich an der aktuellen theologischen Diskussion geteilige? |
Myron hat folgendes geschrieben: | ||
Hawking hält die Philosophie wohl nur deshalb irrtümlich für tot, weil er das gegenwärtige philosophische Leben gar nicht wahrgenommen hat. Denn wenn er dies getan hätte, dann hätte er die Falschheit seiner Behauptung selbst erkannt. |
Marcellinus hat folgendes geschrieben: |
Du meinst also, man könne Religion nur kritisieren, wenn man sich an der aktuellen theologischen Diskussion geteilige? |
Marcellinus hat folgendes geschrieben: |
Also noch einmal: Es ist kein Zweifel, daß man an einer philosophischen wie an einer theologischen (Fach-)Diskussion nur teilnehmen kann, wenn man über Fachkenntnisse auf diesem Gebiet verfügt. Aber hier geht es um die Frage, welche Bedeutung die Philosophie außerhalb ihres Fachs hat. Und nein, es ist nicht die Frage, ob es nicht den einen oder anderen klugen Philosophen gibt, oder ob der den einen oder anderen klugen Gedanken hat. |
Myron hat folgendes geschrieben: | ||
Die Intellektuellen unter den Religionskritikern müssen sich an den innertheologischen Diskussionen nicht beteiligen, aber sie zumindest zur Kenntnis nehmen. |
Myron hat folgendes geschrieben: |
Die Metaphysik/Ontik ist die rationale intellektuelle Beschäftigung mit den kategorialen Grundelementen und -strukturen des Seins/der Wirklichkeit, und in diesem Sinne ist sie nicht "erste Philosophie", sondern sozusagen "erste Wissenschaft". Die Ontik und die Physik arbeiten zusammen an dem gleichen Ziel: die Erkenntnis des Seins/der Wirklichkeit und seiner/ihrer Beschaffenheit. |
Myron hat folgendes geschrieben: |
Zwei die Metaphysik/Ontik betreffende Zitate aus einem neuen Buch, das ich gerade lese:
"Think of fundamental physics as being in the business of telling us how the universe is. Fundamental ontology is in the business of telling us what the universe must be like if any theory is true. ... |
Myron hat folgendes geschrieben: |
"Metaphysics, and in particular ontology, sets the limits of scientific theorizing, at least in this sense: in plotting basic categories of being, ontology constrains science. These constraints are not externally imposed rules. The constraints are the expression of principles we are all—including the scientists—bound to accept. Such principles are not based on armchair reflection, but on our ongoing give and take with being."(p. 11) |
Myron hat folgendes geschrieben: |
Noch eines:
"Ontology sets out an even more abstract model of how the world is than theoretical physics, a model that has placeholders for scientific results and excluders for tempting confusions. Ontology and theoretical science can help one another along, we hope, with minimal harm." (Martin, C. B. The Mind in Nature. Oxford: Oxford University Press, 2007. p. 42) |
Myron hat folgendes geschrieben: |
One perhaps surprising consequence of this endeavour is the discovery of how often our predecessors were on target, even when they were wrong about the details." |
step hat folgendes geschrieben: |
Im Gegenteil finde ich es auffällig, daß Philosophen und Ontologen in den letzten paar hundert Jahren eigentlich immer dann falsch lagen, und zwar fundamental falsch, wenn die Wissenschaften mal einen weniger intuitiv erratbaren Zusammenhang fanden. |
Marcellinus hat folgendes geschrieben: |
Dieser Erfolg ist nicht zu bezweifeln, zu bezweifeln ist allerdings, ob er wirklich in einer "Erkenntnis des Seins" bestand. Insofern ist Philosophie eine, nein, nicht eine, sondern viele Weltanschauungen, und viele davon nehmen für sich in Anspruch, "erste Wissenschaft" zu sein, nur leider, ohne dafür tatsächliche Belege anführen zu können. Die reale Entwicklung unseres Wissens, unserer Vorstellungen paßt eben nicht in diese philosophische Fantasievorstellung, man brauche Philosophie, um Wissenschaft zu betreiben, und könne daher Philosophie auch nur von innen kritisieren. Du siehst die Ähnlichkeit (bei allen Unterschieden) mit der Theologie? |
Myron hat folgendes geschrieben: | ||
Die naturalistischen Metaphysiker – und das sind diejenigen, auf die ich mich beziehe – betrachten die Metaphysik keineswegs als eine hermetisch abgeschottete Disziplin, die gegen erfahrungswissenschaftliche Kritik immun ist. Umgekehrt sind die Erfahrungswissenschaften nicht immun gegen metaphysische Kritik, wenn es um die metatheoretischen Voraussetzungen und Deutungen erfahrungswissenschaftlicher Theorien geht. Ein Paradebeispiel sind die Interpretationen der Quantenmechanik. |
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