Gedanken über Kränkungen
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Freigeisterhaus -> Kultur und Gesellschaft

#1: Gedanken über Kränkungen Autor: vrolijkeWohnort: Stuttgart BeitragVerfasst am: 15.03.2016, 15:04
    —
Ich möchte in diesem Thread Gedanken über die Kränkung austauschen.

Ich denke:
Was das Gift in der materiellen Welt ist, ist die Kränkung in der imateriellen Welt.
Die Dosis macht das Gift, und nicht alles ist für jeden giftig.

Bei der Kränkung kommt es nicht immer, aber häufig, auf die bewußte Verabreichung an.

Ist das so, oder spielt dies, wie bei Gift, in der materiellen Welt, eine untergeordnete Rolle?

Vielleicht sehen manche das ganz anders.

#2:  Autor: Samson83 BeitragVerfasst am: 15.03.2016, 15:24
    —
Was für dumme Phrasen... Mit den Augen rollen

#3:  Autor: Zumsel BeitragVerfasst am: 15.03.2016, 15:32
    —
Samson83 hat folgendes geschrieben:
Was für dumme Phrasen... Mit den Augen rollen


Lachen

So schnell wird aus einem Gedankenaustausch Feldforschung...

#4:  Autor: Defätist BeitragVerfasst am: 15.03.2016, 15:45
    —
Ich halte den Gedanken für gar nicht so schlecht, auch wenn die Abgrenzung zwischen materiell und immateriell hier mMn nicht zutrifft.

Die Möglichkeit von bewusst zugefügten Verletzungen (oder Vergiftungen) der Psyche und nachfolgend der Physis durch Worte ist doch ein bekannter Effekt. Damit werden also beide Ebenen erreicht.

Es ist dabei unbestritten, dass Menschen je nach Konstitution unterschiedlich auf körperliche und psychologische Verletzungen reagieren.

Es wäre eher noch offen, inwiefern eine Abstufung oder ein Unterschied zwischen Kränkung und Beleidigung erfolgen könnte oder vorliegt.

#5:  Autor: Zumsel BeitragVerfasst am: 15.03.2016, 15:55
    —
Defätist hat folgendes geschrieben:
...
Es wäre eher noch offen, inwiefern eine Abstufung oder ein Unterschied zwischen Kränkung und Beleidigung erfolgen könnte oder vorliegt.


Man könnte vielleicht sagen, dass eine Beleidigung eine absichtlich herbeigeführte Kränkung ist, die kein anderes Ziel hat, als eben zu kränken. Das trifft aber nicht auf jede Kränkung zu. Auch das bloße Aussprechen von Tatsachen kann als kränkend empfunden werden.

#6:  Autor: vrolijkeWohnort: Stuttgart BeitragVerfasst am: 15.03.2016, 16:12
    —
Zumsel hat folgendes geschrieben:
Defätist hat folgendes geschrieben:
...
Es wäre eher noch offen, inwiefern eine Abstufung oder ein Unterschied zwischen Kränkung und Beleidigung erfolgen könnte oder vorliegt.


Man könnte vielleicht sagen, dass eine Beleidigung eine absichtlich herbeigeführte Kränkung ist, die kein anderes Ziel hat, als eben zu kränken. Das trifft aber nicht auf jede Kränkung zu. Auch das bloße Aussprechen von Tatsachen kann als kränkend empfunden werden.

So ist es.
Nicht jede Kränkung wird absichtlich zugefügt. Manchmal können sogar Komplimente als Kränkung empfunden werden.
Eine absichtlich herbeigefügte Kränkung ist in den meisten Fällen leichter wegzustecken ab, als eine "versehentliche".

#7:  Autor: Defätist BeitragVerfasst am: 15.03.2016, 16:12
    —
Zumsel hat folgendes geschrieben:
Defätist hat folgendes geschrieben:
...
Es wäre eher noch offen, inwiefern eine Abstufung oder ein Unterschied zwischen Kränkung und Beleidigung erfolgen könnte oder vorliegt.


Man könnte vielleicht sagen, dass eine Beleidigung eine absichtlich herbeigeführte Kränkung ist, die kein anderes Ziel hat, als eben zu kränken. Das trifft aber nicht auf jede Kränkung zu. Auch das bloße Aussprechen von Tatsachen kann als kränkend empfunden werden.

Hmm. Klingt gut.

#8: Re: Gedanken über Kränkungen Autor: Kramer BeitragVerfasst am: 15.03.2016, 16:22
    —
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Bei der Kränkung kommt es nicht immer, aber häufig, auf die bewußte Verabreichung an.

Ist das so, oder spielt dies, wie bei Gift, in der materiellen Welt, eine untergeordnete Rolle?


Ich denke, das ist komplizierter. Da spielen viele Faktoren eine Rolle: Das Verhältnis zwischen Kränkendem und Gekränkten, die Situation, in der die Kränkung statt findet, die wahre und die vermutete Absicht des Kränkenden, die Verletzlichkeit des Gekränkten, die Art des "wunden Punktes" der getroffen wurde. Da kann eine als Wohlwollen getarnte Kränkung "Ich mache mir halt Sorgen um Dich, darum spreche ich Dich auf x (= 'wunden Punkt') an" mehr verletzen, als ein offener Angriff.


Zuletzt bearbeitet von Kramer am 15.03.2016, 16:37, insgesamt einmal bearbeitet

#9:  Autor: schtonk BeitragVerfasst am: 15.03.2016, 16:33
    —
Dieses Thema berührt das Phänomen des Narzissmus, ein mythologischer wie medizinischer Begriff.
Vorsorglich sollte daran gedacht werden, im letzteren Sinne hier keine Beispiele aus dem Forumsgeschehen zu verwenden.

#10: Re: Gedanken über Kränkungen Autor: vrolijkeWohnort: Stuttgart BeitragVerfasst am: 15.03.2016, 23:40
    —
Kramer hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Bei der Kränkung kommt es nicht immer, aber häufig, auf die bewußte Verabreichung an.

Ist das so, oder spielt dies, wie bei Gift, in der materiellen Welt, eine untergeordnete Rolle?


Ich denke, das ist komplizierter. Da spielen viele Faktoren eine Rolle: Das Verhältnis zwischen Kränkendem und Gekränkten, die Situation, in der die Kränkung statt findet, die wahre und die vermutete Absicht des Kränkenden, die Verletzlichkeit des Gekränkten, die Art des "wunden Punktes" der getroffen wurde. Da kann eine als Wohlwollen getarnte Kränkung "Ich mache mir halt Sorgen um Dich, darum spreche ich Dich auf x (= 'wunden Punkt') an" mehr verletzen, als ein offener Angriff.


Auf jeden Fall hängt es nicht nur von der Dosis ab, sondern das Verhältnis der beiden bestimmt in gehörigem Maß die Verletzungsgröße der Kränkung. Ebenso bestimmt das Selbstbewußtsein darüber.

#11: Re: Gedanken über Kränkungen Autor: Kramer BeitragVerfasst am: 16.03.2016, 02:27
    —
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Ebenso bestimmt das Selbstbewußtsein darüber.


Ja, kann man so sehen, aber auch das Selbstbewusstsein ist kompliziert. Eine Kränkung kann sich z.B. darauf beziehen, dass jemand übergewichtig oder unsportlich ist. Nun gibt es aber Menschen, die sind übergewichtig oder unsportlich, aber die sind sich dessen bewusst und es kümmert sie nicht - die sehen ihre eigentlichen Qualitäten woanders und sind deshalb auf diesem Kränkungskanal nicht erreichbar. Andererseits gibt es Menschen, die sind schlank und sportlicher als der Durchschnitt, aber die kann man trotzdem damit kränken, wenn man sie als übergewichtig oder unsportlich bezeichnet, weil das ihre irrationale Achillesverse ist.

Wenn z.B. ein Politiker übergewichtig ist - nehmen wir mal als Beispiel Sigmar Gabriel, der häufig als der "Dicke Siggi" bzeichnet wird - dann ist es unwahrscheinlich, dass man ihn wegen seines Übergewichts kränken kann. Wer sich wegen seines Übergewichts schämt, der sucht nicht die Öffentlichkeit, der sucht keine exponierte Stellung, in der auf der Bühne und TV-Studios von Millionen von Menschen gesehen wird. Ich glaube auch kaum, dass man Donald Trump mit Kommentaren über seine Frisur verunsichern kann. Aber deshalb sind Sigmar Gabriel und Donald Trump nicht über alle Massen selbstbewusst und unkränkbar. Ich erinnere mich noch daran, wie gekränkt Sigmar Gabriel auf dem letzten SPD-Parteitag auf die Kritik der Juso-Chefin Johanna Uekermann reagiert haben soll, nachdem sie ihm eine für seine Politik "4+" attestiert hatte. Er soll sie mehrfach als "dumme Pute" beschimpft haben. Da war jemand wirklich gekränkt. Ich habe keine Ahnung, was Sigmar Gabriel so gekränkt hat, aber vielleicht tat die Schelte von Links weh, war doch Gabriel früher selber mal ein Linker, ein SJD-Falke, der gerne geschwungene Reden gegen die konservative SPD geschwungen hat. Und jetzt steht er da, als Neoliberalist, als Erbe Schröders, als grosskoalitionierter Vertreter einer Partei, die immer mehr an Bedeutung verliert.

Er ist das geworden, was er früher immer verachtet hat. Im übertragenen (und realen) Sinn: Ein Gymnasiallehrer, der auf einer Realschule unterrichtet.

#12: Re: Gedanken über Kränkungen Autor: vrolijkeWohnort: Stuttgart BeitragVerfasst am: 16.03.2016, 12:20
    —
Kramer hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Ebenso bestimmt das Selbstbewußtsein darüber.


Ja, kann man so sehen, aber auch das Selbstbewusstsein ist kompliziert. Eine Kränkung kann sich z.B. darauf beziehen, dass jemand übergewichtig oder unsportlich ist. Nun gibt es aber Menschen, die sind übergewichtig oder unsportlich, aber die sind sich dessen bewusst und es kümmert sie nicht - die sehen ihre eigentlichen Qualitäten woanders und sind deshalb auf diesem Kränkungskanal nicht erreichbar. Andererseits gibt es Menschen, die sind schlank und sportlicher als der Durchschnitt, aber die kann man trotzdem damit kränken, wenn man sie als übergewichtig oder unsportlich bezeichnet, weil das ihre irrationale Achillesverse ist.

Wenn z.B. ein Politiker übergewichtig ist - nehmen wir mal als Beispiel Sigmar Gabriel, der häufig als der "Dicke Siggi" bzeichnet wird - dann ist es unwahrscheinlich, dass man ihn wegen seines Übergewichts kränken kann. Wer sich wegen seines Übergewichts schämt, der sucht nicht die Öffentlichkeit, der sucht keine exponierte Stellung, in der auf der Bühne und TV-Studios von Millionen von Menschen gesehen wird. Ich glaube auch kaum, dass man Donald Trump mit Kommentaren über seine Frisur verunsichern kann. Aber deshalb sind Sigmar Gabriel und Donald Trump nicht über alle Massen selbstbewusst und unkränkbar. Ich erinnere mich noch daran, wie gekränkt Sigmar Gabriel auf dem letzten SPD-Parteitag auf die Kritik der Juso-Chefin Johanna Uekermann reagiert haben soll, nachdem sie ihm eine für seine Politik "4+" attestiert hatte. Er soll sie mehrfach als "dumme Pute" beschimpft haben. Da war jemand wirklich gekränkt. Ich habe keine Ahnung, was Sigmar Gabriel so gekränkt hat, aber vielleicht tat die Schelte von Links weh, war doch Gabriel früher selber mal ein Linker, ein SJD-Falke, der gerne geschwungene Reden gegen die konservative SPD geschwungen hat. Und jetzt steht er da, als Neoliberalist, als Erbe Schröders, als grosskoalitionierter Vertreter einer Partei, die immer mehr an Bedeutung verliert.

Er ist das geworden, was er früher immer verachtet hat. Im übertragenen (und realen) Sinn: Ein Gymnasiallehrer, der auf einer Realschule unterrichtet.

Ja; natürlich. Nicht jeder hat seine "Quelle des Selbstbewußtseins oder Selbstakzeptanz" an der gleichen Stelle.

Ich erachte es deshalb als besonders wichtig, dass Kinder als solches geliebt und akzeptiert werden wie sie sind, und nicht "weil" sie dies oder jenes "leisten" oder können.
In diesem Zusammenhang ist es wohl wichtig, sichselber so zu akzeptieren, wie man nun mal ist.

Noch ein wichtiger Faktor bei der Kränkung, ist den Umgang mit der eigene "Ehre". Ehrenkäsige Leute werden naturgemäß häufiger Opfer von Kränkungen.

#13:  Autor: Lebensnebel BeitragVerfasst am: 16.03.2016, 19:45
    —
Um zu beurteilen wie schwer eine Kränkung wiegt, muss auch die Zahl der Kränkungszeugen einbezogen werden. Eine Kränkung vor versammelter Mannschaft wiegt schwerer als eine Vieraugenkränkung.
Im allgemeinen halte ich die unbeabsichtigten Kränkungen für schwerwiegender, weil diese meist etwas aufdecken.

Ich würde auch noch zwischen direkter und indirekter Kränkung unterscheiden. Eine indirekte Kränkung wird in Abwesenheit des Gekränkten begangen. Der Gekränkte bemerkt die vollzogene Kränkung am Verhalten der Kränkungszeugen gegenüber seiner Person. Eine indirekte Kränkung ist schwerwiegender, weil dem Gekränkten die Information über die Kränkung vorenthalten bleibt und somit eine adäquate Reaktion nicht möglich ist. Diese Art der Kränkung tritt gegenüber Exkludierten auf.

#14:  Autor: vrolijkeWohnort: Stuttgart BeitragVerfasst am: 15.10.2017, 12:29
    —
Heute in SWR2-Wissen.
Ein Interview mit dem Psychologe Wolfgang Schmidbauer über Überfluss und Verschwendung.
Einige Passagen handeln auch über die Beziehung der Kränkung mit Depressionen:

https://www.swr.de/-/id=20217542/property=download/nid=660374/20db4r/swr2-wissen-20171015.pdf

Zitat:

Caspary:
Wenn also die manische Abwehr zusammenbricht, kommt es zur Depression. Da
bricht doch eine Fassade zusammen, da setzen Verleugnungstrategien aus, oder?

Schmidbauer:
Es ist ein energetisches Problem, ein Energiebruch. Klar ist aber auch, dass so eine
Fassade ganz unterschiedliche Qualitäten haben kann und dass es schwierig ist, die
Fassaden anderer Menschen einzuschätzen. Wenn z.B. der Vorstand eines großen
Unternehmens mit Millionengehalt gekränkt wird, weil er seinen Posten verliert, und
sich dann zuhause eine Kugel in den Kopf schießt, dann denken die Arbeiter
vielleicht: Das gibt’s doch überhaupt nicht, ich habe viel weniger Geld und Erfolg, ich
werde viel mehr gekränkt, was ist nur mit dem los, dass er seine Kränkung nicht
verarbeiten kann. An diesem Beispiel sieht man, dass sich die Größenfantasie, die
durch die manische Abwehr befestigt wird, auf jeder Stufe neu organisiert. Deshalb
ist es so schwierig – das kann man immer wieder in der Gesellschaft beobachten –
Menschen etwas als sicher Geglaubtes wegzunehmen, als es ihnen erst gar nicht zu
geben und nicht über die Verhältnisse hinaus etwas zu versprechen. Verluste an
Sicherheit und Bestätigung sind unendlich schwer zu verarbeiten. Das sieht man
auch in den neuen Bundesländern. Dort hat eine große Gruppe an Menschen den
Verlust an Sicherheit, den das alte System geboten hat, nicht richtig verarbeitet.
Auch das Phänomen der AfD spiegelt den Prozess der manischen Abwehr. Die
Menschen denken, das ist nicht meine Schuld, sondern es gibt andere Schuldige, die
sind verantwortlich und denen kann ich einen Denkzettel geben. Das stabilisiert das
Selbstgefühl und ist deshalb auch so faszinierend und fesselnd für viele.

#15:  Autor: wolle BeitragVerfasst am: 15.10.2017, 19:21
    —
Eine Kränkung ist ein empfundener Angriff auf diverse Modelle/ Vorstellungen einer Person von sich selbst.
Die Kränkung kann sich auf die (vermeintlichen/ subjektive) Ehre beziehen, auf das Selbst-Wert-Gefühl (SWG), auf den Status/ die soziale Stellung/ Beziehung, auf die körperliche Verfassung, die geistige Verfassung, auf religiöse oder soziale Ansichten, auf den persönlichen Geschmack, auf ein Verhalten.

Die Reaktion auf die Kränkung kann prinzipiell in Angriff oder Rückzug bestehen.

Hinsichtlich Angriff/ Offensive zählen zu den möglichen Reaktionen Wut, Aggression, und weitere Emotionen, die ich hier notiert habe: http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=2025684#2025684

Hinsichtlich Rückzug/ Defensive zählen die möglichen Reaktionen Trauer, Enttäuschung, und und weitere Emotionen, die ich hier notiert habe: http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=2025670#2025670

Die Folgen von Kränkungen zu verarbeiten ist schwierig, da die betroffenen Emotionen tiefgreifend sind und eine persönliche Note haben, die rational schlecht aufgearbeitet werden kann.
Kein Mensch ist vor diesen Empfindungen gefeit, auch nicht Autisten, wobei Autisten diese Empfindungen teilweise schlecht kommunizieren können, und daher unter Umständen als gefühlskalt erscheinen.
Kränkungen verursachen vermutlich die größten Spannungen und juristischen oder sozialen Auseinandersetzungen.
Kränkungen werden auch nicht gerne zugegeben gegenüber Anderen, teilweise noch nicht einmal vor sich selbst, da der Schutz vor einer weiter gehenden Kränkung im Vordergrund steht.

#16:  Autor: placeboWohnort: umdieecke BeitragVerfasst am: 26.10.2017, 14:24
    —
Ähhh,normalerweise ist der Ablauf doch wie folgt:

Du kränkst mich
ich kränke dich

dann gehen wir beide zur Krankenkasse
und die macht alles wieder gut.......bis zum nächsten mal!! Cool

#17:  Autor: vrolijkeWohnort: Stuttgart BeitragVerfasst am: 27.03.2018, 21:35
    —
Interview mit zwei Psychotherapeuten
Abgrenzung fördert die Radikalisierung

Ein lesenswertes Interview.

Zitat:
Wenn sich aber ein Mensch benachteiligt oder ohnmächtig fühlt – und dabei kann er gebildet und wohlhabend sein –, dann erlebt er eine Art Kränkung und wird dadurch empfänglich für die Botschaften der Populisten.


Manchmal gar nicht schwer zu begreifen. (Wenn man willens ist)

#18:  Autor: vrolijkeWohnort: Stuttgart BeitragVerfasst am: 06.04.2018, 23:04
    —
Ich antworte mal hier:

Critic hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Man hätte in jeder Stadt ein zerstörtes Viertel stehen lassen sollen, damit man immer drann erinnert wird, wohin der kollektiven Hass führt.
In Westeuropa kann sich kaum jemand vorstellen wie elend sich ein Krieg anfühlt.


Man sollte meinen, daß Kriegserfahrungen die Menschen "heilen" könnten. Oft war das aber eine Generation später schon wieder vergessen. Und es hat diejenigen, die jeweils den nächsten Krieg anzetteln wollten, auch nicht davon abgehalten (- oder ihnen leider sogar noch eine zusätzliche scheinbare Legitimation geliefert: Rache) Mit den Augen rollen.


Das hat viel mit Kränkung zu tun.
Kränkung gibt es sowohl auf individuelle wie auch kollektive Ebene.
Dauerkränkung auf individuelle Ebene landet bei Mord und Totschlag (oder Resignation und/oder Suizid), kollektive Dauerkränkung bei Krieg.

#19:  Autor: Zoff BeitragVerfasst am: 06.04.2018, 23:44
    —
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Ich antworte mal hier:

Critic hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Man hätte in jeder Stadt ein zerstörtes Viertel stehen lassen sollen, damit man immer drann erinnert wird, wohin der kollektiven Hass führt.
In Westeuropa kann sich kaum jemand vorstellen wie elend sich ein Krieg anfühlt.


Man sollte meinen, daß Kriegserfahrungen die Menschen "heilen" könnten. Oft war das aber eine Generation später schon wieder vergessen. Und es hat diejenigen, die jeweils den nächsten Krieg anzetteln wollten, auch nicht davon abgehalten (- oder ihnen leider sogar noch eine zusätzliche scheinbare Legitimation geliefert: Rache) Mit den Augen rollen.


Das hat viel mit Kränkung zu tun.
Kränkung gibt es sowohl auf individuelle wie auch kollektive Ebene.
Dauerkränkung auf individuelle Ebene landet bei Mord und Totschlag (oder Resignation und/oder Suizid), kollektive Dauerkränkung bei Krieg.


Oder bei Völkermord.

#20:  Autor: vrolijkeWohnort: Stuttgart BeitragVerfasst am: 06.04.2018, 23:45
    —
Zoff hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Ich antworte mal hier:

Critic hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Man hätte in jeder Stadt ein zerstörtes Viertel stehen lassen sollen, damit man immer drann erinnert wird, wohin der kollektiven Hass führt.
In Westeuropa kann sich kaum jemand vorstellen wie elend sich ein Krieg anfühlt.


Man sollte meinen, daß Kriegserfahrungen die Menschen "heilen" könnten. Oft war das aber eine Generation später schon wieder vergessen. Und es hat diejenigen, die jeweils den nächsten Krieg anzetteln wollten, auch nicht davon abgehalten (- oder ihnen leider sogar noch eine zusätzliche scheinbare Legitimation geliefert: Rache) Mit den Augen rollen.


Das hat viel mit Kränkung zu tun.
Kränkung gibt es sowohl auf individuelle wie auch kollektive Ebene.
Dauerkränkung auf individuelle Ebene landet bei Mord und Totschlag (oder Resignation und/oder Suizid), kollektive Dauerkränkung bei Krieg.


Oder bei Völkermord.

Auch dabei findet der gekränkte eine Rechtfertigung.

#21:  Autor: schtonk BeitragVerfasst am: 06.04.2018, 23:51
    —
Man muss nicht bis zum Völkermord gehen.
Dauerkränkung findet zB auch in einem Forum seinen Niederschlag.

#22:  Autor: Tarvoc BeitragVerfasst am: 07.04.2018, 01:32
    —
Foren für alle!!! Gegen Krieg und Genozid...?

#23:  Autor: schtonk BeitragVerfasst am: 07.04.2018, 01:52
    —
Was hast du denn genommen? Oder fühlst du dich einfach nur angesprochen? Sehr glücklich

#24:  Autor: Tarvoc BeitragVerfasst am: 07.04.2018, 02:01
    —
Alkohol. In für meine Verhältnisse recht hohen Quantitäten.

#25:  Autor: schtonk BeitragVerfasst am: 07.04.2018, 02:05
    —
Man merkts, echt. Geh ma schlafen. zwinkern

#26:  Autor: Tarvoc BeitragVerfasst am: 07.04.2018, 02:07
    —
Werde mein Bestes tun... zwinkern

#27:  Autor: swifty BeitragVerfasst am: 26.04.2018, 17:29
    —
Einmal das, was Placebo gesagt hat. Mit dem Zusatz, dass man für die zuvor erlittene Kränkung Zinsen gibt.

Und dann noch, dass wer nicht in der Spur läuft, zur Kränkung durch das Kollektiv freigegeben ist.

Sind doch immer noch die besten Witze die, die nicht eigentlich lustig sind, sondern in denen man hauptsächlich auf Kosten eines Einzelnen durch Einstimmen in allseitiges Gelächter gemeinsam seine Verachtung durch Lachen zum Ausdruck bringt und sich an der gemeinsam begangenen Erniedrigung labt, ohne sich die Finger schmutzig zu machen.

Naja, eigentlich nicht. Aber für manche. Mit den Augen rollen

#28:  Autor: swifty BeitragVerfasst am: 26.04.2018, 18:04
    —
Wenn ich es mir genau überlege, würde ich sogar noch weiter gehen und behaupten, dass die gemeinsam begangene Kränkung gruppendynamisch noch sinnstiftender ist als zB der gemeinsame Jubel. Zum Einen soll niemand gekränkt werden, daher ist die Kränkung an sich ein Unrecht und führt zu einer Schuld sofern sie absichtlich begangen wurde, zum anderen vergrößert sich diese Schuld aus dem Verhältnis der Vielzahl zu dem einen Gekränkten und ist gemeinsam zu tragen, woraus sich eine gegenseitige Verantwortung ergibt.
Dabei verwischen auch die Grenzen zwischen absichtlich und unabsichtlich, denn was der Eine absichtlich initiiert, verstärkt sich, sofern es Anklang findet, auch wenn dieser Anklang sich der Absicht gar nicht bewusst ist und umgekehrt: Was unabsichtlich initiiert wurde kann durch böse Absicht in eine ebenso absichtliche Kränkung umgemünzt werden.
Schuld sind dann immer alle beteiligten, denn die Kränkung wird von dem Gekränkten als gemeinsam begangene Kränkung erfahren, was wiederum die Kränkung verstärkt, sofern er sich kränken lässt.
Andererseits ist die gemeinsame Schuld ja aber auch eine gemeinsame Schwachstelle, die die Position des Gekränkten, sofern er sie zu nutzen weiß, auch wieder erheblich stärken kann.

Am Kopf kratzen

#29:  Autor: vrolijkeWohnort: Stuttgart BeitragVerfasst am: 26.04.2018, 18:50
    —
worse hat folgendes geschrieben:
Wenn ich es mir genau überlege, würde ich sogar noch weiter gehen und behaupten, dass die gemeinsam begangene Kränkung gruppendynamisch noch sinnstiftender ist als zB der gemeinsame Jubel. Zum Einen soll niemand gekränkt werden, daher ist die Kränkung an sich ein Unrecht und führt zu einer Schuld sofern sie absichtlich begangen wurde, zum anderen vergrößert sich diese Schuld aus dem Verhältnis der Vielzahl zu dem einen Gekränkten und ist gemeinsam zu tragen, woraus sich eine gegenseitige Verantwortung ergibt.
Dabei verwischen auch die Grenzen zwischen absichtlich und unabsichtlich, denn was der Eine absichtlich initiiert, verstärkt sich, sofern es Anklang findet, auch wenn dieser Anklang sich der Absicht gar nicht bewusst ist und umgekehrt: Was unabsichtlich initiiert wurde kann durch böse Absicht in eine ebenso absichtliche Kränkung umgemünzt werden.
Schuld sind dann immer alle beteiligten, denn die Kränkung wird von dem Gekränkten als gemeinsam begangene Kränkung erfahren, was wiederum die Kränkung verstärkt, sofern er sich kränken lässt.
Andererseits ist die gemeinsame Schuld ja aber auch eine gemeinsame Schwachstelle, die die Position des Gekränkten, sofern er sie zu nutzen weiß, auch wieder erheblich stärken kann.

Am Kopf kratzen


Der Gedanke hat was!

#30:  Autor: Lebensnebel BeitragVerfasst am: 26.04.2018, 23:29
    —
worse hat folgendes geschrieben:
Zum Einen soll niemand gekränkt werden, daher ist die Kränkung an sich ein Unrecht und führt zu einer Schuld sofern sie absichtlich begangen wurde, zum anderen vergrößert sich diese Schuld aus dem Verhältnis der Vielzahl zu dem einen Gekränkten und ist gemeinsam zu tragen, woraus sich eine gegenseitige Verantwortung ergibt.


Ob sich die Kränkenden ihre Kränkungen immer als Schuld anrechnen? Wahrscheinlich nicht. Eher sagt man, dass die Gekränkten das irgendwie verdienen. Sie seien verkommene Menschen, AFD-Anhänger oder ähnliches Pack. Und schon wird aus der Schuld ein Verdienst.



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