Buchempfehlungen und Rezensionen/Kritik
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Freigeisterhaus -> Kultur und Gesellschaft

#511:  Autor: AlchemistWohnort: Hamburg BeitragVerfasst am: 12.12.2011, 12:28
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Ich glaube, dass ich mir das Buch zulegen werde...

http://hpd.de/node/12465

Zitat:
Warum ist die antike Kultur untergegangen? Wer war ihr Totengräber? Das Christentum, meint der Althistoriker Rolf Bergmeier, und bezichtigt damit eine Institution, die von vielen als Grundlage der abendländischen Kultur angesehen wird.

#512:  Autor: Lord SnowWohnort: Würzburg BeitragVerfasst am: 13.12.2011, 00:39
    —
Das hatte ich mir auch überlegt, sinnigerweise zu einem bestimmten, vom Christentum übernommenen Fest, bekomme ich einen Gutschein für ein Buchladen, da hol ich mir u.a. das! Lachen

#513:  Autor: Kival BeitragVerfasst am: 13.12.2011, 09:06
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Alchemist hat folgendes geschrieben:
Ich glaube, dass ich mir das Buch zulegen werde...

http://hpd.de/node/12465

Zitat:
Warum ist die antike Kultur untergegangen? Wer war ihr Totengräber? Das Christentum, meint der Althistoriker Rolf Bergmeier, und bezichtigt damit eine Institution, die von vielen als Grundlage der abendländischen Kultur angesehen wird.


Ich weiß ja nicht, klingt ein bisschen rom-verherrlichend. Kennt jemand diesen Bergmeier?

#514:  Autor: SkeptikerWohnort: 129 Goosebumpsville BeitragVerfasst am: 13.12.2011, 09:25
    —
Kival hat folgendes geschrieben:
Alchemist hat folgendes geschrieben:
Ich glaube, dass ich mir das Buch zulegen werde...

http://hpd.de/node/12465

Zitat:
Warum ist die antike Kultur untergegangen? Wer war ihr Totengräber? Das Christentum, meint der Althistoriker Rolf Bergmeier, und bezichtigt damit eine Institution, die von vielen als Grundlage der abendländischen Kultur angesehen wird.


Ich weiß ja nicht, klingt ein bisschen rom-verherrlichend.


Das habe ich auch gedacht. Irgend so eine Art Kult.

Kival hat folgendes geschrieben:
Kennt jemand diesen Bergmeier?


Nein.

#515: Was ich von ihm kenne - lohnt kaum der Verbreitung Autor: Religionskritik-WiesbadenWohnort: Wiesbaden BeitragVerfasst am: 13.12.2011, 09:49
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Kival hat folgendes geschrieben:
Kennt jemand diesen Bergmeier?


Jein,
ich habe mal einen recht seltsamen Vortrag von Ihm auf YouTube, den er glaube ich bei den Säkularen Humanisten gehalten hat, gesehen.

Er sieht wohl in der Geschichte mehr den Bruch - als den fließenden Wechsel. Hier die 'gute' Antike - dort das 'böse' Christentum. Dualistisch simpel - da hat es sich für mich dann auch erledigt.

Ihn kennt man auch nicht - weil er erst spät - als Rentner / Pensionär - Geschichte studierte.

#516:  Autor: Kival BeitragVerfasst am: 13.12.2011, 10:05
    —
Er ist also kein Althistoriker in dem Sinne, als dass er selber historische Forschung macht/gemacht hat, sondern er hat "nur" Geschichte studiert?

#517:  Autor: LandeiWohnort: Sandersdorf-Brehna BeitragVerfasst am: 13.12.2011, 10:09
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Also im Prinzip wie bei Nietzsche, der auch im Christentum den Hauptschuldigen am Niedergang seiner geliebten Antike gesehen hat. Ich denke, die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte, aber die üblichen Begründungen (Völkerwanderung, Dekadenz,...) erschienen mir noch nie besonders stichhaltig.

Nebenbei: Ich habe vor kurzen in Tunesien Urlaub gemacht und natürlich Karthago besucht. Gibt es eigentlich ein Buch, dass darüber spekuliert, wie die Welt nach einem Sieg Hannibals ausgesehen hätte (á la "For Want of a Nail")?

#518: Nachtrag und Ergänzung Autor: Religionskritik-WiesbadenWohnort: Wiesbaden BeitragVerfasst am: 13.12.2011, 10:26
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Kival hat folgendes geschrieben:
Er ist also kein Althistoriker in dem Sinne, als dass er selber historische Forschung macht/gemacht hat, sondern er hat "nur" Geschichte studiert?


Er ist Althistoriker, wenn ich mich recht entsinne - hat also in Mainz glaube ich Alte Geschichte studiert. Insofern käme er schon vom Fach.
Es ist aber schon ein Unterschied, ob jemand mit 70 auf 10 Jahre Facherfahrung zurückschaut, weil er erst mit 60 anfing oder mit 70 auf 50 Jahre, wenn er mit 20 anfängt.
Gerade im Fach Geschichte kommt mit jedem Jahr, in dem man forscht, mehr zu einem. Aber vielleicht irre ich mich auch total und der Knabe ist schon unentdeckterweise seit mehr als 50 Jahren im Geschäft.

#519:  Autor: Kival BeitragVerfasst am: 13.12.2011, 10:36
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Landei hat folgendes geschrieben:
Nebenbei: Ich habe vor kurzen in Tunesien Urlaub gemacht und natürlich Karthago besucht. Gibt es eigentlich ein Buch, dass darüber spekuliert, wie die Welt nach einem Sieg Hannibals ausgesehen hätte (á la "For Want of a Nail")?


Da war etwas... wenn ich es finde und dran denke, schreibe ich's hier.

@RKW

Ein Fach studiert zu haben heißt noch nicht besonders viel. In dem Interview ist jetzt aber schlecht zu erkennen, wie methodisch er zum Beispiel vorgeht. Ich habe aber auch sicher nicht vor, jetzt das Buch zu kaufen, um das herauszufinden.

#520:  Autor: TelliamedWohnort: Wanderer zwischen den Welten BeitragVerfasst am: 13.12.2011, 10:45
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Die Universitätsbibliotheken haben sich nicht beeilt, die Bücher Rolf Bergmeiers anzuschaffen.

http://www.gavagai.de/Buch/HHDB14.htm

Rolf Bergmeier: Kirchenkrise hausgemacht. Warum sich die Kirchen in Europa leeren und was sie dagegen tun könnten. Neuausgabe. Ulm: Historia, 2003, 434 S.

Diese Neuausgabe schaffte nur die Universitätsbibliothek Greifswald an.


Rolf Bergmeier: Kaiser Konstantin und die wilden Jahre des Christentums. Die Legende vom ersten christlichen Kaiser. Aschaffenburg: Alibri, 2010. 350 S.

Dieses Buch haben nur die Universitätsbibliotheken Hannover und Magdeburg angeschafft.

#521:  Autor: Ralf Rudolfy BeitragVerfasst am: 13.12.2011, 12:51
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Telliamed hat folgendes geschrieben:

Dieses Buch haben nur die Universitätsbibliotheken Hannover und Magdeburg angeschafft.

Ich wette, die Schwarten vom Ratzinger beschaffen alle.

#522:  Autor: AlchemistWohnort: Hamburg BeitragVerfasst am: 13.12.2011, 13:00
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Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
Telliamed hat folgendes geschrieben:

Dieses Buch haben nur die Universitätsbibliotheken Hannover und Magdeburg angeschafft.

Ich wette, die Schwarten vom Ratzinger beschaffen alle.


Wie Wiglaf einmal sagte:"Altpapier schon vor dem Druck!"

#523:  Autor: TelliamedWohnort: Wanderer zwischen den Welten BeitragVerfasst am: 13.12.2011, 15:26
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Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
Telliamed hat folgendes geschrieben:

Dieses Buch haben nur die Universitätsbibliotheken Hannover und Magdeburg angeschafft.

Ich wette, die Schwarten vom Ratzinger beschaffen alle.


Den 2011 erschienenen zweiten Band des Buches "Jesus von Nazareth. Teil 2: Vom Einzug in Jerusalem bis zur Auferstehung" haben bereits die Bibliotheken in:

Berlin (2), Braunschweig, Bremen, Erfurt, Flensburg, Göttingen, Greifswald, Hamburg (3), Hannover (3), Ilmenau, Jena, Kiel, Oldenburg, Osnabrück, Potsdam, Rostock, Schwerin, Vechta, Wolfenbüttel ... es werden garantiert noch mehr


zwinkern

#524:  Autor: Kival BeitragVerfasst am: 13.12.2011, 17:20
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Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
Telliamed hat folgendes geschrieben:

Dieses Buch haben nur die Universitätsbibliotheken Hannover und Magdeburg angeschafft.

Ich wette, die Schwarten vom Ratzinger beschaffen alle.


Die sind nun einmal faktisch relevant. Für Bibliotheken spielt nicht allein der Inhalt eines Buches eine Rolle.

#525:  Autor: satscheWohnort: Südhessen BeitragVerfasst am: 17.12.2011, 23:29
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AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben:
Kennt jemand die politischen Krimis von Wolfgang Schorlau http://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Schorlau Lohnt sich hier das lesen???


Ist vielleicht doch lesenswert, mir war der Autor bis jetzt unbekannt.

http://www.sopos.org/aufsaetze/4eea50cfbaaf0/1.phtml

http://www.schorlau.de/

#526:  Autor: AdvocatusDiaboliWohnort: München BeitragVerfasst am: 18.12.2011, 02:35
    —
satsche hat folgendes geschrieben:
AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben:
Kennt jemand die politischen Krimis von Wolfgang Schorlau http://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Schorlau Lohnt sich hier das lesen???


Ist vielleicht doch lesenswert, mir war der Autor bis jetzt unbekannt.

http://www.sopos.org/aufsaetze/4eea50cfbaaf0/1.phtml

http://www.schorlau.de/


Nachdem ich einige Bände gelesen habe, kann ich ihn auch von mir aus empfehlen (natürlich keine Hochliteratur, aber solide Krimis mit spannenden politischen Themen)

#527:  Autor: stepWohnort: Germering BeitragVerfasst am: 03.03.2012, 13:48
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Weiß nicht, ob wir die schon hatten, habe mir sie bestellt und werde später was dazu schreiben.

Neil Levy - How Luck Undermines Free Will and Moral Responsibility
http://www.amazon.de/Hard-Luck-Undermines-Moral-Responsibility/dp/0199601380

Norbert Hoerster - Muss Strafe sein?
http://www.amazon.de/Muss-Strafe-sein-Positionen-Philosophie/dp/3406629911

#528:  Autor: TelliamedWohnort: Wanderer zwischen den Welten BeitragVerfasst am: 27.03.2012, 08:58
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Erich Honecker: Letzte Aufzeichnungen. Für Margot. Mit einem Vorwort von Margot Honecker. Berlin 2012. edit: muß natürlich Neuerscheinung sein!

Das etwa 400 Blatt umfassende Manuskript der Gefängnisaufzeichnungen von Erich Honecker (1912-1994) befand sich im Besitz der in Chile lebenden Margot Honecker. Sie entschloß sich, den Text zur Veröffentlichung freizugeben, weil sie annahm, dass sich zwar die Gegner nicht mehr umstimmen ließen, jedoch jüngere Generationen heranwüchsen, die viel unbefangener seien, weil sie das alles nicht mehr bewußt miterlebt hätten. In dem Falle musste allerdings der Verlag „edition ost“ für Kommentare sorgen. Sie sind in ihrer Mehrzahl durchdacht und gelungen, wahren eine gewisse Objektivität. Ihre Autoren befinden sich völlig im Dunkeln, sind aber gut informiert.

Ich muß vorausschicken: Das Ehepaar Honecker hat nie verstanden, was es dem Volk angetan hat. Millionen Biographien wurden beeinflusst. Biographien abrupt abgebrochen und am Schluss stand die DDR-Bevölkerung in ihrer überwiegenden Mehrzahl nach der Herstellung der Einheit unvorbereitet da. Weder hat es in den Privathaushalten Computer gegeben, noch reichten die Englischkenntnisse aus. Wer noch mobil genug war, suchte sich dem neuen System anzupassen.

In den Briefen des ehemaligen Generalsekretärs an die Volksbildungsministerin der Jahre 1967 bis 1989, Margot Honecker, mischen sich die Ergebenheit in die fatalen Umstände eines todkranken Mannes im Gefängnis mit Altersweisheit, richtigen Einschätzungen von Persönlichkeiten und ihren Taten mit Anflügen von Wahnsinn, Altersstarrsinn und grotesker Realitätsblindheit. An einigen Stellen blitzt auf, daß sich auch tödliche und blutige Alternativen hätten eröffnen können.

Die russischen Ärzte hatten die Diagnose Leberkrebs aus Gehorsam gegenüber Jelzin verfälscht, so dass die Auslieferung Honeckers an die Bundesrepublik möglich wurde. Die Presse tobte und vermischte in gewohnter Weise Wahres mit Lügen und Gerüchten.

Im Gefängnis befand sich Honecker in einer vertrauten Situation, mit dem in der Zelle einsitzenden Sinto schloß das Oberhaupt eines von 138 Ländern anerkannten Staates sofort Freundschaft. Die Anwälte Friedrich Wolff und Ziegler agierten mit Geschick. Honecker sah sich einer Justiz gegenüber, die die NS-Blutrichter mit Hunderten von Todesurteilen straffrei ausgehen ließ, darunter Rehse, der einst Honecker, der zehn Jahre im Zuchthaus saß, selbst verurteilt hatte.

Ein unwürdiger Zustand, als niemand aus seiner ehemaligen Partei den schwerkranken Mann in der Wohnung aufnehmen wollte, was schließlich nur der Pfarrer Uwe Holmer vom 30. Januar bis 3. April 1990 in Lobetal fertiggebracht hatte. Vor dessen Haus versammelte sich eine von den Überschriften der Springerpresse mobilisierte drohende Menge.

Erich Honecker rief aus seiner Zelle dem anderen Erich (Mielke), den er lange nicht gesehen hatte, auf seinem Rundgang zu: „Rot Front!“ Der reagierte nicht, zum Teil bekam er wegen Demenz tatsächlich nichts mehr mit, zum Teil duckte sich der einst Allmächtige nur fort.

Elende Verräter waren für Honecker der 1. Sekretär von Berlin, Schabowski, vor 1989 der größte Scharfmacher im Politbüro und dröhnende Hardliner (der heute zur Wahl der CDU und die Wahrung christlicher Werte aufruft) und Werner Krolikowski, der die sowjetische Seite insgeheim über die Vorgänge im Politbüro informierte. Honecker verachtet den Maulhelden Gorbatschow und Jelzin, den Totengräber des Sowjetimperiums, hingegen waren ihm der langjährige Außenminister Andrej Gromyko und Romanov, die Leningrader Alternative zu Gorbatschow, vertraut und sympathisch. Grotesk seine Wertschätzung für Konrad Naumann, den Vorgänger Schabowskis, vor "Rotwein-Harry" Tisch der größte Säufer im Politbüro, der im fernen Equador starb.
Noch schärfer sein Gespräch mit Herbert Wehner, der zu ihm sagte: „Werde nie ein Renegat!“ Wehner hatte die halbe KPD-Führung an Stalin ausgeliefert und wurde von einem führenden KPD-Mann zu einem "Demokraten", ein Führer der SPD (so wie auch Ernst Reuter, der große "Demokrat", nach dem in Westberlin ein Platz benannt wurde, einst enger Vertrauter und Beauftragter Lenins für die Wolgakolonien der Deutschen war).-

Die Gruppe um Rolf Reißig, die mit einer SPD-Delegation unter Erhard Eppler („Wandel durch Annäherung“) angesichts der Atomkriegsgefahr ein gemeinsames Dokument ausarbeitete, schien ihm aus einer Gruppe „voller Feinde“ zu kommen. Honecker erweist sich feindlich gegenüber Friedrich Schorlemmer. Dieser allerdings fand es unwürdig, wie die Sieger mit einem alten Mann umgingen, der bereits ungefährlich war und mit einem zehn Zentimeter langen Karzinom in der Leber dem Tode entgegen ging.

Nach der Lektüre der Engels-Biographie von Hunt war dies eine Wiederbegegnung mit einem Mann, der auch in meiner und den Biographien vieler anderer jahrzehntelang symbolisch für das „Schicksal“ stand.


Zuletzt bearbeitet von Telliamed am 27.03.2012, 09:36, insgesamt einmal bearbeitet

#529:  Autor: NaastikaWohnort: an der Fütterungsstelle der Eichhörnchen BeitragVerfasst am: 27.03.2012, 09:22
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@Benoît: Wie üblich, sind deine Posts ausgesprochen lesenswert. zwinkern

Danke für die Empfehlung von Bermeier. Die Frage, WIESO bloss, WIE haben die es geschafft, treibt mich immer um (naja...wir wollen nicht übertreiben...). Ich habe das Buch sogar gebraucht und somit billiger bekommen.

Wann ich es lesen soll, ist eine andere Frage.. Mit den Augen rollen Weniger im FGH surfen?

#530:  Autor: Murphy BeitragVerfasst am: 06.04.2012, 14:39
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Schöner Text von Friedrich Nietzsche über die "Freude des Menschengeschlechts", wie Zeus auf dem Ida es nennt (Homer, Ilias XIV, 325), das Genie des Herzens (unter Nr.295) aus dem neunten Hauptstück von 'Jenseits von Gut und Böse', welches sich der Frage widmet: was ist vornehm?
Sicher auch ein guter Einstieg in das Werk Nietzsches, dessen Philosophie, ähnlich der abendländischen Philosophiegeschichte selbst, in einer Religionskritik seinen Anfang nimmt, die auf der soliden Kenntnis und dem tiefen Verständnis der griechisch/homerischen Götterwelt beruht.

#531:  Autor: kennstenich BeitragVerfasst am: 01.06.2012, 09:04
    —
Eigentlich habe ich es noch nicht gelesen, aber die grundsätzliche Frage, von welchem Menschenbild diese oder jene Partei ausgeht, finde ich spannend.
Hat es jemand von euch schon bzgl. Freigeistigkeit gelesen?
Sozialdemokratie und Menschenbild

#532:  Autor: Vektral Proximus BeitragVerfasst am: 07.06.2012, 21:30
    —
Der Streik rührt mich an einige Stellen beinahe zu Tränen. Verlegen

#533:  Autor: kennstenich BeitragVerfasst am: 14.06.2012, 12:01
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kennstenich hat folgendes geschrieben:
Eigentlich habe ich es noch nicht gelesen, aber die grundsätzliche Frage, von welchem Menschenbild diese oder jene Partei ausgeht, finde ich spannend.
Hat es jemand von euch schon bzgl. Freigeistigkeit gelesen?
Sozialdemokratie und Menschenbild


Dieses kleine, schmale Buch ist ein echter Klops.
So allmählich verstehe ich die Sätze sogar, aber dann kann ich sie selbst nicht in Alltags-Sprech übersetzen.
Man wird mich in die Klapse stecken, sollte ich jemals einem Normalsterblichen davon erzählen wollen.

#534: Der Ausweg aus dem Fliegenglas: Wie wir Glauben und Vernunft in Einklang bringen Autor: SchoeM BeitragVerfasst am: 24.06.2012, 10:38
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Hallo Freigeister,

hat schon jemand das Buch von Gert Scobel Der Ausweg aus dem Fliegenglas: Wie wir Glauben und Vernunft in Einklang bringen können gelesen?

Bei amazon hat es zumindest beste Kritiken. Es soll die Atheisten mit den Fundamentalisten versöhnen? Für ein Feedback wäre ich dankbar.

Tschö mit oe sagt SchoeM

#535:  Autor: TelliamedWohnort: Wanderer zwischen den Welten BeitragVerfasst am: 30.06.2012, 08:13
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Erwin Strittmatter: Nachrichten aus meinem Leben. Aus den Tagebüchern 1954-1973. Herausgegeben von Almut Giesecke. Aufbau-Verlag. Berlin 2012. 602 S.


Ich war krankgeschrieben und dachte jetzt daran, ohne Zeitdruck wieder einmal für einige Stunden in frühere Jahre einzutauchen, in eine Welt, die den Angehörigen jüngerer Generationen nur schwer verständlich sein dürfte. Erwin Strittmatter (1912-1994) hatte die gleichen Lebensdaten aufzuweisen wie Erich Honecker. Seine dritte Frau Eva ist erst im Januar 2011 verstorben und war wohl die bedeutendste Lyrikerin der DDR neben Sarah Kirsch. Wenn ich zusammenzähle, komme ich auf sieben Söhne Strittmatters aus der Verbindung mit drei Frauen.

Aus dem Nachlass wurde nun der erste Schwung Tagebuchaufzeichnungen ausgewählt. Das Tagebuchschreiben gehörte für Strittmatter wie bei manch anderen zur Lebensbewältigung. Er trug seine täglichen Beobachtungen über Erlebnisse und Menschen in kleine A6-Hefte ein, die wir „Vokabelhefte“ nannten. Strittmatters „Tinko“ war Schullektüre. Der Schriftsteller hatte ein besonderes Verhältnis zu Pferden, seitdem er den in der Nähe von Rheinsberg gelegenen „Schulzenhof“ erworben hatte.

Dorthin konnte er regelmäßig entfliehen, wenn er in Berlin seinen Pflichten als Sekretär des Schriftstellerverbandes Genüge getan hatte, wo zermürbende ideologische Auseinandersetzungen mit Parteibürokraten und Schriftstellerkollegen auszustehen waren. Ich hätte nicht gedacht, dass Strittmatter so eng mit der Parteipolitik verbunden war, erzeugten doch seine Werke der letzten Lebensjahrzehnte - „Der Wundertäter“ I-III und „Der Laden“ I-III - den Eindruck, als habe sich Strittmatter schon immer dauerhaft ins Landleben zurückziehen und seinen Jugenderinnerungen in einer kleinen Stadt nachgehen können.
Ich muss gestehen, dass ich früher nicht das Bedürfnis entwickelt hatte, den Spuren dieser Entwicklung in kleinen Städten in seinen Romanen nachzugehen. Der „Laden“ wurde wohl auch nach der Herstellung der deutschen Einheit verfilmt.
Unlängst erregte Aufsehen, dass man in der Stadt Spremberg in der N iederlausitz den bedeutendsten Schriftsteller der DDR nicht ehren wollte, weil er bei seinen Angaben im Lebenslauf, den er für die SED anfertigen musste, seine Zugehörigkeit zu einem Polizeibataillon der Wehrmacht im Range eines Oberwachtmeisters nicht richtig angegeben hatte. Diese Einheit wurde auch in Slowenien zur Partisanenbekämpfung eingesetzt und gegen Ende in eine SS-Einheit umgewidmet. Es ereilte Strittmatter posthum das Schicksal einer späten Enthüllung, wie es auch Günter Grass zu Lebzeiten erging. Dennoch konnte man nicht gelassen mit dieser Biographie umgehen, wozu gehört, dass man auch die Schattenseiten einbezieht. Zeitweilige Kontakte zur Staatssicherheit wurden ebenfalls in Rechnung gestellt und, wie auch bei Christa Wolf, nicht etwa differenziert bewertet. Es ergab sich der schale Beigeschmack, dass man in der Provinz die Schuld abwälzte: Wir sind im 20. Jahrhundert immer ehrliche Bürger gewesen und sind jetzt stolz, die Landsleute des großen Freiheitskämpfers Gauck sein zu dürfen. Dieses saubere Stadtbild stört nur der Schriftsteller mit seinen schmutzigen Beziehungen.
Viel interessanter als diese“ Enthüllungen“ fand ich das Verhältnis Strittmatters zu Bertolt Brecht. Der Jüngere empfand sich nicht etwa als Schüler des Augsburgers, wie sie in Scharen hinter ihm herliefen, um einen Spruch aus dem Munde ihres Meisters zu erhaschen. In dem Tagebuch kann man nachlesen, wie Brecht nach so einem Ausspruch sich umdrehte, um die Wirkung zu spüren. Viele Paradoxa und flotten Sprüche, die als Ausdruck des tiefen dialektischen Denkens Brechts aufgeschnappt wurden, bezeichnete Strittmatter schlicht als Unsinn, der als Spießerschreck dienen sollte. Als es nach 1952 an die Verwirklichung des Projekts Sozialismus ging, war Brecht eher verunsichert, sein ursprünglicher Anarchismus hatte hier keinen Platz mehr. Sein Kontrahent aus Augsburg, der Kulturminister Johannes R. Becher, schuf hingegen himmlische Lyrik, mit der er das neue Paradies besang, wenn er gerade die nächste Ladung Koks aus Westberlin eingeführt hatte, darunter auch sangbare und schöne Texte, wie „Deutschland, meine Trauer“ oder „Auferstanden aus Ruinen“.
Die Werke Christa Wolfs fand Strittmatter als zu kopflastig, er kam mit ihrer Art nicht klar. Er förderte Brigitte Reimann. Wie viel Wodka floss damals, etliche Leute wurden dennoch alt, manche gar nicht. Damals wurde der schnelle, schnittige „Funktionärstod“ gepriesen, lange Bettlägerigkeit oder Krankenhäuser waren verpönt und aus dem Alltag verbannt.
Einmal stieß ich bei einer Waldwanderung zufällig auf den „Schulzenhof“ Strittmatters, der in der Nähe eines Übungsgeländes der Sowjetarmee lag. Offenbar war niemand zu Hause, nur einige Pferde waren zu sehen. Über eine schnurgerade Asphaltstraße, die nur zum Schulzenhof führte, erreichte ich nach wohl acht Kilometern die Stadt Fontanes und Tucholskys Rheinsberg, wo in Friedrichs und Heinrichs Schloß ein Diabetes-Krankenhaus untergebracht war.

Ein zweiter Tagebuch-Band über die Zeit 1973 bis 1994 soll folgen.

#536:  Autor: pera BeitragVerfasst am: 11.07.2012, 17:26
    —
Zwei Bücher:

Bernard Beckett "Das neue Buch Genesis"
Behandelt auf sehr originelle Weise Fragen wie:
Was macht uns zu Menschen
Was ist das Bewusstsein
KI
Kurz und sehr lesenswert.

Muriel Barbery "Die Eleganz des Igels"
Auch ein Buch mit philosophischem Einschlag. Eine ungewöhnliche Konstellation der Hauptfiguren und
leider, für mich, stebenslangweilig also unlesbar. Habe nach der Hälfte aufgehört. Hauptsächlich, weil die ganzen vorgetragenen Ideen derart aufgesetzt wirken. Als ob der Autor eine Zitatensammlung genommen und Sätze daraus den unglaubwürdigen Protagonisten zugeschrieben hätte.

#537:  Autor: TelliamedWohnort: Wanderer zwischen den Welten BeitragVerfasst am: 14.07.2012, 23:05
    —
In einem Literaturforum findet demnächst im August eine Leserunde zu Fontanes "Stine" statt. Das war ein Anlaß für mich, das Buch wieder in die Hand zu nehmen. Das letzte Mal hatte ich den kleinen Roman mehrfach vor etwa dreißig Jahren gelesen. Es gab auch eine DEFA-Verfilmung mit Jutta Wachowiak als Pauline. Ein Kontrast ist gegeben durch die lärmende Industriegegend der Gründerjahre um die Linienstraße herum und dann den milden Todesabschied in den Parks am Spreeufer. Ich verstehe noch mehr als 1982 die Abschiedsstimmung, obwohl ich sie damals ebenfalls schon stark empfand.
Jetzt las ich zudem Fontanes Gesellschaftsbild "L'Adultera". Man wundert sich, dass die Berliner um 1890 diese kleinen Werke Fontanes noch als Skandale ansahen, will man diesen Stamm doch heute eher als vorurteilsfrei und offen sehen.
Dazu ein schön ausgestatteter Bildband von Bernd W. Seiler: Fontanes Berlin. Die Hauptstadt in seinen Romanen. Berlin 2012.
Musste zu DDR-Zeiten das in "Stine" erwähnte Amazonen-Denkmal abgerissen werden!? Ich wäre beinahe losgezogen und hätte es gesucht.

#538:  Autor: TelliamedWohnort: Wanderer zwischen den Welten BeitragVerfasst am: 31.07.2012, 11:01
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Gerd König: Fiasko eines Bruderbundes. Erinnerungen des letzten DDR-Botschafters in Moskau. Hrsg. von Karl-Heinz Fehlberg/Manfred Schünemann. Berlin 2012. 464 S.

Da ist sie wieder, diese grauenhafte Funktionärssprache der Protokolle. Das sozialistische Diplomaten-Chinesisch. Gerd König (1930-2009), von 1987 bis 1990 letzter Botschafter der DDR in Moskau, konnte bestimmt nicht mehr anders. Immerhin war seine Angewohnheit, sich ausführliche Aufzeichnungen bei den Gesprächen zu machen, von Nutzen. Denn er konnte etliche verdrehte Tatsachen zurecht rücken und manche spätere Schutzbehauptung aufdecken.

Seine Erinnerungen brechen mit den Ereignissen auf der Krim im Sommer 1990 ab, als Gorbatschow sich völlig dem Zeitplan Kohls bei der Herstellung der Einheit Deutschlands unterwarf. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Sowjetunion waren übergroß geworden, ein Putsch drohte, der dann im August 1991 doch noch stattfand.

Es entsteht der Eindruck, dass alle beteiligten Seiten von den mit der Perestrojka eingeleiteten Prozessen überrascht und dann auch überfordert waren, Gorbatschow und Schewardnadse, Honecker und Krenz sowieso, Kohl und de Maiziere. Es wurde eben nicht, wie Maiziere behauptet, im Frühjahr 1990 mit Gorbatschow über die so wichtige Frage des Eigentums in der DDR, die Hunderte von Milliarden, verhandelt, das dann später durch die Treuhand privatisiert wurde.
Am cleversten waren wohl noch Bush sen., Genscher und Schäuble; Modrow hat wohl bis zum Schluß versucht, aus dem Unvermeidlichen noch etwas zu machen.

Wenn man aufmerksamer hinschaut, finden sich doch sehr interessante Details. Ein westdeutscher Rußlandexperte, Prof. Wolfgang Seiffert, hatte schon 1989 einen Plan ausgearbeitet, wie Gorbatschow im Rahmen eines Deals wirtschaftliche Unterstützung erhalten sollte, wenn er die DDR fallen läßt; so ähnlich ist es auch gekommen.
Daschitschews Überlegungen zur Notwendigkeit des Falls der Mauer von 1987, die Honecker auf dem Wege über die USA erhielt, wurden hingegen später ziemlich überschätzt; das war die Privatmeinung eines Professors, der später abserviert wurde, und nicht eine Sondierung durch Gorbatschow und sein engeres Umfeld. Es bleibt: Gorbatschow hatte überhaupt kein Konzept, er wurde von der Ereignissen getrieben.
Die Bürgerrechtler standen 1990 dumm da. Schön die Schilderung, wie Pfarrer Eppelmann, der Verteidiger der Wehrdienstverweigerer, als Minister für nationale Verteidigung der DDR im Kreml Gorbatschow mit einer brennenden Kerze entgegen kam, auf der "Spasibo" (Danke) stand. Das war nicht abgesprochen mit de Maiziere, nicht mit den anderen Bürgerrechtlern, unter denen sich sehr ehrenwerte und kluge Köpfe, wie Wolfgang Ullmann, und solche Leute, wie der Umwelt-Pragmatiker Platzeck, befanden, nicht mit Botschafter König, der vom Außenminister, dem Pfarrer Markus Meckel, überhaupt nicht mehr kontaktiert wurde. Gorbatschow selbst war die Kerze auch peinlich. Ich kann mich noch an die Szene im Fernsehen, das ich damals noch hatte, erinnern. Dann kam die Restitution des Vermögens. Das Recht auf Arbeit und der Naturschutz erschienen nach dem Anschluss entsprechend Paragraph 23 nicht im Grundgesetz, das nicht verändert wurde, und die Bürgerrechtler verschwanden wieder im Hintergrund.
Nur einer von ihnen schaffte es dank der "Gnade der späten Geburt" als Widerstandskämpfer und seiner famosen Anpassungsfähigkeit an konservatives Gedankengut bis in höchste Staatsämter.
Es kam eben nichts Neues in das einige Deutschland, nur mit Mühe wurde die Fristenlösung für den legalen Schwangerschaftsabbruch wenigstens für das ehemalige DDR-Gebiet bewahrt.

Gerd König vertrat am Schluß eine Regierung, die er nicht gewählt hatte, und die er nicht anerkannte. Man hatte vergessen, ihn abzuberufen, und er entschloß sich zu bleiben und seine Verbindungen zu nutzen, um wenigstens noch auf manches aufmerksam zu machen zu einer Zeit, als bereits Gregor Gysi mit Gorbatschow auf der Parteiebene verhandelte. Als König zum Zug ging, begleiteten ihn nur wenige russische Freunde zum Belorussischen Bahnhof in Moskau. Die blieben dann auch Freunde. Andere hatten die Zeichen der neuen Zeit erkannt und wurden wie ihre Chefs Gorbatschow, Schewardnadse und Jelzin zu Lobsängern des Kapitalismus und der Enteignung der Mehrheit der Menschen durch eine kleine Gruppe von Oligarchen-Milliardären.

#539:  Autor: Murphy BeitragVerfasst am: 13.10.2012, 13:02
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Mir ist kürzlich ein Büchlein wieder in die Hände gefallen, dass ich lang verliehen und oft schmerzlich vermisst habe:

Deutsche Aphorismen

Herausgegeben von
Gerhard Fieguth


© 1978 bei Philipp Reclam jun. Stuttgart,
Durchgesehene und bibliographisch ergänzte Ausgabe 1994
mit einem wunderschön dunkelbraunen und solide gearbeiteten Hardcovereinband aus der Buchbinderei Sigloch in Künzelsau.
In seinen handlichen 2,7x10,2x15,6cm birgt es auf 395 Seiten ein stattliches Brevier der ausgesuchtesten und brillantesten Sentenzen und Sinnsprüche aus grob 300 Jahren deutscher Dicht-, Denk- und Sprachkunst.

für nur 7,50

Lichtenberg, Goethe, Hebel, Schlegel, Grillparzer, von Platen, Heine, Hebbel, Wilhelm Busch, Mendelssohn, Hauptmann, Schnitzler, George, Morgenstern, Hofmannsthal, Kraus, Musil, Kafka, Tucholsky, Jünger, Doderer, Adorno, Eich, Arndt und Leisegang - um neben den ohnehin bekannten Aphoristikern nur einige zu nennen - finden darin Platz.
Außerdem ein exaktes wissenschaftliches Quellenverzeichnis und ein umfangreiches Nachwort mit einem Abriß von 'Entstehung und geschichtlicher Entwicklung' bis hin zu 'Formen des Aphorismus. Stilfiguren'


zum Schluss - wie könnte es anders sein - natürlich ein paar Kostproben: Aphorismen über Aphorismen

Die großen Aphoristiker lesen sich so, als ob sie alle einander gut gekannt hätten. - Elias Canetti

Eine Sammlung von Anekdoten und Maximen ist für den Weltmann der größte Schatz, wenn er die ersten an schicklichen Orten ins Gespräch einzustreuen, der letzten im treffenden Falle sich zu erinnern weiß. - Johann Wolfgang Goethe

Aphorismen sind Gegengaben: der Geist gibt als Weisheit zurück, was das Leben ihm schenkte. - Martin Kessel

#540:  Autor: pera BeitragVerfasst am: 09.01.2013, 19:23
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"Die letzte Welt"
ein Roman von Christoph Ransmayr der bereits 1988 erschienen ist.
Wurde viel gelobt. Ich konnte mich allerdings nicht des Eindrucks erwehren, dass hier mit aller Mühe der Versuch unternommen wurde ein wertvolles Stück Literatur zu schaffen. Die Sprache zu bemüht.
Die Botschaft ist, glaube ich: Künstler vergeht, Kunst bleibt. Naja.



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