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Unpolitische zeitgenössische Musik
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AhImSa
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Anmeldungsdatum: 17.12.2003
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Beitrag(#94603) Verfasst am: 22.02.2004, 17:39    Titel: Antworten mit Zitat

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Aha eine Fernsehumfrage. Solche Umfragen leben davon, dass Leute idiotische Antworten geben. Folglich kommen auch nur solche ins Fernsehen. Kann man genauso mit alten Leuten machen.

ja, dass solche fernsehumfragen im grossen und ganzen wenig aussagen, stimmt. aber ein anderes beispiel dafür, dass die jugend doch ziemlich unpolitisch ist, sind meiner meinung nach die "gescheiterten" studentenproteste vor einigen wochen. in grossstädten wie berlin, hamburg oder münchen gabs zwar schon einige demonstrationen, aber insgesammt war der protest doch ziemlich schwach.

es gibt schon gruppen wie die söhne mannheims, torch, die beginner etc die auch mal ein "politisches" lied haben. aber nur deshalb würde ich sie nicht in die kategorie "politische musik" einordnen. denn insgesammt handeln ihre lieder doch von anderen themen und man verbindet mit den bandnamen nicht direkt gesellschaftskritik etc.
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narziss
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 21939

Beitrag(#94605) Verfasst am: 22.02.2004, 17:57    Titel: Antworten mit Zitat

Die Fernsehumfrage war zudem noch bei Stefan Raab. Sehr seriös war sie wirklich nicht und man hat natürlich nur die dümmsten Leute befragt.
Aber dass einige Leute tasächlich kaum Ahnung vonPolitik haben ist nicht von der Hand zu weisen. Außerdem kann man über die Wahlbeteiligung auch ne Menge uassagen.
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AhImSa
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Anmeldungsdatum: 17.12.2003
Beiträge: 97
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Beitrag(#94618) Verfasst am: 22.02.2004, 18:19    Titel: Antworten mit Zitat

nein, die war in sat1, nich bei raab.
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narziss
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 21939

Beitrag(#94646) Verfasst am: 22.02.2004, 18:58    Titel: Antworten mit Zitat

War die denn seriöser?
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max
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Anmeldungsdatum: 18.07.2003
Beiträge: 3055

Beitrag(#94670) Verfasst am: 22.02.2004, 19:28    Titel: Antworten mit Zitat

narziss hat folgendes geschrieben:
Außerdem kann man über die Wahlbeteiligung auch ne Menge uassagen.

Echt? Was? Gibt es momentan eine Wahl zwischen verschiedenen politischen Richtungen oder eine Wahl zwischen verschiedenen Personen der gleichen politischen Richtung? Meiner Meinung nach gibt es in der BRD eine massive Verdrossenheit mit den herrschenden (und oppositionellen) Parteien. Das Scheitern der Studentenproteste würde ich nicht als Massstab für eine unpolitische Jugend nehmen. Es ist sicher ein Massstab für fehlende politische Erfahrung. Die meisten Aktionen waren rein symbolisch und richteten sich oft auch noch an Parteien wie die SPD und die PDS. Es wurden vollkommen versäumt sich mit anderen gesellschaftlichen Gruppen zu verbünden. Von den momentanen Kürzungen (= Umverteilung zu den Reichen) ist die Mehrheit der Gesellschaft betroffen und die Mehrheit ist mit den Deformen unzufrieden. Es ist zumindest mittelfristig sicher möglich viel breitere Proteste zu organisieren. Dafür braucht es aber Solidarität und Zusammenarbeit unten gegen die herrschende Klasse und die Parteien, die sich dieser anbiedern (PDS, Grüne, SPD).

Beispiele für zeitgenössische politische Musik wären noch Dead Prez (DPZ) und The Coup. Freundeskreis hat leider schon länger nichts mehr herausgebracht.
_________________
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Sokrateer
souverän



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Beitrag(#94964) Verfasst am: 23.02.2004, 14:04    Titel: Antworten mit Zitat

kamelpeitsche hat folgendes geschrieben:
Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Wieso eigentlich?


Aus verschiedenen Postings kann man erkennen, oder besser interpretieren, dass du die Schule bereits verlassen hast. Der Altersdurchschnitt im FGH ist des weiteren recht hoch, so dass ich dich auf ein Alter geschätzt habe, in dem nur die allerwenigsten Torch kennen und sich generell für Rap interessieren.

Torch ist uralt. War früher bei Advanced Chemistry und die gab's wahrscheinlich schon in den 80ern. Advanced Chemistry war extrem politisch, nicht zu vergleichen mit den Hits, die Toni L und Torch jetzt so produzieren. Aber ich weiß ja nicht, was die noch so auf ihren CDs haben.
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Sokrateer
souverän



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Beitrag(#94966) Verfasst am: 23.02.2004, 14:08    Titel: Antworten mit Zitat

AhImSa hat folgendes geschrieben:
es gibt schon gruppen wie die söhne mannheims, torch, die beginner etc die auch mal ein "politisches" lied haben. aber nur deshalb würde ich sie nicht in die kategorie "politische musik" einordnen. denn insgesammt handeln ihre lieder doch von anderen themen und man verbindet mit den bandnamen nicht direkt gesellschaftskritik etc.

Nenne mir eine Zeit in der das anders war und Bands, die das anders machen. Mir würde da fast nur Rage Against The Machine einfallen. Aber deren Texte waren auch auf andere Bereiche anwendbar- und umlenkbar.

Sieh dir mal Bob Marley an. Die meisten seiner Lieder waren seichte Liebeslieder. Politik war bei ihm auch nur ein Element. Auch Ton Steine Scherben hatten viele Texte, die sich nicht mit Politik, sondern mit Liebe, Alltag, Drogen usw. beschäftigten.
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Wygotsky
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Beitrag(#94970) Verfasst am: 23.02.2004, 14:24    Titel: Antworten mit Zitat

Ich erwarte gar nicht, dass ein Musiker vorwiegend politische Lieder schreiben soll. (So er denn überhaupt eigene Texte schreibt.) Manche singen halt gerne über die Liebe, andere übers Saufen, wieder andere über Karneval und wenn da jemand sein Thema gefunden hat und seinen Job mit Leidenschaft macht, hey, warum denn nicht.

Ich finde zum Beispiel Karnevalsschlager voll zum kotzen. Aber wenn ich z.B. die Höhner im Interview sehe, habe ich den Eindruck, dass die ihren Job gerne und mit Leidenschaft machen. Das finde ich sympathisch.

Enttäuscht bin ich eher über die Verbraucherseite. Offenbar wollen die meisten Leute nur noch Liebes und Partylieder hören. Das finde ich schon merkwürdig, weil das Leben auch noch aus anderen Dingen besteht. Aber es gibt ja auch Leute, die nur Liebesromane oder Krimis lesen.
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Sokrateer
souverän



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Beitrag(#94971) Verfasst am: 23.02.2004, 14:27    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Enttäuscht bin ich eher über die Verbraucherseite. Offenbar wollen die meisten Leute nur noch Liebes und Partylieder hören. Das finde ich schon merkwürdig, weil das Leben auch noch aus anderen Dingen besteht. Aber es gibt ja auch Leute, die nur Liebesromane oder Krimis lesen.

Hast du Beweise für dein nur noch? Das zweifle ich nämlich an! Wann war diese angebliche Zeit hochpolitisierter Musik?
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frajo
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Beitrag(#94992) Verfasst am: 23.02.2004, 16:06    Titel: Antworten mit Zitat

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Enttäuscht bin ich eher über die Verbraucherseite. Offenbar wollen die meisten Leute nur noch Liebes und Partylieder hören. Das finde ich schon merkwürdig, weil das Leben auch noch aus anderen Dingen besteht. Aber es gibt ja auch Leute, die nur Liebesromane oder Krimis lesen.

Hast du Beweise für dein nur noch? Das zweifle ich nämlich an! Wann war diese angebliche Zeit hochpolitisierter Musik?

auch ich frage mich, woher wygotsky wissen will, was "die meisten leute" hören.
ich weiß nur, wie das musikangebot im radio aussieht. genauer: bei den radiosendern, die ich öfters höre.
was "die meisten leute" hören, kann ich nicht einmal vermuten; den veröffentlichten daten traue ich prinzipiell nicht, weil so gut wie nie auszuschließen ist, daß sie interessengeleitet sind.
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Wygotsky
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Beitrag(#94994) Verfasst am: 23.02.2004, 16:13    Titel: Antworten mit Zitat

Vielleicht liegt das Problem ja doch nicht auf der Verbraucherseite. Letztlich weiß ich nicht, was die Leute hören wollen. Ich weiß nur, was den ganzen Tag auf bestimmten Radiosendern läuft, worum sich bestimmte TV-Shows drehen, was in den Charts landet. Die Macher behaupten, sie liefern nur das, was der Markt will. Es wäre aber durchaus möglich, dass die Hörer ein höheres Niveau und einen breiteren Geschmack haben, als die Musikindustrie ihnen zutraut. Gleiches gilt für die Filmindustrie, wo es immer wieder vorkommt, dass anspruchsvolle Filme ein doch recht beachtliches Publikum finden.
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frajo
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Beitrag(#95015) Verfasst am: 23.02.2004, 16:49    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Es wäre aber durchaus möglich, dass die Hörer ein höheres Niveau und einen breiteren Geschmack haben, als die Musikindustrie ihnen zutraut. Gleiches gilt für die Filmindustrie, wo es immer wieder vorkommt, dass anspruchsvolle Filme ein doch recht beachtliches Publikum finden.

davon gehe ich sogar aus, wenn auch mit den üblichen statistischen vorbehalten. belegen kann ich's aber nicht, bestenfalls plausibilisieren.
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kamelpeitsche
Weapon of Mass Discussion



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Beitrag(#95101) Verfasst am: 23.02.2004, 19:58    Titel: Antworten mit Zitat

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Torch ist uralt. War früher bei Advanced Chemistry und die gab's wahrscheinlich schon in den 80ern. Advanced Chemistry war extrem politisch, nicht zu vergleichen mit den Hits, die Toni L und Torch jetzt so produzieren. Aber ich weiß ja nicht, was die noch so auf ihren CDs haben.


Ja, gab es zwinkern

Naja, so häufig politische Texte im D-Rap wie von A.C. findet man wirklich nur noch selten, und wenn, dann mehr in der amerikanischen Szene, wie z.B. Jeru the Damaja, welchem seine Gesellschaftskritik bereits als Attitüde anhaftet oder KRS-One, der Religiösität und Politik verbindet.
Aber es scheint mir wirklich so zu sein, dass die allgemeine Anzahl von politischen Musikern zurückgegangen ist. Ich bezweifle nur, dass es an der heutigen politischen Bildung (im positiven Sinne zwinkern ) liegt, wie man auch in den Beispielen repräsentiert sieht (hoffe ich jedenfalls Mr. Green ), schließlich sind deren Jugendtage auch schon vorbei. Naja, eine statistische Erhebung zu dem Thema wäre sicherlich sinnvoll.
Besonders im
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Wygotsky
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Anmeldungsdatum: 25.01.2004
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Beitrag(#95143) Verfasst am: 23.02.2004, 21:24    Titel: Antworten mit Zitat

frajo hat folgendes geschrieben:
Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Es wäre aber durchaus möglich, dass die Hörer ein höheres Niveau und einen breiteren Geschmack haben, als die Musikindustrie ihnen zutraut. Gleiches gilt für die Filmindustrie, wo es immer wieder vorkommt, dass anspruchsvolle Filme ein doch recht beachtliches Publikum finden.

davon gehe ich sogar aus, wenn auch mit den üblichen statistischen vorbehalten. belegen kann ich's aber nicht, bestenfalls plausibilisieren.


Mein Bruder kennt sich ein wenig in der Medienbranche aus. Offenbar hat jeder Privatsender ein Zuschauerprofil, d.h. eine bestimmte Zielgruppe, die er mit seinem Programm anpeilt und mit der er seinerseits Werbekunden wirbt. RTL, RTL2, SAT1 und PRO7 geben offenbar gegenüber Werbekunden an, dass ihre Zuschauer ein geringes Bildungsniveau haben. Das Programm der besagten Sender soll also ausdrücklich anspruchslos sein.

Ich habe den Eindruck, dass die öffentlich-rechtlichen Sender sich redlich bemühen, das Niveau der Privaten noch zu unterbieten.

Mitte der 90er habe ich eine Weile in England gelebt und war sehr beeindruckt von der BBC. Natürlich hatten die auch ziemlich bekloppte Unterhaltungssendungen, es gab aber auch richtig gute Dokumentationen und anspruchsvolle Spielfilme zur besten Sendezeit. Nachts liefen Ausstrahlungen der englischen Fernuniversität, die sich die Studenten per programmiertem Videorecorder aufzeichnen konnten. Für Literaturstudenten liefern z.B. Inszenierungen von Theaterstücken (Ibsen, Shakespeare). Für den Bereich Erziehungswissenschaften kamen kommentierte Aufzeichnungen von Kindern beim Spielen oder beim Lernen im Klassenraum. Dieses Nachtprogramm nannte sich "The Learning Zone". Interessanterweise gab es einen Privatsender namens Channel 4, der das vergleichsweise hohe Niveau der BBC mit eigenen Beiträgen immer wieder überbot. Das war zumindest mein Eindruck zu der Zeit.

Ich möchte dazu anmerken, dass die BBC ausschließlich über Rundfunkgebühren finanziert wird. Es besteht also kein Bedarf sich für ein paar Werbeeinnahmen zur Hure des Marktes zu machen.
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Sokrateer
souverän



Anmeldungsdatum: 05.09.2003
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Beitrag(#95211) Verfasst am: 23.02.2004, 22:35    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Vielleicht liegt das Problem ja doch nicht auf der Verbraucherseite. Letztlich weiß ich nicht, was die Leute hören wollen. Ich weiß nur, was den ganzen Tag auf bestimmten Radiosendern läuft, worum sich bestimmte TV-Shows drehen, was in den Charts landet. Die Macher behaupten, sie liefern nur das, was der Markt will. Es wäre aber durchaus möglich, dass die Hörer ein höheres Niveau und einen breiteren Geschmack haben, als die Musikindustrie ihnen zutraut.

Du hast ganz einfach nicht die gesellschaftliche Funktion seichter Musik verstanden. Es hat schon immer seichte Musik geben und es wird sie auch immer geben. Das gab es schon vor dem Kapitalismus und nannte sich Volkslieder und auch eine postkapitalistische Gesellschaft muss soetwas vorsehen.

Radio und radiokompatible Musik wird im Büro, im Auto, im Reisebus, im Geschäft zur Berieselung und so nebenbei gehört. Genauso hört man sie bei gesellschaftlichen Anlässen, oder Orten, wie im Bierzelt, beim Grätzelfest, in der Dorfdisco etc.

Daher muss diese Musik einen kleinsten gemeinsamen Nenner darstellen. Es gibt ja nicht nur Mainstream und dann gute Musik. Unter guter Musik stellen sich die meisten verschiedenes vor. Üblicherweise ist gute Musik irgendeine Musikrichtung aus der eigenen Jugend. Wenn das Radio was spezielles spielen würde, wie z.B. Deathmetal, dann drehen 99% ab.

Das Gleiche trifft auf die polische Ausrichtung zu. Wie weit geht denn eure Toleranz bezügl. Musik mit offener Aussage wirklich? Was ist mit patriotischer Heimatmusik, Nazimusik, oder chistlicher Missionierungsmusik? Würdet ihr euch das anhören?
Auf dem ach so alternativen FM4 wird ja noch nicht Rammstein gespielt. Pillepalle
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Wygotsky
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Anmeldungsdatum: 25.01.2004
Beiträge: 5014

Beitrag(#95219) Verfasst am: 23.02.2004, 22:52    Titel: Antworten mit Zitat

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Radio und radiokompatible Musik wird im Büro, im Auto, im Reisebus, im Geschäft zur Berieselung und so nebenbei gehört.


Das ist ein vergleichsweise neues Phänomen. In früheren Zeiten war es wesentlich schwieriger an Musik zu kommen.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Daher muss diese Musik einen kleinsten gemeinsamen Nenner darstellen.


Den kleinsten gemeinsamen Nenner muss man deshalb finden, weil TV und Radio Sachen senden, die niemand explizit angefordert hat, die aber trotzdem möglichst viele hören sollen. Wenn man sich aussuchen könnte, was gerade auf das eigene Radio gesendet wird, würden die Leute wahrscheinlich weniger Mainstream und mehr spezielle Sachen bestellen.

Sokrater hat folgendes geschrieben:
Es gibt ja nicht nur Mainstream und dann gute Musik. Unter guter Musik stellen sich die meisten verschiedenes vor.


Und genau diese Verschiedenheit ist es, die mir im Radio fehlt. Ich hör nicht gerne Radio.

Sokrater hat folgendes geschrieben:
Üblicherweise ist gute Musik irgendeine Musikrichtung aus der eigenen Jugend.


Glaub ich nicht. Ich kenne Leute, bei denen das so ist, und Leute, bei denen das ganz anders ist.

Sokrater hat folgendes geschrieben:
Das Gleiche trifft auf die polische Ausrichtung zu. Wie weit geht denn eure Toleranz bezügl. Musik mit offener Aussage wirklich? Was ist mit patriotischer Heimatmusik, Nazimusik, oder chistlicher Missionierungsmusik? Würdet ihr euch das anhören?
Auf dem ach so alternativen FM4 wird ja noch nicht Rammstein gespielt. Pillepalle


Ich kenn schon ziemlich verschiedene Sachen und das muss nicht immer was sein, was mir grad politisch-weltanschaulich genehm ist.

Ich würde gerne mehr von Leuten hören, die längere Zeit im Ausland gelebt haben. Ist da die Musikauswahl im Radio ähnlich einseitig wie bei uns? Ist das Fernsehprogramm vergleichbar doof? Ich wäre nicht überrascht, wennn der kleinste gemeinsame Nenner in manchen Ländern etwas größer und vielseitiger wäre als bei uns. Was das TV angeht hatte ich im England Mitte der 90er genau diesen Eindruck. Aber das war ja auch gebührenfinanziertes Fernsehen.
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Sokrateer
souverän



Anmeldungsdatum: 05.09.2003
Beiträge: 11649
Wohnort: Wien

Beitrag(#95231) Verfasst am: 23.02.2004, 23:07    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Radio und radiokompatible Musik wird im Büro, im Auto, im Reisebus, im Geschäft zur Berieselung und so nebenbei gehört.


Das ist ein vergleichsweise neues Phänomen. In früheren Zeiten war es wesentlich schwieriger an Musik zu kommen.

Damals machte man Musik selber und alleine schon daher musste sie auch einfach sein.

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Daher muss diese Musik einen kleinsten gemeinsamen Nenner darstellen.


Den kleinsten gemeinsamen Nenner muss man deshalb finden, weil TV und Radio Sachen senden, die niemand explizit angefordert hat, die aber trotzdem möglichst viele hören sollen. Wenn man sich aussuchen könnte, was gerade auf das eigene Radio gesendet wird, würden die Leute wahrscheinlich weniger Mainstream und mehr spezielle Sachen bestellen.

Nein, weil sich die Leute auf nichts einigen könnten.

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Sokrater hat folgendes geschrieben:
Es gibt ja nicht nur Mainstream und dann gute Musik. Unter guter Musik stellen sich die meisten verschiedenes vor.


Und genau diese Verschiedenheit ist es, die mir im Radio fehlt. Ich hör nicht gerne Radio.

Dann hör mal Orange94.0 , das freie Radio von Wien. Das kann man auch per Internet hören.
Die haben ein extrem spezielles Programm. Das kann man aber nicht so ganz einfach einschalten und zuhören. Da muss man im Programm nachsehen. Hab's vorher aufgedreht und es hat seltsame Schlagermusik gespielt. Ich hab's keine drei Minuten ausgehalten, dabei bin ich wirklich extrem liberal, was Musikrichtungen angeht.

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Ich würde gerne mehr von Leuten hören, die längere Zeit im Ausland gelebt haben. Ist da die Musikauswahl im Radio ähnlich einseitig wie bei uns? Ist das Fernsehprogramm vergleichbar doof? Ich wäre nicht überrascht, wennn der kleinste gemeinsame Nenner in manchen Ländern etwas größer und vielseitiger wäre als bei uns. Was das TV angeht hatte ich im England Mitte der 90er genau diesen Eindruck. Aber das war ja auch gebührenfinanziertes Fernsehen.

Ich weiß gar nicht, was du hast. Vergleich mal das deutsche TV mit dem österreichischen. Die Deutschen brauchen wirklich nicht zu meckern. Es gibt schließlich Arte, BayernAlpha, Phönix, den ZDFInfokanal und den ZDFDokukanal. Viele der dritten Sender bringen gute Dokumentationen und scharfe Kritik der Politik. Das alles gibt's in Österreich nicht. Wir haben den staatlichen Verkündigungsfunk, der sonst den deutschen Privaten alles nachmacht. Allein, wenn man sich mal vor Augen hält, dass Hermes Phettberg und damit die einzige wirklich kontroverse Sendung Österreichs auf dem Privatsender ATV+ untergekommen ist, zeigt wie schlimm es werden kann.
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Wygotsky
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Anmeldungsdatum: 25.01.2004
Beiträge: 5014

Beitrag(#95237) Verfasst am: 23.02.2004, 23:24    Titel: Antworten mit Zitat

Sokrateer hat folgendes geschrieben:

Damals machte man Musik selber und alleine schon daher musste sie auch einfach sein.


Das was ich an Volksmusik anderer Kulturen kenne, ist in der Regel melodisch und rhythmisch komplexer als "Take me tonight". Man kann davon ausgehen, dass vor der Konservenmusik ein größerer Anteil der Leute als heute gut singen konnte. Und auch wenn viele Volkslieder eine einfache Melodie haben, heißt das noch lange nicht, dass das auch für den Text gelten muss. Man kann eine ganze Vielzahl von Themen gleich leicht auf eine einfache Melodie singen. Der Blick ins Liederbuch offenbahrt: Morgenlieder, Lieder zu den Jahreszeiten, Liebeslieder, Lieder zu Festen, Arbeitslieder (viele verschiedene Arbeiten), Reise und Wanderlieder, Tanzlieder, Lieder über die Musik selbst, Abendlieder, Erntelieder, Jagdlieder, Abschiedslieder, religiöse Lieder, politische Lieder, Balladen und Importe aus anderen Ländern. Eine ganze Welt im Lied. Ungarn ist ein gutes Beispiel für ein Land, das sich bemüht, im Bildungswesen die Vielfalt und den Reichtum des Liedes zu vermitteln.

Sokrater hat folgendes geschrieben:
Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Daher muss diese Musik einen kleinsten gemeinsamen Nenner darstellen.


Den kleinsten gemeinsamen Nenner muss man deshalb finden, weil TV und Radio Sachen senden, die niemand explizit angefordert hat, die aber trotzdem möglichst viele hören sollen. Wenn man sich aussuchen könnte, was gerade auf das eigene Radio gesendet wird, würden die Leute wahrscheinlich weniger Mainstream und mehr spezielle Sachen bestellen.

Nein, weil sich die Leute auf nichts einigen könnten.


Nur die Massenmedien erfordern, dass sich hunderttausende Menschen auf etwas einigen können. Bei anderen Verteilungsformen der Musik, müssen sich nicht so viele einigen, also kann die Vielfalt größer werden.

Sokrater hat folgendes geschrieben:
Ich weiß gar nicht, was du hast. Vergleich mal das deutsche TV mit dem österreichischen. Die Deutschen brauchen wirklich nicht zu meckern. Es gibt schließlich Arte, BayernAlpha, Phönix, den ZDFInfokanal und den ZDFDokukanal. Viele der dritten Sender bringen gute Dokumentationen und scharfe Kritik der Politik. Das alles gibt's in Österreich nicht. Wir haben den staatlichen Verkündigungsfunk, der sonst den deutschen Privaten alles nachmacht. Allein, wenn man sich mal vor Augen hält, dass Hermes Phettberg und damit die einzige wirklich kontroverse Sendung Österreichs auf dem Privatsender ATV+ untergekommen ist, zeigt wie schlimm es werden kann.


Mit Österreich kenn ich mich nicht so aus. Ich kannte den Phettberg. Da hatte ich angenommen, dass die Österreicher cooleres TV haben als wir. Wieder mal ein Griff ins Klo. Lachen


Zuletzt bearbeitet von Wygotsky am 24.02.2004, 16:57, insgesamt einmal bearbeitet
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AhImSa
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Anmeldungsdatum: 17.12.2003
Beiträge: 97
Wohnort: am Mond links vorbei auf den roten Stern

Beitrag(#95346) Verfasst am: 24.02.2004, 13:26    Titel: Antworten mit Zitat

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Nenne mir eine Zeit in der das anders war und Bands, die das anders machen.

bands die das anders machen findet man auch in unserer zeit, eben nur nicht in deutschland, sondern z.b. in spanien und italien. ziemlich bekannte gruppen sind z.b. manu chao, manu negra, 99posse, molotov, modena city ramblers,bisca
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frajo
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Anmeldungsdatum: 25.08.2003
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Beitrag(#95420) Verfasst am: 24.02.2004, 17:44    Titel: Antworten mit Zitat

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Du hast ganz einfach nicht die gesellschaftliche Funktion seichter Musik verstanden.

sie hat eine gesellschaftliche funktion.
mich interessiert aber die frage, ob seichte musik notwendig ist zur wahrnehmung dieser gesellschaftlichen funktion oder ob sie lediglich hinreichend ist.

aufgrund meiner GR-eindrücke hat sich mir der verdacht aufgedrängt, daß die gesellschaftliche funktion, für welche seichte musik angeblich notwendig ist, genauso gut auch von nicht-seichter musik wahrgenommen werden könnte, jedoch nicht genauso billig.
d.h. im klartext:
in D gibt es prozentual so viel seichte musik, weil es die einfachste/billigste art ist, profite zu machen.
in GR hingegen lassen sich auf diese billige tour keine nennenswerten profite einfahren. das angebot an nicht-industrieller, nicht profitorientierter, kreativer, aus dem empfinden und denken von menschen entstandener musik, mit denen sich 99% der "konsumenten" ohne projektionsverrenkungen identifizieren können, ist um größenordnungen reichhaltiger als in D. weil die chancen auf einen regulären arbeitsplatz viel geringer sind als in D, ist der lebensentwurf "sänger"/"musiker" für prozentual viel mehr leute eine wesentlich attraktivere alternative als in D.
hinzu kommt das hohe ansehen von musik und musikern in GR. nicht zum ersten mal weise ich auf den erstaunlich hohen anteil alter leute unter den nicht nur berühmten, sondern auch verehrten, ja geliebten musikern hin.
weil die musik-"konsumenten" in GR seit ewigkeiten verwöhnt von/gewöhnt an ein musikalisches niveau, eine musikalische vielfalt sind, die in EU seines-/ihresgleichen sucht, können die angebote der musikindustrie nur in jenen seltenen fällen kunden in profitabler anzahl anlocken, wenn sie einen der großen zu binden verstanden haben.
d.h. die profite in GR sind so berauschend wie in D nicht. von daher sind auch CD-preise von 40 € verständlich, die für den GR-geldbeutel noch viel astronomischer sind als für den in D.

Zitat:
Es hat schon immer seichte Musik geben und es wird sie auch immer geben.

klar. interessant sind jedoch die nicht statistisch erklärbaren schwankungen zwischen den kulturen.

Zitat:
Das gab es schon vor dem Kapitalismus und nannte sich Volkslieder
Bitte nicht!
sag das besser nicht den leuten im baltikum, in rußland, in GR.
es gibt wunderschöne, uralte volkslieder auch in D; sie sind nur nicht mehr im gebrauch des volkes.
"volkslied" ist nicht synonym mit "geseiche".

Zitat:
und auch eine postkapitalistische Gesellschaft muss soetwas vorsehen.

es wird noch etwas dauern bis zu einer real existierenden postkapitalistischen gesellschaft.
die postkapitalistische gesellschaft wird sich u.a. dadurch vor ihren vorgängern auszeichnen, daß die befriedigung kultureller bedürfnisse nicht "vorgesehen" zu werden braucht, sondern sich zwanglos aus der befriedigung der materiellen bedürfnisse aller menschen ergibt.
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Anmeldungsdatum: 25.08.2003
Beiträge: 11440

Beitrag(#95436) Verfasst am: 24.02.2004, 18:22    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Sokrater hat folgendes geschrieben:
Es gibt ja nicht nur Mainstream und dann gute Musik. Unter guter Musik stellen sich die meisten verschiedenes vor.

Und genau diese Verschiedenheit ist es, die mir im Radio fehlt. Ich hör nicht gerne Radio.


erst, wer längere zeit in GR lebt, weiß, was "vielfalt" im radio bedeuten kann.
dieses kleine land mit weniger als 15% der deutschen bevölkerungszahl weist eine radiolandschaft auf, die in qualität und quantität alles in den schatten stellt, was ich während meiner deutschen jahre mitgekriegt habe. (und ich bin passionierter radiohörer. weil das erste TV-gerät in meinem leben erst auftauchte, als bereits alles zu spät war.)

manche erlebnisse kann ich nur unter zögern weitererzählen, weil mir klar ist, wie unglaubwürdig sie in deutschen ohren klingen.
daß z.b. kirchliche radiostationen (es gibt mehrere sender) interessante, ergebnisoffene, kontroverse diskussionen übertragen; daß dieselben sender alle paar tage mehrstündige kulturbeiträge auf arte-niveau bringen; daß ein stundenlanges anarchismus-feature in einem beliebten (privat-) sender nicht (wie es in D selbstverständlich wäre) abgehoben referiert, sondern von einem verfechter ausgearbeitet und moderiert wird; daß schließlich (auch) in staatlichen sendern keinerlei berührungsängste zu tabu-begriffen wie "kommunismus" oder "17N" (entspricht dem deutschen wohnstuben-gottseibeiuns "RAF") zu vermerken sind, sondern sie als zum leben gehörig akzeptiert werden, ohne dies mit übereinstimmung in eins zu setzen.

auch das TV in GR hat eine größere vielfalt als in D (auch in negativer richtung; ich erwähne nur das stichwort aberglaube Bitte nicht!), aber es würde mir in D nicht unbedingt fehlen. immerhin gibt es dort arte und 3sat.

das gr. radio dagegen ist unersetzbar. es gibt keinen auch nur annähernden ersatz dafür in D.
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Wygotsky
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Anmeldungsdatum: 25.01.2004
Beiträge: 5014

Beitrag(#95439) Verfasst am: 24.02.2004, 18:27    Titel: Antworten mit Zitat

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Beitrag(#95441) Verfasst am: 24.02.2004, 18:38    Titel: Antworten mit Zitat

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Radio und radiokompatible Musik wird im Büro, im Auto, im Reisebus, im Geschäft zur Berieselung und so nebenbei gehört.


Das ist ein vergleichsweise neues Phänomen. In früheren Zeiten war es wesentlich schwieriger an Musik zu kommen.

Damals machte man Musik selber und alleine schon daher musste sie auch einfach sein.

jedes kirchweihfest eines beliebigen griechischen kuhdorfs beweist das gegenteil. hierbei kannst du vorschulkinder zu 5er-, 7er-, 9er-rhythmen (und zwar im selben stück gemixt) tanzen sehen, die das allein vom beispiel ihrer familienangehörigen abgeguckt haben.
es gibt auch "einfache" musik. aber die begeisterung (unter den "einfachen" leuten) flammt erst auf, wenn die schwierigen sachen aufgelegt/gespielt werden. das publikum nimmt aktiv teil, feuert an, klatscht beifall, wenn jemand besonders eindrucksvoll tanzt, besonders schwierige figuren bewältigt. dazu gehört natürlich, daß das publikum selber kompetent ist; jeder weiß, was schwierig ist und was nicht. daher erhält das vierjährige mädchen, das sich nach vielem guten zureden endlich traut, sich in die reihe der tänzer einzugliedern, ebenso sonderbeifall wie der 80-jährige, der nach dem x-ten ouzo sein alter vergessen hat.
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Wygotsky
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Beitrag(#95448) Verfasst am: 24.02.2004, 18:47    Titel: Antworten mit Zitat

Ich war mal in Ungarn auf 'nem Volkstanzfestival. Das war ziemlich unglaublich. Bis dahin hatte ich Volkstanz für 'ne Rentnerbeschäftigung gehalten. In Südungarn ist Volkstanz gerade bei jungen Leuten populär. Meine Chefin erklärte mir, das habe u.a. damit zu tun, dass diese Traditionspflege im Kommunismus nicht so gerne gesehen war. Dadurch habe Volkstanz in der Augen vieler Jugendlicher einen subversiv-rebellischen Touch bekommen. Keine Ahnung, ob da was dran ist. Jedenfalls hatten die eine Tanznummer, wo sich die Tänzerinnen eine Weinflasche auf den Kopf stellten und dann ging ein Kreistanz los, mit vielen Drehungen und Hüpfbewegungen. Die Flasche fiel dabei nicht runter. Es wurden aber nicht nur ungarische Tänze aufgeführt, sondern auch aus anderen Kulturen. Das hat unglaublich Spaß gemacht.

In Irland soll es auch tolle Volksmusik geben. Da war ich leider noch nie.
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frajo
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Beitrag(#95461) Verfasst am: 24.02.2004, 19:06    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Taugen die Zeitungen was?

schon wieder so eine schwierige frage. zynisches Grinsen
ich bin noch nicht weit genug, um das eigenhändig beurteilen zu können.
die zeitungen, die ich ohne größere schwierigkeiten lesen kann, sind lokalblätter ohne allzuweiten horizont.
also so etwas wie die "neuß-grevenbroicher zeitung", die zu lesen ich vor jahrzehnten das mißvergnügen hatte.

daneben gibt es zeitungen wie "to wima" (wörtlich: "der schritt"), die dem hörensagen nach selbst spitzenansprüche befriedigt, die zu lesen mir aber wohl noch einige jahre deutliche schwierigkeiten bereiten wird, weil sie heftig gebrauch vom vokabular der katharevusa macht, jener gebildetensprache, die von meinem persönlichen umfeld nicht gesprochen und kaum mehr verstanden wird als von mir.
d.h. beim lesen dieser zeitung bin ich auf das (ständige) blättern in (mehreren) lexika zurückgeworfen.
nach meinem bisherigen, unvollkommenen eindruck von der presse in GR gibt es keine auffälligen unterschiede bezüglich der vielfalt. in absoluten zahlen gibt es, glaube ich, weniger periodika in GR. auch die auflagenhöhen, hörte ich, sind nicht vergleichbar mit deutschen. (aber das ist auch kein wunder; der markt ist einfach wesentlich kleiner.)

nur eine kleinigkeit am rande sei erwähnt, die auf alle medien (radio, TV, presse) zutrifft und die mich anfangs ziemlich verwirrte; die angewohnheit, namen zu nennen:
"heute gab es einen tödlichen verkehrsunfall zwischen A und B, in der kurve bei C, wobei <vorname> <nachname> aus A, sohn des lehrers <vorname> <nachname> in A, sein leben lassen mußte."
"seit gestern befindet sich die nonne schwester <name> aus dem kloster K in 10 m höhe des strommastes auf dem feld des bauern <vorname> <nachname>, wohnhaft in A, und droht, sich hinunterzustürzen. bei ihr befindet sich ebenfalls seit gestern pater <vorname> <nachname> aus B, der sie von ihrem vorhaben abzubringen versucht. ebenfalls zugegen sind die polizisten <vorname> <nachname> und <vorname> <nachname>...."
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Sokrateer
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Beitrag(#95513) Verfasst am: 24.02.2004, 21:11    Titel: Antworten mit Zitat

AhImSa hat folgendes geschrieben:
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Nenne mir eine Zeit in der das anders war und Bands, die das anders machen.

bands die das anders machen findet man auch in unserer zeit, eben nur nicht in deutschland, sondern z.b. in spanien und italien. ziemlich bekannte gruppen sind z.b. manu chao,

Manu Chao? Gröhl...
Mein Spanisch ist ja noch nicht so weit gediegen. Vielleicht erkenne ich ja irgendeine tiefgründige Politische Aussage manu Chaos nicht.
Viele seiner Lieder sind extrem seicht, ungefähr auf dem Niveau vom Anton aus Tirol.

z.B.
Mano Chao's Weisheit hat folgendes geschrieben:

Me gustan los aviones, me gustas tu.
Me gusta viajar, me gustas tu.
Me gusta la mañana, me gustas tu.
Me gusta el viento, me gustas tu.
Me gusta soñar, me gustas tu.
Me gusta la mar, me gustas tu.

Übersetzung:
Zitat:

Mir gefallen Flugzeuge, du gefällst mir
Mir gefällt es zu reisen, du gefällst mir
Mir gefällt der Morgen, du gefällst mir
Mir gefällt der Wind, du gefällst mir
Mit gefällt es zu träumen, du gefällst mir
Mir gefällt das Meer, du gefällst mir


Denk dir dazu eine Schlagerstimme und du hast den nächsten Hit im Musikantenstadel. Mit den Augen rollen

Clandestino von Manu Chao ist da schon politischer, aber nur von der Anklageseite her. Er zeigt das Leben von "son papiers" auf. Vom harten Brot gewisser Bevölkerungsgruppen zu singen trauen sich aber viele. Ich hab mir aber noch nicht alle seiner Lieder angehört, kann also keine Letztaussage machen. Seine Hits waren jedenfalls durch die Bank apolitisch.

Manu Chao's Popularität bei uns ist wohl in der antideutschen/antiösterreichischen Haltung der intellektuellen Linken begründet. Lieder, Tänze, Religion ist dann schlecht und rektionär, wenn es aus .de oder .at kommt. Wenn aber seichte Musik , Volkstänze oder Relgion aus einem anderen Land kommt, dann ist das cool und alternativ. Einer Nonne hält man vor, sie wäre reaktionär. Eine Muslimin beglückwünscht man, wenn sie sich mutig per Kopftuch zur einer frauen- und demokratiefeindlichen Religion bekennt. Alles was Manu Chao tun muss, ist irgendwo die Schlüsselphrase "Marijuana ilegal" einzustreuen und er wird zum politischen Helden. Was er sonst so singt ist eh egal, versteht eh keiner.

Echt mutig und wirklich politisch wird es dann, wenn Mißstände nicht nur aufgezeigt, sondern auch Lösungsansätze vorgeschlagen werden. Dort scheiden sich nämlich die Geister.

Ton Steine Scherben hat folgendes geschrieben:

Wir brauchen keine Hausbesitzer,
denn die Häuser gehören uns.
Wir brauchen keine Fabriksbesitzer,
die Fabriken gehören uns.

Aus dem Weg Kapitalisten!
Die letzte Schlacht gewinnen wir!


Ton Steine Scherben hat folgendes geschrieben:

Ich bin nicht frei,
und ich kann nur wählen,
welche Diebe mich bestehlen,
welche Mörder mir befehlen.

Ich bin tausendmahl verblutet
und sie haben mich vergessen.
Ich bin tausendmal verhungert
und sie waren vollgefressen.

....
In jeder Stadt und in jedem Land,
schreibt die Parole an jede Wand.

Keine Macht für Niemand!
...


Das ist dann schon ein ganz anderes Kaliber. Ebenso beliebige Texte von Rage Against The Machine, die mal eben fordern: "Everything for everyone, and nothing for ourselves!"


Zuletzt bearbeitet von Sokrateer am 24.02.2004, 21:33, insgesamt einmal bearbeitet
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frajo
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Beitrag(#95518) Verfasst am: 24.02.2004, 21:22    Titel: Antworten mit Zitat

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Ton Steine Scherben hat folgendes geschrieben:

Wir brauchen keine Hausbesitzer,
denn die Häuser gehören uns.
Wir brauchen keine Fabriksbesitzer,
die Fabriken gehören uns.

Aus dem Weg Kapitalisten!
Die letzte Schlacht gewinnen wir!


Ton Steine Scherben hat folgendes geschrieben:

Ich bin nicht frei,
und ich kann nur wählen,
welche Diebe mich bestehlen,
welche Mörder mir befehlen.

Ich bin tausendmahl verblutet
und sie haben mich vergessen.
Ich bin tausendmal verhungert
und sie waren vollgefressen.

....
In jeder Stadt und in jedem Land,
schreibt die Parole an jede Wand.

Keine Macht für Niemand!
...
Ich liebe es... Showdance
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Sokrateer
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Beitrag(#95543) Verfasst am: 24.02.2004, 22:44    Titel: Antworten mit Zitat

frajo hat folgendes geschrieben:
Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Sokrater hat folgendes geschrieben:
Es gibt ja nicht nur Mainstream und dann gute Musik. Unter guter Musik stellen sich die meisten verschiedenes vor.

Und genau diese Verschiedenheit ist es, die mir im Radio fehlt. Ich hör nicht gerne Radio.


erst, wer längere zeit in GR lebt, weiß, was "vielfalt" im radio bedeuten kann.
dieses kleine land mit weniger als 15% der deutschen bevölkerungszahl weist eine radiolandschaft auf, die in qualität und quantität alles in den schatten stellt, was ich während meiner deutschen jahre mitgekriegt habe. (und ich bin passionierter radiohörer. weil das erste TV-gerät in meinem leben erst auftauchte, als bereits alles zu spät war.)

manche erlebnisse kann ich nur unter zögern weitererzählen, weil mir klar ist, wie unglaubwürdig sie in deutschen ohren klingen.
daß z.b. kirchliche radiostationen (es gibt mehrere sender) interessante, ergebnisoffene, kontroverse diskussionen übertragen; daß dieselben sender alle paar tage mehrstündige kulturbeiträge auf arte-niveau bringen; daß ein stundenlanges anarchismus-feature in einem beliebten (privat-) sender nicht (wie es in D selbstverständlich wäre) abgehoben referiert, sondern von einem verfechter ausgearbeitet und moderiert wird; daß schließlich (auch) in staatlichen sendern keinerlei berührungsängste zu tabu-begriffen wie "kommunismus" oder "17N" (entspricht dem deutschen wohnstuben-gottseibeiuns "RAF") zu vermerken sind, sondern sie als zum leben gehörig akzeptiert werden, ohne dies mit übereinstimmung in eins zu setzen.

Wie ich deine Berichte einordnen soll, weiß ich nicht so richtig. Du hast ja sonst auch eine sehr negative Einstellung zu Deutschland und siehst Griechenland durch eine rosarote, fast nationalpatriotische Brille.

Das mit dem Kommunismus in Griechenland wundert mich nicht. In vielen südlichen Ländern ist Kommunismus selbverständlicher Teil des politischen Alltags. Allerdings fürchtet sich dort keiner davor, schließlich spielen die Kommunisten dort immer brav beim Kapitalismus mit, wenn sie an die Macht kommen.

Das im Radio also Kommunismus akzeptiert wird, ist nichts besonderes, obwohl ich das mangels Griechischkenntnissen nicht genau beurteilen kann. Im angelsächsischen Raum z.B. sind die Wörter "liberal", "green", "sozialist", "social democrat" und "welfare" Schimpfwörter. In .at und .de ist das normal. Dementsprechend sieht auch das Radio aus.

Politisches Radio gibt es zum Beispiel in den USA, nämlich das sogenannte AM-Talkradio, also Radio auf Mittelwelle. Die Szene wird aber dort von Rechtskonservativen beherrscht, deren Wörter enormen Einfluss haben.

Kirchen als Veranstalter kontroversier Diskussion gibt es auch bei uns. Sehr beliebt ist da das Thema Sozialabbau und Globalisierung. Das alles spielt sich natürlich nur innerhalb dem von der Kirche genehmen Rahmen ab. Es wird immer gefragt, was "Die Christen" gegen den Sozialabbau, Globalisierung, usw. tun können. Diese Phänomene selbst können ja nur unchristlich sein... Mit den Augen rollen

Du kannst dir ja mal Orange 94.0 - das freie Radio in Wien anhören, das das größte freie Radio Europas ist, haben sie jedenfalls mal behauptet. Gerade eben spielt es Musik, die mit dem GameBoy gemacht wurde. Lachen
Ich bezweifle, dass das massenkompatible Musik ist.
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Sokrateer
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Beitrag(#95565) Verfasst am: 24.02.2004, 23:21    Titel: Antworten mit Zitat

Noch was zur Volksmusik. Natürlich gibt es auch komplizierte und politische Volksmusik. Meine Behauptung ist nur, dass die seichte Musik immer überwogen hat.

Ein Großteil der Volksmusik ist überhaupt nicht überliefert. Wahrscheinlich auch, weil es den Musikliebhabern der jeweiligen Zeit es zu blöd war. Die Märchen der Gebrüder Grimm sind im übrigen auch keine Volksmärchen, sondern erfunden.

Der Wiener Wolfgang von Kempelen, der Erbauer der ersten Sprechmaschine, hat auf einer Expedition auf's Land das erste Mal einen Dudelsack gesehen. Von Kempelen wollte einen haben, weil der die Teile für seine Sprechmaschine brauchte. Er konnte in Wien keinen Auftreiben und musste erst wieder auf's Land um einen zu erstehen.
Ja, in Österreich wurde früher Dudelsack gespielt. Ich habe noch nie österreichische Dudelsackvolkslieder in den einschlägigen österreichischen Volksmusiksendungen gesehen und noch nie im Radio gehört.
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Wygotsky
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Beitrag(#95613) Verfasst am: 25.02.2004, 00:58    Titel: Antworten mit Zitat

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Die Märchen der Gebrüder Grimm sind im übrigen auch keine Volksmärchen, sondern erfunden.


Ich wüsste schon ganz gerne, woher du diese Info hast.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Ja, in Österreich wurde früher Dudelsack gespielt. Ich habe noch nie österreichische Dudelsackvolkslieder in den einschlägigen österreichischen Volksmusiksendungen gesehen und noch nie im Radio gehört.


Wenn eure "Volksmusik-Sendungen" so sind wie unsere, dann siehst du da eher Keyboard und E-Gitarre.
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