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Habt Ihr noch'n Gedicht ???
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Ahriman
Tattergreis



Anmeldungsdatum: 31.03.2006
Beiträge: 17976
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Beitrag(#1962034) Verfasst am: 03.11.2014, 18:12    Titel: Antworten mit Zitat

Wilson hat folgendes geschrieben:
ich hatte doch einen interpretationslink gesetzt. ein versuch sowieso.


es ist sein empfinden, sind seine assoziationen usw.
warum sollte trakl schweigen, wenn es ihn nach ausdruck verlangt?

mich sprichts an, nicht alles, nein. warum, müsste ich mal analysieren.

Die Interpretation ist ja um ein vielfaches größer als das Gedicht. Und das steht alles da drin? Muß ein Pfarrer geschrieben haben, die haben ja gelernt aus einem unverständlichen Bibelzitat eine halbstundenlange Predigt zu machen.
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Wilson
zwischen gaga und dada



Anmeldungsdatum: 04.02.2008
Beiträge: 20075
Wohnort: Swift Tuttle

Beitrag(#1970770) Verfasst am: 10.12.2014, 01:50    Titel: Antworten mit Zitat

Michel Houellebecq:

Adam betrachtete seinen Dackel

Wie Marie den Erzengel Gabriel.

Ein Adam ohne Eva ist nicht viel wert,

Seufzte Adam, vor dem Erotikprogramm von TF1 sitzend.

Er hätte heiraten sollen, Kinder kriegen und so weiter;

Ein Hund kann so nett sein, wie er will, er bleibt doch ein Hund.

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/die-blumen-des-zerfalls-neue-gedichte-von-michel-houellebecq-13234805.html
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"als ob"
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Ahriman
Tattergreis



Anmeldungsdatum: 31.03.2006
Beiträge: 17976
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Beitrag(#1970797) Verfasst am: 10.12.2014, 09:48    Titel: Antworten mit Zitat

Wilson hat folgendes geschrieben:
Ein Hund kann so nett sein, wie er will, er bleibt doch ein Hund.


Ja, schon. Aber einen Hund kann man erschießen...
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Friedensreich
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Anmeldungsdatum: 21.02.2008
Beiträge: 469

Beitrag(#1973586) Verfasst am: 22.12.2014, 17:11    Titel: Antworten mit Zitat

@Ahriman
Na und, der Körner ist bei uns trotzdem was geworden.
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Zoff
registrierter User



Anmeldungsdatum: 24.08.2006
Beiträge: 21668

Beitrag(#1993887) Verfasst am: 03.04.2015, 12:27    Titel: Antworten mit Zitat

Karfreitag
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Bravopunk
Sugoi Dekai :D



Anmeldungsdatum: 08.03.2008
Beiträge: 31649
Wohnort: Woanders

Beitrag(#1994364) Verfasst am: 06.04.2015, 08:45    Titel: Antworten mit Zitat

Hunderttausend Menschen strömen
auf die Friedhöfe der Städte.
Die Gedanken gehn nach unten
und nach oben die Gebete.

Vater Staat hat uns befohlen,
heut der Toten zu gedenken -
ihnen Kränze oder Blumen
oder Tränen gar zu schenken!

Vater Staat mischt sich in alles,
selbst in die intimsten Dinge -
als ob der, der wirklich trauert,
nicht auch sonst zum Friedhof ginge...

- Heinz Erhardt, "Ein Trauertag"
_________________
"Hier spricht Ramke. Wer jetzt allein ist, kriegt nur noch den Abschaum!"

Meine Freiheit, deine Freiheit

Kaguya-hime

Kanashikute Yarikirenai
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schtonk
dauerhaft gesperrt



Anmeldungsdatum: 17.12.2013
Beiträge: 12078

Beitrag(#2020832) Verfasst am: 16.09.2015, 21:09    Titel: Antworten mit Zitat

"Wie gehts denn heute unserm Steffen?"
"Ach, das weiß man nicht genau.
Er murmelt dauernd neinileffen."
"Fehlt ja nur noch das Helau."

"Mit den Gänsen stehts noch schlimmer:
Sie robben alle auf dem Bauch."
"Wie denn das?" - "Hab keinen Schimmer.
Federn weg und Füsschen auch."
Ähnlichkeiten mit lebenden Menschen und Gänsen wären rein zufällig. Cool
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Ahriman
Tattergreis



Anmeldungsdatum: 31.03.2006
Beiträge: 17976
Wohnort: 89250 Senden

Beitrag(#2020975) Verfasst am: 17.09.2015, 17:30    Titel: Antworten mit Zitat

"Füsschen"
Da hing ich fest. Sieht man wieder, wie bescheuert die neue Rechtschreibung ist. "Füßchen" liest sich besser.
Ist aber auch ein schwieriges Wort - für Briten und Amerikaner. Anna Moffo in der Opernaufzeichnung von "Hänsel und Gretel" ist auch daran gescheitert. Sie sang "Füh-schen".
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Katatonia
...the quiet cold of late november



Anmeldungsdatum: 05.04.2005
Beiträge: 826

Beitrag(#2021006) Verfasst am: 17.09.2015, 23:17    Titel: Antworten mit Zitat

Ahriman hat folgendes geschrieben:
"Füsschen"
Da hing ich fest. Sieht man wieder, wie bescheuert die neue Rechtschreibung ist. "Füßchen" liest sich besser.
Ist aber auch ein schwieriges Wort - für Briten und Amerikaner. Anna Moffo in der Opernaufzeichnung von "Hänsel und Gretel" ist auch daran gescheitert. Sie sang "Füh-schen".


"Füßchen" ist die neue Rechtschreibung. Smilie
(Weiß gar nicht, ob's vorher überhaupt anders war.)
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Faulheit: der Hang zur Ruhe ohne vorhergehende Arbeit. (Kant)
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HFRudolph
Bright



Anmeldungsdatum: 24.08.2006
Beiträge: 1226

Beitrag(#2021023) Verfasst am: 18.09.2015, 07:58    Titel: Antworten mit Zitat

Füßchen heißt es doch nach wie vor! zwinkern

Als ich in den Jugendtagen
Noch ohne Grübelei,
Da meint ich mit Behagen,
mein Denken wäre frei.

Seitdem hab ich die Stirne
Oft auf die Hand gestützt
Und fand, daß im Gehirne
Ein harter Knoten sitzt.

Mein Stolz, der wurde kleiner.
Ich merkte mit Verdruß:
Es kann doch unsereiner
Nur denken, wie er muß.
(Wilhelm Busch, Zu guter Letzt 1904)
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HFRudolph
Bright



Anmeldungsdatum: 24.08.2006
Beiträge: 1226

Beitrag(#2021025) Verfasst am: 18.09.2015, 08:06    Titel: Antworten mit Zitat

Füsschen wird gesprochen Füs-schen. Es kann auch die Verniedlichungsform von Füss sein - phonetisch in etwa so, als wenn ein Hamburger mit Sprachfehler „Fisch“ sagt. So, wie „Kirche“ auch „Kürche“ gesprochen wird. Poetisch wäre das ja schon wieder zulässig. zynisches Grinsen

Hatte gerade auch wieder einen Brief in Händen, auf dessen Briefkopf eine gestandene alte Firma als Straßennamen „Schlinckstrasse“ angab (und das nicht in Versalien). Strasse, also Plural von Strass. zynisches Grinsen Vielleicht hat ja einmal ein Herr Schlinck dort Strasse produziert, so dass die Straße nach seinen Strassen benannt wurde.
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Wilson
zwischen gaga und dada



Anmeldungsdatum: 04.02.2008
Beiträge: 20075
Wohnort: Swift Tuttle

Beitrag(#2037657) Verfasst am: 01.01.2016, 16:23    Titel: Antworten mit Zitat

rw hat auf ihn aurmerksam gemacht...
http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=2037632#2037632

gerne ein paar kostproben von Paul Scheerbart exklusiv ausgewählt zum neuen jahr:


Paul Scheerbart
Die andre Welt
Ein Phantastenpsalm
(1893)

Laß die Erde! Laß die Erde!
Laß sie ruhen bis sie fault!
Über schwarzen Wiesentriften
Schweben große Purpurengel;
Ihre Purpurlieder brennen
In dem grünen Himmel
Meiner Welt.

Laß die Erde! Laß die Erde!
Laß sie ruhen bis sie fault!
Über weißen Schneepalästen
Kreisen blaue Turteltauben;
Ihre Saphirflügel leuchten
In dem grünen Himmel
Meiner Welt.

Laß die Erde! Laß die Erde!
Laß sie liegen bis sie fault!
Über goldnen Meereswogen
Fliegen silbewrblanke fische;
Deren Strahlenglanzflossen blitzen
In dem grünen Himmel
Meiner Welt.

Haß die Erde! Haß die Erde!



Erdianerlied
(1912)

Fliegt man stückweis' in die Luft,
Wird man gleich zu Leichenduft;
Man verpufft in einem Nu,
Macht nicht mal die Augen zu.



Weltprotz
(1902)

Alles sah ich.
Alles weiß ich.
Alles kann ich.
Was also soll ich?
Sag, was Du willst!
Ich sage stets:
»Ich mag nicht!«



Ich liebe es...


http://gutenberg.spiegel.de/buch/paul-scheerbart-gedichte-1763/3
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Athineos
Polimichanos



Anmeldungsdatum: 27.12.2015
Beiträge: 3
Wohnort: Linksrheinisch nahe Bonn

Beitrag(#2037906) Verfasst am: 04.01.2016, 06:52    Titel: Antworten mit Zitat

Dann gibt es nur eins!

Du. Mann an der Maschine und Mann in der Werkstatt. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst keine Wasserrohre und keine Kochtöpfe mehr machen - sondern Stahlhelme und Maschinengewehre. dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Mädchen hinterm Ladentisch und Mädchen im Büro. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst Granaten füllen und Zielfernrohre für Scharfschützengewehre montieren, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN! Du. Besitzer der Fabrik. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst
statt Puder und Kakao Schießpulver verkaufen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Forscher im Laboratorium. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst einen neuen Tod erfinden gegen das alte Leben, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Dichter in deiner Stube. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst keine Liebeslieder, du sollst Haßlieder singen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Arzt am Krankenbett. Wenn sie dir morgen befehlen, du
sollst die Männer kriegstauglich schreiben, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Pfarrer auf der Kanzel. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst den Mord segnen und den Krieg heilig sprechen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Kapitän auf dem Dampfer. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst keinen Weizen mehr fahren - sondern Kanonen und Panzer, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Pilot auf dem Flugfeld. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst Bomben und Phosphor über die Städte tragen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Schneider auf deinem Brett. Wenn sie dir morgen befehlen,
du sollst Uniformen zuschneiden, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Richter im Talar. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst zum Kriegsgericht gehen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Mann auf dem Bahnhof. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst das Signal zur Abfahrt geben für den Munitionszug und für den Truppentransport, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Mann auf dem Dorf und Mann in der Stadt. Wenn sie morgen kommen und dir den Gestellungsbefehl bringen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Mutter in der Normandie und Mutter in der Ukraine, du, Mutter in Frisko und London, du, am Hoangho und am Mississippi, du, Mutter in Neapel und Hamburg und Kairo und Oslo - Mütter in allen Erdteilen, Mütter in der Welt, wenn sie morgen befehlen, ihr sollt Kinder gebären, Krankenschwestern für Kriegslazarette und neue Soldaten für neue Schlachten, Mütter in der Welt, dann gibt es nur eins:
Sagt NEIN! Mütter, sagt NEIN!
Denn wenn ihr nicht NEIN sagt, wenn IHR nicht nein sagt, Mütter, dann:
dann:
In den lärmenden dampfdunstigen Hafenstädten werden die großen Schiffe stöhnend verstummen und wie titanische Mammutkadaver wasserleichig träge gegen die toten vereinsamten Kaimauern schwanken, algen-, tang- und muschelüberwest den früher so schimmernden dröhnenden Leib, friedhöflich fischfaulig duftend, mürbe, siech, gestorben -
die Straßenbahnen werden wie sinnlose glanzlose glasäugige Käfige blöde verbeult und abgeblättert neben den verwirrten Stahlskeletten der Drähte und Gleise liegen, hinter morschen dachdurchlöcherten Schuppen, in verlorenen kraterzerrissenen Straßen -
eine schlammgraue dickbreiige bleierne Stille wird sich heranwälzen, gefräßig, wachsend, wird anwachsen in den Schulen und Universitäten und Schauspielhäusern, auf Sport- und Kinderspielplätzen, grausig und gierig, unaufhaltsam - der sonnige saftige Wein wird an den verfallenen Hängen verfaulen, der Reis wird in der verdorrten Erde vertrocknen, die Kartoffel wird auf den brachliegenden Äckern erfrieren und die Kühe werden ihre totsteifen Beine wie umgekippte Melkschemel in den Himmel strecken -
in den Instituten werden die genialen Erfindungen der großen Ärzte sauer werden, verrotten, pilzig verschimmeln -
in den Küchen, Kammern und Kellern, in den Kühlhäusern und Speichern werden die letzten Säcke Mehl, die letzten Gläser Erdbeeren, Kürbis und Kirschsaft verkommen - das Brot unter den umgestürzten Tischen und auf zersplitterten Tellern wird grün werden und die ausgelaufene Butter wird stinken wie Schmierseife, das Korn auf den Feldern wird neben verrosteten Pflügen hingesunken sein wie ein erschlagenes Heer und die qualmenden Ziegelschornsteine, die Essen und die Schlote der stampfenden Fabriken werden, vom ewigen Gras zugedeckt, zerbröckeln — zerbröckeln — zerbröckeln —
dann wird der letzte Mensch, mit zerfetzten Gedärmen und verpesteter Lunge, antwortlos und einsam unter der giftig glühenden Sonne und unter wankenden Gestirnen umherirren, einsam zwischen den unübersehbaren Massengräbern und den kalten Götzen der gigantischen betonklotzigen verödeten Städte, der letzte Mensch, dürr, wahnsinnig, lästernd, klagend - und seine furchtbare Klage: WARUM? wird ungehört in der Steppe verrinnen, durch die geborstenen Ruinen wehen, versickern im Schutt der Kirchen, gegen Hochbunker klatschen, in Blutlachen fallen, ungehört, antwortlos, letzter Tierschrei des letzten Tieres Mensch – all dieses wird eintreffen, morgen, morgen vielleicht, vielleicht heute nacht schon, vielleicht heute nacht, wenn – wenn – wenn ihr nicht NEIN sagt.

zitiert aus: Wolfgang Borchert, Das Gesamtwerk, Hamburg 1986,
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Fuxing
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Anmeldungsdatum: 07.05.2008
Beiträge: 1691
Wohnort: Ankh Morpork

Beitrag(#2076120) Verfasst am: 14.11.2016, 00:22    Titel: Antworten mit Zitat

August Kopisch
Die Heinzelmännchen zu Köln

Wie war zu Köln es doch vordem
Mit Heinzelmännchen so bequem!
Denn, war man faul,... man legte sich
Hin auf die Bank und pflegte sich:
Da kamen bei Nacht,
Ehe man's gedacht,
Die Männlein und schwärmten
Und klappten und lärmten,
Und rupften
Und zupften,
Und hüpften und trabten
Und putzten und schabten...
Und eh ein Faulpelz noch erwacht,...
War all sein Tagewerk... bereits gemacht!

Die Zimmerleute streckten sich
Hin auf die Spän' und reckten sich.
Indessen kam die Geisterschar
Und sah was da zu zimmern war.
Nahm Meißel und Beil
Und die Säg' in Eil;
Und sägten und stachen
Und hieben und brachen,
Berappten
Und kappten,
Visierten wie Falken
Und setzten die Balken...
Eh sich's der Zimmermann versah...
Klapp, stand das ganze Haus... schon fertig da!

Beim Bäckermeister war nicht Not,
Die Heinzelmännchen backten Brot.
Die faulen Burschen legten sich,
Die Heinzelmännchen regten sich –
Und ächzten daher
Mit den Säcken schwer!
Und kneteten tüchtig
Und wogen es richtig,
Und hoben
Und schoben,
Und fegten und backten
Und klopften und hackten.
Die Burschen schnarchten noch im Chor:
Da rückte schon das Brot,... das neue, vor!

Beim Fleischer ging es just so zu:
Gesell und Bursche lag in Ruh.
Indessen kamen die Männlein her
Und hackten das Schwein die Kreuz und Quer.
Das ging so geschwind
Wie die Mühl' im Wind!
Die klappten mit Beilen,
Die schnitzten an Speilen,
Die spülten,
Die wühlten,
Und mengten und mischten
Und stopften und wischten.
Tat der Gesell die Augen auf,...
Wapp! hing die Wurst da schon im Ausverkauf!

Beim Schenken war es so: es trank
Der Küfer bis er niedersank,
Am hohlen Fasse schlief er ein,
Die Männlein sorgten um den Wein,
Und schwefelten fein
Alle Fässer ein,
Und rollten und hoben
Mit Winden und Kloben,
Und schwenkten
Und senkten,
Und gossen und panschten
Und mengten und manschten.
Und eh der Küfer noch erwacht,
War schon der Wein geschönt und fein gemacht!

Einst hatt' ein Schneider große Pein:
Der Staatsrock sollte fertig sein;
Warf hin das Zeug und legte sich
Hin auf das Ohr und pflegte sich.
Das schlüpften sie frisch
In den Schneidertisch;
Da schnitten und rückten
Und nähten und stickten,
Und faßten
Und paßten,
Und strichen und guckten
Und zupften und ruckten,
Und eh mein Schneiderlein erwacht:
War Bürgermeisters Rock... bereits gemacht!

Neugierig war des Schneiders Weib,
Und macht sich diesen Zeitvertreib:
Streut Erbsen hin die andre Nacht,
Die Heinzelmännchen kommen sacht:
Eins fähret nun aus,
Schlägt hin im Haus,
Die gleiten von Stufen
Und plumpen in Kufen,
Die fallen
Mit Schallen,
Die lärmen und schreien
Und vermaledeien!
Sie springt hinunter auf den Schall
Mit Licht: husch husch husch husch! – verschwinden all!

O weh! nun sind sie alle fort
Und keines ist mehr hier am Ort!
Man kann nicht mehr wie sonsten ruhn,
Man muß nun alles selber tun!
Ein jeder muß fein
Selbst fleißig sein,
Und kratzen und schaben
Und rennen und traben
Und schniegeln
Und biegeln,
Und klopfen und hacken
Und kochen und backen.
Ach, daß es noch wie damals wär!
Doch kommt die schöne Zeit nicht wieder her!

Weinen
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Lebensnebel
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Anmeldungsdatum: 06.02.2016
Beiträge: 2845

Beitrag(#2077281) Verfasst am: 24.11.2016, 16:52    Titel: Antworten mit Zitat

Charles Bukowski:


I Met A Genius

I met a genius on the train
today
about 6 years old,
he sat beside me
and as the train
ran down along the coast
we came to the ocean
and then he looked at me
and said,
it's not pretty.

it was the first time I'd
realized
that.


http://hellopoetry.com/poem/9394/i-met-a-genius/
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Ahriman
Tattergreis



Anmeldungsdatum: 31.03.2006
Beiträge: 17976
Wohnort: 89250 Senden

Beitrag(#2077398) Verfasst am: 25.11.2016, 11:35    Titel: Antworten mit Zitat

Die drei Dachse

Finster lauern über Erden
auf dem Hügel festgebannt.
Heute muß der Thron hier werden!
Frisch, ihr Dachse, seid zur Hand!
Und der Vater greis,
gar nichts davon weiß.
Soll man die drei Dachse loben,
die der Heimat fern hier toben?

Heringsdamen sah ich springen!
Drei! Die Massen sind im Fluß.
Wollen auf den Thron eindringen,
was mit Sang man fördern muß.
Doch im Klang nicht rein
singen sie nicht fein,
klingt wohl reichlich nach Metalle,
scheußlich ihre Stimme schalle.

Mutter Hering schreckt aus Träumen,
sucht und geht zum Dachs hinein.
"Dacht', die Töchter lang schon säumen,
müssen bei den Dachsen sein.
Zu den Kindern, frisch!
Sie vergessen sich.
Sind zu dumm noch um zu weichen,
halten nichts von Warnungszeichen."

"Ja, sie sind nun wohl von hinnen;
die Familie ging zu Bruch.
Doch bevor sie ganz entrinnen
machen wir uns auf die Such'!"
rief der Dachs da aus
und verließ das Haus!
Rauschend schwamm in einem Bogen
auch der Hering auf den Wogen.

Wohltätig ist des Hügels Macht,
wenn ihn gezähmt der Dachs bewacht,
und was er bildet, was er schafft,
das danken wir ihm schmeichelhaft;
doch furchtbar wird die Schmeichelkraft,
wenn sie der Fessel sich entrafft,
einhertritt auf der eignen Spur
der freie Hering die Natur.
Wehe, wenn wir euch mal fassen,
wenn mal wächst der Widerstand,
wenn wir als belebte Massen
setzen euren Thron in Brand!
Denn die Elemente hassen
das Gebild aus Dachsenhand.

Auf dem Hügel angekommen
ist das Lied, doch nicht erfüllt
ist der Wunsch, denn ganz benommen
sind die Dachse nicht gewillt
von dem Throne bang
weichen hier dem Sang!
So vergeblich ist das Hoffen.
(Heringe sind sehr betroffen.)

Weh, die Hering sich verkühlen,
lassen wir den Thron doch ruhn,
sie sind schwach vom vielen Wühlen,
müssen sie nach Hause tun!
So die Dachse schlicht
taten ihre Pflicht.
Und sie alle drei enteilten
von dem Throne, den sie teilten.

Freude so die Dachse geben!
Seht die Eltern dort ganz fern!
In dem Maule, blank und eben,
trägt man seinen Hering gern.
So vom Land zum Meer
liebt's der Hering sehr.
Und sie wackeln immer wilder,
stimmen so die Dachse milder.

Jetzo durch die Kraft der Dachse
schneiden Heringe die Luft,
daß sie in das Reich der Lachse
flüchten durch die Himmelsluft!
Tauchet, tauchet, lebt!
Und bewegt euch, schwebt!
Eltern Freude dies bedeute,
denn sie wußten, was hier dräute!


(Lewis Carroll - Autor von "Alice im Wunderland")


Das Gedicht entstammt dem Roman »Sylvie und Bruno«, die Übersetzung wurde vorgenommen von Dieter H. Stündel. Entnommen aus "Lewis Carrolls Gesamtwerk" bei Zweitausendeins.
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narr
workingglass
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Anmeldungsdatum: 02.01.2009
Beiträge: 3786

Beitrag(#2077680) Verfasst am: 26.11.2016, 23:37    Titel: Antworten mit Zitat

Bald ist Lichterfest, daher aus gegebenem Anlass:

Advent von Loriot
Es blaut die Nacht, die Sternlein blinken,
Schneeflöcklein leis herniedersinken.
Auf Edeltännleins grünem Wipfel
häuft sich ein kleiner weißer Zipfel.
Und dort vom Fenster her durchbricht
den dunklen Tann ein warmes Licht.
Im Forsthaus kniet bei Kerzenschimmer
die Försterin im Herrenzimmer.
In dieser wunderschönen Nacht
hat sie den Förster umgebracht.

Er war ihr bei des Heimes Pflege
seit langer Zeit schon sehr im Wege.
So kam sie mit sich überein:
am Niklasabend muß es sein.
Und als das Rehlein ging zur Ruh',
das Häslein tat die Augen zu,
erlegte sie direkt von vorn
den Gatten über Kimm und Korn.
Vom Knall geweckt rümpft nur der Hase
zwei-, drei-, viermal die Schnuppernase
und ruhet weiter süß im Dunkeln,
derweil die Sternlein traulich funkeln.

Und in der guten Stube drinnen
da läuft des Försters Blut von hinnen.
Nun muß die Försterin sich eilen,
den Gatten sauber zu zerteilen.
Schnell hat sie ihn bis auf die Knochen
nach Waidmanns Sitte aufgebrochen.
Voll Sorgfalt legt sie Glied auf Glied
(was der Gemahl bisher vermied) -,
behält ein Teil Filet zurück
als festtägliches Bratenstück
und packt zum Schluß, es geht auf vier,
die Reste in Geschenkpapier.

Da tönt's von fern wie Silberschellen,
im Dorfe hört man Hunde bellen.
Wer ist's, der in so tiefer Nacht
im Schnee noch seine Runde macht?
Knecht Ruprecht kommt mit goldnem Schlitten
auf einem Hirsch herangeritten!
He, gute Frau, habt ihr noch Sachen,
die armen Menschen Freude machen?

Des Försters Haus ist tiefverschneit,
doch seine Frau steht schon bereit:
Die sechs Pakete, heil'ger Mann,
's ist alles, was ich geben kann.
Die Silberschellen klingen leise,
Knecht Ruprecht macht sich auf die Reise.
Im Försterhaus die Kerze brennt,
ein Sternlein blinkt - es ist Advent.

Loriot
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Gödelchen
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Anmeldungsdatum: 17.11.2016
Beiträge: 771

Beitrag(#2077710) Verfasst am: 27.11.2016, 15:30    Titel: Philou 7 Antworten mit Zitat

Mierrewhcs niek tsi mierrhek nie,

ja ja !
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fwo
Caterpillar D9



Anmeldungsdatum: 05.02.2008
Beiträge: 25808
Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#2077712) Verfasst am: 27.11.2016, 15:39    Titel: Re: Philou 7 Antworten mit Zitat

Gödelchen hat folgendes geschrieben:
Mierrewhcs niek tsi mierrhek nie,

ja ja !

Interressant. Aus welchem Teil Sloweniens ist das?

Ich kenne diese Form:
Niewhcsreem niek tsi mierrhek nie.
_________________
Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.

The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.

Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Wilson
zwischen gaga und dada



Anmeldungsdatum: 04.02.2008
Beiträge: 20075
Wohnort: Swift Tuttle

Beitrag(#2077720) Verfasst am: 27.11.2016, 16:35    Titel: Antworten mit Zitat

hört sich an wie dada:
Gadji beri bimba' - Hugo Ball

gadji beri bimba glandridi laula lonni cadori
gadjama gramma berida bimbala glandri galassassa laulitalomini
gadji beri bin blassa glassala laula lonni cadorsu sassala bim
gadjama tuffm i zimzalla binban gligla wowolimai bin beri ban
o katalominai rhinozerossola hopsamen laulitalomini hoooo
gadjama rhinozerossola hopsamen
bluku terullala blaulala loooo

zimzim urullala zimzim urullala zimzim zanzibar zimzalla zam
elifantolim brussala bulomen brussala bulomen tromtata
velo da bang band affalo purzamai affalo purzamai lengado tor
gadjama bimbalo glandridi glassala zingtata pimpalo ögrögöööö
viola laxato viola zimbrabim viola uli paluji malooo

tuffm im zimbrabim negramai bumbalo negramai bumbalo tuffm i zim
gadjama bimbala oo beri gadjama gaga di gadjama affalo pinx
gaga di bumbalo bumbalo gadjamen
gaga di bling blong
gaga blung
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Bravopunk
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Beitrag(#2087018) Verfasst am: 26.02.2017, 15:59    Titel: Antworten mit Zitat

Sex-Poem (aus dem Frühstyxradio)

Es geht ein Biii-Baaa-Butzemann
in unsrem Kreis herum.
Er rrrüttelt sich, Errr ssschüttelt sich.
Jaaa!
Und dann: Wirft die Beine hinter sich!!!
Die Sau!

Es geht ein Biii-Baaa-Butzemann
in unsrem Kreis herum!
Fidibumm!!!


Sehr glücklich
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Kaguya-hime

Kanashikute Yarikirenai
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Wilson
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Beitrag(#2087022) Verfasst am: 26.02.2017, 16:26    Titel: Antworten mit Zitat

https://www.youtube.com/watch?v=AKKbSj587o4

JOSEF GREINDL SINGT " TOD UND TÖDIN"


Wer ist so spät noch fleissig wach?
und schlägt und plätschert laut im Bach?
Sterbhemden wäscht die Tödin dort,
und pocht und dreht und bleichet fort.

Die Nacht ist schön, voll Mondenschein,
heut mags nicht schwer zu sterben sein.
Die Tödin rührt sich ohne Ruh'n,
als gäb's noch viel für sie zu tun.

Sie ist ein schönes blasses Weib,
nur fast zu zart der schlanke Leib;
das Aug' ist ernst und traurig schön!
hat viele brechend wohl geseh'n.

Doch nie hat's, wie's noch nie gelacht,
je eine Träne feucht gemacht.
Die ist so spät noch fleissig wach,
und schlägt und plätschert laut im Bach.

Sterbhemden wäscht die Tödin dort,
und pocht und dreht und bleichet fort.
Da schaut der Tod aus seinem Haus
im Freithofgrün, und ruft heraus:

"Du frommes Weib, bist du bereit?
Nun hab' ich Ruh', 's ist Schlafenszeit."
Leis winkt sie, deckt die Linnen aus,
und schleicht dann still hinein ins Haus.

Der Tod greint sänftiglich sie an,
man sieht's, er ist ein guter Mann,
Der Haushalt fördert Jahr für Jahr,
'sist gar ein emsig wackres Paar.

Er streckt die Toten in den Schrein,
sie hüllt sie blank in Linnen ein.
Er scharrt sie finster tief hinab,
doch sie pflanzt Blumen auf das Grab.

Adolf Ritter von Tschabuschnigg (1809-1877)
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Wilson
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Beitrag(#2087024) Verfasst am: 26.02.2017, 16:34    Titel: Antworten mit Zitat

Wilson hat folgendes geschrieben:
https://www.youtube.com/watch?v=AKKbSj587o4

JOSEF GREINDL SINGT " TOD UND TÖDIN"


Wer ist so spät noch fleissig wach?
und schlägt und plätschert laut im Bach?
Sterbhemden wäscht die Tödin dort,
und pocht und dreht und bleichet fort.

Die Nacht ist schön, voll Mondenschein,
heut mags nicht schwer zu sterben sein.
Die Tödin rührt sich ohne Ruh'n,
als gäb's noch viel für sie zu tun.

Sie ist ein schönes blasses Weib,
nur fast zu zart der schlanke Leib;
das Aug' ist ernst und traurig schön!
hat viele brechend wohl geseh'n.

Doch nie hat's, wie's noch nie gelacht,
je eine Träne feucht gemacht.
Die ist so spät noch fleissig wach,
und schlägt und plätschert laut im Bach.

Sterbhemden wäscht die Tödin dort,
und pocht und dreht und bleichet fort.
Da schaut der Tod aus seinem Haus
im Freithofgrün, und ruft heraus:

"Du frommes Weib, bist du bereit?
Nun hab' ich Ruh', 's ist Schlafenszeit."
Leis winkt sie, deckt die Linnen aus,
und schleicht dann still hinein ins Haus.

Der Tod greint sänftiglich sie an,
man sieht's, er ist ein guter Mann,
Der Haushalt fördert Jahr für Jahr,
'sist gar ein emsig wackres Paar.

Er streckt die Toten in den Schrein,
sie hüllt sie blank in Linnen ein.
Er scharrt sie finster tief hinab,
doch sie pflanzt Blumen auf das Grab.

Adolf Ritter von Tschabuschnigg (1809-1877)



Josef Greindl (* 23. Dezember 1912 in München; † 16. April 1993 in Wien) war ein deutscher Opernsänger (Bass) und Hochschullehrer.

Zitat:
Auf Antrag vom 20. Oktober 1939 wurde Greindl mit Wirkung vom 1. Dezember 1939 Mitglied der NSDAP und unter der Nummer 7.342.013 registriert.[2] In der Endphase des Zweiten Weltkriegs nahm ihn Adolf Hitler im August 1944 in die Gottbegnadeten-Liste der wichtigsten Sänger auf, was ihn vor einem Kriegseinsatz, auch an der Heimatfront, bewahrte


er hatte später nach dem krieg noch ein, so scheints, erfolgreiches berufsleben. sogar mit auszeichnung.

ist es korrekt dieser stimme zu lauschen?
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Bravopunk
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Beitrag(#2087025) Verfasst am: 26.02.2017, 16:54    Titel: Antworten mit Zitat

Wilson hat folgendes geschrieben:


Josef Greindl...

ist es korrekt dieser stimme zu lauschen?


Ich find immer, gerade bei Kunst, Literatur usw., dass man Gesinnung von Werk trennen muss. Eigentlich sogar bei allem, was ein Mensch so im Leben tut. Schlechte Taten machen gute noch nicht automatisch schlecht, genauso wie man durch gute Taten seine schlechten noch nicht zwangsweise wieder gut machen kann.

Es gibt etliche große Geister, die wichtige Gedanken in den Zeitgeist eingespeist haben, gleichzeitig aber auch Antisemiten waren. Weder macht ihr Antisemitismus ihre wichtigen Gedanken wertlos, noch rechtfertigen diese den Aniseminismus ihres Autors und machen ihn wertvoll.

Man kann einer schönen Stimme huldigen, auch wenn sie Unterstützer oder gar Aushängeschild des dritten Reiches war.

Also das denke ich jedenfalls.
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Wilson
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Beitrag(#2087026) Verfasst am: 26.02.2017, 17:03    Titel: Antworten mit Zitat

Bravopunk hat folgendes geschrieben:
Wilson hat folgendes geschrieben:


Josef Greindl...

ist es korrekt dieser stimme zu lauschen?


Ich find immer, gerade bei Kunst, Literatur usw., dass man Gesinnung von Werk trennen muss. Eigentlich sogar bei allem, was ein Mensch so im Leben tut. Schlechte Taten machen gute noch nicht automatisch schlecht, genauso wie man durch gute Taten seine schlechten noch nicht zwangsweise wieder gut machen kann.

Es gibt etliche große Geister, die wichtige Gedanken in den Zeitgeist eingespeist haben, gleichzeitig aber auch Antisemiten waren. Weder macht ihr Antisemitismus ihre wichtigen Gedanken wertlos, noch rechtfertigen diese den Aniseminismus ihres Autors und machen ihn wertvoll.

Man kann einer schönen Stimme huldigen, auch wenn sie Unterstützer oder gar Aushängeschild des dritten Reiches war.

Also das denke ich jedenfalls.



ich huldige ihr nicht.
ich kann mich ihr höchstens nicht entziehen, habe aber ein ambivalentes gefühl bzw bin mit dessen bewußt.
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Ahriman
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Beitrag(#2087029) Verfasst am: 26.02.2017, 17:22    Titel: Antworten mit Zitat

Was den oben erwähnten Sänger betrifft: Das alles ist zweitrangig. Die wichtigen Fragen sind nur: Was hat er in jener Zeit getan und gesagt?
Man hat auch Furtwängler, Heinz Rühmann u.v.a. Künstler angegiftet, nur weil die Nazis sie mal hofierten. Wie war das noch mit dem ersten Stein? Wer von euch hätte sich nicht auch gern vor "der Front" gedrückt und Sonderrationen angenommen?
Das fällt natürlich keinem von euch auf: Er ist erst 1939 Parteimitglied geworden, das legt die Vermutung nahe, daß er sich wegdrückte bis es nicht mehr anders ging. Mein Vater zum Beispiel, ein waschechter Nazi, war schon vor 1933 (vor Hitlers Machtergreifung!) Mitglied der NSDAP. Das hat ihm ja auch 1945 viel Ärger eingebracht.
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Bravopunk
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Beitrag(#2087031) Verfasst am: 26.02.2017, 17:31    Titel: Antworten mit Zitat

Wilson hat folgendes geschrieben:
Bravopunk hat folgendes geschrieben:
Wilson hat folgendes geschrieben:


Josef Greindl...

ist es korrekt dieser stimme zu lauschen?


Ich find immer, gerade bei Kunst, Literatur usw., dass man Gesinnung von Werk trennen muss. Eigentlich sogar bei allem, was ein Mensch so im Leben tut. Schlechte Taten machen gute noch nicht automatisch schlecht, genauso wie man durch gute Taten seine schlechten noch nicht zwangsweise wieder gut machen kann.

Es gibt etliche große Geister, die wichtige Gedanken in den Zeitgeist eingespeist haben, gleichzeitig aber auch Antisemiten waren. Weder macht ihr Antisemitismus ihre wichtigen Gedanken wertlos, noch rechtfertigen diese den Aniseminismus ihres Autors und machen ihn wertvoll.

Man kann einer schönen Stimme huldigen, auch wenn sie Unterstützer oder gar Aushängeschild des dritten Reiches war.

Also das denke ich jedenfalls.



ich huldige ihr nicht.
ich kann mich ihr höchstens nicht entziehen, habe aber ein ambivalentes gefühl bzw bin mit dessen bewußt.


Mit "man" meinte ich nicht unbedingt dich. Smilie
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Wilson
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Beitrag(#2087037) Verfasst am: 26.02.2017, 17:52    Titel: Antworten mit Zitat

Ahriman hat folgendes geschrieben:
Was den oben erwähnten Sänger betrifft: Das alles ist zweitrangig. Die wichtigen Fragen sind nur: Was hat er in jener Zeit getan und gesagt?
Man hat auch Furtwängler, Heinz Rühmann u.v.a. Künstler angegiftet, nur weil die Nazis sie mal hofierten. Wie war das noch mit dem ersten Stein? Wer von euch hätte sich nicht auch gern vor "der Front" gedrückt und Sonderrationen angenommen?

ich werfe ja keinen stein.
ich frage mich dennoch... und es ist ja nicht so, dass man grund zur annahme haben könnte, dass derlei konflikte in der zukunft nicht mehr existieren werden. welcher schauspieler würde sich schon verweigern... welcher musiker?
was wäre auch die alternative- auswandern?
und ich möchte eben nicht z.b. auf Extrarationen angewiesen sein und schon gar nicht in den krieg ziehen... einzig das nachdenken, um die genese solcher geschichten macht doch sinn. gerade in solchen, eher weniger theoretischen zusammenhängen, können erkenntnisse erzielt werden.
und deshalb gehören sie z.b. auch in die schulbildung.

mein tipp:
wagner and me
https://www.epd-film.de/filmkritiken/wagner-me
wobei ich nicht unbedingt frys standpunkt vertrete.

ich selbst liebe allerdings das von wagner:
https://www.youtube.com/watch?v=fktwPGCR7Yw
seitdem ich mich mit wagner etwas beschäftigte höre ich das nicht mehr unvoreingenommen, ich muss mich qausi zwingen, den hintergrund (wagner) auszublenden.
der psychotherapeut würde verständnisvoll sagen: das gilt es auszuhalten, blablabla.

hier steht was über die antisemitische motivation wagners:
Zitat:
In der Schweiz sucht Fry nach Antworten auf die Frage, warum gerade Wagner die Nazis so faszinierte. Hierher flüchtete der Komponist nach der gescheiterten Revolution 1848 ins Exil und schrieb nicht nur seine grandiose Ring-Tetralogie, sondern auch seine Hetzschrift "Das Judentum in der Musik", ein Schatten über Wagners Werk. Fry, der Jude und glühende Wagner-Verehrer, will wissen, woher Wagners Antisemitismus kam. "Sein antisemitischer Ausbruch hatte auch persönliche Motive: seine Eifersucht auf die gefeierten jüdischen Komponisten Mendelssohn und Meyerbeer", so Fry. Chris Walton, Historiker und Autor, erklärt: "Wagner brauchte so etwas wie einen bizarren Nervenkitzel, um sich künstlerisch anzutreiben, einen Gegner, oder einen Feind in sich selbst." "Hätte er doch nur gewusst, dass sein Antisemitismus ihm selbst am meisten schaden würde", entgegnet Fry.


http://www.3sat.de/page/?source=/kulturzeit/tips/163209/index.html
was lernt man nun im besten falle daraus?
das wagner ignorant war, ihm nichts über sich ging? er keine ahnung hatte? ihm nicht klar war, was er damit anrichtete?
das vermiest mir die musik.

jedenfalls ist kunst politisch.


im grunde müsste man, wäre man konsequent, handeln wie bei den geschützten edelhölzern oder elfenbein?
es gibt ja schließlich keinen grund zur annahme, dass parallel aufklärung bzw Reflexion was brächte..

http://www.zeit.de/wissen/2016-04/kenia-elfenbein-verbrennung-uhuru-kenyatta
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Ahriman
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Beitrag(#2087043) Verfasst am: 26.02.2017, 18:11    Titel: Antworten mit Zitat

Wilson hat folgendes geschrieben:
ich frage mich dennoch... und es ist ja nicht so, dass man grund zur annahme haben könnte, dass derlei konflikte in der zukunft nicht mehr existieren werden. welcher schauspieler würde sich schon verweigern... welcher musiker?
was wäre auch die alternative- auswandern?

Das hat u.a. Marlene Dietrich getan. Und dafür hat man sie dann auch angepißt.
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fwo
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Beitrag(#2087051) Verfasst am: 26.02.2017, 18:34    Titel: Antworten mit Zitat

Wilson hat folgendes geschrieben:
....
was lernt man nun im besten falle daraus?
das wagner ignorant war, ihm nichts über sich ging? er keine ahnung hatte? ihm nicht klar war, was er damit anrichtete?
das vermiest mir die musik.

jedenfalls ist kunst politisch.


im grunde müsste man, wäre man konsequent, handeln wie bei den geschützten edelhölzern oder elfenbein?
es gibt ja schließlich keinen grund zur annahme, dass parallel aufklärung bzw Reflexion was brächte..

http://www.zeit.de/wissen/2016-04/kenia-elfenbein-verbrennung-uhuru-kenyatta

Alles, was Du daraus lernst, ist, dass Wagner ein Kind seiner Zeit war, also niemand, der in der Lage war, die Geschichte und daraus die Lehren für die Moral der nächsten 100 Jahre vorherzusehen. Antisemitismus war damals in weiten Teilen der deutschen Bevölkerung, auch bei den Gebildeten, verbreitet, und ganz einfach normal, so etwa wie PC heute. Was meinst Du denn, wie groß Deine Chance gewesen wäre, damals nicht antisemitisch gewesen zu sein?

So stelle ich mir auch den typischen Veggie vor, dass der keinen Goethe-Text lesen kann, ohne sich dessen bewusst zu sein, dass Goethe gerne Braten aß.

Kann man machen, muss man aber nicht.
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Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.

The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.

Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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