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Mao war scheinbar ähnlich skrupellos wie Hitler
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diskordianerpapst
Zeuger Jehovas



Anmeldungsdatum: 16.11.2012
Beiträge: 4597

Beitrag(#2052398) Verfasst am: 13.04.2016, 10:11    Titel: Antworten mit Zitat

Die bittere Ironie an der Sache ist doch, dass sich "Kommunisten" an Kennzahlen orientiert haben
die wohl eher ihren Ursprung im kapitalistisch orientierten Teilen der Welt haben und dazu auch noch
voll auf kapitalistische Wettbewerbs- und Konkurrenzideologie eingestiegen sind.

Was daran nun speziell "kommunistische Ideologie" gewesen sein soll erschliesst sich mir nicht.
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DonMartin
registrierter User



Anmeldungsdatum: 13.08.2013
Beiträge: 6817

Beitrag(#2052407) Verfasst am: 13.04.2016, 11:29    Titel: Antworten mit Zitat

diskordianerpapst hat folgendes geschrieben:
Die bittere Ironie an der Sache ist doch, dass sich "Kommunisten" an Kennzahlen orientiert haben
die wohl eher ihren Ursprung im kapitalistisch orientierten Teilen der Welt haben und dazu auch noch
voll auf kapitalistische Wettbewerbs- und Konkurrenzideologie eingestiegen sind.

Was daran nun speziell "kommunistische Ideologie" gewesen sein soll erschliesst sich mir nicht.

Irgendwer hat das mal mit den christlichen Denominationen verglichen.
Demnach waere der Kapitalismus "katholisch", der Kommunismus hingegen entspraeche den Pietisten oder Evangelikalen.
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vrolijke
Bekennender Pantheist
Moderator



Anmeldungsdatum: 15.03.2007
Beiträge: 46338
Wohnort: Stuttgart

Beitrag(#2052410) Verfasst am: 13.04.2016, 11:52    Titel: Antworten mit Zitat

DonMartin hat folgendes geschrieben:
diskordianerpapst hat folgendes geschrieben:
Die bittere Ironie an der Sache ist doch, dass sich "Kommunisten" an Kennzahlen orientiert haben
die wohl eher ihren Ursprung im kapitalistisch orientierten Teilen der Welt haben und dazu auch noch
voll auf kapitalistische Wettbewerbs- und Konkurrenzideologie eingestiegen sind.

Was daran nun speziell "kommunistische Ideologie" gewesen sein soll erschliesst sich mir nicht.

Irgendwer hat das mal mit den christlichen Denominationen verglichen.
Demnach waere der Kapitalismus "katholisch", der Kommunismus hingegen entspraeche den Pietisten oder Evangelikalen.


Ich kenne den Protestantismus als durch und durch Kapitalistisch
_________________
Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
Erich Fromm

Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.

Grenzen geben einem die Illusion, das Böse kommt von draußen
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wolle
Anti-Theist und Welt-Verbesserer



Anmeldungsdatum: 23.03.2015
Beiträge: 3908

Beitrag(#2052433) Verfasst am: 13.04.2016, 17:10    Titel: Antworten mit Zitat

diskordianerpapst hat folgendes geschrieben:
Die bittere Ironie an der Sache ist doch, dass sich "Kommunisten" an Kennzahlen orientiert haben
die wohl eher ihren Ursprung im kapitalistisch orientierten Teilen der Welt haben und dazu auch noch
voll auf kapitalistische Wettbewerbs- und Konkurrenzideologie eingestiegen sind.

Was daran nun speziell "kommunistische Ideologie" gewesen sein soll erschliesst sich mir nicht.


Wenn die Kennzahlen denn richtig gewesen wären, wäre es kein großer Fehler gewesen.
Das Problem war aber, dass die Funktionäre aus Angst, Konkurrenz- und Prestige-Denken die Produktions-Zahlen so extrem nach oben gefälscht haben, dass auf dem Papier alles großartig ausgesehen hat, man die üble Situation jedoch nur vor Ort erkennen konnte.
Was die Bonzen weiter oben wiederum kaum interessiert hat.
Für Karriere und Macht-Erhalt gingen die Funktionäre über Leichen.
Das war allerdings nicht so sehr spezifisch kommunistisch, sondern dem diktatorischen System geschuldet.

Edit: Übrigens kommen Bilanzfälschungen auch im Kapitalismus vor, wenn z. B. der Boss ein Despot ist.
_________________
72. Generalversammlung der Vereinten Nationen, Presse-Mitteilung
http://www.un.org/en/ga/72/presskit/pdf/full_kit72_en.pdf
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fwo
Caterpillar D9



Anmeldungsdatum: 05.02.2008
Beiträge: 25878
Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#2052441) Verfasst am: 13.04.2016, 19:28    Titel: Antworten mit Zitat

wolle hat folgendes geschrieben:
diskordianerpapst hat folgendes geschrieben:
Die bittere Ironie an der Sache ist doch, dass sich "Kommunisten" an Kennzahlen orientiert haben
die wohl eher ihren Ursprung im kapitalistisch orientierten Teilen der Welt haben und dazu auch noch
voll auf kapitalistische Wettbewerbs- und Konkurrenzideologie eingestiegen sind.

Was daran nun speziell "kommunistische Ideologie" gewesen sein soll erschliesst sich mir nicht.


Wenn die Kennzahlen denn richtig gewesen wären, wäre es kein großer Fehler gewesen.
Das Problem war aber, dass die Funktionäre aus Angst, Konkurrenz- und Prestige-Denken die Produktions-Zahlen so extrem nach oben gefälscht haben, dass auf dem Papier alles großartig ausgesehen hat, man die üble Situation jedoch nur vor Ort erkennen konnte.
Was die Bonzen weiter oben wiederum kaum interessiert hat.
Für Karriere und Macht-Erhalt gingen die Funktionäre über Leichen.
Das war allerdings nicht so sehr spezifisch kommunistisch, sondern dem diktatorischen System geschuldet.

Edit: Übrigens kommen Bilanzfälschungen auch im Kapitalismus vor, wenn z. B. der Boss ein Despot ist.

Es geht nicht nur darum, dass Produktionszahlen nach oben gelogen wurden, es geht vielmehr darum, dass im Glauben an die Weisheit eines großen Vorsitzenden praktisch die komplette Partei den Blick auf die Realität unterlässt und so Millionen langsam verrecken lässt, nur, um die Idee nicht zu "verraten". Die Planung mit der Enteigung der Bauern, um sie aus (nicht vorhandenem) Schrott in kleinen Öfen Stahl schmelzen zu lassen, beinhaltet ein Hirnrissigkeit, die schwer anders zu begründen ist als ideologisch. Tragend ist hier die Idee, dass Arbeiter und Bauern unter der "richtigen Führung" in der Lage sein werden, jede industrielle Entwicklung quasi aus dem Stand nachzuvollziehen und zu überholen und dabei ganz nebenbei auch noch die landwirtschaftliche Produktion schaffen, die nicht nur sie selbst ernährt, sondern auch noch genügend für den Export abwirft. Dass er das gemacht hat, um sich und seine Klique zu bereichern, kann man Mao kaum vorwerfen - was bleibt da außer der Ideologie noch übrig?
_________________
Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.

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Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Skeptiker
"I can't breathe!"



Anmeldungsdatum: 14.01.2005
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Wohnort: 129 Goosebumpsville

Beitrag(#2052444) Verfasst am: 13.04.2016, 20:27    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Skeptiker hat folgendes geschrieben:
.... Ansonsten findet sich das so nicht und da kommt dann eben der Ansatz von Gerland zum Zuge, der ungewöhnlich ist, aber womöglich wesentlich fruchtbarer als der verengt ideologistische Ansatz, welcher nämlich die ökonomischen Umbrüche - die ursprüngliche Akkumulation analog zum Manchester-Frühkapitalismus, wenn man so will - ausblendet.


Was meinst Du beim "großen Hunger" mit ökonomischen Umbrüchen?


Die Verwandlung einer rückständigen Agrar- in eine moderne Industriegesellschaft. Unter bürgerlichen Bedingungen nannte Marx die ursprüngliche Akkumulation (des Kapitals).

Und Chr. Gerlach ist aufgefallen, dass viele Massenmorde der Neuzeit mit dieser industriellen Revolution zu tun haben.

In China und Russland hat sich das jeweils in Gestalt eines sog. "Kriegskommunismus" gestaltet, da diese Länder nicht nur das Problem hatten, sich industriell zu entwickeln - um sich langfristig zu behaupten und der Kolonialisierung zu entgehen! - sondern sich auch durch ständige militärische Interventionen der bürgerlichen Staaten objektiv in einem Kriegszustand befanden.

Wenn sich unter diesen Bedingungen ein Sozialismus entwickeln will, dann sind die Bedingungen dafür das Gegenteil von optimal gewesen.

fwo hat folgendes geschrieben:
Was Mao da eingeleitet und durchgesetzt hat, war ökonomisch Schwachsinn und hat neben der kleinen Folge von zig-Millionen Verhungerten sein Land wahrscheinlich um Jahrzehnte zurückgeworfen.

Gerade, weil die Aktion in die Hose gegangen ist, wird doch sichtbar, dass da die Ideologie
1. dumme Ratschläge gab und
2. ohne irgendeine Form der Rücksicht auf die Bevölkerung durchgesetzt wurde.

An dieser Ecke um diese Tatsache rumzuschwafeln ist nur peinlich. Vielleicht solltest Du mal bei Unternehmensberatern in die Lehre gehen, um Deine Nebelbomben besser zu plazieren.


Ich gebe dir Recht, dass Mao hier fatale Fehler gemacht hat und dabei versäumt hat, sich die Kenntnisse der Wissenschaft seiner Zeit über die Landwirtschaft zunutze zu machen und außerdem war es katastrophal, die Bauernschaft nicht mit einzubeziehen in die Planungen.

Ich weiß, dass bei der modernen Proektplanung immer alle stakeholder mit einbezogen werden sollten. Mao hat hier offenbar auch seine eigene Urteilskraft überschätzt und die anderer unterschätzt.

Das waren also auch verheerende politische Fehlleistungen, die ich in keiner Weise leugnen oder beschönigen will.

----

Zur ürsprünglichen Akkumulation möchte ich aber dennoch anmerken, dass - siehe z.B. Robert Kurz' "Schwarzbuch des Kapitalismus" - die Opferzahlen dieser ökonomischen Umbruchsphasen auch in Ländern wie USA (Massensklaverei), England/Deutschland/Niederlande/Portugal/Spanien (Kolonialismus und dadurch quasi eine Externalisierung der Opfer) ebenfalls in die zweistelligen Millionen gingen. Von Indien oder Afrika mal ganz zu schweigen.

Es sollte aber nicht darum gehen, hier einen *Wettbewerb* zu starten nach dem Motto "Wer hat die meisten Opfer?".

Ohne 1. den ökonomischen Hintergrund der rückständigen, bäuerlichen Verhältnisse in China und 2. die militärische und imperialistische Bedrohung durch die bürgerlichen Staaten hätten Maos *Ideologien* nicht solche Auswirkungen gehabt. Vielmehr hätte unter günstigeren Bedingungen China mehr Ruhe und Zeit zur Verfügung gestanden, um die Entwicklung in sozialistische und menschliche Bahnen zu lenken, wie es ja immerhin beabsichtigt war ...-
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fwo
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Beiträge: 25878
Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#2052468) Verfasst am: 14.04.2016, 00:57    Titel: Antworten mit Zitat

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
....
Ich gebe dir Recht, dass Mao hier fatale Fehler gemacht hat und dabei versäumt hat, sich die Kenntnisse der Wissenschaft seiner Zeit über die Landwirtschaft zunutze zu machen und außerdem war es katastrophal, die Bauernschaft nicht mit einzubeziehen in die Planungen.

Ich weiß, dass bei der modernen Proektplanung immer alle stakeholder mit einbezogen werden sollten. Mao hat hier offenbar auch seine eigene Urteilskraft überschätzt und die anderer unterschätzt.

Das waren also auch verheerende politische Fehlleistungen, die ich in keiner Weise leugnen oder beschönigen will.
....

Ich habe jetzt aber den ganz dummen Verdacht, dass das systembedingt ist.

Kennst Du in der Geschichte eine KP, die sich anders verhalten hat, nachdem sie an die Macht gekommen ist, als Mao hier, nämlich diktatorisch und ohne Rücksicht auf die Bevölkerung?

Wie verträgt sich das überhaupt, der Anspruch des Kommunismus und dieser Verschleiß an Bevölkerung, um den Kommunismus durchzusetzen?

btw:

Hungertod ist nicht einfach Tod, sondern eine sehr qualvolle Art zu sterben. Und für jeden Toten kannst Du da noch ein paar dazuzählen, die ähnlich gequält wurden, aber eben überlebt haben. Man kann sich gut vorstellen, wie dann das Militär knüppeln muss, um daraus keine revolutionäre Situation entstehen zu lassen - und das alles zum Wohle des Volkes.

Das mit "Das waren also auch verheerende politische Fehlleistungen" zu beschreiben, erinnerte mich eben spontan an eine Reportage über einen Elsässer in Vietnam, der als Fremdenlegionär da hingekommen ist und anschließend da hängengeblieben. (Diese Reportage ist lange her, aber ich fand sie so eindrucksvoll, dass sie mir noch im Gedächtnis ist)

In dieser Reportage erzählte er Folgendes (aus dem Gedächtnis wiedergegeben s.o.)
Zitat:
Da ist mir mal ein dolles Ding passiert.
Es hatte einen Luftangriff gegeben und in der Straße vor dem Dorf waren Bombentrichter, die die Straße unpassierbar machten. Ich bekam also den Auftrag, mir 20 Leute zu nehmen und die Bombentrichter zu füllen. Die mussten sich also vor den Trichtern aufstellen, und ich habe die dann mit der MP erschossen, dass die in die Trichter fielen. Das hat aber nicht gereicht und ich bin dann ins Dorf, um mir noch ein paar zu holen. Und dabei habe ich dann erfahren, dass das gar nicht so gemeint war, sondern dass diese Leute die Trichter zuschaufen sollten....

Der erste Satz diese Zitates(fett) ist wörtlich und der Grund, warum ich das Ganze im Gedächtnis behalten habe. Er ist ähnlich unpassend wie "Das waren also auch verheerende politische Fehlleistungen".

Fehlleistungen mit derartigen Folgen nennt man normalerweise Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
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Effô Tisetti
Königsblau bis in den Tod



Anmeldungsdatum: 18.09.2003
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Beitrag(#2052496) Verfasst am: 14.04.2016, 11:25    Titel: Antworten mit Zitat

Skeptiker hat folgendes geschrieben:

Ohne 1. den ökonomischen Hintergrund der rückständigen, bäuerlichen Verhältnisse in China und 2. die militärische und imperialistische Bedrohung durch die bürgerlichen Staaten hätten Maos *Ideologien* nicht solche Auswirkungen gehabt. Vielmehr hätte unter günstigeren Bedingungen China mehr Ruhe und Zeit zur Verfügung gestanden, um die Entwicklung in sozialistische und menschliche Bahnen zu lenken, wie es ja immerhin beabsichtigt war ...-


Wir halten fest: "Schuld" sind d.E. die "Umstände" (1.) und die "Anderen" (2.). Dabei dürfte es sich um die älteste und - mit Verlaub - dümmste Rechtfertigungsstrategie von Verbrechern handeln - großen und kleinen, ideologisch rechts, mittig oder links motivierten. Und natürlich sollte das eigentlich menschlich und "sozialistisch" abgehen. Hat halt nicht geklappt, ging nicht anders. Tja... Mit den Augen rollen
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Skeptiker
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Beiträge: 16834
Wohnort: 129 Goosebumpsville

Beitrag(#2052544) Verfasst am: 14.04.2016, 17:29    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Skeptiker hat folgendes geschrieben:
....
Ich gebe dir Recht, dass Mao hier fatale Fehler gemacht hat und dabei versäumt hat, sich die Kenntnisse der Wissenschaft seiner Zeit über die Landwirtschaft zunutze zu machen und außerdem war es katastrophal, die Bauernschaft nicht mit einzubeziehen in die Planungen.

Ich weiß, dass bei der modernen Proektplanung immer alle stakeholder mit einbezogen werden sollten. Mao hat hier offenbar auch seine eigene Urteilskraft überschätzt und die anderer unterschätzt.

Das waren also auch verheerende politische Fehlleistungen, die ich in keiner Weise leugnen oder beschönigen will.
....


Ich habe jetzt aber den ganz dummen Verdacht, dass das systembedingt ist.

Kennst Du in der Geschichte eine KP, die sich anders verhalten hat, nachdem sie an die Macht gekommen ist, als Mao hier, nämlich diktatorisch und ohne Rücksicht auf die Bevölkerung?


Es ist doch offensichtlich, dass es zwischen KPR, KPChina, KPD, SED, KPCuba oder gar KPNordkorea und KPKambodscha erhebliche Unterchiede gibt, die nicht losgelöst betrachtet werden können von den jeweiligen historischen und ökonomischen Umständen.

Insbesondere die Rücksichten auf *die Bevölkerung* sind doch höchst unterschiedlich verteilt zwischen den genannten Parteien.

Aber: Kommunistische Parteien regierten bisher ausschließlich in Ländern der Peripherie*), womit wir wieder beim Thema und bei den Theorien von Christian Gerlach wären.

*) abgesehen von Ostdeutschland und der allerdings vollkommen abhängigen SED.

fwo hat folgendes geschrieben:
Wie verträgt sich das überhaupt, der Anspruch des Kommunismus und dieser Verschleiß an Bevölkerung, um den Kommunismus durchzusetzen?


Der Anspruch der chinesischen KP bestand sicherlich nicht darin, den Kommunismus durchzusetzen, indem man ein millionenfaches Verhungern durchsetzt. Dieses war ja eben gerade nicht das Ziel im Gegensatz etwa zum Holocaust, wo es ja explizites Ziel war, etwa die Juden als Menschen auszurotten.

Ansonsten: Wenn man mal den Krieg einer - beliebigen - kommunistischen Armee gegen - irgendwelche - Invasoren betrachten würde, so würde man sicherlich feststellen, dass jene kommunistische Armee auch tödliche Waffen einsetzen würde. Wie vereinbart sich die Übernahme von Methoden der Invasoren-Armee durch die Kommunisten-Armee mit den Zielen des Kommunismus?

Dürfen Kommunisten Methoden der bürgerlichen Regime übernehmen, um diese zu bekämpfen? Das bezieht sich auch auf die von Diskordianerpapst erwähnten kapitalistischen (?) Kennziffern.

Ich sage dazu, dass es sicherlich das Ziel von Kommunisten sein muss, die inhumanen Methoden der bürgerlichen und feudalen Gesellschaften nicht zu übernehmen. Leider hat Mao hier versagt, indem er just neofeudale Methoden angewandt hat.

fwo hat folgendes geschrieben:
btw:

Hungertod ist nicht einfach Tod, sondern eine sehr qualvolle Art zu sterben. Und für jeden Toten kannst Du da noch ein paar dazuzählen, die ähnlich gequält wurden, aber eben überlebt haben. Man kann sich gut vorstellen, wie dann das Militär knüppeln muss, um daraus keine revolutionäre Situation entstehen zu lassen - und das alles zum Wohle des Volkes.


Man könnte die Versuche der Sowjetunion und Chinas unter Mao als komprimierte Wiederholung der kapitalistischen Industrialisierung inklusive Sklaverei und Kolonialismus im Zeitraffer und in einem Land ansehen. Diese beiden bäuerlichen und rückständigen Länder sind nicht nur in Sachen Industrialisierung und Aufbau einer Warengesellschaft in die Fußstapfen Nordamerikas und Westeuropas getreten, sondern auch in Sachen Massenmorde.

Das Paradigma war wohl: Nachholende Entwicklung um jeden Preis, Industrialisierung mit aller Gewalt. Und das war sicherlich der Kern der Gewaltexzesse. Wie Trotzki einmal sagte: Kommunismus bedeutet nicht nur, moderne Fabriken zu bauen.

Lenin hat im Unterschied zu Mao immerhin begriffen, dass sich die Phase der Industrialisierung und des Kapitalismus nicht einfach so überspringen lässt. Mao wollte aus einer rückständigen Agrargesellschaft direkt in eine kommunistische Gesellschaft springen. Ein Wahnsinn!

Schon Marx hatte eine - erfolgreiche - sozialistische Revolution in Russland für unmöglich gehalten wegen der ökonomischen (und damit auch kulturellen und politischen) Rückständigkeit. Letzten Endes sollte Marx Recht behalten, aber was hilft es den Millionen von Opfern?

fwo hat folgendes geschrieben:
Das mit "Das waren also auch verheerende politische Fehlleistungen" zu beschreiben, erinnerte mich eben spontan an eine Reportage über einen Elsässer in Vietnam, der als Fremdenlegionär da hingekommen ist und anschließend da hängengeblieben. (Diese Reportage ist lange her, aber ich fand sie so eindrucksvoll, dass sie mir noch im Gedächtnis ist)

In dieser Reportage erzählte er Folgendes (aus dem Gedächtnis wiedergegeben s.o.)
Zitat:
Da ist mir mal ein dolles Ding passiert.
Es hatte einen Luftangriff gegeben und in der Straße vor dem Dorf waren Bombentrichter, die die Straße unpassierbar machten. Ich bekam also den Auftrag, mir 20 Leute zu nehmen und die Bombentrichter zu füllen. Die mussten sich also vor den Trichtern aufstellen, und ich habe die dann mit der MP erschossen, dass die in die Trichter fielen. Das hat aber nicht gereicht und ich bin dann ins Dorf, um mir noch ein paar zu holen. Und dabei habe ich dann erfahren, dass das gar nicht so gemeint war, sondern dass diese Leute die Trichter zuschaufen sollten....

Der erste Satz diese Zitates(fett) ist wörtlich und der Grund, warum ich das Ganze im Gedächtnis behalten habe. Er ist ähnlich unpassend wie "Das waren also auch verheerende politische Fehlleistungen".

Fehlleistungen mit derartigen Folgen nennt man normalerweise Verbrechen gegen die Menschlichkeit.


Wenn sie Absicht sind, sicherlich. So weit ich verstanden habe, lautete der Befehl aber anders, oder?

Es ist allerdings bekannt, dass in den damaligen feudalen Gesellschaften Asiens Menschenleben tatsächlich wenig zählten. Das sollte man aber jetzt nicht der vietnamesischen kommunistischen Partei unterstellen, die ja den Widerstandskrieg gegen die imperialistische USA erfolgreich organisierte.

Effô Tisetti hat folgendes geschrieben:
Skeptiker hat folgendes geschrieben:

Ohne 1. den ökonomischen Hintergrund der rückständigen, bäuerlichen Verhältnisse in China und 2. die militärische und imperialistische Bedrohung durch die bürgerlichen Staaten hätten Maos *Ideologien* nicht solche Auswirkungen gehabt. Vielmehr hätte unter günstigeren Bedingungen China mehr Ruhe und Zeit zur Verfügung gestanden, um die Entwicklung in sozialistische und menschliche Bahnen zu lenken, wie es ja immerhin beabsichtigt war ...-


Wir halten fest: "Schuld" sind d.E. die "Umstände" (1.) und die "Anderen" (2.). Dabei dürfte es sich um die älteste und - mit Verlaub - dümmste Rechtfertigungsstrategie von Verbrechern handeln - großen und kleinen, ideologisch rechts, mittig oder links motivierten. Und natürlich sollte das eigentlich menschlich und "sozialistisch" abgehen. Hat halt nicht geklappt, ging nicht anders. Tja... Mit den Augen rollen


Da drehst du mir meine Worte im Munde um und merkst es anscheinend selber nicht. Nichts davon habe ich geschrieben.

Ich zitiere noch mal:

Zitat:
Gerlachs vordringliche Absicht besteht denn auch darin, das von Raphael Lemkin am Schicksal der Armenier entwickelte Paradigma des »Genozids« als wissenschaftliche Kategorie zu verabschieden. In der Genozidforschung soll, oft auf schmaler empirischer Basis, der Beweis dafür angetreten werden, dass ein verbrecherisches staatliches Regime eine meist ethnisch definierte Opfergruppe ausrottete, weil es sie ausrotten wollte. Unter der Hand werden, so Gerlach in einem klugen Essay am Ende seines Buches, ethnische und nationale Identitäten durch historische Genozid-Narrative konstruiert, die der wissenschaftlichen Überprüfung oft nicht standhalten.

Stattdessen lenkt Gerlach den Blick auf halbstaatliche (namentlich Milizen) und nicht staatliche Akteure massenhafter Gewalt, mithin auf die Gesellschaftsgeschichte des wirtschaftlich und politisch motivierten Massenmordes in Zeiten einer langfristig angelegten, jedoch zeitlich begrenzten Krise. »Vorkommen und Durchschlagskraft von Massengewalt hängen von einer breiten Unterstützung unterschiedlicher Kreise ab, doch dies beruht auf vielfältigen Beweggründen und Interessen, die bewirken, dass sich Gewalt in verschiedenen Richtungen, in unterschiedlicher Intensität und Form ausbreitet.«

Die Krise, die solche massenhafte Partizipation bedingt und ermöglicht, ist oft genug jener Vorgang der ursprünglichen Akkumulation im Marxschen Sinne, bei dem eine dominant agrarische in eine dominant industrielle Gesellschaft überführt wird, was zu massiven sozialen Verwerfungen und Mobilität, Hunger, erzwungener Migration und Raubgier führt.


http://www.zeit.de/2011/28/L-P-Gerlach/komplettansicht


Das gilt eben nicht nur für China, sondern gerade auch für die heutigen westlichen Staaten, deren Grundpfeiler die Gebeine der vielen Millionen ermordeten Sklaven und Gewaltopfer in ihren eigenen Ländern sowie in den Kolonien sind.

Dazu kann man anmerken, dass angesichts der jüngsten Irak-Kriege oder des Gemetzels in Syrien die westlichen *Kulturländer* weiterhin und wohl auch in Zukunft durch die Schaffung von Millionen von Opfern ihren ... öhm ... *Humanismus* zu Hause weiterhin sicherzustellen gedenken ...-

edit:

Zitat:
Madeleine Albright hatte während eines Fernsehinterviews auf die Frage, ob das US-amerikanische Embargo gegen den Irak, das eine halbe Million irakischer Kinder das Leben gekostet hat, diesen Preis wert gewesen sei, mit „es ist diesen Preis wert“ geantwortet. In ihrer Autobiografie bezeichnete sie diese Antwort später als „politischen Fehler“.

https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Madeleine_Albright&oldid=151518506


Klar, es war ein politischer Fehler, gesagt zu haben, was sie wirklich dachte. So was äußert man höchstens im Kreis Gleichgesinnter. Außer solchen Figuren wie Donald Trump wissen das westliche Politiker in der Regel auch.
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