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Demut
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Mefi Stofeles
registrierter User



Anmeldungsdatum: 22.11.2003
Beiträge: 27

Beitrag(#58707) Verfasst am: 30.11.2003, 16:16    Titel: Antworten mit Zitat

Heike N.: "Und das kann er nicht haben oder ich ihm nicht lassen, wenn ich mich nicht vor ihm verbeuge?"

Es geht ín der von mir beschriebenen Szene aus der Familienaufstellung nicht um eine Demutsgeste der Tochter gegenüber dem REALEN Vater, sondern für den stand in der Szene ein "Stellvertreter".

Es geht der Frau, die diese Verbeugung vorgenommen hat, um eine Anerkennung dessen, was ist: sie gibt ihm symbolhaft, etwa wie in einem Ritual, sein 'Päckchen' und seine Verantwortung zurück. Es gäbe allerlei Gründe für Leute, die von ihren Eltern nicht loskommen (die, z.B., sich noch als 40-jährige Ehemänner gegenüber ihrer Frau wie Pubertierende aufführen, oder kindische Allüren aller Art leben... wenn Du willst, zähl ich Dir mal ein paar aus der Männerwelt auf), es mal in dieser Art und Weise zu versuchen. Das zwanghafte 'in den Fußstapfen des Vaters' Gehenmüssen ist für viele Kinder sowas wie ein Lebensfluch, ein lebenslanges Schuldgefühl manchmal, worüber auch viel Literatur zu erzählen weiss.

Um sich von seinem (z.B. früher die Kinder verprügelnden) Vater zu 'verabschieden', reicht es aber nicht, ihm kalt 'Lebewohl' zu sagen oder mit der Endüberzeugung 'Mein Vater ist ein Arsch' durchs weitere Leben zu wandeln. Auch wenn es schwerfällt, muss man versuchen, dessen im wahren Sinn des Wortes 'eigenes' Schicksal zu akzeptieren lernen, und zu betrauern, was nicht hat sein können mit diesem Vater. Trauer und Abschied sind nicht alleine intellektuell zu bewerkstelligen. Und wenn die nicht geleistet sind, hat man eben im weiteren Leben damit zu kämpfen. Das beeinträchtigt die Lebensführung, Autonomie, Erfüllung, das ganze Erleben.

Bin ich überzeugt von...
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step
registriert



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22767
Wohnort: Germering

Beitrag(#58741) Verfasst am: 30.11.2003, 18:27    Titel: Antworten mit Zitat

Meistens wird Kritik ja auch weniger an den Zielen, sondern an den Mitteln der "Familienaufstellung" laut, und das mE durchaus zurecht. Auch angeblich gut ausgebildete Aufsteller haben mW schon schlimme Katastrophen ausgelöst.
_________________
Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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frajo
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Anmeldungsdatum: 25.08.2003
Beiträge: 11440

Beitrag(#61336) Verfasst am: 09.12.2003, 03:32    Titel: Antworten mit Zitat

"demut " ist zwar ein massiv christlich geprägter begriff, deshalb aber nicht ausschließlich in christlichen zusammenhängen sinnvoll.
er hat auch asiatische facetten.: einfachheit, stille, reinheit.

und er scheint mir der einzig angemessene, wenn ich einer blattschneiderameise zusehe, einer webspinne, wenn ich in gebäuden stehe, die vor jahrtausenden errichtet wurden, wenn sich mein geist löst und meinen körper, meinen planeten, meine galaxie aus der entfernung wahrnimmt, wenn ich reflektiere, daß ein paar gramm hirnmasse mir ermöglichen, phänomene über alle größenordnungen vom quark bis zum kosmos wenn nicht zu visualisieren so doch zumindest zu benennen.

das hat nichts mit unterwerfung zu tun, wenn ich auf gleicher augenhöhe mit dem universum stehe.
das hat auch nichts mit bescheidenheit zu tun, wenn ich die grenzen der erkenntnis sondiere.
es hat am ehesten noch mit staunen, mit einem rausch von erkenntnis, mit (intransitiver) dankbarkeit zu tun.

"demut" ist mir ein zu kostbarer begriff, als daß ich ihn den gläubigen zur alleinigen verwendung überließe.

allerdings darf die demut keine geschuldete sein.
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Mefi Stofeles
registrierter User



Anmeldungsdatum: 22.11.2003
Beiträge: 27

Beitrag(#63140) Verfasst am: 14.12.2003, 13:20    Titel: Antworten mit Zitat

"allerdings darf die demut keine geschuldete sein."

Demut ist immer "geschuldet", denke ich.
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Nergal
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 11433

Beitrag(#63177) Verfasst am: 14.12.2003, 15:02    Titel: Antworten mit Zitat

Frajo das ist alles keine Demut, das ist schlicht und einfach Staunen.

Der demütige steht nicht auf gleicher augenhöhe mit dem Objekt dem diese entgegengebracht wird.

Demut = SEI DIR DEINER NICHTIGKEIT BEWUßT; HALT DIE KLAPPE UND PARIERE SONST KNALLTS.

Das Wort Arschkriecherei trifft es am besten.
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Nordseekrabbe
linker Autist



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 31152
Wohnort: Dresden

Beitrag(#63239) Verfasst am: 14.12.2003, 21:36    Titel: Antworten mit Zitat

Nergal hat folgendes geschrieben:

Demut = SEI DIR DEINER NICHTIGKEIT BEWUßT; HALT DIE KLAPPE UND PARIERE SONST KNALLTS.

Das Wort Arschkriecherei trifft es am besten.


Genau. Daumen hoch!
_________________
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frajo
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Anmeldungsdatum: 25.08.2003
Beiträge: 11440

Beitrag(#63306) Verfasst am: 15.12.2003, 03:54    Titel: Antworten mit Zitat

Nergal hat folgendes geschrieben:
Frajo das ist alles keine Demut, das ist schlicht und einfach Staunen.

Der demütige steht nicht auf gleicher augenhöhe mit dem Objekt dem diese entgegengebracht wird.

Demut = SEI DIR DEINER NICHTIGKEIT BEWUßT; HALT DIE KLAPPE UND PARIERE SONST KNALLTS.

Das Wort Arschkriecherei trifft es am besten.

es gibt so viele begriffe - das ist ein reichtum. ich will versuchen, möglichst vielen begriffen einen eigenen wert zu verleihen, sie unverwechselbar zu machen.
das ist eine ästhetische haltung.
das wort "demut" erscheint mir als kleinod; ich werde es nicht verwerfen. an seiner deutung muß ich wohl noch arbeiten.

es gibt so viele sprachliche monstrositäten - ich will nicht auf sie reduziert sein.
"fundamentalismus", "terrorismus", "arbeitgeber"...

"unterwürfigkeit", "subordination", "arschkriecherei", "selbsterniedrigung", "bescheidenheit" ersetzen nicht "demut".
auch "staunen" nicht.
demut ist zur hybris komplementär. hybris beschränkt - demut befreit.
demut ist nicht das akzeptieren einer zugewiesenen position; das wäre fügsamkeit.
demut ist nicht die anmaßung einer position; das wäre hybris.

demut ist das vermögen, die mannigfaltigkeit der einnehmbaren positionen wahrzunehmen wie auch deren komplement.
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Nergal
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 11433

Beitrag(#63308) Verfasst am: 15.12.2003, 04:43    Titel: Antworten mit Zitat

Also persönlich sehe ich das nicht so.
Auch der Begriff Hybris wird ja nur im zusammenhang mit den Göttern genannt, speziell dafür gab es ja die Göttin Nemesis.
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Mefi Stofeles
registrierter User



Anmeldungsdatum: 22.11.2003
Beiträge: 27

Beitrag(#63316) Verfasst am: 15.12.2003, 08:42    Titel: Antworten mit Zitat

"Demut = SEI DIR DEINER NICHTIGKEIT BEWUßT; HALT DIE KLAPPE UND PARIERE SONST KNALLTS."

"Das Wort Arschkriecherei trifft es am besten."

?

Nee, es geht einfach darum, anzuerkennen, was ist.

Erich Fried, "Es ist was es ist..."
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ric
Gast






Beitrag(#63319) Verfasst am: 15.12.2003, 09:48    Titel: Antworten mit Zitat

Mefi Stofeles hat folgendes geschrieben:
Nee, es geht einfach darum, anzuerkennen, was ist.

Erich Fried, "Es ist was es ist..."
Worte, nichts als Worte.
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frajo
dauerhaft gesperrt



Anmeldungsdatum: 25.08.2003
Beiträge: 11440

Beitrag(#63350) Verfasst am: 15.12.2003, 12:10    Titel: Antworten mit Zitat

ric hat folgendes geschrieben:
Mefi Stofeles hat folgendes geschrieben:
Nee, es geht einfach darum, anzuerkennen, was ist.

Erich Fried, "Es ist was es ist..."
Worte, nichts als Worte.

manchmal.
manchmal aber überdies eine einstellung.
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Mefi Stofeles
registrierter User



Anmeldungsdatum: 22.11.2003
Beiträge: 27

Beitrag(#63679) Verfasst am: 15.12.2003, 20:31    Titel: Antworten mit Zitat

ric hat folgendes geschrieben:
Mefi Stofeles hat folgendes geschrieben:
Nee, es geht einfach darum, anzuerkennen, was ist.

Erich Fried, "Es ist was es ist..."
Worte, nichts als Worte.


Klar.
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