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Bricht der Bürgerkrieg wegen des Grilltellers aus?

 
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sünnerklaas
Mietzekatzenkater - treibt den Kessel



Anmeldungsdatum: 29.09.2006
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Beitrag(#2299885) Verfasst am: 14.09.2023, 09:24    Titel: Bricht der Bürgerkrieg wegen des Grilltellers aus? Antworten mit Zitat

Claudius Seidl hat einen aus meiner Sicht sehr bemerkens- und vor allem lesenswerten Artikel in der FAZ geschrieben.
Zitat:

Anstiftung zum Bürgerkrieg
Die da oben, die Eliten, der Elfenbeinturm: Ist es wirklich so, dass eine kleine Minderheit dem Volk vorschreibt, was es tun und denken darf?

Schuld haben immer die anderen. Schuld an allem, was die Mehrheit der Deutschen bedrückt, verängstigt, einengt, nervt und auf lange Sicht womöglich ruiniert, hat eine Minderheit, die klein, aber umso mächtiger ist. Sie hat keinen Namen, diese Gruppe, das ist womöglich Teil ihrer Strategie. Mal wird sie, ganz allgemein, „Elite“ genannt; die „Welt“ nennt sie, nach dem Ort, den sie angeblich bewohnt, den „Elfenbeinturm“. Die „Neue Zürcher Zeitung“ schimpft sie mal linksgrünes Milieu, mal unterstellt sie ein illegitimes Bündnis aus Politik und Medien. Es sind „die da oben“, „die in Berlin“; es ist „die Blase“ und bei Friedrich Merz immer wieder: „Kreuzberg“. Monika Gruber, populäre Kabarettistin und zwischendurch mächtige Aktivistin, antwortete neulich auf die Frage, ob sie diesen Leuten schon mal in der Wirklichkeit begegnet sei: Nein, aber in Berlin, Prenzlauer Berg, oder im Hamburger Schanzenviertel gebe es sie bestimmt.


Bitte den ganzen Artikel lesen

Schuld sind immer die anderen, man selbst sei nur Opfer. Man habe keine Zeit, keine Kraft und keine Lust, sich um Probleme zu kümmern, sie zu lösen. Würde aber bevormundet und drangsaliert. Man wolle gefälligst in Ruhe gelassen werden und sich sein Nacksteak oder das Schnitzel auf den Teller legen. Genau das aber wollten "Die Da Oben" einem "verbieten". Bemerkenswert ist: niemand hat da auch nur ansatzweise ein Verbot gefordert oder gar in Form von Gesetzanträgen in die Parlamente eingebracht.

Worauf in dem Artikel auch - richtiger Weise - hingewiesen wird: es handelt sich hier nicht um einen klassischen, einfachen Links-Rechts-Konflikt. Ich persönlich würde sogar noch weiter gehen: es handelt sich hier in erster Linie um einen gesellschaftlichen Konflikt. Es gibt da in der Gesellschaft mehrere Bruchzonen.

(1) Der Generationskonflikt zwischen der Generation Ü50/Ü60 und den Jüngeren. Wobei man dabei gleich anmerken muss, dass auch die Generation Ü50/Ü60 wiederum gespalten ist.
(2) Der Wende-Konflikt. Die Wiedervereinigung hat bei so manchen in Ostdeutschland für große Verbitterung und zahllose offene Rechnungen geführt. Viele aus der Wendegeneration dort sind bis heute nicht in der Bundesrepublik angekommen. Schon in den Nuller Jahren beobachteten Psychologen und Psychiater in Ostdeutschland ein bis dato unbekanntes Krankheitsbild: die Posstraumatische Verbitterungsstörung.
(3) Der Stadt-Land-Konflikt. Der Konflikt zwischen dem "kleinen Mann" auf dem Lande, den Bewohnern der Dörfer und Kleinstädte und den "Großkopferten" in den Großstädten, den Sündenbabels, in die gerne mit Sodom und Gomorrha verglichen werden. Dort fährt man nicht hin - viel zu gefährlich. Da wäre die Bronx nichts dagegen. So wird dann gerne angstvoll geraunt.
(4) "Keine Experimente!" vs. Zukunftsfähigkeit. Die ist die Bruchlinie zwischen denen, die sich grundsätzlich mit jeder Form der Veränderung schwer tun. Für die hinter jeder Veränderung eine Verschwörung finsterster Mächte sehen. Und auf der anderen Seite diejenigen, die erkannt haben, dass genau diese Verweigerungshaltung sich mittel- bis langfristig sehr negativ auswirken wird.

Wer sich mit der Szene der Aufständischen schon länger beschäftigt hat. Stellt erstaunliches fest: die lautstark aufgestellten Forderungen sind nichts weiter, als leere Phrasen. Denn das, was man will, was man lautstark fordert, will man am Ende auch nicht. Es gilt das Prinzip:

Es muss sich nicht nur etwas, sondern alles ändern, gleichzeitig darf sich aber gar nichts ändern.

Im Zusammenhang mit den Corona-Protesten haben Carolin Amlinger und der Soziologe Oliver Nachtwey da einen Begriff ins Spiel gebracht, der aus meiner Sicht das Phänomen sehr genau beschreibt: den des Libertärer Autoritarismus

Zitat:
„Freiheit wird nun nicht mehr in erster Linie als Abgrenzung zum staatlichen Gewaltmonopol verstanden, sondern zu gesellschaftlichen Normen insgesamt. Staatliche Regulierungen des Alltagsverhaltens, etwa die Gurt- oder Helmpflicht, stellen aus dieser Perspektive ebenso eine Einschränkung der persönlichen Freiheit dar wie Gebote der Nichtdiskriminierung.“
Quelle: a.a.O.


Sichtbar wurde, folgt man Amlinger und Nachtwey z.B. in der Pandemie, dass es bei dem Konflikt auch um Statussymbole gibt, die aus ihrer Sicht entwertet wurden: die Tattoos, die teuren Zahnkronen, der im Fittness-Center austrainierte Körper, die Bilder vom Besuch in einer als teuer geltenden Cocktailbar. Während der Flüchtlingskrise wurde das Statussymbol Smartphone "entwertet", inzwischen geht es aktuell um das Statussymbol Auto. Und eben das Statussymbol Grill. Dort, wo der ächte Mann noch ächter Mann sein kann und darf: als Ernährer, als Geber von Nackensteak und Bratwurst. Da Gefühl von Freiheit und Abenteuer am (teuren) Metallgestell. Wie einst am Lagerfeuer im Wilden Westen - oder gar in der Steinzeit. Also in der Guten Alten Zeit, als alles noch seine Ordnung hatte.

Und jetzt? Jetzt solle einem alles weggenommen, verboten werden! So wird geraunt. Obwohl das niemand jemals gefordert, geschweige denn entsprechende Verbotsanträge als Gesetzentwürfe in die Parlamente eingebracht hat. Stellt sich die Frage aus dem Titel dieses Beitrags: Bricht der Bürgerkrieg wegen des Grilltellers aus?
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fwo
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Beitrag(#2299893) Verfasst am: 14.09.2023, 12:38    Titel: Re: Bricht der Bürgerkrieg wegen des Grilltellers aus? Antworten mit Zitat

sünnerklaas hat folgendes geschrieben:
Claudius Seidl hat einen aus meiner Sicht sehr bemerkens- und vor allem lesenswerten Artikel in der FAZ geschrieben.
...

Bitte den ganzen Artikel lesen


In der Tat eine lesenswerte Analyse.

Noch zwei aktuelle Beiträge zur Symptomatik:

https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/angriffe-wettermoderatoren-100.html

https://www.tagesschau.de/inland/dgb-gewalt-beschaeftigte-oeffentlicher-sektor-100.html

Es ist wohl so, dass wir in Zeiten schwindender Sicherheit der eigenen Zukunft Wahrheiten hören wollen, die einfacher zu verstehen sind als die Prognosen der Wissenschaft, bei denen die meisten nicht mehr in der Lage sind, zu verstehen, wie sie zu Stande kommen.

Was wir tatsächlich brauchen, was aber in einer Demokratie, die von der Meinungsfreiheit lebt, schwierig zu erreichen sein wird: Einen ähnlichen Schutz, wie er in der Diktatur für den Bestand der Lüge vor der Wahrheit errichtet wird, für den Bestand der Wissenschaft vor der Lüge zu errichten.
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Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.

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sünnerklaas
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Beitrag(#2299896) Verfasst am: 14.09.2023, 13:52    Titel: Re: Bricht der Bürgerkrieg wegen des Grilltellers aus? Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
sünnerklaas hat folgendes geschrieben:
Claudius Seidl hat einen aus meiner Sicht sehr bemerkens- und vor allem lesenswerten Artikel in der FAZ geschrieben.
...

Bitte den ganzen Artikel lesen


In der Tat eine lesenswerte Analyse.

Noch zwei aktuelle Beiträge zur Symptomatik:

https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/angriffe-wettermoderatoren-100.html

https://www.tagesschau.de/inland/dgb-gewalt-beschaeftigte-oeffentlicher-sektor-100.html

Es ist wohl so, dass wir in Zeiten schwindender Sicherheit der eigenen Zukunft Wahrheiten hören wollen, die einfacher zu verstehen sind als die Prognosen der Wissenschaft, bei denen die meisten nicht mehr in der Lage sind, zu verstehen, wie sie zu Stande kommen.

Was wir tatsächlich brauchen, was aber in einer Demokratie, die von der Meinungsfreiheit lebt, schwierig zu erreichen sein wird: Einen ähnlichen Schutz, wie er in der Diktatur für den Bestand der Lüge vor der Wahrheit errichtet wird, für den Bestand der Wissenschaft vor der Lüge zu errichten.



Da gab es während der Covid-Pandemie eine sehr bedenkliche Neuerung: viele aus der Querdenkerszene, darunter auh Querdenker-Protagonisten sind nicht nur ins eigene Verderben, sondern auch in den eigenen Tod gerannt. Karl Hilz ist ja so ein prominentes Beispiel. Dort, wo man besonders aufsässig war, in den ländlichen Kreisen Sachsens, Thüringens, aber auch einigen ländlichen Regionen Bayerns und Baden-Württembergs, gab es die höchsten Erkrankungszahlen und Todesopfer.
Wir bekommen heute auch eine Ahnung, warum manche Landräte während der Hochwasserkatastrophe die Alarmknöpfe nicht fanden: sie hatten vermutlich Angst, vor ihrer Wählerschaft als Panikmacher dazustehen.
Hinzu kommt ein anderer, von mir selbst nicht verifizierter Faktor: in Krisensituation sind Menschen oft um 30% dümmer, als sie es sonst schon sind. Nicht umsonst gibt es bei der Armee den sogenannten Drill. Durch den Drill werden Überlebenstechniken nicht nur eingeübt, sondern so antrainiert und verinnerlicht, dass die so erlernten Techniken in schwersten Krisensituationen auch tatsächlich das Überleben sichern.

Zu den Angriffen auf die Wettermoderatoren: inzwischen tendiert man - schließlich sind ja immer die anderen Schuld, alles sind nur Verschwörungen finsterster Mächte - dahin, den Überbringern von schlechten Nachrichten die Schuld zu geben. Bemerkenswert dabei: durch die Sozialen Netzwerke haben Verschwörungstheoretiker inzwischen die Möglichkeit, sich weltweit zu organisieren. Und da wird selbst das Abstruseste dann geglaubt. Ich erinnere hier nur an den ganzen Physik-Schwurbel rund um die Leugner der Mondlandung. Und darunter mischen sich dann ja Leute, die fest daran glauben, Physik wäre eine ganz große Verschwörung - schließ?ich wäre Isaac Newton Freimaurer gewesen. Deshalb könne die Lehre von der Gravitation nicht stimmen und die ganze heutige Physik wäre falsch. Ich erinnere nur an die fast zehnjährige Endlosdebatte über ein "Archesystem". Auch da wurden Möglichkeiten, Sacherverhalte per Experiment nachzuweisen, nicht nur ignoriert, sondern vehement abgestritten.
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fwo
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Beitrag(#2299897) Verfasst am: 14.09.2023, 14:11    Titel: Re: Bricht der Bürgerkrieg wegen des Grilltellers aus? Antworten mit Zitat

sünnerklaas hat folgendes geschrieben:
....
Hinzu kommt ein anderer, von mir selbst nicht verifizierter Faktor: in Krisensituation sind Menschen oft um 30% dümmer, als sie es sonst schon sind. Nicht umsonst gibt es bei der Armee den sogenannten Drill. Durch den Drill werden Überlebenstechniken nicht nur eingeübt, sondern so antrainiert und verinnerlicht, dass die so erlernten Techniken in schwersten Krisensituationen auch tatsächlich das Überleben sichern.

Der Drill sorgt aber nicht dafür, dass die Reaktion anders wird, etwa qualitativ besser, sondern nur dafür, dass sie schneller kommt, weil sie nicht mehr aus dem Nachdenken kommt.

So ist Drill auch Kennzeichen aller Zen-Kampfarten und führt zu dem Tempo, das man einschließlich der wahnsinnigen Choreographie auch ohne den Einsatz filmtechnischer Tricks in den besseren "Eastern" bewundern kann.

Stetige Wiederholungen führen zu einer Verkürzung der mentalen Verarbeitung. Das funktioniert nicht nur beim Prügeln, auch beim Denken selbst. Das Erlernen einer Wissenschaft, also einer hochkomplexen Fachsprache, führt bei hinreichender Wiederholung dazu, dass Zusammenhänge, für deren Darstellung man den Inhalt eines Buches braucht, in einem Wort gedacht werden können.

Es ist eine der Schwierigkeiten der modernen Pädagogik, dass sie den Wert des Paukens (btw: auch eigentlich eine körperliche Übung) unterschätzt.
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sünnerklaas
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Beitrag(#2299900) Verfasst am: 14.09.2023, 14:40    Titel: Re: Bricht der Bürgerkrieg wegen des Grilltellers aus? Antworten mit Zitat

Doppelpost
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Zuletzt bearbeitet von sünnerklaas am 14.09.2023, 14:41, insgesamt einmal bearbeitet
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sünnerklaas
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Beitrag(#2299901) Verfasst am: 14.09.2023, 14:41    Titel: Re: Bricht der Bürgerkrieg wegen des Grilltellers aus? Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:


Stetige Wiederholungen führen zu einer Verkürzung der mentalen Verarbeitung. Das funktioniert nicht nur beim Prügeln, auch beim Denken selbst. Das Erlernen einer Wissenschaft, also einer hochkomplexen Fachsprache, führt bei hinreichender Wiederholung dazu, dass Zusammenhänge, für deren Darstellung man den Inhalt eines Buches braucht, in einem Wort gedacht werden können.

Es ist eine der Schwierigkeiten der modernen Pädagogik, dass sie den Wert des Paukens (btw: auch eigentlich eine körperliche Übung) unterschätzt.


Pauken, Drill und konsequentes Training, im positiven Sinne eingesetzt, bedeuten, dass man Dinge verinnerlicht, ja automatisiert. Das wiederum setzt Gehirnkapazitäten frei. Das ist die Pflicht, auf der dann im Idealfall die Kür folgt. Also der vituose Umgang.

Aber wir schweifen ab. Was mir im realen Leben im Umgang mit heutigem Schwurbel auffällt: Querdenker, VTler&Co. setzen sich da in einem hohen Maße aus Älteren, bevorzugt Ruheständlern, zusammen. Ein Blick auf das unzählige Videomaterial von deren Demos und Umzügen zeigt das. Spricht man dann mit solchen Leuten, so bekommt man sehr oft zu hören: man sei erst mit dem Smartphone ins Internet gekommen, eigentlich hätte man sich davor nie wirklich dafür interessiert. Man hätte seine Infos aus dem TV bekommen. Auf Telegram&Co. sind dann Leute ohne digitale Medienkompetenz in die Hände von politischen Rattenfängern geraten. Und gutgläubig, wie sie waren, haben sie dann alles geglaubt, was dort erzählt wurde und wird. Auch, dass man nie auf dem Mond war, dass die Erde eine Scheibe wäre - oder eben die Hohlerde.
Es heißt immer wieder: gegen Schwurbel helfe Bildung. Das stimmt sicherlich. Aber wie will man Leute per Bildung erreichen, die längst aus der Schulpflicht raus sind?
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fwo
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Beitrag(#2299902) Verfasst am: 14.09.2023, 15:15    Titel: Re: Bricht der Bürgerkrieg wegen des Grilltellers aus? Antworten mit Zitat

sünnerklaas hat folgendes geschrieben:
...
Es heißt immer wieder: gegen Schwurbel helfe Bildung. Das stimmt sicherlich. Aber wie will man Leute per Bildung erreichen, die längst aus der Schulpflicht raus sind?

Über die Enkel, oder so alte Väter wie mich über die Söhne. zwinkern

Aber das klappt nicht, wenn man weiter am Bildungssystem spart.
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sünnerklaas
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Beitrag(#2299908) Verfasst am: 14.09.2023, 16:28    Titel: Re: Bricht der Bürgerkrieg wegen des Grilltellers aus? Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
sünnerklaas hat folgendes geschrieben:
...
Es heißt immer wieder: gegen Schwurbel helfe Bildung. Das stimmt sicherlich. Aber wie will man Leute per Bildung erreichen, die längst aus der Schulpflicht raus sind?

Über die Enkel, oder so alte Väter wie mich über die Söhne. zwinkern

Aber das klappt nicht, wenn man weiter am Bildungssystem spart.


Da gibt es inzwischen ein ganz anderes Problem: bei den Querdenkern kam erstmals das Problem sektenhafter Erscheinungen auf. Die Anhänger brachen den Kontakt zu ihren Partner, Freunden, Kindern etc. ab - bzw. man hat sich von ihnen abgewandt. Auf Grund ihres Auftretens, auf Grund ihres Verhaltens. Und es war ja nicht so, dass da nur "ungebildete" Leute abgerutscht, ja abgestürzt sind.
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Tarvoc
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Beitrag(#2299912) Verfasst am: 14.09.2023, 17:06    Titel: Antworten mit Zitat

Wenn das wirklich nur ein Problem der älteren Generationen ist, die noch keine Digital Natives sind, dann müsste das ja früher oder später von selbst wieder abebben...?
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sünnerklaas
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Beitrag(#2299918) Verfasst am: 14.09.2023, 18:08    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Wenn das wirklich nur ein Problem der älteren Generationen ist, die noch keine Digital Natives sind, dann müsste das ja früher oder später von selbst wieder abebben...?


Nach meinen Beobachtungen werden die Aufläufe, Spaziergängereien, Demos, Kundgebungen von einer Altersgruppe zwischen etwa Mitte 50 bis Ende 70 unübersehbar dominiert. Ältere und Jüngere sind zwar auch mit dabei, aber unübersehbar in der sehr deutlichen Minderheit.
Die dominierende Gruppe wird uns also noch einige Jahre begleiten.
Aber ich halte es, das hatte ich schon am Anfang gesagt, für definitiv falsch, sich allein auf den Faktoren zu konzentrieren. Der Generationskonflikt ist eine Sache. Es gibt aber noch eine ganze Menge anderer Bruchlinien. Die hatte ich im Eingangsthread aufgezählt.
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Tarvoc
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Beitrag(#2299920) Verfasst am: 14.09.2023, 18:27    Titel: Antworten mit Zitat

Was ja auch auffällt, ist, dass diese alten Säcke mit ihren Spaziergängen ungleich mehr mediale Aufmerksamkeit bekommen als z. B. Klimademos. Bei Letzteren fällt in Nachrichten allenfalls mal ein Einzelsatz zu deren Stattfinden. Wenn man Glück hat.
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sünnerklaas
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Beitrag(#2299922) Verfasst am: 14.09.2023, 18:58    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Was ja auch auffällt, ist, dass diese alten Säcke mit ihren Spaziergängen ungleich mehr mediale Aufmerksamkeit bekommen als z. B. Klimademos. Bei Letzteren fällt in Nachrichten allenfalls mal ein Einzelsatz zu deren Stattfinden. Wenn man Glück hat.


Das hat sicherlich auch etwas damit zu tun, dass es sich bei Schwurbl um eine sehr finanzkräftige und zahlungsfreudige Klientel handelt, die gerne Abos abschließt, wenn so berichtet wird, wie gewünscht. Protagonisten, wie Ballweg, Schiffmann oder Fuellmich haben mit der Klientel ein Vermögen gemacht. Als Schenkungsunternehmer. Das weckt natürlich Begehrlichkeiten. Bei denen braucht man nur einzusammeln.

Ein weiteres, nicht ganz unwichtiges Argument: viele im Schwurbel betonen besonders, politische konservativ zu sein und früher immer CDU/CSU gewählt zu haben. Sowas ist sehr wirkungsvoll.

Was die Klimademos angeht: das ist außerordentlich heikel. Denn da geht es um Statussymbole, die hinterfragt werden. Welche Rolle Statussymbole spielen und was passiert, wenn solche Statussymbole hinterfragt oder gar entwertet werden, darauf hatte ich ja schon im Eingangsbeitrag hingewiesen: die Entwertung des Smartphones als Statussymbol in der Flüchtlinkskrise, dann kam in der Corona-Pandemie die Entwertung von Statussymbolen, wie Jacketkronen, Tattoos, Botox-Lippen und anderen teuren Schönheits-OPs sowie der Wegfall von Selfies aus teuren Bars/Lokalitäten. Und nun? Steht das Statussymbol des Deutschen schlechthin zur Disposition: das Auto. Und angstvoll wird schon geraunt, es solle bald das Schnitzel verboten werden. Und das saftige Nackensteak.

Alice Weidel hat da schon vorgebaut:

Code:
https://twitter.com/AZeckenbiss/status/1698689732304077274


Man hat inzwischen fast das Gefühl: der nächste Bürgerkrieg wird der Nackensteak- und Schnitzelbürgerkrieg.
Und nein: das ist kein allein politischer Konflikt, mit dem wir es da zu tun haben. Sondern ein gesamgesellschaftlicher.
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tillich (epigonal)
hat Spaß



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Beiträge: 21760

Beitrag(#2299929) Verfasst am: 14.09.2023, 20:17    Titel: Antworten mit Zitat

Danke für den Link zu dem Artikel, der ist wirklich ziemlich nachdenkenswert.
Ich würde das Problem hauptsächlich als Diskursverweigerung und -zerstörung sehen: Statt dass man über Probleme und den Umgang damit sachlich diskutiert, wird schon das Ansprechen eines Problems mit brutalen, eristischen Mitteln bekämpft (brutal uU auch gegen sich selbst, weil man sich selbst dafür dumm machen muss oder anderweitig schadet), einfach weil man um jeden Preis den Status Quo aufrecht erhalten will, weil man nur darin die eigene Position gesichert sieht (unbewusst und mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit fälschlich).

Ich halte zwei Hoffnungen allerdings für überschätzt: Dass sich das Problem durch im Wesentlichen durch Bildung lösen ließe oder dass es qua Altersstruktur von allein verschwände.
Erstens gibt es ja auch unter diesen Leuten hoch gebildete und intelligente Leute, die diese Fähigkeiten nur leider konsequent zur allgemeinen Verdummung (auch Selbstverdummung) nutzen.
Zweitens mag es da zwar einen gewissen Überhang älterer Leute geben, aber der ist mE nicht so groß, wie man denken könnte, und zweitens gibt es auch keine Garantie, dass jüngere Leute solche Verhaltensweisen nicht noch entwickeln könnten.

Andererseits ist das Problem aber auch keineswegs so neu, wie man fürchten könnte. Derartige Ressentiment-Bewegungen gab es mE immer wieder, mit teils furchtbaren Konsequenzen, aber es war auch alles irgendwann wieder vorbei.
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"YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."

(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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sünnerklaas
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Beitrag(#2299931) Verfasst am: 14.09.2023, 21:53    Titel: Antworten mit Zitat

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Danke für den Link zu dem Artikel, der ist wirklich ziemlich nachdenkenswert.
Ich würde das Problem hauptsächlich als Diskursverweigerung und -zerstörung sehen: Statt dass man über Probleme und den Umgang damit sachlich diskutiert, wird schon das Ansprechen eines Problems mit brutalen, eristischen Mitteln bekämpft (brutal uU auch gegen sich selbst, weil man sich selbst dafür dumm machen muss oder anderweitig schadet), einfach weil man um jeden Preis den Status Quo aufrecht erhalten will, weil man nur darin die eigene Position gesichert sieht (unbewusst und mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit fälschlich).

Danke. Das trifft es. Man hat Angela Merkel in der Union lange gefeiert - so lange sie keine Entscheidungen getroffen hat. Als sie Entscheidungen traf, nämlich Aussetzung der Wehrpflicht, Ausstieg aus der Atomenergie und -auf Grund massivstem öffentlichen Drucks in der Flüchtlingskrise - hat man genau das ihr bitter übel genommen. Bis 2011 war ja alles noch in Butter: keine Veränderungen, Beibehaltung des status quo. Inklusive Einlassierens der in den Wahlkämpfen 2002, 2005 und 2009 vorher vollmundig angekündigten ganz großen Steuerreformen und Steuervereinfachungen.



Zitat:
Ich halte zwei Hoffnungen allerdings für überschätzt: Dass sich das Problem durch im Wesentlichen durch Bildung lösen ließe oder dass es qua Altersstruktur von allein verschwände.
Erstens gibt es ja auch unter diesen Leuten hoch gebildete und intelligente Leute, die diese Fähigkeiten nur leider konsequent zur allgemeinen Verdummung (auch Selbstverdummung) nutzen.
Zweitens mag es da zwar einen gewissen Überhang älterer Leute geben, aber der ist mE nicht so groß, wie man denken könnte, und zweitens gibt es auch keine Garantie, dass jüngere Leute solche Verhaltensweisen nicht noch entwickeln könnten.

Andererseits ist das Problem aber auch keineswegs so neu, wie man fürchten könnte. Derartige Ressentiment-Bewegungen gab es mE immer wieder, mit teils furchtbaren Konsequenzen, aber es war auch alles irgendwann wieder vorbei.


Was wir inzwischen erlebt haben, ist die Pervertierung akademischer Titel. Allein in der Corona-Pandemie hatten wir:

1. Den Prof. Dr. der Finanzwissenschaft als Virologen
2. Den Prof. Dr. der E-Technik als Pathologen
3. Die Prof. Dr. der Soziologie als Klimawissenschaftlerin
und noch so manche mehr...

Die Botschaft: der Prof. Dr., auch der Dr. haben immer recht. Selbst, wenn sie über Dinge reden, auf denen sie Laien sind. Aber sie sind halt Prof. Dr. - oder Dr. - weil: haben ja studiert, KÖNNEN also nicht dumm oder sogar doof sein!
Wir bekommen eine Ahnung, warum so viele Dr. in der Politik nachweislich bei der Disssertation geschummelt haben. Lohnt sich halt. Bringt satt Schotter - und, vor allem: hohes Ansehen,
Denn dann gilt:
https://www.youtube.com/watch?v=iWJb_Y35O5A

Man ersetze "Sie" und die "Partei" durch den Doktor.
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44089

Beitrag(#2299935) Verfasst am: 15.09.2023, 04:57    Titel: Antworten mit Zitat

sünnerklaas hat folgendes geschrieben:
Man ersetze "Sie" und die "Partei" durch den Doktor.

...salva veritate. noc
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Bravopunk
Sugoi Dekai :D



Anmeldungsdatum: 08.03.2008
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Beitrag(#2299936) Verfasst am: 15.09.2023, 07:33    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Was ja auch auffällt, ist, dass diese alten Säcke mit ihren Spaziergängen ungleich mehr mediale Aufmerksamkeit bekommen als z. B. Klimademos. Bei Letzteren fällt in Nachrichten allenfalls mal ein Einzelsatz zu deren Stattfinden. Wenn man Glück hat.


Fridays for Future war Anno ständig in den Medien. Ebenso wie die Letzte Generation gesternjährig. Schulterzucken Das solche Demos und Proteste an medialer Schwungkraft und Attraktivität verlieren ist ganz normal. Nachrichten heißen ja auch News, "Neues". Wenn aktuell alte Knacker wieder gegen den Fortschritt rumlatschen ist das halt auch mal "neu".
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"Hier spricht Ramke. Wer jetzt allein ist, kriegt nur noch den Abschaum!"

Meine Freiheit, deine Freiheit

Kaguya-hime

Kanashikute Yarikirenai
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Wilson
zwischen gaga und dada



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Beitrag(#2299937) Verfasst am: 15.09.2023, 08:45    Titel: Antworten mit Zitat

Passend dazu:

DeutschlandTrend
ARD-DeutschlandTrend
"Fridays for Future" beeinflusst Deutsche kaum
Stand: 15.09.2023 00:00 Uhr

Zitat:
Für drei Viertel der Deutschen (75 Prozent) haben die Demonstrationen und die schwedische "Fridays for Future"-Initiatorin Greta Thunberg wenig (35 Prozent) oder sogar gar keinen Einfluss (40 Prozent) auf ihre persönliche Einstellung zu Klima- und Umweltfragen. Nur jeder Vierte (23 Prozent) fühlt sich von der Protestbewegung stark (19 Prozent) oder sehr stark (vier Prozent) beeinflusst.
https://www.tagesschau.de/inland/deutschlandtrend/deutschlandtrend-moma-100.html
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Argeleb
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Beitrag(#2299939) Verfasst am: 15.09.2023, 09:13    Titel: Re: Bricht der Bürgerkrieg wegen des Grilltellers aus? Antworten mit Zitat

sünnerklaas hat folgendes geschrieben:

Es heißt immer wieder: gegen Schwurbel helfe Bildung. Das stimmt sicherlich. Aber wie will man Leute per Bildung erreichen, die längst aus der Schulpflicht raus sind?


Möglicherweise muss man die Art und Weise ändern, wie man mit solchen Leuten redet. Damit man unvernünftige Menschen zum Perspektivenwechsel bewegen kann, muss der vernünftige Mensch womöglich auch einen Perspektivenwechsel wagen. Ein sehr interessanter TED-Talk zu dem Thema: https://www.youtube.com/watch?v=3VEkzweBJPM
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sünnerklaas
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Beitrag(#2299941) Verfasst am: 15.09.2023, 09:45    Titel: Re: Bricht der Bürgerkrieg wegen des Grilltellers aus? Antworten mit Zitat

Argeleb hat folgendes geschrieben:
sünnerklaas hat folgendes geschrieben:

Es heißt immer wieder: gegen Schwurbel helfe Bildung. Das stimmt sicherlich. Aber wie will man Leute per Bildung erreichen, die längst aus der Schulpflicht raus sind?


Möglicherweise muss man die Art und Weise ändern, wie man mit solchen Leuten redet. Damit man unvernünftige Menschen zum Perspektivenwechsel bewegen kann, muss der vernünftige Mensch womöglich auch einen Perspektivenwechsel wagen. Ein sehr interessanter TED-Talk zu dem Thema: https://www.youtube.com/watch?v=3VEkzweBJPM



Was mir in Gesprächen mit solchen Leuten im realen Leben immer wieder auffällt, ist deren sehr verengter Blick. Ich finde den Hinweis auf den Grillteller im eingangs verlinkten Beitrag da sehr treffend. Gleichzeitig beobachte ich aber auch da sehr viel Angst. Nicht nur Angst vor dem Neuen, dem Unbekannten, sondern generell Angst. Man klammert sich an Strukturen fest, am scheinbar Bewährten. An festen Abläufen.
Interessant ist immer wieder, dass mir solche Leute dann erzählen, sie wären erst mit dem Smartphone ins Internet gekommen. Hätten mit Internet und Computer vorher nie was am Hut gehabt. Wäre neumoderner Tinneff gewesen. Und dann kamen sie ins Internet. Enkel/Kinder/Neffen/Nichten hatten ihnen Messengerdienste dort eingerichtet. Und dann wären ihnen auf Facebook und Telegram die Augen geöffnet worden. Einige glauben sogar, Telegram sei das Internet. Diese Geschichten höre ich immer wieder.
Die Frage ist: wie hole ich solche Leute ab? Das Hauptproblem und eigentlich das komplett neue Problem ist ja die Tatsache, dass das eine komplett destruktive Haltung ist, die da an den Tag gelegt wird. Gepaart mit z.T. sektenhaften Strukturen und Endzeitprohezeiereien.
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Bravopunk
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Beitrag(#2299942) Verfasst am: 15.09.2023, 10:05    Titel: Antworten mit Zitat

Wilson hat folgendes geschrieben:
Passend dazu:

DeutschlandTrend
ARD-DeutschlandTrend
"Fridays for Future" beeinflusst Deutsche kaum
Stand: 15.09.2023 00:00 Uhr

Zitat:
Für drei Viertel der Deutschen (75 Prozent) haben die Demonstrationen und die schwedische "Fridays for Future"-Initiatorin Greta Thunberg wenig (35 Prozent) oder sogar gar keinen Einfluss (40 Prozent) auf ihre persönliche Einstellung zu Klima- und Umweltfragen. Nur jeder Vierte (23 Prozent) fühlt sich von der Protestbewegung stark (19 Prozent) oder sehr stark (vier Prozent) beeinflusst.
https://www.tagesschau.de/inland/deutschlandtrend/deutschlandtrend-moma-100.html


Ich will da jetzt nicht zu viel hineininterpretieren, aber mir scheint, dass das darin begründet ist, dass die meisten bereits vor der Protestbewegung lange wussten, dass es ein Problem mit dem Klima gibt. Der Protest hat niemand was neues erzählt und sie deshalb auch nicht beeinflusst. Vermutlich auch, weil alle bereits denken sie tun schon genug oder alles, was sie bereit oder fähig sind zu tun, um dem Problem entgegen zu wirken. FfF hat zwar u. a. die Botschaft gehabt, dass noch nicht genug getan wird von allen und besonders der Politik, aber geglaubt hat ihnen das ein jeder nur bei letzterer, weil eh schon seit immer jeder der Meinung ist die Politik tue zu wenig. Egal worum es geht.
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sünnerklaas
Mietzekatzenkater - treibt den Kessel



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Beitrag(#2299984) Verfasst am: 15.09.2023, 19:31    Titel: Antworten mit Zitat

Bravopunk hat folgendes geschrieben:

Ich will da jetzt nicht zu viel hineininterpretieren, aber mir scheint, dass das darin begründet ist, dass die meisten bereits vor der Protestbewegung lange wussten, dass es ein Problem mit dem Klima gibt. Der Protest hat niemand was neues erzählt und sie deshalb auch nicht beeinflusst. Vermutlich auch, weil alle bereits denken sie tun schon genug oder alles, was sie bereit oder fähig sind zu tun, um dem Problem entgegen zu wirken. FfF hat zwar u. a. die Botschaft gehabt, dass noch nicht genug getan wird von allen und besonders der Politik, aber geglaubt hat ihnen das ein jeder nur bei letzterer, weil eh schon seit immer jeder der Meinung ist die Politik tue zu wenig. Egal worum es geht.


Wobei mir bei FfF heute einmal mehr aufgefallen ist: die bilden auf ihren Demos das gesamte gesellschaftliche Spektrum ab. Auch altersmäßig.
Ich gehe ja gerne als Beobachter auf Demos, Umzüge und andere politische Veranstaltungen. Was mir auffällt: bei Querdenkern, AfD, Pegida und anderem Kram aus der Ecke finde ich garantiert eines: eine altersmäßig praktisch homogene Masse. Leute zwischen ca. 55 und Ende 70. Ältere und Jüngere sind auch dabei, aber stets unübersehbar in der erdrückenden Minderheit.
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tillich (epigonal)
hat Spaß



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Beitrag(#2299985) Verfasst am: 15.09.2023, 19:52    Titel: Antworten mit Zitat

Bravopunk hat folgendes geschrieben:
Wilson hat folgendes geschrieben:
Passend dazu:

DeutschlandTrend
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Stand: 15.09.2023 00:00 Uhr

Zitat:
Für drei Viertel der Deutschen (75 Prozent) haben die Demonstrationen und die schwedische "Fridays for Future"-Initiatorin Greta Thunberg wenig (35 Prozent) oder sogar gar keinen Einfluss (40 Prozent) auf ihre persönliche Einstellung zu Klima- und Umweltfragen. Nur jeder Vierte (23 Prozent) fühlt sich von der Protestbewegung stark (19 Prozent) oder sehr stark (vier Prozent) beeinflusst.
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Ich will da jetzt nicht zu viel hineininterpretieren, aber mir scheint, dass das darin begründet ist, dass die meisten bereits vor der Protestbewegung lange wussten, dass es ein Problem mit dem Klima gibt. Der Protest hat niemand was neues erzählt und sie deshalb auch nicht beeinflusst. Vermutlich auch, weil alle bereits denken sie tun schon genug oder alles, was sie bereit oder fähig sind zu tun, um dem Problem entgegen zu wirken. FfF hat zwar u. a. die Botschaft gehabt, dass noch nicht genug getan wird von allen und besonders der Politik, aber geglaubt hat ihnen das ein jeder nur bei letzterer, weil eh schon seit immer jeder der Meinung ist die Politik tue zu wenig. Egal worum es geht.

Ja, die meisten haben logischerweise entweder (a) schon vorher über die Klimakrise Bescheid gewusst (was ja eigentlich auch schlecht vermeidbar) und haben insofern ihre Meinung nicht geändert (auch wenn sie womöglich das Anliegen unterstützen) oder aber sind (b) standfeste Klima-Realitätsverweigerer. Das Demonstrationen an sich aber nicht bei vielen die Meinung ändern, ist aber überhaupt nicht anders erwartbar.

Falls die Zahlen stimmen sollten und die Klimabewegung es tatsächlich bewirkt haben sollte, fast ein Viertel der Bevölkerung in ihrem Sinne zu beeinflussen, würde ich das deshalb für einen Riesenerfolg halten.
Für wahrschienlich halte ich das aber nicht, und die Fragen halte ich für dämlich gestellt, weil sie nicht zwischen (a) und (b) differenzieren und dadurch auch Fehlantworten provozieren.

AUßerdem ist das Ergebnis eh nur nachrangiog interessant, weil das Ziel der Proteste ja vernünftigerweise die Politik ist und eben nicht die Beeinflussung der Bevölkerung.
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VanHanegem
Weltmeister



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Beitrag(#2300060) Verfasst am: 17.09.2023, 13:40    Titel: Antworten mit Zitat

Wilson hat folgendes geschrieben:
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Für drei Viertel der Deutschen (75 Prozent) haben die Demonstrationen und die schwedische "Fridays for Future"-Initiatorin Greta Thunberg wenig (35 Prozent) oder sogar gar keinen Einfluss (40 Prozent) auf ihre persönliche Einstellung zu Klima- und Umweltfragen. Nur jeder Vierte (23 Prozent) fühlt sich von der Protestbewegung stark (19 Prozent) oder sehr stark (vier Prozent) beeinflusst.
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Die Frage ist doch: was kommt an realem Verbraucherverhalten an CO2 Einsparung rüber.
Den Solaranlagen Boom seit 2022 haben wir Putin zu verdanken.
Ansonsten was Bereitschaft zu tatsächlicher Umstellung der Lebensführung betrifft - Fehlanzeige.
Beispiel:
https://www.kba.de/SharedDocs/Downloads/DE/Statistik/Fahrzeuge/FZ22/fz22_2021.pdf;jsessionid=38756CFF0676E6F9ED0AA26833085C58.live11291?__blob=publicationFile&v=10
guckstdu S.6:
laut Statistik des Kraftfahrtbundesamtes liegt der Schwerpunkt der Neuzulassungen PKW weiter konstant im Bereich 1,5-2l. Das einzige was auffällt ist, dass die Kleinwagen <700 ccm komplett von der Bildfläche verschwunden sind.
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Beitrag(#2300064) Verfasst am: 17.09.2023, 14:30    Titel: Antworten mit Zitat

VanHanegem hat folgendes geschrieben:
Das einzige was auffällt ist, dass die Kleinwagen <700 ccm komplett von der Bildfläche verschwunden sind.


Das liegt v.a. daran, dass zum einen die Ansprüche im Vergleich zu früher sehr stark gestiegen sind, zum anderen daran, dass sich auch die Sicherheitsanforderungen - hier v.a. der Seitenaufprallschutz - verändert haben.
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VanHanegem
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Beitrag(#2300140) Verfasst am: 19.09.2023, 18:55    Titel: Antworten mit Zitat

sünnerklaas hat folgendes geschrieben:
VanHanegem hat folgendes geschrieben:
Das einzige was auffällt ist, dass die Kleinwagen <700 ccm komplett von der Bildfläche verschwunden sind.


Das liegt v.a. daran, dass zum einen die Ansprüche im Vergleich zu früher sehr stark gestiegen sind, zum anderen daran, dass sich auch die Sicherheitsanforderungen - hier v.a. der Seitenaufprallschutz - verändert haben.

und offensichtlich sind nicht nur die Sicherheitsanforderungen (die übrigens ein durchschnittliches 1200 ccm Auto locker erfüllen dürfte), sondern auch die sonstigen "Ansprüche" dem Otto Normal noch mehr Wert als der Klimaschutz
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