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Die Arroganz der Empathen
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Samson83
registrierter User



Anmeldungsdatum: 18.01.2013
Beiträge: 6833

Beitrag(#2004391) Verfasst am: 02.06.2015, 22:31    Titel: Die Arroganz der Empathen Antworten mit Zitat

Ich denke schon ewig über ethische Fragen nach. Ich versuche schon ewig, so etwas wie eine annähernd objektivierbare Ethik zu finden, und so etwas wie eine schlüssige, transzendente Moralbegründung. Bisher vergeblich. Der Utilitarismus ist ein Ansatz, nicht mehr.

Im vollen Bewusstsein,dass Schopenhauer von der akademischen Philosophie, obgleich begnadeter Stilist, nicht ernst genommen wird, scheint mir sein Standpunkt, dass die einzige Quelle von Ethik Mitgefühl, mithin Empathie ist, noch als das überzeugendste Konzept zu sein.

Nur: Gefühle kann man haben und äußern, aber nicht fordern. Ist es daher nicht eine unglaublich distanzlose Arroganz, den eigenen Maßstab an Empathie als verbindlich betrachten zu wollen?

Gibt es irgendeine tragfähige Grundlage außer dem eigenen Gefühl (Subjektiv! Relativ! Irrelevant!) sich gegenüber Personen wütend zu äußern, die sich hämisch über ertrunkene Flüchtlinge äußern; die begeistert Fleisch aus Massentierhaltung konsumieren; Gorillas jagen gehen, oder noch schlimmeres tun?

Auf meine Frage: Ist die bloße Erkenntnis, dass das eigene Handeln empfindungsfähigen Wesen vermeidbares Leid zufügt, ein hinreichender Grund,dieses Verhalten zu unterlassen; habe ich noch nie eine Antwort ohne Aggressivität oder Sarkasmus erhalten.

Aber trifft diese Frage nicht den Kern? Gibt es außer Kivals mehrfach gefallener Antwort "wenn man kein amoralisches Arschloch sein will... " überhaupt einen Ansatz, zu ethischem Verhalten zu bewegen? Und entzieht das Fehlen der berühmten Letztbegründung nicht jeglicher Forderung an Andere sämtlichen Boden?

Ich muss zugeben, dass mich begründungsfreies Fordern an andere provoziert. Begründungsfreies und von reinem Gefühl getragene Forderung nach Tierschutz provoziert zu Äußerungen wie der mit den Gorillajagden. Forderungen nach Solidarität an andere (statt sich auf eigene Hilfe zu beschränken) bzgl. etwa Migranten oder sozial Bedürftigen provoziert zu zynischsten Bemerkungen über selbige, einfach weil die Arroganz, mit der man den eigenen Grad an Gefühl absolut setzt. Welche Arroganz. Ich muss in der Tat zugeben, dass mich eine aus bloßem Eigennutz und Besitzerhaltungsstreben entspringende rechte Gesinnung weniger abstößt, ja teilweise anspricht; als eine substanzlos Solidarität fordernde Linke.

Mich würde interessieren, ob die vorstehenden Überlegungen hier als schlüssig, vertretbar erscheinen; oder kompletten Blödsinn darstellen. Wenn ja, wäre eine Begründung die über reine Aggression hinausgeht interessant.
_________________
An alle: Lasst Euch dadurch nicht in die Irre führen. Dieser braune Burschi muss bearbeitet werden - immer hart an der Sache. Macht ihn mürbe! (Kramer)
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Commander Vimes
registrierter User



Anmeldungsdatum: 25.01.2013
Beiträge: 877
Wohnort: Ankh-Morpork

Beitrag(#2004402) Verfasst am: 02.06.2015, 23:32    Titel: Antworten mit Zitat

Ich glaube nicht, dass Ethik rational begründbar ist. Natürlich lassen sich Emotionen wie Mitgefühl evolutionsbiologisch gut erklären. Sollten diese Gefühle im Einzelfall aber nicht oder nur sehr geringfügig ausgebildet sein, bleibt aber allenfalls der Wunsch nach gesellschaftlicher Akzeptanz oder die Angst vor negativen Konsequenzen, die jemanden abhalten, die "abscheulichsten" Dinge zu tun.
_________________
There is a rumour going around that I have found God. I think this is unlikely because I have enough difficulty finding my keys, and there is empirical evidence that they exist.
(Terry Pratchett)
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achim01
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Anmeldungsdatum: 10.10.2010
Beiträge: 1071

Beitrag(#2004403) Verfasst am: 02.06.2015, 23:34    Titel: Re: Die Arroganz der Empathen Antworten mit Zitat

Samson83 hat folgendes geschrieben:
objektivierbare Ethik

?
Kann ich mir nicht vorstellen.
M.E. verfolgt jede Ethik ein Ziel - ob bewusst oder unbewusst.
Man sollte deshalb fragen: Welche Gesellschaft wird sich aus einer bestimmten Ethik etablieren und will ich diese Gesellschaft haben?
Und weiter fragen: Wird diese Gesellschaft überlebensfähig oder nur gutgemeint sein? Entspringt die "Gute Ethik" vielleicht doch nur einer schlimmen, realitätsfernen Sozialromantik?
Ich sehe das Unterfangen, eine transzendent objektivierbare Ethik zu installieren, als einen vergeblichen Versuch an.
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Mad Magic
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Anmeldungsdatum: 08.09.2007
Beiträge: 2172

Beitrag(#2004405) Verfasst am: 03.06.2015, 00:22    Titel: Re: Die Arroganz der Empathen Antworten mit Zitat

Samson83 hat folgendes geschrieben:
Ich denke schon ewig über ethische Fragen nach. Ich versuche schon ewig, so etwas wie eine annähernd objektivierbare Ethik zu finden, und so etwas wie eine schlüssige, transzendente Moralbegründung.

Wieso eigentlich?

Zitat:
Bisher vergeblich. Der Utilitarismus ist ein Ansatz, nicht mehr.

Er ist irgendwie zu wenig Schulterzucken

Zitat:
Im vollen Bewusstsein,dass Schopenhauer von der akademischen Philosophie, obgleich begnadeter Stilist, nicht ernst genommen wird, scheint mir sein Standpunkt, dass die einzige Quelle von Ethik Mitgefühl, mithin Empathie ist, noch als das überzeugendste Konzept zu sein.

Der intelligente Arthur hat halt ein karges Leben gelebt mit seinem komischen Hirn...

Zitat:
Nur: Gefühle kann man haben und äußern, aber nicht fordern. Ist es daher nicht eine unglaublich distanzlose Arroganz, den eigenen Maßstab an Empathie als verbindlich betrachten zu wollen?

Ist der Begriff der Arroganz etwa irgendwie losgelöst von Empathie? Ich denke, wenn ich den Maßstab an Empathie hin und her schiebe, dann schiebe ich irgendwie auch den Maßstab für Arroganz hin und her. Du könntest den eigenen Maßstab also so einordnen, wie Du es für richtig hältst Schulterzucken

Zitat:
Gibt es irgendeine tragfähige Grundlage außer dem eigenen Gefühl (Subjektiv! Relativ! Irrelevant!) sich gegenüber Personen wütend zu äußern, die sich hämisch über ertrunkene Flüchtlinge äußern; die begeistert Fleisch aus Massentierhaltung konsumieren; Gorillas jagen gehen, oder noch schlimmeres tun?

Meine tragfähige Grundlage ist ziemlich einfach, tue nichts, was was anderen schadet, verhalte Dich so, wie Du es von anderen erwartest. "Schadet" und "anderen" kann ja jeder für selbst definieren...

Zitat:
Auf meine Frage: Ist die bloße Erkenntnis, dass das eigene Handeln empfindungsfähigen Wesen vermeidbares Leid zufügt, ein hinreichender Grund,dieses Verhalten zu unterlassen; habe ich noch nie eine Antwort ohne Aggressivität oder Sarkasmus erhalten.

Du hast offensichtlich einen schlechten Umgang Mr. Green
Vermeidbares Leid dennoch zu zufügen ist wohl ziemlich böse. Die Frage ist die Definition bzw. Dehnbarkeit der "Vermeidbarkeit"...

Zitat:
Aber trifft diese Frage nicht den Kern? Gibt es außer Kivals mehrfach gefallener Antwort "wenn man kein amoralisches Arschloch sein will... " überhaupt einen Ansatz, zu ethischem Verhalten zu bewegen?[...]

Wer empfindet wann, in welcher Situation, wieviel Leid (ist das messbar?) genau? Ist ethisches Verhalten tatsächlich gleichzusetzen mit "Leid verhindern"?
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schtonk
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Anmeldungsdatum: 17.12.2013
Beiträge: 12078

Beitrag(#2004408) Verfasst am: 03.06.2015, 00:35    Titel: Re: Die Arroganz der Empathen Antworten mit Zitat

achim01 hat folgendes geschrieben:
Samson83 hat folgendes geschrieben:
objektivierbare Ethik

?
Kann ich mir nicht vorstellen.
M.E. verfolgt jede Ethik ein Ziel - ob bewusst oder unbewusst.

Eine Ethik hat weder ein Bewusstsein noch ein Unbewusstes.

Zitat:

Man sollte deshalb fragen: Welche Gesellschaft wird sich aus einer bestimmten Ethik etablieren und will ich diese Gesellschaft haben?

Nein. Die Frage ist, ob sich eine veränderte Ethik in der Gesellschaft etablieren lässt. Wenn ja, werden sich einige Werte ändern (schau die den soziolog. Begriff "Werteänderung" mal an), das wars dann.
Zitat:

Und weiter fragen: Wird diese Gesellschaft überlebensfähig oder nur gutgemeint sein? Entspringt die "Gute Ethik" vielleicht doch nur einer schlimmen, realitätsfernen Sozialromantik?
Ich sehe das Unterfangen, eine transzendent objektivierbare Ethik zu installieren, als einen vergeblichen Versuch an.

Vergeblich ist in erster Linie dein Versuch, das Thema zu transzendieren.
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Casual3rdparty
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Anmeldungsdatum: 21.07.2012
Beiträge: 6255

Beitrag(#2004410) Verfasst am: 03.06.2015, 00:51    Titel: Re: Die Arroganz der Empathen Antworten mit Zitat

Mad Magic hat folgendes geschrieben:

Du hast offensichtlich einen schlechten Umgang Mr. Green
er ist zu oft mit seinen eigenen gedanken alleine. Sehr glücklich
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Kival
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Beitrag(#2004411) Verfasst am: 03.06.2015, 00:51    Titel: Antworten mit Zitat

Die Ziele einer Ethik lassen sich letztlich nicht begründen, wie sollte das auch gehen (ja, ich kenne alle gescheiterten Versuche, die darauf basieren, irgendwelche Setzungen halt als scheinbare Evidenzen darzustellen). Mitgefühl ist aber nicht die einzige Quelle moralischer Einstellungen.

Ich würde Werte eher politisch begründen (wobei Empathie durchaus eine Rolle spielt) und ja, letztlich ist das alles eine Entscheidung, man kann sich eben entscheiden, sich für das Wohl aller zu interessieren oder nur für die eigene wie auch immer definierte Gruppe. Alle Versuche Moral und Politik komplett voneinander zu trennen, sind m.E. naiv, beides beruht auf ... naja "wertbasierten" Entscheidungen, auch "Realpolitik" oder wie man sonst gerne seine Ansätze verklärt kommt nicht ohne eine Vielzahl ethischer Setzungen aus.
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beachbernie
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Beitrag(#2004412) Verfasst am: 03.06.2015, 00:52    Titel: Antworten mit Zitat

Gibt es denn "irgendeine tragfaehige Grundlage" dafuer "Personen, die sich hämisch über ertrunkene Flüchtlinge äußern" nicht als empathieunfaehige Arschloecher anzusehen und denen genauso haemisch zu wuenschen, dass sie am naechsten Wochenende in der eigenen Badewanne ersaufen sollen? Gibt es ""irgendeine tragfaehige Grundlage", die einen davon abhalten koennte, "Personen, die sich hämisch über ertrunkene Flüchtlinge äußern" jegliche Solidaritaet zu verweigern und achselzuckend und spoettisch grinsend weiterzugehen, wenn die erzaehlen, dass man ihnen die Sozialhilfe gekuerzt hat, waehrend "diese Scheinasylanten" fuer "ihr Geld in Heimen durchgefuettert werden"?

Wenn das eine nicht unethisch sein soll, dann ist es das andere erst recht nicht und mein Standpunkt ist der, dass Solidaritaet keine Einbahnstrasse ist. Wer deshalb angefeindet wird, weil er anderen grundlos die Solidaritaet demonstrativ verweigert, der soll halt angefeindet werden. Wenn man ihn deshalb an seinem Arbeitsplatz rausschmeisst ist mir das im Zweifel genauso egal wie dem die im Mittelmeer ertrinkenden Fluechtlinge. So what? Schulterzucken
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Kival
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Beiträge: 24071

Beitrag(#2004413) Verfasst am: 03.06.2015, 00:54    Titel: Antworten mit Zitat

Ich kenne genug Leute, die sich sehr für Flüchtlinge und gegen Rassismus einsetzen, die aber nicht besonders empathisch sind. Grundlegende Empathiefähigkeit mag eine Voraussetzung sein, eine besonders starke Ausprägung davon ist es nicht.
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beachbernie
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Anmeldungsdatum: 16.04.2006
Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii

Beitrag(#2004416) Verfasst am: 03.06.2015, 01:18    Titel: Antworten mit Zitat

Kival hat folgendes geschrieben:
Ich kenne genug Leute, die sich sehr für Flüchtlinge und gegen Rassismus einsetzen, die aber nicht besonders empathisch sind. Grundlegende Empathiefähigkeit mag eine Voraussetzung sein, eine besonders starke Ausprägung davon ist es nicht.


Stimmt. Manchmal ist ein solcher Einsatz auch bloss eine Form von Narzissmus, weil er eine Plattform zur Selbstdarstellung bietet.

In wieder anderen Faellen handelt es sich dabei um blossen Konformismus, weil es in der eigenen Peergroup als besonders schick gilt sich, neben anderen modischen Engagements, fuer Fluechtlinge und gegen Rassismus zu engagieren. Ich kenne das. Das sind dann oft die Faelle, wo Leute sich um 180Grad drehen, wenn sie die peergroup wechseln oder eine bestimmte Haltung allgemein aus der Mode geraet.

Deshalb bin ich im Laufe der Zeit auch eher argwoehnisch geworden, vor allem wenn bestimmte politische Haltungen und soziale Idenditaeten im immer gleichen Buendel mit 'nem grossen Stempel "links" daherkommen und es so aussieht, als ob da einfach eine Liste im Kopf abgearbeitet wird. Manchmal steckt da wirklich kaum Substanz dahinter.
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schtonk
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Anmeldungsdatum: 17.12.2013
Beiträge: 12078

Beitrag(#2004419) Verfasst am: 03.06.2015, 01:53    Titel: Re: Die Arroganz der Empathen Antworten mit Zitat

Samson83 hat folgendes geschrieben:
Ich denke schon ewig über ethische Fragen nach. Ich versuche schon ewig, so etwas wie eine annähernd objektivierbare Ethik zu finden, und so etwas wie eine schlüssige, transzendente Moralbegründung. Bisher vergeblich. Der Utilitarismus ist ein Ansatz, nicht mehr.

Im vollen Bewusstsein,dass Schopenhauer von der akademischen Philosophie, obgleich begnadeter Stilist, nicht ernst genommen wird, scheint mir sein Standpunkt, dass die einzige Quelle von Ethik Mitgefühl, mithin Empathie ist, noch als das überzeugendste Konzept zu sein.[...]

Ich habe hier einen Schnitt gemacht, um etwas zu Schopenhauer zu sagen, da du dich auf ihn beziehst.
Er war Voluntarist. Er sah im Willen das das eigentliche Wesen der Welt, nach seiner Meinung war dieser unveränderlich, irrational und unaufhörlich wirkend. Zwischen ihm und den Dingen verortete er die Ideen.
Von Mitgefühl als Quelle von Ethik sprach er m.W. nicht, sondern von Mitleid als Grundlage der Moral. Der Mensch war für ihn von Grund auf schlecht, nur dessen Mitgefühl kann ihn davor bewahren,
sich allein als rücksichtsloses Individuum zu gebären. Allerdings leitete er aus dieser Erkenntnis auch die Notwendigkeit des Staates und der Gesetze ab. Nur so sei das Schlimmste zu verhüten.

Vom Volk als speziellen Teil der Menschen hatte er die Ansicht, dass es die "Fabrikware der Natur" sei - unmündig und unfähig, sich selbst zu regulieren. Er befürwortete als Staatsform die Monarchie, er sprach
einem Herrscher von Gottes Gnaden das Wort. Nach seiner Ansicht war es das Beste, einsam zu bleiben, um der kriegerischen Gesellschaft zu entgehen.
(Nach meinem persönlichen Empfinden muss Schopenhauer ziemlich depressiv gewesen sein.)

PS: Den Begriff der Moral würde ich von dem der Ethik unterscheiden: Moral sehe ich als subjektive Handlungsbasis des Einzelnen, die sich nach einer übergeordneten Ethik ausrichtet - oder eben nicht.
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Kival
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Anmeldungsdatum: 14.11.2006
Beiträge: 24071

Beitrag(#2004422) Verfasst am: 03.06.2015, 04:12    Titel: Antworten mit Zitat

beachbernie hat folgendes geschrieben:
Kival hat folgendes geschrieben:
Ich kenne genug Leute, die sich sehr für Flüchtlinge und gegen Rassismus einsetzen, die aber nicht besonders empathisch sind. Grundlegende Empathiefähigkeit mag eine Voraussetzung sein, eine besonders starke Ausprägung davon ist es nicht.


Stimmt. Manchmal ist ein solcher Einsatz auch bloss eine Form von Narzissmus, weil er eine Plattform zur Selbstdarstellung bietet.


Auch das ist möglich. Mensch kann es aber auch einfach für richtig halten, ohne dass dafür persönliches Mitgefühl notwendig ist. Es geht ja nicht um freundliche Almosen sondern darum, dass alle ein Recht auf ein gutes Leben haben sollen und die nicht alleine gelassen werden, die durch die Verhältnisse in unserer Gesellschaft benachteiligt sind. Und es bedarf nicht unbedingt eines besonderen Einfühlungsvermögens dafür, es ist auch durchaus rational möglich, sich klar zu machen, in was für einer Situation sich z.B. Flüchtlinge befinden.
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fwo
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Anmeldungsdatum: 05.02.2008
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Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#2004425) Verfasst am: 03.06.2015, 05:14    Titel: Antworten mit Zitat

Kival hat folgendes geschrieben:
... Und es bedarf nicht unbedingt eines besonderen Einfühlungsvermögens dafür, es ist auch durchaus rational möglich, sich klar zu machen, in was für einer Situation sich z.B. Flüchtlinge befinden.

Aha. Da blitzt sie durch, ganz abgesehen davon, dass auch Empathie übbar ist.
Ist ja nicht "mein Thema", aber es wundert mich schon, wie lange es dauert, bis die goldene Regel, der Kant'sche Imperativ oder bei welchem Namen ihr es gerade nennt, ins Spiel kommt.

An der Stelle mal kurz einen "evolutionären" Einwurf, der allerdings sehr wenig mit Genetik zu tun hat.
Ich halte jedes moralische Regelewerk letztendlich für eine Sammlung von Variationen dieses einen Themas: Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem andern zu.

Allerdings galten alle diese Regeln ursprünglich nur innerhalb der einzelnen Gruppe. Dabei ist die Gruppengröße beim Menschen kulturell bestimmt und wir haben dann das Problem, dass die Kultur uns inzwischen Gruppengrößen zuweist, für die wir die Gefühle teilweise noch lernen müssen - dass soetwas geht, dass Gefühle Kulturbestandteile sein können, zeigen uns neue Entwicklungen wie das Nationalgefühl. Das eigentliche Problem ist also, die praktische Aufweichung der Gruppengrenzen und -definitionen durch den Handel durch eine Änderung der Tradition/Kultur gefühlsmäßig einzuholen und auch für weitere Handlungsebenen zu erschließen.

An der Stelle bekommen wir Schwierigkeiten mit alten Traditionsmustern zur Weitergabe der Kultur - in meinen Augen die Hauptaufgabe, die die alten Religionen so erfolgreich gemacht hat. Aber die beanspruchen Alleinvertretungsmerkmale, die eine Ausweitung der Gruppengrenze erschwert, außerdem transportieren sie z.T. auch interne Gruppendefintionen, also Untergruppen, um dann auch innerhalb der Gruppe soetwas wie z.B. Leibeigenschaften zuzulassen.

Ein weiteres Problem dabei ist, dass die moderen Gesellschaften sehr stark individualisiert sind: Der Einzelne erlebt sich heute weniger als Mitglied einer Gruppe als viel mehr als Mitglied vieler Gruppen mit z.T. widersprüchlichen Interessen. Das erschwert das gefühlsmäßige moralische Bewerten und verschiebt die moralische Entscheidung in Richtung Intellekt: Wer nicht mehr "weiß" was richtig ist, braucht den Rat eines Anwaltes.

Die Gruppengrenzen dann allerdings ohne eine genau Analyse der Vergleichbarkeit des möglichen Leidens auf andere Tierarten auszudehnen, also den Fisch oder das Rind als Bruder anzusehen, halte ich für eine Perversion dieser Entwicklung - nicht nur, weil die eventuell schmecken.
_________________
Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.

The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.

Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Kival
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Anmeldungsdatum: 14.11.2006
Beiträge: 24071

Beitrag(#2004427) Verfasst am: 03.06.2015, 06:28    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:

Ich halte jedes moralische Regelewerk letztendlich für eine Sammlung von Variationen dieses einen Themas: Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem andern zu.


Wohl kaum, es gibt genug moralische Regelwerke, die in erster Linie dazu dienen, Hierarchien zu rechtfertigen und zu bestärken. Das hat dann definitiv nichts mit einem solchem Grundsatz zu tun.

Außerdem ist der Ansatz halt problematisch, weil Menschen aus ganz unterschiedlichen Lagen kommen; Rawls Ansatz hat das ja versucht, zu umgehen, aber *faktisch* kann ich niemals in der gleichen Situation sein, wie ein Flüchtling aus Nigeria.

Und wie wir es drehen und wenden wollen: Es gibt keine *Notwendigkeit*, sein Handeln an moralischen Prinzipien auszurichten, die nicht alleine dazu dienen, das eigene Wohl zu maximieren. Es bleiben Setzungen ("Warum sollte ich *anderen* das gleiche zugestehen wie mir?").
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Telliamed
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Anmeldungsdatum: 05.03.2007
Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten

Beitrag(#2004436) Verfasst am: 03.06.2015, 08:36    Titel: Antworten mit Zitat

Die historischen Umstände sollten nicht vernachlässigt werden, wie das in einigen Beiträgen auch anklingt.

Durch die modernen Medien ist man über Vorgänge in aller Welt, wie Flüchtlingsdramen in Malaysia oder ein Erdbeben im Himalaya, informiert, es wird erwartet , dass sich viele Menschen damit auseinander setzen. Oder hier steht die Erwartung an den Einzelnen, sich irgendwo "Links" oder "Rechts" einzuordnen (bei letzterem sagt man es besser nicht), ein Ergebnis der Politisierung im Westen, vor allem im Intellektuellen- und Universitätsmilieu, nach 1968. Dabei ist eine große Mehrzahl der Menschen "politisch" eher nur in Einzelfragen, die sie besonders stark berühren, ob sie selbst von Vorgängen betroffen sind oder sich die Ereignisse in weiter Ferne abspielen.

Was standen denn im biedermeierlichen Deutschen Bund um 1830, zu Schopenhauers Zeiten, für moralische Entscheidungen an? Metternichs Gendarmen brauchten nur selten einzugreifen, der brave Michel sorgte schon selbst für Ordnung in seiner Stadt. Die Gesellschaft war weitgehend unpolitisch, Heinrich Heine schwankte zwischen Zorn und Wehmut.
Der Kriminalfall der Margarete Gesche war so ungewöhnlich, dass er bis heute Eingang in Pitaval-Sammlungen findet:
http://de.wikipedia.org/wiki/Gesche_Gottfried

Kleinkriminalität oder etwa Erbschaftsstreitigkeiten gibt es in jeder Gesellschaftsordnung.

Die inneren moralischen Kämpfe, die die Denker des 18. und 19. Jahrhunderts auszutragen hatten, betrafen wohl in erster Linie Glaubensdinge. Im protestantischen Raum sah sich das bibellesende Individuum auf sich selbst zurückgeworfen, die ständische Gemeinschaft bot nicht mehr den Halt wie in Mittelalter und Früher Neuzeit. Die Zweifler sahen sich mit ihren Zweifeln zunehmend allein.

Und dann hatte wirklich eine Ereigniskette Europa in ihren Bann geschlagen: die Terreur der Französischen Revolution und die napoleonischen Kriege, die bis 1815 Millionen Menschenleben kosteten.
Im Nachhinein sieht man in der Französischen Revolution aus einer Makro-Perspektive einen Durchbruch des Menschheitsfortschritts, aber waren die zehntausenden Opfer der Guillotine wirklich notwendig? Stalin sollte im 20. Jahrhundert in den Schulen und im Politunterricht der Armee lehren lassen: ja, die "Konterrevolution" muss mit bewaffneter Hand niedergehalten werden. So lernten wir es auch in der Schule und im Wehrkundeunterricht. Und man brachte Millionen Menschen um und errichtete große Mauern.

Der deutsche Bauernsohn oder Handwerker musste 1812 mit nach Russland trotten, wo seine Gebeine bleichten. Napoleon wurde nichtsdestotrotz von Romantikern, wie Heine und Byron, gefeiert, angesichts des Erbärmlichkeit des Normalzustands im Frieden der Heiligen Allianz. Der Schlächter von Millionen ein Held, aber besser als der miefige Normalzustand.

Sieht man sich Fichte, Schopenhauers älteren Zeitgenossen, im "Atheismusstreit" von 1798 an. Der Herzog und Goethe ermahnten ihn, in seinen Schriften vorsichtig zu sein, weil die Zensur im benachbarten Kursachsen sonst dafür sorgen könnte, dass die Studenten nicht mehr in Scharen nach Jena ziehen könnten (ökonomischer Faktor). Fichte beharrte auf seinen Ansichten und musste die Universität Jena verlassen, Biographen wie Manfred Kühn bescheinigen ihm mangelnde Voraussicht und Sturheit (immerhin war er auch verheiratet, seine Entscheidung hatte eine Folge für andere!). Er war ein Einzelfall und erregte wegen seiner Bekanntheit als Philosoph solches Aufsehen (in dem Streit ging es gar nicht um Zentralthesen seiner Philosophie). Minister Voigt, dem man in einer Zeit, die "Helden" brauchte, eine Täterschaft als Ausführer des Willens der Regierung zuschob, hielt selbst den kursächsischen Vorwurf des "Atheismus" gegen Fichte für völlig absurd: so etwas gehöre nicht in den Bereich der Justiz. Karl August, Voigt und Goethe war bei dem Ganzen unwohl, obwohl sie formal mit dem gesetz hantieren konnten, das Zeitalter der Aufklärung hatte zweifellos Auswirkungen auf ihre Entscheidungen.

Wie vergleichsweise "human" wurde mit Fichte umgegangen, der dann Professor in Berlin werden konnte, wenn man sowohl an die tödlichen Konsequenzen für Andersdenkende sowohl in Mittelalter und früher Neuzeit (Inquisition, Jan Hus, Thomas Müntzer) als auch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit ihren Extremen und an die politischen Relegationen und Berufsverbote in den deutschen Nachkriegsgesellschaften denkt, die eine Karriere verhindern konnten.
Mit meiner Frau diskutiere ich seit Jahrzehnten ergebnisoffen über Sophie Scholl und einzelne Männer des 20. Juli - ja hier hat man doch wieder einen besonderen Extremfall der tödlichen Konsequenzen in einer Diktatur!
Glücklich eine Gesellschaft, die keine Helden braucht - so sann Brecht zu jener Zeit im Exil nach.
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fwo
Caterpillar D9



Anmeldungsdatum: 05.02.2008
Beiträge: 25873
Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#2004455) Verfasst am: 03.06.2015, 09:54    Titel: Antworten mit Zitat

Telliamed hat folgendes geschrieben:
...
Glücklich eine Gesellschaft, die keine Helden braucht - so sann Brecht zu jener Zeit im Exil nach.

... und legte das leicht variiert der Mutter Courage in den Mund: Ein guter Feldherr braucht keine Helden.
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Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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zelig
Kultürlich



Anmeldungsdatum: 31.03.2004
Beiträge: 25404

Beitrag(#2004460) Verfasst am: 03.06.2015, 10:07    Titel: Antworten mit Zitat

Meiner Ansicht nach machen Prozessualität, Offenheit und die Implikationen, die es mit sich bringt, sich in den ethischen Diskurs zu begeben, Ethik aus.

Ob jemand Mitgefühl oder Häme über das Leid anderer Menschen äussert, ist eine Frage der Kultiviertheit. Nicht so wichtig, solange fehlende Empathie nicht den Status eines seriösen Arguments beansprucht. Dagegen scheint mir wichtig zu sein, für den Threadstarter, sich zu überlegen, warum denn das Bedürfnis bestand, sich mit anderen über die Frage zu besprechen, ob eine Sache gut ist oder nicht. Hat er mit diesem Tun die Notwendigkeit (und wenn es nur die persönliche ist) für sich nicht schon irgendwie begründet?
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fwo
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Anmeldungsdatum: 05.02.2008
Beiträge: 25873
Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#2004462) Verfasst am: 03.06.2015, 10:49    Titel: Antworten mit Zitat

Kival hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:

Ich halte jedes moralische Regelwerk letztendlich für eine Sammlung von Variationen dieses einen Themas: Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem andern zu.


Wohl kaum, es gibt genug moralische Regelwerke, die in erster Linie dazu dienen, Hierarchien zu rechtfertigen und zu bestärken. Das hat dann definitiv nichts mit einem solchem Grundsatz zu tun.

Außerdem ist der Ansatz halt problematisch, weil Menschen aus ganz unterschiedlichen Lagen kommen; Rawls Ansatz hat das ja versucht, zu umgehen, aber *faktisch* kann ich niemals in der gleichen Situation sein, wie ein Flüchtling aus Nigeria.

Und wie wir es drehen und wenden wollen: Es gibt keine *Notwendigkeit*, sein Handeln an moralischen Prinzipien auszurichten, die nicht alleine dazu dienen, das eigene Wohl zu maximieren. Es bleiben Setzungen ("Warum sollte ich *anderen* das gleiche zugestehen wie mir?").

Die Antwort ist etwas unpassend, weil ich nicht von Theorie rede, sondern beschreibe, was ich vorfinde. Dass die heutigen Variationen zur goldenen Regel dabei nie in dem Sinn vollständig sind, dass sie in gleichem Maß für alle gelten, ist auch Thema meines Beitrages, den Du anscheinend nicht zu Ende gelesen hast.

Und weil ich nicht von der konstruktiven Seite der Moral, sondern von der praktisch gelebten komme, widerspreche ich Dir, wenn Du sagts, das könne nicht funktionieren - Du selbst hast Dir da schon widersprochen:
Kival hat folgendes geschrieben:
Ich kenne genug Leute, die sich sehr für Flüchtlinge und gegen Rassismus einsetzen, die aber nicht besonders empathisch sind. Grundlegende Empathiefähigkeit mag eine Voraussetzung sein, eine besonders starke Ausprägung davon ist es nicht.

Da hast Du Deinen Flüchtling aus Nigeria. (Dass da unsere Empathieweltmeister, die sich nach eigenem Bekunden im Zweifelsfall sogar in andere Arten hineinversetzen können, nicht sofort auf die Barrikaden gegangen sind, wundert mich jetzt aber.)

An der Stelle würde ich den Philosophens aber auch zu etwas mehr Bescheidenheit raten (und Samson dazu, da in dieser Beziehung nicht zu viel Weisheit zu erwarten):

Die Menschheit hat es weitestgehend ohne Philosophen innerhalb der individualisiert handelnden Arten zu den größten funktionierenden Gemeinschaften geschafft, die es im Tierreich gibt. Trotz aller Verbrechen und Kriege sind wir damit die sozialste Art im Tierreich und diese Eigenschaft nimmt in der Geschichte zu - sie ist kulturell. Auch wenn soetwas wie Gruppenbindung wahrscheinlich eine genetische Basis hat, ist die Ausprägung der Gruppe offensichtlich kulturell formbar. Dabei ist es relativ unwesentlich, ob diese Moral-Systeme nun widerspruchsfrei sind oder die Linde rauscht - was in der Realität zählt, ist Praktikabilität und Tradierbarkeit - für ersteres sorgen wir heute über Gesetze, für letzteres immer weniger über die Religion und immer mehr über staatliche Schulen (Ich wiederhole mich da gerne: Entgegen der immer wieder geäußerten Ansicht, die Religionen würden durch die Naturwissenschaften ersetzt, sind es von der Hauptfunktion her die Schulen, die sie ersetzen. Boko Haram hat das begriffen.)

Was dabei zählt, ist die Zielsetzung bei den Gesetzen, über die Einigkeit herrschen muss, die aber keine "Letztbegründung" brauchen, die Lebbarkeit der Gesetze entscheidet: In der Demokratie, in der wir selbst über die Gesetze (= der handhabbare Teil der Moral) entscheiden, ist die "Letztbegründung" immer die, dass wir alle mit den neuen Gesetzen besser werden leben können.
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Naastika
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Beitrag(#2004463) Verfasst am: 03.06.2015, 10:50    Titel: Antworten mit Zitat

(Ok, ohne den Fred mit einem wirklich interessanten Ansatzpunkt genau gelesen zu haben:)
Es kommt imho nicht wirklich auf den Beweggrund einer in der Außenwelt wirksam werdenden Handlung, sondern auf deren Ergebnis an.

Nun zeigt es sich, dass empathiebedingte Handlungen in der Summe bessere (für andere Menschen günstigere) Effekte zeigen.
Um nochmal auf den Fleischkonsum zu kommen: 1. Weniger Fleisch-weniger Gülle-weniger mr Keime. Zugleich: 2. weniger Tierleid.

Ob jemand aus Grund 1 oder aus Grund 2 sein Fleischkonsum reduziert, ist letztendlich irrelavant.
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Skeptiker
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Beitrag(#2004464) Verfasst am: 03.06.2015, 10:58    Titel: Antworten mit Zitat

Naastika hat folgendes geschrieben:
(Ok, ohne den Fred mit einem wirklich interessanten Ansatzpunkt genau gelesen zu haben:)
Es kommt imho nicht wirklich auf den Beweggrund einer in der Außenwelt wirksam werdenden Handlung, sondern auf deren Ergebnis an.

Nun zeigt es sich, dass empathiebedingte Handlungen in der Summe bessere (für andere Menschen günstigere) Effekte zeigen.
Um nochmal auf den Fleischkonsum zu kommen: 1. Weniger Fleisch-weniger Gülle-weniger mr Keime. Zugleich: 2. weniger Tierleid.

Ob jemand aus Grund 1 oder aus Grund 2 sein Fleischkonsum reduziert, ist letztendlich irrelavant.


Du meinst, notfalls tut es auch eine Diktatur, die die Leute zum Fleischverzicht zwingt? Hauptsache Verhalten und Ergebnis?

In der Tat denken einige so. Es gibt Leute, die z.B. für eine Ökodiktatur plädieren.

Also: ist es wirklich egal, warum die Leute etwas tun, ob aus Empathie oder aufgrund äußeren Zwanges ...-?
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Kival
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Beitrag(#2004466) Verfasst am: 03.06.2015, 11:16    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Kival hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:

Ich halte jedes moralische Regelwerk letztendlich für eine Sammlung von Variationen dieses einen Themas: Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem andern zu.


Wohl kaum, es gibt genug moralische Regelwerke, die in erster Linie dazu dienen, Hierarchien zu rechtfertigen und zu bestärken. Das hat dann definitiv nichts mit einem solchem Grundsatz zu tun.

Außerdem ist der Ansatz halt problematisch, weil Menschen aus ganz unterschiedlichen Lagen kommen; Rawls Ansatz hat das ja versucht, zu umgehen, aber *faktisch* kann ich niemals in der gleichen Situation sein, wie ein Flüchtling aus Nigeria.

Und wie wir es drehen und wenden wollen: Es gibt keine *Notwendigkeit*, sein Handeln an moralischen Prinzipien auszurichten, die nicht alleine dazu dienen, das eigene Wohl zu maximieren. Es bleiben Setzungen ("Warum sollte ich *anderen* das gleiche zugestehen wie mir?").

Die Antwort ist etwas unpassend, weil ich nicht von Theorie rede, sondern beschreibe, was ich vorfinde. Dass die heutigen Variationen zur goldenen Regel dabei nie in dem Sinn vollständig sind, dass sie in gleichem Maß für alle gelten, ist auch Thema meines Beitrages, den Du anscheinend nicht zu Ende gelesen hast.


Und ich habe Dir gesagt, dass es schlicht nich stimmt dass alles, was vorgefunden werden kann, dieser Regel folgt. Aber naja, mach Du mal weiter.
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Naastika
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Beitrag(#2004469) Verfasst am: 03.06.2015, 11:23    Titel: Antworten mit Zitat

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Naastika hat folgendes geschrieben:
(Ok, ohne den Fred mit einem wirklich interessanten Ansatzpunkt genau gelesen zu haben:)
Es kommt imho nicht wirklich auf den Beweggrund einer in der Außenwelt wirksam werdenden Handlung, sondern auf deren Ergebnis an.

Nun zeigt es sich, dass empathiebedingte Handlungen in der Summe bessere (für andere Menschen günstigere) Effekte zeigen.
Um nochmal auf den Fleischkonsum zu kommen: 1. Weniger Fleisch-weniger Gülle-weniger mr Keime. Zugleich: 2. weniger Tierleid.

Ob jemand aus Grund 1 oder aus Grund 2 sein Fleischkonsum reduziert, ist letztendlich irrelavant.


Du meinst, notfalls tut es auch eine Diktatur, die die Leute zum Fleischverzicht zwingt? Hauptsache Verhalten und Ergebnis?

In der Tat denken einige so. Es gibt Leute, die z.B. für eine Ökodiktatur plädieren.

Also: ist es wirklich egal, warum die Leute etwas tun, ob aus Empathie oder aufgrund äußeren Zwanges ...-?


Nein, in einer Diktatur zu leben, ist Leid.

Ich orientiere mich am Ergebnis für die Menschen als die am meisten leidfähigen Wesen.

Der innere Beweggrund ist für nur den Handelnden von Bedeutung. Für die Beuteilung durch die Außenwelt kann er nur herangezogen werden, wenn der innere Grund zugleich Auswirkungen auf Effekte in der Außenwelt hat (die Neigung zu Handlung bestärkt, zb.)

Ich bin zwar der Meinung, dass ethsiches Handeln mit grosser inneren Befriedigung verbunden ist. Nun ist es mein private Erfahrung und Einschätzung, die ich nicht zum Maßstab der Beurteilung des Handeln anderer Menschen erheben kann.
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Samson83
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Beitrag(#2004472) Verfasst am: 03.06.2015, 11:31    Titel: Antworten mit Zitat

Naastika hat folgendes geschrieben:

Um nochmal auf den Fleischkonsum zu kommen: 1. Weniger Fleisch-weniger Gülle-weniger mr Keime. Zugleich: 2. weniger Tierleid.

Ob jemand aus Grund 1 oder aus Grund 2 sein Fleischkonsum reduziert, ist letztendlich irrelavant.

Und wieso ist "relevant" ob jemand sowohl bezüglich 1. als auch 2. mit "Wayne" antwortet?
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Naastika
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Beitrag(#2004476) Verfasst am: 03.06.2015, 11:43    Titel: Antworten mit Zitat

Samson83 hat folgendes geschrieben:
Naastika hat folgendes geschrieben:

Um nochmal auf den Fleischkonsum zu kommen: 1. Weniger Fleisch-weniger Gülle-weniger mr Keime. Zugleich: 2. weniger Tierleid.

Ob jemand aus Grund 1 oder aus Grund 2 sein Fleischkonsum reduziert, ist letztendlich irrelavant.

Und wieso ist "relevant" ob jemand sowohl bezüglich 1. als auch 2. mit "Wayne" antwortet?



Für die Außenwelt: ein gradueller.

Zwar erfüllt derjenige den Mindestmaß an Anforderungen in ethischen Fragen, zugleich zeigt es sich, dass das, was letztendlich wichtig ist, der Maß an Leid oder Freiheit von Leid anderer Wesen, ihm letztendlich am A... vorbeigeht.

Da erhebt sich die Frage: In Situationen, in denen nicht zugleich seine Interessen tangiert sind, ist auf diesen Nicht-Empathen ein Verlass?
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fwo
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Beitrag(#2004477) Verfasst am: 03.06.2015, 11:47    Titel: Antworten mit Zitat

Kival hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
Kival hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:

Ich halte jedes moralische Regelwerk letztendlich für eine Sammlung von Variationen dieses einen Themas: Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem andern zu.


Wohl kaum, es gibt genug moralische Regelwerke, die in erster Linie dazu dienen, Hierarchien zu rechtfertigen und zu bestärken. Das hat dann definitiv nichts mit einem solchem Grundsatz zu tun.

Außerdem ist der Ansatz halt problematisch, weil Menschen aus ganz unterschiedlichen Lagen kommen; Rawls Ansatz hat das ja versucht, zu umgehen, aber *faktisch* kann ich niemals in der gleichen Situation sein, wie ein Flüchtling aus Nigeria.

Und wie wir es drehen und wenden wollen: Es gibt keine *Notwendigkeit*, sein Handeln an moralischen Prinzipien auszurichten, die nicht alleine dazu dienen, das eigene Wohl zu maximieren. Es bleiben Setzungen ("Warum sollte ich *anderen* das gleiche zugestehen wie mir?").

Die Antwort ist etwas unpassend, weil ich nicht von Theorie rede, sondern beschreibe, was ich vorfinde. Dass die heutigen Variationen zur goldenen Regel dabei nie in dem Sinn vollständig sind, dass sie in gleichem Maß für alle gelten, ist auch Thema meines Beitrages, den Du anscheinend nicht zu Ende gelesen hast.


Und ich habe Dir gesagt, dass es schlicht nich stimmt dass alles, was vorgefunden werden kann, dieser Regel folgt. Aber naja, mach Du mal weiter.
fett von mir.

Es kann gar nicht alles dieser Regel folgen. Die goldene Regel ist immer eine Utopie für das Handeln des Einzelnen innerhalb einer Gemeinschaft. Und diese Gemeinschaften waren in der Vergangenheit meistens nicht mit den Gesellschaften identisch, Du schreibst von Hierarchien, ich habe sogar von Leibeigenschaften geschrieben. Aber mach ruhig weiter so, auf Beiträge zu antworten, die zu lesen Du Dir nicht die Mühe gemacht hast. Ich vermute, dass das eine philosophische Grundhaltung ist.
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Skeptiker
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Beitrag(#2004478) Verfasst am: 03.06.2015, 11:48    Titel: Antworten mit Zitat

Naastika hat folgendes geschrieben:
Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Du meinst, notfalls tut es auch eine Diktatur, die die Leute zum Fleischverzicht zwingt? Hauptsache Verhalten und Ergebnis?

In der Tat denken einige so. Es gibt Leute, die z.B. für eine Ökodiktatur plädieren.

Also: ist es wirklich egal, warum die Leute etwas tun, ob aus Empathie oder aufgrund äußeren Zwanges ...-?


Nein, in einer Diktatur zu leben, ist Leid.

Ich orientiere mich am Ergebnis für die Menschen als die am meisten leidfähigen Wesen.

Der innere Beweggrund ist für nur den Handelnden von Bedeutung. Für die Beuteilung durch die Außenwelt kann er nur herangezogen werden, wenn der innere Grund zugleich Auswirkungen auf Effekte in der Außenwelt hat (die Neigung zu Handlung bestärkt, zb.)

Ich bin zwar der Meinung, dass ethsiches Handeln mit grosser inneren Befriedigung verbunden ist. Nun ist es mein private Erfahrung und Einschätzung, die ich nicht zum Maßstab der Beurteilung des Handeln anderer Menschen erheben kann.


Die Frage ist aber: wenn es 1. nicht darauf ankommt, was die Menschen wollen, sondern darauf, was sie tun und wenn 2. leidminderndes Tun durch eine Diktatur erzwungen werden kann, dann mindert doch die Diktatur Leiden, oder nicht?

Man könnte doch z.B. eine utilitaristische Diktatur errichten, die das Leid mathematisch minimiert und gemäß einer solchen Computerberechnung konkrete Handlungsanweisungen an alle Menschen heraus gibt - zur Leidminderung versteht sich - unter der Prämisse, dass einige nicht von sich aus zur allgemeinen Leidminderung beitragen wollen.

Das ist ein Fallstrick der Argumentation "Es ist egal, warum man etwas moralisches tut."

Wir hatten ja bereits beim Milgram-Experiment die Frage, ob es egal ist, wenn jemand aus inneren Motiven oder aus äußeren Zwängen etwas tut ...-
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Samson83
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Beitrag(#2004480) Verfasst am: 03.06.2015, 11:51    Titel: Antworten mit Zitat

Naastika hat folgendes geschrieben:

Zwar erfüllt derjenige den Mindestmaß an Anforderungen in ethischen Fragen, zugleich zeigt es sich, dass das, was letztendlich wichtig ist, der Maß an Leid oder Freiheit von Leid anderer Wesen, ihm letztendlich am A... vorbeigeht.

Da erhebt sich die Frage: In Situationen, in denen nicht zugleich seine Interessen tangiert sind, ist auf diesen Nicht-Empathen ein Verlass?

Nein, natürlich nicht. Warum?
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Beitrag(#2004489) Verfasst am: 03.06.2015, 12:04    Titel: Antworten mit Zitat

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Naastika hat folgendes geschrieben:
Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Du meinst, notfalls tut es auch eine Diktatur, die die Leute zum Fleischverzicht zwingt? Hauptsache Verhalten und Ergebnis?

In der Tat denken einige so. Es gibt Leute, die z.B. für eine Ökodiktatur plädieren.

Also: ist es wirklich egal, warum die Leute etwas tun, ob aus Empathie oder aufgrund äußeren Zwanges ...-?


Nein, in einer Diktatur zu leben, ist Leid.

Ich orientiere mich am Ergebnis für die Menschen als die am meisten leidfähigen Wesen.

Der innere Beweggrund ist für nur den Handelnden von Bedeutung. Für die Beuteilung durch die Außenwelt kann er nur herangezogen werden, wenn der innere Grund zugleich Auswirkungen auf Effekte in der Außenwelt hat (die Neigung zu Handlung bestärkt, zb.)

Ich bin zwar der Meinung, dass ethsiches Handeln mit grosser inneren Befriedigung verbunden ist. Nun ist es mein private Erfahrung und Einschätzung, die ich nicht zum Maßstab der Beurteilung des Handeln anderer Menschen erheben kann.


Die Frage ist aber: wenn es 1. nicht darauf ankommt, was die Menschen wollen, sondern darauf, was sie tun und wenn 2. leidminderndes Tun durch eine Diktatur erzwungen werden kann, dann mindert doch die Diktatur Leiden, oder nicht?


Nein, das Leben ist einer Diktatur ist Leid, ist eine speziffische Quelle des menschlichen Leids.


Skeptiker hat folgendes geschrieben:

Man könnte doch z.B. eine utilitaristische Diktatur errichten, die das Leid mathematisch minimiert und gemäß einer solchen Computerberechnung konkrete Handlungsanweisungen an alle Menschen heraus gibt - zur Leidminderung versteht sich - unter der Prämisse, dass einige nicht von sich aus zur allgemeinen Leidminderung beitragen wollen.

Das ist ein Fallstrick der Argumentation "Es ist egal, warum man etwas moralisches tut."

Wir hatten ja bereits beim Milgram-Experiment die Frage, ob es egal ist, wenn jemand aus inneren Motiven oder aus äußeren Zwängen etwas tut ...-


Und genanu das ist nicht möglich. Und auch nicht notwendig. In einer freiheitlichen Gesellschaft regeln die Mitwirkenden es unter sich (das nennt man: Diskurs, Politik)

"Utilitarische Diktatur" ist übrigens ein Oxymoron.

edith: Zu Milgram-Experiment: Ich habe den Fred nciht genau verfolgt.
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Beitrag(#2004491) Verfasst am: 03.06.2015, 12:07    Titel: Antworten mit Zitat

Samson83 hat folgendes geschrieben:
Naastika hat folgendes geschrieben:

Zwar erfüllt derjenige den Mindestmaß an Anforderungen in ethischen Fragen, zugleich zeigt es sich, dass das, was letztendlich wichtig ist, der Maß an Leid oder Freiheit von Leid anderer Wesen, ihm letztendlich am A... vorbeigeht.

Da erhebt sich die Frage: In Situationen, in denen nicht zugleich seine Interessen tangiert sind, ist auf diesen Nicht-Empathen ein Verlass?

Nein, natürlich nicht. Warum?



Genau. Und das fließt nunmal in die Einschätzung der Qualität einer Person mit ein....
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Samson83
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Beitrag(#2004520) Verfasst am: 03.06.2015, 14:17    Titel: Antworten mit Zitat

Naastika hat folgendes geschrieben:
Samson83 hat folgendes geschrieben:
Naastika hat folgendes geschrieben:

Zwar erfüllt derjenige den Mindestmaß an Anforderungen in ethischen Fragen, zugleich zeigt es sich, dass das, was letztendlich wichtig ist, der Maß an Leid oder Freiheit von Leid anderer Wesen, ihm letztendlich am A... vorbeigeht.

Da erhebt sich die Frage: In Situationen, in denen nicht zugleich seine Interessen tangiert sind, ist auf diesen Nicht-Empathen ein Verlass?

Nein, natürlich nicht. Warum?



Genau. Und das fließt nunmal in die Einschätzung der Qualität einer Person mit ein....

Und die subjektive Einschätzung von nicht dem persönlichen Nahbereich angehörigen Personen ist warum relevant?
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