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Leitfaden für Missionare

 
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kolja
der Typ im Maschinenraum
Betreiber



Anmeldungsdatum: 02.12.2004
Beiträge: 16631
Wohnort: NRW

Beitrag(#940702) Verfasst am: 24.02.2008, 13:29    Titel: Leitfaden für Missionare Antworten mit Zitat

Lieber Missionar,

herzlich Willkommen im Freigeisterhaus! Nun bist Du also bei uns gelandet und möchtest uns die frohe Botschaft des Glaubens verkünden. Als Dankeschön für Deinen aufopferungsbereiten Einsatz haben wir ein paar Ratschläge gesammelt, die Dir den Alltag als Glaubensverkünder im Missionsgebiet FGH etwas erleichtern sollen.

Wenn Du diesen Text hier liest, dann hat man Dich vermutlich aus einem anderen Thread hierher verwiesen. Falls Du noch gar nicht mit Deiner Missionstätigkeit begonnen hast und diesen Thread aus freien Stücken angeklickt hast, ist das natürlich umso besser.

Du kannst Dir denken, dass Du nicht der erste Missionar bist, der sich der Herausforderung stellt, den gottlosen Bewohnern des Freigeisterhauses das Licht des Glaubens zu bringen. Wenn Du nicht die Fehler Deiner Vorgänger wiederholen möchtest, solltest Du die hier gesammelten Ratschläge unbedingt beherzigen. Wenn Dir das nicht auf Anhieb gelingt, ist das kein Weltuntergang. Wir werden Dich bei Bedarf an diesen Text erinnern.

1. Mach Dich mit religionskritischen Argumenten vertraut! Einen groben Überblick erhältst Du z.B. auf Dittmar Online, Norbert Hoerster oder durch Dawkins' Der Gotteswahn. Frag Atheisten bei Bedarf nach weiteren empfehlenswerten Websites und Büchern.

2. Vergiss, was Du auf apologetischen Websites gelesen hast! Die dort aufgeführten Argumente und Anleitungen zum Bekehren von Atheisten taugen nichts! Vor allem aber solltest Du nicht auf eine solche Website verlinken mit dem Zusatz "So, jetzt widerlegt das mal." Das wird man Dir als argumentative Faulheit auslegen. Und wenn Du gar ganze Websites per copy&paste ins Forum spammst, mach Dich auf einige unfreundliche Reaktionen gefasst.

3. Droh uns nicht mit der Hölle! Auch wenn Du meinst es sei nur eine Warnung, werden wir es als Drohung auslegen. Und da wir nicht an die Hölle glauben, werden wir nur müde darüber lächeln. Außerdem werden wir den Eindruck gewinnen, dass Deine Religion außer Angst nichts zu bieten hat.

4. Argumente zählen mehr als besinnliche Sprüche! Das hier ist ein Diskussionsforum, kein Predigtforum. Behauptungen sind keine Argumente, zu einem Argument gehört immer eine Begründung. Glaubensinhalte sind keine Begründungen, eine erfolgreiche Begründung besteht aus unstrittigen Sachverhalten, denen auch der Diskussionspartner zustimmt. Suche also erst die gemeinsame Basis mit Deinen Gesprächspartnern, um darauf Deine Argumentation aufzubauen. Bau Deine Argumente nicht auf der Prämisse auf, dass Gott existiert, sonst wirst Du Dich in einen Zirkelschluss verrennen, wenn Du seine Existenz belegen willst.

5. Mach Dich mit argumentativen Fehlern vertraut und vermeide sie! Unter anderem kommen folgende Fehler immer wieder vor:
  • Argumentum ad verecundiam (Berufung auf Autoritäten): Berufe Dich nicht auf Autoritäten! Nur weil irgendein Wissenschaftler Deinen Glauben teilt, heißt das noch lange nicht, dass Dein Glaube wahr ist.
  • Argumentum ad personam (Persönlicher Angriff): Greif Deinen Diskussionspartner nicht persönlich an! Konzentriere Dich lieber darauf, seine Argumente zu entkräften.
  • Argumentum ad ignorantiam (Berufung auf Unwissen): Nur weil für ein bestimmtes Phänomen bisher keine natürliche Erklärung gefunden wurde, folgt daraus nicht, dass Gott dahinter steckt. Noch dazu degradierst Du Deinen Gott so zu einem Lückenbüßer, der sich immer weiter zurückziehen muss, je weiter die Wissenschaft voranschreitet.
  • Wahrer Schotte: Hüte Dich davor, zwischen echten und falschen Gläubigen zu unterscheiden! Nur weil jemand Böses tut, heißt das nicht, dass er Deinen Glauben nicht teilen kann. Man wird Dir vorwerfen, dass Du Deinen Glauben durch die rosarote Brille siehst.
  • Strohmann: Bevor Du gegen eine Position argumentierst, solltest Du Dich vergewissern, dass Dein Diskussionspartner sie auch vertritt. Es nützt Dir nichts eine Position zu widerlegen, die sowieso niemand teilt.
  • Argumentum ad populum (Berufung auf die Menge): Die schiere Menge der Gläubigen macht den Glauben nicht wahr.
  • Beweispflichtumkehr: Wer eine Behauptung aufstellt, muss sie beweisen. Der Skeptiker ist nicht in der Beweispflicht, sondern der Gläubige. Verlang nicht von uns, dass wir Deine Behauptungen widerlegen, wenn Du Dir keine Mühe gibst, sie zu beweisen.
  • Aus dem Kontext gerissene Zitate: Wenn Du jemanden zitierst, dann schau Dir den Zusammenhang an, in dem das Zitat gefallen ist. Möglicherweise war es anders gemeint, als Du es verstehst.
  • Non sequitur (falsche Schlussfolgerung): Achte darauf, dass Deine Schlussfolgerungen logisch aus Deinen Prämissen folgen.
Weitere Informationen findest Du auf Wikipedia.

6. Vermeide die üblichen Klischees und Vorurteile! Dazu gehören unter anderem:
  • Atheisten haben keine Moral, keinen Sinn im Leben, keine Hoffnung ...
  • Atheisten sind Nihilisten
  • Atheisten haben kein Gewissen
  • Atheisten sind Gesinnungsgenossen von Hitler, Stalin, Mao und Pol Pot
  • Atheisten sind durch ein traumatisches Erlebnis von Gott enttäuscht
  • Atheismus ist auch nur ein Glaube, niemand ist frei von Religion
Niemand weiß besser als wir, dass diese Vorurteile falsch sind und wir werden den Eindruck gewinnen, dass Du keine Ahnung von uns hast.

7. Lass Pascals Wette aus dem Spiel! Pascals Wette ist ein falsches Dilemma und noch dazu eine versteckte Höllendrohung. Wir haben schon oft genug darüber diskutiert. Benutze die Suchfunktion!

8. Beachte das Münchhausen-Trilemma! Versuche nicht, Atheisten mit zirkulärer Logik oder willkürlich festgelegten Dogmen zu überzeugen.

9. Einen Atheismus gibt es nicht! Es gibt keine Atheisten-Bibel, keine Atheisten-Kirche und keinen Atheisten-Papst, der für alle Atheisten spricht. Atheisten haben zu unterschiedlichen Themen völlig unterschiedliche Meinungen. Hüte Dich also vor Verallgemeinerungen. Die Tatsache, dass Atheisten nicht glauben dass es einen Gott gibt, macht sie nicht zu einer einheitlichen Gruppe. Bedenke, das selbst nicht alle Anhänger einer Religion immer der gleichen Meinung sind. Auch innerhalb von Glaubenssystemen gibt es unterschiedliche Strömungen und Gruppierungen, von einzelnen Sekten oder Abspaltungen ganz zu schweigen. Wieviel verschiedener werden da Atheisten sein, die keine gemeinsame Grundlage wie den Koran oder die Bibel haben?

10. Erzähl uns keine Bekehrungsgeschichten! Derartige Berichte befördern die Diskussion von der argumentativen auf eine emotionale Ebene. Dadurch bekommt Dein Gesprächspartner oft den Eindruck, ausgetrickst zu werden. Eine faire Diskussion kann ausschließlich auf einer sachlichen Ebene stattfinden. Erzähl uns vor allem keine Geschichten über Bekehrungen auf dem Totenbett. Diese sind zu allem Überfluss oft auch noch falsch. Wenn eine solche Geschichte Argumente für Deinen Glauben enthält, kannst Du uns diese Argumente auch so nennen. Außerdem bedenke, dass wir viel mehr Geschichten darüber haben, wie Menschen von ihrem Glauben loskamen, und dass wir diese Leute sogar kennen. Etliche von ihnen schreiben hier.

11. Ignoriere keine Argumente, egal was passiert! Sei Dir darüber im Klaren, dass Dein Standpunk hier direkt angegriffen wird. Das sollte Dich jedoch nicht dazu verleiten, die Argumente oder Fragen zu ignorieren, ihre Relevanz besteht unabhängig vom angeschlagenen Ton. Zudem solltest Du auch Fragen beachten, die Dir grotesk erscheinen, wie z.B.: Warum Du nicht an das Unsichtbare Rosafarbende Einhorn (BBHHH) oder das Fliegende Spaghettimonster glaubst. Wir meinen solche Fragen ernst!

12. Lege Deine Glaubensinhalte klar und deutlich dar! Sonst kann es passieren, dass man Dir Glaubensinhalte unterstellst, die Du nicht vertrittst. Das ist keine böse Absicht. Es kann sein, dass es Glaubensinhalte sind, die ein großer Teil derjenigen vertritt, die behaupten den gleichen Glauben zu haben wie Du. Es kann auch sein, dass es sich lediglich um eine logische Konsequenz aus dem handelt, was Du wirklich glaubst und schon erzählt hast. (Auch eine Mischung aus beiden ist vorstellbar.)

13. Benutze die Suchfunktion! Deine Argumente haben wir möglicherweise schon bis zum Erbrechen ausdiskutiert. Wenn Du keine neuen Gedanken in alte Diskussionen einbringen kannst, dann lass es lieber sein.

14. Lass Dir Zeit! Lies erst einmal ein wenig im Forum! Überleg Dir genau, was Du postet! Der Qualität Deiner Postings kann das nur zuträglich sein.




(Dieser Text stammt nicht von Kolja, sondern wurde von vielen Benutzern gemeinsam erarbeitet.)
Letzte Bearbeitung am 20.01.2016

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Hard work often pays off after time, but laziness always pays off now.
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