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Niveauverlust in atheistisch-religiöser Debatte?
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Tapuak
registrierter User



Anmeldungsdatum: 23.02.2006
Beiträge: 1264

Beitrag(#1289467) Verfasst am: 15.05.2009, 20:47    Titel: Niveauverlust in atheistisch-religiöser Debatte? Antworten mit Zitat

In den letzten paar Jahren haben Befürworter des Atheismus beachtliche publizistische und öffentlichkeitswirksame Erfolge erzielt. Während die systematische Auseinandersetzung mit der "Frage nach Gott" früher vermutlich eher ein Nischendasein fristete und über die Jahrhunderte vielleicht von einer Hand voll Intellektuellen ernsthaft geführt wurde, hatte das Thema zumindest zeitweise sogar die Massenmedien Europas und Nordamerikas erreicht. Nach meinem Eindruck geht diese verstärkte Aufmerksamkeit jedoch teilweise mit einem sinkenden inhaltlichen Niveau der Debatte einher. Die Auseinandersetzung dreht sich oft um Fragen und Thesen wie:

- Waren Stalin und Hitler Atheisten? Für wie viele Morde sind sie verantwortlich?
- Glaubte Einstein an Gott?
- Religiöse Erziehung ist Kindesmissbrauch.
- Ohne Gott kann man keine Werte haben / ohne Gott ist alles erlaubt.

Kürzlich las ich einen weitere Aussage, die ähnlich plakativ ist wie die oben genannten: "Die Wissenschaft fliegt uns zum Mond, die Religion in Gebäude", was wohl als Werbetext für die sogenannte Buskampagne in Großbritannien gedacht war (Link). Zwei Wissenssysteme bzw. soziale Systeme werden also gegenübergestellt, indem ihre angeblichen Konsequenzen benannt werden. Wenn man aber auch nur ein wenig nachdenkt, wird klar, dass sowohl die Wissenschaft wie auch die Religion von einer "Janusköpfigkeit" gekennzeichnet sind; beide können - trivialerweise - Gutes wie Schlechtes bewirken. Eine Wissenschaft, die nicht in eine selbstreflexive Wissenschaftsphilosophie und Ethik eingebettet ist, kann in ihren Konsequenzen ebenso fragwürdig sein wie eine dogmatische Religion. Man könnte sich ebenso die schlechtesten Seiten der Wissenschaft heraussuchen und mit den positiven Aspekten von Religionen kontrastieren: "Religionen bringen uns Identität und Geborgenheit, die Wissenschaft bringt uns KZ-Technik und Atombomben". Doch ist mit solchen Spielchen irgendein Erkenntnisgewinn oder sozialer Fortschritt verbunden? Ich meine nicht. Was soll also die oben zitierte Aussage bewirken?

Zudem rollt bald schon ein Bus durch Deutschland, der lautstark für den Atheismus trommelt. Ich habe jedenfalls kein Bedürfnis, meine Nichtreligiosität auf diese Weise vor mir her zu tragen. Übrigens auch deshalb, weil man sich damit auf eine Propagandaebene begibt, auf der man gegen die religiöse "Konkurrenz" ohnehin nicht die geringste Chance hat. Wenn ein Atheisten-Bus durch Deutschland fährt, werden hundert Gottes-Busse nicht lange auf sich warten lassen. Jeder wirft seine jeweilige These ohne irgendwelche Begründungen in den Raum bzw. in den Straßenverkehr, aber gewonnen ist dadurch absolut nichts. Neu ist nur, dass man den Religiösen mit dem Atheistenbus schon halbwegs auf den Leim gegangen ist, weil man durch eine solche Kampagne ja implizit anerkennt, dass die Frage nach "Gott" überhaupt irgendwie sinnvoll gestellt werden kann.

Kurzum frage ich mich, ob eine massenwirksame Auseinandersetzung dieser Art tatsächlich besser ist als eine unscheinbare, dafür aber fundiertere Debatte "im Elfenbeinturm". Oder gar keine Debatte, weil es eigentlich nichts zu diskutieren gibt.
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jagy
Herb Derpington III.



Anmeldungsdatum: 26.11.2006
Beiträge: 7275

Beitrag(#1289478) Verfasst am: 15.05.2009, 20:58    Titel: Re: Niveauverlust in atheistisch-religiöser Debatte? Antworten mit Zitat

Tapuak hat folgendes geschrieben:
Die Auseinandersetzung dreht sich oft um Fragen und Thesen wie:

- Waren Stalin und Hitler Atheisten? Für wie viele Morde sind sie verantwortlich?
- Glaubte Einstein an Gott?

- Religiöse Erziehung ist Kindesmissbrauch.
- Ohne Gott kann man keine Werte haben / ohne Gott ist alles erlaubt.


Zumindest die fetten werden Atheisten aber von Theisten aufgezwungen.

Und bzw des nicht-fetten soll nur kurz angemerkt werden, dass ja (ich vermute, du spielst auf Dawkins an) nicht religiöse Erziehung an sich als Kindesmissbrauch angesehen wird, sondern eine ganz bestimmte, besonder die Erziehung zu dem Glauben an eine ewige Folter-Hölle, die schon bei den kleinsten Kleinigkeiten (Stichwort Masturbation etc) droht.

Zitat:
Zudem rollt bald schon ein Bus durch Deutschland, der lautstark für den Atheismus trommelt. Ich habe jedenfalls kein Bedürfnis, meine Nichtreligiosität auf diese Weise vor mir her zu tragen.

Das ist ja schön für dich. Aber vielleicht geht es hier auch nicht um ein lautes Trommeln, sondern eher um ein überhaupt-für-voll-genommen-werden. Oder trommelt, wer sich als Schwuler für Rechte für Schwule einsetzt, auch lautstark mit seinem schwulsein?
Außerdem rollt der Atheistenbus ja nur durch Deutschland, weil er in keiner einzigen Stadt rollen durfte!

Zitat:
Kurzum frage ich mich, ob eine massenwirksame Auseinandersetzung dieser Art tatsächlich besser ist als eine unscheinbare, dafür aber fundiertere Debatte "im Elfenbeinturm". Oder gar keine Debatte, weil es eigentlich nichts zu diskutieren gibt.

Aha. Was hat denn die Elfenbeintrum-Debatte in den letzten 60 Jahren den Nontheisten gebracht? Irgendwelche nennenswerten Einschränkungen der Privilegien der Kirche? Sonst was? Ich würde sagen, die ausschließliche-Elfenbeinturm-Strategie darf als gescheitert betrachtet werden.
_________________
INGLIP HAS BEEN SUMMONED - IT HAS BEGUN!


Zuletzt bearbeitet von jagy am 15.05.2009, 21:02, insgesamt 2-mal bearbeitet
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narziss
auf Wunsch deaktiviert



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 21939

Beitrag(#1289479) Verfasst am: 15.05.2009, 20:58    Titel: Antworten mit Zitat

Grade Schwarze und Frauen haben mit einem Niveauverlust in ihren jeweiligen Emanzipationsbewegungen enorm viel erreicht.

Das könnte auch bei Atheisten klappen.
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fwo
Caterpillar D9



Anmeldungsdatum: 05.02.2008
Beiträge: 25894
Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#1289483) Verfasst am: 15.05.2009, 21:01    Titel: Antworten mit Zitat

@ Tapuak:
Was erwartest Du? Eine immerwährende Wiederholung der alten Diskussionen? Die sind doch schon lange geführt, und auch - wie Du selbst bemerkst - gut genug geführt, dass man sich für eine Seite entscheiden kann.

Im Gegensatz zu möglichen kirchlichen Bussen rollt der Atheistenbus übrigens nicht, um zu missionieren - das Ziel ist ein politisches: Der Bus soll zeigen, dass eine atheistische Einstellung heute nicht nur möglich, sondern und auch verbreitet ist. Es geht darum, vorhandenen Atheismus zur politischen Aktion zu sammeln, um ein Gegengewicht gegen die Macht der Kirchen in der Politik zu bekommen.

Die Themen, für die das nötig ist, sind vielfältig, zuvorderst: §218, Eherecht, Lehrpläne ......

Aber auch so etwas allgemeines wie die Präambel der Verfassung oder die Länderverfassungen.

fwo
_________________
Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.

The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.

Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).


Zuletzt bearbeitet von fwo am 15.05.2009, 21:02, insgesamt einmal bearbeitet
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step
registriert



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22767
Wohnort: Germering

Beitrag(#1289484) Verfasst am: 15.05.2009, 21:02    Titel: Antworten mit Zitat

Tja, ich hätte natürlich auch lieber eine intellektuell hochwertige Debatte, das ist aber naiv. Politik wird (fast) nie von Intellektuellen gemacht, sondern von Leuten, die geschickt manipulieren können, und von der Mehrheit der Mittelmäßigen. Die kann man oft nur mit groben Vereinfachungen ansprechen. Das ist übrigens auch innerhalb der Religionen so: Die modernen Theologen haben die Hölle, die Jungfrau usw. schon abgeschafft, aber die Schäfchen brauchen es einfach.

Und noch ein kleiner Einwand zu der Gegenüberstellung:

"Die Wissenschaft fliegt uns zum Mond, die Religion in Gebäude"
"Religionen bringen uns Identität und Geborgenheit, die Wissenschaft bringt uns KZ-Technik und Atombomben"

Die Technik kann zwar mißbraucht werden, aber weder KZ noch Atombombe wurden mit "heiliger Wissenschaft" begründet, sondern mit politischen Zielen. Die Begründung von Untaten, gerdade der genannten, mit religiösen (oder anders ideologischen) Motiven dagegen ist häufig.
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Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Hornochse
Orthographiefetischist



Anmeldungsdatum: 22.07.2007
Beiträge: 8223
Wohnort: Bundeshauptstadt

Beitrag(#1289486) Verfasst am: 15.05.2009, 21:03    Titel: Antworten mit Zitat

Sobald Debatten eine breitere Öffentlichkeit erreichen, ist - meiner Ansicht nach - ein Niveauverlust nicht zu vermeiden, insbesondere dann, wenn ein Thema derartig polarisierend ist.
Das heißt aber nicht, dass es keine Auseinandersetzungen mehr gibt, die rational und sachlich geführt werden.

Jeder muss sich fragen, wofür er sich überhaupt in diese Debatte einbringt. Wenn es nur der intellektuellen Selbstbefriedigung dienen soll, ist man im Elfenbeinturm sicher besser dran. Zur Durchsetzung politischer Forderungen muss aber eine Öffentlichkeit erreicht werden - und eine gewissee Plakativität geht damit unweigerlich einher.

Edit: RS.
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Alles könnte anders sein - und fast nichts kann ich ändern.

- Niklas Luhmann -


Zuletzt bearbeitet von Hornochse am 15.05.2009, 21:04, insgesamt einmal bearbeitet
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narziss
auf Wunsch deaktiviert



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 21939

Beitrag(#1289488) Verfasst am: 15.05.2009, 21:03    Titel: Antworten mit Zitat

Und die Kriege, in denen noch mit Knüppeln getötet wurde, waren die verlustreichsten...
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Mo.
over and out



Anmeldungsdatum: 30.11.2007
Beiträge: 12690

Beitrag(#1289489) Verfasst am: 15.05.2009, 21:03    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Wenn ein Atheisten-Bus durch Deutschland fährt, werden hundert Gottes-Busse nicht lange auf sich warten lassen.


Na, was ein Glück, dass es bislang keinerlei religiöse Werbung im öffentlichen Raum gab und wie blöd, dass uns das nun aber bevorsteht. Mit den Augen rollen
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fräulein rottenmeier
registrierter User



Anmeldungsdatum: 16.02.2009
Beiträge: 1106
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Beitrag(#1289516) Verfasst am: 15.05.2009, 21:29    Titel: Antworten mit Zitat

Ich halte es für eine eher gute Sache, dass Atheisten vermehrt an die Öffentlichkeit treten. Wer das Schweizer Wochenmagazin "die Weltwoche" kennt, dem/der wird aufgefallen sein, dass der bekennende Atheist Beda Stadler je länger je mehr darin schreiben darf, aus seinem explizit atheistischen Standpunkt. Ich hab unterdessen es auch geschafft, mich meist nicht mehr allzu sehr über sein Geschreibsel aufzuregen... Verlegen

Und ich fände es ja nur zu schön, mal zu beobachten, was passieren würde, wenn ein Atheist (mit oder ohne Bus) und ein Zeuge Jehovas (garantiert mit Traktätchen) sich dazu entschliesen würden, ihre Öffentlichkeitsarbeit zufälligerweise genau am gleichen Ort zur gleichen Zeit durchzuführen. Lachen

Ausserdem bin ich für "gleiches Recht für alle". Wenn Bibelsprüche auf Plakate dürfen, dann auch atheistische Aussagen gleichermassen.

grüsse, das fräulein
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Meinungsvertreter
Schöngeist



Anmeldungsdatum: 22.03.2009
Beiträge: 27

Beitrag(#1290072) Verfasst am: 16.05.2009, 22:42    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Im Gegensatz zu möglichen kirchlichen Bussen rollt der Atheistenbus übrigens nicht, um zu missionieren -
Woraus ziehst du diese Annahme?
fwo hat folgendes geschrieben:
- das Ziel ist ein politisches: Der Bus soll zeigen, dass eine atheistische Einstellung heute nicht nur möglich, sondern und auch verbreitet ist.
Und wieso denkst du, dass das bei anderen, religiösen Aufschriften nicht so ist?

Ich denke, dass jede gewollte Aufmerksamkeit im Sinn hat, nicht nur Gleichgesinnte anzusprechen, sondern neue Interessenten zu gewinnen.
Ansonsten müsste deine zweite These auch für religiöse Aufkleber gelten: Religiöse wollen nur zeigen, dass es sie noch gibt!
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"Wissenschaft ohne Religion ist lahm, Religion ohne Wissenschaft ist blind."
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Meinungsvertreter
Schöngeist



Anmeldungsdatum: 22.03.2009
Beiträge: 27

Beitrag(#1290076) Verfasst am: 16.05.2009, 22:47    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Tja, ich hätte natürlich auch lieber eine intellektuell hochwertige Debatte, das ist aber naiv. Politik wird (fast) nie von Intellektuellen gemacht, sondern von Leuten, die geschickt manipulieren können, und von der Mehrheit der Mittelmäßigen. Die kann man oft nur mit groben Vereinfachungen ansprechen. Das ist übrigens auch innerhalb der Religionen so: Die modernen Theologen haben die Hölle, die Jungfrau usw. schon abgeschafft, aber die Schäfchen brauchen es einfach.
Ja schade, dass die Mehrheit dem intellektuellen, hochwertigen Debatten nicht gewachsen ist. Aber dass die Mehrheit der "Schäfchen" noch das Gesülze von der Hölle, der Jungfrau usw. brauchen, halte ich für eine überhebliche Atheistenfantasie.
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beachbernie
male Person of Age and without Color



Anmeldungsdatum: 16.04.2006
Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii

Beitrag(#1290080) Verfasst am: 16.05.2009, 22:59    Titel: Antworten mit Zitat

Mir faellt dazu ein, dass uns die Religion ohne Wissenschaft gar nicht in Gebaeude reinfliegen koennte, sondern die Gotteskrieger maximal mit dem Kopf gegen die Felswand rennen koennten, weil sowohl Flugzeuge als auch Wolkenkratzer zu den Errungenschaften moderner Wissenschaft und nicht zum religioesen Erbe der Menschheit zaehlen. Insofern ist der Busspruch doch etwas arg flach gedacht und kann recht leicht zum Rohrkrepierer werden..
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Marcellinus
Outsider



Anmeldungsdatum: 27.05.2009
Beiträge: 7429

Beitrag(#1296701) Verfasst am: 28.05.2009, 19:38    Titel: Antworten mit Zitat

In meiner Jugend war Religion kein Diskussionsgegenstand. Manche waren religös, manche nicht, aber man trug es nicht als Fahne vor sich her. Religionen wurde zunehmend zur Privatsache, nicht nur bei uns, auch z.B. in islamischen Ländern.

Dann kamen die Fundamentalisten, islamische im Nahen Osten, christliche erst in den USA, dann auch in Europa. Und wie es bei Extremisten so ist, sie befördern sich gegenseitig. Auf einmal empfanden auch die etablierten Kirchen in Europa das Bedürfnis, sich in Szene zu setzen und ihren schleichenden Machtverlust aufzuhalten. Die dazu passende Gallionsfigur war der Medien-Papst Johannes Paul II. - gewinnend in der Form und knallhart in der Sache bis hin zu seinem werbewirksam inszenierten Tod.

Nur etwas hatte sich geändert. Die Glaubenslosen waren auf einmal nicht mehr stumm. Besonders in Deutschland hatte der Beitritt der neuen Bundesländer die Anteile in der Bevölkerung so stark verschoben, daß selbst die bisher reibungslose Zusammenarbeit von kath. Kirche und CDU Risse bekam. Auch Ungläubige sind Wähler.

Wo aber Machtgewichte sich verschieben, wo bisher Machtlose sich zu Wort melden, wird es lauter und die Auseinandersetzung wird schärfer und sicher auch niveauloser. Denn die Kirchen haben viel zu verlieren - Macht und Geld. Und auf eine groben Klotz gibt's oft einen groben Keil.

Sollen also die Glaubenslosen wieder leiser werden? Damit die alte stille Kumpanei weiter läuft? Und selbst wenn! Die USA zeigen, wo fundamentalistische Christen hin wollen. Wann will man anfangen sich zu wehren? Beim morgendlichen Pflichtgebet in den Schulen oder erst wenn Darwins Bücher aus den Schulen und Bibliotheken fliegen?

Es hilft nichts. Jeder wird so behandelt, wie er es sich gefallen läßt. Die Ungläubigen müssen also Flagge zeigen. Aber sie müssen auch wissen, was sie wollen, und nicht nur, was nicht!

Ich für meinen Teil möchte, daß Religion wieder Privatsache wird, daß es egal ist, in welchen Tempel jemand geht oder auch nicht. Ich möchte endlich eine wirkliche Trennung von Kirchen und Staat, Auflösung der verfassungswidrigen Konfessionsschulen, die zwar von allen bezahlt, aber nur von wenigen kontrolliert werden. Und der Ethikunterricht in Berlin ist ein Anfang. Wir müssen das Gemeinsame mehr betonen als das Trennende.

Wir sollten aufhören, uns gegenseitig zu missionieren. Diese Welt wird nicht besser dadurch, daß aus einem Christen ein Atheist wird oder umgekehrt. Aber es muß eben auch klar sein, daß in der öffentlichen Diskussion, in der politischen wie der wissenschaftlichen, Metaphysik keinen Platz hat.
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22767
Wohnort: Germering

Beitrag(#1296733) Verfasst am: 28.05.2009, 20:16    Titel: Antworten mit Zitat

Meinungsvertreter hat folgendes geschrieben:
Aber dass die Mehrheit der "Schäfchen" noch das Gesülze von der Hölle, der Jungfrau usw. brauchen, halte ich für eine überhebliche Atheistenfantasie.

Für D magst Du da recht haben. Dann nehmen wir eben den persönlich liebenden, allmächtigen Gott und das "Leben nach dem Tode".
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fräulein rottenmeier
registrierter User



Anmeldungsdatum: 16.02.2009
Beiträge: 1106
Wohnort: Saint Louis

Beitrag(#1296800) Verfasst am: 28.05.2009, 21:40    Titel: Antworten mit Zitat

Marcellinus hat folgendes geschrieben:

Ich für meinen Teil möchte, daß Religion wieder Privatsache wird,


Nimm das "wieder" raus. Bis auf einige wenige Ausnahme - zum Beispiel in den kommunistischen Staaten - war Religion immer Gemeinschaftssache. Religion als Privatsache ist ein relativ neues Phänomen, kaum älter als ein paar hundert Jahre.


Zitat:
Aber es muß eben auch klar sein, daß in der öffentlichen Diskussion, in der politischen wie der wissenschaftlichen, Metaphysik keinen Platz hat.


Wie sich jemand in die öffentliche Diskussion einzubringen wünscht - eben vielleicht mit metaphysischen Argumentationen - muss auch Privatsache sein. Meinungsfreiheit verbietet öffentliche Maulkörbe, und das zu Recht. Auch wenn die Meinungs- und Redefreiheit auch jetzt schon wieder auf eine Art beschnitten wird, wo es mich leicht gruselt...

grüsse, das fräulein
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Wraith
diskordianischer Papst



Anmeldungsdatum: 24.06.2007
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Wohnort: Regensburg

Beitrag(#1296827) Verfasst am: 28.05.2009, 22:02    Titel: Antworten mit Zitat

fräulein rottenmeier hat folgendes geschrieben:


Wie sich jemand in die öffentliche Diskussion einzubringen wünscht - eben vielleicht mit metaphysischen Argumentationen - muss auch Privatsache sein. Meinungsfreiheit verbietet öffentliche Maulkörbe, und das zu Recht. Auch wenn die Meinungs- und Redefreiheit auch jetzt schon wieder auf eine Art beschnitten wird, wo es mich leicht gruselt...

grüsse, das fräulein


Ja, da gibt es aber das Problem, das man um die Argumente akzeptieren zu können auch deren metaphysische Grundlage akzteptiert werden muss und die ist eben privat und nicht öffentlich anerkannt.
Also gilt, dass metaphysische Argumentationen im öffentlichen Diskussionen einfach verworfen werden sollten und das ist doch das was du mit Maulkorb meinst, oder?
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"Das ganze Problem ignorieren. Wenn man so tut, als ob es nicht existiert, glaubt es das vielleicht auch."
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fräulein rottenmeier
registrierter User



Anmeldungsdatum: 16.02.2009
Beiträge: 1106
Wohnort: Saint Louis

Beitrag(#1296840) Verfasst am: 28.05.2009, 22:12    Titel: Antworten mit Zitat

Wraith hat folgendes geschrieben:

Ja, da gibt es aber das Problem, das man um die Argumente akzeptieren zu können auch deren metaphysische Grundlage akzteptiert werden muss und die ist eben privat und nicht öffentlich anerkannt.
Also gilt, dass metaphysische Argumentationen im öffentlichen Diskussionen einfach verworfen werden sollten und das ist doch das was du mit Maulkorb meinst, oder?


Maulkorb wäre, wenn metaphysische Argumentationen als unzulässig für öffentliche Diskurse definiert würden. Was ja oben so geschrieben wurde: "Metaphysik hat in öffentlichen Diskussionen nichts zu suchen."

Wenn es Menschen gibt, denen die Metaphysik wichtig ist, haben sie genauso das Recht wie alle anderen, ihre Positionen im öffentlichen Diskurs zu vertreten. Ein Recht darauf, dass die eigene Haltung von andern als korrekt akzeptiert wird, hat natürlich niemand. In öffentlichen Diskussionen geht es ja darum, andere zu überzeugen, und wenn das auch nicht immer gelingt, eben lebbare und für alle annehmbare Kompromisse zu finden.

grüsse, das fräulein
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beachbernie
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Anmeldungsdatum: 16.04.2006
Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii

Beitrag(#1296841) Verfasst am: 28.05.2009, 22:13    Titel: Antworten mit Zitat

narziss hat folgendes geschrieben:
Grade Schwarze und Frauen haben mit einem Niveauverlust in ihren jeweiligen Emanzipationsbewegungen enorm viel erreicht.

Das könnte auch bei Atheisten klappen.



Ich bewundere Deinen Mut! Winke - Winke
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Malcolm
Ekelpaket



Anmeldungsdatum: 25.07.2007
Beiträge: 1231
Wohnort: Hamburg

Beitrag(#1296889) Verfasst am: 28.05.2009, 23:54    Titel: Antworten mit Zitat

Religiös atheistische Debatte? Kommt immer darauf an, auf welcher Ebene. Rein intellektuell ist Religion schwer zu verteidigen. Wenn nicht überhaupt viele religiösen Vorstellungen einfach absurd sind.

Dagegen ob und in welcher Form ich Religion befürworte oder ablehne, ist eine ganz andere Frage. In dieser Form hat Religion nicht so schlechte Karten wie manche hier meinen. Auch wenn sicher vieles in den heiligen Büchern steht, was durchaus fragwürdig ist, aber Religion ist meistens nicht so unbeweglich, sich an gesellschaftliche Entwicklungen anpassen zu können, in gewissem Maße jedenfalls.

Was aber besteht, ist dieses Problem der Schieflage. Dies führt bei manchen Atheisten dazu, daß sie sich zu einer gesellschaftlich vernachlässigbaren Größe gemacht fühlen, so als ob sie dabei irgendwie "diskrimiert" würden. Das ist aber Unsinn, denn erstens gibt es viele Atheisten und zweitens hat das eben mit "Diskriminierung" wenig zu tun.

In Wahrheit geht es dabei um ganz andere Dinge. Zunächst mal gibt es überhaupt sehr viele Atheisten, die der Religion neutral oder sogar positiv gegenüber stehen. Zudem gibt es viele Atheisten, die auch so ein Gefühl von Fairness gegenüber der Religion haben.

In der Politik kommt schließlich noch etwas vollkommen anderes dazu. Christen sind schließlich auch Wähler. Und diese Wähler möchte man gerne für sich gewinnen. Natürlich sind Atheisten auch Wähler, sogar eine ziemlich relevante Gruppe. Aber ob Atheisten so unbedingt ein Bedürfnis haben, daß ihre Bedürfnisse wahrgenommen werden, ist eine andere Frage. Die DDR etwa war ein ziemlich atheistischer Staat, fast alle Atheisten, aber nach der Wende fuhr die CDU dort einen schönen Triumph ein. Ob das einer atheistischen Partei in Bayern auch gelänge, bezweifle ich.

Wie stelle ich mir eine christlich atheistische Debatte vor? Respektvoll, natürlich. Aber was genau heißt Respekt? Darüber muß man sich schon verständigen. Mit einem Atheisten, der meint, das Thema Respekt spiele für ihn keine Rolle, kann ich nicht vernünftig diskutieren. Mit einem Atheisten, der meint, das Thema Respekt spiele schon eine Rolle, aber er lasse sich von christlicher Seite nicht vorschreiben, was Respekt zu sein habe, kann ich dagegen diskutieren, ich erwarte auch gar nicht, daß er meine Vorstellungen von Respekt unbedingt übernimmt.

Abgesehen davon gibt es aber für mich Debatten, die ich spannend finde und andere dann wieder, die ich stinklangweilig finde. Die Frage ob Hitler und Stalin Atheisten waren oder am Ende doch fromme gottesfürchtige Männer etwa finde ich stinklangweilig. Ich halte sie schon für Atheisten, aber die Frage ist, welche Qualität hatte ihr Atheismus? Selbst wenn jemand Atheist wird, hört die Kirche nicht auf, für seine Sozialisation mitverantwortlich zu sein. Selbstverständlich kann man solche Dinge diskutieren, aber dann wenigstens im Bemühen um Respekt.

Allerdings kann ich keinen Respekt entwickeln, wenn ich im anderen den schlichtweg Bösen sehe und ihn dämonisiere. Viele Dinge sind auch wirklich schwer zu durchschauen. Die These: Der Atheismus ist verantwortlich für alle Verbrechen des 20. Jahrhunderts ist etwa einfach nur platt. Ich glaube auch, daß man über viele Dinge gar nicht zur Klarheit kommen wird. Gerade dieser Mangel an Klarheit läßt wieder Raum für Respekt, weil man sich der eigenen Sache nie so ganz sicher sein kann. Dagegen aus der Vereinfachung kommt auch eine Position der Respektlosigkeit, wer es für "erwiesen" hält, daß die katholische Kirche am Nationalsozialismus, am Stalinismus und am Maoismus und an den schlechten Lebensmittelpreisen in Antwerpen die alleinige Verantwortung trägt, oder wer es für "erwiesen" hält, daß der Atheismus die Verantwortung trägt für alle Greuel des 20. Jahrhunderts und die Kinderpornographie und wenn man es genau betrachtet auch für die Hexenverbrennungen und für den Niedergang des deutschen Fußballs sowieso, kann man auch nicht vernünftig diskutieren.

Es ist in Wahrheit fast überhaupt nichts erwiesen. Daß ein Hitler Mitglied der katholischen Kirche war, heißt überhaupt nicht, daß er sich wirklich als Christ verstanden hat. Daß Stalin Marxist war, heißt nicht, daß er nicht, daß er sich nicht eventuell doch noch von irgendwelchen christlichen Vorstellungen leiten ließ. Die Tatsache, daß ein Christ seine Frau schlägt, heißt nicht, daß dies mit seinem Christentum irgendetwas zu tun hat. Die Tatsache, daß die CDU eine christliche Partei ist, heißt nicht, daß die Partei wirklich christlicher ist als andere Parteien. Die Tatsache, daß jemand fünfmal in der Woche in die Kirche rennt, muß nicht heißen, daß er besonders gläubig ist. Oder jemand kann Kardinal sein und die Religion verachten, oder Atheist und sie bewundern. Die Tatsache, daß eine Religion oder Religionsgemeinschaft inhuman erscheint, kann doch in der Praxis bedeuten, daß sie am Ende sich doch humaner auswirkt, als eine, die anscheinend viel humaner ist.

Und mit Leuten, die nicht alles mögliche für "erwiesen" halten, weil sie von einer Position aus argumentieren, daß Menschen und Gesellschaften in Wahrheit doch immer viel komplexer sind als sie scheinen und daß ein Mensch nie ganz zu "verstehen" ist, diskutiere ich dann auch gern.

Gruß Malcolm
_________________
Ohne die Musik wäre das Leben ein Irrtum.

"Das beste, was du weißt, kannst du den Buben doch nicht sagen." ( Goethe)
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Nanata
Anti



Anmeldungsdatum: 26.05.2009
Beiträge: 1

Beitrag(#1296911) Verfasst am: 29.05.2009, 01:50    Titel: Antworten mit Zitat

Ich finde es gut, dass der Atheismus endlich seinen Platz in der Gesellschaft erhält. Allerdings stelle ich fest, dass durch die Akualität des Themas auch immermehr Menschen einen sehr "unreflektierten" Atheismus vertreten (nach dem Motto "Ich hab mich noch nie mit Christentum/Islam/etc. beschäftigt und glaube nicht daran, weil mich Religion nicht interresiert")

Außerdem führt Öffentlichkeit und Aggresivität der einen "Seite" auch zu einer Steigerung auf der anderen "Seite".
Dennoch halte ich es für sehr wichtig den Atheismus in die Öffentlichkeit zu tragen, alleine um eine Alternative zu Religionen aufzuzeigen (denn es gibt auch hier sehr viele, die einfach die Ansichten ihrer Eltern/Lehrer/etc. unreflektiert übernehmen).

Das dadurch das Niveau der Debatte sinkt, glaube ich aber nicht.
Zwar bin ich auch genervt von Diskussionen nach dem Schema:
A: Es kann keinen Gott geben, weil Hitler gläubig war.
B: Es muss einen Gott geben, weil Hitler Athesist war.
u. ä.
aber das allgmeine Niveau außerhalb diesen Diskussionen steigt meiner Meinung nach eher an, da immer mehr Menschen, Gläubige wie Atheisten, in die Debatte einsteigen und sie mit neuen Argumenten bereichern. Gerade die Bus - Kampagnen sorgt dabei für Auf- und Anregung.

Zitat:

Neu ist nur, dass man den Religiösen mit dem Atheistenbus schon halbwegs auf den Leim gegangen ist, weil man durch eine solche Kampagne ja implizit anerkennt, dass die Frage nach "Gott" überhaupt irgendwie sinnvoll gestellt werden kann.


Ich finde übrigens, dass dieser Aussage eine gewisse Aroganz zu Grunde liegt. Die Frage nach Gott kann und sollte natürlich gestellt werden und sie ist auch sinnvoll!
Dies ist ja gerade das, was einen "Freidenker" ausmacht: sobald eine These der er anhängt widerlegt wird und sei sie ihm noch so lieb, bleibt den Freidenker nichts übrig als diese These abzulegen.
Wenn es nachprüfbare, empirische Beweise für die Existenz Gottes geben würde, würde ich meinen Atheismus auch sofort fallen lassen und dass es diese Beweise gibt ist vielleicht sehr, sehr unwahrscheinlich, aber immerhin möglich.

Die Frage nach "Gott" stellt sich/sollte sich im Grunde für jeden Menschen stellen. Denn erst, wenn man nach etwas gefragt hat, kann man ja eine entweder positive oder negative Antwort darauf finden.

MfG, Nanata
_________________
A dwarf standing on the shoulders of a giant may see farther than a giant himself. - Robert Burton
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Kramer
postvisuell



Anmeldungsdatum: 01.08.2003
Beiträge: 30878

Beitrag(#1296916) Verfasst am: 29.05.2009, 02:20    Titel: Antworten mit Zitat

fräulein rottenmeier hat folgendes geschrieben:

Wenn es Menschen gibt, denen die Metaphysik wichtig ist, haben sie genauso das Recht wie alle anderen, ihre Positionen im öffentlichen Diskurs zu vertreten. Ein Recht darauf, dass die eigene Haltung von andern als korrekt akzeptiert wird, hat natürlich niemand. In öffentlichen Diskussionen geht es ja darum, andere zu überzeugen, und wenn das auch nicht immer gelingt, eben lebbare und für alle annehmbare Kompromisse zu finden.


Es geht da m.E. weniger um die Positionen, als um die Begründungen. Es geht z.B. um Fragen wie "Warum dürfen diese beiden Menschen nicht heiraten, nur weil sie das gleiche Geschlecht haben?" Die Antwort "Die dürfen das nicht, weil das nach meinen metaphysischen Überzeugungen nicht erlaubt ist" kann man in einem pluralistischen Diskurs nicht als Argument durchgehen lassen. Das Problem mit metaphysischen Meinungen ist ja, dass sie oft Lebensbereiche von Menschen betreffen, die dieser speziellen Metaphysik nicht anhängen. Da ist dann auch kein Raum für Kompromisse. Es ist kein Kompromiss, wenn jemand sein Leben anders gestaltet, als er es möchte, weil eine Gottheit, an die er gar nicht glaubt, das so vorschreibt. Das ist Unterwerfung.
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Malcolm
Ekelpaket



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Beitrag(#1296924) Verfasst am: 29.05.2009, 03:51    Titel: Antworten mit Zitat

Nanata hat folgendes geschrieben:
Ich finde es gut, dass der Atheismus endlich seinen Platz in der Gesellschaft erhält. Allerdings stelle ich fest, dass durch die Akualität des Themas auch immermehr Menschen einen sehr "unreflektierten" Atheismus vertreten (nach dem Motto "Ich hab mich noch nie mit Christentum/Islam/etc. beschäftigt und glaube nicht daran, weil mich Religion nicht interresiert")



Hallo Nanata,

ich bin ja nun mehr "Parteibuchchrist", wenn auch aus Überzeugung, sicherlich nicht sonderlich gläubig.

Wenn Du sagst, daß der Atheismus endlich seinen Platz in der Gesellschaft erhalten soll, dann betone ich noch mal die Schieflage zwischen Atheismus und Christentum.

Wie soll denn überhaupt ein wirklicher "Streit" zwischen Christentum und Atheismus aussehen? Einem Atheisten am besten gewachsen ist eigentlich ein vollkommen dummer Christ, der von dem, was ihm der Atheist sagt, sowieso nichts versteht und ihn am besten niederquatscht.

Kulturell sollte man das Christentum ernst nehmen. Intellektuell? Die Bibel ist durchaus teilweise ein intelligenter Text, aber man kann doch nun wirklich nicht mit einem vernünftigen Menschen darüber diskutieren, ob man in den Himmel kommt, weil man eine Scheibe Brot herunterschluckt.

Dieses "Die Atheisten sollen auch ihren Platz in der Gesellschaft bekommen" vernachlässigt völlig diese Schieflage. Die Atheisten haben ihren Platz in der Gesellschaft, aber sie werden ihn nie in solcher Weise bekommen wie die Christen - umgekehrt aber Christen auch nicht wie Atheisten. Oder die Gesellschaft verändert sich noch mal völlig.

Ich weiß nicht, warum hier nicht mehr darüber diskutiert wird, daß Atheisten und Christen nicht einfach zwei gesellschaftliche Gruppen sind, sondern irgendwo auch zwei völlig verschiedene Dinge.

Das "politische Christentum" etwa ist doch sehr dominierend. Nicht alle sind Christen selbstverständlich, aber vom Atheisten im politischen Geschäft erwartet man zumindestens, daß er gewisse "Spielregeln" einhält - etwa, daß er sich nicht nach Strich und Faden über Religion lustig macht. Auch im Mediengeschäft gibts sicher da eine gewisse "Kontrolle".

Anderseits glaube ich nun wieder daß die Atheisten durchaus ihren Platz in der Gesellschaft haben. Zum Beispiel gab es da mal einen Werbespot "Wir suchen keine fromme Jungs sondern Priester". Also katholischer Priester kannst Du als Atheist durchaus werden. Verstehst Du meine Ironie.

Nicht an einen persönlichen Gott zu glauben ist einfach die Haltung eines vernünftigen Menschen. Ein tatsächlich gläubiger Mensch wird es dann in bestimmten gesellschaftlichen Bereichen durchaus schwer haben. Ich habe ja nun wirklich in letzter Zeit viel für den Schnädelbach gebetet, aber stell Dir doch nur mal vor, ich wäre vor meinem Heideggerseminar da nun ständig mit einer Bibel aufgetaucht. Ein wirklich gläubiger Mensch hat es doch im akademischen Leben nun wirklich schwer, also was soll das überhaupt heißen, daß die Atheisten keinen Platz in der Gesellschaft haben?

Bei all dem herrscht eine Menge Heuchelei. Nur eine Gesellschaft ohne Heuchelei wirst Du nun wirklich nie bekommen. Und ich glaube genau das ist es, was hier in diesem Forum von manchen Leuten nicht gesehen wird. Es gibt eine Menge Atheisten in dieser Gesellschaft und der Atheismus ist auch enorm einflußreich, aber eben nun mal nicht wie das Christentum. Die Vorstellung, daß am Sonntagmorgen auf der ARD ein Gottesdienst läuft und auf dem ZDF im Gegenzug eine atheistische Gesprächsrunde wäre doch absurd.

Aber warum sollte man hier ein Faß aufmachen? Was Du auch sehen mußt, ist ja die Tatsache, daß Du im Fernsehen einfach ganz normale Spielfilme, Diskussionsrunden und Zeichentrickserien usw. sehen kannst und daß so etwas wie das "Wort zum Sonntag", wo sich viele einfach ihr Bier holen, eher eine Randerscheinung ist. Von daher ist die Vorstellung, daß diese Kultur so sonderlich "christlich dominiert" ist, doch ein Mißerständnis. Stell Dir doch nur mal vor, im Fernsehen liefen nur noch Bibelfilme, Gottesdienste, andächtige Reflexionen usw. Das wäre dann wirklich eine christliche Kultur. Aber vielleicht könnte man dann ja im Gegenzug einen Fernsehkanal für die Atheisten einrichten, dann hätten sie endlich auch einen "Platz in der Gesellschaft".

Gruß Malcolm
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fräulein rottenmeier
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Beitrag(#1296928) Verfasst am: 29.05.2009, 07:31    Titel: Antworten mit Zitat

Kramer hat folgendes geschrieben:

Es geht da m.E. weniger um die Positionen, als um die Begründungen. Es geht z.B. um Fragen wie "Warum dürfen diese beiden Menschen nicht heiraten, nur weil sie das gleiche Geschlecht haben?" Die Antwort "Die dürfen das nicht, weil das nach meinen metaphysischen Überzeugungen nicht erlaubt ist" kann man in einem pluralistischen Diskurs nicht als Argument durchgehen lassen.


Natürlich geht das. Gerade in einer Demokratie geht es darum, den Willen der Mehrheit umzusetzen, und dabei die Bedürfnisse von Minderheiten zu berücksichtigen. Und der Wille der Mehrheit ist politisch zu verfolgen, auch und gerade dann, wenn das Thema umstritten sein mag.

Gerade was menschliche Beziehungen betrifft - die ja politisch und rechtlich schliesslich irgendwie geregelt werden müssen - gibt es kaum Argumente mit solidem rationalem Boden.



Zitat:
Das Problem mit metaphysischen Meinungen ist ja, dass sie oft Lebensbereiche von Menschen betreffen, die dieser speziellen Metaphysik nicht anhängen. Da ist dann auch kein Raum für Kompromisse. Es ist kein Kompromiss, wenn jemand sein Leben anders gestaltet, als er es möchte, weil eine Gottheit, an die er gar nicht glaubt, das so vorschreibt. Das ist Unterwerfung.


Jeder Mensch hat Meinungen "wie das Leben sein sollte", und alle, die PolitikerInnen sind, werden versuchen, ihren Entwurf so weit wie möglich durchzusetzen. Gilt durchaus auch für AtheistInnen, die sich zB dafür einsetzen, dass Kirchenglocken nicht mehr läuten dürfen. Oder dass religiöse Feste gleich ganz abgeschafft werden. Oder dass die Kindstaufe verboten wird.

Pluralistisch bedeutet für mich nicht, dass es Denk- und Argumentationsverbote gibt, sondern dass sich alle bewusst sind, dass es andere Menschen mit anderen Lebensentwürfen gibt - und dass das Bestreben aller dahin geht, das Leben für alle so angenehm wie möglich zu gestalten.

grüsse, das fräulein
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Evilbert
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Beitrag(#1296937) Verfasst am: 29.05.2009, 08:02    Titel: Antworten mit Zitat

fräulein rottenmeier hat folgendes geschrieben:
Kramer hat folgendes geschrieben:

Es geht da m.E. weniger um die Positionen, als um die Begründungen. Es geht z.B. um Fragen wie "Warum dürfen diese beiden Menschen nicht heiraten, nur weil sie das gleiche Geschlecht haben?" Die Antwort "Die dürfen das nicht, weil das nach meinen metaphysischen Überzeugungen nicht erlaubt ist" kann man in einem pluralistischen Diskurs nicht als Argument durchgehen lassen.


Natürlich geht das. Gerade in einer Demokratie geht es darum, den Willen der Mehrheit umzusetzen, und dabei die Bedürfnisse von Minderheiten zu berücksichtigen. Und der Wille der Mehrheit ist politisch zu verfolgen, auch und gerade dann, wenn das Thema umstritten sein mag.

Gerade was menschliche Beziehungen betrifft - die ja politisch und rechtlich schliesslich irgendwie geregelt werden müssen - gibt es kaum Argumente mit solidem rationalem Boden.


Natürlich gibt es Argumente mit solidem Boden. Jeder soll sich möglichst frei entfalten können;die Grenzen dafür ist dort, wo Rechte anderer beschnitten werden. Das steht so schon sinngemäß in der Verfassung drin.

Davon, dass alle anderen aber diktieren, was der Einzlene zumachen hat, obwohl "alle anderen" gar nicht betrofen sind steht in der Verfassung nix. Jedenfalls nicht in unsererdemokratischen, vieleicht steht sowas in einer kommunistischen Verfassung drin; dem linken Gesocks trau ich sowas zu.



fräulein rottenmeier hat folgendes geschrieben:
Zitat:
Das Problem mit metaphysischen Meinungen ist ja, dass sie oft Lebensbereiche von Menschen betreffen, die dieser speziellen Metaphysik nicht anhängen. Da ist dann auch kein Raum für Kompromisse. Es ist kein Kompromiss, wenn jemand sein Leben anders gestaltet, als er es möchte, weil eine Gottheit, an die er gar nicht glaubt, das so vorschreibt. Das ist Unterwerfung.


Jeder Mensch hat Meinungen "wie das Leben sein sollte", und alle, die PolitikerInnen sind, werden versuchen, ihren Entwurf so weit wie möglich durchzusetzen. Gilt durchaus auch für AtheistInnen, die sich zB dafür einsetzen, dass Kirchenglocken nicht mehr läuten dürfen. Oder dass religiöse Feste gleich ganz abgeschafft werden. Oder dass die Kindstaufe verboten wird.

Pluralistisch bedeutet für mich nicht, dass es Denk- und Argumentationsverbote gibt, sondern dass sich alle bewusst sind, dass es andere Menschen mit anderen Lebensentwürfen gibt - und dass das Bestreben aller dahin geht, das Leben für alle so angenehm wie möglich zu gestalten.


Eben. Und das bedeutet, wen man obiges berücksichtigt, dass jeder ruhig denken darf, wen oder was ein anderer heiraten, wann er tanzen und was er feiern soll.
Aber zu entscheiden hat es dann einzig und allein der oder die Betroffenen selbst und nicht andere Menschen. Auch nicht, wenn diese eine politische oder sonstige Mehrheit haben.
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Yogosh
Leisetreter ...und Klugscheisser



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Beitrag(#1296960) Verfasst am: 29.05.2009, 09:27    Titel: Antworten mit Zitat

Noseman hat folgendes geschrieben:
Natürlich gibt es Argumente mit solidem Boden. Jeder soll sich möglichst frei entfalten können;die Grenzen dafür ist dort, wo Rechte anderer beschnitten werden.


Ja, das ist auch bislang das beste womit die Menschheit in dieser Richtung aufwarten konnte. Und auch wenn Nächstenliebe und goldene Regel usw. irgendwie ähnlich klingen gibt es ganz entscheidendene Unterschied:

Sowohl die goldene Regel als auch die Nächstenliebe erlauben mir Übergriffe auf die Rechte anderer, solange ich es in ihrem besten Interesse tue (oder mir das erfolgreich einrede). Diese Hintertür der Intoleranz und Diskriminierung wird nicht konsequent geschlossen. Diesen Fehler begehen auch viele Kuschelchristen.
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Zverov
häßlich



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Beiträge: 282
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Beitrag(#1296965) Verfasst am: 29.05.2009, 09:51    Titel: Antworten mit Zitat

Noseman hat folgendes geschrieben:

Natürlich gibt es Argumente mit solidem Boden. Jeder soll sich möglichst frei entfalten können;die Grenzen dafür ist dort, wo Rechte anderer beschnitten werden. Das steht so schon sinngemäß in der Verfassung drin.

Davon, dass alle anderen aber diktieren, was der Einzlene zumachen hat, obwohl "alle anderen" gar nicht betrofen sind steht in der Verfassung nix. Jedenfalls nicht in unsererdemokratischen, vieleicht steht sowas in einer kommunistischen Verfassung drin; dem linken Gesocks trau ich sowas zu.

So gerne ich dir da recht geben würde:
Grundrechte Art. 2 hat folgendes geschrieben:

(1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.

Dieses ominöse Sittengesetz entspricht eben genau dieser Diktatur der Allgemeinheit und wurde ja früher auch verwendet, um z.B. Gesetze gegen Homosexuelle zu rechtfertigen, teilweise mit direkter Anlehnung an "christliche Sittlichkeit". Zum Glück verliert es immer mehr an Bedeutung.
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
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Beitrag(#1296969) Verfasst am: 29.05.2009, 09:59    Titel: Antworten mit Zitat

fräulein rottenmeier hat folgendes geschrieben:
Kramer hat folgendes geschrieben:
Es geht da m.E. weniger um die Positionen, als um die Begründungen. Es geht z.B. um Fragen wie "Warum dürfen diese beiden Menschen nicht heiraten, nur weil sie das gleiche Geschlecht haben?" Die Antwort "Die dürfen das nicht, weil das nach meinen metaphysischen Überzeugungen nicht erlaubt ist" kann man in einem pluralistischen Diskurs nicht als Argument durchgehen lassen.
Natürlich geht das. Gerade in einer Demokratie geht es darum, den Willen der Mehrheit umzusetzen, und dabei die Bedürfnisse von Minderheiten zu berücksichtigen. Und der Wille der Mehrheit ist politisch zu verfolgen, auch und gerade dann, wenn das Thema umstritten sein mag.

Wir haben aber keine demokratische, sondern eine freiheitlich-demokratische Grundordnung. Der Wille der Mehrheit zählt vor allem für Allmende-Güter (z.B. wofür Marktplätze, Steuergelder, Soldaten verwendet werden), weniger für individuelle Freiheiten (z.B. sexuelle oder religiöse Präferenzen).

fräulein rottenmeier hat folgendes geschrieben:
Gerade was menschliche Beziehungen betrifft - die ja politisch und rechtlich schliesslich irgendwie geregelt werden müssen - gibt es kaum Argumente mit solidem rationalem Boden.

Im Falle von gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften und ähnlichen Fragen könnte man doch relativ einfach schauen, ob dadurch allgemeine Interessen nachvollziehbar geschädigt würden - was mE nicht der Fall ist. Es ist keineswegs erforderlich, daß - über die freiheitlich-demokratischen Grundwerte hinaus - das Volk eine homogene Moral, einen homogenen Geschmack oder einen homogenen Glauben hat, auch wenn die "Wächter von Sitte und Anstand" das immer wieder suggerieren und sich auch in Gesetzestexten noch Relikte dieser Haltung finden.
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Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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fräulein rottenmeier
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Anmeldungsdatum: 16.02.2009
Beiträge: 1106
Wohnort: Saint Louis

Beitrag(#1297034) Verfasst am: 29.05.2009, 12:56    Titel: Antworten mit Zitat

Noseman hat folgendes geschrieben:

Natürlich gibt es Argumente mit solidem Boden. Jeder soll sich möglichst frei entfalten können;die Grenzen dafür ist dort, wo Rechte anderer beschnitten werden. Das steht so schon sinngemäß in der Verfassung drin.


Fragt sich, wo hier die Rationalität anfängt.

"Freiheit ist besser als Regeln" ist schon mal etwas, was nur schwer rational begründbar sein dürfte. Bekanntermassen haben ja viele Menschen grösste Probleme mit der Freiheit, und das Leben wäre für viele einfacher, gesünder und erfolgreicher mit weniger Freiheit. In einer Gesellschaft, wo klar geregelt ist, dass die Tochter das Geschäft der Mutter übernehmen muss und sie einen Mann sucht, der auch im Geschäft mitmacht, tauchen viele komplizierte und belastende Fragen schon gar nicht erst auf.

Auch der Satz, dass alle Menschen gleiche Rechte haben, lässt sich nicht notwendigerweise rational begründen. Genauso könnte man sagen, dass die Intelligenteren, die Männer, jene aus den Elitefamilien, die Reichen etc natürlicherweise mehr Rechte haben als die Dummen, die Frauen, die Leibeigenen und die Armen.

Erst wenn diese beiden Sätze anerkannt sind - "Freiheit ist besser als Regeln" und "alle Menschen haben gleiche Rechte" - lässt sich rational daraus folgen, dass meine Freiheit dort aufhört, wo die Freiheit des andern anfängt.


Zitat:

Davon, dass alle anderen aber diktieren, was der Einzlene zumachen hat, obwohl "alle anderen" gar nicht betrofen sind steht in der Verfassung nix. Jedenfalls nicht in unsererdemokratischen, vieleicht steht sowas in einer kommunistischen Verfassung drin; dem linken Gesocks trau ich sowas zu.


Die Mehrheit diktiert durchaus, dass jeder Einzelne Steuern zu zahlen hat, abends nach zehn Uhr keine laute Musik mehr hört, nicht nackt auf die Strasse geht (und worin sollte da bitteschön der Schaden bestehen?), Sex nicht öffentlich ausübt, als Mann keine geblümten langen Kleider trägt und viele andere Dinge.


Zitat:
Aber zu entscheiden hat es dann einzig und allein der oder die Betroffenen selbst und nicht andere Menschen. Auch nicht, wenn diese eine politische oder sonstige Mehrheit haben.


Damit bin ich völlig einverstanden. Und genau aus diesem Grund trete ich dafür ein, im öffentlichen Diskurs ALLE Meinungen zuzulassen. Auch jene, die Regeln als wichtiger betrachten als Freiheit, müssen in einem freiheitlichen System ihre Stimme haben.

grüsse, das fräulein
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Evilbert
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Anmeldungsdatum: 16.09.2003
Beiträge: 42408

Beitrag(#1297037) Verfasst am: 29.05.2009, 13:06    Titel: Antworten mit Zitat

fräulein rottenmeier hat folgendes geschrieben:


Zitat:

Davon, dass alle anderen aber diktieren, was der Einzlene zumachen hat, obwohl "alle anderen" gar nicht betrofen sind steht in der Verfassung nix. Jedenfalls nicht in unsererdemokratischen, vieleicht steht sowas in einer kommunistischen Verfassung drin; dem linken Gesocks trau ich sowas zu.


Die Mehrheit diktiert durchaus, dass jeder Einzelne Steuern zu zahlen hat, abends nach zehn Uhr keine laute Musik mehr hört, nicht nackt auf die Strasse geht (und worin sollte da bitteschön der Schaden bestehen?), Sex nicht öffentlich ausübt, als Mann keine geblümten langen Kleider trägt und viele andere Dinge.


In den genannten Fällen betrifft es ja die rechte anderer Menschen. Von den Steuergeldern wird die Organisation des Zusammenlebens bezahlt. Alle anderen genannten Dinge betreffen offensichtlich durchaus ebenfalls die Rechte anderer, mit Ausnahme des Tragens von geblümten langen Kleidern durch Männer- aber das ist ja auch gar nicht verboten.












fräulein rottenmeier hat folgendes geschrieben:
Zitat:
Aber zu entscheiden hat es dann einzig und allein der oder die Betroffenen selbst und nicht andere Menschen. Auch nicht, wenn diese eine politische oder sonstige Mehrheit haben.


Damit bin ich völlig einverstanden. Und genau aus diesem Grund trete ich dafür ein, im öffentlichen Diskurs ALLE Meinungen zuzulassen. Auch jene, die Regeln als wichtiger betrachten als Freiheit, müssen in einem freiheitlichen System ihre Stimme haben.


Zur Freiheit gehört es natürlich auch dazu, sich für das Befolgen eines Regelsatzes entscheiden zu können.
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Marcellinus
Outsider



Anmeldungsdatum: 27.05.2009
Beiträge: 7429

Beitrag(#1297042) Verfasst am: 29.05.2009, 13:23    Titel: Antworten mit Zitat

fräulein rottenmeier hat folgendes geschrieben:
Marcellinus hat folgendes geschrieben:

Ich für meinen Teil möchte, daß Religion wieder Privatsache wird,


Nimm das "wieder" raus. Bis auf einige wenige Ausnahme - zum Beispiel in den kommunistischen Staaten - war Religion immer Gemeinschaftssache. Religion als Privatsache ist ein relativ neues Phänomen, kaum älter als ein paar hundert Jahre.


Zitat:
Aber es muß eben auch klar sein, daß in der öffentlichen Diskussion, in der politischen wie der wissenschaftlichen, Metaphysik keinen Platz hat.


Wie sich jemand in die öffentliche Diskussion einzubringen wünscht - eben vielleicht mit metaphysischen Argumentationen - muss auch Privatsache sein. Meinungsfreiheit verbietet öffentliche Maulkörbe, und das zu Recht. Auch wenn die Meinungs- und Redefreiheit auch jetzt schon wieder auf eine Art beschnitten wird, wo es mich leicht gruselt...

grüsse, das fräulein


Mit dem "Wieder" meinte ich wieder so wie bis in die 80er Jahre des letzten Jahrhunderts. Selbst in den USA wurde damals die religiöse Orientierung selbst bei konservativen Proäsidenten noch nicht so hergezeigt wie heute.

Was Metaphysik in öffentlicher Diskussion betrifft: Sagen mag es jeder, nur ein Argument darf es eben nicht sein. Ein Beispiel: Jemand ist gegen Straffreiheit bei Abtreibungen, weil er das aus seinem heiligen Buch so liest. Als persönliches Motiv ist das natürlich unbenommen, ein Argument in der öffentlichen Diskussion ist ein Bibelstelle nicht. Denn das wäre die Behauptung, die Bibel wäre auch für die verbindlich, die den Glauben an sie nicht teilen.

Um Unklarheiten vorzubeugen, natürlich kann man niemanden daran hindern, sich trotzdem so zu äußern, nur muß man dann entsprechend antworten.
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