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Freigeisterhaus -> Kultur und Gesellschaft

#481:  Autor: ShadaikWohnort: MG BeitragVerfasst am: 28.10.2010, 10:16
    —
Nach dem Unfug im ersten Absatz (Klonen=Sklaverei) und der gradezu bösartigen verkürzung der europäischen Geschichte auf zwei Personen fühle ich mich nicht sonderlich stark veranlasst, auch noch die restliche Sprachgeschwulst zu betrachten.

#482:  Autor: satscheWohnort: Südhessen BeitragVerfasst am: 28.10.2010, 22:14
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Shadaik hat folgendes geschrieben:
Nach dem Unfug im ersten Absatz (Klonen=Sklaverei) und der gradezu bösartigen verkürzung der europäischen Geschichte auf zwei Personen fühle ich mich nicht sonderlich stark veranlasst, auch noch die restliche Sprachgeschwulst zu betrachten.


Bösartig sind dein Interpretationen
Klonen = Sklaverei? Steht das da so??
Europäische Geschichte? Steht das da so??
Die Gründe für dein Entstellungen möchte ich gar nicht wisse...

#483:  Autor: Baldur BeitragVerfasst am: 29.10.2010, 00:02
    —
Hmm. Ich finde es auch nicht sehr gelungen. skeptisch

#484:  Autor: ShadaikWohnort: MG BeitragVerfasst am: 29.10.2010, 11:22
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satsche hat folgendes geschrieben:
Shadaik hat folgendes geschrieben:
Nach dem Unfug im ersten Absatz (Klonen=Sklaverei) und der gradezu bösartigen verkürzung der europäischen Geschichte auf zwei Personen fühle ich mich nicht sonderlich stark veranlasst, auch noch die restliche Sprachgeschwulst zu betrachten.


Bösartig sind dein Interpretationen
Klonen = Sklaverei? Steht das da so??

Ja:
Zitat:
Sklaverei sieht heutzutage nur anders aus und trägt bisweilen andere Namen: darunter Organhandel, Klonen, das Staatsmonopol für Sterben und Tod...


Zitat:
Europäische Geschichte? Steht das da so??

Nun gut, Einigungsprozess = Napoleon, Hitler und die EU.
Auch nicht viel besser.

Zitat:
Die Gründe für dein Entstellungen möchte ich gar nicht wisse...
Warum nicht?, das ist doch die interessanteste Frage von allen!

#485: Dankrede von Reinhard Jirgl Autor: dAdAmaiWohnort: Bonn Bad Godesberg BeitragVerfasst am: 01.11.2010, 10:25
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Zitat:
Georg Büchner gelangte zu seiner grandiosen Literatur auch, weil er gerade nicht auf das "System Literatur" zuschrieb. Ob Arbeiten über Schädelnerven, über das Nervensystem der Barben, über die Tat des Woyzeck oder das Leben des Dichters Lenz, ob wissenschaftliches oder literarisches Arbeiten: Das eine befördert das andere und in allem derselbe Gestus mit demselben Instrument: die Versuchsanordnung und das Skalpell des Atheismus. Das Ziel: Erkenntnis der unvollkommensten Geschöpfe aller Welten, der irdischen. Diagnose: immer wieder Schmerz. Therapie: Wo der Schmerz des Menschen Zentrum besetzt, wird einem Gott, dem erklärten Schöpfer dieses Menschen und dieses Schmerzes, das Wort entzogen; Gott ist für tot zu erklären, sein Totenschein die Literatur.


Nun, das hat mich neugierig gemacht und so habe ich mir »Die Stille« gekauft.

#486:  Autor: stephendaedalusWohnort: Rheinhessen BeitragVerfasst am: 01.11.2010, 18:15
    —
Empfehlung:

The Biological Evolution of Religious Mind and Behaviour

Herausgeber: Voland, Eckart, Schiefenhövel, Wulf . The Frontiers Collection 340 S. 20 SW-Abb., 5 Farbabb., 10 Duoton-Abb., 5 Farbabb., 10 SW-Zeichn. 235 mm 670g , in englischer Sprache.
2009 Springer, Berlin
ISBN 3-642-00127-0
ISBN 978-3-642-00127-7 | KNV-Titelnr.: 22337592


http://www.buchkatalog.de/kod-bin/isuche.cgi?navigaktiv=ja&dbname=Buchkatalog&lang=deutsch&uid=KNO-01112010-171205882-005308&location=Profisuche&aktion=start

Leider: 75 Euronen - warum sind gute Bücher nur so teuer ... Böse

Detailinfos und "Blick ins Buch" sind bei Buchkatalog möglich.

Stefan

#487: Symposiumsband: Akzeptanz der Evolutionstheorie Autor: stephendaedalusWohnort: Rheinhessen BeitragVerfasst am: 25.11.2010, 21:55
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Graf, Dittmar (Hrsg,) (2010)
Evolutionstheorie – Akzeptanz und Vermittlung im europäischen Vergleich.

Springer – Heidelberg etc.
ISBN 978-3-642-02227-2
164 S., kartoniert (neudeutsch softcover), 29.95€

Ein überaus empfehlens- und lesenswerter Band mit Beiträgen eines Symposiums im Darwin-Jahr 2009, herausgegeben von dem Biologiedidaktiker Prof. Dittmar Graf (Dortmund) mit Beiträgen verschiedener Autoren (u.a. Vollmer und Junker). Der europäische Vergleich schließt die Türkei ein - ein sehr interessanter Aspekt.



Nähere Infos beim Verlag (mit downloads):
http://www.springer.com/life+sciences/e ... 42-02227-2



Stefan

#488:  Autor: pera BeitragVerfasst am: 05.12.2010, 20:42
    —
Die Musik der Primzahlen

Autor: Marcus du Sautoy
Verlag: DTV
ISBN: 978-3-423-34299-5

Eine empfehlenswerte Lektüre, wenn der Leser nicht Mathematiker ist. (Wenn ja, wird er kaum etwas Neues erfahren)
Gut lesbar, ohne großartige Berechnungen. Historische Entwicklung der Zahlentheorie. Und es gibt einen Einblick in die Schönheit und Eleganz der Mathematik, also für alle, die wissen möchten was an der Mathematik so faszinierend sein kann.

#489:  Autor: mondkalbnaturWohnort: Wien/Paderborn BeitragVerfasst am: 10.01.2011, 23:13
    —
hat jemand den emil cioran gelesen ?
ist er wirklich so hart wie sein m suggerieren will?
können auch zartbesaitete, die bei dem gedanken an schwarze löcher und die ausdehnung vom raum
schweißausbrüche kriegen, ihn lesen?
darf man als mensch mit bröckligem selbst sich an sowas herantrauen?
hab ja gelesen, dass er wirklich garnicht hilft, wenn man auch von positivem angezogen ist bzw.
sich in diesem bereich geborgener fühlt
selbstverstümmelung ?
krankhaft ?

#490:  Autor: pera BeitragVerfasst am: 22.01.2011, 20:29
    —
Thomas Wieczorek
Die verblödete Republik
Knaur

Ist zwar schon 2009 erschienen, aber gut.

#491:  Autor: Baldur BeitragVerfasst am: 14.02.2011, 16:38
    —
Jetzt bei Zweitausendeins (2001):

Wilkinson & Pickett - Gleichheit ist Glück

Zitat:
Was Ungleichheit aus den Menschen macht. Richard Wilkinson und Kate Pickett erklären, warum gerechte Gesellschaften für alle besser sind. Nur bei uns. „Vielleicht das wichtigste Buch des Jahres“ (The Guardian). Ungleichheit, so wollen uns Wirtschaftsexperten einreden, ist eine gute Sache: Sie fördert den Wettbewerb und animiert die Einzelnen zu mehr Leistung. Die weniger Betuchten versuchen so zu werden wie die Begüterten, und die Tüchtigen geben den Takt vor. In einer freien Wirtschaft entfalten sich durch diesen Wettbewerb die produktivsten Kräfte. Und wo die Wirtschaft boomt, geht es allen gut. Wirklich? „Eines der 10 wichtigsten Bücher der letzten 10 Jahre“ (New Statesman). Bereits in der 3., erweiterter Auflage. 4. Auflage in Vorbereitung.


Gleichheit ist Glück. „Eines der 10 wichtigsten Bücher der letzten 10 Jahre“. Nur bei uns.

Süddeutsche Zeitung: Sachbuch des Monats Mai, 2010.

Im Internet taucht der Titel überall auf, die FDP kritisiert es, die Linken loben es, Warren Buffet und IMF-Chef Strauss-Kahn benutzen seine Argumente. Es werden inzwischen Vorträge von Professoren gehalten, die nur das Buch zum Inhalt haben. Auf dem WEF ist das Thema Ungleichheit das Top-Thema.

Financial Times Deutschland meldet: "Krank vor Ungleichheit: In Ländern mit starkem Einkommensgefälle leiden selbst Reiche mehr als sonst. Fand die Britin Kate Pickett heraus - und sprengte damit ein altes Ökonomendogma."

#492:  Autor: zelig BeitragVerfasst am: 18.02.2011, 20:25
    —
Heute im Feuilleton der SZ eine vielversprechende Besprechung von



Sollte das Buch so gut sein wie die Besprechung, die leider noch nicht online steht, kann man es wärmstens empfehlen.

#493:  Autor: stepWohnort: Germering BeitragVerfasst am: 18.02.2011, 20:29
    —
zelig hat folgendes geschrieben:
Sollte das Buch so gut sein wie die Besprechung, die leider noch nicht online steht, kann man es wärmstens empfehlen.

Ja, die Rezension hat mir auch gefallen. Hoffentlich isses nicht so christlich Auf den Arm nehmen

#494:  Autor: zelig BeitragVerfasst am: 18.02.2011, 20:38
    —
step hat folgendes geschrieben:
zelig hat folgendes geschrieben:
Sollte das Buch so gut sein wie die Besprechung, die leider noch nicht online steht, kann man es wärmstens empfehlen.

Ja, die Rezension hat mir auch gefallen. Hoffentlich isses nicht so christlich Auf den Arm nehmen


Mir wäre es gleichgültig, wenn es atheistisch ist. Hauptsache so aufklärend wie angekündigt. ; )

#495:  Autor: Marcellinus BeitragVerfasst am: 18.02.2011, 20:49
    —
Baldur hat folgendes geschrieben:
Jetzt bei Zweitausendeins (2001):
Gleichheit ist Glück. „Eines der 10 wichtigsten Bücher der letzten 10 Jahre“. Nur bei uns.

Süddeutsche Zeitung: Sachbuch des Monats Mai, 2010.

Im Internet taucht der Titel überall auf, die FDP kritisiert es, die Linken loben es, Warren Buffet und IMF-Chef Strauss-Kahn benutzen seine Argumente. Es werden inzwischen Vorträge von Professoren gehalten, die nur das Buch zum Inhalt haben. Auf dem WEF ist das Thema Ungleichheit das Top-Thema.

Financial Times Deutschland meldet: "Krank vor Ungleichheit: In Ländern mit starkem Einkommensgefälle leiden selbst Reiche mehr als sonst. Fand die Britin Kate Pickett heraus - und sprengte damit ein altes Ökonomendogma."

Wobei zB die japanische Gesellschaft, die hier als Beispiel angeführt wird, nun alles ist nur nicht eine ohne oder mit nur geringer sozialer Ungleichheit. Und selbst die skandinavischen Gesellschaften sind keine ohne Hierarchien, nur vielleicht mit weniger Einkommensgefälle als die USA, aber dazu gehört ja auch nicht viel. Für Ungleichheit findet man also viele Beispiele, für Gleichheit natürlich kein einziges. Daher ist der Titel des Buches für sich genommen eine ziemlich steile These.

#496:  Autor: satscheWohnort: Südhessen BeitragVerfasst am: 18.02.2011, 22:07
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zelig hat folgendes geschrieben:
Heute im Feuilleton der SZ eine vielversprechende Besprechung von



Sollte das Buch so gut sein wie die Besprechung, die leider noch nicht online steht, kann man es wärmstens empfehlen.


Patrick Bahners, ist Feuilletonchef der FAZ!

Die FAZ druckt am morgigen Samstag unter der Überschrift „Erdogans Ghostwriter“ einen Verriss von Thilo Sarrazin!!

#497:  Autor: Eklatant BeitragVerfasst am: 24.03.2011, 20:53
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zelig hat folgendes geschrieben:
Heute im Feuilleton der SZ eine vielversprechende Besprechung von



Sollte das Buch so gut sein wie die Besprechung, die leider noch nicht online steht, kann man es wärmstens empfehlen.


Ich habe dieses Buch bis 120 durch.
Vor allem so ab Seite 100 wird es interessant, da wird erläutert der männliche Sexualtrieb sei zerstörend und eine Kompensation durch gewilltes Auftreten verhüllter Frauen böte dann quasi Einhalt.
Außerdem sei es unverständlich, dass man "Weltliche Popanz" über "göttliches Gesetz" stellen wolle, die zu Teilnahmslosigkeit und Verantwortungslosikeit führe, wie man so sehen könne. Der Gesellschaft würde ein Mehr an Gott in der Öffentlichkeit auch gut tun. usw. usf.

Sowas liest man sonst nur im Katholenblättchen Lachen

#498:  Autor: satscheWohnort: Südhessen BeitragVerfasst am: 24.03.2011, 23:44
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Also ist der Autor doch auf das Christentum fixiert?

Dann gebe ich das Geld besser für den unglaublichen „Plot“ „Tiger Tiger“ aus

http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,749899,00.html

#499:  Autor: Navigator2 BeitragVerfasst am: 26.03.2011, 11:00
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Barnes hat folgendes geschrieben:
Gerd Schultze-Rhonhof
"Wozu noch tapfer sein?"

eine differenzierte betrachtung unserer gesellschaft und ihres im wandel befindlichen wertesystems; wunderbar zu lesen: ehrlich und zutreffend!


Achherrjeh,..... das Buch "Wozu noch tapfer sein" kenne ich nicht, aber Gerd Schultze-Rhonhof stinkt!

Das ist der Typ, der auch das Buch: "Der Krieg, der viele Väter hatte" geschrieben hat.

Darin wird die Kriegsschuld Deutschlands am 2.Weltkrieg relativiert. Der Typ ist ein elender Nazilügner und Geschichtsfälscher Traurig

nv.

#500:  Autor: TelliamedWohnort: Wanderer zwischen den Welten BeitragVerfasst am: 28.03.2011, 15:25
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Dagmar von Gersdorff: Caroline von Humboldt. Eine Biographie. Insel Verlag, Berlin 2011, 298 Seiten, zahlreiche Abbildungen.


Die Zahl ihrer Bücher dürfte ein Dutzend schon überschritten haben. Dagmar von Gersdorff (geb. von Forell, 1938) schrieb zunächst Kinderbücher, die auch ins Türkische übersetzt wurden, als Kunstwissenschaftlerin veröffentlichte sie Alben über Kinderbildnisse und Pferde in der Kunst.
Es folgten die für ein breites, in seiner Mehrheit weibliches Lesepublikum von Interessentinnen der „Sattelzeit“ (jetzt mal abweichend von R. Koselleck: um 1780 bis 1840) gedachten Biographien. Sie porträtiert Goethes Geliebte Lili Schönemann, Marianne von Willemer und Ulrike von Levetzow, die Frau vom Stein ließ sie lieber aus. Sollte sich die These Ghibellinos bestätigen, die Herzogin Anna Amalia sei die große Liebe Goethes gewesen,
http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=1442183#1442183
hätte Dagmar von Gersdorff ein nicht ganz so großes Problem, wie die neueren Biographen der Frau vom Stein.

Dann gibt es Biographien von Goethes Mutter, Goethes Enkeln Walther, Wolfgang und Alma, der Sophie Brentano-Mereau, der Königin Luise (die im Jubiläumsjahr 2010 totbeschrieben wurde) und ihres Königsgemahls F. W. III., Bettina und Achim von Arnim und der Karoline von Günderrode, die sich 1806 erdolchte (Christa Wolf: „Kein Ort, nirgends“, 1979). Eher zur Gegenwartsliteratur zählt dann schon Marie Luise von Kaschnitz (1901-1974), als Schriftstellerin ohne Adelspartikel.

Dieses Schreiben wirkte sich auf den Stil aus, der routiniert und gefällig wirkt. Name folgt auf Name, der bei den Leserinnen immer wieder Wiedererkennungseffekte hervorrufen soll: "Ach das war doch die, die mit der Königin Luise ..." Allzu sicher ist sie sich bei der Datierung auch nicht immer: das Treffen Luises mit Napoleon in Tilsit lag 1809, als die Humboldts das Königspaar in Memel aufsuchte ("Unser Dämel sitzt in Memel", sangen die Berliner Jungen), nicht vor ihr, sondern hinter ihr, im Jahr 1807.

Nun also noch einmal Caroline von Humboldt (1766-1829), die im westfälischen Minden geboren wurde, jedoch in meiner Heimatstadt Erfurt aufwuchs.
Die im Eichborn-Verlag erschienene Doppelbiographie des Ehepaares Caroline und Wilhelm von Humboldt aus der Feder von Hazel Rosenstrauch kennt D. v. Gersdorff zwar, doch geht sie an keiner Stelle darauf ein.
http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=1320319#1320319

Auf die Problematik der Juden, die die in der Emigration geborene Hazel Rosenstrauch naturgemäß mehr beschäftigen muss – Caroline wetterte gegen den Landerwerb durch Juden, Wilhelm setzt sich für ihre Gleichstellung ein – verweist D. von Gersdorff eher am Rande, das ist nicht ihr großes Thema (S. 174).

Die 1810 gegründete Humboldtsche Universität mit ihrem Bildungsanspruch, der nach 2002 durch das nach amerikanischem Vorbild auch in Deutschland eingeführte Bachelor- und Mastersystem – Bildungshäppchen im Schnelldurchlauf zu verbilligten Preisen – von der sozialdemokratischen Ministerin Bulmahn im Interesse von Wirtschaftskreisen gegen alle Bedenken endgültig der Garaus gemacht wurde, kommt ebenfalls nur am Rande vor. Caroline von Humboldt unterstützte ihren Mann bei den Bildungsreformen.

Wiederum ist das Thema, das Dagmar von Gersdorff am meisten beschäftigt, die Leidenschaft der Ehepartner für jeweils weitere Geliebte – bei Wilhelm von Humboldt war es Johanna von Motherby (die dann den teutsch-eifernden Ernst Moritz Arndt erwählte), bei Caroline gleich eine ganze Reihe von Partnern (v. Burgsdorff, v. Schlabrendorff, Arzt Koreff) – die auch körperlichen Ausdruck fand, jedoch von beiden völlig toleriert wurde. In der bildungsbürgerlichen Welt, in der die Autorin aufwuchs, übt auch heute noch die Frage Faszination aus, wie es in dieser kleinen Welt von einigen hundert Gebildeten in Weimar, Jena, Berlin, Dessau, Darmstadt und Dresden, die einander fast alle persönlich kannten, möglich war, dass nicht nur die Ehefrauen, sondern auch die Ehemänner solche „Seitensprünge“ sang- und klanglos zu akzeptieren schienen.

Taten sie es wirklich, fragt sich die Autorin, oder schickten sie nur briefliche Verlautbarungen und litten stumm? Litt Wilhelm, der in seinen "Briefen an eine Freundin" den Patriarchen heraushängen ließ und sich durch die Unterstützung der bitterarmen Charlotte Diede das Recht herausnahm, die erfahrene Frau zu belehren, der sich nebenbei noch in Bordellen in Berlin und London herumtrieb, über seine dortigen Ausgaben Buch führte, und Phantasien von schweisstriefenden Fährfrauen und von gepeitschten Sklavinnen niederschrieb, wirklich unter der „Untreue“?

Dann noch eine Sache, die Dagmar von Gersdorff gar nicht stutzig zu machen scheint: Caroline verlor in Rom in kürzester Zeit vier Kinder nacheinander durch die Malaria, später folgten Todesfälle durch die Pocken. Als sie aber gesundheitlich jeweils nach diesen traumatisierenden Ereignissen zusammenbrach, war sie schon wieder schwanger, und wie, zum achten Mal, zum zehnten Mal...

Immerhin war Wilhelm von Humboldt für das Bildungsbürgertum eine, wenn nicht die Symbolfigur des "Neuhumanismus". Merkte er in Hinblick auf seine Frau gar nichts, schwängerte er sie wieder und wieder bei Null Verhütung, obwohl er sie damit in Lebensgefahr brachte?
Na ja, das eine oder andere Kind war vielleicht nicht von ihm ("Gerade der ist von mir!"- alter Witz), aber er hätte doch trotzdem merken müssen, wie es um seine Frau stand.

Hat der kranke Schiller zwar auch gemacht, aber Charlotte litt nicht darunter, und mit 46 Jahren war er bereits tot.
Vor zweihundert Jahren herrschten eben doch noch andere Gewohnheiten.

#501:  Autor: Murphy BeitragVerfasst am: 02.05.2011, 06:03
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Zur Odysse: Die Rinder des Helios

sage mir, muse, wie ich das jetzt hinkriegen soll..."doch wie eifrig er strebte, die freunde rettet' er nicht, denn sie bereiteten selbst durch missetat ihr verderben. toren! die die rinder des hohen sonnenbeherrschers schlachteten, und siehe: der gott nahm ihnen den tag der zurückkunft"

ich habe mich oft gefragt, was das für besondere rinder seien, vor denen odysseus seine gefährten ausdrücklich warnt, weil ihm geoffenbart worden ist: sie gehören dem helios und dürfen unter keinen umständen angetastet werden, der gott nähme ihnen sonst die heimkehr. die leute sind gestrandet und kommen irgendwie nicht von der insel weg, die vorräte sind bald verbraucht und alle leiden großen hunger, es gibt diese rinder auf der insel, aber odysseus bleibt stur und verbietet ausdrücklich sie zu schlachten. es kommt natürlich anders: als der leidengeübte einmal unterwegs ist fallen seine gefährten über die tiere her, schlachten und essen sie und odysseus ist am ende wirklich der einzige überlebende.

was sollen diese rinder symbolisieren? meine idee: man muss diese stelle der odysse betrachten wie das negativ eines bildes. die leute sind in großer not und essen was da ist, das ist nichts schlimmes, nichts unnatürliches. nur odysseus beharrt auf seiner göttlichen eingebung und enthält sich strikt, angesichts der drohenden gefahr des verhungerns eine ziemlich absurde haltung.

wenn es den einen homer gab und er ein blinder sänger war, dann dürfte er das leben eines landstreichers gekannt haben, wirkend geschildert wird das leben eines herumtreibers in der odysse allemal, und vielleicht reflektiert er es in seinem werk, fragt sich, wie so ein gammler aus ihm werden konnte, wo doch alle etwas vernünftiges machen.

sehen wir also die geschichte verkehrt herum: odysseus ist im irrtum, er beharrt auf etwas unsinnigem, er ist stur, sogar gegen sich selbst, erträgt sogar lieber seinen hunger als gegen ein, wie er meint, göttliches gebot zu verstossen.

an diesem punkt in der odyssee treffen sich dich dichtung und faktum: hier die idealistische vorstellung des odysseus, der das große ganze im sinn hat und seinen vorstellungen folgt, dort seine freunde, die auf das nächstliegende vernünftigste schauen, dafür aber alle restlos untergehen. es ist der versuch der mitmenschen zum naheliegendsten und besten zu raten und die stete ablehnung davon, die odysseus zu einem einsamen wanderer machen.
aber vielleicht kann er gar nicht anders: ich glaube er ist gerade auf nahrungssuche, als die gefährten über die rinder herfallen, er ist aktiv geworden, seine vorstellung treibt ihn zu neuen ideen, er sucht alternativen und geht seinen weg zu ende.

nicht das göttliche gebot also und dessen übertretung stehen in dieser geschichte im vordergrund, so ist man verleitet es aus der sicht des helden zu sehen, sondern die menschen, die ganz rational raten und handeln. und die sturheit eines einzelnen, der unbeirrbar seinen eigenen weg geht und dafür alle seine gefährten verliert, seinen langen weg zu sich nach hause erzählt uns die odyssee.

ich hoffe ich konnte mich irgenwie halb verständlich ausdrücken, was gibts noch zu sagen? drauf gekommen bin ich wegen den pferdewetten im ulysses, vielleicht stehen die für die rinder des helios, ich hab das nicht so ganz mitgekriegt, aber bloom gewinnt doch irgendwie und er ist der einzige der sich irgendwie nicht darum kümmert - aber das war nur so ein gedanke. und warum rinder? weil rindfleisch lässt man erst ein bisschen angammeln, dann schmeckt es am besten, anderes fleisch wird schlecht, man macht es also genau umgekehrt wie beim anderen fleisch, das man möglichst frisch genießt, vielleicht muss man also auch die geschichte genau umgekehrt sehen, nicht dem helden, sondern den nebenfiguren folgen.

dachte ich schreib das jetzt hier rein, mir war grad danach.

#502: Faszinierede Stadtgeschichte(n) Autor: HiobHolbach BeitragVerfasst am: 26.06.2011, 14:44
    —
Mit „Kölns kleine Leute“ ist es Klaus Schmidt wieder einmal auf wunderbare Weise gelungen, Geschichte lebendig zu machen.
Zum Autor und dessen Publikationen: http://de.wikipedia.org/wiki/Klaus_Schmidt_(Historiker)
Schmidts Portraits beginnen im Mittelalter und lassen ganz überwiegend uns bisher unbekannte Menschen auferstehen. Viele von ihnen lebten unter kaum noch vorstellbaren Bedingungen und hatten von Tag zu Tag um ihr Überleben zu kämpfen. Dabei fällt auch viel Licht bzw. Schatten auf die Obrigkeit, und man braucht nicht lange zu rätseln, auf wessen Seite der Verfasser steht. Aber auch einigen unbekannten Schurken werden kleine Denk- bzw. Mahnmäler gesetzt. Angenehm ist dabei, dass Schmidt sich sehr zurückhält und die vielen kurzen Geschichten für sich sprechen lässt. Und die sind zu einem großen Teil herzergreifend. Zum Beispiel, wenn 1431 zwei Menschen verleumdet und zur „Wahrheitsfindung“ fürchterlich gefoltert werden. Nachdem der Verleumder ebenfalls gefoltert wird, verzeihen sie dem nunmehr Geständigen und verzichten auf ein (todbringendes) Gerichtsurteil. Es fehlt aber auch nicht an amüsanten Berichten über diverse Lebenskünstler, denn Köln ist ja bekanntlich ein besonders reichhaltiges „Biotop für Bekloppte“. Schön ist auch zu lesen, was einige Menschen unternommen haben, um die Lebensbedingungen in Köln zu verbessern.
In seinem interessanten Nachwort zitiert Martin Stankowski am Schluss den Kabarettisten Matthias Beltz, der meinte, es sei nicht so wichtig, sich darum zu kümmern, wo der Mensch herkommt und wo er hingeht, sondern zu fragen: „Was macht er in der Zwischenzeit?“.Und davon erfährt man viel bei Schmidts alternativer Stadtführung. Interessant ist ja auch die Frage: „Was hinterlässt der Mensch?“. Klaus Schmidt wird u.a. ein faszinierendes Köln-Buch hinterlassen, dass man nicht nur Kölnern und Kölnerinnen wärmstens empfehlen kann.
Und das sage ich als Düsseldorfer.

#503:  Autor: TelliamedWohnort: Wanderer zwischen den Welten BeitragVerfasst am: 02.08.2011, 16:18
    —
Johannes Willms: Talleyrand. Virtuose der Macht 1754-1838. Eine Biographie. C. H. Beck Verlag, München 2011. 384 S.

Fünf verschiedenen Staatsordnungen in Frankreich diente Charles-Maurice Talleyrand als Leiter der auswärtigen Politik: der Revolutionsregierung, dem Konsulat, dem Kaiserreich Napoleons I., der wiederhergestellten Macht der Bourbonen unter Louis XVIII. sowie dem Königreich Louis Philippes von Orléans. Vierzehn Amtseide hat er abgelegt.
Wie sein von Stefan Zweig porträtierter Gegenspieler und zeitweiliger Verbündeter Joseph Fouché, Polizeiminister mehrerer Regimes, war er ursprünglich Geistlicher – Fouché Oratorianermönch und Veranstalter von Massenexekutionen mit Schrotkugeln in Lyon, Talleyrand Bischof von Périgord, der 1790 dazu aufrief, die Besitztümer der Kirche zu nationalisieren und die Geistlichkeit als Besoldete in den Dienst des Staates zu stellen.

Kein Wunder, dass die beiden als Prototypen des "Verräters" angesehen wurden. Talleyrand war der auf äußeren Pomp Bedachte, der Raffgierigere von beiden.

Wegen eines Klumpfußes seit seiner Kindheit behindert, der wahrscheinlich durch eine Poliomelitis-Infektion hervorgerufen worden war, war Talleyrand von seinen Eltern zum Geistlichen bestimmt worden. Der mit einem schweren Ornat behängte und auf der Treppe strauchelnde Bischof raunt während der Revolutionsfeier auf dem Marsfeld in Paris im Juli 1790 zu Lafayette: „Bringen Sie mich jetzt ja nicht zum Lachen!“

Geistvolle Sprüche hat Talleyrand hinterlassen. Einem jungen Diplomaten legte er ans Herz: "Junger Mann, zeigen Sie niemals Eifer!"

Als Freund der Frauen mit einem Harem huldigte er der platonischen Liebe.

Nach seiner Napoleon-Biographie von 2005 hat der Journalist Johannes Willms (geb. 1948) in atemberaubender Geschwindigkeit ein Buch nach dem anderen zur französischen Geschichte herausgegeben, über Napoleon auf St. Helena (2007), Balzac (2008), Napoleon III. (2008), den Frankreich-Band der Reihe „Die Deutschen und ihre Nachbarn“ (2009) sowie die Biographie Stendhals (2010).
Diese Geschwindigkeit tut nicht besonders gut. Der Verlag hat wohl das Lektoratslesen aufgegeben. Es wimmelt von Flüchtigkeitsfehlern und falschen Bezügen. Willms widmet sein Buch seinen Pariser Freunden. Dass er sich vor allem auf französischsprachige Literatur stützt, rächt sich irgendwann. Niemand zwingt ihn, den Preußenkönig immer als „Wilhelm III.“ zu bezeichnen, der nun mal überall in der Literatur „Friedrich Wilhelm III.“ heißt.

Die Persönlichkeit Zar Alexanders I., neben dem verschlossenen Talleyrand die andere „Sphinx“, mit dem Talleyrand seit dem Treffen von Erfurt
http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=1146367#1146367

gegen Napoleon und angeblich „Für Frankreich“ kollaborierte, bleibt Johannes Willms weitgehend verschlossen, weil er die nichtfranzösische Spezialliteratur fast völlig außer acht lässt.

Willms übersieht ungnädig die 1950 in deutscher Übersetzung erschienene Talleyrand-Biographie des russischen Historikers Evgenij Tarlé (1875-1855), der noch aus guter alter Schule war und unter Stalin gemaßregelt wurde. Man kann sich ja mal eine marxistische Erklärung für das Phänomen Talleyrand zu Gemüte führen: Die Interessen der nach der Revolution zum Zuge gelangten Handels- und Finanzkapitalisten sowie der zunehmend kapitalistisch wirtschaftenden Agrarproduzenten waren auf günstige Rahmenbedingungen gerichtet, so viel liberale Freiheiten für die Kapitalverwertung wie möglich, sichere Grenzen Frankreichs und Expansionsdrang höchstens noch in Übersee und in den Kolonien. Talleyrand entsprach ihnen im vollen Maße, darin liegt ein Element der Kontinuität in seiner Politik. Willms vernachlässigt über den politischen Aktionen und Intrigen Talleyrands völlig die Wirtschaft.

Mit Talleyrand ist schließlich die Politik eines nationalen Ausgleichs nach 1814 verbunden. Der zwanzigjährige Bürgerkrieg musste sein Ende finden. Frankreich brauchte nach dem schweren Aderlaß durch die Kriege Napoleons und der Rückkehr der Bourbonen eine Politik der "Versöhnung", sprich der Einbeziehung der gestürzten Eliten. Diese Politik konnte in vielen Zügen vorbildhaft sein, Ludwig XVIII konnte nicht mehr regieren wie bisher, die meisten Mitstreiter Napoleons erhielten eine zweite Chance und sannen nicht mehr auf Rache.

Nach 1975 gelang in Spanien diese Politik, nach 1989 in Südafrika, wenn sie auch ihren Preis forderte. In Deutschland scheiterte sie wegen der Siegermentalität des bräsigen Oggersheimers, des erschossenen Bankiers R., seiner mit eisernem Besen den Wegelagerern den Weg bereitenden Nachfolgerin B.B. und seines von ihm begünstigten salbadernden moralapostolischen Pfaffen G.

#504:  Autor: Murphy BeitragVerfasst am: 03.09.2011, 23:54
    —
Wer MobyDick lesen möchte tut gut daran ein passendes Buchformat zu wählen. Es geht um Wale.

#505:  Autor: River QueenWohnort: Ochrasy BeitragVerfasst am: 04.09.2011, 00:26
    —
Sargnagel hat folgendes geschrieben:
Wer MobyDick lesen möchte tut gut daran ein passendes Buchformat zu wählen. Es geht um Wale.


Heute im Zug saß ein schnuckeliger Mann neben mir. Der hatte auch ein großes Buch. Das hieß "Die Welt der Seehunde" oder so ähnlich und da waren ganz viele Bilder von Seehunden drin und er hat ganz viel mit Textmarker angestrichen.

Das war vielleicht niedlich. Sehr glücklich

#506:  Autor: AhrimanWohnort: 89250 Senden BeitragVerfasst am: 04.09.2011, 11:15
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Sargnagel hat folgendes geschrieben:
Wer MobyDick lesen möchte tut gut daran ein passendes Buchformat zu wählen. Es geht um Wale.

Toll, daß du das auch schon gemerkt hast. Und daß du's gleich weißt: Goethes "Faust" hat nichts mit Boxkampf zu tun.

#507:  Autor: ShadaikWohnort: MG BeitragVerfasst am: 04.09.2011, 13:43
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Sargnagel hat folgendes geschrieben:
Wer MobyDick lesen möchte tut gut daran ein passendes Buchformat zu wählen. Es geht um Wale.
Nicht wirklich, aber es kommen Wale drin vor, ja.
Es geht um Obesession.

#508:  Autor: KikiWohnort: Ulm BeitragVerfasst am: 05.09.2011, 14:21
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Jetzt kein bestimmtes Buch, aber eine Webseite möchte ich euch empfehlen. Für die, die mal auf der Suche nach einem Geschenk für Nichten/Neffen, Enkel, eigene Kinder, whatever, sind: Bücherkinder

#509:  Autor: Lord SnowWohnort: Würzburg BeitragVerfasst am: 23.10.2011, 13:39
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Gibt es eigentlich Bücher die theologische Auslegungen bekannter (Schlüsel-)Personen aus der Vergangenheit zu verschiedenen Themen behandeln? Zum Beispiel Rechtfertigungen zur Ketzerpolitik oder gegenüber Juden, Behandlung Andersgläubiger, Politik bei Eroberungen von fremdem und andersgläubigem Territorium.

#510:  Autor: Murphy BeitragVerfasst am: 27.11.2011, 20:35
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Odyssee - Die Sirenen

So nahe stand es vor Augen, erst jetzt offenbart es sich mir. Das selbe Bild wie oben bei den Rindern des Helios, es gleicht vieles der Entstehung dieser ersten Deutung, die so fehl am Platz eine Buchempfehlung sein wollte.

Odysseus war gewarnt, Kirke nannte ihm die Sirenen als eine aus einer ganzen Reihe zermürbender Gefahren an deren Ende die Heimkehr eines Einzelnen steht. Ich glaube das walkthrough steht auch schon bei kirke, relativ sicher wiederholt sich, die womöglich rhapsodischen Vortrag geschuldete präzise Anleitung. Alle stopfen sich Wachs in die Ohren, Odysseus wird am Mast festgebunden und wenn er verlangt ihm die Bande zu lösen, dann schlingt die Mannschaft sie nocheinmal enger.

Man sieht es wirklich erst wenn man vorüber ist: Die Parallelen zur Heliosrinder-Situation müssten sofort ins Auge stechen: Einer in der Mitte, alle anderen zwar mit ihm aber das Wachs in den Ohren trennt sie wie später der Ungehorsam, einer allein in der Mitte von Vielen. Und noch aussichtsloser scheint diesmal das Vorhaben das zu vermitteln was dort das Schicksal hier das Privileg bedeuten.

Man fragt sich wie nahe sie waren, sah die Mannschaft die Sirenen, war sie nur unbeteiligt oder abgestoßen? Odysseus jedenfalls muss es gefallen haben, er verlangt tatsächlich man möge ihn lösen und weil der Plan schon abgesprochen war, binden sie ihn fester. Weiter passiert eigentlich gar nix, glaube ich.

Bei den Sirenen ebenso wie bei den Rindern des Helios scheitert die Verständigung, der herrliche Dulder klar im Abseits, nicht nur dass er es weiter schafft als die anderen, er kriegt dabei auch noch mehr mit, manche sahen darin europäischen Forschergeist. Ich habe nicht den Eindruck das zu diesem Zeitpunkt noch von Neugier und Erlebnisdrang getrieben wird. Kirke sagt wie's gemacht wird, er macht's, hier mitten zwischen dem ganzen Ärger entwickelt sich irgendwo der Gedanke es einfach nur noch hinter sich zu bringen.

Komm du großer Ruhm der Achaier, vielbesungener Odysseus.

Odysseus sah, dass er seinen ganz ureigenen Weg genommen hatte, und sein edles Herz empfand sicher Trauer, das er diese Erfahrung weder teilen noch vermitteln konnte. unfähig irgendetwas zu tun, bewegungsunfähig, sein fast formelhafter ausruf bewirkt das genaue gegenteil von dem was er will. er vertraut der mannschaft, liefert sich ihr vollständig aus.

Ich versteh das nicht recht, aber ich will die sirenen heute auch gar nicht hören, mich interessiert momentan mehr warum der edle Laertiad schon wieder der außenseiter ist, was isoliert ihn inmitten der anderen? Schon das zweite Abenteuer, auch diesmal nicht in der Lage durch Tun oder Sprache die Gefährten vom vorgezeichneten Verlauf abzubringen, diesmal ist es die Rettung.

Wie das groß zu deuten ist, weiß ich nicht, mir gefallen aber auch verschiedene details. das motiv, des allein unter vielen, gebunden und als einziger der versuchung ausgeliefert. Aber auch der Gesang, dieses Mysterium das diese Klänge unwiderstehlich macht, die betonung des hörens als überwindung jedes widerstands.

Ich glaub nicht dass der edle Laertiad hier noch groß was erreichen oder beweisen wollte. Er verbrennt alles was nicht sein reines selbst ist, alles was nicht Heimkehr will.

allein unter vielen, der große dulder fast menschlich. zwischen dem skamandros und ithaka begegnet man doch noch so manchem, am ende vielleicht sich selbst.



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