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CH1o.t.4 Atheist
Anmeldungsdatum: 04.01.2009 Beiträge: 29
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(#1303572) Verfasst am: 09.06.2009, 18:01 Titel: Hilfe bei Nietzsche |
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Hallo,
ich weiß nicht ob es hierher passt, aber ich muss für die Schule(11. Klasse Gymi) in Religion ein Referat über Nietzsche halten.
Das Problem ist, dass ich seine Denke teilweise echt nicht peil, und ich einfach nicht weiß wo man bei ihm ansetzt, um eine ordentliche Struktur in das Referat zu bekommen.
Also klar, ein bissi was zu seinem Leben am Anfang, aber wie strukturiert man sein Denken? Wie lässt es sich am leichtesten und verständlichsten erklären und orden?
Nietzsche hat so viel geschrieben, zum Teil auch widersprüchlich, dass es mir da echt schwerfällt nen Ansatzpunkt zu finden.
Vllt. gibts hier ja ein paar Nietzscheianer, die mir da ein bisschen helfen können.
Grundsätzlich soll sich das Ganze eben um seine Kritik der Moral/Religionskritik drehen. Nur hab ich das Gefühl, das bei Nietzsche alles mit allem zusammenhängt.
Help me!
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44141
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(#1303581) Verfasst am: 09.06.2009, 18:32 Titel: Re: Hilfe bei Nietzsche |
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Hallo, CH1o.t.4
CH1o.t.4 hat folgendes geschrieben: | Das Problem ist, dass ich seine Denke teilweise echt nicht peil, und ich einfach nicht weiß wo man bei ihm ansetzt, um eine ordentliche Struktur in das Referat zu bekommen. |
Naja, Nietzsche wusste ja auch nicht, wo er ansetzen sollte, um eine ordentliche Struktur in sein Denken zu bekommen. Wenn ich etwas mehr dazu sagen soll, müsste ich aber schon wissen, welche Texte dir vorliegen oder wenigstens über welche Aspekte seines Denkens du genau referieren sollst. (Btw. für Religion oder Philosophie?)
_________________ Geh mir aus der Sonne, Alexander!
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CH1o.t.4 Atheist
Anmeldungsdatum: 04.01.2009 Beiträge: 29
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(#1303586) Verfasst am: 09.06.2009, 18:39 Titel: |
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Ich soll wohl vor allem auf die Aspekte "Umwertung aller Werte", also eben seine Kritik der Moral eingehen, und damit auch an der Religion im Allgemeinen und am Christentum im Besonderen.
Is ja schließlich das Fach evangelische Religion, wo wir eben gerade "Die Herausforderungen der Neuzeit an die christliche Religion" als Thema haben und dazu muss halt jeder ein Referat über bestimmte Religionskritiker halten, wie zum Beispiel auch Feuerbach.
Mir liegt als Text nur der Antichrist vor, wobei mir meine Lehrerín diesen nicht gegeben hat,( sie hat einfach gesagt: du machst Nietzsche ).
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44141
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(#1303588) Verfasst am: 09.06.2009, 18:43 Titel: |
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Okay, typisch Religionslehrer. Ist aber immer noch etwas unspezifisch. Und ich bin auch ehrlich gesagt nicht so der Nietzsche-Kenner, hab' nur mal zwei Semester lang 'ne Seminarreihe über seine Erkenntnistheorie gemacht. Vielleicht lass' ich daher eher erstmal die User hier was dazu sagen, die sich besser damit auskennen (Zumsel?), was dazu sagen. Ansonsten kannst du vielleicht auch mal auf www.philo-welt.de/forum deine Fragen stellen, vielleicht kann dir da auch jemand weiterhelfen...
_________________ Geh mir aus der Sonne, Alexander!
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Yogosh Leisetreter ...und Klugscheisser
Anmeldungsdatum: 19.03.2009 Beiträge: 2170
Wohnort: Berlin
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(#1303594) Verfasst am: 09.06.2009, 18:53 Titel: |
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Hmmm, Nietzsche ist wirklich nicht so einfach. Ich habe 'Jenseits von Gut und Böse' und 'Genealogie der Moral' gelesen. Nach einem halben Buch hab ich aufgehört nach Argumenten zu suchen. Ich hatte den Eindruck dass er überhaupt nicht argumentiert sondern bloß auf den Tisch haut. Das macht er allerdings so dermaßen brilliant, dass es eine Freude zu lesen ist.
Wenn Du diese beiden Bücher liest (und ich glaube dass diese beiden sehr am Thema sind) würde ich Dir vorschlagen, laute Musik zu hören und einfach bloß die Stellen anzustreichen, die Dir gefallen. Mit Hitchens als Avatar würde ich wetten, dass Dir die Stellen gefallen, in denen Nietzsche so richtig ätzend und fies gegen Religion wettert. Das kann er verdammt gut. Er auch eine wunderbare Gabe, die Unzulänglichkeiten anderer zu entdecken.
Ein bißchen Struktur haben die Texte schon. Seine Version der Geschichte des Christentums (aka Sklavenmoral) erzählt er glaube ich einigermaßen chronologisch, wenn auch verteilt. Die könntest Du versuchen zusammenzufassen. Ansonsten springt Nietzsche eher nach dem Prinzip der freien Assoziation hin und her. Irgendwann kommen z.B. dann auch mal zehn völlig unmotivierte frauenfeindliche Seiten.
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NiH xenomorph
Anmeldungsdatum: 02.04.2009 Beiträge: 812
Wohnort: Duisburg
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(#1303601) Verfasst am: 09.06.2009, 19:11 Titel: |
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Puh, Nietzsche...da blick ich auf Anhieb auch nicht ganz durch. Hab von dem Der Antichrist, Also sprach... und einzelne Teile der Gesammelten Werke gelesen. Aber ich hab dort bisher nicht Durchgehendes, bis auf (mehr oder weniger) platte Polemik gefunden. Feuerbach ist dagegen auf diesem Gebiet der Literatur nach wie vor mein Favorit, aber das nützt Dir ja nu auch nix.
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HFRudolph Bright
Anmeldungsdatum: 24.08.2006 Beiträge: 1226
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44141
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(#1303623) Verfasst am: 09.06.2009, 19:34 Titel: |
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Viele von Nietzsches Werken sind auch im Projekt Gutenberg for free verfügbar.
_________________ Geh mir aus der Sonne, Alexander!
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CH1o.t.4 Atheist
Anmeldungsdatum: 04.01.2009 Beiträge: 29
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(#1303624) Verfasst am: 09.06.2009, 19:35 Titel: |
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Puh, das alles durchzuarbeiten... wäre echt extrem hart. Wenns nicht anders geht, würd ichs schon machen aber deswegen hoffte ich ja darauf, dass es hier welche gibt, die sich damit auskennen und so ne Art "Schaubild" in Worten entwerfen könnten. Oder ob es irgendwo ein Buch gibt, dass ihn und seine Denke verständlich erklärt.
Gibts da eins?
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Hornochse Orthographiefetischist
Anmeldungsdatum: 22.07.2007 Beiträge: 8223
Wohnort: Bundeshauptstadt
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(#1303640) Verfasst am: 09.06.2009, 19:48 Titel: |
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Bei einer derart unpräzisen Aufgabenstellung und ohne Literaturhinweise würde ich erst gar nicht anfangen zu arbeiten sondern eine Konkretisierung von deinem Lehrer verlagen. Mit einer solchen "Fragestellung" und insbesondere bei Nietzsche kannst du Bücher füllen.
_________________ Alles könnte anders sein - und fast nichts kann ich ändern.
- Niklas Luhmann -
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Yog-Sothoth einfach nur zu faul ...
Anmeldungsdatum: 25.08.2008 Beiträge: 184
Wohnort: elbflorenz
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(#1303644) Verfasst am: 09.06.2009, 19:55 Titel: |
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nun, vielleicht kann ich einiges in stichpunkten beitragen (ich habe zwar ein halbes dutzend seiner bücher gelesen, aber das liegt auch schon einige zeit zurück, und beim einmaligen lesen durchdringt man in der regel nicht alles):
bei der moral hat nietzsche verschiedene ansatzpunkte, um diese zu kritisieren:
- die sprache: nach nietzsche bietet uns die sprache keinen zugang zur wirklichkeit, sondern schafft sich nur eine "ebene"; so meint er, dass man aus einem objekt nur das "herausholen" kann, wann der mensch in es hineinlegt, ich beschreibe mit der sprache also kein objekt, sondern nur eine sprachliche konstruktion
- die relativität der moral: moralische urteile besitzen keine absolute gültigkeit, sie entwickeln sich unter sozialen und historischen bedingungen
-> siehe hierzu vor allem "zur genealogie der moral", nietzsche zeigt uns hier die entstehung von moral, bedingt durch historische und psychologische begebenheiten; so verliert die moral ihre objektive basis, da sie in einem entwicklungsprozess bildete und forthin immer weiter entwickeln wird; wichtig ist auch, dass sich die moral aus dem menschen hinaus entwickelt hat (nicht für sich allein steht) und sie die "psychische verfassung" eines volkes/menschen/einer bevölkerungsschicht wiederspiegelt
-> daraus entsteht dann sein model einer unterscheidung der verschieden moralen der welt in zwei typen: die herren- und sklavenmoral; herrenmoral resultier aus (geistiger) stärke, macht, gewalt und freude am leben; sklavenmoral hingegen bildete sich beim pöbel, den schwachen und misratenen (nach nietzsche), welche die gemeinschaft brauchen um leben zu können, auch entsteht hier ein rachegedanke in der moral (wichtiger kritikpunkt am christentum, die rache an der herrenschicht)
kritik am christentum:
- nietzsche ordnet es unter die sklavenmoral ein (siehe oben)
weiter ergeben sich folgene punkte:
- es sorge für eine verweichlichung des menschen (das christentum entstammt der schwäche und propagiert bzw nach nietzsche züchtet es diese werte den menschen an)
- die konservierung von überholten dogmen aus antiken zeiten, die schon lange unglaubwürdig sind [die christen haben dass natürlich auch irgendwann gemerkt und rudern immer mehr zurück, aus ihrem gott wird ein reiner lückenfüller...]
- die vertröstung auf das jenseits (an welches auch shcon viele nicht mehr glauben)
- heuchelei und "doppelmoral" der christen, sie beachten ihre eigenen werte im alltäglichen leben nicht
-> daraus resultiert dann der "tod gottes" (siehe dazu unbedingt abschnitt 125 'der tolle mensch' der "fröhlichen wissenschaft" an)
(- aufgrund gottes tod sagt nietzsche auch, dass das christentum den nihilismus in sich trage, und sich dieser bald in europa ausbreiten werde)
die umwertung der werte:
- der tod gottes ist der ausgangspunkt der umwertung, da mit der heraufkunft des nihilismus (das leben an sich hat keinen sinn und wert, ich meine noch in erinnung zu haben, das nietzsche nihilismus folgendermaßen definert: die abwesenheit von wert, sinn und wünschbarkeit.) eine entwertung der christlichen werte stattfindet; man könnte es als "moralloses" leben bezeichnen
- nietzsche will aber den nihilismus überwinden: hier ein wichtiger punkt, der allgmein verbreitet ist: nietzsche war ein amorlaist (er verneint moral), das ist aber falsch! er war ammorlist, d.h. er lehnt eine bestimmte moral ab, aber nicht moral an sich
- ersetzt werden soll die christliche sklavenmoral durch eine herrenmoral, denn nur durch menschen die lebensbejahende werte schaffen, prinzipien setzen ist der nihilismus zu überwinden (vielleicht führt es etwas zu weit, aber da nietzsche keine konkrete ausformung einer "moral von morgen" bekannt gibt, kann ich hier noch den übermenschen erwähnen: so einen typus menschen hervor zu bringen, dass sei das ziel einer postnihilistischen gemeinschaft unter einer herrenmoral)
religionskritik:
- siehe oben "kritik am christentum", da sich nietzsche vor allem mit diesem beschäftigte
- nietzsche kritisierte vor allem den jenseitsglauben und die schaffung einer "hinterwelt", d.h. dem irdischen leben entgegengesetzte räume; aber nur diese lassen den "herdenmenschen" (den menschen unter der sklavenmoral) weiter leben, da sie sonst dem nihilismus verfallen würden
- diese "hinterwelten" sind wie schon gesagt, dem echten leben entgegengesetzt, was sich auch in den werten wiederspiegelt, da nietzsche das "echte leben" in der menschlichen gesellschaft in der herrenmoral verwirklicht sieht; so wirft er den christen vor, dass ihre moral gegen das leben an sich gerichtet ist, was sich zum beispiel durch das mitleiden/nächstenliebe ausdrückt
so, mehr fällt mir im monent nicht ein, aber es sollte eine gute ausgangsbasis sein.
_________________ hm ...
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22767
Wohnort: Germering
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(#1303663) Verfasst am: 09.06.2009, 20:16 Titel: |
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Hornochse hat folgendes geschrieben: | Bei einer derart unpräzisen Aufgabenstellung und ohne Literaturhinweise würde ich erst gar nicht anfangen zu arbeiten sondern eine Konkretisierung von deinem Lehrer verlagen. Mit einer solchen "Fragestellung" und insbesondere bei Nietzsche kannst du Bücher füllen. |
Das ist die eine Seite und sicher richtig.
Er könnte aber auch anders vorgehen und einfach einen sehr speziellen Aspekt herausgreifen, zum Beispiel Nietzsches psychologische Deutung Jesu und der verfälschenden Entstehung des Christentums durch Paulus, etwa Kap. 30-46 aus http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Antichrist
Oder Nietsches Ansatz, sich "jenseits von gut und böse" zu stellen. Seine Kritik an der Übernahme unhinterfragter Moralsysteme v.a. durch Christentum und Kant, seine meta-ethische, moralwissenschaftliche Position.
Ersteres wäre mein Favorit, wenn ich schnell ein Referat für den RU zusammenstellen müßte: relativ überschaubar, ausreichend Konfliktstoff.
Ja ja, ich weiß schon ...
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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CH1o.t.4 Atheist
Anmeldungsdatum: 04.01.2009 Beiträge: 29
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(#1303842) Verfasst am: 10.06.2009, 00:33 Titel: |
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@Yog-Sogoth
Danke sehr, das ist wirklich schon mal was womit ich was anfangen kann.
Ein weiteres Problem ist noch, dass das Referat nicht länger sein soll als 15-20 min und da den kompletten Nietzsche unterzubringen, wäre sowieso unmöglich. Meine Lehrerin werde ich jedoch wahrscheinlich nicht mehr nach einer Konkretisierung fragen können, da im Moment hier Ferien sind, und ich das Referat gleich danach halten soll.
step, dein Vorschlag mit dem antichristen ist auch nicht schlecht, jedoch wär das meiner Frau *** (ja die heißt so ) wohl etwas zu einseitig. Seine Kritik der Moral soll denke ich aufjeden Fall rein.
Namen gelöscht. Hornochse
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Hornochse Orthographiefetischist
Anmeldungsdatum: 22.07.2007 Beiträge: 8223
Wohnort: Bundeshauptstadt
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(#1303844) Verfasst am: 10.06.2009, 00:37 Titel: |
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@CH1o.t.4: Die Nennung von Namen solcher Personen sollte besser unterlassen werden.
_________________ Alles könnte anders sein - und fast nichts kann ich ändern.
- Niklas Luhmann -
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Skeptiker "I can't breathe!"
Anmeldungsdatum: 14.01.2005 Beiträge: 16834
Wohnort: 129 Goosebumpsville
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(#1303854) Verfasst am: 10.06.2009, 00:46 Titel: Re: Hilfe bei Nietzsche |
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CH1o.t.4 hat folgendes geschrieben: | Hallo,
ich weiß nicht ob es hierher passt, aber ich muss für die Schule(11. Klasse Gymi) in Religion ein Referat über Nietzsche halten.
Das Problem ist, dass ich seine Denke teilweise echt nicht peil, und ich einfach nicht weiß wo man bei ihm ansetzt, um eine ordentliche Struktur in das Referat zu bekommen.
Also klar, ein bissi was zu seinem Leben am Anfang, aber wie strukturiert man sein Denken? Wie lässt es sich am leichtesten und verständlichsten erklären und orden?
Nietzsche hat so viel geschrieben, zum Teil auch widersprüchlich, dass es mir da echt schwerfällt nen Ansatzpunkt zu finden.
Vllt. gibts hier ja ein paar Nietzscheianer, die mir da ein bisschen helfen können.
Grundsätzlich soll sich das Ganze eben um seine Kritik der Moral/Religionskritik drehen. Nur hab ich das Gefühl, das bei Nietzsche alles mit allem zusammenhängt.
Help me! |
Schreib einfach, dass er einen an der Waffel hatte und sowieso kein Religionskritiker war:
http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=394864r#394864
Und das nächste Mal nimm mal ein vernünftiges Thema!
Skeptiker
_________________ Free Julian Assange! Lock up the Killers!
Populismus ist keine Verschwörungstheorie
Informationsstelle Militarisierung e.V.
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Hornochse Orthographiefetischist
Anmeldungsdatum: 22.07.2007 Beiträge: 8223
Wohnort: Bundeshauptstadt
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(#1303857) Verfasst am: 10.06.2009, 00:50 Titel: Re: Hilfe bei Nietzsche |
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Skeptiker hat folgendes geschrieben: | Schreib einfach, dass er einen an der Waffel hatte und sowieso kein Religionskritiker war: |
... zumindest sofern du undifferenziert argumentieren und das Thema verfehlen willst.
_________________ Alles könnte anders sein - und fast nichts kann ich ändern.
- Niklas Luhmann -
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Spartacus Leto Ist hier raus!
Anmeldungsdatum: 27.08.2005 Beiträge: 5659
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(#1303866) Verfasst am: 10.06.2009, 01:06 Titel: Re: Hilfe bei Nietzsche |
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Skeptiker hat folgendes geschrieben: | CH1o.t.4 hat folgendes geschrieben: | Hallo,
ich weiß nicht ob es hierher passt, aber ich muss für die Schule(11. Klasse Gymi) in Religion ein Referat über Nietzsche halten.
Das Problem ist, dass ich seine Denke teilweise echt nicht peil, und ich einfach nicht weiß wo man bei ihm ansetzt, um eine ordentliche Struktur in das Referat zu bekommen.
Also klar, ein bissi was zu seinem Leben am Anfang, aber wie strukturiert man sein Denken? Wie lässt es sich am leichtesten und verständlichsten erklären und orden?
Nietzsche hat so viel geschrieben, zum Teil auch widersprüchlich, dass es mir da echt schwerfällt nen Ansatzpunkt zu finden.
Vllt. gibts hier ja ein paar Nietzscheianer, die mir da ein bisschen helfen können.
Grundsätzlich soll sich das Ganze eben um seine Kritik der Moral/Religionskritik drehen. Nur hab ich das Gefühl, das bei Nietzsche alles mit allem zusammenhängt.
Help me! |
Schreib einfach, dass er einen an der Waffel hatte und sowieso kein Religionskritiker war:
http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=394864r#394864
Und das nächste Mal nimm mal ein vernünftiges Thema!
Skeptiker |
Und eine Seitenhieb auf den Übermenschen, der sich seine Syphilis im Bordell holte kann nicht schaden.
Auch zu erwähnen wäre, die Empfeänglichkeit der Nazis für sein Gebrabbel vom Übermenschen.
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Hornochse Orthographiefetischist
Anmeldungsdatum: 22.07.2007 Beiträge: 8223
Wohnort: Bundeshauptstadt
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(#1303867) Verfasst am: 10.06.2009, 01:09 Titel: |
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Bevor das wieder los geht: Hier kannst du die gesamte Nietzsche-Nazi-Geschichte in allen Facetten nachlesen (ist nur bei akkuter Langeweile zu empfehlen):
https://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=398601#398601
_________________ Alles könnte anders sein - und fast nichts kann ich ändern.
- Niklas Luhmann -
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Yog-Sothoth einfach nur zu faul ...
Anmeldungsdatum: 25.08.2008 Beiträge: 184
Wohnort: elbflorenz
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(#1303872) Verfasst am: 10.06.2009, 01:20 Titel: |
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CH1o.t.4 hat folgendes geschrieben: | @Yog-Sogoth
Danke sehr, das ist wirklich schon mal was womit ich was anfangen kann.
Ein weiteres Problem ist noch, dass das Referat nicht länger sein soll als 15-20 min und da den kompletten Nietzsche unterzubringen, wäre sowieso unmöglich. Meine Lehrerin werde ich jedoch wahrscheinlich nicht mehr nach einer Konkretisierung fragen können, da im Moment hier Ferien sind, und ich das Referat gleich danach halten soll.
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ich sag mal so, du bist in der 11. klasse, da erwartet man nicht, dass du für ein kurzreferat zig bücher lesen sollst, da reicht auch komplett sekundärliteratur, oder was ungemein praktischer ist (wenn man auch aufpassen muss, da im internet nicht alles von fähigen leuten verfasst wird) wikipedia.
hier einfach mal ein paar links, wo du kurz wichtige punkte von nietzsches philosophie nachlesen kannst (wobei das auch etwas problematisch ist: nietzsche war kein systematiker, er hat die verschiedensten themen aus den unterschiedlichsten richtungen betrachtet - verstreut auf viele unterschiedliche aphorismen und bücher):
http://de.wikipedia.org/wiki/Nietzsche
siehe vor allem punkt zwei, viele punkte haben auch noch eigene artikel mit textquellen
bei der moralkritik ist es etwas schwieriger konkrete schriften zu benennen, da nietzsche in seiner zweiten phase diese auf viele kleine texte verteilt hat. doch als zentrale schrift (die auch recht linear geschriebn ist, was ungemein das verfolgen von nietzsches philosophie erleichtert) die "genealogie der moral" (in seiner dritten phase):
http://de.wikipedia.org/wiki/Zur_Genealogie_der_Moral
religions- bzw christentumskritk findest du extrem zentriert un zugespitzt im "antichrist":
http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Antichrist
wie gesagt, mach dir nicht zu viele umstände, am verlangt von dir keine vorlesung zum denken nietzsches, sondern nur ein kurzreferat in der schule, da sollten die wiki-texte und original-zitate reichen.
@ skeptiker:
ich kenne die durchaus geteilten postitionen zu nietzsche, die zum teil dahingehen ausarten, dass die einen nietzsche den rang eines philosophen absprechen, während andere ihn als "philosophie-gott" sehen.
ich möchte mich hier nicht unbedingt positionieren oder eine langwierige und ergebnislose nietzschedebatte anstoßen, aber trotzdem möchte ich kurz meinen standpunkt zu ihm darlegen: für mich persönlich war nietzsche der einstieg in die philosophie, die nun schon einige jahre einen wichtigen bestandteil (jetzt studium) meines lebens umfasst (nicht zwingend nietzsches philosophie, sondern philosophie im allgmeinen, in allen spielarten und themen). dabei war gerade nietzsches religionskritik mein einstieg, da ich zuerst seinen antichristen las. ich betrachte ihn durchaus kritisch, habe aber viel seiner philosophie (vor allem das freie (!) denken) übernommen und suche immer noch "rat" in seinen werken, obwohl ich mich von seiner philosophie fortentwickelt habe.
als passendes schlusswort: "Allein gehe ich nun, meine Jünger! Auch ihr geht nun davon und allein! So will ich es. Geht fort von mir und wehrt euch gegen Zarathustra! Und besser noch: schämt euch seiner! Vielleicht betrog er euch. [...] Ihr sagt, ihr glaubt an Zarathustra? Aber was liegt an Zarathustra! Ihr seid meine Gläubigen, aber was liegt an allen Gläubigen!Ihr hattet euch noch nicht gesucht: da fandet ihr mich. So tun alle Gläubigen; darum ist es so wenig mit allem Glauben. Nun heiße ich euch, mich verlieren und euch finden; und erst, wenn ihr mich alle verleugnet habt, will ich euch wiederkehren [...]."
ps.: @hornochse:
recht hast du, einmal hat diese "diskussion" nicht mit dem threadthema zu tun, und zweitens macht es jeden konstruktiven diskussion über neitzsche und sein denken zu nichte...
_________________ hm ...
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22767
Wohnort: Germering
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(#1303997) Verfasst am: 10.06.2009, 13:26 Titel: |
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CH1o.t.4 hat folgendes geschrieben: | step, dein Vorschlag mit dem antichristen ist auch nicht schlecht, jedoch wär das meiner Frau *** ... wohl etwas zu einseitig. Seine Kritik der Moral soll denke ich auf jeden Fall rein. |
Schade. In dem Fall schieße ich mich den Vorpostern an, die die Aufgabe, Nietzsches Philosophie im Überblick darzustellen, für in diesem Rahmen unlösbar halten. Selbst seine Kritik der Moral scheint mir schon zu komplex für eine solche Gelegenheit.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Skeptiker "I can't breathe!"
Anmeldungsdatum: 14.01.2005 Beiträge: 16834
Wohnort: 129 Goosebumpsville
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(#1303998) Verfasst am: 10.06.2009, 13:28 Titel: |
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Yog-Sothoth hat folgendes geschrieben: | @ skeptiker:
ich kenne die durchaus geteilten postitionen zu nietzsche, die zum teil dahingehen ausarten, dass die einen nietzsche den rang eines philosophen absprechen, während andere ihn als "philosophie-gott" sehen.
ich möchte mich hier nicht unbedingt positionieren oder eine langwierige und ergebnislose nietzschedebatte anstoßen, aber trotzdem möchte ich kurz meinen standpunkt zu ihm darlegen: für mich persönlich war nietzsche der einstieg in die philosophie, die nun schon einige jahre einen wichtigen bestandteil (jetzt studium) meines lebens umfasst (nicht zwingend nietzsches philosophie, sondern philosophie im allgmeinen, in allen spielarten und themen). dabei war gerade nietzsches religionskritik mein einstieg, da ich zuerst seinen antichristen las. ich betrachte ihn durchaus kritisch, habe aber viel seiner philosophie (vor allem das freie (!) denken) übernommen und suche immer noch "rat" in seinen werken, obwohl ich mich von seiner philosophie fortentwickelt habe.
als passendes schlusswort: "Allein gehe ich nun, meine Jünger! Auch ihr geht nun davon und allein! So will ich es. Geht fort von mir und wehrt euch gegen Zarathustra! Und besser noch: schämt euch seiner! Vielleicht betrog er euch. [...] Ihr sagt, ihr glaubt an Zarathustra? Aber was liegt an Zarathustra! Ihr seid meine Gläubigen, aber was liegt an allen Gläubigen!Ihr hattet euch noch nicht gesucht: da fandet ihr mich. So tun alle Gläubigen; darum ist es so wenig mit allem Glauben. Nun heiße ich euch, mich verlieren und euch finden; und erst, wenn ihr mich alle verleugnet habt, will ich euch wiederkehren [...]." |
Was Deinen persönlichen Werdegang betrifft, so kann es ja sein, dass der zu einem guten Ende führt, d.h. zur Herausbildung der Fähigkeit zur Kritik und Analyse allgemein, wobei jede Philosophie ihren gesellschaftlichen Kontext hat, auf den sie verweist.
Der zitierte Schlusssatz von Nietzsche hat zwar oberflächlich mit einem In-Frage-Stellen aller Wahrheiten zu tun, ist jedoch bei näherem Hinsehen nichts, was der Förderung der Kritikfähigkeit per se förderlich ist. Aber ich will das hier nicht vertiefen.
Hier hat sich ein extremer Reaktionär als Freigeist getarnt, so wie es auch bei Rechtsextremisten aller Coulour usus ist, sich als "sozial(istisch)", "antiimperialistisch", "freiheitlich" usw. zu verkaufen.
Schließlich landet man dann doch bei der Ablehnung nicht bestimmter Theorien, sondern der Theorie per se und dem Hinterherlaufen hinter große Führer. Genau dies fordert er denn auch an anderer Stelle explizit gefordert, auch wenn man angeblich sich selber folgen solle. Das Versprechen des bürgerlichen Individualismus endet spätestens da, wo die kapitalistischen Sachzwänge den Rahmen setzen für das, was erlaubt ist und was nicht. Und der Terror der Nazis gegen den "Aufstand des Pöbels" hat der Arbeiterklasse deutlich gezeigt, was das Kapital erlaubt und was nicht.
Und alles andere ist heuchlerisches und verlogenes Wortgeklingel, um dem autoritären Charakter Bahn zu brechen.
Ich finde, dass auch in der Schule schon diese reaktionären Philosophien als das entlarvt werden sollten, was sie sind. Das ist sozusagen Teil des präventiven Antifaschismus.
Skeptiker
_________________ Free Julian Assange! Lock up the Killers!
Populismus ist keine Verschwörungstheorie
Informationsstelle Militarisierung e.V.
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CH1o.t.4 Atheist
Anmeldungsdatum: 04.01.2009 Beiträge: 29
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(#1304019) Verfasst am: 10.06.2009, 13:57 Titel: |
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Danke für die vielen Antworten ersteinmal.
Ob jetzt Nietzsche Rassist war oder nicht, hab ich mich beim Lesen des Antichristen auch schon gefragt, aber es gibt halt über ih so viele Meinungen, dass es da schwer ist sich festzulegen.
Was ich euch vllt. noch sagen sollte, dass jeder der ein Referat hält zusätzlich am Schluss ein eigenes Urteil abgeben soll, über den jeweiligen Philosophen. Das wird auch nicht so einfach, wenn man bedenkt, dass sich die Leute heute noch über ihn streiten.
Wenn ich was hab, dann post ich meine Arbeit einfach mal hier ok? Bis dahin fleißig weiter posten.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22767
Wohnort: Germering
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(#1304028) Verfasst am: 10.06.2009, 14:23 Titel: |
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CH1o.t.4 hat folgendes geschrieben: | ... dass jeder der ein Referat hält zusätzlich am Schluss ein eigenes Urteil abgeben soll, über den jeweiligen Philosophen. |
Ein Urteil. Über den Philosophen als Ganzes. Sowas regt mich auf.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Effô Tisetti Königsblau bis in den Tod
Anmeldungsdatum: 18.09.2003 Beiträge: 9920
Wohnort: 75
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nocquae diskriminiert nazis
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 18183
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(#1304034) Verfasst am: 10.06.2009, 14:39 Titel: |
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CH1o.t.4 hat folgendes geschrieben: | Danke für die vielen Antworten ersteinmal.
Ob jetzt Nietzsche Rassist war oder nicht, hab ich mich beim Lesen des Antichristen auch schon gefragt, aber es gibt halt über ih so viele Meinungen, dass es da schwer ist sich festzulegen |
Zu dem Thema (genauer: Nietzsche & Nazis) gibts hier schon irgendwo einen Thread.
Das ist nicht ganz leicht zu beantworten. Simpelste Antwort: Ja – wobei das alleine natürlich nicht besonders viel aussagt über jemanden, zu dessen Lebzeiten deutlich über 99% aller Menschen Rassisten waren. Im Vergleich kann man aber sagen, dass Nietzsches Rassismus sehr moderat war, verglichen mit dem seiner Zeitgenossen.
Im Sinne einer strengen Definition des Begriffs Rassismus kann man die Frage also eigentlich eindeutig bejahen, das Problem liegt darin, dass – wenn ich diese Frage heute mit einem schlichten „Ja“ beantworte – damit eine ganz andere [moralische] Beurteilung verbunden ist.
Die immer wieder auftauchende Beurteilung, dass Nietzsche einen besonderen Einfluß auf den NS gehabt hätte, würde ich aber verneinen. Am Vordergründigsten ist das wohl bei Nietzsches extremen „Individualismus“ gegenüber seiner Verachtung für „die Masse“, was ziemlich konträr zur NS-Ideologie ist. Nietzsche–Kenner werden da vermutlich noch sehr viel mehr aufzählen können.
Zitat: | Was ich euch vllt. noch sagen sollte, dass jeder der ein Referat hält zusätzlich am Schluss ein eigenes Urteil abgeben soll, über den jeweiligen Philosophen. Das wird auch nicht so einfach, wenn man bedenkt, dass sich die Leute heute noch über ihn streiten. |
Das ist ziemlich schwierig und geht IMO deutlich über den Rahmen eines Schulreferats hinaus. Kaum ein anderer Philosoph ist so schwer verständlich (und wirr …) wie Nietzsche. Und bei kaum einem anderen Philosophen wird so viel (positiv wie negativ) herum interpretiert wie bei ihm – was ja eben auch dazu geführt hat, dass zum Thema Nietzsche in den letzten einhundert Jahren sehr viele dicke Bücher gefüllt wurden.
Im Zweifelsfall würde ich die Beurteilung tatsächlich darauf beschränken, einige unterschiedliche Rezeptionen herauszugreifen und gegenüberzustellen und/oder jeweils eine ganz besonders positive und eine ganz besonders negative Interpretation herzunehmen und die jeweils anhand von Textbeispielen zu beurteilen. Letzteres ist aber natürlich bereits eine ganze Menge Arbeit …
_________________ In Deutschland gilt derjenige, der auf den Schmutz hinweist, als viel gefährlicher, als derjenige, der den Schmutz macht.
-- Kurt Tucholsky
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Yog-Sothoth einfach nur zu faul ...
Anmeldungsdatum: 25.08.2008 Beiträge: 184
Wohnort: elbflorenz
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(#1304047) Verfasst am: 10.06.2009, 15:18 Titel: |
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Skeptiker hat folgendes geschrieben: | Was Deinen persönlichen Werdegang betrifft, so kann es ja sein, dass der zu einem guten Ende führt, d.h. zur Herausbildung der Fähigkeit zur Kritik und Analyse allgemein, wobei jede Philosophie ihren gesellschaftlichen Kontext hat, auf den sie verweist.
Der zitierte Schlusssatz von Nietzsche hat zwar oberflächlich mit einem In-Frage-Stellen aller Wahrheiten zu tun, ist jedoch bei näherem Hinsehen nichts, was der Förderung der Kritikfähigkeit per se förderlich ist. Aber ich will das hier nicht vertiefen.
Hier hat sich ein extremer Reaktionär als Freigeist getarnt, so wie es auch bei Rechtsextremisten aller Coulour usus ist, sich als "sozial(istisch)", "antiimperialistisch", "freiheitlich" usw. zu verkaufen.
Schließlich landet man dann doch bei der Ablehnung nicht bestimmter Theorien, sondern der Theorie per se und dem Hinterherlaufen hinter große Führer. Genau dies fordert er denn auch an anderer Stelle explizit gefordert, auch wenn man angeblich sich selber folgen solle. Das Versprechen des bürgerlichen Individualismus endet spätestens da, wo die kapitalistischen Sachzwänge den Rahmen setzen für das, was erlaubt ist und was nicht. Und der Terror der Nazis gegen den "Aufstand des Pöbels" hat der Arbeiterklasse deutlich gezeigt, was das Kapital erlaubt und was nicht.
Und alles andere ist heuchlerisches und verlogenes Wortgeklingel, um dem autoritären Charakter Bahn zu brechen.
Ich finde, dass auch in der Schule schon diese reaktionären Philosophien als das entlarvt werden sollten, was sie sind. Das ist sozusagen Teil des präventiven Antifaschismus.
Skeptiker |
nein, das zitat siehst du falsch: es geht nicht um ein in-frage-stellen der wahrheit an sich, sondern das in-frage-stellen von zarathustras "wahrheiten" bzw für den leser von nietzsches "wahrheiten" (wobei man nietzsche nicht mit der figur zarathustra gleichsetzten sollte bzw das konzept zarathustra als übermenschen sehen, oder sagen, dass sich nietzsche als übermenschen sah). nietzschde fordert den leser zum selber denken auf, und das geht auch ganz klar aus seinen werken hervor. es war immer sein anliegen zu zeigen, dass wahrheit nicht absolut ist, sondern vom betrachter, der zeit und ähnlichem abhängt. d.h. nietzsche glaubte nicht einmal selber an die absolutheit seiner philosophie.
von deinem blick auf die wirklichkeit mag es stimmen, dass er "reaktionär" war, weil er das und das nicht "erkannt" hat, oder das und das "konzept" nicht ausgearbeitet und vertrten hat.
ich habe einiger deiner anderen posts im forum gelesen. du scheinst kommunist, marxist oder irgendeiner anderen linken strömung angehören. d.h. beurteilst nietzsche dann aus diesem blickwinkel heraus, so wie nietzsche den sozialismus aus seinem blickwinkel betrachtet hat. bei dir ist nun alles, was nicht die befreiung der massen fordert, das privateigentum abschaffen will etc "reaktionär".
marx hat uns vor allem eine wirtschaftsanlayse vorgelegt. nietzsche hat sich weitgehend, bis gar nicht mit der wirtschaft befasst. das kann (du wirst) man als mängel ansehen (was ich auch tue; aber für mich wird seine philosophie deswegen nciht gleich unattraktiv, da es in der menschlichen welt nicht nur wirtschaft gibt (bzw sie erst heute und nicht unbedingt zu nietzsches zeit diese durchdrungen hat).
nein, wie schon weiter oben erklärt, fordert nietzsche nicht das hinterherrennen von menschen hinter ihm oder einem anderen "führer". allerdings, so glaubt er, wäre nicht jeder mensch für die freiheit bestimmt (wobei es hier vor allem um eine geistige freiheit geht), da wohl herdenmenschen an dem weltbild von höheren menschen, herrenmenschen, übermenschen verzweifeln würden. er plädiert somit für eine absolute freiheit von höheren menschen (wie diese natürlich zu erkennen sind etc, ich weiß, das sollte extrem problematisch sein, greift aber meines erachtens den gedankengang nietzsches nicht an).
meinst du mit gegenmaßnahmen der nazis gegen den pöbel, maßnahmen unter ihren "rassegenossen" die eventuel arbeiter sind, oder gegen "untermenschen" in besetzten ländern? (nietzsche macht seine herren- sklavenmoral und -menscheneinteilung nicht zwingend an rassen untereinander fest, sondern eher an einem gefälle der lebensbejahung innerhalb einer "rasse" bzw gemeinschaft.
_________________ hm ...
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CH1o.t.4 Atheist
Anmeldungsdatum: 04.01.2009 Beiträge: 29
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(#1304186) Verfasst am: 10.06.2009, 18:10 Titel: |
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Gut also ich habe mir als Struktur jetzt die gedacht aus dem Zarathustra mit den drei Verwandlungen des Geistes. Kamel, das den sich selbst erniedrigenden Mesnchen unter der herrschenden Sklavennmoral darstellt, dann der Löwe, der diese Moral einreißt und in den Nihilsmus stürzt (Tod Gottes?), dann das Kind, das den Übermenschen, der alle Werte neu erschafft, repräsentiert.
Und sollte ich vorher, bevor ich diese Struktur erkläre, dann eben auf die herrschende Moral, und wie sich die entwickelt hat, also diese Konzept Herren- gegen Sklavenmoral, eingehen? Und da dann vllt. seine Kritik an eben dieser christlichen Moral? Würde sich doch eigentlich anbieten, da könnte man auch gut überleiten.
So ungefähr, ganz kurz zusammengefasst. Kann mir einer erklären, was der Wille zur Macht ist? und Ewige Wiederkunft? Soll ich diese Begriffe überhaupt einbauen?
Und was genau heißt decadence?
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Yog-Sothoth einfach nur zu faul ...
Anmeldungsdatum: 25.08.2008 Beiträge: 184
Wohnort: elbflorenz
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(#1304202) Verfasst am: 10.06.2009, 18:37 Titel: |
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CH1o.t.4 hat folgendes geschrieben: | Gut also ich habe mir als Struktur jetzt die gedacht aus dem Zarathustra mit den drei Verwandlungen des Geistes. Kamel, das den sich selbst erniedrigenden Mesnchen unter der herrschenden Sklavennmoral darstellt, dann der Löwe, der diese Moral einreißt und in den Nihilsmus stürzt (Tod Gottes?), dann das Kind, das den Übermenschen, der alle Werte neu erschafft, repräsentiert.
Und sollte ich vorher, bevor ich diese Struktur erkläre, dann eben auf die herrschende Moral, und wie sich die entwickelt hat, also diese Konzept Herren- gegen Sklavenmoral, eingehen? Und da dann vllt. seine Kritik an eben dieser christlichen Moral? Würde sich doch eigentlich anbieten, da könnte man auch gut überleiten.
So ungefähr, ganz kurz zusammengefasst. Kann mir einer erklären, was der Wille zur Macht ist? und Ewige Wiederkunft? Soll ich diese Begriffe überhaupt einbauen? |
ich muss sagen, dass ich mich mit den drei verwandlungen selber nicht so stark beschäftigt habe. "also sprach zarathustra" ist auch kein leichtes werk und schwer zu interpretieren. du kannst natürlich mit diesem gleichnis arbeiten und dich daran "entlanghangeln", aber unbedingt empfehlen würde ich es nicht... ich selber weiß noch nicht einmal, ob diese entwicklung des menschlichen geistes auf einen menschen oder viele menschen als ganzheit angesehen werden kann. es ist interpretationsfrage, wobei man sich schon gut mit nietzsche auskennen sollte.
ich würde dir folgende struktur vorschlagen:
- die enstehung der moral, wie sie in der "genealogie" beschrieben wird, siehe dazu den früheren link
- die beiden moraltypen, herren- und sklavenmoral
- die kritk an der skalvenmoral am beispiel des christentums, siehe dazu meinen ersten beitag und "der antichrist"
- "die überwindung des nihilismus": hier könnte man das konzept des übermenschen vorstellen
z.b. hier http://de.wikipedia.org/wiki/Also_sprach_Zarathustra#Grundgedanken:_.C3.9Cbermensch.2C_ewige_Wiederkunft.2C_Wille_zur_Macht
nietzsche ist zu komplex, um ihn in einem kruzreferat komplett darstellen zu wollen. man könnte ganze semster mit dem studium seiner philosophie verbringen, ohne sie in ihrer ganzheit zu erfassen. deshalb brauchst du ein schlankes konzept, dass sich nicht unnötig verästelt (z.b. in erklärungen des willens zur macht oder der ewigen wiederkehr des gleichen) und möglichst klar ist (weshalb sich das gleichnis für mich nicht unbedingt eignet).
_________________ hm ...
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phaeton als Doppelnick gesperrt
Anmeldungsdatum: 04.05.2009 Beiträge: 497
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(#1304234) Verfasst am: 10.06.2009, 19:45 Titel: |
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@CH1o.t.4:
Um einen Gesamteindruck von Nietzsche zu bekommen und um nicht allzu viel und allzu langweiliges lesen zu müssen, kann ich nur das Porträt über Nietzsche von Stefan Zweig wärmstens empfehlen. Das findet man in Zweigs "Der Kampf mit dem Dämon". Das sollte in jeder Bibliothek erhältlich sein.
Darin wird ein, wie ich finde, wirklich sehr guter Eindruck von Person und Denken vermittelt.
Man kann da so sinnvolles lesen wie: Stefan Zweig hat folgendes geschrieben: | Aber Nietzsche ist nicht zu bannen in eine Lehre, nicht festzunageln an eine Überzeugung - nie ist auch auf diesen Blättern das Schulmeisterkunststück versucht, aus einer erschütternden Tragödie des Geistes eine kalte "Erkenntnistheorie" zu exzerpieren - denn nie hat sich der leidenschaftliche Relativist aller Werte an irgendein Wort seiner Lippe, an eine Überzeugung seines Gewissens, an eine Leidenschaft seiner Seele dauernd gebunden oder gar verpflichtet erachtet. "Ein Philosoph braucht und verbraucht Überzeugungen", antwortet er überlegen den Sesshaften, die stolz sich ihres Charakters und ihrer Überzeugungen rühmen. |
Im Zarathustra schreibt er auch was von, "erst wenn ihr mich alle verleugnet habt, werde ich mich wieder zu euch wenden", oder so ähnlich.
Und wenn Du (oder jemand anderes) Lust zum Schmökern hat:
Hier gibts alle wichtigen Werke online (die Links in der Zeitleiste; für die Werke am besten ganz runter scrollen):
http://www.geocities.com/thenietzschechannel/ntextger.htm
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Zumsel registrierter User
Anmeldungsdatum: 08.03.2005 Beiträge: 4667
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(#1304235) Verfasst am: 10.06.2009, 19:48 Titel: |
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CH1o.t.4 hat folgendes geschrieben: | Gut also ich habe mir als Struktur jetzt die gedacht aus dem Zarathustra mit den drei Verwandlungen des Geistes. Kamel, das den sich selbst erniedrigenden Mesnchen unter der herrschenden Sklavennmoral darstellt, dann der Löwe, der diese Moral einreißt und in den Nihilsmus stürzt (Tod Gottes?), dann das Kind, das den Übermenschen, der alle Werte neu erschafft, repräsentiert. |
Finde ich nicht so glücklich. Zumindest würde ich das mit der Sklavenmoral rauslassen. Das ist ein Terminus aus der "Genealogie der Moral". Mit dem, was Nietzsche im "Zarathustra" beschreibt, hat das nach meinem Verständnis direkt nichts zu tun. In den "drei Verwandlungen" geht es um Entwicklungsstufen des Geistes. Und das Kamel steht hier auch nicht für ein durch die Moral geknechtetes Wesen, sondern für einen die Einsamkeit der Wüste ertragenden Geist. Das Gegensatzpaar "Herrenmoral" und "Sklavenmoral" ist dagegen viel stärker kulturkritisch zu verstehen.
Das Thema ist natürlich sehr komplex. Nietzsche in 20 Minuten, das ist eine echte Herausforderung. Man kann hier nur eine bestimmte Richtung seines Denkens herausnehmen. Das Hauptproblem bei Voträgen über Nietzsche ist die mangelnde Systematik seines Denkens. Es gibt keinen zentralen Punkt, keine Kernthese um die sich alles dreht. Das würde ich schon gleich zu Anfang klarstellen und das Referat beispielweise mit dem Aphorismus 26 aus der Götzen-Dämmerung Kapitel "Sprüche und Pfeile" beginnen lassen:
"Ich misstraue allen Systematikern und gehe ihnen aus dem Weg. Der Wille zum System ist ein Mangel an Rechtschaffenheit."
Wie stellt man also systematisch und strukturiert einen Philosohen dar, der explizit nicht systematisch gedacht und geschrieben hat? Nun, ich würde ihn als erstes dem Perspektivismus zuordnen. Was zunächst als Schwäche erscheinen mag, ist eine seiner größten Stärken. Die vermeintlichen Widersprüche seines Denkens erklären sich aus der Tatsache, dass die Wirklichkeit selbst für Nietzsche nicht einfach ist. Er betrachtet das selbe Phänomen häufig von verschiedenen Seiten und gibt sich dabei seinen Gedanken hin ohne Rücksicht darauf zu nehmen, ob diese auch im Einklang mit allem stehen, was er in anderen Zusammenhängen niederschrieb. Das verleiht seinem Denken Authentizität, man braucht bei ihm keine Angst zu haben, dass er bestimmte Aspekte absichtlich unterschlägt oder Kanten rund zu reden versucht, um die Konsistenz seines Denkgebäudes zu wahren. Folgerrichtig suchte er auch keine blinden Jünger, er brachte gar seine Verachtung für solche zum Ausdruck.
"Was? du suchst? du möchtest dich verzehnfachen, verhundertfachen? du suchst Anhänger? - Suche Nullen."
(Aphorismus 14, selbes Buch, selbes Kapitel wie oben)
Nietzsches Texte sind Anregungen zum Selberdenken, keinesfalls prophetisch verkündete Wahrheiten, als die sie häufig mißverstanhden werden. Zu recht wird mitunter darauf verwiesen, dass sich zu beinahe jedem von Nietzsche geäußerten Gedanken in seinem Werk auch das Gegenteil finden ließe. Damit verbietet es sich, einzelne Zitate mit Nietzsche überhaupt zu identifizieren. Jeder Gedanke muss für sich stehen und ist unabhängig von der Autorität seines Urhebers brauchbar oder unbrauchbar, inspirierend oder belanglas. Diese scheinbare Selbstverständlichkeit gehört bei Nietzsche besonders beachtet.
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