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Neverending story...
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Reni
Gast






Beitrag(#87300) Verfasst am: 08.02.2004, 12:57    Titel: Neverending story... Antworten mit Zitat

Liebe Freigeistler,

Ihr erinnert Euch an den Streß, den ich mit der Schule meiner Kinder wegen massiver religiöser Missionierung hatte?

Die Frage nach dem Umgang mit Un- und Andersgläubigen habe ich sowohl mit der Direktorin als auch mit der Musiklehrerin nochmal besprochen. Während die Musiklehrerin nach wie vor der Meinung ist, sich religiös im Unterricht ausleben zu dürfen, sieht die Direktorin das Problem schon.

Leider ergab eine Klärung beim Kreisschulamt, daß es keinerlei Beschränkungen christlicher Inhalte im Unterricht (auch an städtischen Schulen!) geben dürfe. Wenn also ein Kind bewußt nicht gläubig erzogen wird, aber eine sehr gläubige Klassenlehrerin, eine sehr gläubige Musiklehrerin UND eine sehr gläubige Kunstlehrerin hat, hat das Kind einfach Pech. Dann wird es halt immer wieder - schlimmstenfalls wochenlang während der Adventszeit - zum Außenseiter, es darf zwar die Klasse verlassen, oder muß nicht mitsingen, was aber das Problem der Ausgrenzung nur noch verschärft und nicht löst. Sind die Lehrerinnen nicht bereit, sich ein wenig einzuschränken, und wollen unbedingt ihrem Missionsdrang folgen, kann man dagegen wohl nichts tun.

Das ist natürlich ein ziemlich unbefriedigender Zustand, und wir überlegen nun, ob wir das mal vor´s Ministerium bringen, oder was wir sonst noch tun können. Wir werden nichts ändern, aber ich fände es wichtig, auch mal an höherer Stelle für dieses Thema sensibel zu machen.

Was meint Ihr?

Grüße,
Claudia
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El Schwalmo
Atheistischer Agnostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9070

Beitrag(#87303) Verfasst am: 08.02.2004, 13:00    Titel: Re: Neverending story... Antworten mit Zitat

Hi Claudia,

Reni hat folgendes geschrieben:


[ ... ]


Was meint Ihr?


never ending story.

Grüßle

Thomas
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Poldi
Bin Daheim



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 4559
Wohnort: Bavarian Congo

Beitrag(#87307) Verfasst am: 08.02.2004, 13:08    Titel: Re: Neverending story... Antworten mit Zitat

Reni hat folgendes geschrieben:

Das ist natürlich ein ziemlich unbefriedigender Zustand, und wir überlegen nun, ob wir das mal vor´s Ministerium bringen, oder was wir sonst noch tun können. Wir werden nichts ändern, aber ich fände es wichtig, auch mal an höherer Stelle für dieses Thema sensibel zu machen.

Was meint Ihr?

Grüße,
Claudia


Nicht überlegen, machen ... und eine andere Grundeinstellung kann auch ned schaden, wer glaubt zu verlieren, der hat schon verloren ....
_________________
gG,
Poldi
Doch leider kanns gefählich sein, den Satan in dir zu verstehen.
Jeder Mensch ein Sünderschwein, Oh christliches Vergehen.
Die Trennung zwischen Gut und Bös die wirst du niemals finden
nur leider kanns gefährlich sein das den Pfaffen auf die Nasen zu binden.
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step
registriert



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22767
Wohnort: Germering

Beitrag(#87308) Verfasst am: 08.02.2004, 13:13    Titel: Re: Neverending story... Antworten mit Zitat

Reni hat folgendes geschrieben:
Leider ergab eine Klärung beim Kreisschulamt, daß es keinerlei Beschränkungen christlicher Inhalte im Unterricht (auch an städtischen Schulen!) geben dürfe. Wenn also ein Kind bewußt nicht gläubig erzogen wird, aber eine sehr gläubige Klassenlehrerin, eine sehr gläubige Musiklehrerin UND eine sehr gläubige Kunstlehrerin hat, hat das Kind einfach Pech.

Ich halte das nach wie vor für verfassungswidrig. Mich würde auch die Begründung des Kreisschulamts interessieren, warum außerhalb des Religionsunterrichts "keinerlei Beschränkungen christlicher Inhalte" gelten. Ist das wirklich so geschrieben worden?

Wenn Du weiterkämpfst, wird Dir und Deinen Kindern das vermutlich eher Feinde machen und direkt nicht viel bringen. Aber Du bist mE letztlich im Recht, und andere Leute könnten in Zukunft davon profitieren.

gruß/step
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Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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narziss
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 21939

Beitrag(#87311) Verfasst am: 08.02.2004, 13:19    Titel: Antworten mit Zitat

Hast du nicht genug Vertrauen in deine Kinder, dass sie der Missionierung standhalten?
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Reni
Gast






Beitrag(#87319) Verfasst am: 08.02.2004, 13:26    Titel: Antworten mit Zitat

Bei meinem Großen habe ich Vertrauen, aber meine Kleine ist noch sehr leicht beeinflußbar. Das Problem ist, was Step und Poldi deutlich sagen: wer nichts wagt, der nichts gewinnt. Mein Sohn hat nicht mehr viel zu verlieren, der hat seine Empfehlung für´s Gymnasium. Aber meine Kleine ist in der 1. Klasse...Traurig

Eine konkrete schriftliche Formulierung gibt es für die Aussage nicht, aber ich vertraue der Direktorin soweit, daß sie mir das schon richtig übermittelt. Eine Anfrage an das Kreisschulamt wäre vielleicht nett, um das auch mal schriftlich zu bekommen....?

Ich weiß es nicht, bin ratlos... Weinen
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narziss
auf Wunsch deaktiviert



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 21939

Beitrag(#87327) Verfasst am: 08.02.2004, 13:32    Titel: Antworten mit Zitat

Aber die Empfehlung fürs Gymnasium ist doch nicht erforderlich um aufs Gymnasium gehen zu können. Also mach dir da mal keine Sorgen. Smilie
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Heike J
registrierter User



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 26284

Beitrag(#87328) Verfasst am: 08.02.2004, 13:32    Titel: Re: Neverending story... Antworten mit Zitat

Reni hat folgendes geschrieben:
Leider ergab eine Klärung beim Kreisschulamt, daß es keinerlei Beschränkungen christlicher Inhalte im Unterricht (auch an städtischen Schulen!) geben dürfe.


Hast du das schriftlich? Ansonsten bitte schriftlich geben lassen. Und dann ans Ministerium.
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El Schwalmo
Atheistischer Agnostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9070

Beitrag(#87352) Verfasst am: 08.02.2004, 14:23    Titel: Re: Neverending story... Antworten mit Zitat

Hi step,

step hat folgendes geschrieben:


[ ... ]

Ich halte das nach wie vor für verfassungswidrig. Mich würde auch die Begründung des Kreisschulamts interessieren, warum außerhalb des Religionsunterrichts "keinerlei Beschränkungen christlicher Inhalte" gelten. Ist das wirklich so geschrieben worden?


gerade in NRW scheint mir das etwas problematischer zu sein. Dort steht in der Landesverfassung, dass die Kinder im christlichen Sinne zu erziehen seien. Ich hatte damals ein schlechtes Gefühl dabei, mich auf diese Verfassung vereidigen zu lassen. Ich ging aber davon aus, dass Bundesrecht Landesrecht bricht und ich mich immer auf die negative Religionsfreiheit berufen kann.

Interessant wird es dann natürlich, wenn ein christlicher Lehrer sich auf die Landesverfassung beruft.

Und noch interessanter wird es, wenn man klären muss, ob das, was Claudia schon als christliche Indoktrinierung auffasst, überhaupt welche ist. Vielleicht muss sich auch eine Atheistin sagen lassen, dass Fundamentalismus jeglicher Form Probleme bereiten kann.

step hat folgendes geschrieben:
Wenn Du weiterkämpfst, wird Dir und Deinen Kindern das vermutlich eher Feinde machen und direkt nicht viel bringen.


Ich vermute, dass sie den Kindern mehr Probleme bringen wird, als die Sache wert ist.

step hat folgendes geschrieben:
Aber Du bist mE letztlich im Recht, und andere Leute könnten in Zukunft davon profitieren.


Der Schuss könnte aber auch nach hinten losgehen. Es könnte sein, dass sich die christliche Mehrheit darauf besinnt, dass sie auch Recht auf Religionsausübung hat.

Wenn es sich bei der 'christlichen Indoktrinierung' dabei handelt, dass Kinder außerhalb des RU ein Krippenspiel üben, dann fällt es mir schon sehr schwer, für so etwas auf die Barrikaden zu steigen.

Grüßle

Thomas
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Bleze
Engel in Schwarz



Anmeldungsdatum: 02.01.2004
Beiträge: 644

Beitrag(#87353) Verfasst am: 08.02.2004, 14:25    Titel: Antworten mit Zitat

Hoi Claudia zwinkern

Ich bin ebenfalls der Meinung..., schriftlich geben lassen, und dann ans Minesterium wenden..., oder (wenn Du richtig Wind machen möchtest) an die Presse..., die fressen solche Themen immer.

Bleze
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El Schwalmo
Atheistischer Agnostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9070

Beitrag(#87354) Verfasst am: 08.02.2004, 14:32    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Claudia,

Reni hat folgendes geschrieben:
Mein Sohn hat nicht mehr viel zu verlieren, der hat seine Empfehlung für´s Gymnasium.


hmmmm, braucht man das wirklich in NRW? Oder nur, wenn man das Kind nicht in die eher atheistisch orientierten Gesamtschulen schicken möchte?

Grüßle

Thomas
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Heike J
registrierter User



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 26284

Beitrag(#87355) Verfasst am: 08.02.2004, 14:37    Titel: Re: Neverending story... Antworten mit Zitat

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
gerade in NRW scheint mir das etwas problematischer zu sein. Dort steht in der Landesverfassung, dass die Kinder im christlichen Sinne zu erziehen seien.


Auf der Grundlage christlicher Werte und in Offenheit für andere Religionen und Weltanschauungen. Außerdem hat das Verfassungsgericht in ähnlicher Sache für Bayern mal entschieden, dass so ein Verfassungsfloskel nur nicht verfassungswidrig ist, wenn man sie nicht ernst nimmt.
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Heike J
registrierter User



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 26284

Beitrag(#87358) Verfasst am: 08.02.2004, 14:40    Titel: Antworten mit Zitat

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
Hi Claudia,

Reni hat folgendes geschrieben:
Mein Sohn hat nicht mehr viel zu verlieren, der hat seine Empfehlung für´s Gymnasium.


hmmmm, braucht man das wirklich in NRW? Oder nur, wenn man das Kind nicht in die eher atheistisch orientierten Gesamtschulen schicken möchte?


Eine Empfehlung braucht man nicht. Die Eltern entscheiden.

Bei überfüllten Gesamtschulen haben Schüler mit guten Noten natürlich die besseren Auswahlchancen, weil von den schlechten sie eh genug haben.

Allerdings schickt kaum jemand mit Gymnasiumempfehlung sein Kind auf die Gesamtschule.
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El Schwalmo
Atheistischer Agnostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9070

Beitrag(#87361) Verfasst am: 08.02.2004, 14:54    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Heike,

Heike Jackler hat folgendes geschrieben:
Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
Hi Claudia,

Reni hat folgendes geschrieben:
Mein Sohn hat nicht mehr viel zu verlieren, der hat seine Empfehlung für´s Gymnasium.


hmmmm, braucht man das wirklich in NRW? Oder nur, wenn man das Kind nicht in die eher atheistisch orientierten Gesamtschulen schicken möchte?


Eine Empfehlung braucht man nicht. Die Eltern entscheiden.


das habe ich auch so in Erinnerung (habe von 1984 bis 1990 in NRW unterrichtet).

In Hessen gibt es seit zwei Jahren die sogenannte Querversetzung: im Prinzip kann jedes Kind an jede Schulform gehen, aber wenn es dort Probleme gibt, kann es gegen den Willen der Eltern auf eine Schulform zwangsversetzt werden, die den Lehrern angemessen erscheint.

Heike Jackler hat folgendes geschrieben:
Bei überfüllten Gesamtschulen haben Schüler mit guten Noten natürlich die besseren Auswahlchancen, weil von den schlechten sie eh genug haben.


An der Gesamtschule, an der ich gearbeitet habe, hatten die zwar über 200 Anmeldungen pro Jahrgang, aber die mit Empfehlung für Gymnasium konnte man an den Fingern abzählen. Manchmal brauchte man nicht einmal zwei Hände dafür. Allerdings 'gelang' es der Schule, jedes Jahr über 50 Abiturienten zu 'produzieren'.

Heike Jackler hat folgendes geschrieben:
Allerdings schickt kaum jemand mit Gymnasiumempfehlung sein Kind auf die Gesamtschule.


So weit ich das beurteilen kann mit gutem Grund.

Hier in der Ecke, wo ich zurzeit lebe, gab es lange Zeit so gut wie keine Gymnasien mehr. Das hat dann einigermaßen funktioniert. Aber seit die CDU hier regiert, wird der Elternwille wieder mehr beachtet, mit den sattsam bekannten Konsequenzen für die Gesamtschule.

Grüßle

Thomas
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El Schwalmo
Atheistischer Agnostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9070

Beitrag(#87362) Verfasst am: 08.02.2004, 14:58    Titel: Re: Neverending story... Antworten mit Zitat

Hi Heike,

Heike Jackler hat folgendes geschrieben:
Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
gerade in NRW scheint mir das etwas problematischer zu sein. Dort steht in der Landesverfassung, dass die Kinder im christlichen Sinne zu erziehen seien.


Auf der Grundlage christlicher Werte und in Offenheit für andere Religionen und Weltanschauungen. Außerdem hat das Verfassungsgericht in ähnlicher Sache für Bayern mal entschieden, dass so ein Verfassungsfloskel nur nicht verfassungswidrig ist, wenn man sie nicht ernst nimmt.


was bedeutet das _konkret_ in einem Einzelfall, in dem ein Lehrer nicht nur keinen Hehl daraus macht, dass er Christ ist, sondern bestimmte Inhalte in seinen Unterricht einfließen lässt, auch wenn Atheisten dagegen protestieren? Wobei man vielleicht noch dazu sagen sollte, dass diese Atheisten nicht einmal in der Elternschaft Rückendeckung haben?

Grüßle

Thomas
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Wygotsky
registrierter User



Anmeldungsdatum: 25.01.2004
Beiträge: 5014

Beitrag(#87363) Verfasst am: 08.02.2004, 14:59    Titel: Antworten mit Zitat

Ich war in einem katholischen Kindergarten, kam danach auf eine katholische Grundschule und landete schließlich auf einem katholischen Jungengymnasium. Zum Atheisten wurde ich schlagartig gegen Ende des ersten Schuljahres, als ich während eines Schulgottesdienstes auf das Kreuz blickte. Mit einem Schlag kam mir der Gedanke, dass Gott eine Erfindung sein könnte, so ähnlich wie Weihnachtsmann und Osterhase. Für diesen Gedanken fühlte ich mich schuldig. Ich ging weiterhin in die Schulgottesdienste und verbarg meinen Unglauben. Dass es außer mir noch andere ungläubige Menschen geben könnte, kam mir in diesem Alter nicht in den Sinn. Ich versuchte auch mehrmals, mich wieder zum Glauben zu zwingen, besorgte mir sogar heimlich Bücher aus der Bücherei, in denen beispielsweise Gebete enthalten waren, mit denen ein Zweifler Gott um Hilfe anflehen konnte, wieder die Kraft des Glaubens zu finden. Mit 14 ging ich zur Konfirmation, um den gesellschaftlichen Anforderungen zu genügen. In der 9. Klasse merkte ich, dass die meisten meiner Klassenkameraden auch nicht an Gott glaubten. Die hatten allerdings damit weniger Probleme als ich. Auch mit der Heuchelei.

Ein paar Erlebnisse aus meinem Religionsunterricht in der Mittelstufe. Ich fragte die Lehrerin vor der ganzen Klasse, ob der Besuch des Schulgottesdienstes verbindlich sei. Sie antwortete, der Besuch des Gottesdienstes sei selbstverständlich freiwillig. Beim nächsten Schulgottesdienst ging selbstverständlich keiner aus meiner Klasse hin. Da gab es in der nächsten Reli-Stunde Riesenärger. Ich wagte es, die Lehrerin darauf hinzuweisen, dass sie doch die Freiwilligkeit des Gottesdienstbesuches erklärt habe. Darauf antwortete sie wörtlich: "Natürlich ist der Gottesdienst freiwillig. Aber ihr müsst trotzdem hingehen." Das war mein Einstieg in die Orwellsche Logik.
Ab der Klasse 9 vertraten dann einige mutigere Schüler zunehmend kirchenkritische Positionen. Diese Schüler gehörten zu denjenigen, die sich am intensivsten am Unterricht beteiligten und sich mit den vorgegebenen Lerninhalten besonders ausgiebig beschäftigten. Sie kamen nur leider zu den "falschen" Schlüssen. Darum hatten sie üblicherweise eine 4 auf dem Zeugnis. Die Leute, die nie was sagten und nur auf Aufruf die Standardantowrten runterbeteten, bekamen eine 2.
Interessant war auch eine besondere Diskriminierung der evangelischen Schüler. Jeden Dienstag Morgen war in der ersten Stunde Schulgottesdienst für die Katholiken. Die evangelischen Schüler hatten in dieser Stunde frei. Der Gottesdienst für die Protestanten war einmal im Monat Donnerstags in der ersten Stunde. Die Katholiken hatten in dieser Zeit normalen Unterricht. Der Schulgottesdienst war also so geregelt, dass die evangelischen Schüler Unterricht verpassen mussten.

Mit 16 verließ ich diese Schule, suchte mir eine weltliche und wählte Religion ab. Zu diesem Zeitpunkt sah ich Religionen und Glaubensgemeinschaften als feindliche Mächte.

Erst mit ca. 22 Jahren entwickelte ich wieder Toleranz für religiöse Menschen. Dies kam in erster Linie durch die Begegnung mit Menschen, für die ihr Gottesglauben Grundlage für einen respektvollen Umgang mit ihren Mitmenschen war, und die erhebliches soziales Engagement entwickelten, ohne damit einen Missionierungsanspruch zu verbinden.
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Heike J
registrierter User



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 26284

Beitrag(#87364) Verfasst am: 08.02.2004, 15:01    Titel: Antworten mit Zitat

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
Hier in der Ecke, wo ich zurzeit lebe, gab es lange Zeit so gut wie keine Gymnasien mehr. Das hat dann einigermaßen funktioniert. Aber seit die CDU hier regiert, wird der Elternwille wieder mehr beachtet, mit den sattsam bekannten Konsequenzen für die Gesamtschule.


Das ist im SPD-regierten NRW aber auch nicht anders...

Gesamtschule lief, solange Eltern mit Idealen ihre Kinder dorthin schickten, wo sie auf Lehrer mit Idealen trafen.

Nun ist die Gesamtschule vorwiegend Sammelbecken für diejenigen, die nicht auf die Hauptschule wollen.

Ich hätte meine Tochter gerne zur Gesamtschule geschickt, trotz Zulassung für Gymnasium. Der Lehrer hielt sie für Gymnasium geeignet, andere Eltern rieten von Gesamtschule ab... und da meine Tochter selbst auch auf's Gymnasium wollte...

Als sie nach der 7 dann doch noch auf die Gesamtschule wechseln wollte, war kein Platz mehr frei.
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Blaubär
Höhlenbewohner



Anmeldungsdatum: 18.07.2003
Beiträge: 1133
Wohnort: Mainufer

Beitrag(#87370) Verfasst am: 08.02.2004, 15:21    Titel: Antworten mit Zitat

Bleze hat folgendes geschrieben:
Hoi Claudia zwinkern

Ich bin ebenfalls der Meinung..., schriftlich geben lassen, und dann ans Minesterium wenden..., oder (wenn Du richtig Wind machen möchtest) an die Presse..., die fressen solche Themen immer.

Bleze

Vorsicht... der Schuss könnte nach hinten losgehen...
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El Schwalmo
Atheistischer Agnostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9070

Beitrag(#87375) Verfasst am: 08.02.2004, 15:28    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Wygotsky,

[ ... ]

das kommt mir alles sehr bekannt vor. Das passiert, wenn Christen das Sagen, sprich, weltlich Macht, haben. Mit Christentum an sich hat das wenig zu tun.

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Erst mit ca. 22 Jahren entwickelte ich wieder Toleranz für religiöse Menschen. Dies kam in erster Linie durch die Begegnung mit Menschen, für die ihr Gottesglauben Grundlage für einen respektvollen Umgang mit ihren Mitmenschen war, und die erhebliches soziales Engagement entwickelten, ohne damit einen Missionierungsanspruch zu verbinden.


Das ging mir genauso. Allerdings erst mit etwa 35. Daher bin ich etwas empfindlich, wenn es gegen Christen_tum_ geht und dabei vergessen wird, dass es auch Christen gibt, die unter uns leben.

Es ist ein Thread, gegen den Machtmissbrauch von Christen zu polemisieren (da bin ich sofort dabei), aber ein vollkommen anderer, wenn es darum geht, ob gelebtes Christentum wirklich ein Problem für die Menschen ist. Da bin ich ganz vorsichtig geworden, seit ich Menschen kenne, die ihr Glauben trägt.

Grüßle

Thomas


Zuletzt bearbeitet von El Schwalmo am 08.02.2004, 15:51, insgesamt einmal bearbeitet
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Reni
Gast






Beitrag(#87380) Verfasst am: 08.02.2004, 15:31    Titel: Re: Neverending story... Antworten mit Zitat

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
was bedeutet das _konkret_ in einem Einzelfall, in dem ein Lehrer nicht nur keinen Hehl daraus macht, dass er Christ ist, sondern bestimmte Inhalte in seinen Unterricht einfließen lässt, auch wenn Atheisten dagegen protestieren? Wobei man vielleicht noch dazu sagen sollte, dass diese Atheisten nicht einmal in der Elternschaft Rückendeckung haben?

Das bedeutet, daß es im Extremfall in der Adventszeit 4 Wochen lang täglich religiöse Lieder und Bräuche hört, aber die Symbolik nicht mal differenziert kennenlernt. Das bedeutet, daß Religion so normal ist, daß viele Kids in der 4. noch nicht wissen, daß es Leute gibt, die nicht an Gott glauben (an einer städtischen Schule!!!). Das bedeutet, daß religiöse Inhalte betont werden dürfen, andere aber völlig außen vor gelassen werden können (so weiß kein Kind, welches ich befragt habe, warum es am 1. Mai und am 3. Oktober einen Tag frei hat - da zieht die Begründung mit Vermittlung von Kultur und Tradition und Bildung nicht so wirklich).

Warum die Eltern nicht hinter mir stehen, dürfte klar sein - sie legen keinen Wert auf ausgewogene Bildung, sondern sind froh, wenn ihren Kindern jemand das vermittelt, an was sie selbst schon lange nicht mehr glauben.

Kritisches Denken und Auseinandersetzen mit Bildungsinhalten ist nicht wirklich angesagt, Thomas. Aber das scheint für Dich okay zu sein. Wie es ganz normal ist, daß auf bayrischen Dörfern *alle* glauben und fast niemand kritische Fragen stellt.

Ein Hoch auf dieses verrückte Land!
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Heike J
registrierter User



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 26284

Beitrag(#87384) Verfasst am: 08.02.2004, 15:47    Titel: Re: Neverending story... Antworten mit Zitat

Reni hat folgendes geschrieben:
, sondern sind froh, wenn ihren Kindern jemand das vermittelt, an was sie selbst schon lange nicht mehr glauben.



Das trifft den Punkt.
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El Schwalmo
Atheistischer Agnostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9070

Beitrag(#87386) Verfasst am: 08.02.2004, 15:49    Titel: Re: Neverending story... Antworten mit Zitat

Hi Claudia,

[ ... ]

ich denke, das sollten wir nicht öffentlich diskutieren, auch wenn hier die Mods liberaler sind als bei mykath.

Grüßle

Thomas
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El Schwalmo
Atheistischer Agnostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9070

Beitrag(#87388) Verfasst am: 08.02.2004, 15:55    Titel: Re: Neverending story... Antworten mit Zitat

Hi Heike,

Heike Jackler hat folgendes geschrieben:
Reni hat folgendes geschrieben:
, sondern sind froh, wenn ihren Kindern jemand das vermittelt, an was sie selbst schon lange nicht mehr glauben.



Das trifft den Punkt.


genau. Und lass das ein paar Generationen so weiter gehen, dann hast Du das Problem nicht mehr.

Noch interessanter wäre aber zu fragen, _warum_ die Eltern das machen. Dann könnte man leichter entscheiden, ob sich der Aufwand lohnt, gegen Krippenspiele oder Osterhasennesterbau massiv vorzugehen.

Grüßle

Thomas
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El Schwalmo
Atheistischer Agnostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9070

Beitrag(#87390) Verfasst am: 08.02.2004, 15:56    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Heike,

Heike Jackler hat folgendes geschrieben:

Als sie nach der 7 dann doch noch auf die Gesamtschule wechseln wollte, war kein Platz mehr frei.


hmmm, was bringt ein Kind dazu, freiwillig auf eine Gesamtschule zu gehen?

Grüßle

Thomas
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Heike J
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 26284

Beitrag(#87393) Verfasst am: 08.02.2004, 16:03    Titel: Re: Neverending story... Antworten mit Zitat

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
Hi Heike,

Heike Jackler hat folgendes geschrieben:
Reni hat folgendes geschrieben:
, sondern sind froh, wenn ihren Kindern jemand das vermittelt, an was sie selbst schon lange nicht mehr glauben.



Das trifft den Punkt.


genau. Und lass das ein paar Generationen so weiter gehen, dann hast Du das Problem nicht mehr.


Ich bestimmt nicht. Stimmt. Gute Nacht, ich gehe...
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Heike J
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 26284

Beitrag(#87394) Verfasst am: 08.02.2004, 16:04    Titel: Antworten mit Zitat

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
hmmm, was bringt ein Kind dazu, freiwillig auf eine Gesamtschule zu gehen?


Fehlende Erfolgserlebnisse, und vor allem zeitweise Mobbing der Klasse. Zumindest das zweite konnte in einem Gespräch mit Lehrer und Klasse ausgeräumt werden. Smilie
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El Schwalmo
Atheistischer Agnostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9070

Beitrag(#87401) Verfasst am: 08.02.2004, 16:34    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Heike,

Heike Jackler hat folgendes geschrieben:
Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
hmmm, was bringt ein Kind dazu, freiwillig auf eine Gesamtschule zu gehen?


Fehlende Erfolgserlebnisse,


hmmmm. Dezent ausgedrückt.

Heike Jackler hat folgendes geschrieben:
und vor allem zeitweise Mobbing der Klasse. Zumindest das zweite konnte in einem Gespräch mit Lehrer und Klasse ausgeräumt werden. :)


Das freut mich zu hören. Ist wirklich ein Problem.

An der Gesamtschule hatte ich eher einen anderen Typ von 'Mobbing'. Schüler, die etwas leisten wollten, wurden 'zurückgepfiffen'. Leider halfen da keine Gespräche.

Grüßle

Thomas
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Reni
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Beitrag(#87417) Verfasst am: 08.02.2004, 16:52    Titel: Re: Neverending story... Antworten mit Zitat

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
Hi Claudia,
[ ... ]
ich denke, das sollten wir nicht öffentlich diskutieren, auch wenn hier die Mods liberaler sind als bei mykath.
Grüßle
Thomas

Hä?
Geschockt
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Heike J
registrierter User



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 26284

Beitrag(#87425) Verfasst am: 08.02.2004, 17:07    Titel: Antworten mit Zitat

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
Hi Heike,

Heike Jackler hat folgendes geschrieben:
Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
hmmm, was bringt ein Kind dazu, freiwillig auf eine Gesamtschule zu gehen?


Fehlende Erfolgserlebnisse,


hmmmm. Dezent ausgedrückt.


Nun, das Klassenziel wurde ja erreicht. Smilie

Zitat:
Heike Jackler hat folgendes geschrieben:
und vor allem zeitweise Mobbing der Klasse. Zumindest das zweite konnte in einem Gespräch mit Lehrer und Klasse ausgeräumt werden. Smilie


Das freut mich zu hören. Ist wirklich ein Problem.


Zudem noch das Problem, das betroffene Kind zu überzeugen, dass Gespräche geführt werden müssen. Zudem nach dem ersten Gespräch auch promt der Petzvorwurf kam.
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El Schwalmo
Atheistischer Agnostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9070

Beitrag(#87433) Verfasst am: 08.02.2004, 17:19    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Heike,

Heike Jackler hat folgendes geschrieben:

Nun, das Klassenziel wurde ja erreicht. :)


freut mich zu hören.

War halt bei meinen Kids immer das Problem: 'Ups, im E-Kurs muss ich zu viel arbeiten. Da geh' ich doch lieber in den G-Kurs'.

In dem Sinne: Okay, ab in die Gesamtschule ...

Grüßle

Thomas
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