Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44175
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(#2305309) Verfasst am: 13.05.2024, 12:35 Titel: Paper mit A.I.-Grafiken geht durchs Peer Review: Eine neue Sokal-Affäre? |
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Ich bin heute zufällig über folgende Story gestolpert:
swissinfo.ch: AI-generated rat genitalia: Swiss publisher of scientific journal under pressure
Es geht um einen Aufsatz mit dem Titel "Cellular functions of spermatogonial stem cells in relation to JAK/STAT signaling pathway", peer-reviewed und veröffentlicht in Frontiers. Der Artikel war von A.I.-generierten recht offensichtlichen Nonsense-Grafiken mit ebenso unsinnigen Beschriftungen durchzogen. Ob auch der Text ähnlichen Unsinn beinhaltet, kann ich als Fachfremder natürlich nicht sagen. Der Artikel wurde inzwischen zurückgezogen, kann aber - mit RETRACTED-Stempel - immer noch hier heruntergeladen werden.
(Nachtrag: Nach dem, was man im Internet dazu liest, ist auch der Text des Papers wohl ähnlicher Unsinn oder zumindest ebenfalls A.I.-generiert. Ob das stimmt, kann ich wie gesagt aufgrund mangelnder Sachkenntnis nicht beurteilen.)
Der Artikel schaffte es wie gesagt initial durchs Peer Review.
Ich frage mich, was das über die wissenschaftlichen Standards selbst in naturwissenschaftlich orientierten Verlagen aussagt. Handelt es sich einfach nur um einen Einzelfall? Ist das spezifisch ein Problem von Frontiers, oder haben andere Verlage ähnliche Probleme? Wie viel ist bisher überhaupt noch niemandem aufgefallen? Der von mir oben verlinkte Artikel von Swiss Info scheint ja nahezulegen, dass das mit dem Geschäftsmodell solcher Verlage zu tun haben könnte. Das fände ich allerdings beunruhigend. Das als neue Sokal-Affäre zu bezeichnen ist natürlich eine absichtliche Übertreibung zur Provokation, aber beunruhigend finde ich das dennoch. Wenn schon etwas derart Offensichtliches durchs Peer Review rutscht, wer weiß, was dann sonst noch alles durchkommt?
Es würde mich interessieren, zu lesen, was die Naturwissenschaftler hier im Forum zu diesem Fall meinen.
_________________ Geh mir aus der Sonne, Alexander!
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