was "völkermord" genannt wird, was nicht und warum
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Freigeisterhaus -> Politik und Geschichte

#31: Re: was "völkermord" genannt wird, was nicht und warum Autor: annoxWohnort: Berlin BeitragVerfasst am: 27.01.2005, 00:35
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Anatoly hat folgendes geschrieben:
Ich würde dieses Geschehen nicht einmal als Kriegsverbrechen bezeichnen,

Ich schon und zwar definitiv. Es war eine militaerisch-taktische Ueberlegung, gezielt die Zivilbevoelkerung des Gegners anzugreifen.

Wikipedia hat folgendes geschrieben:
Als Kriegsverbrechen bezeichnet man im allgemeinen Verstöße gegen die Genfer Konvention oder die Haager Landkriegsordnung. Derartige Verstöße stellen etwa die gezielte Tötung der Zivilbevölkerung, Gefangenenmord, Geiselerschießungen, Einsatz von Giftgas, Ausplünderung oder der systematische Raub von Kulturgütern, sowie jegliche genozidalen oder demozidalen Handlungen dar.

Die völkerrechtliche Lage war vor dem 2. Weltkrieg eine andere als danach, weil mehrere Begriffsinhalte in internationalen Abkommen revidiert und an die neuen Gegebenheiten angepasst wurden. Heute geltendes Kriegsvölkerrecht ist in vielen Punkten nicht identisch mit dem vor dem 2. Weltkrieg geltenden. Der Begriff des Völkermordes (Genozid) wurde als Reaktion auf die NS-Verbrechen entwickelt


Zitat:
denn was ist verbrecherischer als Krieg insgesamt? Alles andere sind doch nur Haarspaltereien für Leute, die selbst so etwas wie Krieg ordnen wollen und in erlaubte und verbotene Handlungen einteilen wollen. Oder auch was für Aufrechner. Oder was weiß ich.

Letzteres. Wenn Genfer Konventionen und Haager Landkriegsordnung nicht gelten, hat man den Totalen Krieg.

#32: Re: was "völkermord" genannt wird, was nicht und warum Autor: SermonWohnort: Sine Nomine BeitragVerfasst am: 27.01.2005, 02:39
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Lehrplan aus Ankara diktiert

Der Völkermord an den Armeniern wird im Geschichtsunterricht künftig keine Rolle mehr spielen


Zitat:
Die Türkei bestreitet bis heute den Völkermord, bei dem bis zu 1,5 Millionen christliche Armenier im Osmanischen Reich in den Jahren 1915 und 1916 auf Geheiß der jungtürkischen Militärjunta ermordet wurden. Entsprechende Äußerungen stehen in der Türkei unter Strafe. Nach offizieller, auch auf der Homepage der türkischen Botschaft nachzulesender Deutung hätten vielmehr die Armenier sich als Vaterlandsverräter mit dem russischen Kriegsgegner verbündet und Terrorakte gegen die türkische Armee unternommen. Damit hätten sie ihre »Umsiedlung« selbst zu verantworten. Die Hälfte der Armenier kam bei Pogromen in ihren Siedlungsorten um, die anderen wurden in Todeszügen in die mesopotamischen Wüsten deportiert, wo sie vor Hunger, Durst und Hitze starben. 1500 christliche Kirchen wurden zerstört. Deutsche Offiziere, die seit 1913 im Rahmen einer Militärmission die Türkei als Waffenbruder für den Weltkrieg aufzurüsten halfen, gehörten zu den Vordenkern, Planern und Gehilfen des Völkermordes. Erste Deportationspläne für die Armenier stammten von Colmar Freiherr von der Goltz, der seit 1883 als deutscher Militärausbilder im Osmanischen Reich tätig war. Zehntausende Armenier wurden als Zwangsarbeiter zum Bau der deutschen Bagdadbahn eingesetzt und anschließend mit allen Zügen deportiert.

#33:  Autor: narziss BeitragVerfasst am: 27.01.2005, 15:47
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Auf der Seite der türkischen Botschaft findet sich tatsächlich ein Punkt "Armenische Behauptungen". Komplett von der Rolle

#34: Re: was "völkermord" genannt wird, was nicht und warum Autor: Anatoly BeitragVerfasst am: 27.01.2005, 18:36
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Svantevit hat folgendes geschrieben:
Anatoly hat folgendes geschrieben:
Ich würde dieses Geschehen nicht einmal als Kriegsverbrechen bezeichnen,

Ich schon und zwar definitiv. Es war eine militaerisch-taktische Ueberlegung, gezielt die Zivilbevoelkerung des Gegners anzugreifen.

Ich betrachte es auch als verbrecherisch auf einen 18 jährigen in Uniform aus irgendeinem Nest, von dem ich noch nie was gehört habe und der mir nichts getan hat zu schießen. Nona, würde ich auch schießen, wäre ich der Soldat auf der anderen Seite, da er wahrschienlich auch schießen würde. Da ist mein Selbsterhaltungstrieb schon stäker. Aber das ist schon der einzige Grund. Sicher nicht aus den Gründen, aus denen Kriege angezettelt werden. Und zum anderen, natürlich geschah das aus militärisch-taktischer Überlegung heraus. Bei der Präzision damals, war aber eigentlich jeder Bombenabwurf auf bewohntes Gebiet ein gezielter Angriff auf die Zivilbevölkerung, wenn ich das so überspitzt ausdrücken darf. Wenn ein Betrieb angegriffen wird, der irgendwelche Güter herstellt, die für Rüstung benötigt werden (sagen wir mal Kugellager wie in Schweinfurt) und dabei kommen die Arbeiter(=Zivilisten) in der Fabrik um, wie nennt sich das dann? Damals waren viele Arbeiter übrigens Sklavenarbeiter aus eroberten Gebieten oder aus KZs. Da wurden also Opfer nochmals zu Opfern. Und was ist mit den Angriffen auf Staudämme, die fehlende Elektrizität betraf auch Zivilisten, die Dörfer die von den Wassermassen vernichtet wurden, waren von Zivilisten bewohnt? Ich bleibe dabei: Haarspaltereien.

Svantevit hat folgendes geschrieben:

Wikipedia hat folgendes geschrieben:
Als Kriegsverbrechen bezeichnet man im allgemeinen Verstöße gegen die Genfer Konvention oder die Haager Landkriegsordnung. Derartige Verstöße stellen etwa die gezielte Tötung der Zivilbevölkerung, Gefangenenmord, Geiselerschießungen, Einsatz von Giftgas, Ausplünderung oder der systematische Raub von Kulturgütern, sowie jegliche genozidalen oder demozidalen Handlungen dar.

Die völkerrechtliche Lage war vor dem 2. Weltkrieg eine andere als danach, weil mehrere Begriffsinhalte in internationalen Abkommen revidiert und an die neuen Gegebenheiten angepasst wurden. Heute geltendes Kriegsvölkerrecht ist in vielen Punkten nicht identisch mit dem vor dem 2. Weltkrieg geltenden. Der Begriff des Völkermordes (Genozid) wurde als Reaktion auf die NS-Verbrechen entwickelt

Ja, ich weiß, und ich stimme nicht damit überein. Wer hergeht und den Mord an den Juden als Völkermord bezeichnet, ist meiner Meinung nach gar nicht so weit vom Denken der Nazis entfernt. Keine Ahnung ob das hier jemand verstehen will oder nicht. Aber dennoch: Die Einteilung der Menschen in Völker, Rassen, etc. war und ist hanebüchener Schwachsinn. Ein Begriff wie Völkermord perpetuiert diesen Schwachsinn bloß und passt vor allem im Falle des Mordes an den Juden und vielen anderen Personengruppen durch die Nazis überhaupt nicht. "Die Juden" haben kein homogenes Volk dargestellt! Es waren Deutsche, Österreicher, Franzosen, Italiener, Russen, Ukrainer, Polen, etc. pp. Das Kriterium war genauso Schwachsinn, nämlich ein externes, erworbenes Merkmal, ein bestimmter Glaube, das nicht vererbbar ist und auch kein Merkmal eines bestimmten Volkes sein kann. Es wurden auch Menschen als Juden betrachtet und ermordet, die sich selbst mit Sicherheit nicht als Juden gesehen haben: z.B. Atheisten, die zufällig jüdisch gläubige Eltern/Grosseltern hatten.
Aber Völkermord klingt halt "gut" im Sinne von setzen wir dem gewöhnlichen Morden (als ob das nicht schlimm genug wäre) noch eins drauf. Auch auf diesem Gebiet scheint man nicht ohne Superlative auszukommen.

Svantevit hat folgendes geschrieben:
Anatoly hat folgendes geschrieben:

Zitat:
denn was ist verbrecherischer als Krieg insgesamt? Alles andere sind doch nur Haarspaltereien für Leute, die selbst so etwas wie Krieg ordnen wollen und in erlaubte und verbotene Handlungen einteilen wollen. Oder auch was für Aufrechner. Oder was weiß ich.

Letzteres. Wenn Genfer Konventionen und Haager Landkriegsordnung nicht gelten, hat man den Totalen Krieg.

Minen und Cluster-Bomben sind, wenn ich mich nicht täusche, verboten. Sie werden trotzdem massenhaft eingesetzt. Entsprechen Atomwaffen den Genfer Konventionen und der Haager Landkriegsordnung? (Keine Ahnung, aber es interessiert mich auch nicht wirklich. Ich denke mal, es wird schon einen perversen Grund geben, warum sie diesen Regelwerken konform sind. Vielleicht weil die USA welche hat und damit sind sie ok oder was ähnlich lächerliches.) Und bitte komm mir jetzt nicht mit der Unterscheidung zw. taktischen und strategischen Atomwaffen. Ich sags ja: Haarspaltereien. Krieg, totaler Krieg - Wortspielereien, um die Menschen vom Wesentlichen abzulenken.

#35:  Autor: Anatoly BeitragVerfasst am: 27.01.2005, 18:52
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Raphael hat folgendes geschrieben:
Wer die sogenannten 1-Euro-Jobs in die Nähe des NS-Massenmordes rückt, kann wahrlich nicht mehr klar denken.
Und wer nur unaufmerksam lesen kann, sollte besser nicht posten. Lies bitte nochmal nach, ich sehe mich nicht veranlasst, hier alles zu wiederholen, weil Du unaufmerksam warst. Du magst 1 Euro Jobs nicht als Ausbeutung sehen, ich schon. Wer weiß, vielleicht denken in ein paar Jahren die Leute, die Hartz IV Betroffenen sind eigentlich auch mit 1 Euro noch überbezahlt und es wird ihnen gar nichts mehr gegeben fürs Schuften. Und wieder ein bißchen später, wenn die Misere dennoch nicht besser geworden ist, vielleicht denken dann manche, man braucht sie gar nicht mehr. Wer weiß das schon? Auch die Nazis fingen "klein" an. Berufsverbote für Juden, Arbeitsdienst für "Asoziale", ...
Ich sehe nicht ein, warum sich immer alle nur auf den Massenmord konzentrieren wollen? Auch die anderen Verbrechen und Unmenschlichkeiten der Nazis dürfen nicht vergessen werden.
Vielleicht hast Du ja jetzt halbwegs verstanden, worauf ich hinauswollte. Aber vielleicht sollte mich mir auch nicht zuviel erhoffen. Ich bin und bleibe halt Optimist.

#36: Re: was "völkermord" genannt wird, was nicht und warum Autor: Anatoly BeitragVerfasst am: 27.01.2005, 19:09
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Raphael hat folgendes geschrieben:
Anatoly hat folgendes geschrieben:
Aber die Anfänge dieses Irrsinns, die Vorstufen, sind für mich genauso wichtig und dürfen nicht vergessen werden. Liquidierung von Grund-, Freiheits- und Menschenrechten, Verfolgung Andersdenkender, Nürnberger Rassegesetze, Zwangsarbeit, Sklavenarbeit, Ausbeutung (moderne Form: 1 Euro Jobs im Rahmen von Hartz IV) etc. etc. Zusehr soll ja doch nicht auf das hingewiesen werden, was nur wenig unter der Oberfläche der "Zivilisation" lauert, was schon wieder zu weit in unsere Gesellschaften vorgedrungen ist, auch wenn andere Begrifflichkeiten und andere Technologien verwendet werden und eine rot-grüne Regierung das als Fortschritt ausgibt.



Sehr richtig - nicht lesen, was man lesen will, sondern lesen, was da steht. Und was steht da? "... die Anfänge dieses Irrsinns... Liquidierung von Grund-, Freiheits- und Menschenrechten... Nürnberger Rassegesetze... Sklavenarbeit... 1 Euro Jobs im Rahmen von Hartz IV..." Hartz IV in einem Atemzug mit den Nürnberger Rassegesetzen. Anatoly ist offensichtlich ein gelehriger Schüler von Volker Kauder - oder ist es der CDU-General selbst, der hier zu uns spricht?
Was hat das bitte mit der CDU zu tun? Diese Assoziation mußt Du bitte mal erklären. Auf diesen Unsinn zum Quadrat hin bekommst Du Dein "Kompliment" mir gegenüber zurück. Wie war denn das damals, darf ich Dein Gedächtnis auffrischen? Die Nazis haben Freiheits-, Grund- und Menschenrechte liquidiert, Asoziale wurden in den Arbeitsdienst gesteckt, das war Ausbeutung. Und ich betrachte nunmal die Ein Euro Jobs als Ausbeutung und die habe ich als Beispie für eine moderne Form von Ausbeutung angeführt.

#37: Re: was "völkermord" genannt wird, was nicht und warum Autor: Raphael BeitragVerfasst am: 27.01.2005, 19:51
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Anatoly hat folgendes geschrieben:
Raphael hat folgendes geschrieben:
Anatoly hat folgendes geschrieben:
Aber die Anfänge dieses Irrsinns, die Vorstufen, sind für mich genauso wichtig und dürfen nicht vergessen werden. Liquidierung von Grund-, Freiheits- und Menschenrechten, Verfolgung Andersdenkender, Nürnberger Rassegesetze, Zwangsarbeit, Sklavenarbeit, Ausbeutung (moderne Form: 1 Euro Jobs im Rahmen von Hartz IV) etc. etc. Zusehr soll ja doch nicht auf das hingewiesen werden, was nur wenig unter der Oberfläche der "Zivilisation" lauert, was schon wieder zu weit in unsere Gesellschaften vorgedrungen ist, auch wenn andere Begrifflichkeiten und andere Technologien verwendet werden und eine rot-grüne Regierung das als Fortschritt ausgibt.



Sehr richtig - nicht lesen, was man lesen will, sondern lesen, was da steht. Und was steht da? "... die Anfänge dieses Irrsinns... Liquidierung von Grund-, Freiheits- und Menschenrechten... Nürnberger Rassegesetze... Sklavenarbeit... 1 Euro Jobs im Rahmen von Hartz IV..." Hartz IV in einem Atemzug mit den Nürnberger Rassegesetzen. Anatoly ist offensichtlich ein gelehriger Schüler von Volker Kauder - oder ist es der CDU-General selbst, der hier zu uns spricht?
Was hat das bitte mit der CDU zu tun? Diese Assoziation mußt Du bitte mal erklären. Auf diesen Unsinn zum Quadrat hin bekommst Du Dein "Kompliment" mir gegenüber zurück. Wie war denn das damals, darf ich Dein Gedächtnis auffrischen? Die Nazis haben Freiheits-, Grund- und Menschenrechte liquidiert, Asoziale wurden in den Arbeitsdienst gesteckt, das war Ausbeutung. Und ich betrachte nunmal die Ein Euro Jobs als Ausbeutung und die habe ich als Beispie für eine moderne Form von Ausbeutung angeführt.


Na, Kauder hat das Antidiskriminierungsgesetz in eine Reihe mit den Nürnberger Rassegesetzen gestellt, und Du tust das Selbe mit dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch. Es kann ja jeder gegen Rot-Grün sein, aber dann bitte mit Argumenten und nicht mit unsäglichen Gleichsetzungen.

#38: Re: was "völkermord" genannt wird, was nicht und warum Autor: Ralf Rudolfy BeitragVerfasst am: 27.01.2005, 19:57
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Anatoly hat folgendes geschrieben:
Ich würde dieses Geschehen nicht einmal als Kriegsverbrechen bezeichnen, denn was ist verbrecherischer als Krieg insgesamt? Alles andere sind doch nur Haarspaltereien für Leute, die selbst so etwas wie Krieg ordnen wollen und in erlaubte und verbotene Handlungen einteilen wollen. Oder auch was für Aufrechner. Oder was weiß ich.

Da ist sehr wohl ein Unterschied. Der Krieg Großbitanniens gegen Hitler-Deustchland an sich war kein Verbrechen. Einige Kriegshandlungen hingegen schon.

#39:  Autor: Raphael BeitragVerfasst am: 27.01.2005, 20:17
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"Wer in der Absicht, eine nationale, rassische, religiöse oder durch ihr Volkstum bestimmte Gruppe..." beginnt § 212 StGB. Nach dieser Definition gilt auch der Massenmord an einer Glaubensgemeinschaft als Völkermord, nicht aber z.B. der Massenmord an einer durch ihre politische oder weltanschauliche Überzeugung, durch ihre regionale oder lokale Herkunft, ihre Abstammung, ihren Sozialstatus oder ihre sexuelle Identität bestimmte Gruppe. Wer z.B. alle Bayern oder alle Rostocker oder alle Besserverdienenden oder alle Agnostiker ausrotten will, der begeht "nur" eine Vielzahl von Einzelmorden. Wenige Definitionen des deutschen Strafrechts sind so willkürlich und unlogisch wie die des Völkermordes, die im Grunde ja nur versucht, alle denkbaren Motivationen (national, rassisch, religiös) für Antijudaismus und Antisemitismus zusammenzufassen, wobei zufällig auch noch Sinti und Roma subsummiert werden können. Ein Straftatbestand Massenmord an einer durch welches Merkmal auch immer bestimmten Gruppe wäre die sinnvollere Alternative gewesen. So haben wir mal wieder die Klassengliederung der Opfer des Nationalsozialismus: 1. Klasse - die Juden, die man insgesamt als "Volk" umbringen kann, was offenbar schlimmer ist als jeder andere Massenmord. 2. Klasse - die anderen Gruppen, deren Angehörige nur individuell ermordet werden können und denen man die Gruppenidentität abspricht. Typisch deutsch.

#40:  Autor: Der unbekannte GottWohnort: Das alte Europa BeitragVerfasst am: 27.01.2005, 21:45
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Die Bombardierung der deutschen Städte ist nicht als Kriegshandlung einzuordnen, sondern war zum größten Teil organisierte Vernichtung von Menschen und Kultur, nichts anderes.


Die "1€-Jobs" mit Sklaverei o.Ä. gleichzusetzen, halte ich für eine sehr polemische Übertreibung, die jeder Vernunft entbehrt. Was man vielleicht noch darin sehen könnte, wäre eine Herabsetzung der historischen Geschehnisse und der Grausamkeiten im Dritten Reich, in der Sklaverei, in Armenien usw., indem man sie mit doch sehr begrenzten sozialen Problemen vergleicht.

#41: Re: was "völkermord" genannt wird, was nicht und warum Autor: Anatoly BeitragVerfasst am: 27.01.2005, 21:57
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Raphael hat folgendes geschrieben:
Anatoly hat folgendes geschrieben:
Raphael hat folgendes geschrieben:
Anatoly hat folgendes geschrieben:
Aber die Anfänge dieses Irrsinns, die Vorstufen, sind für mich genauso wichtig und dürfen nicht vergessen werden. Liquidierung von Grund-, Freiheits- und Menschenrechten, Verfolgung Andersdenkender, Nürnberger Rassegesetze, Zwangsarbeit, Sklavenarbeit, Ausbeutung (moderne Form: 1 Euro Jobs im Rahmen von Hartz IV) etc. etc. Zusehr soll ja doch nicht auf das hingewiesen werden, was nur wenig unter der Oberfläche der "Zivilisation" lauert, was schon wieder zu weit in unsere Gesellschaften vorgedrungen ist, auch wenn andere Begrifflichkeiten und andere Technologien verwendet werden und eine rot-grüne Regierung das als Fortschritt ausgibt.



Sehr richtig - nicht lesen, was man lesen will, sondern lesen, was da steht. Und was steht da? "... die Anfänge dieses Irrsinns... Liquidierung von Grund-, Freiheits- und Menschenrechten... Nürnberger Rassegesetze... Sklavenarbeit... 1 Euro Jobs im Rahmen von Hartz IV..." Hartz IV in einem Atemzug mit den Nürnberger Rassegesetzen. Anatoly ist offensichtlich ein gelehriger Schüler von Volker Kauder - oder ist es der CDU-General selbst, der hier zu uns spricht?
Was hat das bitte mit der CDU zu tun? Diese Assoziation mußt Du bitte mal erklären. Auf diesen Unsinn zum Quadrat hin bekommst Du Dein "Kompliment" mir gegenüber zurück. Wie war denn das damals, darf ich Dein Gedächtnis auffrischen? Die Nazis haben Freiheits-, Grund- und Menschenrechte liquidiert, Asoziale wurden in den Arbeitsdienst gesteckt, das war Ausbeutung. Und ich betrachte nunmal die Ein Euro Jobs als Ausbeutung und die habe ich als Beispie für eine moderne Form von Ausbeutung angeführt.


Na, Kauder hat das Antidiskriminierungsgesetz in eine Reihe mit den Nürnberger Rassegesetzen gestellt, und Du tust das Selbe mit dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch. Es kann ja jeder gegen Rot-Grün sein, aber dann bitte mit Argumenten und nicht mit unsäglichen Gleichsetzungen.

Welche Gleichsetzung? Ich vergleiche, setze aber nicht gleich. Das eine war Ausbeutung, das andere ist Ausbeutung. Das das heute und unter einer rot-grünen Regierung passiert, kann mich nicht davon abhalten, es als das zu sehen, was es m. E. nach ist. Ich finde es sehr gut, dass Du auf das Sozialgesetzbuch hinweist. Damals waren die Nürnberger Rassegesetze ein gültiges Reichsgesetz. Und dennoch würdest Du Dich wohl kaum hinstellen und behaupten wollen, dass das ok war, weil das damals halt gerade Gesetz war, oder? Tja, und nur weil die Ein Euro Jobs es in dieses Sozialgesetzbuch geschafft haben, muss ich sie noch lange nicht für in Ordnung betrachten. Und nur weil rot-grün rot-grün heißt, heißt das noch lange nicht, dass ihre Politik nicht als rechts oder inhuman eingestuft werden darf/kann. Ob rote, braune, schwarze, gelbe, grüne Bonzen, sie sind doch alle gleich(er).

#42:  Autor: WolfWohnort: Zuhause BeitragVerfasst am: 27.01.2005, 22:05
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Der unbekannte Gott hat folgendes geschrieben:
Die Bombardierung der deutschen Städte ist nicht als Kriegshandlung einzuordnen, sondern war zum größten Teil organisierte Vernichtung von Menschen und Kultur, nichts anderes.
Ich ordne sie, sowohl als Kriegshandlung, als auch (Massen)mord ein. Die Motive waren anders, aber besser will ich nicht sagen, beide Motive bauen m.A.n. auf falsche Axiome auf.
Zitat:



Die "1€-Jobs" mit Sklaverei o.Ä. gleichzusetzen, halte ich für eine sehr polemische Übertreibung, die jeder Vernunft entbehrt. Was man vielleicht noch darin sehen könnte, wäre eine Herabsetzung der historischen Geschehnisse und der Grausamkeiten im Dritten Reich, in der Sklaverei, in Armenien usw., indem man sie mit doch sehr begrenzten sozialen Problemen vergleicht.
Jeder/Fast jeder Beruf ist gewissermaßen Sklaverei, desto geringer die Entlohnung für die erbrachte Leistung ist und desto unfreiwilliger er verübt wird, desto näher siedle ich den Beruf an Sklaverei an.

#43:  Autor: Anatoly BeitragVerfasst am: 27.01.2005, 22:26
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Der unbekannte Gott hat folgendes geschrieben:
Die Bombardierung der deutschen Städte ist nicht als Kriegshandlung einzuordnen, sondern war zum größten Teil organisierte Vernichtung von Menschen und Kultur, nichts anderes.

"Organisierte Vernichtung von Menschen" trifft aber m. E. auf jeden Krieg zu. Was meinst Du mit Kultur? Normalerweise versteht man unter Kultur die Gesamtheit der Lebensformen/-weisen der Bevölkerung in einem umgrenzten Gebiet.

Der unbekannte Gott hat folgendes geschrieben:

Die "1€-Jobs" mit Sklaverei o.Ä. gleichzusetzen, halte ich für eine sehr polemische Übertreibung, die jeder Vernunft entbehrt. Was man vielleicht noch darin sehen könnte, wäre eine Herabsetzung der historischen Geschehnisse und der Grausamkeiten im Dritten Reich, in der Sklaverei, in Armenien usw., indem man sie mit doch sehr begrenzten sozialen Problemen vergleicht.

Ich habe die "1€-Jobs" als ein Bsp. für Ausbeutung genannt, nicht für Sklaverei. Obwohl, auch Sklaven wurden mit dem Nötigsten versorgt, ansonsten hätte man ja Kapital (wenn auch mit Ablaufdatum) zerstört. Ich sehe nicht, wo ich "eine Herabsetzung der historischen Geschehnisse und der Grausamkeiten im Dritten Reich" vorgenommen hätte. Das Dritte Reich ist zwar untergegangen (worden), glücklicherweise, aber deswegen ist noch nicht alles Unrecht, alle Niederträchtigkeit, etc. aus der Welt verschwunden. Nein, heute ist ja alle anders, heute gibts sowas nicht. Nennen wir es 1€-Jobs und keiner wird auf die Idee kommen, dass wir eigentlich sowas wie den Arbeitsdienst für "Asoziale" (Arbeitslose, schwächere Mitglieder der Gesellschaft, etc.) wieder eingeführt haben und traut sich doch einer knüppeln wir ihn mit der bewährten "Verharmlosung des NS/Faschismus"-Keule nieder, wir Super-Anti-Faschisten. Was beschmutzt das Gedenken an die NS-Verbrechen (und ich meine die Gesamtheit und nicht nur den schrecklichen Höhe- und Endpunkt) mehr: ein ins Museum verfrachten der Angelegenheit inkl. offizialer Kniefälle zu Jahrestagen oder es als wirklich hellhörig und wachsam machendes mahnendes Beispiel zu verwenden?

#44:  Autor: Anatoly BeitragVerfasst am: 27.01.2005, 22:36
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Raphael hat folgendes geschrieben:
"Wer in der Absicht, eine nationale, rassische, religiöse oder durch ihr Volkstum bestimmte Gruppe..." beginnt § 212 StGB. Nach dieser Definition gilt auch der Massenmord an einer Glaubensgemeinschaft als Völkermord, nicht aber z.B. der Massenmord an einer durch ihre politische oder weltanschauliche Überzeugung, durch ihre regionale oder lokale Herkunft, ihre Abstammung, ihren Sozialstatus oder ihre sexuelle Identität bestimmte Gruppe. Wer z.B. alle Bayern oder alle Rostocker oder alle Besserverdienenden oder alle Agnostiker ausrotten will, der begeht "nur" eine Vielzahl von Einzelmorden. Wenige Definitionen des deutschen Strafrechts sind so willkürlich und unlogisch wie die des Völkermordes, die im Grunde ja nur versucht, alle denkbaren Motivationen (national, rassisch, religiös) für Antijudaismus und Antisemitismus zusammenzufassen, wobei zufällig auch noch Sinti und Roma subsummiert werden können. Ein Straftatbestand Massenmord an einer durch welches Merkmal auch immer bestimmten Gruppe wäre die sinnvollere Alternative gewesen. So haben wir mal wieder die Klassengliederung der Opfer des Nationalsozialismus: 1. Klasse - die Juden, die man insgesamt als "Volk" umbringen kann, was offenbar schlimmer ist als jeder andere Massenmord. 2. Klasse - die anderen Gruppen, deren Angehörige nur individuell ermordet werden können und denen man die Gruppenidentität abspricht. Typisch deutsch.

In diesem Punkt stimme ich vollkommen mit Dir überein.

#45:  Autor: Der unbekannte GottWohnort: Das alte Europa BeitragVerfasst am: 27.01.2005, 22:54
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Anatoly hat folgendes geschrieben:
Der unbekannte Gott hat folgendes geschrieben:
Die Bombardierung der deutschen Städte ist nicht als Kriegshandlung einzuordnen, sondern war zum größten Teil organisierte Vernichtung von Menschen und Kultur, nichts anderes.

"Organisierte Vernichtung von Menschen" trifft aber m. E. auf jeden Krieg zu. Was meinst Du mit Kultur? Normalerweise versteht man unter Kultur die Gesamtheit der Lebensformen/-weisen der Bevölkerung in einem umgrenzten Gebiet.


Wurde das nicht zerstört? Zum anderen gehört dazu auch, was sie resp. ihre Vorfahren geleistet haben (ästhetisch etc.) und was davon übriggeblieben ist und wert ist, erhalten zu werden, z.B. die historische Altbausubstanz der deutschen Städte, die dort befindlichen Theater, Opern, Museen (incl. den Ausstellungsstücken etc. [es ist daran zu erinnern, daß die Sixtinische Madonna beinahe mitzerstört worden wäre in Dresden - Ihr wißt schon, das mit den beiden Engelchen, die überall zu sehen sind]), Bibliotheken usw.
Kultur lebt von den Menschen, aber dauert an in ihren Werken.

#46: Re: was "völkermord" genannt wird, was nicht und warum Autor: Raphael BeitragVerfasst am: 27.01.2005, 23:09
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Anatoly hat folgendes geschrieben:
Ich finde es sehr gut, dass Du auf das Sozialgesetzbuch hinweist. Damals waren die Nürnberger Rassegesetze ein gültiges Reichsgesetz. Und dennoch würdest Du Dich wohl kaum hinstellen und behaupten wollen, dass das ok war, weil das damals halt gerade Gesetz war, oder? Tja, und nur weil die Ein Euro Jobs es in dieses Sozialgesetzbuch geschafft haben, muss ich sie noch lange nicht für in Ordnung betrachten. Und nur weil rot-grün rot-grün heißt, heißt das noch lange nicht, dass ihre Politik nicht als rechts oder inhuman eingestuft werden darf/kann. Ob rote, braune, schwarze, gelbe, grüne Bonzen, sie sind doch alle gleich(er).


Du erliegst einem fatalen Irrtum, dem sogar das Bundesverfassungsgericht schon zum Opfer gefallen ist. Die Nürnberger Rassegesetze waren eben nicht geltendes Reichsrecht. Und zwar aus einem sehr einfachen Grunde, den hochbezahlte Kronjuristen in roten Roben nicht erkennen: Eine Mörderbande kann kein Recht setzen. Natürlich wurde das "Reichsgesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre (Blutschutzgesetz)", dessen Name schon dem Recht Hohn spricht, vollzogen. Dennoch ist ihm jedwede Gesetzesqualität abzusprechen. Die Weimarer Reichsverfassung (niemals aufgehoben) setzte für das Zustandekommen eines Gesetzes den Beschluss des demokratisch gewählten Reichstages sowie die Ausfertigung durch den demokratisch gewählten Reichspräsidenten voraus - nicht den Willensakt des "Führers" einer terroristischen Vereinigung. Für mich verbietet es sich, die Befehle Adolf Hitlers und auf verfassungsmäßige Weise zu Stande gekommene Gesetze wie das SGB II auf die selbe Stufe zu stellen. In einem anderen Threadtitel hier wird "Hartz IV" als Verbrechen gegen die Menschlichkeit bezeichnet. daraus sprechen Maßlosigkeit und Dummheit. Für mich sind Verbrechen gegen die Menschlichkeit Massenmorde, Vertreibungen, Kriegsverbrechen und nicht Sozialleistungsgesetze, die mir nicht gefallen. Man sollte doch seine Worte wägen.

#47:  Autor: Raphael BeitragVerfasst am: 27.01.2005, 23:13
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Anatoly hat folgendes geschrieben:
Raphael hat folgendes geschrieben:
"Wer in der Absicht, eine nationale, rassische, religiöse oder durch ihr Volkstum bestimmte Gruppe..." beginnt § 212 StGB. Nach dieser Definition gilt auch der Massenmord an einer Glaubensgemeinschaft als Völkermord, nicht aber z.B. der Massenmord an einer durch ihre politische oder weltanschauliche Überzeugung, durch ihre regionale oder lokale Herkunft, ihre Abstammung, ihren Sozialstatus oder ihre sexuelle Identität bestimmte Gruppe. Wer z.B. alle Bayern oder alle Rostocker oder alle Besserverdienenden oder alle Agnostiker ausrotten will, der begeht "nur" eine Vielzahl von Einzelmorden. Wenige Definitionen des deutschen Strafrechts sind so willkürlich und unlogisch wie die des Völkermordes, die im Grunde ja nur versucht, alle denkbaren Motivationen (national, rassisch, religiös) für Antijudaismus und Antisemitismus zusammenzufassen, wobei zufällig auch noch Sinti und Roma subsummiert werden können. Ein Straftatbestand Massenmord an einer durch welches Merkmal auch immer bestimmten Gruppe wäre die sinnvollere Alternative gewesen. So haben wir mal wieder die Klassengliederung der Opfer des Nationalsozialismus: 1. Klasse - die Juden, die man insgesamt als "Volk" umbringen kann, was offenbar schlimmer ist als jeder andere Massenmord. 2. Klasse - die anderen Gruppen, deren Angehörige nur individuell ermordet werden können und denen man die Gruppenidentität abspricht. Typisch deutsch.

In diesem Punkt stimme ich vollkommen mit Dir überein.


Küßchen

#48:  Autor: Delirium BeitragVerfasst am: 28.01.2005, 22:03
    —
Hmm.., ich neige dazu, Anatolys Meinung über den Krieg und über das Kriegsverbrechen zu teilen. Ein Krieg ist und bleibt in sich ein Verbrechen. Wie kann innerhalb eines Krieges, also innerhalb einer verbrecherischen Handlung, dieses erlaubt und jenes verboten werden? Genfer Konventionen? Ich persönlich halte diese für unrealistisch. Da stellt doch tatsächlich jemand "Regeln" auf, um innerhalb eines Verbrechens bestimmte Verbrechen zu unterbinden. Wodurch das Ganze, in diesem Fall also der Krieg, indirekt den Touch des "erlaubten" erhält. Das klingt genau so seltsam, wie es ist: "Dudu.., schlimmer Bub`.., vergase ja keine Kriegsgegner.., schiess ihnen in den Kopf, spritz ihnen das Hirn an die Rückwand, reiss ihnen die Gedärme aus den Leibern, und verstreue millionen von Landminen auf ihren Feldern.., aber nicht vergasen, das machen nämlich nur Kriegsverbrecher!"

Mal im Ernst.., wer will das denn im Ernstfall wirklich kontrollieren, geschweige durchsetzen? Im Krieg geht es nur um eines: Gewinnen! Und wenn dieses Gewinnen davon abhängt, dass die Bevölkerung bombardiert werden "muss", dann wird die Bevölkerung bombardiert! Und falls diese Kriegstatktik zu einem früheren Erfolg und Sieg führen würde, also dadurch im Endeffekt viel weniger Menschen sterben würden, wäre nämlich genau diese Aktion die humanste von allen. Obgleich mir, ob nun Krieg oder nicht, alles andere einfallen würde, als diese oder jene Tötungstaktik als human zu bezeichnen..

Und: Wer hat sich denn - seit es die Genfer Konventionen gibt - je an dieselben gehalten? Die Serben etwa? Oder die Bosnier? Oder vielleicht die Amerikaner? Die Russen vielleicht? Im Krieg galt und gilt wie immer der Gundsatz: Alles ist erlaubt!

Dass die Türken während ihres Befreiungskrieges (und auch danach) die Armenier "recht unsanft" behandelt haben, ist sicherlich nichts, worauf die Türken stolz sein könnten. Das gleiche kann ich aber auch von den Armeniern behaupten, die vorher, während der Besatzungszeit in der Türkei, mit den Besatzern mordend und raubend durch das Land gezogen sind.., und sie haben während des Befreiungskrieges mit den Besatzern gegen die Türken gekämpft. Dagegen ist auch nichts zu sagen.., sie haben eben auf ihrer eigenen Seite gekämpft.., tchja.., die Besatzer nun haben aber den Krieg verloren.., und mit ihnen auch die Armenier. Leider ist auch in diesem Fall die Taktik der Besatzer aufgegangen: Teile und Herrsche!

(Indien und Pakistan gehörten auch mal zusammen.., vor der Englischen Besatzung. Aber im Moment stehen sie kurz vor einem Vernichtungskrieg. Und auch hier kann ich nur sagen: Es war Krieg! Und niemand fragte nach humanen oder inhumanen Mitteln, solange es dabei dem eigenen Volk (respektive dem eigenen Soldaten) besser erging. Und im Kriegsfall wird auch heute niemand danach fragen.)

Mit den Kurden ist es wiederum eine ganz andere Geschichte. Es kann keine Rede davon sein, den Kurden "Ihr eigenes Land" zurückzugeben. Was mich persönlich nicht weiter berühren würde. Warum sollen sie nicht "ihr eigenes Land" haben? Aber: Sie hatten niemals in ihrer Geschichte ein "eigenes" Land gehabt. (Es wäre "legitimer", wenn die Bayern eine Trennung von Deutschland anstreben würden.., zwinkern )
Der so genannte "Krieg" mit ihnen ist erst dann richtig eskaliert, als einer von ihnen damit begann, Bomben in dicht besiedelten Gebieten, sprich Städten, zu legen. Das fanden die Türken nicht mehr ganz so witzig.
Die Kurden hatten seit Atatürk die gleichen Rechte wie ALLE im Land. Einschliesslich Wahlrecht, und das Recht gewählt zu werden. Und hier in Deutschland wurde das Geschrei um "Humanität" erst dann etwas leiser, als derselbe "Kämpfer um Freiheit" mitten in Düsseldorf eine Bombe gezüdet hat. Tchja.., solange es einen nicht selbst betrifft, kann man leicht urteilen.

Aber vielleicht sind ja auch meine Geschichstkenntnisse zu sehr von der staatlischen Politik getrübt, also nicht ganz der Wahrheit entsprechend.., dann bitte ich um Korrektur.., zwinkern

#49:  Autor: SermonWohnort: Sine Nomine BeitragVerfasst am: 02.02.2005, 12:17
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Die märkische Landesregierung versucht, die Türken zu besänftigen: In die Lehrpläne werden - neben dem Genozid an den Armeniern - auch andere Massaker aufgenommen.

Zitat:
Wie verstockt die Türken auf jeden historischen Halbsatz reagieren, haben bedeutendere Parlamente als das brandenburgische erfahren - aber auch Platzeck selbst. Resolutionen im italienischen Parlament, der französischen Nationalversammlung oder dem Schweizer Nationalrat zum Thema Armenien folgten stets schwere Zerwürfnisse auf Zeit mit der Türkei. Ähnlich erging es auch der Stadt Potsdam, als sie zu Ehren des Theologen und Humanisten Johannes Lepsius eine Gedenkstätte einrichten wollte; der Brandenburger Pfarrer hatte weiland den Massenmord vor Ort dokumentiert, was die Märker besonders stolz auf einen der ihren machte. Zwei Jahre lang wurde Platzeck, der damals als Stadtoberhaupt die Schirmherrschaft übernommen hatte, deshalb mit Morddrohungen traktiert. Daher empfindet er die derzeitigen Proteste als "sehr gesittet" - auch wenn seit Tagen eine Welle von Wutbriefen über die Staatskanzlei hereinbricht, alle mit verdächtig ähnlichem antiarmenischem Tenor.

#50:  Autor: narziss BeitragVerfasst am: 02.02.2005, 14:10
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Wie sieht es eigenlich mit Atatürks Rolle im Armeniervölkermord aus?

#51:  Autor: Delirium BeitragVerfasst am: 03.02.2005, 19:40
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narziss hat folgendes geschrieben:
Wie sieht es eigenlich mit Atatürks Rolle im Armeniervölkermord aus?


Hmm.., soweit meine Geschichtskenntnisse reichen, war Atatürk zu der Zeit (um 1915 / 1916) in Galipoli, bzw Kommandant in (oder von. Weiss es nicht mehr so genau) Edirne. Edirne ist die heutige Grenzstadt zu Bulgarien. Also europäischer Teil der Türkei, und noch recht weit weg von Armenien. Vor allem auch noch recht weit weg davon, "Vater der Türken" zu sein.

Ich hatte mal eine Abhandlung über den "Völkermord an den Armeniern" im Internet gefunden. Geschrieben von einem Englischen Zeitzeugen, der damals (vor 1915) in der Türkei war. Und da die Engländer jener Zeit nun wirklich keinen Grund hatten, die Türken besonders zu mögen .., zwinkern .., sollte man meinen, dass dieser Bericht zumindest nichts schönes über diese aussagen würde. Bevor ich jedoch darüber schreibe, werde ich erst noch mal auf die Suche gehen. Eine Angabe der Quelle mach sich immer gut.., zwinkern

#52:  Autor: Delirium BeitragVerfasst am: 03.02.2005, 21:14
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@Narziss

Ich habe hier etwas gefunden:

http://www.gei.de/deutsch/aktuelles/pdf/adanir.pdf

Und noch eine interessante Seite:

http://www.ermenisorunu.gen.tr/deutsch/einleitung/

Ein kurzer Einblick (Es geht um Gerichtsverhandlungen gegen osmanische Staats- und Militärgrössen, die wegen Völkermord an den Armeniern verhaftet wurden) :

Bericht hat folgendes geschrieben:
In einem Bericht, der im amerikanischen Archiv zu finden ist, schrieb der englische Botschafter R.C. Craigie am 13. Juli 1921 an Lord Curzon folgendes: "Es tut mir leid es mitzuteilen, dass es keine Beweise gegen die auf Malta verhafteten Türken gibt. Es gibt keinen einzigen konkreten Vorfall, der einen genügenden Beweis dafür bildet. Die erwähnten Berichte enthalten auf keinen Fall weitere Beweismittel, welche die Informationen über die Türken ergänzen können, über die die Regierung Ihrer Majestät gerade verfügt."


Wer die Wahrheit schreibt und wer lügt, kann ich natürlich nicht beurteilen. Es ist eben Geschichte, und diese kann von jeder Seite verfälscht worden sein. Interessant wäre es, die erwähnten englischen Originalberichte zu Gesicht zu bekommen.

Andere Berichte, die etwas weiter zurück reichen, beschuldigen die Armenier, nahezu 2,5 Mio Muslime dahingeschlachtet zu haben. Die Armenier kommentieren das Ganze selbstverständlich mit der gleichen Verachtung, wie die Türken den "angeblichen" Völkermord an den Armeniern: "Alles Unsinn"

Und beide Seiten haben natürlich "alle Beweise", die man finden kann: Massengräber!
Alles in Allem, wenn Du meine persönliche Meinung dazu hören willst: Menschen sind Barbaren! Ich kann mir, völlig unabhängig von Nationalität und Religion, ganz gut vorstellen, dass beide Seiten Dreck am Stecken haben. Zumal beide Seiten auch noch von Dritten dazu getrieben wurden.

Im Übrigen haben Armenier im zweiten Weltkrieg keine geringe Rolle für Deutschland gespielt.

#53:  Autor: Heike J BeitragVerfasst am: 09.02.2005, 17:48
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Der Völkermord an den Armeniern werde - um weitere Beispiele von Genoziden ergänzt - auch im nächsten Brandenburger Lehrplan enthalten sein, sagte Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) gestern nach einem Treffen mit Vertretern Armeniens.

http://morgenpost.berlin1.de/content/2005/02/09/brandenburg/733679.html

#54:  Autor: SermonWohnort: Sine Nomine BeitragVerfasst am: 09.02.2005, 22:17
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In Brandenburg wird nun doch wieder über den türkischen Völkermord während des Ersten Weltkrieges gelehrt

Zitat:
Bei der türkischen Botschaft stieß der erneute Sinneswandel der Potsdamer Staatskanzlei auf Befremden. Es habe 1915/16 in Anatolien weder einen Völkermord noch eine ethnische Säuberung gegeben, sondern lediglich tragische Kriegsereignisse durch die Deportationen einer Bevölkerungsgruppe aus dem Kriegsgebiet, bekräftigte die Botschaft den bis heute gültigen offiziellen Standpunkt der Republik Türkei.

#55:  Autor: SermonWohnort: Sine Nomine BeitragVerfasst am: 09.02.2005, 22:21
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Brandenburgische Wertegemeinschaft

Zitat:
Abstoßend wird die Angelegenheit vor allem dadurch, dass Unionspolitiker auf diese Weise noch zwei andere Süppchen kochen wollen. Zum einen wird hier wie bei dem latent revisionistischen "Deutsche als Opfer"-Diskurs versucht, den Holocaust zu relativieren, nach der Pseudologik: Wenn andere Völker auch einen Genozid in ihrem Sündenregister haben, erscheint der deutsche Völkermord nicht mehr singulär und ganz so schlimm. Zum anderen ist die Versuchung gerade bei der Union offenbar groß, den Völkermord an den Armeniern gegen einen EU-Beitritt der Türkei zu funktionalisieren, mit dem schwachen Argument: Wer vor 90 Jahren so etwas anstellte und sich bis heute mit dieser Geschichte schwer tut, gehört nicht zur europäischen Wertegemeinschaft. Mit solch einer Begründung aber würde wohl die Hälfte der jetzigen EU-Mitglieder keinen Eintritt in den Staatenbund erhalten haben. Vor allem aber instrumentalisiert sie die Opfer eines Völkermords auf unerträgliche Weise.

#56:  Autor: SermonWohnort: Sine Nomine BeitragVerfasst am: 01.03.2005, 21:37
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Intellektuelle fordern, den Völkermord an den Armeniern in der Endphase des Osmanischen Reiches endlich anzuerkennen. Bisher ist das Schicksal von rund einer Million verfolgter Armenier in der Türkei kein öffentliches Thema

Zitat:
Fethiye Cetin, wie auch die meisten Vertreter der heutigen armenischen Gemeinde in der Türkei, will nicht über den Begriff Völkermord streiten. Begriffe und Interpretationen von Ereignissen können sich ändern. "Was gestern Deportation hieß, kann heute Genozid heißen", schreibt Mehmet Ali Birand. "Es wird Zeit, darüber eine neue Debatte zu eröffnen."

Dieser Aufforderung ist der derzeit prominenteste türkische Schriftsteller, Orhan Pamuk, prompt nachgekommen. In einem Interview mit dem Zürcher Tages-Anzeiger sagte er: "In der Türkei wurden eine Million Armenier und 30.000 Kurden umgebracht. Ich sage das ganz deutlich und deswegen hassen die Nationalisten mich." Die fühlten sich auch prompt angesprochen. Der Kommentator de Zeitung Hürriyet, Fatih Altayle, drohte öffentlich ihn anzuzeigen, was dann ein Vertreter der Anwaltskammer aus Kayseri auch umsetzte. Er zeigte Pamuk wegen Verunglimpfung der Republik an. Jetzt darf man gespannt sein, was die Justiz daraus macht.

#57:  Autor: HannibalWohnort: Wien BeitragVerfasst am: 01.03.2005, 23:19
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Raphael hat folgendes geschrieben:
Wer die sogenannten 1-Euro-Jobs in die Nähe des NS-Massenmordes rückt, kann wahrlich nicht mehr klar denken.


Leider gibt es eine Menge von Menschen, die Hartz IV mit dem Holocaust vergleichen. Die sind halt zu faul, um ihr Geld mit ehrlicher Arbeit zu verdienen und hetzen lieber gegen die so unsagbar bösen Kapitalisten.

Für Wal Buchenberg sind die Kapitalisten einfach an allem schuld und selbst daran, dass er gestern zu seinen Pommes keinen Ketchup gekriegt hat... Pillepalle

#58:  Autor: SermonWohnort: Sine Nomine BeitragVerfasst am: 03.03.2005, 21:22
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Evangelische Perspektiven: Erinnerung an den Genozid an den Armeniern

• Nach dem ersten Weltkrieg versanken vier Kaiserreiche, die große Teile Europas und weite Gebiete darüber hinaus lange beherrscht hatten: Die deutschen Hohenzollern, die K.u.K. Habsburger, die russischen Romanow, und das ottomanische Sultanat von Konstantinopel, die so genannte "Pforte". Im Zusammenhang mit der letztgenannten gilt es in aller Kürze auf einige Tatsachen zurückzukommen: Erstens die Allianz zwischen dem deutschen Kaiserreich und der "Pforte" bis zum Ende des ersten Weltkriegs, zweitens die unvergessene beachtliche Leistung an Flüchtlingshilfe, die im Zweiten Weltkrieg seitens der modernen Türkei geleistet wurde. Drittens: unvergessen ist auch die Flüchtlingsaufnahme am Bosporus seitens der Ottomanen im 16. Jahrhundert, die vielen jüdischen Verfolgten der Inquisition zugute kam. Im Jahr 2005 jedoch jährt sich zum 90. Mal der Völkermord am ältesten christlichen Volk - den Armeniern. Diese Leidensgeschichte kann als Vorläufer und Schulbeispiel für den späteren viel schrecklicheren Nazi-Massenmord an den Juden erachtet werden. Wie der Talmud sagt: "Wer ein einziges Leben rettet, dem wird es angerechnet, als habe er die ganze Welt gerettet. Wer hingegen ein Leben auslöscht, dem wird es angerechnet, als habe er die ganze Welt zerstört". In diesem Sinne wollen wir auch der Lebensretter in jenen düsteren Tagen gedenken.

(20. März, 08.30 Uhr, Bayern2)

#59:  Autor: Queen of Las VegasWohnort: Mannheim BeitragVerfasst am: 15.12.2005, 20:56
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Leute, es geht jetzt um ORHAN PAMUK und um die Fähigkeit des türkischen Reformvorhaben EU- Standards zu erreichen, auch wenn es in der Türkei kaum jemanden mehr interessiert.

#60:  Autor: Finril BeitragVerfasst am: 18.12.2005, 16:29
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Zum Thema Orhan Pamuk:

War auch heute auf der Titelseite der FAZ

Zitat:
ISTANBUL, 16. Dezember (AP). Der Prozeß gegen den türkischen Schriftsteller Orhan Pamuk wegen Verunglimpfung des Türkentums ist am Freitag nach wenigen Minuten vertagt worden. Der Vorsitzende Richter Metin Aydin sagte, das Gericht ...


Zum Thema FAZ.

Weiss jemand, ob wenn man das ABO der FAZ hat die Beiträge im Internet komplett ansehen kann?



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