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War die Sowjetunion eigentlich eine Diktatur?
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Nav
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Beitrag(#93467) Verfasst am: 20.02.2004, 00:07    Titel: War die Sowjetunion eigentlich eine Diktatur? Antworten mit Zitat

Am Kopf kratzen

Zuerst habe ich das hier gelesen:

http://www.orf.at/ticker/138797.html

Jetzt meine Frage:

Die UdSSR hatte ja auch ein (funktionierendes!) Parlament. Es gab zwar nur eine Partei, aber in der gab es bekanntlich ja auch extrem viele, nicht unterdrückte, Meinungen, der kleine Funktionär hatte da auch was zu sagen.

Vielleicht ist es also falsch, die UdSSR (außer natürlich zur gräßliche Stalinzeit!) als Diktatur zu bezeichnen, wenn es in Wirklichkeit vielleicht doch eine Ein - Parteien - Demokratie war... frei wählen durften die Leute ja trotzdem, weil man durch seine Wahl eines Abgeordneten ja bestimmen konnte, welche politische Richtung das System einschlägt. Am Kopf kratzen

Ich meine, diese Partei hat gleichzeitig einen Gorbatschow und einen Putin gefördert, ersteren als Staats- und Parteichef (später Präsident) und letzteren als KGB - Offizier... wenn das nicht zwei völlig verschiedene Richtungen sind?

Sind wir hier gar nur der faschistisch - imperialistischen US - Propaganda aufgesessen, von wegen "Reich des Bösen"?

Was ist der Unterschied zum System in den USA, wo man gleich nur zwischen "Rechtskonservativ" und "Rechtsradikal (George W. Bush war Mitglied bei Skull n' Bones!)" wählen darf?

Daß es gar mehr Meinungen gab? zynisches Grinsen
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narziss
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Beiträge: 21939

Beitrag(#93469) Verfasst am: 20.02.2004, 00:08    Titel: Antworten mit Zitat

Vielleicht war in den beiden Staaten die Demokratie ähnlich gut gewährleistet, aber ich denke, dass die amerikanische Medienlandschaft der sowetischen doch überlegen war.
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Beitrag(#93471) Verfasst am: 20.02.2004, 00:10    Titel: Antworten mit Zitat

narziss hat folgendes geschrieben:
Vielleicht war in den beiden Staaten die Demokratie ähnlich gut gewährleistet, aber ich denke, dass die amerikanische Medienlandschaft der sowetischen doch überlegen war.


Ja. Aber vielleicht auch nur deshalb, weil die Leute das so wollten und eben darum solche Funktionäre der Partei zu Abgeordneten und Mitgliedern des Zentralkommittees gewählt haben?

Vielleicht hatten sie ja auch Angst vor einer Unterwanderung der Gesellschaft durch amerikanischen Dreck?
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narziss
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Beitrag(#93485) Verfasst am: 20.02.2004, 00:29    Titel: Antworten mit Zitat

Lies mal bitte ne DDR Propaganda Zeitschrift!
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Nav
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Beitrag(#93487) Verfasst am: 20.02.2004, 00:30    Titel: Antworten mit Zitat

narziss hat folgendes geschrieben:
Lies mal bitte ne DDR Propaganda Zeitschrift!


Hast Du eine?
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narziss
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Beitrag(#93500) Verfasst am: 20.02.2004, 00:38    Titel: Antworten mit Zitat

Jede Menge. Meine Mutter hat mir zum Jahresbeginn nen ganzen Kasten mit Zeitungen aus meinem ersten Lebensjahr überreicht. Dabei war auch Zeug aus der DDR.
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Beitrag(#93504) Verfasst am: 20.02.2004, 00:40    Titel: Antworten mit Zitat

narziss hat folgendes geschrieben:
Jede Menge. Meine Mutter hat mir zum Jahresbeginn nen ganzen Kasten mit Zeitungen aus meinem ersten Lebensjahr überreicht. Dabei war auch Zeug aus der DDR.


Dann lies es bitte nochmal und frage Dich hinterher, wieviel davon wirklich Propaganda war und wieviel davon Du nur für Propaganda gehalten hast, weil die von den USA infiltrierten Medien Dir das eigeredet haben. zwinkern
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narziss
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Beitrag(#93505) Verfasst am: 20.02.2004, 00:41    Titel: Antworten mit Zitat

Da steht jede menge unwichtiger Kram drin. Nebenbei dass die Leute im Westen hungern müüssen und dass es der Wirtschaft ausgezeichnet geht.
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Beitrag(#93508) Verfasst am: 20.02.2004, 00:42    Titel: Antworten mit Zitat

narziss hat folgendes geschrieben:
Da steht jede menge unwichtiger Kram drin. Nebenbei dass die Leute im Westen hungern müüssen und dass es der Wirtschaft ausgezeichnet geht.


Genau. Wieviele Arbeiterfamilien hat z.B. ein Hans - Martin Schleyer in die Armut gedrängt? zwinkern
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narziss
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Beitrag(#93510) Verfasst am: 20.02.2004, 00:46    Titel: Antworten mit Zitat

Anscheinend wollten soviele Ostdeutsche von Martin Schleyer in die Armut gedrängt werden, dass sie einen Parcourlauf auf sich nahmen, dem das heutige RealityTV nicht annähernd gerecht werden würde.

Zuletzt bearbeitet von narziss am 20.02.2004, 00:49, insgesamt einmal bearbeitet
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narziss
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 21939

Beitrag(#93512) Verfasst am: 20.02.2004, 00:48    Titel: Antworten mit Zitat

http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=90059#90059
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Wygotsky
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Anmeldungsdatum: 25.01.2004
Beiträge: 5014

Beitrag(#93522) Verfasst am: 20.02.2004, 01:00    Titel: Antworten mit Zitat

Ich hatte als Kind das DDR Kinderbuch "MZ Geschichten". Gegen Ende des Buches nahm ein Arbeiter aus den MZ Werken mit seiner Maschine an einem internationalen Motorradrennen teil. Das war in einem westlichen Land. Während des Rennens gab es einen Unfall. Die westlichen Ärzte kamen zu dem Verunfallten, der in seinem Blute lag und fragten: "Hast du Geld?" Erst als er dies bestätigte, begannen sie mit der Behandlung.

Hat jemand 'ne Idee, wo ich dieses Buch wieder auftreiben könnte?
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narziss
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Beiträge: 21939

Beitrag(#93523) Verfasst am: 20.02.2004, 01:04    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Ich hatte als Kind das DDR Kinderbuch "MZ Geschichten". Gegen Ende des Buches nahm ein Arbeiter aus den MZ Werken mit seiner Maschine an einem internationalen Motorradrennen teil. Das war in einem westlichen Land. Während des Rennens gab es einen Unfall. Die westlichen Ärzte kamen zu dem Verunfallten, der in seinem Blute lag und fragten: "Hast du Geld?" Erst als er dies bestätigte, begannen sie mit der Behandlung.

Hat jemand 'ne Idee, wo ich dieses Buch wieder auftreiben könnte?


Inzwischen sind wir ja fast so weit. Traurig
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Wygotsky
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Anmeldungsdatum: 25.01.2004
Beiträge: 5014

Beitrag(#93526) Verfasst am: 20.02.2004, 01:08    Titel: Antworten mit Zitat

Ja, leider.

Solange es den bösen Kommunismus noch als Alternative gab, musste sich der Kapitalismus eben von seiner freundlichen Seite zeigen. Und die Kommis mussten sich bemühen, dem Volk wenigstens 'nen Trabi hinzustellen.

Jetzt kann man offenbar richtig die Sau raus lassen.
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Critic
oberflächlich



Anmeldungsdatum: 22.07.2003
Beiträge: 15979
Wohnort: Arena of Air

Beitrag(#93546) Verfasst am: 20.02.2004, 03:36    Titel: Antworten mit Zitat

"Living in a free society doesn't mean you can do what you want -- it means you've got to do what you're told." (John T. Lockwood, "How Arlo Guthrie and I Won The War")

Wir müssen uns in diesem Zusammenhang auch zuerst mal fragen, wie wir eine "Demokratie" definieren, oder eigentlich vielmehr, deren Handeln. Ein "gütiger Diktator" kann für ein Volk prinzipiell genauso nutzbringend sein, wie eine konsequent umgesetzte Demokratie. Viele haben das im "Zweiten Reich" (also von 1871-1918) so gesehen: der Bürger hatte keine wirkliche politische Macht (der Reichstag hatte, wenn ich richtig erinnere, keine eigene legislative, sondern nur eine obstruktive Macht, konnte also von der -- vom Kaiser eingesetzten -- Reichsregierung eingebrachte Gesetze nur verzögern, nicht aber eigene einbringen), abgesehen von einigen Sperenzchen ("Sozialistengesetze"...) herrschte aber relative Meinungsfreiheit, und das Kaiserreich war immerhin ein Rechtsstaat.

Eine Demokratie kann aber in den Händen der "richtigen" Leute ebenso verkommen wie eine schlechte Diktatur: speziell gilt das für Plutokraten (Bush wird ja z.B. von mächtigen Vertretern des "militärisch-industriellen Komplexes" unterstützt), die auch nicht anders regieren als Stalinisten, nämlich mit Staatskapitalismus, oder auch indem sie Dissidenten in den staatstreuen bis staatsgeführten Medien als "Verräter" brandmarken. (Rußlands Putin ist ja auch für eine "gelenkte Demokratie", in der die Medien im Wesentlichen seine Meinung verbreiten. So hat er den Sieg seiner Partei geholt, und so wird er auch wieder zum Präsidenten gewählt werden.)

Wenn aber schon die Systeme ähnlich sind, kann dann nicht wenigstens das Handeln unterschiedlich sein? Nö. Sie installieren nach Gutdünken Regime, und wenn jemand an die Macht kommt, der ihnen nicht paßt, servieren sie den ab. Beispiel: Imre Nagy in Ungarn 1956, Alexander Dubcek in der Tschechoslowakei 1968, beide beseitigt durch die Sowjets und ihre "Brudervölker". Mossadegh im Iran 1953?, Allende 1973, Noriega 1990, nur drei von vielen, die durch direktes oder indirektes Handeln der USA beseitigt worden sind. Die Sowjets haben die vietnamesischen Kommunisten gegen die von den USA installierte Diktatur unterstützt. Die USA haben muslimische Fundamentalisten gegen die sozialistische Regierung Afghanistans und deren sowjetische Verbündete unterstützt.

Sind dadurch Rechte gefördert worden, oder waren die Schauplätze dieser Kämpfe nicht bloß Sandkästen für globale Strategie, für kommerzielle Interessen? Mal sehen: 1. Die USA haben die nicaraguanischen Contras unterstützt, die die rechtsgerichtete Diktatur nach der Machtübernahme durch die linken Sandinisten wieder installieren wollten. Die Sandinisten haben ihrerseits das Land zurück zur Demokratie geführt.
2. Die "roten Khmer" haben eines der massivsten Entrechtungsregime installiert, das man sich denken kann, und Millionen ihrer eigenen Landsleute umgebracht. Sie sind von den Vietnamesen vertrieben worden. (Noch dazu haben die USA die Machtübernahme der "roten Khmer" durch ihr Handeln provoziert oder gar gefördert.) Kambodscha hat zumindest die Chance, eine Demokratie zu werden. (Auch wenn es momentan eine "gelenkte Demokratie" ist.)
3. Die USA haben das autokratische Regime des Schah Reza Pahlewi unterstützt, das von einer breiten Koalition von Regimegegnern, die sich alle um den Ayatollah Chomeni geschart haben, beseitigt worden ist. Daraus entstand das etwas wacklige Konstrukt einer "islamischen Republik". (Momentan sieht es leider wieder mehr nach "Islam" aus als nach "Republik".)
4. Es gab sogar "gute" kommunistische Staaten. Titos Jugoslawien gehörte nicht zum Warschauer Pakt, Westeuropäer waren gerngesehene Gäste, es herrschte für die Bürger Reisefreiheit, ... . Als Jugoslawien zusammenbrach -- (US-Kampf gegen das Evil Empire, oder doch nur der Tod Titos daran schuld?) --, brach ein Bürgerkrieg aus, dessen Folgen auch heute noch nachwirken und Europa beanspruchen.
5. Aber auch die kommunistischen Staaten waren nicht "gut" in ihrem Handeln. Man bedenke das brutale Vorgehen der diversen Geheimpolizeiapparate (Stasi, Securitate, KGB, ...) gegen sog. "feindlich negative Kräfte". Die wurden mitunter bei Nacht und Nebel aus dem Bett geholt, heimlich erschossen, bei Nacht und Nebel verbrannt und dann auf irgendeinem Friedhof verscharrt. Das ist durchaus kein rechtliches Vorgehen. Es resultiert aus dem Versuch der Staatsführung, jegliche Meinungen -- außer der eigenen -- zu unterdrücken: durch Zensur, Gefängnisstrafen, oder auch durch Mord.
6. Wenn schon nicht vermittels Mord, so haben "westliche Mächte" doch etliche andere Methoden entwickelt, um Menschen an freier Meinungsäußerung zu hindern. Kommunisten wurden etwa in den 50er Jahren in Schweden lobotomisiert, in der McCarthy-Zeit in den USA in Schauprozessen gesellschaftlich mundtot gemacht, Wehrdienstverweigerer als Verräter gebrandmarkt, ... .

Die Systeme unterscheiden sich also auch nicht großartig in ihrem Handeln voneinander.

Fazit: In einer Sowjetunion der Gorbatschow-Zeit würde der durchschnittliche Mensch kaum anders leben... Wie ein Antiheld von mir so schön gesagt hat: "Freiheit mißt sich nicht daran, ob es im Geschäft drei Sorten Wurst mehr gibt." (Und dann haben die Panzer der "sozialistischen Bruderländer" den "Prager Frühling" beendet...)
_________________
"Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"

Dann bin ich halt bekloppt. Mit den Augen rollen

"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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frajo
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Anmeldungsdatum: 25.08.2003
Beiträge: 11440

Beitrag(#93553) Verfasst am: 20.02.2004, 06:50    Titel: Antworten mit Zitat

ich vermisse vor allem den dynamischen aspekt in deinem vergleich der gesellschaftssysteme. dein text hört sich an, als seien gesellschaftssysteme keinerlei entwicklung unterworfen, als gebe es in der geschichte der menschheit keinerlei entwicklungstendenzen. ein politisches steady state model sozusagen.
so etwas wird aber dem vorliegenden beobachtungsmaterial nicht gerecht.
allein die idee der demokratie selbst ist bereits eine errungenschaft, ein produkt einer gesellschaftlichen entwicklung. auch die globale verbreitung dieser idee ist ein dynamischer vorgang. es ist ja nicht so, daß von anbeginn des herumtaperns des homo sapiens auf diesem planeten alle gesellschaftsmodelle gleichzeitig im angebot waren. es hat sich vielmehr alles entwickelt. und es gibt keinen grund zur annahme, daß die entwicklung stehenbleibt.
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shiningthrough
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Anmeldungsdatum: 08.11.2003
Beiträge: 1099

Beitrag(#93572) Verfasst am: 20.02.2004, 10:17    Titel: Diktatur Antworten mit Zitat

Die UdSSR war selbstverständlich eine Diktatur - und zwar nach eigener Doktrin eine des Proletariats, die im Sozialismus (als Vorläufersytem für eine daraus als hervorgehend gedachte klassenlose Gesellschaft) die vorherige bürgerliche Klasse unterdrückt.

Aber wie sagte schon Wolf Biermann mit Blick auf die DDR:

"Eine Diktatur ja - aber nicht die des Proletariats."

Das alte Lied von Anspruch und Wirklichkeit.
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ric
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Beitrag(#93587) Verfasst am: 20.02.2004, 11:11    Titel: Antworten mit Zitat

Ja.
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defensor_fidei
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Beitrag(#93595) Verfasst am: 20.02.2004, 11:20    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Ich hatte als Kind das DDR Kinderbuch "MZ Geschichten". Gegen Ende des Buches nahm ein Arbeiter aus den MZ Werken mit seiner Maschine an einem internationalen Motorradrennen teil. Das war in einem westlichen Land. Während des Rennens gab es einen Unfall. Die westlichen Ärzte kamen zu dem Verunfallten, der in seinem Blute lag und fragten: "Hast du Geld?" Erst als er dies bestätigte, begannen sie mit der Behandlung.

Hat jemand 'ne Idee, wo ich dieses Buch wieder auftreiben könnte?


Gib mal in die Adress-Zeile http://www.zvab.com ein. In das Suchfeld trage "mz geschichten" ein - es werden z.Z. 7 Treffer angezeigt. Dort kannst du auch direkt bestellen.
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narziss
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
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Beitrag(#93678) Verfasst am: 20.02.2004, 13:24    Titel: Antworten mit Zitat

frajo hat folgendes geschrieben:
ich vermisse vor allem den dynamischen aspekt in deinem vergleich der gesellschaftssysteme. dein text hört sich an, als seien gesellschaftssysteme keinerlei entwicklung unterworfen, als gebe es in der geschichte der menschheit keinerlei entwicklungstendenzen. ein politisches steady state model sozusagen.
so etwas wird aber dem vorliegenden beobachtungsmaterial nicht gerecht.
allein die idee der demokratie selbst ist bereits eine errungenschaft, ein produkt einer gesellschaftlichen entwicklung. auch die globale verbreitung dieser idee ist ein dynamischer vorgang. es ist ja nicht so, daß von anbeginn des herumtaperns des homo sapiens auf diesem planeten alle gesellschaftsmodelle gleichzeitig im angebot waren. es hat sich vielmehr alles entwickelt. und es gibt keinen grund zur annahme, daß die entwicklung stehenbleibt.


Hm man hat im Mittelalter kein Auto beobachtet, das heißt aber nicht, dass man im 20 Jahrhundert keine Autos kannte. zwinkern Nur weil wir etwas bis jetzt noch nicht beobachtet haben heißt es dass es unmöglich ist.
Zumindest kann man sich meist immer etwas anderes vorstellen.
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Wygotsky
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Anmeldungsdatum: 25.01.2004
Beiträge: 5014

Beitrag(#93886) Verfasst am: 20.02.2004, 18:06    Titel: Antworten mit Zitat

defensor_fidei hat folgendes geschrieben:
Gib mal in die Adress-Zeile http://www.zvab.com ein. In das Suchfeld trage "mz geschichten" ein - es werden z.Z. 7 Treffer angezeigt. Dort kannst du auch direkt bestellen.


Danke. Sehr glücklich
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max
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Beiträge: 3055

Beitrag(#93891) Verfasst am: 20.02.2004, 18:23    Titel: Antworten mit Zitat

Fischkopp hat folgendes geschrieben:
Die UdSSR war selbstverständlich eine Diktatur - und zwar nach eigener Doktrin eine des Proletariats, die im Sozialismus (als Vorläufersytem für eine daraus als hervorgehend gedachte klassenlose Gesellschaft) die vorherige bürgerliche Klasse unterdrückt.

Aber wie sagte schon Wolf Biermann mit Blick auf die DDR:

"Eine Diktatur ja - aber nicht die des Proletariats."

Das alte Lied von Anspruch und Wirklichkeit.

Es geht hier eher um das alte Problem von Revolution und Konterrevolution. In der UdSSR war 1917 die Arbeiterklasse - gemeinsam mit den Bauern - an der Macht. Aber dies änderte sich schon im Bürgerkrieg. Es überlebte eigentlich nur der Staatsapparat, während die Arbeiterklasse physisch so stark geschwächt wurde, dass sie der Konterrevolution Stalins Ende der 20er nichts mehr entgegensetzen konnte. Sie dazu auch 19.8.1936: Die Moskauer Prozesse und der Große Terror
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Nordseekrabbe
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Beiträge: 31152
Wohnort: Dresden

Beitrag(#93937) Verfasst am: 20.02.2004, 21:15    Titel: Re: War die Sowjetunion eigentlich eine Diktatur? Antworten mit Zitat

Nav hat folgendes geschrieben:
:
Die UdSSR hatte ja auch ein (funktionierendes!) Parlament. Es gab zwar nur eine Partei, aber in der gab es bekanntlich ja auch extrem viele, nicht unterdrückte, Meinungen, der kleine Funktionär hatte da auch was zu sagen.


Ein Ein-Parteien-Parlament. Das riecht natürlich schon nach Demokratie. zwinkern

Nav hat folgendes geschrieben:

Vielleicht ist es also falsch, die UdSSR (außer natürlich zur gräßliche Stalinzeit!) als Diktatur zu bezeichnen, wenn es in Wirklichkeit vielleicht doch eine Ein - Parteien - Demokratie war... frei wählen durften die Leute ja trotzdem, weil man durch seine Wahl eines Abgeordneten ja bestimmen konnte, welche politische Richtung das System einschlägt. Am Kopf kratzen


Ein Wahlergebnis von 99,999 % darf also künftig als demokratisch bezeichnet werden? Das wird die Stoibers dieser Republik ja freuen. Mit den Augen rollen

Nav hat folgendes geschrieben:

Ich meine, diese Partei hat gleichzeitig einen Gorbatschow und einen Putin gefördert, ersteren als Staats- und Parteichef (später Präsident) und letzteren als KGB - Offizier... wenn das nicht zwei völlig verschiedene Richtungen sind?


Aber sie gehörten beide dergleichen Partei an. Gorbatschow hatte deswegen Erfolg, weil auch in der damaligen Sowjetunion die Zustände so schlimm waren, dass sie so nicht mehr zu halten gewesen wäre.

Nav hat folgendes geschrieben:

Sind wir hier gar nur der faschistisch - imperialistischen US - Propaganda aufgesessen, von wegen "Reich des Bösen"?


Nun, Menschen aus der DDR, die die DDR erlebt haben, mit allem was diesen Staat ausgezeichnet hat, werden Dir da sicherlich etwas anderes berichten können.... Mit den Augen rollen

Nav hat folgendes geschrieben:

Was ist der Unterschied zum System in den USA, wo man gleich nur zwischen "Rechtskonservativ" und "Rechtsradikal (George W. Bush war Mitglied bei Skull n' Bones!)" wählen darf?

Daß es gar mehr Meinungen gab? zynisches Grinsen


Der Unterschied hierzulande ist, dass wir eine viel wachsamere Medienöffentlichkeit haben, die nicht jedes, was die Politik ihr als "Fressen" hinstellt, auch "frisst", sondern manchmal auch so manch einen Skandal aufdeckt, was in den USA unter der Bushadministration sehr wenig zu tage kam.
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frajo
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Anmeldungsdatum: 25.08.2003
Beiträge: 11440

Beitrag(#94076) Verfasst am: 21.02.2004, 01:24    Titel: Re: War die Sowjetunion eigentlich eine Diktatur? Antworten mit Zitat

Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben:
Nav hat folgendes geschrieben:
Sind wir hier gar nur der faschistisch - imperialistischen US - Propaganda aufgesessen, von wegen "Reich des Bösen"?

Nun, Menschen aus der DDR, die die DDR erlebt haben, mit allem was diesen Staat ausgezeichnet hat, werden Dir da sicherlich etwas anderes berichten können.... Mit den Augen rollen

ich bin ein mensch aus der DDR; habe dort neun jahre gelebt.
und du?

Zitat:
Nav hat folgendes geschrieben:

Was ist der Unterschied zum System in den USA, wo man gleich nur zwischen "Rechtskonservativ" und "Rechtsradikal (George W. Bush war Mitglied bei Skull n' Bones!)" wählen darf?

Daß es gar mehr Meinungen gab? zynisches Grinsen


Der Unterschied hierzulande ist, dass wir eine viel wachsamere Medienöffentlichkeit haben, die nicht jedes, was die Politik ihr als "Fressen" hinstellt, auch "frisst", sondern manchmal auch so manch einen Skandal aufdeckt, was in den USA unter der Bushadministration sehr wenig zu tage kam.

seitdem ich die griechischen medien (ein bißchen) kenne, weiß ich, daß meine alte vermutung, die deutsche medienlandschaft sei ein schnarch- und lobbyistenverein, falsch war.
es ist nämlich noch schlimmer.
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Ilja
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Anmeldungsdatum: 12.12.2003
Beiträge: 332

Beitrag(#94173) Verfasst am: 21.02.2004, 14:46    Titel: Re: War die Sowjetunion eigentlich eine Diktatur? Antworten mit Zitat

Nav hat folgendes geschrieben:
Die UdSSR hatte ja auch ein (funktionierendes!) Parlament.

LOL.

Aber, doch, ich kenne eine Story in der das Parlament funktioniert hat. Wir haben damals lange gelacht als wir das gelesen haben. Es ging um die diplomatische Anerkennung der polnischen Regierung zum Ende des Krieges hin. Es gab da zwei Kandidaten, eine prosowjetische (die zu dem Zeitpunkt wohl in Lublin saß, AFAIR) und eine Londoner Exilregierung.

Brief Churchills an Stalin: "Ich bitte Sie, die Lubliner Regierung nicht diplomatisch anzuerkennen."

Brief Stalins an Churchill: "Ich würde Ihrer Bitte gerne entsprechen, leider sind mir die Hände gebunden, da das Parlament gestern die Anerkennung der Lubliner Regierung beschlossen hat."

Zitat:

Es gab zwar nur eine Partei, aber in der gab es bekanntlich ja auch extrem viele, nicht unterdrückte, Meinungen, der kleine Funktionär hatte da auch was zu sagen.

In jeder Diktatur gibt es verschiedene Leute die lokal was zu sagen haben.
Zitat:

frei wählen durften die Leute ja trotzdem, weil man durch seine Wahl eines Abgeordneten ja bestimmen konnte, welche politische Richtung das System einschlägt.

Vergiss es. Die Wahlen waren eine reine Farce.
Zitat:

Was ist der Unterschied zum System in den USA, wo man gleich nur zwischen "Rechtskonservativ" und "Rechtsradikal (George W. Bush war Mitglied bei Skull n' Bones!)" wählen darf?

Ich denke nicht, dass der Unterschied was die Machthaber selbst betrifft allzu groß ist.

Der wesentliche Unterschied sind die Rechte des einzelnen Bürgers. Redefreiheit, Pressefreiheit, wirtschaftliche Freiheit, Eigentum, Recht auf Waffenbesitz und all sowas. Gewaltenteilung, unabhängige Gerichte, eine Verfassung die teilweise nicht nur Papier ist.
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TanjaKrienen
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Anmeldungsdatum: 07.10.2003
Beiträge: 105

Beitrag(#94204) Verfasst am: 21.02.2004, 15:35    Titel: Nationalbolschewismus Antworten mit Zitat

Nationalbolschewismus: Göbbels war prosowjetisch eingestellt!

Aus Francois Furets „Das Ende der Illusion“:

„Nun überschneidet sich aber diese ideologische Komplizenschaft, die Stalin durch den gemeinsamen Hass auf die Sozialdemokraten mit den Nationalsozialisten verbindet, teilweise mit wechselseitigem nationalem Interesse. Die Zusammenarbeit wird in deutschen Führungskreisen sehr positiv aufgenommen…es sind in jedem Fall Angehörige von Schichten, die traditionsgemäß dem Westen gegenüber eine feindliche Haltung einnehmen: die konservativen Abgeordneten des Reichstages haben sich mit der kommunistischen Partei verbündet und gemeinsam gegen den Locarno-Vertrag und den Dawes-Plan gestimmt. Sie waren die beständigsten Verfechter einer prorussischen Außenpolitik. Und Stalin erschien ihnen recht bald schon eher als nationaler Diktator denn als revolutionärer Führer.

In der Tat, Stalins Machtantritt festigte die Sympathien, die die revolutionär-konservative deutsche Rechte seit 1919, in unterschiedlichem Maße für die UDSSR hegte. Denn der Georgier scheint, trotz seiner Herkunft, die sowjetische Revolution eine russische Ausrichtung gegeben und damit ihre nationale Glaubwürdigkeit wieder hergestellt zu haben. Er vertrieb die Juden aus Moskau aus ihren Machtpositionen, er verkündete den 5-Jahres-Plan und die Kollektivierung der Landwirtschaft, zwei echte Kriegserklärungen an den westlichen Kapitalismus.

Die Vorstellung vom Bolschewismus änderte sich, und diese seltsame nationalbolschewistische deutsche Rechte erkennt ihre eigenen Leidenschaften um so besser wieder, als sein im rückständigen, dem Willen eines einzelnen Mannes unterworfenen Russland umgesetzt wird. Der Hass auf den Westen, die Allmacht der politischen Entscheidung, der Kult, der um die Arbeit und den Arbeiter betreiben wird…Dieses Ideengemenge findet sich z.B. bei Ernst Niekisch, einem ehemaligen Aktivisten der extremen Linken. Er wird Nationalist, weil er der prowestlichen Außenpolitik der Weimarer Republik feindlich gegenübersteht. Er behält die Idee von der Auserwähltheit des Arbeiters bei, aber macht diesen nicht mehr zum Befreier der Menschheit, sondern er verkörpert jetzt die Nation, ist das Symbol der Staatsräson.

Der Nationalbolschewismus ist jedoch nicht nur ein unter Schriftstellern oder Intellektuellen zu beobachtendes Phänomen. Es stößt in zahlreichen Jugendorganisationen, bis hin zum linken Flügel der Nazipartei, auf ein breites Echo. Göbbels war, weil ihm der Westen verhasst war, immer eher prorussisch, ja sogar prosowjetisch eingestellt, ebenso Otto Strasser. Zahlreiche Gruppen entschließen sich zu einem gemeinsamen Vorgehen mit der deutschen KP. Sie sind davon überzeugt, dass dies, auch wenn der Kommunismus sich vorübergehend durchsetzen sollte, letztendlich den Weg für einen völkischen Sozialismus freimachen wird. Die Kommunisten denken ebenso, allerdings in entgegen gesetzter Richtung. In diese Richtung geht die „Programmatische Erklärung zur nationalen und sozialen Befreiung des deutschen Volkes“, die am 30. August 1930 von der KPD veröffentlicht wird. Mit diesem Papier, das vom Tenor her deutlich gegen die Versailler Verträge gerichtet ist, bemüht man sich, die nationalsozialistischen Wähler für die kommunistische Revolution zurück zu gewinnen. Das scheint durch das spätere Ausscheiden Otto Strassers aus der Nazipartei möglich. Diese Illusion hält sich bis zur Niederlage.

Stalin steht hinter der Politik der KPD und sein Vertrauensmann Thälmann übernimmt die Leitung der Partei. Er verhandelt seit geraumer Zeit mit der Rechten, denn er möchte herausfinden, was sie über gemeinsame Ideen hinaus an Interessen und Erwartungen miteinander verbindet. Wieso sollte er nicht, genauso wie sie selbst, davon überzeugt sein. Die nationalsozialistische Bewegung zu gegebener Zeit kontrollieren zu können? Im Übrigen ist in seinen Augen alles, was sich zum rechten Flügel der SPD rechnet, komplett dem Bürgerlichen Lager zuzuordnen – mit Ausnahe derjenigen, die prorussisch eingestellt sind.

Die nationalsozialistische Revolution vollzieht sich auf innenpolitischer Ebene, nachdem Hitler Reichskanzler geworden ist. Hitler lässt am 30. Juni 1934 ungefähr hundert seiner Mitstreiter hinrichten, als ersten den Stabschef der SA, Ernst Röhm, einen seiner ältesten Kameraden. Lachen
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max
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Anmeldungsdatum: 18.07.2003
Beiträge: 3055

Beitrag(#94402) Verfasst am: 21.02.2004, 23:37    Titel: Antworten mit Zitat

TanjaKrienen hat folgendes geschrieben:
Und Stalin erschien ihnen recht bald schon eher als nationaler Diktator denn als revolutionärer Führer.

Stalin war - auf jeden Fall Ende der 20er - ein nationalistischer Diktator und kein Revolutionär. Stalin bekämpfte wiederholt sozialistische Revolutionen und unterstützte bürgerliche Konterrevolutionäre, z.B. in China 1926 und in Spanien 1936.

Keine Ahnung, was dein Beitrag wirklich aussagen soll. Aber es sollte bekannt sein, dass die deutsche Rechte fanatisch gegen die UdSSR eingestellt war. Hitler brach bekanntermassen den Hitler-Stalin-Pakt, womit er seine militärische Niederlage einleitete.
TanjaKrienen hat folgendes geschrieben:
Er vertrieb die Juden aus Moskau aus ihren Machtpositionen, er verkündete den 5-Jahres-Plan und die Kollektivierung der Landwirtschaft, zwei echte Kriegserklärungen an den westlichen Kapitalismus.

Aber nur eine Kriegserklärung in dem Sinn, dass Russland durch diese Massnahmen zu einem ernsthaften imperialistischen Konkurrenten wurde, da diese Schritte Stalins die Industrialisierung Russlands und damit die Entwicklung des Kapitalismus, wenn auch in der besonderen Form des Staatskapitalismus, ermöglichten.
TanjaKrienen hat folgendes geschrieben:
Die nationalsozialistische Revolution vollzieht sich auf innenpolitischer Ebene, nachdem Hitler Reichskanzler geworden ist. Hitler lässt am 30. Juni 1934 ungefähr hundert seiner Mitstreiter hinrichten, als ersten den Stabschef der SA, Ernst Röhm, einen seiner ältesten Kameraden.

Es gab keine nationalsozialistische Revolution. Es stimmt zwar, dass es einen Flügel in der NSDAP gab, der eine soziale Revolution auf nationaler Basis wollte, aber genau dieser wurde im "Röhm-Putsch" von Hitler ausgeschaltet. Die Nazis dienten der herrschenden Klasse dazu, den sozialen Status quo zu erhalten.
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Burkard Schulte-Vogelheim
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Beitrag(#94418) Verfasst am: 22.02.2004, 01:03    Titel: Re: Nationalbolschewismus Antworten mit Zitat

Hallo Tanja,

Man kann jahrelang in der DKP und diversen Nachfolgeorganisationen gewesen sein, kann sich über die eigene Dummheit furchtbar ärgern, sollte sich dann allerdings hüten, diese Wut mit Fälschungen zu kompensieren. Das lohnt sich einmal nicht, weil Denunzianten ala Peter Schütt nicht mehr gefragt sind und bringt des weiteren auch keinen weiter. Richtig ist, die KPD nahm unter Ernst Thälmann gefährliche nationalistische Züge an. Züge, die zu Überschneidungen mit der SA führten. Richtig ist des weiteren, daß sich die KPdSu(B) antisemitischer Stimmungen bediente. Falsch allerdings wäre - und darauf läuft Deine Aussage hinaus - dies mit dem rassistischen, industriemäßig betriebenen Völkermord Nazideutschlands gleichzusetzen.
Bekannt ist, oder sollte jedem mit Arbeiterbewegung verbundenen, bekannt sein, daß der Mord in der Sowjetunion an "Klassengegnern" aber vor allem auch Kommunisten, in die Millionen geht. Dazu wird kein Schwarzbuch gebraucht, weder das von Curtois noch das von Kurz, man hat es zu wissen. Und aus diesen Erkenntnissen heraus ist es Pflicht für jeden klassenbewußten Arbeiter, alles zu tun, daß sich dieses nie wiederholen kann. Das ist der Fall, ein Ansatz dazu war auf dem XX. Parteitag der KPdSU(B) 1956 erkennbar, ein anderes Thema, warum die SU und die anderen sozialistischen Länder von da an nicht über das Stadium der Diktatur hinauskamen.
"Nationalkommunisten", was möchtest Du mit Deiner Fälschung, nichts anderes stellt Dein Text dar, bewirken? Doch wohl nichts anderes, als eine Gleichsetzung dessen, was nicht gleichzusetzen ist. Gleichsetzen Maos "Kulturrevolution"? Gleichsetzen Envar Hodschas tausendfachen Mord an Christen und Muslimen? Gleichsetzen die Killing Fields Pol Pots? Gleichsetzen die Blutspur des "Leuchtenden Pfades" Guzmans? Gleichsetzen, ich widerhole mich mit dem Holocaust? Das kann es doch nicht sein! Du begibst dich auf die gleiche, niedere Ebene jener "Linken", die äußerst fahrlässig den Genozid mit dem mörderischen Treiben der USA in Vietnam gleichsetzen. Auf die gleiche Ebene wie Dutschke, Ulrike Meinhoff, Horst Mahler, Bernd Rabehl, die Israel als "faschistisch" denunzierten. Was also willst Du?


Gruß

Burkard


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Beitrag(#94458) Verfasst am: 22.02.2004, 03:50    Titel: Antworten mit Zitat

frajo hat folgendes geschrieben:
ich vermisse vor allem den dynamischen aspekt in deinem vergleich der gesellschaftssysteme. dein text hört sich an, als seien gesellschaftssysteme keinerlei entwicklung unterworfen, als gebe es in der geschichte der menschheit keinerlei entwicklungstendenzen. ein politisches steady state model sozusagen.
so etwas wird aber dem vorliegenden beobachtungsmaterial nicht gerecht.
allein die idee der demokratie selbst ist bereits eine errungenschaft, ein produkt einer gesellschaftlichen entwicklung. auch die globale verbreitung dieser idee ist ein dynamischer vorgang. es ist ja nicht so, daß von anbeginn des herumtaperns des homo sapiens auf diesem planeten alle gesellschaftsmodelle gleichzeitig im angebot waren. es hat sich vielmehr alles entwickelt. und es gibt keinen grund zur annahme, daß die entwicklung stehenbleibt.


Aber manchmal sieht man eine Entwicklung auch nicht. Es mag sein, daß sich etwa die Beweggründe geändert haben -- mit dem bösen Kommunismus kann man den Überfall auf ein souveränes Land (oder auch nur eine "abtrünnige Provinz") heute nicht mehr begründen --, aber die Methoden sind i.a. die selben geblieben. Der "Besteckkasten" hat sich in den letzten 2000 Jahren auch nur um den Einsatz von Luftkampfeinheiten vergrößert, was ansonsten Krieg und Diplomatie angeht, ist alles beim Alten geblieben. Natürlich sind die Systeme "vom Himmel gefallen", sondern irgendwann ausgedacht worden, und haben sich auch entwickelt. Aber das gilt nicht wirklich für den Zeitraum der Betrachtung?! Mit den Augen rollen

Auf mehr bezog sich die Bestandsaufnahme gar nicht, eben nicht so sehr auf die Moral einer Gesellschaft, wie etwa mit Nonkonformisten umzugehen sei, ob man sie also akzeptieren, umerziehen oder gleich beseitigen soll, auch nicht auf Zahl der Morde der Führer, sondern die prinzipielle Bereitschaft zu morden. Gorbatschow war wohl ein erträglicherer "Führer" als Stalin (die Menschen haben aber paradoxerweise "Gorbi" für den Ruin des Systems verantwortlich gemacht, während sie Stalin nicht für den Terror verantwortlich gemacht haben), und als er den Kommunismus mit Gewalt hätte retten können, hat er darauf verzichtet. Allerdings weiß ich nicht, ob Gorbatschow nicht bezüglich seiner Moralvorstellungen ein sehr weiter Ausreißer war. Unter Jelzin und Putin wurde und wird immerhin wieder ein Full-scale-war (inklusive atrocities) geführt. Auf der US-Seite Carter. Die einzige Militäraktion während seiner Amtszeit war doch der mißglückte Rettungsversuch für die Geiseln in Teheran. Während andere Präsidenten fast nach Belieben andere Länder angegriffen haben.

(Ich rede mich schon wieder um Kopf und Kragen. Mit den Augen rollen)

Fazit: Es mag sein, daß es eine Entwicklung gibt. Aber (mal ganz ideologie-neutral gesagt:) der Imperialismus ist immer noch der selbe.
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Dann bin ich halt bekloppt. Mit den Augen rollen

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Beiträge: 11440

Beitrag(#94460) Verfasst am: 22.02.2004, 03:59    Titel: Antworten mit Zitat

Critic hat folgendes geschrieben:
Aber manchmal sieht man eine Entwicklung auch nicht.

...
Zitat:
Fazit: Es mag sein, daß es eine Entwicklung gibt. Aber (mal ganz ideologie-neutral gesagt:) der Imperialismus ist immer noch der selbe.

ein mikroskop ist nicht das geeignete instrument, um "langfristige" entwicklungstendenzen aufzuspüren.
angesichts der zeiträume von millionen jahren, welche anderen lebewesen auf diesem planeten zur verfügung standen, um sich zu entwickeln (oder auch, um sich abzuwickeln), wäre es nur fair, die hominiden ebenfalls nicht nur auf der mikroskala der jahrtausende zu beäugen.
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