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Neuerscheinung: Stollbergs Inferno (Salomon)
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Anmeldungsdatum: 02.08.2003
Beiträge: 4554

Beitrag(#62706) Verfasst am: 12.12.2003, 22:49    Titel: Antworten mit Zitat

M.S.Salomon hat folgendes geschrieben:
Ob die Erfindung Gottes aber deshalb ein "Glücksgriff" war?


- Diese Aussage ist schwammig. Warum ist sie so schwammig ?
Weil das Wort Gott in einem sprachlichem Kontext von der
jeweiligen Definition abhängt. Was Gott "ist" könnte ich
für die jeweiligen Religionen inzwischen leicht
ausformulieren. Lachen

Aber das das Unfassbare unfassbar ist...das haben wír doch
gewußt. Lachen

Zitat:
Für bestimmte Individuen, die sich durch die Erfindung eines (ihnen angeblich wohlgesonnenen) "imaginären Alphamännchens" eine bessere Position in der menschlichen Säugetierhierarchie erobern konnten, mag das ja zutreffen.


- Wieder eine schwammige Formulierung.
Wovon ist jetzt (genau) die Rede ?

Zitat:
Für sie war Gott ein fantastisches Instrument, das den subjektiven "Willen zur Macht" zur Geltung bringen konnte.


- Gott und Nietzschianer haben ein ganz besonderes Verhältnis.
Lachen Solltest ihn mal lesen...dafür bedarf es aber einiger Vorkenntnisse.

Zitat:
Für die Gattung Homo sapiens als Ganzes war dieser individuelle Glücksgriff jedoch ein Fehlgriff, da hierdurch historisch entstandene Sinnkonstruktionen in einem überhistorischen Sinne dogmatisiert werden konnten.


- "Historisch entstandene Sinnkonstruktionen"...
Klingt konstruiert.

Zitat:
Um noch einmal zum Roman zurückzukommen (den du natürlich unbedingt lesen musst Lachen ) :
Es bleibt die Frage, wie man den Disput der handelnden Personen mit ihrer "übernatürlichen" Projektion anders hätte ausgestalten können, als es im Roman geschehen ist.

Hat dazu jemand eine Idee?
Würde mich interessieren...


- Jeder war nur der er sein mußte.
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Werner
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Anmeldungsdatum: 10.12.2003
Beiträge: 18

Beitrag(#62734) Verfasst am: 13.12.2003, 00:22    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,

[..
"- Diese Aussage ist schwammig. Warum ist sie so schwammig ?
Weil das Wort Gott in einem sprachlichem Kontext von der
jeweiligen Definition abhängt. Was Gott "ist" könnte ich
für die jeweiligen Religionen inzwischen leicht
ausformulieren."
..]

Das ist verhältnismäßig einfach - und zwar in einem einzigen für alle Religionen gültigen Satz, ich versuch's einfach mal:

"Gott" ist ein vom Menschen geschaffenes Alibi für rational nicht oder nur schwer begründbare Handlungen oder Sachverhalte.

Einziger Zweck: "Gott" soll der Erkenntnis Grenzen setzen. Um es mit Begriffen der Optik auszudrücken: Wer Gott fokussiert (ihn somit zur Basis seiner Erkenntnisse macht) sieht zwangsläufig alles andere unscharf.. . Smilie

[..
"- Gott und Nietzschianer haben ein ganz besonderes Verhältnis.
Lachen Solltest ihn mal lesen...dafür bedarf es aber einiger Vorkenntnisse."
..]
Naja, das hast du jetzt allerdings auch ziemlich "schwammig" formuliert. Wen gilt es denn zu lesen? Gott oder Nietzsche? skeptisch

Den Begriff "Nietzscheaner" sollte man übrigens vermeiden bzw. ihn zumindest mit Bedacht verwenden. Bei deiner Bemerkung bezüglich der Notwendigkeit "einiger Vorkenntnisse" stimme ich dir allerdings zu. Wer sich ernsthaft mit N. befassen möchte, sollte sich auch und zunächst mit dessen Leben befassen. Dass heisst, es ist ein jeder zum scheitern verurteilt, der sich nicht mit der Person, deren Werdegang und sich somit auch (und besonders) mit der Psyche N's auseinandersetzt.

Problematisch ist bei Nietzsche insbesondere, dass dieser uns außer seinem "Zarathustra" leider überwiegend Fragmente und keine in sich abgeschlossene Werke hinterlassen hat, und dass ihm auch (im Gegensatz z.B. zu Hegel) eine recht emotionale Ausdrucksweise zu eigen war. Das führt leider nur zu oft dazu, dass Nietzsche von vielen selbsternannten "Experten" viel mehr nach belieben interpretiert statt analysiert wird. So kann man N. auch sehr leicht Ideologien unterstellen, welche dieser niemals verfolgte. Eine verhältnismäßig objektive Auseinandersetzung mit Nietzsche bietet übrigens u.a. Johann Prossliner auf seinen Seiten (www.nietzsche.de).

[..
- "Historisch entstandene Sinnkonstruktionen"...
Klingt konstruiert.
..]

Konstruktionen klingen eben allesamt irgendwie konstruiert.. Smilie

Aber mal (etwas) ernsthaft(er):

Warum? Präziser kann man es schwerlich formulieren. Alles hat zwangsläufig Grund und auch einen Ursprung so wie i.d.R. eine Zeit der Entstehung.

"Historische Sinnkonstruktionen"
Prädikat = "Historisch"
Objekt = "Sinnkonstruktionen"

"Grüner Apfel"
Prädikat = "Grün"
Objekt = "Apfel"

Wo siehst du da ein Konstrukt ? Smilie

[..
"- Jeder war nur der er sein mußte.
..]

In welchem Sinne? Wegen einer Art (genetischer) Vorsehung womöglich? Weil es der Autor so bestimmt hat? Oder weil er aus anderen ("Sachzwängen") sein mußte was er letztlich war?

Gruß,
Werner
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Anmeldungsdatum: 02.08.2003
Beiträge: 4554

Beitrag(#62825) Verfasst am: 13.12.2003, 11:22    Titel: Antworten mit Zitat

Morgen,

Werner hat folgendes geschrieben:
Hallo,

[..
"- Diese Aussage ist schwammig. Warum ist sie so schwammig ?
Weil das Wort Gott in einem sprachlichem Kontext von der
jeweiligen Definition abhängt. Was Gott "ist" könnte ich
für die jeweiligen Religionen inzwischen leicht
ausformulieren."
..]

Das ist verhältnismäßig einfach - und zwar in einem einzigen für alle Religionen gültigen Satz, ich versuch's einfach mal:

"Gott" ist ein vom Menschen geschaffenes Alibi für rational nicht oder nur schwer begründbare Handlungen oder Sachverhalte.


- Schlicht nein.
Ich sprach von den jeweiligen Aussagen der Religionen.
Du sprichst von Deiner eigenen Vorstellung, bzw. Haltung.
In dem Sinne ist es also voreingenommen.

Das sich die Ausformulierungen der Religionen
entsprechend unterscheiden(obwohl es viele Parallelen gibt),
hängt natürlich auch mit kulturellen Unterschieden und
gewachsenen Erfahrungswerten, usw. ab.

Du wärst z.B. vermutlich über so manche
christl. theologische Auslegung überrascht.
(So wie selbst die meisten Otto-normal-Christen)
Vor allem deshalb, weil sie nicht dem gängigen
Klischee entsprechen.

Zitat:
Einziger Zweck: "Gott" soll der Erkenntnis Grenzen setzen.


- Die Sache mit dem "Baum der Erkenntnis" hatten wir bereits. Lachen
Diese Metapher würde aber zu weit führen.

Zitat:
Um es mit Begriffen der Optik auszudrücken: Wer Gott fokussiert (ihn somit zur Basis seiner Erkenntnisse macht) sieht zwangsläufig alles andere unscharf.. . Smilie


- Das Problem liegt in der Vorstellung...

Zitat:
[..
"- Gott und Nietzschianer haben ein ganz besonderes Verhältnis.
Lachen Solltest ihn mal lesen...dafür bedarf es aber einiger Vorkenntnisse."
..]
Naja, das hast du jetzt allerdings auch ziemlich "schwammig" formuliert. Wen gilt es denn zu lesen? Gott oder Nietzsche? skeptisch


- Wo ist der Unterschied ? Lachen
(Er war kein Anhänger des Dualismus)

Zitat:
Den Begriff "Nietzscheaner" sollte man übrigens vermeiden bzw. ihn zumindest mit Bedacht verwenden.


- Ein Nietzschianer würde Dir vielleicht zustimmen. Lachen

Zitat:
Bei deiner Bemerkung bezüglich der Notwendigkeit "einiger Vorkenntnisse" stimme ich dir allerdings zu. Wer sich ernsthaft mit N. befassen möchte, sollte sich auch und zunächst mit dessen Leben befassen.


zwinkern

Zitat:
Dass heisst, es ist ein jeder zum scheitern verurteilt, der sich nicht mit der Person, deren Werdegang und sich somit auch (und besonders) mit der Psyche N's auseinandersetzt.


- Schopenhauers Philosophie müsste man mindestens kennen.

Zitat:
Problematisch ist bei Nietzsche insbesondere, dass dieser uns außer seinem "Zarathustra" leider überwiegend Fragmente und keine in sich abgeschlossene Werke hinterlassen hat,


- Wie ?

http://gutenberg.spiegel.de/autoren/nietzsch.htm

Zitat:
und dass ihm auch (im Gegensatz z.B. zu Hegel) eine recht emotionale Ausdrucksweise zu eigen war.


- So kann man es nennen. Aber es hatte seinen Grund.
Er war nicht gerade ein Freund der Sokratiker. zwinkern

Zitat:
Das führt leider nur zu oft dazu, dass Nietzsche von vielen selbsternannten "Experten" viel mehr nach belieben interpretiert statt analysiert wird.


- Es gibt keine Tatsachen nur Interpretationen. Lachen
(N.)

Zitat:
So kann man N. auch sehr leicht Ideologien unterstellen, welche dieser niemals verfolgte.


- Seine Philo. wurde mißbraucht.
(Allerdings muß er sich das mit anrechnen lassen)

Zitat:
Eine verhältnismäßig objektive Auseinandersetzung mit Nietzsche bietet übrigens u.a. Johann Prossliner auf seinen Seiten (www.nietzsche.de).


- Die Gegner sollte man auch kennen.


Zitat:
[..
- "Historisch entstandene Sinnkonstruktionen"...
Klingt konstruiert.
..]

Konstruktionen klingen eben allesamt irgendwie konstruiert.. Smilie


- Sofern man an "Teile"(Dinge) glaubt. Lachen

Zitat:
Aber mal (etwas) ernsthaft(er):

Warum? Präziser kann man es schwerlich formulieren. Alles hat zwangsläufig Grund und auch einen Ursprung so wie i.d.R. eine Zeit der Entstehung.


- Nichts.

Zitat:
"Historische Sinnkonstruktionen"
Prädikat = "Historisch"
Objekt = "Sinnkonstruktionen"


- Illusion. (Wortspiel) Lachen

Zitat:
"Grüner Apfel"
Prädikat = "Grün"
Objekt = "Apfel"

Wo siehst du da ein Konstrukt ? Smilie


- Ich sehe weder ein "Grün" noch einen "Apfel".
Tatsächlich hat man aber eine Vorstellung davon.
(suggestiv) Selbst wenn da ein wirklicher grüner
Apfel vor mir wäre, ist er nicht "zweimal" vorhanden.
(Zudem der Gesamteindruck erst im sog. Gehirn
zusammengesetzt wird). Es ist einfach nur "praktisch"
davon auszugehen, dass da das ist, was ich vermute.
(Selbst wenn da nur unpersönliche Atome wirbeln,
die ebenfalls nur meine Vorstellung sind) Der Irrtum
ist gewissermaßen lebensnotwendig.

Zitat:
[..
"- Jeder war nur der er sein mußte.
..]

In welchem Sinne?


- In jedem Sinne.

Zitat:
Wegen einer Art (genetischer) Vorsehung womöglich?


- Das Wort Zeit ist ein sehr phil. Thema.
Jedes Wort ist ein Vorurteil.

Zitat:
Weil es der Autor so bestimmt hat?


- Welche Bestimmung kommt dabei raus,
wenn jeder nur der war, der er sein mußte ? Lachen

Zitat:
Oder weil er aus anderen ("Sachzwängen") sein mußte was er letztlich war?

Gruß,
Werner


- Gezwungen von wem ? zwinkern
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Werner
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Anmeldungsdatum: 10.12.2003
Beiträge: 18

Beitrag(#63052) Verfasst am: 13.12.2003, 23:50    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,

Zitat:
- Schlicht nein.
Ich sprach von den jeweiligen Aussagen der Religionen.
Du sprichst von Deiner eigenen Vorstellung, bzw. Haltung.
In dem Sinne ist es also voreingenommen.

Das sich die Ausformulierungen der Religionen
entsprechend unterscheiden(obwohl es viele Parallelen gibt),
hängt natürlich auch mit kulturellen Unterschieden und
gewachsenen Erfahrungswerten, usw. ab.

Du wärst z.B. vermutlich über so manche
christl. theologische Auslegung überrascht.
(So wie selbst die meisten Otto-normal-Christen)
Vor allem deshalb, weil sie nicht dem gängigen
Klischee entsprechen.


Da muss ich mich entschuldigen. Hier habe ich dich schlicht missverstanden. Es liegt insbesondere in Online-Foren eben nicht immer an "schwammigen Ausdrucksweisen", sondern oftmals schlicht an "verkürzten Ausdruckweisen".. Smilie

Zitat:
- Das Problem liegt in der Vorstellung...


Um auch einen Teil deiner weiteren Kommentare gleich mit zu beantworten bzw diese vorwegzunehmen: Jedes Problem liegt schlicht immer an bzw. in der Vorstellung (des Subjekts).

[..
..]

Zitat:
- Wo ist der Unterschied ?
(Er war kein Anhänger des Dualismus)


Hier spielst du den Nietzscheanern in die Hand, indem du deren Interpretation Nietzsches postulierst.
Ich habe mich über viele Jahre mit N. befasst. Um meine Befunde bezüglich dessen "Hinterlassenschaften" sehr verkürzt zusammenzufassen (auch wenn mancher Nietzscheaner dafür auf mich einprügelt..): N. hätte das Zeug zu einem hervorragenden Aphoristiker gehabt. Leider hat er es jedoch "nur" zu einem verhältnismäßig guten Philosophen gebracht. Seine Schriften zeigen (wie bereits angedeutet) stets einen ausgeprägt emotionalen Stil. Diesen findest du zwar auch bei Schopenhauer, jedoch hat Arthur durchaus seinen (wenn auch mitunter recht schwarzen) Humor bewahrt. Nietzsche jedoch wirkt oftmals teils verbittert, teils depressiv, teils euphorisch. Bezeichnen würde ich Nietzsche als einen Visionär, der sich mit dem zwangsläufigen scheitern seiner Visionen in seinem innersten zwar abgefunden hat, jedoch in der Rolle eines Missionars (in so fern ist deine Andeutung bezüglich dessen Einstellung zum Dualismus durchaus berechtigt..) diese dennoch zu postulieren versuchte. Den gleichen Imperativ wie ihn "Gott" für sich in Anspruch nimmt, würde ich ihm jedoch keinesfalls unterstellen. Smilie


Zitat:
- Schopenhauers Philosophie müsste man mindestens kennen.


Ich kenne sie. Beginnend mit der "Vierfachen Wurzel des Satzes vom zureichen Grunde" über "Die Welt als Wille und Vorstellung" bis den "Aphorismen zur Lebensweisheit" (Welche ich als Pflichtlektüre wirklich jedem empfehlen würde..) zwinkern

Zitat:
- Wie ?

http://gutenberg.spiegel.de/autoren/nietzsch.htm


Es wurde aus seinem Nachlass vieles ziemlich willkürlich "zusammengepuzzelt" und als eigenständige Werke veröffentlicht. Eine nicht geringe Schuld daran trägt N's Witwe.. . Es würde aber zu weit führen, hier ins Detail zu gehen.

[..
..]

Zitat:
- Es gibt keine Tatsachen nur Interpretationen.
(N.)


Stimmt.. womit wir bei meinem Lieblingsthema wären: Ich habe mich über lange Zeit interdisziplinär (Von der Phil. über die Hirnforschung bis zur Kybernetik..) mit exakt dieser Aussage auseinandergesetzt.

Vorweg: Sie stimmt unzweifelhaft. Alles was wir von unserer Welt wahrnehmen ist letztlich nichts anderes als eine Reihe elektroschemischer Impulse die unser Gehirn stimulieren, und von welchen wir keine absolute Gewissheit über deren Richtigkeit (Fehlerfreiheit) haben können. Konsequent zuende gedacht bedeutet dies, dass ich keine absolute Gewissheit haben kann, in diesem Moment vor dem Rechner zu sitzen und deinen Beitrag zu beantworten.. zwinkern

Auch dass von dem Begriff "Wahrheit" unendlich viele verschiedene Definitionen und vier (!) wissenschaftliche Theorien existieren, spricht für die Richtigkeit obiger Aussage.

Was als "Wahr" angenommen wird, liegt letztlich allein beim (mehr oder weniger..) erkennenden Subjekt und an den Kriterien welches dieses an den Begriff "Wahrheit" knüpft.

Je höher die Ansprüche an diese Kriterien, desto Wahrscheinlicher wird Wahrheit (nettes Wortspiel..). Eine absolute Wahrheit kann es aus o.a. Gründen nicht geben. Nur hinreichend starke Kriterien (Argumente) welche auf Wahrscheinlichkeit deuten.
[..
..]
Zitat:
- Die Gegner sollte man auch kennen.


Die Gegner (ich kenne auch deren Argumente) bereiten mir wenig Sorge. Sorge bereiten mir viel mehr jene, die sich Nietzsche für ihre eigenen Ziele "zurechtbiegen".

Paradebeispiel ist m.E. hierfür Sloterdijk. An Gefährlichkeit duchaus mit einem deutschen Propagandaminister zu vergleichen, welcher vor rund 60 Jahren sein Unwesen trieb.. .
[..
..]
Zitat:
- Ich sehe weder ein "Grün" noch einen "Apfel".
Tatsächlich hat man aber eine Vorstellung davon.
(suggestiv) Selbst wenn da ein wirklicher grüner
Apfel vor mir wäre, ist er nicht "zweimal" vorhanden.
(Zudem der Gesamteindruck erst im sog. Gehirn
zusammengesetzt wird). Es ist einfach nur "praktisch"
davon auszugehen, dass da das ist, was ich vermute.
(Selbst wenn da nur unpersönliche Atome wirbeln,
die ebenfalls nur meine Vorstellung sind) Der Irrtum
ist gewissermaßen lebensnotwendig.


Hier wäre möglicherweise Rupert Sheldrake (www.sheldrake.org) für dich von Interesse. Schau' dir hierzu mal dessen Ausführungen zum Experimentator-Erwartungseffekt an. (Psychologen kennen dieses Phänomen übrigens als "Pygmalion-Effekt").

Gruß,
Werner
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Anmeldungsdatum: 02.08.2003
Beiträge: 4554

Beitrag(#63066) Verfasst am: 14.12.2003, 00:52    Titel: Antworten mit Zitat

Werner hat folgendes geschrieben:
Hallo,

Zitat:
"..."
Du wärst z.B. vermutlich über so manche
christl. theologische Auslegung überrascht.
(So wie selbst die meisten Otto-normal-Christen)
Vor allem deshalb, weil sie nicht dem gängigen
Klischee entsprechen.


Da muss ich mich entschuldigen.


- "Mußt" Du nicht. Ich betrachte vieles äußerst unpersönlich.
(Was andere manchmal beleidigend empfinden)
Mir geht es mehr um Inhalte. Gegen Kritik habe
ich daher z.B. nichts einzuwenden.
(Das ist das wovor sich viel geradezu fürchten)
Mir geht es z.B. auch nicht um "Streit", eher um
Streitkultur, bzw. Austausch von
Argumenten - Diskussion.

Zitat:
Hier habe ich dich schlicht missverstanden. Es liegt insbesondere in Online-Foren eben nicht immer an "schwammigen Ausdrucksweisen", sondern oftmals schlicht an "verkürzten Ausdruckweisen".. Smilie


- Du solltest meine anderen Beiträge erstmal lesen.
Ein Fingerzeig auf den Mond ist nicht der Mond.
Hinschauen muß schon jeder selbst. zwinkern
Sprache ist so gut wie immer nur ein Hinweis.

Zitat:
Zitat:
- Das Problem liegt in der Vorstellung...


Um auch einen Teil deiner weiteren Kommentare gleich mit zu beantworten bzw diese vorwegzunehmen: Jedes Problem liegt schlicht immer an bzw. in der Vorstellung (des Subjekts).


- Gut das Du das Subjekt in Klammern schreibst. Lachen


Zitat:
[..
..]

Zitat:
- Wo ist der Unterschied ?
(Er war kein Anhänger des Dualismus)


Hier spielst du den Nietzscheanern in die Hand, indem du deren Interpretation Nietzsches postulierst.


- Da liegst Du falsch Schopenhauer war auch kein Anhänger des Dualismus. Zudem muß man es recht verstehen. Nietzsche
war der Verkündiger des Todes Gottes. Was bei ihm nicht
bedeutet, dass Gott nicht existiert. Das Lebende ist nur
eine andere Art des Toten(aber eine sehr seltene). Lachen
"Leib bin ich ganz und gar und nichts ausserdem..."

Zitat:
Ich habe mich über viele Jahre mit N. befasst.


- Ich auch. zwinkern

Zitat:
Um meine Befunde bezüglich dessen "Hinterlassenschaften" sehr verkürzt zusammenzufassen (auch wenn mancher Nietzscheaner dafür auf mich einprügelt..): N. hätte das Zeug zu einem hervorragenden Aphoristiker gehabt.


- Er war es.

Zitat:
Leider hat er es jedoch "nur" zu einem verhältnismäßig guten Philosophen gebracht.


- Da kann man geteilter Auffassung sein.
Da scheiden sich die Geister was nicht anders zu erwarten war.
Ich halte Nietzsche für hoffnungslos eklektisch.

Zitat:
Seine Schriften zeigen (wie bereits angedeutet) stets einen ausgeprägt emotionalen Stil.


- Daraus mache ich ihm keinen Vorwurf.
Schopi(Neobuddhismus) und Nietzsche
waren nicht umsonst Irrationalisten.

Zitat:
Diesen findest du zwar auch bei Schopenhauer, jedoch hat Arthur durchaus seinen (wenn auch mitunter recht schwarzen) Humor bewahrt.


- Er hat sich im Leben weniger an seine eigene phil. Lehre gehalten.
Shit happens.

Zitat:
Nietzsche jedoch wirkt oftmals teils verbittert, teils depressiv, teils euphorisch.


- Eben leidenschaftlich. zwinkern

Zitat:
Bezeichnen würde ich Nietzsche als einen Visionär, der sich mit dem zwangsläufigen scheitern seiner Visionen in seinem innersten zwar abgefunden hat, jedoch in der Rolle eines Missionars (in so fern ist deine Andeutung bezüglich dessen Einstellung zum Dualismus durchaus berechtigt..)


- Er spielt mir manchmal auch zu sehr den Apostel.
Allerdings hat er sich ja insbesondere den Kreuzzug
gegen das Christentum auf die Fahne geschrieben.
Sein Anspruch liegt mir nicht. Zudem war er
völlig fixiert auf das Wort "Moral".

Zitat:
diese dennoch zu postulieren versuchte. Den gleichen Imperativ wie ihn "Gott" für sich in Anspruch nimmt, würde ich ihm jedoch keinesfalls unterstellen. Smilie


- Der ja bekanntlich tod ist... Lachen
Wo ist der "Imperativ" denn begraben ?
(Nicht Nietzsche)

[quote]
Zitat:
Zitat:
- Schopenhauers Philosophie müsste man mindestens kennen.


Ich kenne sie. Beginnend mit der "Vierfachen Wurzel des Satzes vom zureichen Grunde" über "Die Welt als Wille und Vorstellung" bis den "Aphorismen zur Lebensweisheit" (Welche ich als Pflichtlektüre wirklich jedem empfehlen würde..) zwinkern


- Schätze die indische Philo., bzw. die Quellen derer sich
Schopenhauer bedient hat, kennst Du nicht direkt...

Zitat:
Zitat:
- Wie ?

http://gutenberg.spiegel.de/autoren/nietzsch.htm


Es wurde aus seinem Nachlass vieles ziemlich willkürlich "zusammengepuzzelt" und als eigenständige Werke veröffentlicht.


- Stimmt.

Zitat:
Eine nicht geringe Schuld daran trägt N's Witwe.. . Es würde aber zu weit führen, hier ins Detail zu gehen.


- Ist mir bekannt.

Zitat:
[..
..]

Zitat:
- Es gibt keine Tatsachen nur Interpretationen.
(N.)


Stimmt..


- Reingefallen. Lachen

Der Satz ist in sich paradox. Lachen


Zitat:
womit wir bei meinem Lieblingsthema wären: Ich habe mich über lange Zeit interdisziplinär (Von der Phil. über die Hirnforschung bis zur Kybernetik..) mit exakt dieser Aussage auseinandergesetzt.


- Das habe ich auch. Allerdings nicht Kypernetik...

Zitat:
Vorweg: Sie stimmt unzweifelhaft. Alles was wir von unserer Welt wahrnehmen ist letztlich nichts anderes als eine Reihe elektroschemischer Impulse die unser Gehirn stimulieren, und von welchen wir keine absolute Gewissheit über deren Richtigkeit (Fehlerfreiheit) haben können.


- Ausgehend von einem materialistischem Weltbild.

Zitat:
Konsequent zuende gedacht bedeutet dies, dass ich keine absolute Gewissheit haben kann, in diesem Moment vor dem Rechner zu sitzen und deinen Beitrag zu beantworten.. zwinkern


- Konsequent zuende gedacht bedeutet dies, absolute Gewissheit.
Cool

Kommt ganz darauf an, ob man sich "selbst"
mit dem persönlichem Ich verwechselt.

[quote]
Zitat:
Auch dass von dem Begriff "Wahrheit" unendlich viele verschiedene Definitionen und vier (!) wissenschaftliche Theorien existieren, spricht für die Richtigkeit obiger Aussage.


- Wahrheit und Täuschung sind dualistische Vorstellungen ohne Wirklichkeit.

Zitat:
Was als "Wahr" angenommen wird, liegt letztlich allein beim (mehr oder weniger..) erkennenden Subjekt und an den Kriterien welches dieses an den Begriff "Wahrheit" knüpft.


- Sofern man davon ausgeht, dass Wahrheit unteilbar ist...
Es gibt da massenhaft unterschiedliche Sprachebenen;
Bewußtseinszustände. Ich würde aber keine Zustände erstreben(wollen).

Zitat:
Je höher die Ansprüche an diese Kriterien, desto Wahrscheinlicher wird Wahrheit (nettes Wortspiel..).


- Klingt quantenphysikalisch.
Da gibts dann auch nur noch Wahrscheinlichekeiten.

Zitat:
Eine absolute Wahrheit kann es aus o.a. Gründen nicht geben.


- Empfehle die Dialektik á la Hegel.
Allerdings hat Schopenhauer damit aufgeräumt.
(Alle Vielheit sei Illusion) Trotzdem kann man
Hegels Sprachspiel etwas abgewinnen.
Es ist in sich zumindest "logisch".
(Auch wenn es Quatsch ist...die Begriffe
sich gegenseitig gegeneinander aufheben)

Zitat:
Nur hinreichend starke Kriterien (Argumente) welche auf Wahrscheinlichkeit deuten.


- Wie wahrscheinlich ist wahrscheinlich...

Zitat:
[..
..]
Zitat:
- Die Gegner sollte man auch kennen.


Die Gegner (ich kenne auch deren Argumente) bereiten mir wenig Sorge. Sorge bereiten mir viel mehr jene, die sich Nietzsche für ihre eigenen Ziele "zurechtbiegen".


- Heidegger betrachtet Nietzsche somit auch erst als den Höhepunkt des Nihilismus, weil der Wille zur Macht geradezu die metaphysischen Strukturen hervorbringt(die Nietzsche eigentlich nicht wollte).

Zitat:
Paradebeispiel ist m.E. hierfür Sloterdijk. An Gefährlichkeit duchaus mit einem deutschen Propagandaminister zu vergleichen, welcher vor rund 60 Jahren sein Unwesen trieb.. .


- Dafür kenne ich den zu wenig.

Zitat:
[..
..]
Zitat:
- Ich sehe weder ein "Grün" noch einen "Apfel".
Tatsächlich hat man aber eine Vorstellung davon.
(suggestiv) Selbst wenn da ein wirklicher grüner
Apfel vor mir wäre, ist er nicht "zweimal" vorhanden.
(Zudem der Gesamteindruck erst im sog. Gehirn
zusammengesetzt wird). Es ist einfach nur "praktisch"
davon auszugehen, dass da das ist, was ich vermute.
(Selbst wenn da nur unpersönliche Atome wirbeln,
die ebenfalls nur meine Vorstellung sind) Der Irrtum
ist gewissermaßen lebensnotwendig.


Hier wäre möglicherweise Rupert Sheldrake (www.sheldrake.org) für dich von Interesse. Schau' dir hierzu mal dessen Ausführungen zum Experimentator-Erwartungseffekt an. (Psychologen kennen dieses Phänomen übrigens als "Pygmalion-Effekt").

Gruß,
Werner


- Dachte eher an Ernst Mach. zwinkern

Gruß
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M.S.Salomon
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Anmeldungsdatum: 15.09.2003
Beiträge: 389

Beitrag(#63192) Verfasst am: 14.12.2003, 17:11    Titel: Antworten mit Zitat

Die letzten Einträge waren ja etwas off-topic.

Deshalb dazu nur kurz: Die kritisierte Gottesvorstellung (Stichwort: "imaginäres Alphamännchen") war nur auf die personale Gottesvorstellung bezogen, nicht auf beispielsweise den pantheistischen oder monistischen Gottesbegriff, wie wir ihn bei Einstein oder Spinoza antreffen. Ich denke, über die unterschiedlichen Gottesbegriffe (und deren Konsequenzen) müsste man in einem seperaten Thread diskutieren...

Zurück zur Ausgangsfrage, wie man die Gottesszene anders hätte gestalten können:

Heike N. schrieb:
Zitat:
Ich hätte Gott als multiple Persönlichkeit (drei Persönlichkeiten, um genau zu sein ... ach... Winken) gestaltet und ihn ein bisschen agieren lassen. Interessant wäre eine Debatte zwischen den Dreien gewesen: der Übervater, der Verlierersohn, der vergebens seinem Vater nacheifern will und ein etwas flatterhafter, wischiwaschi HeiGei. Mr. Green


Sowas Ähnliches schwebte auch mir ursprünglich vor. Aber darüber wäre die Idee der projizierten Gottesgestalt verloren gegangen. Und diese Idee fand ich philosophisch und dramaturgisch interessanter. (Außerdem hat sie den Vorteil, dass sie nicht allein auf das Christentum bezogen ist....)

Nav schlug vor:
Zitat:
Ich hätte einen Schauprozeß veranstaltet, einen wütenden Einmarsch in die Hölle, um die "Sünder" zu befreien und dann die Errichtung eines neuen Himmelreiches unter der Führung eines "Räterates der Sünder".


Auch nicht schlecht! Lachen

Ganz am Anfang hatte ich eine ähnliche Idee. Aber im Laufe des Schreibens wurde mir klar, dass der Roman im Kern nicht nur religionskritisch ist, sondern, dass er ein viel tiefer liegendes Problem anspricht, nämlich die Konfrontation mit dem ABSURDEN. Stollberg kämpft ja nicht nur gegen die Religion an, die einen Sinn zu versprechen vorgab, er muss sich auch mit der Frage herumschlagen, was denn der Sinn des Lebens in einem an sich sinnfreien Kosmos sein könnte.

Ein Einmarsch in die Hölle inclusive der Machtübernahme eines postmortalem Revolutionskommitee hätte von dieser Thematik zu sehr abgelenkt. Deshalb stirbt Stollberg in dem Moment, in dem er "Gott" und damit seinen eigenen Projektionen gegenübertritt. Er konnte das Absurde nicht überwinden, aber immerhin: er konnte es entzaubern, verstehen, sich ihm stellen - und eine zeitlang sogar den Genuss der Revolte erleben...
_________________
Wir müssen uns Sisyphos
als einen glücklichen Menschen vorstellen."
(Albert Camus)
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Anmeldungsdatum: 02.08.2003
Beiträge: 4554

Beitrag(#63224) Verfasst am: 14.12.2003, 20:03    Titel: Antworten mit Zitat

M.S.Salomon hat folgendes geschrieben:
Stollberg kämpft ja nicht nur gegen die Religion an, die einen Sinn zu versprechen vorgab, er muss sich auch mit der Frage herumschlagen, was denn der Sinn des Lebens in einem an sich sinnfreien Kosmos sein könnte.

Ein Einmarsch in die Hölle inclusive der Machtübernahme eines postmortalem Revolutionskommitee hätte von dieser Thematik zu sehr abgelenkt. Deshalb stirbt Stollberg in dem Moment, in dem er "Gott" und damit seinen eigenen Projektionen gegenübertritt. Er konnte das Absurde nicht überwinden, aber immerhin: er konnte es entzaubern, verstehen, sich ihm stellen - und eine zeitlang sogar den Genuss der Revolte erleben...


Wie wäre es mit der "vollkommenen" Absurdität ?
So ein bisschen Absurdität ist doch eigentlich nicht genug. Lachen

(Mal abgesehen davon, dass vollkommene Absurdität ein 'Widerspruch' in sich ist)

Stollberg stellt fest, dass er ja ohnehin die ganze Zeit wo er sich am Leben wähnte(von Wahn) sowieso starb(das ist ja ein Prozess) - er erkennt statt der Dialektik(Geschichtlichkeit) - die Gleichzeitigkeit. Lachen
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Anmeldungsdatum: 21.10.2003
Beiträge: 9

Beitrag(#63821) Verfasst am: 16.12.2003, 11:27    Titel: Antworten mit Zitat

M.S.Salomon schrieb:

"Ein Einmarsch in die Hölle inclusive der Machtübernahme eines postmortalem Revolutionskommitee hätte von dieser Thematik zu sehr abgelenkt. Deshalb stirbt Stollberg in dem Moment, in dem er "Gott" und damit seinen eigenen Projektionen gegenübertritt. Er konnte das Absurde nicht überwinden, aber immerhin: er konnte es entzaubern, verstehen, sich ihm stellen - und eine zeitlang sogar den Genuss der Revolte erleben..."

Dem stimme ich zu. Die Idee, dass Stollberg & Co. in dem Tempel Gottes ihrem eigenen Spiegelbild begegnen, ist grandios. Vor allem natürlich die Reaktion Nietzsches, der ohnehin wusste, dass er Gott ist... Eine tolle Pointe!!
Die Frage ist aber, ob man diese Szene nicht hätte etwas ausmalen können. Das geht alles irgendwie sehr schnell! Gott wird erblickt, Gott wird geköpft, die Höllen-Inszenierung bricht zusammen, Stollberg ist tot...
Das ist natürlich rasant. Es bleibt beim Lesen kaum Zeit zum Atemholen...
Ist es ZU rasant? Vielleicht habe ich den Eindruck, dass die letzten Kapitel ein wenig zu kurz geraten sind, ja nur deshalb, weil ich es so schade fand, dass der Roman zuende war. Ich hätte gerne noch mehr von Jan Stollberg erfahren! Wie wäre es denn mit einem Nachfolgeroman, in dem es nicht um den Tod, sondern um das Leben von Jan Stollberg geht?
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M.S.Salomon
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Beitrag(#65536) Verfasst am: 19.12.2003, 09:28    Titel: Antworten mit Zitat

Don Quixote hat folgendes geschrieben:
Ich hätte gerne noch mehr von Jan Stollberg erfahren! Wie wäre es denn mit einem Nachfolgeroman, in dem es nicht um den Tod, sondern um das Leben von Jan Stollberg geht?


Daran habe ich auch schon gedacht... Dieser Roman würde nicht mit "Das war's also!" beginnen, sondern mit "Pressen! Pressen!" oder so ähnlich...
Wenn Stollberg im Jahr 2000 mit 56 gestorben wäre, dann läge seine Geburt im Jahr 1944 - also in der Endphase des zweiten Weltkriegs, seine Kinder-und Jugendjahre hätte er in der Zeit des sog. Wirtschaftswunders verbracht , 68 wäre 24 Jahre gewesen. Da ließe sich schon einiges machen... Allerdings befürchte ich, dass die Nachfrage für einen solchen Roman nicht besonders hoch wäre. Dafür müsste sich "Stollbergs Inferno" doch noch etwas besser verkaufen...
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Werner
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Beitrag(#65882) Verfasst am: 19.12.2003, 21:22    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
... Allerdings befürchte ich, dass die Nachfrage für einen solchen Roman nicht besonders hoch wäre. Dafür müsste sich "Stollbergs Inferno" doch noch etwas besser verkaufen...


Hallo,

das ist m.E. eines der Hauptsymptome der Krankheit Kapitalismus - Wenn sich eine Produktion nicht lohnt, so findet diese einfach nicht statt. Nur: Was sagt dies real über den Wert eines Werkes aus?

Wäre das kommerzielle Potential diesbezüglich ein Kriterium, so wäre Dieter Bohlen zwangsläufig Anwärter auf den Literatur-Nobelpreis 2004.. . skeptisch

Ich bin der Auffassung dass, wer seinen Mitmenschen etwas mitzuteilen hat (oder zu haben glaubt..), dies auch in jedem Fall tun sollte. (Dass manche Verlage von Autoren mittlerweile "Vorkasse" verlangen ist mir bekannt, aber es gibt andere Wege, wie z.B. über das Web in Form von "ebooks" etc.).

Dass das Kapital Gedanken enteignet darf einfach nicht sein. Dies gilt es meiner Auffassung nach in unserer primär zu bekämpfen!.

Gruß,
Werner
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M.S.Salomon
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Beitrag(#66901) Verfasst am: 22.12.2003, 13:17    Titel: Antworten mit Zitat

Werner schrieb:

Zitat:
das ist m.E. eines der Hauptsymptome der Krankheit Kapitalismus - Wenn sich eine Produktion nicht lohnt, so findet diese einfach nicht statt. Nur: Was sagt dies real über den Wert eines Werkes aus?


Natürlich nichts, es sagt nur etwas über seinen Marktwert aus...

Zitat:
Ich bin der Auffassung dass, wer seinen Mitmenschen etwas mitzuteilen hat (oder zu haben glaubt..), dies auch in jedem Fall tun sollte. (Dass manche Verlage von Autoren mittlerweile "Vorkasse" verlangen ist mir bekannt, aber es gibt andere Wege, wie z.B. über das Web in Form von "ebooks" etc.).


Wenn ich diese Haltung nicht prinzipiell teilen würde, hätte ich "Stollbergs Inferno" sicherlich nicht geschrieben... Dennoch: Autoren müssen ja auch von etwas leben... Das Schreiben eines nicht marktnormierten Buches ist ein Luxus, den man sich nicht immer leisten kann. Vorausgesetzt, Stollbergs Inferno würde sich 20.000 mal verkaufen (auch wenn das nicht sonderlich realistisch ist, es ist ja prinzipiell durchaus vorstellbar, dass 20.000 + X Leuten in Deutschland das Buch gefallen würde), so könnte ich mir den Luxus gönnen, 4 Monate an einem Nachfolgebuch zu schreiben.

Gegenwärtig fehlen mir aber die finanziellen Ressourcen, um solch ein Risiko auf mich zu nehmen. Von Idealismus allein kann auch ich nicht existieren - oder um es mit Brecht zu formulieren: "Fressen kommt vor der Moral" zwinkern

Zitat:
Dass das Kapital Gedanken enteignet darf einfach nicht sein. Dies gilt es meiner Auffassung nach in unserer primär zu bekämpfen!.


Dem stimme völlig zu! Und ich versuche auch mein Bestes, meine Produktion nicht vom momentanen Markt-Absatz abhängig zu machen. Dennoch: Aller Idealismus stößt an seine Grenzen. Wir bräuchten strukturell andere Rahmenbedingungen, um zu verhindern, dass die "unsichtbare Hand des Marktes" interessante künstlerische (aber auch wissenschaftliche!) Projekte im Keim erstickt...
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Werner
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Beitrag(#67104) Verfasst am: 22.12.2003, 20:51    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Das Schreiben eines nicht marktnormierten Buches ist ein Luxus, den man sich nicht immer leisten kann. Vorausgesetzt, Stollbergs Inferno würde sich 20.000 mal verkaufen (auch wenn das nicht sonderlich realistisch ist, es ist ja prinzipiell durchaus vorstellbar, dass 20.000 + X Leuten in Deutschland das Buch gefallen würde), so könnte ich mir den Luxus gönnen, 4 Monate an einem Nachfolgebuch zu schreiben.

Gegenwärtig fehlen mir aber die finanziellen Ressourcen, um solch ein Risiko auf mich zu nehmen. Von Idealismus allein kann auch ich nicht existieren - oder um es mit Brecht zu formulieren: "Fressen kommt vor der Moral"


Hallo,

du hast natürlich recht. Es ist nur sehr frustrierend zu beobachten wie der Markt normiert wird. Um es einmal sehr verkürzt auszudrücken: das Kapital normiert den Markt d.h. wer über die Mittel verfügt, Meinungen zu bilden bzw. Gemeinplätze bereits dadurch zu schaffen dass diese als solche postuliert werden (dem Rezipienten zu vermitteln was "in" und was "out", was "total angesagt" oder "was ätzt"), der kann sich problemlos selbst einen Markt schaffen.

Beispiele hierfür sind endlos: Fernsehmagazine" wie u.a. "Lifestyle" welche propagieren dass es z.B. eben zur Zeit total angesagt ist, sich Schlangengift in die Gesichtsmuskulatur spritzen zu lassen. Oder, noch perfider: Werbung mit redaktionellem Inhalt, als Anzeige als solches in vermeintlich "seriösen" Zeitungen gut versteckt zwischen den Tagesmeldungen. "Harry Potter" lässt grüßen.. . (Nicht dass ich einem/einer AutorIn den Erfolg nicht gönnte, jedoch gab und gibt es m.E. durchaus wichtigere Werke).

Nimm folglich meine "Pöbelei" bezüglich dieser Gegebenheiten keinesfalls persönlich. Eher als allgemein und im Ansatz durchaus Gesellschaftskritisch. Und "Gesellschaftskritik" ist gerade heute durchaus indiziert.. zwinkern

Es ärgert nur sehr, dass Finanzstarke (allerdings sehr schlechte) Autoren nahezu jeden Dummfug verbreiten können (und daran obendrein noch prächtig verdienen), jedoch durchaus gute Autoren durch die aktuellen Gegebenheiten de facto mundtot gemacht werden.

Gruß,
Werner

PS.: Dir und allen anderen Lesern dieses Forums geruhsame Feiertage !(auch wenn's bei der einen oder anderen Weihnachtsfeier sicherlich auch in diesem Jahr wieder ob z.B. "unpassender" oder "nicht erwartungsgemäßer" Geschenke zu mehr oder minder folgenschweren Amokläufen kommen wird..) Smilie
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Beitrag(#67244) Verfasst am: 23.12.2003, 02:02    Titel: Antworten mit Zitat

Nun, die Reise ging ja - insbesondere in der letzten Phase (die sieben Ringe des Himmels handelt Dante ja in derselben - in dem Falle lyrischen - Breite ab wie zuvor Hölle und Fegefeuer) - recht rasant vonstatten. Der Erzengel hätte ja z.B. selbst ein bißchen mehr über seine Beweggründe erzählen können, sich von Gott abzuwenden, anstatt Jan einfach nur das Schwert in die Hand zu drücken. Einer der Todsünder hätte sich bemüßigt sehen können, inmitten dieses religiös motivierten Gekloppes auf einen Felsen zu steigen und eine flammende Rede zu halten, nicht achtend auf die Worte des Nazischergen, da dies keinen Sinn habe, und erst später Buddha und Gandhi begegnen, die ihm dann sagen, daß sie das auch versucht hätten.

Noch eine Frage, wo ich doch die seltene Gelegenheit habe, mal den Autor persönlich... . Also: indessen war Nietzsche von allen Mitstreitern, die bis ans Ende gelangt sind, der bereitwilligste, den Gott als Teil seiner selbst zu töten. Heißt das auch, daß der Gott in ihm der schwächste oder doch der fatalistischste resp. schicksalsergebenste war, während Stollberg ja gezögert hat, das Schwert gegen ihn zu erheben. War also der Gott in ihm stärker, hat sich heftiger gewehrt, obwohl er doch hilflos erschien?

Aber ansonsten... Smilie

[Was mir jetzt gerade noch einfällt: kann ein General andere zu Generälen ernennen, der Benutzer eines nutzungsbeschränkten Computernetzwerks einem anderen Nutzer die gleichen Nutzungsrechte verleihen wie er selbst hat? Wenn die Antwort jeweils "Nein" lautet, kann es das "ewige Leben", wie die Christen den Begriff gebrauchen, nicht geben, da ein Wesen ja nicht eine Eigenschaft seiner selbst auf ein anderes übertragen kann, sondern nur eine schwächere Eigenschaft.]
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Dann bin ich halt bekloppt. Mit den Augen rollen

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Beitrag(#67466) Verfasst am: 23.12.2003, 19:11    Titel: Antworten mit Zitat

Critic hat folgendes geschrieben:
indessen war Nietzsche von allen Mitstreitern, die bis ans Ende gelangt sind, der bereitwilligste, den Gott als Teil seiner selbst zu töten.


- Dir ist hoffentlich klar, dass das nicht wirklich Nietzsche ist. Cool
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Beitrag(#67684) Verfasst am: 24.12.2003, 03:56    Titel: Antworten mit Zitat

Schmerzlos hat folgendes geschrieben:
Critic hat folgendes geschrieben:
indessen war Nietzsche von allen Mitstreitern, die bis ans Ende gelangt sind, der bereitwilligste, den Gott als Teil seiner selbst zu töten.


- Dir ist hoffentlich klar, dass das nicht wirklich Nietzsche ist. Cool


Das ist mir durchaus bewußt. Er ist nur ein Teil von Jans Persönlichkeit, und zwar der Teil, der am wenigsten Skrupel hat, einen abseitigen Teil seiner selbst zu eliminieren, oder aber jeweils die Vorstellung von ihm.

(Und Elli ist ja auch nicht real, sondern gewissermaßen die Selbstliebe, die Liebe zu der einzigen Person, die einen einhundertprozentig versteht...) Lachen
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Beitrag(#67731) Verfasst am: 24.12.2003, 12:12    Titel: Antworten mit Zitat

Critic hat folgendes geschrieben:
Schmerzlos hat folgendes geschrieben:
Critic hat folgendes geschrieben:
indessen war Nietzsche von allen Mitstreitern, die bis ans Ende gelangt sind, der bereitwilligste, den Gott als Teil seiner selbst zu töten.


- Dir ist hoffentlich klar, dass das nicht wirklich Nietzsche ist. Cool


Das ist mir durchaus bewußt. Er ist nur ein Teil von Jans Persönlichkeit, und zwar der Teil, der am wenigsten Skrupel hat, einen abseitigen Teil seiner selbst zu eliminieren, oder aber jeweils die Vorstellung von ihm.

(Und Elli ist ja auch nicht real, sondern gewissermaßen die Selbstliebe, die Liebe zu der einzigen Person, die einen einhundertprozentig versteht...) Lachen


- Vermutlich der solipsistische Grundgedanke. Lachen
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M.S.Salomon
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Beitrag(#73947) Verfasst am: 12.01.2004, 10:10    Titel: Antworten mit Zitat

Critic hat folgendes geschrieben:
Noch eine Frage, wo ich doch die seltene Gelegenheit habe, mal den Autor persönlich... . Also: indessen war Nietzsche von allen Mitstreitern, die bis ans Ende gelangt sind, der bereitwilligste, den Gott als Teil seiner selbst zu töten. Heißt das auch, daß der Gott in ihm der schwächste oder doch der fatalistischste resp. schicksalsergebenste war, während Stollberg ja gezögert hat, das Schwert gegen ihn zu erheben. War also der Gott in ihm stärker, hat sich heftiger gewehrt, obwohl er doch hilflos erschien?


Soweit habe ich gar nicht gedacht. Nietzsche kommt mit der Situation einfach am besten zurecht, da er ohnehin dachte, dass ER selbst Gott ist. Zudem ist der Nietzsche der Geschichte - da hat Schmerzlos natürlich völlig Recht! - nichts weiter als eine Abspaltung von Stollbergs Persönlichkeit - eben jener Teil, der am ehesten in der Lage ist, das Schwert gegen das vermeintlich Höchste und Heiligste zu führen...
Dramaturgisch war genau diese Inszenierung natürlich auch sinnvoll, da ich so Nietzsche nach der Tötung Gottes das markante Originalzitat in den Mund legen konnte....
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Beitrag(#74178) Verfasst am: 12.01.2004, 17:35    Titel: Antworten mit Zitat

M.S.Salomon hat folgendes geschrieben:
Critic hat folgendes geschrieben:
Noch eine Frage, wo ich doch die seltene Gelegenheit habe, mal den Autor persönlich... . Also: indessen war Nietzsche von allen Mitstreitern, die bis ans Ende gelangt sind, der bereitwilligste, den Gott als Teil seiner selbst zu töten. Heißt das auch, daß der Gott in ihm der schwächste oder doch der fatalistischste resp. schicksalsergebenste war, während Stollberg ja gezögert hat, das Schwert gegen ihn zu erheben. War also der Gott in ihm stärker, hat sich heftiger gewehrt, obwohl er doch hilflos erschien?


Soweit habe ich gar nicht gedacht. Nietzsche kommt mit der Situation einfach am besten zurecht, da er ohnehin dachte, dass ER selbst Gott ist.


- Nö. Da liegst Du falsch. zwinkern
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M.S.Salomon
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Beitrag(#74234) Verfasst am: 12.01.2004, 19:50    Titel: Antworten mit Zitat

Schmerzlos hat folgendes geschrieben:
M.S.Salomon hat folgendes geschrieben:
Critic hat folgendes geschrieben:
Noch eine Frage, wo ich doch die seltene Gelegenheit habe, mal den Autor persönlich... . Also: indessen war Nietzsche von allen Mitstreitern, die bis ans Ende gelangt sind, der bereitwilligste, den Gott als Teil seiner selbst zu töten. Heißt das auch, daß der Gott in ihm der schwächste oder doch der fatalistischste resp. schicksalsergebenste war, während Stollberg ja gezögert hat, das Schwert gegen ihn zu erheben. War also der Gott in ihm stärker, hat sich heftiger gewehrt, obwohl er doch hilflos erschien?


Soweit habe ich gar nicht gedacht. Nietzsche kommt mit der Situation einfach am besten zurecht, da er ohnehin dachte, dass ER selbst Gott ist.


- Nö. Da liegst Du falsch. zwinkern


Für den späten (verwirrten) Nietzsche gilt das schon... (Der Arme unterschrieb einige seiner letzten Briefe mit "der Gekreuzigte"...)

Aber darum geht es eigentlich auch nicht... Der (nicht verwirrte) Nietzsche steht im Roman für den Menschen, der sich von keinem Gott beHERRschen lässt, der sich an die Stelle des vermeintlich Höchsten setzt. Er ist der Mensch, der sich jenseits der Dialektik Gut und Böse bewegt, der Richter über den Richter, der Umwerter aller Werte... Deshalb wäre niemand besser geeignet gewesen, den selbstgestrickten Gottes zu enthaupten, als er... Oder sieht das jemand anders?
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Beitrag(#74241) Verfasst am: 12.01.2004, 20:12    Titel: Antworten mit Zitat

Herr Schmidt Salomon, sie haben doch auch so einen wunderbar bösen Humor, haben sie vieleicht Ideen für einen Flash Film mit welchem wir für den FBÖ bzw IBKA werben können oder wir machen gleich Werbung für ihr Buch weils so etwas ebenfalls wenn nicht besonders das Denken jenseits der vorgegebenen Glücksseeligkeitsautobahn fördert, das ding stellen wir dann bei Newgrounds.
Ich würde gerne so einen Film mit Nietzsche in der Hölle machen wo er gründlich Chaos stiftet, eine eigene Serie über eine der Figuren aus ihrem Buch die das christliche (unter)weltbild demontieren zynisches Grinsen
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Schmerzlos
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Beitrag(#74611) Verfasst am: 13.01.2004, 14:57    Titel: Antworten mit Zitat

M.S.Salomon hat folgendes geschrieben:
Schmerzlos hat folgendes geschrieben:
M.S.Salomon hat folgendes geschrieben:
Critic hat folgendes geschrieben:
Noch eine Frage, wo ich doch die seltene Gelegenheit habe, mal den Autor persönlich... . Also: indessen war Nietzsche von allen Mitstreitern, die bis ans Ende gelangt sind, der bereitwilligste, den Gott als Teil seiner selbst zu töten. Heißt das auch, daß der Gott in ihm der schwächste oder doch der fatalistischste resp. schicksalsergebenste war, während Stollberg ja gezögert hat, das Schwert gegen ihn zu erheben. War also der Gott in ihm stärker, hat sich heftiger gewehrt, obwohl er doch hilflos erschien?


Soweit habe ich gar nicht gedacht. Nietzsche kommt mit der Situation einfach am besten zurecht, da er ohnehin dachte, dass ER selbst Gott ist.


- Nö. Da liegst Du falsch. zwinkern


Für den späten (verwirrten) Nietzsche gilt das schon... (Der Arme unterschrieb einige seiner letzten Briefe mit "der Gekreuzigte"...)


- Ich könnte darauf näher eingehen. Ich teile diese Auffassung nicht.

Zitat:
Aber darum geht es eigentlich auch nicht... Der (nicht verwirrte) Nietzsche steht im Roman für den Menschen, der sich von keinem Gott beHERRschen lässt, der sich an die Stelle des vermeintlich Höchsten setzt.


- Das trifft für mich nicht auf den 'historischen'(wirklichen) Nietzsche zu.

Zitat:
Er ist der Mensch, der sich jenseits der Dialektik Gut und Böse bewegt, der Richter über den Richter, der Umwerter aller Werte...


- Das trifft sicherlich auf den Nietzsche in Stollbergs Inferno zu...

Zitat:
Deshalb wäre niemand besser geeignet gewesen, den selbstgestrickten Gottes zu enthaupten, als er... Oder sieht das jemand anders?


- Ich. zwinkern
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Beitrag(#75748) Verfasst am: 15.01.2004, 13:17    Titel: Antworten mit Zitat

Nergal hat folgendes geschrieben:
Herr Schmidt Salomon, sie haben doch auch so einen wunderbar bösen Humor, haben sie vieleicht Ideen für einen Flash Film mit welchem wir für den FBÖ bzw IBKA werben können oder wir machen gleich Werbung für ihr Buch weils so etwas ebenfalls wenn nicht besonders das Denken jenseits der vorgegebenen Glücksseeligkeitsautobahn fördert, das ding stellen wir dann bei Newgrounds.
Ich würde gerne so einen Film mit Nietzsche in der Hölle machen wo er gründlich Chaos stiftet, eine eigene Serie über eine der Figuren aus ihrem Buch die das christliche (unter)weltbild demontieren zynisches Grinsen


Natürlich kannst du mit den Figuren des Romans machen, was du willst...
Leider habe ich im Moment keine Zeit, mir Gedanken über Flashfilme zu machen. Sollte sich etwas daran ändern, sage ich Bescheid...

BTW: Mir fällt ein: Wolltest du nicht versuchen, "Das Maria-Syndrom" als Comic umzusetzen? Im Mai ist das 10-Jahresjubiläum des Aufführungs-Verbots. Da könnte man so etwas gut unter die Leute bringen... zwinkern
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Beitrag(#75752) Verfasst am: 15.01.2004, 13:19    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Zitat MSS:
Deshalb wäre niemand besser geeignet gewesen, den selbstgestrickten Gottes zu enthaupten, als er... Oder sieht das jemand anders?

Zitat Schmerzlos:
- Ich. zwinkern


Das habe ich nicht anders erwartet... Lachen
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Nergal
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 11433

Beitrag(#75756) Verfasst am: 15.01.2004, 13:33    Titel: Antworten mit Zitat

Genau das mit dem Comic ist irgendwie völlig untergegangen.
Ich werde dann mal was zusenden.
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Anmeldungsdatum: 02.08.2003
Beiträge: 4554

Beitrag(#75802) Verfasst am: 15.01.2004, 14:25    Titel: Antworten mit Zitat

M.S.Salomon hat folgendes geschrieben:
Zitat:
Zitat MSS:
Deshalb wäre niemand besser geeignet gewesen, den selbstgestrickten Gottes zu enthaupten, als er... Oder sieht das jemand anders?

Zitat Schmerzlos:
- Ich. zwinkern


Das habe ich nicht anders erwartet... Lachen


- Ich habe es nicht erwartet. zwinkern
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Don Quixote
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Beiträge: 9

Beitrag(#78561) Verfasst am: 20.01.2004, 11:31    Titel: Antworten mit Zitat

Nergal schrieb: "Ich würde gerne so einen Film mit Nietzsche in der Hölle machen wo er gründlich Chaos stiftet, eine eigene Serie über eine der Figuren aus ihrem Buch die das christliche (unter)weltbild demontieren ."

Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Gab es nicht schon überlegungen zu einem richtigen Stollberg Film? Hat sich in diese Richtung schon etwas entwickelt?

Das Buch schreit doch förmlich danach, verfilmt zu werden! Als ich den Roman las, lief gewissermassen ein Breitwandfilm in meinem Kopf ab... Durch das Kino könnte das Buch viel mehr Menschen erreichen. Ich bin fest davon überzeugt, dass eine gute Verfilmung des Romans ein riesiger Erfolg werden würde (wahrscheinlich auch ein handfester Skandal, was den Erfolg noch zusätzlich befördern würde...)
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M.S.Salomon
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Beiträge: 389

Beitrag(#84668) Verfasst am: 01.02.2004, 17:51    Titel: Antworten mit Zitat

Don Quixote hat folgendes geschrieben:
Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Gab es nicht schon überlegungen zu einem richtigen Stollberg Film? Hat sich in diese Richtung schon etwas entwickelt?


Nein, nichts Konkretes...
Man darf das Problem der Finanzierung eines solchen Films auch nicht unterschätzen... An der Verfilmung meines Musicals "Das Maria-Syndrom" war ja vor 10 jahren der bekannte Regisseur Ken Russell (u.a. Regisseur der Kinoverfilmung des The Who-Klassikers "Tommy") interessiert, trotzdem kam es nicht zu einem Film, weil es schwierig war, Geldgeber für ein solch (vor allem rechtlich!) heikles Projekt zu finden...

Zitat:
Das Buch schreit doch förmlich danach, verfilmt zu werden! Als ich den Roman las, lief gewissermassen ein Breitwandfilm in meinem Kopf ab... Durch das Kino könnte das Buch viel mehr Menschen erreichen. Ich bin fest davon überzeugt, dass eine gute Verfilmung des Romans ein riesiger Erfolg werden würde (wahrscheinlich auch ein handfester Skandal, was den Erfolg noch zusätzlich befördern würde...)


Wenn das die Experten im Bereich Filmförderung auch so sehen würden, würde es einen solchen Film sicherlich auch irgendwann geben... Wir haben überlegt, einen Literaturagenten einzuschalten, der die Lage abklopfen könnte... Nur müsste dieser auch erst einmal gefunden werden... Mit so etwas hat sich der Alibri-Verlag bislang noch nicht herumschlagen müssen...
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Beitrag(#119848) Verfasst am: 30.04.2004, 13:01    Titel: Antworten mit Zitat

Terminhinweis zum Roman:

30.06.04, 19.30 Uhr:

Joachim Goetz (Gesellschaft für Kritische Philosophie) stellt den Roman "Stollbergs Inferno" vor (mit anschließender Diskussion).

Veranstaltungsort: Nachbarschaftshaus Gostenhof, Nürnberg

Vielleicht ist ja irgendein Forumsmitglied zu diesem Zeitpunkt in Nürnberg und hat Zeit, mal reinzuschauen. Wenn ja, könnte er/sie an dieser Stelle von der Veranstaltung berichten. Würde mich schon interessieren... Cool
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Beitrag(#174988) Verfasst am: 05.09.2004, 01:38    Titel: Antworten mit Zitat

@M.S.Salomon

Was ist mit Karl Popper? Ist der auch in der Hölle? zynisches Grinsen

Außerdem würde mich interessieren, was aus Mendel wurde... Pfeifen
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M.S.Salomon
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Beitrag(#185072) Verfasst am: 29.09.2004, 10:11    Titel: Antworten mit Zitat

Nav hat folgendes geschrieben:
@M.S.Salomon

Was ist mit Karl Popper? Ist der auch in der Hölle? zynisches Grinsen

Außerdem würde mich interessieren, was aus Mendel wurde... Pfeifen


Ich war mir bei Popper nicht sicher, in welchen Ring der Vorhölle er gelandet wäre. Durch die Entwicklung des Kritischen Rationalismus wäre er natürlich prädestiniert für den siebten Ring der Todsünder. Andererseits war seine Kritik des metaphysischen Denkens nicht eindeutig, möglicherweise hätte er sich dem "Druck der Fakten" in einer imaginären Hölle gebeugt. Bei Hans Albert wäre die Sache klarer gewesen, aber der ist glücklicherweise quicklebendig (und hat übrigens "Stollbergs Inferno" auch gelesen...)

Mendel blieb trotz seiner Leistungen zur Vererbungslehre religiös. Als er Abt wurde, gab er seine wissenschaftlichen Forschungen ganz auf. Möglicherweise wäre er in der Theologischen Fakultät des 4. Rings gelandet...
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