vrolijke hat folgendes geschrieben: |
Man sollte sowieso versuchen, auch bei andere Verbrechen, Täter und Opfer zusammen zu bringen. |
vrolijke hat folgendes geschrieben: |
Man sollte sowieso versuchen, auch bei andere Verbrechen, Täter und Opfer zusammen zu bringen. |
Marcellinus hat folgendes geschrieben: | ||
Und wozu soll das gut sein? Damit der Täter sich hinterher besser fühlt? |
vrolijke hat folgendes geschrieben: |
Man sollte sowieso versuchen, auch bei andere Verbrechen, Täter und Opfer zusammen zu bringen. |
Eva Mozes Kor hat folgendes geschrieben: |
Ich habe meinen Weg gefunden, um mich selbst zu lösen und wieder frei zu sein.
... Ich hatte die Macht zu vergeben. |
Korra hat folgendes geschrieben: | ||
Denk nicht, dass das immer sinnvoll ist, zum Beispiel wenn die Täter ihre Tat nie bereuen. |
wolle hat folgendes geschrieben: | ||||
Gerade wenn der Täter nicht bereut, wie in diesem Fall https://www.welt.de/vermischtes/article170700470/Der-Schleifer-von-Hameln-will-einen-neuen-Prozess.html würde ich nicht vergeben oder verzeihen. |
schtonk hat folgendes geschrieben: | ||||
Die barbarischen Verbrechen der Nationalsozialisten an 'Untermenschen', an 'wertlosem Leben' kann man nicht in einem Atemzug nennen mit anderen Verbrechen. Sie sind im allernegativsten Sinne einzigartig, Vergleiche verbieten sich. Hier geht es um eine Frau jüdischer Herkunft, die ihren ganz individuellen Weg gefunden hat, mit allem, was ihr widerfahren ist, zurecht zu kommen.
Sie hat sich nach jahrzehntelanger innerer Qual gewissermaßen zum zweiten Male befreit, im übertragenen Sinne. Das gelang ihr nur mit einem zentralen Motiv religiöser Weltanschauungen, der Vergebung. Bemerkenswert meiner Ansicht nach ist, dass sie von "Macht" spricht. Vllt kann man sich das so vorstellen, dass sie über den Akt der Vergebung eine langjährige, tiefsitzende und verletzende Ohnmacht überwunden (oder besser: kompensiert) und ein Stück Autonomie wiedererlangt hat - ein sehr schwieriger psychischer Prozess. Nach meiner Überzeugung kann niemand von uns wirklich nachvollziehen, was das für Frau Kor bedeutet. |
vrolijke hat folgendes geschrieben: |
Man sollte sowieso versuchen, auch bei andere Verbrechen, Täter und Opfer zusammen zu bringen. |
Zitat: |
In Ihrem Buch geben Sie den Ratschlag, zur Vergebung einen Brief an den Peiniger zu schreiben, ihn aber nicht abzuschicken. Warum?
Ich muss Ihnen eine Geschichte erzählen: Eine Freundin von mir wurde vergewaltigt. Nachdem sie mit mir gesprochen hatte, entschied sie sich, dem Mann zu vergeben, und schrieb ihm einen Brief. Ein Brief ist gut, um alles zu ordnen. Aber ich hatte vergessen, ihr zu sagen, dass sie den Brief niemals abschicken darf. Der Mann hat dann plötzlich geantwortet: „Jetzt muss ich Dir vergeben, dass Du mich ins Gefängnis gebracht hast und ich fünf Jahre hier sitze.“ Daher ist das eine Regel: Schicken Sie niemals den Brief ab! Treten Sie nicht wieder in eine Beziehung zu dem Täter, das ist eine toxische Beziehung. Der Brief ist nur für Sie selbst! ... Also geht es bei Ihrer Art des Vergebens nur um das Opfer, nicht um den Täter? Absolut. Was mit dem Täter geschieht, ist sein Problem. Die Opfer haben genug, womit sie klarkommen müssen. ... |
Skeptiker hat folgendes geschrieben: |
....
Wenn Frau Kor ihre Macht genießt, dann mag das für sie angenehm sein. Nur sollte sie nicht krumme Empfehlungen aussprechen für Opfer und Nachfahren von Opfern, die nicht in den Kategorien von Macht und Ohnmacht denken wollen. |
Zitat: |
ich habe immer nur für mich selbst gesprochen. |
astarte hat folgendes geschrieben: | ||||
Frau Kor empfiehlt das aber nicht unbedingt: Aus dem Artikel des Eingangsposts
Sie hat das so bewältigen können - aber auch erst im Alter. Aber das ist sehr individuell, wie man auf für einen selbst hilfreiche Weise verarbeiten kann, Opfer eines Verbrechens geworden zu sein. Was dem einen helfen kann, geht für den anderen gar nicht. Vergebung und das Kapitel Opfer zu sein, für sich abzuschließen, muss auch nicht bedeuten, dem Täter persönlich gegenüber zu treten. Es geht ja auch nicht um den Täter, es geht ums Opfer. edit: Quelle eingefügt |
vrolijke hat folgendes geschrieben: |
Der Verbrecher in der Position als Machtloser. Das Opfer hat die Fäden in der Hand. |
vrolijke hat folgendes geschrieben: |
Opfer von Verbrechen ist Opfer von Verbrechen.
Ich vergleiche nicht die Verbrechen miteinander, |
Zitat: |
sondern eine Verhaltensweise, die Verbrechen möglicherweise etwas eindämmen könnte. Der Verbrecher in der Position als Machtloser. Das Opfer hat die Fäden in der Hand. |
vrolijke hat folgendes geschrieben: |
...Es ist meine Meinung, dass es dienlich wäre es so zu handhaben.
Auch nicht "in Beziehung gehen" mit dem Täter. Das ist was anderes als ihm mit dem Opfer zu konfrontieren. Das Opfer bestimmt, ob überhaupt. |
Kramer hat folgendes geschrieben: |
[...] ...Sobald man dem Täter irgendeine Position in diesem Prozess gibt, gibt man ihm auch Einfluss und somit Macht. Dem Opfer wird es im weitesten Sinn darum gehen, wieder Kontrolle über das eigene Leben zu erlangen, das Trauma zu bewältigen und mit den Folgen der Tat abzuschliessen. Wenn man aber den Täter da irgendwie mitspielen lässt, gibt man ihm etwas in die Hand, das er für sich nutzen kann. |
Kramer hat folgendes geschrieben: | ||
Das halte ich nicht für den richtigen Ansatz. Sobald man dem Täter irgendeine Position in diesem Prozess gibt, gibt man ihm auch Einfluss und somit Macht. Dem Opfer wird es im weitesten Sinn darum gehen, wieder Kontrolle über das eigene Leben zu erlangen, das Trauma zu bewältigen und mit den Folgen der Tat abzuschliessen. Wenn man aber den Täter da irgendwie mitspielen lässt, gibt man ihm etwas in die Hand, das er für sich nutzen kann. |
astarte hat folgendes geschrieben: | ||||
Tut sie das? Aus dem Artikel des Eingangsposts:
|
Zitat: |
Aber nach dem Treffen in Bayern fuhr ich erst mal wieder nach Hause nach Terre Haute in Indiana. Damals merkte ich, dass ich diesem Nazi danken wollte, weil er bereit war, alles zu bezeugen. Aber wie dankt man einem Nazi? Ich habe zehn Monate darüber nachgedacht, hin und her überlegt, und plötzlich kam mir die Idee: Warum schreibe ich ihm nicht einen Brief, in dem ich ihm vergebe.
Und ich dachte, das ist sicher ein bedeutendes Geschenk für Dr. Münch. Erst später habe ich gemerkt, dass es für mich noch viel bedeutender war. Weil mir bewusst wurde, dass ich Macht hatte. Ich, das kleine Opfer, das seit Jahrzehnten dachte, es hätte gar keine Macht. Ich hatte die Macht zu vergeben. Alle Opfer auf der Welt fühlen sich verletzt, hilflos, machtlos. Und ich habe gemerkt: Das ist die Macht, die nur ich habe. http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/juedin-eva-mozes-kor-ueber-ihr-leben-nach-auschwitz-14557461-p2.html?printPagedArticle=true#pageIndex_1 |
Skeptiker hat folgendes geschrieben: | ||||||||
Sie hat für sich selbst gesprochen, aber sie hat auch anderen empfohlen, es ähnlich zu machen, um sich nicht mehr als "ohnmächtiges Opfer" zu fühlen. Zu ihrem Machtgefühl schreibt sie:
Das Vergeben verleiht ihr also ein Gefühl der Macht und dies scheint für sie ein angenehmes Gefühl zu sein. Deshalb schrieb ich "genießen". Dabei ist es doch so: Frau Kor hat in Wahrheit überhaupt nicht die Macht, dem Täter zu vergeben, denn dieses - ich schreibe mal Recht - haben nur alle Opfer zusammen. Nur alle Opfer zusammen könnten den Tätern ihre Taten vergeben. Und selbst wenn so etwas geschehen könnte, was ich für abwegig halte, so hätten die Opfer noch nicht ansatzweise die Strukturen angegriffen, aus denen jene Täter hervor gegangen sind und die sie letzten Endes verkörpern. Es sind bestimmte Strukturen der Herrschaft. Diese können nicht durch Vergebung aus der Welt geschafft werden, hier ist die Moral unzulänglich., sie reicht nicht so weit Es führt nun mal kein Weg an der Aufarbeitung der Geschichte vorbei. Aber diese Aufarbeitung muss natürlich über die Psychologie hinaus gehen und sich mit Herrschaftsstrukturen hinter der Psychologie befassen. Jedenfalls ist diese Notwendigkeit durch kein noch so befreites Gefühl einiger Opfer aus der Welt zu schaffen. Leider ist so ein Gefühl insgesamt trügerisch und dadurch vielleicht auch verharmlosend, weil einiges verdeckend. Übrigens auch deshalb wohl kein Zufall, dass der Bericht in der FAZ steht. Denn diese Zeitung ist nicht gerade für Aufarbeitung bekannt. |
Wilson hat folgendes geschrieben: | ||
und am ende kann das alles wieder passieren. und es bleibt so was wie glückssache, ob man verzeihen und damit ein gutes gefühl haben kann oder nicht. |
schtonk hat folgendes geschrieben: |
Verdrängung ist hier ein Schutzmechanismus, und eine Wiederkehr in der Zukunft spielt für die Dame in ihrem Alter keine große Rolle mehr.
Jedenfalls hat sie den richtigen Weg für sich gefunden, und das gilt es zu respektieren. |
Skeptiker hat folgendes geschrieben: |
Dabei ist es doch so: Frau Kor hat in Wahrheit überhaupt nicht die Macht, dem Täter zu vergeben, denn dieses - ich schreibe mal Recht - haben nur alle Opfer zusammen. Nur alle Opfer zusammen könnten den Tätern ihre Taten vergeben. |
Kramer hat folgendes geschrieben: | ||
Kommt darauf an, was man unter "Vergebung" versteht. Wenn man darin etwas metaphysisch-magisches sieht, das etwas mit dem Täter macht, dann kann man evtl. auf die Idee kommen, dass man dazu die Mitwirkung aller Opfer benötigt. Wenn Vergebung aber bedeutet, dass das Opfer für sich einen Weg findet, mit der Tat abzuschliessen, dann ist das etwas, was jedes einzelne Opfer nur für sich alleine tun kann. Vergebung heisst dann nicht, dem Täter mitzuteilen, dass man ihm verzeiht oder seine Tat versteht. Vergebung heisst, dass man die Kontrolle (die Macht) über das eigene Leben zurück erlangt, indem man dem Täter nicht einmal mehr die eigene Trauer und Wut gönnt. |
fwo hat folgendes geschrieben: | ||||
Ich bin dafür, das "gönnt" am Ende durch ein "gibt" zu ersetzen. |
fwo hat folgendes geschrieben: |
Ansonsten vertreten wir heute die selbe Küchenpsychologie. |
Skeptiker hat folgendes geschrieben: | ||||||
Sie hat für sich selbst gesprochen, aber sie hat auch anderen empfohlen, es ähnlich zu machen, um sich nicht mehr als "ohnmächtiges Opfer" zu fühlen. |
Zitat: | ||
Zu ihrem Machtgefühl schreibt sie:
Das Vergeben verleiht ihr also ein Gefühl der Macht und dies scheint für sie ein angenehmes Gefühl zu sein. Deshalb schrieb ich "genießen". |
Zitat: |
Dabei ist es doch so: Frau Kor hat in Wahrheit überhaupt nicht die Macht, dem Täter zu vergeben, denn dieses - ich schreibe mal Recht - haben nur alle Opfer zusammen. Nur alle Opfer zusammen könnten den Tätern ihre Taten vergeben. |
Zitat: |
Und selbst wenn so etwas geschehen könnte, was ich für abwegig halte, so hätten die Opfer noch nicht ansatzweise die Strukturen angegriffen, aus denen jene Täter hervor gegangen sind und die sie letzten Endes verkörpern. Es sind bestimmte Strukturen der Herrschaft. Diese können nicht durch Vergebung aus der Welt geschafft werden, hier ist die Moral unzulänglich., sie reicht nicht so weit |
Zitat: |
Es führt nun mal kein Weg an der Aufarbeitung der Geschichte vorbei. Aber diese Aufarbeitung muss natürlich über die Psychologie hinaus gehen und sich mit Herrschaftsstrukturen hinter der Psychologie befassen. |
Zitat: |
Jedenfalls ist diese Notwendigkeit durch kein noch so befreites Gefühl einiger Opfer aus der Welt zu schaffen. Leider ist so ein Gefühl insgesamt trügerisch und dadurch vielleicht auch verharmlosend, weil einiges verdeckend. |
schtonk hat folgendes geschrieben: | ||
Die barbarischen Verbrechen der Nationalsozialisten an 'Untermenschen', an 'wertlosem Leben' kann man nicht in einem Atemzug nennen mit anderen Verbrechen. Sie sind im allernegativsten Sinne einzigartig, Vergleiche verbieten sich. |
schtonk hat folgendes geschrieben: | ||
Hier geht es um eine Frau jüdischer Herkunft, die ihren ganz individuellen Weg gefunden hat, mit allem, was ihr widerfahren ist, zurecht zu kommen.
Sie hat sich nach jahrzehntelanger innerer Qual gewissermaßen zum zweiten Male befreit, im übertragenen Sinne. Das gelang ihr nur mit einem zentralen Motiv religiöser Weltanschauungen, der Vergebung. Bemerkenswert meiner Ansicht nach ist, dass sie von "Macht" spricht. Vllt kann man sich das so vorstellen, dass sie über den Akt der Vergebung eine langjährige, tiefsitzende und verletzende Ohnmacht überwunden (oder besser: kompensiert) und ein Stück Autonomie wiedererlangt hat - ein sehr schwieriger psychischer Prozess. Nach meiner Überzeugung kann niemand von uns wirklich nachvollziehen, was das für Frau Kor bedeutet. |
Zitat: |
"Versöhnung ist möglich bei Alltagsvorgängen. Im Bereich Kriminalität lässt sich auch noch ein Handtaschendiebstahl verzeihen. Wenn aber darüber hinaus von Versöhnung gesprochen wird, kommt das häufig einer erneuten Verunglimpfung oder Kränkung des Opfers gleich", sagt Seidler.
Professor Günter Seidler hält wenig von dem populären "Täter-Opfer-Ausgleich". Er warnt vielmehr vor den weitreichenden Folgen von schweren Schamverletzungen sowohl bei militärischen Konflikten als auch in scheinbar friedlichen Alltagssituationen in unserer Gesellschaft. Seidler: "Vor einer Versöhnung steht erst einmal der Hass. Nach einer sehr hassvollen Phase kann es sehr selten so etwas wie vergessendes Versöhnen geben. Wir sollten uns aber darüber im Klaren sein, dass Versöhnung ein sehr seltenes Ereignis ist." |
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