Ist die Philosophie tot?
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Freigeisterhaus -> Weltanschauungen und Religionen

#31: Re: Ist die Philosophie tot? Autor: Myron BeitragVerfasst am: 27.09.2012, 21:34
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step hat folgendes geschrieben:

Wenn Ontologie noch abstrakter und fundamentaler als Physik ist, warum können sich die Ontologen nicht auf eine einigen?


Das liegt in der Natur der Sache, denn "philosophy lacks the wonderful decision procedures that are present in logic and mathematics (proofs) and the natural sciences (observation and experiment, together with mathematics)." (Armstrong, D. M. Sketch for a Systematic Metaphysics. Oxford: Oxford University Press, 2010. p. ix)

Ein kurzer Abschnitt aus Heils Buch: Link!

#32: Re: Ist die Philosophie tot? Autor: stepWohnort: Germering BeitragVerfasst am: 27.09.2012, 21:37
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Myron hat folgendes geschrieben:
... Umgekehrt sind die Erfahrungswissenschaften nicht immun gegen metaphysische Kritik, wenn es um die metatheoretischen Voraussetzungen und Deutungen erfahrungswissenschaftlicher Theorien geht. Ein Paradebeispiel sind die Interpretationen der Quantenmechanik.

Wobei die vor allem von den Physikern selbst kritisiert wurden. Die Philosophen verstehen die nämlich i.a. nicht.

Und was an dieser Kritik metaphysisch sein soll, ist mir auch unklar. Oder halt, doch: Physiker kritisieren idZ tendenziell eher z.B. die mangelnde Voraussagefähigkeit / Falsifizierbarkeit, verdeckte ad-hocs usw., während Philosophen in dieser Debatte tatsächlich dazu neigen, intutive metaphysische Geschmacksurteile zu fällen, à la: "Die Vieleweltentheorie ist ontologisch zu gefräßig."

#33: Re: Ist die Philosophie tot? Autor: stepWohnort: Germering BeitragVerfasst am: 27.09.2012, 21:39
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Myron hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Wenn Ontologie noch abstrakter und fundamentaler als Physik ist, warum können sich die Ontologen nicht auf eine einigen?


Das liegt in der Natur der Sache, denn "philosophy lacks the wonderful decision procedures that are present in logic and mathematics (proofs) and the natural sciences (observation and experiment, together with mathematics)." (Armstrong, D. M. Sketch for a Systematic Metaphysics. Oxford: Oxford University Press, 2010. p. ix)

Das spricht dann aber doch stark dagegen, daß hier fundamentale Modelle zu erwarten wären, denn worin sollte ihre Fundamentalität bestehen, wenn es so viele sich widersprechende davon gibt?

#34: Re: Ist die Philosophie tot? Autor: Myron BeitragVerfasst am: 27.09.2012, 21:39
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step hat folgendes geschrieben:

Myron hat folgendes geschrieben:
"Metaphysics, and in particular ontology, sets the limits of scientific theorizing, at least in this sense: in plotting basic categories of being, ontology constrains science. These constraints are not externally imposed rules. The constraints are the expression of principles we are all—including the scientists—bound to accept. Such principles are not based on armchair reflection, but on our ongoing give and take with being."(p. 11)

Solche Constraints sind in der Tat keine Lehnstuhlreflektionen, sondern faktische, selbst wiederum naturwissenschaftlich fassbare Bedingungen.


Heil will nicht sagen, dass die Metaphysik/Ontologie eine empirische Disziplin ist.
Ein fundamentalontologisches Kategorienschema lässt sich nicht experimentell testen.

#35: Re: Ist die Philosophie tot? Autor: Myron BeitragVerfasst am: 27.09.2012, 21:48
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step hat folgendes geschrieben:
Myron hat folgendes geschrieben:

Das liegt in der Natur der Sache, denn "philosophy lacks the wonderful decision procedures that are present in logic and mathematics (proofs) and the natural sciences (observation and experiment, together with mathematics)." (Armstrong, D. M. Sketch for a Systematic Metaphysics. Oxford: Oxford University Press, 2010. p. ix)

Das spricht dann aber doch stark dagegen, daß hier fundamentale Modelle zu erwarten wären, denn worin sollte ihre Fundamentalität bestehen, wenn es so viele sich widersprechende davon gibt?


Objektive epistemische Gewissheit darf man in der Metaphysik/Ontik nicht erwarten. Daraus den Schluss zu ziehen, dass deshalb die Beschäftigung damit frucht- und nutzlos sei, ist jedoch völlig verfehlt.

#36: Re: Ist die Philosophie tot? Autor: stepWohnort: Germering BeitragVerfasst am: 27.09.2012, 22:20
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Myron hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Myron hat folgendes geschrieben:

Das liegt in der Natur der Sache, denn "philosophy lacks the wonderful decision procedures that are present in logic and mathematics (proofs) and the natural sciences (observation and experiment, together with mathematics)." (Armstrong, D. M. Sketch for a Systematic Metaphysics. Oxford: Oxford University Press, 2010. p. ix)
Das spricht dann aber doch stark dagegen, daß hier fundamentale Modelle zu erwarten wären, denn worin sollte ihre Fundamentalität bestehen, wenn es so viele sich widersprechende davon gibt?
Objektive epistemische Gewissheit darf man in der Metaphysik/Ontik nicht erwarten. Daraus den Schluss zu ziehen, dass deshalb die Beschäftigung damit frucht- und nutzlos sei, ist jedoch völlig verfehlt.
Ganz so weit würde ich auch nicht gehen, denn es könnte ja einen Nutzen jenseits einer besseren Weltbeschreibung geben. Mir ging es vor allem gegen die hochtrabenden Worte von der zusätzlichen Abstraktionsebene unterhalb der Physik.

#37:  Autor: Kival BeitragVerfasst am: 27.09.2012, 23:16
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Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Kival hat folgendes geschrieben:
Philosophie kann auch Wissenschaft im engeren Sinne sein. So kann im Rahmen der Ethik zum Beispiel die Struktur existierender moralische Systeme sowie deren Inhalte analyisiert werden. In der Soziologie geht es hier ja meistens eher um die zugrndeliegenden Prozesse, im Rahmen der Ethik interessiert man sich eher für die konkreten Inhalte, wie sie tatsächlich zusammenängen und welche Arten von Rechtfertungsmustern es gibt. Ähnlich kann man auch Wissenschaftstheorie teilweise deskriptiv betreiben, in dem man Fallstudien betreibt und die Strukturen wissenschaftlicher Theorien, deren Entwicklung und die genutzten Argumentationsstrukturen analysiert. Auch hier ist der Unterschied zur Soziologie, dass man sich weniger auf die dabei zugrundeliegenden sozialen Prozesse konzentriert, und mehr auf Theorien selber.

Wenn Philosophie Wissenschaft wäre, was wäre ihr Gegenstand, was ihre Theorien, und wie wären sie zu belegen oder zu kritisieren? Und wenn du die Philosophie als Metawissenschaft behaupten willst, womit willst du das rechtfertigen?


Philosophie ist zum Teil wissenschaftlich, im Sinne empirischer Wissenschaft. Oder anders gesagt: Sie kann eben schon empirisch arbeiten, wie oben beschrieben. Wozu muss sich eine Analyse der logischen Strukturen (empirischer) Theorien rechtfertigen? Oder eine Analyse der Inhalte und logischen Strukturen der Moral von Gesellschaften. Auch die Soziologie muss nicht rechtfertigen, die sozialen Prozesse und Strukturen andereer Wissenschaften zu analysieren, sie tut es einfach. Die Soziologie hat aber einen (tendentiell) anderen Blickwinkel. Natürlich gibt es Überschneidungen, aber die gibt es immer. Es ist nicht die am weitesten verbreitete Herangehensweise der Philosophie im Bereich der Ethik und Wissenschaftstheorie, es gibt sie aber eben auch. Wenn es irgendeiner Rechtfertigung bedarf, dann ist es halt die, dass Philosohen darin ausgebildet werden Logik und Argumentation zu analyiseren. Und ja, das ist - unglücklicherweise - bei Soziologen nicht der Fall.

#38:  Autor: Marcellinus BeitragVerfasst am: 27.09.2012, 23:34
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Kival hat folgendes geschrieben:

Philosophie ist zum Teil wissenschaftlich, im Sinne empirischer Wissenschaft. Oder anders gesagt: Sie kann eben schon empirisch arbeiten, wie oben beschrieben. Wozu muss sich eine Analyse der logischen Strukturen (empirischer) Theorien rechtfertigen? Oder eine Analyse der Inhalte und logischen Strukturen der Moral von Gesellschaften. Auch die Soziologie muss nicht rechtfertigen, die sozialen Prozesse und Strukturen andereer Wissenschaften zu analysieren, sie tut es einfach. Die Soziologie hat aber einen (tendentiell) anderen Blickwinkel. Natürlich gibt es Überschneidungen, aber die gibt es immer. Es ist nicht die am weitesten verbreitete Herangehensweise der Philosophie im Bereich der Ethik und Wissenschaftstheorie, es gibt sie aber eben auch. Wenn es irgendeiner Rechtfertigung bedarf, dann ist es halt die, dass Philosohen darin ausgebildet werden Logik und Argumentation zu analyiseren. Und ja, das ist - unglücklicherweise - bei Soziologen nicht der Fall.

Deine Kritik an Soziologen teile ich, aber ich sehe nicht, wo Philosophen da zum wissenschaftlichen Fortschritt beitragen. Sie stehen eher räsonierend am Wegesrand, und beklagen sich, daß ihnen niemand das Gefühl der eigenen Großartigkeit abnimmt.

Ich hab's am Anfang schon angedeutet, wenn man nicht ein genauere Vorstellung davon entwickelt, wie sich das menschliches Wissen aus vorwissenschaftlichen Zeiten bis heute entwickelt hat, man also das Problem menschlichen Wissenserwerbs philosophisch und nicht wissenssoziologisch angeht, dann kriegt man auch keine konkrete Vorstellung von unserem Problem.

#39: Re: Ist die Philosophie tot? Autor: Myron BeitragVerfasst am: 28.09.2012, 00:47
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step hat folgendes geschrieben:
Myron hat folgendes geschrieben:

Das liegt in der Natur der Sache, denn "philosophy lacks the wonderful decision procedures that are present in logic and mathematics (proofs) and the natural sciences (observation and experiment, together with mathematics)." (Armstrong, D. M. Sketch for a Systematic Metaphysics. Oxford: Oxford University Press, 2010. p. ix)

Das spricht dann aber doch stark dagegen, daß hier fundamentale Modelle zu erwarten wären, denn worin sollte ihre Fundamentalität bestehen, wenn es so viele sich widersprechende davon gibt?


"Ontological theses are assayed not by measuring them directly against reality, but by considering their relative power. One thesis bests another when it proves more adept at making sense of our experiences of the universe in light of our most promising scientific theories."

"Ontologische Thesen werden nicht bewertet, indem man sie direkt an der Wirklichkeit misst, sondern indem man ihre relative Stärke erwägt. Eine These übertrumpft eine andere, wenn sie sich darin als geeigneter erweist, unsere Erfahrungen des Universums im Lichte der vielversprechendsten wissenschaftlichen Theorien verständlich zu machen."

[© meine Übers.]

(Heil, John. The Universe As We Find It. Oxford: Oxford University Press, 2012. p. 97)

#40:  Autor: Myron BeitragVerfasst am: 28.09.2012, 02:33
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Marcellinus hat folgendes geschrieben:

Was machen wir nun mit jemandem, der diesen Glauben nicht teilt, der zum Beispiel stark bezweifelt, daß eine Philosophie der Geschichte einen zutreffenden Beitrag zur Geschichtswissenschaft zu leisten imstande ist?


Weiß ich nicht, weil ich mich in der Geschichtsphilosophie nicht auskenne.

Philosophy of History: http://plato.stanford.edu/entries/history/

#41:  Autor: Marcellinus BeitragVerfasst am: 28.09.2012, 09:00
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Myron hat folgendes geschrieben:
Marcellinus hat folgendes geschrieben:

Was machen wir nun mit jemandem, der diesen Glauben nicht teilt, der zum Beispiel stark bezweifelt, daß eine Philosophie der Geschichte einen zutreffenden Beitrag zur Geschichtswissenschaft zu leisten imstande ist?


Weiß ich nicht, weil ich mich in der Geschichtsphilosophie nicht auskenne.

Philosophy of History: http://plato.stanford.edu/entries/history/

Es ist eine Plage! Lachen Manchmal auch unterhaltsam zu lesen. Aber immer ein zeitbedingter Irrtum! In meinem Geschichtsstudium hieß es dazu: Wenn Peter etwas über Paul sagt, sagt er mehr über Peter als über Paul. In der Geschichtsphilosophie erfährt man also mehr über den Philosophen als über die Geschichte. zwinkern

#42: Re: Ist die Philosophie tot? Autor: stepWohnort: Germering BeitragVerfasst am: 28.09.2012, 10:46
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Myron hat folgendes geschrieben:
"Ontologische Thesen werden nicht bewertet, indem man sie direkt an der Wirklichkeit misst, sondern indem man ihre relative Stärke erwägt. Eine These übertrumpft eine andere, wenn sie sich darin als geeigneter erweist, unsere Erfahrungen des Universums im Lichte der vielversprechendsten wissenschaftlichen Theorien verständlich zu machen."[/i] [© meine Übers.] (Heil, John. The Universe As We Find It. Oxford: Oxford University Press, 2012. p. 97)

Wissenschaftliche Theorien werden aber nicht durch ontologische Thesen verständlicher, oder höchstens gaukelt man sich dadurch eine höhere Verständlichkeit vor. Wenn man wissenschaftliche Theorien verständlicher machen will, gibt es mE folgende Wege, die alle ihre Vor- und Nachteile haben:

1. sich in die Wissenschaft einarbeiten: der qualitativ beste Weg, aber zeitaufwändig und intellektuell nicht jedem gegeben

2. die Theorie gechickt erklären / kommunizieren: kann helfen, Verständnisschwierigkeiten zu überwinden

3. die realen Konsequenzen der Theorie betrachten/aufzeigen: überzeugend, aber die Abstraktion und Allgemeinheit geht verloren

4. die Theorie durch eine alltagstaugliche Analogie veranschaulichen: einfach und beliebt, allerdings immanent fehlerträchtig.

Das von Dir angegebene Kriterium für die Qualität ontologischer Thesen ("unsere Erfahrungen ... verständlicher machen") läuft im wesentlichen auf 3. und 4. hinaus und stellt die kommunikative Vereinfachung stark in den Vordergrund. Demnach wäre etwa ein populärwissenschaftlicher Fernsehmoderator ein potenziell hervorragender Ontologe.

#43: Re: Ist die Philosophie tot? Autor: Marcellinus BeitragVerfasst am: 28.09.2012, 11:20
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step hat folgendes geschrieben:
Myron hat folgendes geschrieben:
"Ontologische Thesen werden nicht bewertet, indem man sie direkt an der Wirklichkeit misst, sondern indem man ihre relative Stärke erwägt. Eine These übertrumpft eine andere, wenn sie sich darin als geeigneter erweist, unsere Erfahrungen des Universums im Lichte der vielversprechendsten wissenschaftlichen Theorien verständlich zu machen."[/i] [© meine Übers.] (Heil, John. The Universe As We Find It. Oxford: Oxford University Press, 2012. p. 97)

Wissenschaftliche Theorien werden aber nicht durch ontologische Thesen verständlicher, oder höchstens gaukelt man sich dadurch eine höhere Verständlichkeit vor. Wenn man wissenschaftliche Theorien verständlicher machen will, gibt es mE folgende Wege, die alle ihre Vor- und Nachteile haben:

1. sich in die Wissenschaft einarbeiten: der qualitativ beste Weg, aber zeitaufwändig und intellektuell nicht jedem gegeben

2. die Theorie gechickt erklären / kommunizieren: kann helfen, Verständnisschwierigkeiten zu überwinden

3. die realen Konsequenzen der Theorie betrachten/aufzeigen: überzeugend, aber die Abstraktion und Allgemeinheit geht verloren

4. die Theorie durch eine alltagstaugliche Analogie veranschaulichen: einfach und beliebt, allerdings immanent fehlerträchtig.

Das von Dir angegebene Kriterium für die Qualität ontologischer Thesen ("unsere Erfahrungen ... verständlicher machen") läuft im wesentlichen auf 3. und 4. hinaus und stellt die kommunikative Vereinfachung stark in den Vordergrund. Demnach wäre etwa ein populärwissenschaftlicher Fernsehmoderator ein potenziell hervorragender Ontologe.

Ich halte solche Thesen für Weltanschauungen, die den Wissenschaften nur aufgesetzt werden, ihnen etwas unbewiesenes und unbeweisbares, überflüssiges hinzufügen. Überflüssig natürlich nur im Bezug auf die Wissenschaften. Denen, die solchen Thesen anhängen, sind sie sicherlich ziemlich wichtig. Insofern sind diese Philosophien den Religionen nicht unähnlich, auch wenn ihre Form der Erkenntnisgewinnung unterschiedlich ist.

Wenn gesagt wird, daß Weltanschauungen oder Weltbilder notwendig seien, daß jeder eine habe, so ist das vielleicht sogar richtig, nur hat jeder eine andere. Insofern mag die persönliche Weltanschauung Grundlage der eigenen wissenschaftlichen Arbeit sein, Grundlage der entsprechenden Wissenschaft allgemein ist sie nicht. Was dauerhaft ist am wissenschaftlichen Fortschritt sind die belegbaren Tatsachenbeobachtungen, das ist in den Menschenwissenschaften so, und sicherlich auch in den biologischen und physikalischen Wissenschaften, nicht dagegen die zeitbedingten Interpretationen und Modelle.

#44:  Autor: Tarvoc BeitragVerfasst am: 28.09.2012, 11:59
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Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Wenn Peter etwas über Paul sagt, sagt er mehr über Peter als über Paul. In der Geschichtsphilosophie erfährt man also mehr über den Philosophen als über die Geschichte. zwinkern

Und in diesem Beitrag von dir mehr über dich als über Philosophen und über Geschichte. - etc. zwinkern

#45:  Autor: pera BeitragVerfasst am: 02.10.2012, 17:14
    —
Habe mir den ganzen Thread durchgelesen, das hat mich schon etwas milder gestimmt.
Früher hatte ich eine sehr große Werschätzung für die Philosophie, ja ich war blöd, denn ich hatte mir Antworten erwartet. Habe ich auch bekommen, aber leider zuviele. Was dazu führte, dass bei mir der Eindruck völliger Nutzlosigkeit der Philosophie entstand.
Habe ich im Laufe der Zeit revidiert und sehe es jetzt eher als ein amüsantes Spiel, ohne großen Wert für irgendwas, aber gut, das gilt auch für viele andere Dinge.
Das ist meine persönliche Meinung zur Philosophie, nicht sehr originell, aber immerhin. Smilie

#46:  Autor: WilsonWohnort: Swift Tuttle BeitragVerfasst am: 22.11.2015, 20:05
    —
interessant:
https://www.youtube.com/watch?v=NXmN7ADuDqc
Die Philosophie - Ein Denken aus dem Geist der Rechtfertigung


was treibt die philosophie so und was könnte sie treiben? Auf den Arm nehmen

#47: Re: Ist die Philosophie tot? Autor: Smart GottWohnort: Wien BeitragVerfasst am: 22.11.2015, 21:03
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Freidenker1 hat folgendes geschrieben:
Lange Zeit war die Philosophie die Mutter aller Wissenschaften. Doch was ist die Philosophie heute noch?…. Stewen Hawking meinte in seinem neuen Buch, die Philosophie seit tot. Was meint ihr?


Anton Zeilinger, einer der führender (Quanten)Physiker der Welt, sagt, dass es nicht seine Aufgabe sei, die "Wunder" der Quantenphysik zu erklären. Er erforsche, WIE sie funktioniert. WARUM sie funktioniert und was für Konsequenzen das für unser Weltbild hat, müsse aus der Philosophie kommen.

In diesem Sinne würde ich nicht sagen, dass die Philosophie tot sei. Ich glaube, dass sie vor einer potentiellen Renaissance steht. Alles was sie zum Wiederaufleben braucht, sind eines oder mehrere Gehirne, die es schaffen, ein Denkkonzept zu entwickeln, das das wundersame Verhalten im Quantenbereich begreifbar/begrifflich macht.

#48:  Autor: unquest BeitragVerfasst am: 23.11.2015, 01:16
    —
Wilson hat folgendes geschrieben:
interessant:
https://www.youtube.com/watch?v=NXmN7ADuDqc
Die Philosophie - Ein Denken aus dem Geist der Rechtfertigung


was treibt die philosophie so und was könnte sie treiben? Auf den Arm nehmen


Hmm. Bin kein Philosoph.
Aber er möchte gleich zu Anfang den Begriff Kritik vorstellen, bezieht sich dabei auf die "Kritiken" von Kant und unterschlägt, dass der Gebrauch dieses Begriffs gerade bei Kant nicht die jetzige Bedeutung sondern vielmehr Untersuchung bzw. Überprüfung meinte. Und genau dieses, nähmlich sein Mißverständnis wirft er dann der Philosophie vor. Lustig. Lachen

#49:  Autor: unquest BeitragVerfasst am: 29.04.2016, 17:36
    —
Ein Hoax im Umfeld des "Philosophen" Badiou.
Zitat:
Als postmoderner Scharlatan mixt er aus Heidegger, Lacan und der mathematischen Mengenlehre (Cantor, Bourbaki) eine esoterische Metaphysik mit Klassenkampfgarnitur.

taz

Allein der Titel: Ontologie, Neutralität und das Streben, nicht queer zu sein Gröhl...

Hier das Original:
Ontology, Neutrality and the Strive for (non) Being Queer Benedetta Tripodi Universitatea Alexandru Ioan Cuza Iasi Romania

#50:  Autor: SkeptikerWohnort: 129 Goosebumpsville BeitragVerfasst am: 29.04.2016, 19:03
    —
unquest hat folgendes geschrieben:
Ein Hoax im Umfeld des "Philosophen" Badiou.
Zitat:
Als postmoderner Scharlatan mixt er aus Heidegger, Lacan und der mathematischen Mengenlehre (Cantor, Bourbaki) eine esoterische Metaphysik mit Klassenkampfgarnitur.

[url=http://www.taz.de/!5292549/]taz[/url]

Allein der Titel: Ontologie, Neutralität und das Streben, nicht queer zu sein Gröhl...

Hier das Original:
Ontology, Neutrality and the Strive for (non) Being Queer Benedetta Tripodi Universitatea Alexandru Ioan Cuza Iasi Romania


Die Postmoderne mit ihrer theoretischen und begrifflichen Beliebigkeit, welche großspurig das *Ende der großen Erzählungen* verkündet, ist im Grunde genommen der dezidierte Ausdruck des vervollkommneten Elends der bürgerlichen Philosophie.

Mir fehlt dabei auch noch der Name Zizek, noch so ein Suppenkasper ...- Smilie

#51:  Autor: Tarvoc BeitragVerfasst am: 29.04.2016, 20:56
    —
Badiou und Zizek sind keine Postmodernen, und beide haben der Idee des "Endes der großen Erzählungen" explizit und entschieden widersprochen.

Dass als postmodern identifizierbare Gender Studies versuchen, sich beide anzueignen, war zu erwarten. Die nehmen ja ironischerweise immer alles auf, was gerade in Mode ist.

Zizek ist m.E. inzwischen theoretisch leider völig bankrott. Ich hab' ja meine Magisterarbeit über Zizek geschrieben - also in einer Zeit, als der Mann im Bereich Philosophie noch theoretisch relevant war. The Parallax View war mehr oder weniger sein letztes wirklich interessantes Buch. Welche Elemente seines Denkens als bürgerlich zu bezeichnen sind, wäre zu ermitteln. Seine hegelianische Verteidigung des Katholizismus fällt jedenfalls ganz klar darunter (und überzeugt übrigens noch nicht mal Katholiken). Andererseits kann die Idee, materialistische Theoriebildung mit Lacanscher Psychoanalyse zu verbinden, m.E. in der Tat dabei helfen, bestimme theoretische Lücken in der kritisch-materialistischen Ideologietheorie zu füllen. Allerdings wäre es bitter nötig, dabei stärker empirisch-sozialwissenschaftlich und weniger hermeneutisch vorzugehen als Zizek das tut. Zizeks philosophische Aneignung des Begriffs der Parallaxe ist m.E. ebenfalls von Relevanz für die materialistische Dialektik. Zumindest kann sie diese Frage nicht einfach ignorieren.

Badiou glaubt anscheinend ernsthaft, den Marxismus in eine Art Neoplatonismus umwandeln zu können. Das kann man natürlich von vorne herein abhaken.

#52:  Autor: unquest BeitragVerfasst am: 30.04.2016, 01:23
    —
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Andererseits kann die Idee, materialistische Theoriebildung mit Lacanscher Psychoanalyse zu verbinden, m.E. in der Tat dabei helfen, bestimme theoretische Lücken in der kritisch-materialistischen Ideologietheorie zu füllen. Allerdings wäre es bitter nötig, dabei stärker empirisch-sozialwissenschaftlich und weniger hermeneutisch vorzugehen als Zizek das tut.


Willst du die MRI widerbeleben? Geschockt

#53:  Autor: Tarvoc BeitragVerfasst am: 30.04.2016, 01:43
    —
Meinst du das hier?

#54:  Autor: unquest BeitragVerfasst am: 30.04.2016, 11:45
    —
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Meinst du das hier?

Upps, nein.
Als ehemaliger Mitläufer habe ich den Bekanntheitsgrad der Gruppe 9.1.6 wohl überschätzt.

Aus Sicht des Subjekts stellt sich mir heute bei Betrachtung der Psychoanalyse die Frage, welche Mechnismen wirken müssen, offensichtlich Irrationales in ein Bewusstsein zu integrieren.
Und von Reich zu Hubbard dürfte nur ein Katzensprung sein.

#55:  Autor: fwoWohnort: im Speckgürtel BeitragVerfasst am: 30.04.2016, 13:03
    —
unquest hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Meinst du das hier?

Upps, nein.
Als ehemaliger Mitläufer habe ich den Bekanntheitsgrad der Gruppe 9.1.6 wohl überschätzt.

Aus Sicht des Subjekts stellt sich mir heute bei Betrachtung der Psychoanalyse die Frage, welche Mechnismen wirken müssen, offensichtlich Irrationales in ein Bewusstsein zu integrieren.
Und von Reich zu Hubbard dürfte nur ein Katzensprung sein.

Ich bin mir da nicht sicher, ob die Psychoanalyse da wirklich das Mittel der Wahl ist - die ganz normale Psychologie ist da wahrscheinlich sinniger - ohne Freud seine Rolle bei der Entwicklung dieser Wissenschaft absprechen zu wollen.

Wobei Reich und Hubbart ja gar nicht die besonders stark vertretenen Gurus des Irrationalen sind. Zwei in der Gesellschaft erheblich weiter verbreitete Gurus sind Hahnemann und Steiner. Und es ist wie bei den anderen Religionen - die sind nicht alle einfach doof, die einem derartigen Glauben verfallen sind.

Was wahrscheinlich eine Rolle spielt, ist unsere Eigenschaft, ohne die entsprechende Ausbildung nicht zwischen Korrelation und Kausalzusammenhang zu unterscheiden. Dann führen ein oder zwei Schlüsselerlebnisse ganz schnell zum entsprechenden Aberglauben - dazu gibt es auch Untersuchungen. Was auch gut funktioniert, sind Unsinn erzählende Repektspersonen. Deren Aussagen werden anscheinend nur auf besondere Aufforderung hin in Frage gestellt, selbst wenn man es eigentlich besser wissen müsste - weiß ich nicht, ob es da "Offizielles" gibt, das ist eine eigene Beobachtung.

#56:  Autor: unquest BeitragVerfasst am: 30.04.2016, 15:26
    —
fwo hat folgendes geschrieben:
Wobei Reich und Hubbart ja gar nicht die besonders stark vertretenen Gurus des Irrationalen sind. Zwei in der Gesellschaft erheblich weiter verbreitete Gurus sind Hahnemann und Steiner. Und es ist wie bei den anderen Religionen - die sind nicht alle einfach doof, die einem derartigen Glauben verfallen sind.

Money und Butler wären noch Kandidaten für unseren Zeitgeist. Lachen

#57:  Autor: Tarvoc BeitragVerfasst am: 30.04.2016, 23:30
    —
unquest hat folgendes geschrieben:
Upps, nein. Als ehemaliger Mitläufer habe ich den Bekanntheitsgrad der Gruppe 9.1.6 wohl überschätzt.

Marxismus-Reichianismus sagt mir natürlich was. Die genauen Abkürzungen der entsprechenden Gruppen kenne ich aber nicht, da ich selbst nie "Mitläufer" dieser Richtung war.

Den frühen Reich (Massenpsychologie des Faschismus, etc.) habe ich natürlich gelesen. So wie ich das sehe, ist das ein ganz anderer Ansatz als der Lacans. Psychoanalyse ist ja ein weites Feld.

Ob man die Psychoanalyse überhaupt auf empirische Füße stellen kann oder lieber ganz aufgeben sollte, ist natürlich eine Frage, die noch offen ist. Lacans Ansatz scheint mir diesbezüglich jedenfalls am vielversprechendsten zu sein. Dass aus Lacans Psychoanalyse esoterische Strömungen hervorgegangen wären, ist mir übrigens nicht bekannt. Kann aber natürlich sein. Kommt wohl auch darauf an, was man unter esoterisch versteht. Bei Reich steckt m.E. das "okkulte" Denken fast von Anfang an in der ganzen Art und Weise seiner Theoriebildung, ebenso z.B. am anderen Ende des politischen Spektrums bei C.G. Jung. Bei Lacan sehe ich das weniger gegeben. Allerdings ist Lacan auch ein ganzes Stück schwerer zu verstehen.

#58:  Autor: unquest BeitragVerfasst am: 01.05.2016, 13:42
    —
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
unquest hat folgendes geschrieben:
Upps, nein. Als ehemaliger Mitläufer habe ich den Bekanntheitsgrad der Gruppe 9.1.6 wohl überschätzt.

Marxismus-Reichianismus sagt mir natürlich was. Die genauen Abkürzungen der entsprechenden Gruppen kenne ich aber nicht, da ich selbst nie "Mitläufer" dieser Richtung war.

Den frühen Reich (Massenpsychologie des Faschismus, etc.) habe ich natürlich gelesen. So wie ich das sehe, ist das ein ganz anderer Ansatz als der Lacans. Psychoanalyse ist ja ein weites Feld.

Ob man die Psychoanalyse überhaupt auf empirische Füße stellen kann oder lieber ganz aufgeben sollte, ist natürlich eine Frage, die noch offen ist. Lacans Ansatz scheint mir diesbezüglich jedenfalls am vielversprechendsten zu sein. Dass aus Lacans Psychoanalyse esoterische Strömungen hervorgegangen wären, ist mir übrigens nicht bekannt. Kann aber natürlich sein. Kommt wohl auch darauf an, was man unter esoterisch versteht. Bei Reich steckt m.E. das "okkulte" Denken fast von Anfang an in der ganzen Art und Weise seiner Theoriebildung, ebenso z.B. am anderen Ende des politischen Spektrums bei C.G. Jung. Bei Lacan sehe ich das weniger gegeben. Allerdings ist Lacan auch ein ganzes Stück schwerer zu verstehen.


Lacan habe ich nie verstanden.
Man soll Texte nicht aus dem Zusammenhang reißen. Da aber Lacan für seine klare Sprache bekannt ist, sei es mir erlaubt.

Zur psychoanalytischen Funktion imaginärer Zahlen schreibt er:






Hat die behauptete Tatsache, dass mein Schwanz der Wurzel aus -1 entspricht jetzt erkenntnistheoretischen oder therapeutischen Wert?
Stecken in diesem Text Geheimnisse die mir komplett verborgen geblieben sind?
Hat dieser Text überhaupt Inhalt der Sinn ergibt?

#59:  Autor: Tarvoc BeitragVerfasst am: 02.05.2016, 04:06
    —
unquest hat folgendes geschrieben:
Man soll Texte nicht aus dem Zusammenhang reißen.

Als hättest du diesbezüglich jemals irgendwelche Hemmungen gehabt. Mit ein wenig Kenntnis der Lacanschen Theorie der symbolischen Ordnung und ihrer Beziehung zu jouissance lässt sich diese Aussage leicht einordnen. Lacan macht hier nicht eine Aussage über Wurzel minus eins, sondern er benutzt Wurzel minus eins als ein Beispiel, um sein Konzept des phallischen Signifikanten zu erläutern. Aber warum sich die Mühe machen, theoretische Hintergründe zu erarbeiten? Das kostet doch nur Zeit und strengt die Denkbirne viel zu sehr an. Allenfalls kann man noch darüber streiten, ob das Beispiel schlecht gewählt ist. Das einzige Argument dafür ist allerdings, dass es Schmalspurpolemikern wie dir Munition liefert.

Deine ganze Art, dich mit Theoriebildung im Bereich Geistes- und Gesellschaftswissenschafen zu beschäftigen, reduziert sich auf Cherrypicking und "Ich kapier's nicht, deshalb isses doof."

#60:  Autor: Er_Win BeitragVerfasst am: 02.05.2016, 08:48
    —
unquest hat folgendes geschrieben:

Hat dieser Text überhaupt Inhalt der Sinn ergibt?


unter mathematischen Aspekten zumindest sicher nicht Lachen

Es sollte bekannt sein, dass Lacan als mathematisch eher unterbelichtet galt...

Aber Tarvoc wird sicher den tieferen Sinn Lacans "mathematischer" Metapher erklären können - mir fehlt dazu auch die nötige konzeptionelle phallische Signifikanz ...



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