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Heinz-Werner Kubitza: Der Dogmenwahn. Scheinprobleme der Theologie

 
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HiobHolbach
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Anmeldungsdatum: 28.07.2007
Beiträge: 1714

Beitrag(#1989035) Verfasst am: 08.03.2015, 11:37    Titel: Heinz-Werner Kubitza: Der Dogmenwahn. Scheinprobleme der Theologie Antworten mit Zitat

Nach „Der Jesuswahn“ (2011) und „Verführte Jugend“ (2011) ist „Der Dogmenwahn“ (2015) die dritte antichristliche Aufklärungsschrift des „gottseidank“ inzwischen mit Hilfe von Franz Buggle und anderen kirchenkritischen Autoren vom Glauben abgefallenen Theologen und Verlegers Heinz-Werner Kubitza. Schrift 1 zeigt, warum die Bibel „das am meisten überschätzte Buch der Weltliteratur“ und Jesus die „am meisten überschätzte Person der Weltgeschichte“ ist. Schrift 2 zerpflückt die „Grundlagen“ des kath. Glaubens anhand des locker-dümmlich daherkommenden Jungendkatechismus („Youcat“) der römisch-katholischen Kirche. In Schrift 3 nimmt sich Kubitza ganz überwiegend evangelische Dogmatiker vor, zitiert aus deren Abhandlungen zu Fragen des Glaubens und geht den entsprechenden Scheinproblemen auf den Grund.
Das Buch lohnt sich allein schon als Zitatesammlung. Ich kann das hier nur durch ein paar Aussagen von Autoren andeuten, die Kubitza besonders oft zitiert und kommentiert hat:

Hans-Martin Barth: „Gottes Trinität ist nicht etwas, was man verstehen muss, sondern etwas, das man verstehen muss als etwas, das man nicht verstehen kann.“ (S. 210)
Christopher Frey: „Unter dem Einfluss historisch-kritischer Forschung hat sich die Bibel in eine Sammlung von Dokumenten einer vorderasiatischen Volksreligion und ihrer Abspaltungen aufgelöst.“ (S. 121) „Das alte Verfahren der Dogmatik, nahezu beliebig biblische Aussagen als Belege zu benutzen, geht eben nicht mehr.“ (S. 128)
Wilfried Härle: „Der heilige Zorn bzw. die zornige Liebe Gottes [sic!] richtet sich um des geliebten Menschen willen gegen alles, was ihm bzw. wodurch er sich selbst schadet.“ (S. 191)
Wilfried Joest: „Das Alte Testament ist zu lesen als Dokument der Religionsgeschichte seiner Zeit, nicht als verschlüsselte Vorausdarstellung einer künftigen Zeit.“ (S. 101) „Das Neue Testament ist im Lichte des Alten auszulegen, weil und insofern eben im Alten Testament das Wort des ewigen Gottes (Jes 40,8; vergl. 1.Petr 1,25), zu vernehmen ist.“ (S. 101) „Die Bibel ist im Geiste ihres göttlichen Autors zu verstehen, der sich in ihr auf vielstimmige Weise äußert.“ (S. 126)
Rochus Leonhardt: „Allein der Vater zeugt, allein der Vater (und der Sohn) haucht; weder der Sohn zeugt noch haucht der Geist.“ (S. 207)
Horst Georg Pöhlmann: „Sosehr die Liebe Gottes seinen Zorn voraussetzt [sic!], ist der Zorn doch selbst nicht Gottes zweites Wesen, sondern lediglich der Entzug seines Wesens, das einzig die Liebe ist. … Gott ist Liebe. Gott ist aber nicht Zorn.“ (S. 191)
Gunda Schneider-Flume: „Wer Gott ist, das kann nur in Jesus Christus erkannt werden.“ (S. 170) „Wegen Unerheblichkeit ist die Rede von Gott und insbesondere die vom Schöpfergott im Meer der Gleichgültigkeit versunken.“ (S. 236)
Wolfgang Trillhaas: „Gottes Selbstkundgabe kann nur quer durch die Geschichte und durch die Natur hindurch geschehen. Sie ist nur als verhüllte Selbstkundgabe denkbar.“ (S. 61)

Auch dieses Buch bekommt fünf Sterne von mir, zusätzlich sollten die Giordano-Bruno-Stiftung (gbs) oder der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) Herrn Kubitza noch eine Tapferkeitsmedaille verleihen. Nicht, weil es in Deutschland gefährlich wäre, Theologen zu kritisieren, sondern weil es wirklich Angenehmeres gibt, als sich jahrelang nebenberuflich und mit wenig Aussicht auf finanziellen Erfolg mit pseudowissenschaftlichem und pseudointellektuellem theo-logischem Geschwurbel auseinander zu setzen. Denn Theologie ist (von empirisch forschenden Randgebieten abgesehen) nach Hans Albert „der professionalisierte und institutionalisierte Missbrauch der Vernunft im Dienste des Glaubens“. Denn „Gott, der Hauptgegenstand der Theologie, ist nach Theologenauskunft allmächtig und allwissend, aber zumindest auch unsichtbar und vielleicht gar nicht existent.“ (Kubitza, S. 37) „Die Verschwendung geistiger Ressourcen wird dabei nicht beklagt; man ist daran gewöhnt.“ (Kubitza, S. 59)

Der „Dogmenwahn“ hat an die 400 relativ eng beschriebene Seiten. Man könnte denken, das sei angesichts des untersuchten nebulösen Gegenstands viel zu viel der Ehre. Aber Kubitza schreibt so klar, informativ und gleichzeitig unterhaltsam (ich mag besonders seine bildlichen Vergleiche), dass sich beim Leser kaum Ermüdungserscheinungen einstellen. Angenehm ist auch, dass der Autor zwar immer wieder deutlich seine Meinung sagt, aber genug Abstand und Wissen (z.B. über die Bibel) hat, um dabei nicht verbissen zu wirken. Wer eine profunde Kritik der „modernen“ (evangelischen) Theologie sucht, wird auch auf längere Sicht nichts Besseres finden.

Siehe auch diese meist ausführlicheren Besprechungen:
http://hpd.de/artikel/11184 (Siegfried R. Krebs)
http://hpd.de/artikel/11287 (Prof. Horst Herrmann)
http://tinyurl.com/pps9lll (Amazon)
_________________
Bibel- und Kirchenkritik: www.reimbibel.de
Kritik an § 217 StGB (Verbot der professionellen Suizidhilfe): www.reimbibel.de/217.htm
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Chinasky
dirty ol' man



Anmeldungsdatum: 27.03.2006
Beiträge: 1257
Wohnort: Hoher Norden

Beitrag(#1989059) Verfasst am: 08.03.2015, 14:45    Titel: Antworten mit Zitat

Danke für den Hinweis. Werde mir das wohl mal auf den Kindle runterholen. Verlegen Lachen
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